Den Profifotografen sind die Unterschiede zwischen Canon-Kameras und Fujifilm-Kameras vielleicht mehrheitlich bekannt. Was aber soll ein Einsteiger oder Umsteiger von beiden Kamerasystemen halten? Ich möchte ein bisschen Licht in die unterschiedlichen Bedienungen und Resultate der beiden Marken bringen. Sie werden im Laufe des Artikels merken, wie schwierig das ist :-)
Dieser Bericht Canon oder Fujifilm basiert auf den Informationen von 2017. Natürlich sind die zugrunde liegenden Kameras inzwischen nicht mehr aktuell. Dennoch lohnt sich das Lesen des Berichts.
Canon oder Fujifilm kaufen?
Gleich zu Anfang sei angemerkt, dass es eine Glaubensfrage sein kann, ob man Canon oder Fujifilm, Nikon oder Sony, Olympus oder Panasonic, Leica oder andere Markenkameras kauft. Wenn man sich als Autor eines Artikels für die eine oder andere Marke ausspricht, dann ist das subjektiv und wird von Fans der anderen Marke sofort als Unsinn abgetan.
Es gibt nicht wenige Fotoamateure, die sich nach dem Kauf der eigenen Kamera gerne selbst bestätigen möchten, dass sie richtig entschieden haben. Vielleicht darf ich das mal vorweg nehmen: wirklich falsch kann man beim Kauf gar nichts entscheiden. Die Kamerahersteller produzieren inzwischen auf so hohem Niveau, dass man mit jeder Kameramarke hervorragend fotografieren kann. Das Auge macht das Foto – auch wenn es schon ein bisschen abgegriffen ist, es stimmt immer noch.
Die Unterschiede der Kameras
So sind manche Unterschiede marginal, andere recht groß und vor allem auch subjektiv. Ich rate jedem Einsteiger der Fotografie und jedem begeisterten Fotoamateur mit Vorwissen dazu, die Kamera auch nach guter Handhaltung, Geschmack und passender Bedienung zu erwerben. Diese Kriterien können dazu führen, dass der eine die kleine spiegellose Olympus-Systemkamera kauft, der andere die schwere Nikon Spiegelreflex-Systemkamera.
Der Verwendungszweck der Kamera
Jeder Landschaftsfotograf, der gerne seine Bilder groß an die Wand hängen oder verkaufen möchte, wird zudem darüber nachdenken, eine Digitalkamera mit mehr als 30 Megapixeln zu erwerben. Ein Amateur, der gerne vorwiegend Videos dreht, wird größten Wert auf ein drehbares und schwenkbares Klappdisplay legen. Der Sportfotograf benötigt eine möglichst große Bildfrequenz und präzise nachführenden Autofokus. Ein anderer denkt über den Preis nach und muss den Familienzuwachs mit kalkulieren.
Alle Vorüberlegungen zur Verwendung der Kamera sind wichtig. Keiner, der sich im Vorfeld gut informiert, kauft die falsche Kamera oder Kameramarke. Es gibt keine falsche Marke.
Wenn ich also mal schreibe, dass ich inzwischen die spiegellosen Systemkameras mit elektronischem Sucher von Fujifilm bevorzuge, dann ist das subjektiv und soll ausschließlich zusätzlich informieren. Meistens schreibe ich aus meiner persönlichen Ansicht heraus und kündige das schon zu Beginn des Artikels an. Es handelt sich dann um eine Meinung. Das hier ist sicher nur meine Meinung!
Jetzt möchte ich einige wesentliche Unterschiede von Canon zu Fujifilm Kameras herausarbeiten.
Vergleich Gewicht – Mein Fehler
Zugegeben, den ersten Fehler habe ich schon gemacht: ich habe das Gewicht einer Fujifilm X-T2 mit einer Vollformatkamera verglichen. Das ist Quatsch. Will man mit einer X-T2 länger als eine Stunde intensiv fotografieren, dann ist es ratsam den Batteriegriff zu erwerben und zwei oder drei Akkus gleichzeitig zu nutzen (plus 3 in Reserve!). Das macht die Kamera und Ausrüstung wieder schwerer. Außerdem kann ich schlecht Vollformatobjektive mit APS-C Objektiven vergleichen. Natürlich sind Vollformatobjektive schwerer (größerer Durchmesser der Gläser).
Wie kam mein Fehl-Vergleich zustande? Ich gehe sonst mit der Canon 5D Mark IV auf Tour und die wird mir mit zunehmendem Alter schlicht zu schwer an langen Tagen. Jetzt nehme ich ab drei Stunden Fotografie, Reportagen und Touren lieber die im Vergleich, leichtere Fujifilm Ausrüstung mit. So einfach ist das. Hätte ich in der Vergangenheit lieber nicht Äpfel mit Birnen verglichen :-).
Trotzdem lieber die Fujifilm
Wenn ich Ihnen jetzt aber aus tiefster Überzeugung sage, dass ich aus Gründen der Handhabung und nach dem Vergleich der Bildqualität lieber die Fujifilm X-T2 mitnehme? Die Kleine überzeugt mich auf Reportagen schlicht mehr. Stimmt dann meine Begründung wieder?
Übrigens nehme ich das mit der Bildqualität nicht Pixelgenau. Ich will damit aussagen, dass ich die Fuji X-T2 einfach lieber mitnehme, egal ob mir 6 Megapixel zur 5D Mark IV fehlen. Der subjektive Bildeindruck wie die Vorteile vieler anderer Eigenschaften der X-T2 überwiegen so stark, dass ich die Canon immer öfter liegen lasse. Und nichts anderes möchte ich jemals aussagen.
Wurst oder Vegetarisch
Wenn Sie jetzt Bodybuilder sind, dazu jung und das Testosteron noch stark durch die Adern schwillt, dann ist Ihnen vielleicht das Gewicht Wurscht. Ich bin aber ein bisschen Vegetarier und möchte nicht mehr so schwer schleppen. Auf längeren Touren nehme ich den optionalen Power-Booster-Griff der X-T2 nicht mit und bin so erheblich leichter unterwegs. So ist eben jeder anders und es gibt nur persönliche Gründe für das eine oder andere, die man keinem Dritten aufdrängen kann.
Übrigens würde ich im (Fittness-) Foto-Studio immer wieder zur Canon greifen. Das liegt unter anderem daran, dass ich keine Lust habe, für das Fujifilm-Tethering mit Lightroom Geld hin zulegen. Komische Begründung, stimmt aber bislang trotzdem.
Und für Wildlifefotos oder Sportfotos nehme ich wieder die Canon EOS 7D Mk II mit dem langen Tamron-Zoom 150-600mm, bis Tamron endlich auch für Fujifilm solche Tüten anbietet.
Die Fotoergebnisse
Vergleichen wir jetzt besser mal APS-C Kameras miteinander. Richtig und wichtig ist der Vergleich der (in meinem Falle subjektiven) Fotoergebnisse. Und hier stelle ich fest, dass ich die Fujifilm X-T2 bis zu 12.800 ISO nutze, während ich bei meiner Canon 7D Mark II alles über 3.200 ISO, ja sogar lieber alles über 1.600 ISO vermeide. Fairer Weise muss man feststellen, dass die Canon EOS 7D Mark II schon eineinhalb Jahre länger auf dem Markt ist.
Kommen wir langsam zum Punkt, ich schwafele wieder. Wer die Fujifilm X-T2 lieber mag als die Canon EOS 7D Mark II, der darf weder Sportfotograf, noch Wildlifefotograf sein. Denn von Canon gibt es mehr lange Objektive für den großen Abstand zum Motiv. Ein Kompromiss für Fujifilm Besitzer wäre noch das 100-400mm Zoomobjektiv mit 1.4 Telekonverter. Aber da reden wir dann schon über Offenblenden, die für viele Fotoamateure und Profis nicht in Frage kommen.
Ich persönlich habe die Fujifilm vor allem deshalb bekommen, weil ich die Schwarzweiß-Fotografie und das quadratische Format liebe. Beides kann ich im Sucher schon während der Aufnahme sehen und damit auch schwarzweiß quadratisch denken und gestalten.
Schließlich, nach mehreren Monaten der intensiven X-T2-Nutzung, bin ich auch vom Rest der Vorteile überzeugt. Seitdem wettere ich daher lautstark über die bisherige Canon-Weigerung, den spiegellosen Systemkameras mehr Stellenwert im Canon-Sortiment einzuräumen. Und das obwohl ich auch Canon sehr lieb habe :-).
Ich kann zwei riesige Vorteile der Fujifilm zu Canon erkennen:
- Die Bilder kommen aus der Fujifilm auch dank des elektronischen Suchers fertig und hervorragend heraus. Bei Canon muss ich das RAW bearbeiten, was mich, je nach Aufgabe, bis zu dreimal so lange vom Sonnenlicht abhält, wie das Fotografieren zeitlich in Anspruch nimmt.
- Das Klappdisplay der X-T2 ist bei jedem Ausflug in kräftigem Gebrauch. Dieses fehlt mir bei der 7D Mark II und 5D Mark IV von Canon leider völlig.
Dazu darf ich vielleicht noch anmerken, dass mir die 5D Mark IV zu teuer vorkommt. Und vielleicht sollte ich für das Klappdisplay statt der EOS 7D MK II lieber die EOS 80D in Betracht ziehen? Das kann gut sein, aber dann vergleichen wir 7 Bilder pro Sekunde mit fast 14 Bildern pro Sekunde der X-T2. Und wir reden über total verschiedene Preisklassen. Mensch ist das alles schwierig!
Heute ging ich mit der Fujifilm X-T2 und dem schon legendären 56mm F/1.2 Objektiv raus. Ich fotografierte Mohnblüten im Gegenlicht und war ziemlich froh, dass ich mit F/1.2 belichten konnte – dank des elektronischen Verschlusses, der mir 1/20.000 Sekunde zur Verfügung stellte. Geht bei Canon nicht, da muss ich den Graufilter raus holen und bis dahin ist meist das Licht weg.

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Noch ein subjektives Argument
Und jetzt noch was völlig Subjektives: Die Fujifilm gefällt mir von Seiten der Bedienung besser, weil ich noch mit Kameras aufwuchs, bei denen die Blende vorne am Objektiv eingestellt wurde. Das ist wieder insofern merkwürdig, als ich den elektronischen Sucher der X-T2 dem optischen Sucher von Spiegelreflexkameras mittlerweile vorziehe.
Mit diesem Absatz muss ich ganz leise sein und darf nicht anfangen zu weinen. Ich flüstere lieber mal: Die Canon bediene ich im Schlaf und was das Unternehmen mir mit den C1, C2, C3 Customfunktionen anbietet, das kann Fujifilm auf Grund des anderen Bedienkonzeptes nicht hinlegen. Verraten Sie es aber bitte nicht weiter, denn im Moment bin ich auf dem Fujifilm Trip, lach.
Fazit Unterschiede Canon und Fujifilm
Ob Ihnen meine Ausführungen nun geholfen haben? Ich weiß nicht so recht. Die Materie ist doch recht schwierig in Worte zu fassen. Vielleicht ist es besser, sie halten beide Kameras mal in Händen und fragen vorher Ihr Portemonnaie.
Tipp: Mieten Sie beide Kameras für ein Wochenende und lassen sich den Mietpreis auf den Kaufpreis anrechnen.
Ich habe die Unterscheidungen nur angeschnitten. In Wahrheit gibt es viel mehr Unterschiede Canon und Fujifilm (Liste sicher nicht vollständig):
- Canon bietet dem Fotografen für seine Spiegelreflexkameras ein riesiges Objektiv-Sortiment und weiteres wichtiges Zubehör.
- Canon hat einen exzellenten Service in Sachen Reparaturen. Den von Fujifilm habe ich noch nicht benötigt; der soll auch hervorragend sein.
- Canon sperrt sich bislang gegen den elektronischen Sucher indem es schlicht zu wenige Objektive für diese Systemkameras wie die EOS M5 entwickelt. Schade auch, dass Canon nicht versucht hier mitzuhalten und Verbrauchern keine wirklich hervorragenden spiegellosen Kameras zur Verfügung stellt.
- Der Marktführer hat es geschafft, dass man weiße Objektive immer mit der Marke Canon identifiziert. So geht hervorragendes Marketing.
- Fujifilm rüstet mit Firmwareupdates seiner X-Serie-Kameras neue Funktionen kostenlos nach. Seit kurzem kann ich mit der X-T2 Audiobemerkungen zu den Fotos aufnehmen (es gab noch andere Funktionserweiterungen).
- Fujifilm baut Design-Kameras, die Retro aussehen und zumindest die Kreativität meiner Fotografie mehr beflügeln.
- Die Fujinon Objektive gehören zu den besten Objektiven auf der Welt. Sorry, jetzt ist es raus!
- Die Fuji Film-Simulationen sind wunderschön und geben manchem Foto genau den richtigen Ausdruck. Ich liebe die Schwarzweiß-Varianten.
- Fujifilm macht sein Marketing über Blogs. Klasse Idee!
Unterschiede Canon und Fujifilm- Beide sind schön zu haben
Wäre es letztlich nicht schön, wenn man sich beide Systeme leisten könnte? Aber da muss man ja mal ehrlich sein: wenn man sich ein anderes System dazu kauft, dann investiert man leider viel Geld in die Objektive und anderes Zubehör wie Blitzgeräte. Überlegen Sie es sich also gut. Eine Marke werden Sie über kurz oder lang abgeben, wenn Sie kein Sammler werden möchten.
Entscheiden Sie am besten nach dem Bauchgefühl. Nehmen Sie beide Kameramarken in die Hand und prüfen Sie Ihr Gefühl, nicht bloß Ihren Verstand. Ich kann Ihnen versichern: Beide Marken sind hervorragend! Verraten Sie aber bitte nicht weiter, dass ich das gesagt habe…
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© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Unterschiede Canon und Fujifilm – *Meinung
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