Die analoge Fotografie ist kein Rückschritt – sie ist ein bewusster Schritt zurück zur Essenz des Fotografierens.
Inhaltsverzeichnis
- 10 gute Gründe für analoge Fotografie – und warum Digital manchmal zu einfach ist.
- Zurück zur Essenz: 10 Gründe, warum analoge Fotografie heute Sinn macht
- 1. Das andere analoge Foto
- 2. Jeder Film ist ein kreativer Filter
- 3. Digitale Fotografie ist zu einfach
- 4. Schwarzweiß per Excellence
- 5. Mechanische Schätze
- 6. Wartezeit
- 7. Andere Fotografen mit anderer Lebenseinstellung
- 8. Andere Fotoqualität
- 9. Negative sind nicht flüchtig
- 10. Film-Fotografie und Digitale Fotografie – Das Lernen
- Erzählung aus dem analoge Leben
- Konklusion spannende 10 Gründe für analoge Fotografie
10 gute Gründe für analoge Fotografie – und warum Digital manchmal zu einfach ist.
Wer analog fotografieren kann, für den ist die digitale Fotografie irgendwann vielleicht nicht mehr das Gelbe vom Ei.
Ich selbst fotografiere sicherlich mehr als 90 Prozent meiner Aufnahmen digital. Und ich erwische mich dabei, über 90 Prozent dieser Fotos nicht mehr anzusehen. Das muss mir zu denken geben, denn mit der digitalen Fotografie geht ein Wertverlust der Fotografien einher, die Fotos versauern auf der Festplatte.
Wir belichten digital einfach zu viele Fotos. Genau diese Inflation an Fotografien, führt nicht zu einer höheren Wertschätzung, sondern zu einem Verlust von Anerkennung der guten Fotografie. Und wenn wir uns die analogen Fotografien ansehen, dann sind sie auf den ersten Blick vielleicht sogar verdammt anders als die digitalen.
Foto oben: Drei analoge Kameras (Pentax Kleinbild, Hasselblad Mittelformat 6×6, Mamiya 6×7), ein Belichtungsmesser, Filmrollen und Objektivfilter für die analoge Fotografie.
Wertschätzung der Fotografie
Die Wertschätzung fängt bereits bei dem haptischen analogen Film an. Es ist überaus komplex für Hersteller wie Kodak, Harmann (Ilford) und andere Hersteller, die Filme zu beschichten. Wer versteht, wie aufwendig das ist, der ist schon im Thema, denn es geht anspruchsvoll weiter.
Die Kosten für die analoge Fotografie haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Seit die Fotografie mit digitalen Kameras so unentbehrlich wurde, weil sie vermeintlich billig und sofort verfügbar ist, sind die Preise von analogen Kameras und Film explodiert. Weil sich so viele Menschen für die analoge Fotografie interessieren und dem schnellen, sofortigen Ergebnis, der Schnelllebigkeit der Gesellschaft entgehen wollen.
Da waren ein paar Menschen, die verraten haben, dass die analoge Fotografie etwas Besonderes ist und seitdem zahlen manche von uns Mondpreise für über 50 Jahre alte Kameras und gefrorene Filme. Warum dieser Hype? Was steckt hinter der analogen Fotografie? Richtig, auch eine andere Wertschätzung!
Was also könnten Gründe sein, heute noch einmal die Film-Fotografie aufleben zu lassen? Ein Plädoyer für die analoge Fotografie im Jahr 2025:
Zurück zur Essenz: 10 Gründe, warum analoge Fotografie heute Sinn macht
Ich habe lange geforscht, warum die analoge Fotografie gerade jetzt eine solche Faszination auf den einen oder anderen Fotografen – mich inklusive – ausstrahlt. Inzwischen bin ich sicher, die wahren Gründe für die analoge Fotografie zu kennen. Es sind 10 Gründe für analoge Fotografie, die Sie motivieren können, einen Film einzulegen:
1. Das andere analoge Foto
Das analoge Foto wird mit mehr Aufmerksamkeit, höheren Kosten, anderer innerer Einstellung der Fotografin, des Fotografen erstellt. Oftmals wird erst genau die Belichtung gemessen, der Druck auf den Auslöser erfolgt überlegt, denn jeder analoge Schuss kostet Geld.
Foto: Spaziergang mit der Hasselblad Kamera. Peter fotografiert analog vom Stativ. Mehr Zeit für die Fotografie, bewussteres Belichten, Gestalten, Haptik und Wertschätzung.
Das Bewusstsein führt nicht nur zu weniger Fotos, sondern auch zu einer anderen Wertschätzung der Aufnahme. Und im Endeffekt oft auch zu besseren Fotografien, denn die Aufnahme erfolgt überlegter. Hinzu kommt das Korn und die Filmanmutung. Jeder analoge Film ist anders und die Nostalgie in den Farben und der Anmutung auch schwarz-weißer Negative ist eine andere als der saubere Anblick digitaler Aufnahmen.
2. Jeder Film ist ein kreativer Filter
Analoge Fotografie: Ein atemberaubendes Winterfoto mit Hasselblad 503 fängt frostbedeckte Pflanzen auf einem sonnenbeschienenen Feld ein und zeigt zarte Eiskristalle auf schlanken Stängeln und Grashalmen. Die Farben sind einzigartig.
3. Digitale Fotografie ist zu einfach
Wenn ich digital fotografiere, dann stelle ich sofort fest, wie oft ich auf den Auslöser drücke oder gar Serienfotos, AEB-Serien, Fokus-Bracketing-Serien aufnehme. Ich überlege nicht so genau, wie ich es mit einer analogen Kamera anstelle. Das hat zur Folge, dass wir alle eher mal losballern, als genau zu überlegen. Das Fotografieren mit nur einer Aufnahme hat hingegen oft die bessere Belichtung und Gestaltung (zu den Gründen gleich mehr).
Einfach ist digitale Fotografie, weil ich in vielen Fotothemen sofort ein Ergebnis überprüfen und noch einmal korrigieren kann. Ausnahmen sind Sportfotografie, Actionfotografie, Wildlifefotografie und ein paar andere Fotothemen, die digital Sinn ergeben, weil die Serienbilder eine wichtige Rolle spielen.
Mit der spiegellosen Technik und dem Smartphone, sind wir fotografisch noch vor dem Foto in der Lage, zu korrigieren. Der Autofokus, die Schärfentiefe, die Belichtung, alles kann noch vor dem Auslösen korrigiert werden. Das ist viel zu einfach!
Die Fotografie mit digitalen Kameras oder Smartphones ist für erfahrene Fotografen keine Herausforderung.
Analoge Fotografie kämpft mit Schwierigkeiten. Gewählt wird der Film mit der richtigen ISO (Push oder Pull) und gewünschtem Aussehen. Der Film muss richtig eingelegt werden, die Belichtungsmessung muss stimmen, denn Filme und Entwicklung sind teuer. Noch dazu ist das große alte Thema Staub auf dem Negativ nicht wegzubekommen. Jeder Abzug und jeder Scan begleiten das Thema Staub und Imperfektion. Und genau diese Imperfektion macht die analoge Fotografie auch so interessant.
Letztlich ist analoge Fotografie zeitlich so viel aufwendiger und teurer, dass viele die digitale Fotografie vorziehen. Und richtig, berufliche Aufträge sind kaum noch analog vorstellbar, auch wegen der zeitlichen Erwartung der Kunden.
Wenn ich aber privat Freude an der Fotografie erleben möchte, dann gehe ich oft wieder den Weg der analogen Fotografie.
Vielleicht sind es 90 Prozent aller auslösenden Menschen, die noch nicht wissen, wie die korrekte Belichtung funktioniert. Und es findet in der Regel auch keine Belichtungskorrektur statt. Die Ergebnisse an schiefen, falsch belichteten Fotos kann man jeden Tag in Fotoblogs betrachten. Die Qualität der Aufnahmen ist oft miserabel, gewünscht wird ein Like vom Ego. Hier helfen nur Trainings und tägliche Übung. Ein guter Foto-Unterricht erklärt auch die Belichtungskorrektur und das manuelle Fokussieren.
Für die analoge Fotografie muss ich wesentlich mehr Know-how aufbringen. Ich sollte genau wissen, wo ich scharfstelle und wie. Dem integralen Belichtungsmesser darf ich nicht vertrauen. Ich muss mich mit dem Film auskennen und wissen, wie ich ihn belichte, welche ISO, welchen Dynamikumfang ich beachten muss.
Auch die Bildgestaltung ist angesichts des Preises eines einzigen analogen Fotos bewusster. Alles ist schwieriger in der analogen Fotografie, bis hin zur Entwicklung und zum Scan der Negative oder des Umkehrfilms. Und nicht nur das macht den Reiz der Film-Fotografie aus.
4. Schwarzweiß per Excellence
Digitale Schwarz-Weiß-Aufnahmen werden häufig mit einer Rückfahrkarte zur Farbe gebucht. Fotografen stellen RAW und JPG ein und können das RAW immer noch farbig entwickeln. Das ist bei der schwarz-weißen Film-Fotografie unmöglich. Hier entstehen einzigartige und wunderbare Ergebnisse, je nach gewähltem analogen Film.
Analoge Fotografie: Magnolien-Foto schwarzweiß, fotografiert mit Pentax 67 im Format 5×4.
Beispiele sind Ilford FP4, HP5, Kodak Tri-X, CINESTILL, FOMAPAN. Egeal welchen Film Sie wählen, ist das entstandene Foto ein Unikat. Und es gibt kaum etwas Schöneres, als auch einmal schwarzweiß zu fotografieren!
Sie können schwarz-weiße Filme sogar relativ einfach selbst entwickeln. Was es dazu braucht, ist ein Starterkit für die Entwicklung. Ob Sie die Negative selbst scannen oder in einem Vergrößerer den Abzug analog erstellen, ist Ihre Wahl.
5. Mechanische Schätze
Mein Herz schlägt für die alten, mechanischen Kameras. Sei es eine Kleinbildkamera oder eine Mittelformatkamera, in dem Gerät ist eine wertvolle und ausgereifte Mechanik, die auch nach 50 oder 80 Jahren noch einen Puls hat.
Foto: Nahaufnahme eines analogen Kameraobjektivs mit sichtbaren Fokus- und Blendeneinstellringen. Zahlen und Markierungen kennzeichnen die Einstellungen für präzise Fotoanpassungen und fangen den Charme der analogen Fotografie ein.
Die analogen Kameras beweisen, dass wir keine Serienbildfunktion, keinen Autofokus, keinen automatischen Belichtungsmesser und Elektronik benötigen. Alles, was es braucht, ist eine alte Kamera, einen Film und einen externer Belichtungsmesser. Was dabei herauskommt, ist in meinen Augen bei Weitem besser als jedes Foto aus dem Smartphone.
Aber die Ansicht von analogen Fotos ist subjektiv, darüber mag jeder denken, wie er möchte. Oftmals folgt die Erkenntnis der viel zu sauberen digitalen Fotografie.
6. Wartezeit
In den analogen Negativen ist nicht einmal vermerkt, mit welcher Verschlusszeit, Blende und welcher Entfernungseinstellung ich fotografierte. Wie kann das alles ein Vorteil sein?
Sie wissen doch, was ich meine: Man muss warten – und freut sich ganz anders auf die Ergebnisse der analogen Negativentwicklung. Schicke ich den Film zu einem Labor und bekomme entweder die Negative oder auch den Scan, dann dauert das in der Regel mehrere Tage, vielleicht sogar mal zwei Wochen.
Und genau das macht die Sache unglaublich spannend und schön. Die Wartezeit ist eben etwas ganz anderes als sofortige Ergebnisse. Nachdem man analog fotografiert hat, ist man wieder im Jetzt angekommen. Die Wartezeit macht vieles bewusster, vor allem in der heutigen Welt, in der ich nicht mehr in eine Bücherei laufen muss, um etwas nachzuschlagen.
7. Andere Fotografen mit anderer Lebenseinstellung
Als analoger Fotograf ist man mit ganz anderen Menschen zusammen. Das sind keine flüchtigen Begegnungen, sondern es sind Treffen unter Gleichgesinnten. Wer analog fotografiert, der ist auf einem anderen Lebenstrip und findet eine starke analoge Gemeinschaft.
Foto: Optik-Oldschool Impressionen in der Lounge. Analoge Fotografinnen und Fotografen im Gespräch.
Ich schließe nicht aus, dass auch die eine oder andere digitale Fotografin, der eine oder andere digitale Fotograf eine andere Wertschätzung und Einstellung hat, aber analoge Fotografen sind Überzeugungstäter. Diese Menschen zu treffen ist einzigartig, und sofort ist klar, die Gründe für die Fotografie sind dieselben.
8. Andere Fotoqualität
Nein, ich kann nicht behaupten, dass die Kleinbild-Negative oder Mittelformat-Negative mit der heutigen Auflösung von hochauflösenden Kameras mithalten kann. Das Mittelformat noch am ehesten, wenn es um große Abzüge geht.
Auch ist das Aussehen der gescannten Fotos nicht so sauber, wie ein digitales Foto es sein kann. Aber gerade das kann es ausmachen. Wenn ein Foto mit analogem Korn, verschobenen Farben und sogar einem Lichtleck des Magazins den Eindruck von Nostalgie aufkommen lässt, dann geht beim einen oder anderen Fotografen das Herz auf. Und die Fotos aus der analogen Kamera sind eben einzigartig und unvergleichbar, was bei digitalen Fotos doch austauschbar erscheinen kann.
Analoge Fotografie: Diese analoge Aufnahme mit der Hasselblad zeigt einen Lichteinfall im A12 Magazin.
9. Negative sind nicht flüchtig
Das Negativ ist dem digitalen Foto tatsächlich in der Lebensdauer oft überlegen.
10. Film-Fotografie und Digitale Fotografie – Das Lernen
Wer mit Film fotografieren kann, für den ist die digitale Fotografie ein Leichtes. Wer aber digital fotografieren kann, der steht mit der Film-Fotografie erst einmal am Anfang. Das betrifft die Filmeigenschaften, das Handling der Kamera und die Belichtungsmessung. Generell ist die Film-Fotografie eine hervorragende Schulung für die digitale Fotografie, mit der man die sofortigen Ergebnisse anders schätzen lernt.
Erzählung aus dem analoge Leben
Egal wohin ich mit einer analogen Kamera gehe, jedes Mal fühlt es sich anders an. Es ist ein ganz neues Lebensgefühl, verbunden mit faszinierender Technik, Filmen, den geheimnisvollen Zügen von Negativen – und vielleicht sogar ein bisschen digitaler Nachbearbeitung.
Foto von Laurenz Jochheim: Der Autor schießt ein analoges Foto mit der Nikon F2 von Laurenz.
Hybridfotografie, also die perfekte Kombination aus analoger Fotografie, der Entwicklung des Films und der anschließenden digitalen Veredelung, eröffnet eine gänzlich neue alte Welt. Mit digitalisierten Negativen können wir sogar beeindruckende Feinartdrucke erstellen. Wer das noch nicht genug findet, hat immer noch die Möglichkeit, im Fotolabor selbst analoge Abzüge zu schaffen – oder machen zu lassen.
Wenn ich mit einer analogen Kamera nach draußen gehe, spüre ich ein anderes Gefühl. Ich entscheide mich für den Film, der perfekt zur Stimmung und Empfindlichkeit des Moments passt, nehme einen Belichtungsmesser mit und oft auch ein Stativ plus Drahtauslöser. Schon diese Überlegungen und die Vorbereitung auf das Shooting lassen mich die Fotografie langsamer, bewusster angehen.
Die entschleunigte Art des Fotografierens ist weit entfernt von der hektischen Wildlife–Fotografie, Sportfotografie oder Actionfotografie. Es sind eher die ruhigen, intimen Momente der Landschaftsfotografie, Architektur, Reisefotografie oder Porträts, die sich perfekt für die analoge Fotografie eignen.
Was dabei herauskommt, sind Farben und Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die eine ganz eigene, tiefere Sprache sprechen. Wer sich auf diesen Prozess einlässt, wird verstehen, warum. Es ist kein „Muss“, sondern ein „Kann“ – und das in einer lebendigen, passionierten Gemeinschaft von Fotografen, die von jung bis alt das gleiche Ziel haben: die Magie der alten Kameras, Filme, ASA-Werte und Entwicklungstechniken zu bewahren. Diese Freude und diese Gespräche sind das absolute Gegenteil der Anonymität eines Smartphone-Fotos.
Herbstspaziergang mit der Hasselblad Kamera >>
Konklusion spannende 10 Gründe für analoge Fotografie
Egal, ob wir die analoge Fotografie als Poster an die Wand hängen oder in einem Fotobuch zeigen, es ist ein Unikat, für das wir ein Negativ (oder Diapositiv) besitzen. Das Gefühl ist etwas ganz anderes als ein Bild aus Nullen und Einsen auf dem Computer. Und das liegt vor allem an all den komplexen Überlegungen, der aufwendigen Herstellung des Films, der anderen Handhabung aller Komponenten. Es fließt Herzblut in der Film-Fotografie.
Schon der Prozess der Film-Fotografie macht zufriedener als das digitale Foto. Es gehört mehr dazu, hauptsächlich Zeit und Muße. Wer einmal mit einer Mittelformatkamera auf dem Stativ hantiert, weiß, dass das Motiv nicht weglaufen darf. Ich muss mir Zeit nehmen.
Was bedeutet eigentlich „Muße“?
Muße ist mehr als freie Zeit. Sie beschreibt einen Zustand, in dem wir ohne Eile und äußeren Druck einer Tätigkeit nachgehen – mit Hingabe, innerer Ruhe und voller Aufmerksamkeit. Wer mit Muße fotografiert, ist ganz im Moment, nimmt Details bewusster wahr und entscheidet sich mit Bedacht für Bildausschnitt, Licht und Belichtung.
Analoges Fotografieren: Bei Sonnenaufgang knie ich in Mantel und Mütze auf einem frostigen Feld und genieße die sanfte Muße des Augenblicks. Mit einer analogen Kamera (Hasselblad 6×6) auf einem Stativ fange ich die Schönheit der Natur ein, die sich vor dem leuchtenden Morgenhimmel abheben.
Gerade die analoge Fotografie lädt uns zur Muße ein – weil sie uns zwingt, langsamer zu arbeiten, nachzudenken, zu fühlen, bevor wir auslösen. Und genau das kann ein Schlüssel zu besseren, ehrlicheren Bildern sein.
Muße ist heutzutage eine Tugend, die nicht mehr oft anzutreffen ist. Mit dem mehr an Zeit für die analoge Fotografie einher geht die genauere Belichtung, die genauere Wahl der Gestaltung und das bewusstere Auseinandersetzen mit dem Aufnahme-Prozess und dem Motiv.
Es ist fast folgerichtig, dass das Foto mit der Muße, die es braucht, auch ein besseres wird. Ich haste nicht von Motiv zu Motiv, sondern habe Gelegenheit, es zu erleben. Ich kann Ihnen nur dazu raten, in einer alten Kamera einen Film einzulegen und es zu tun. Wer es nicht probiert, erfährt nicht, worüber analoge Fotografen reden.
Wer einmal mit Film fotografiert, wird die digitale Fotografie richtig einordnen können.
Analoges Foto: Raureifbedecktes Gras und Schilf erstrecken sich über das Feld, während im Hintergrund unter einem klaren Himmel kahle Bäume stehen und ein Gefühl heiterer Muße hervorrufen, das an in analoger Fotografie festgehaltene Momente erinnert. Analoges Winter-Foto mit Hasselblad 500CX.
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© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – 10 Gründe für analoge Fotografie 2025 – Faszination Film, echte Fotos, bewusstes Fotografieren.
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Vielen Dank für den ausführlichen Artikel. Ich kann die meisten Aspekte gut verifizieren oder nachvollziehen.
Einige Beurteilungen stellen sich für mich etwas anders dar. Dass Analog teurer ist, stimmt vor allem im Bereich Film und Verarbeitung. Die Gesamtkosten sind aber dramatisch niedriger. Ich habe mir eine perfekte Bronica ETR Si mit Handgriff, Objektiv, 2 Suchern und Magazin für 500.- zugelegt. Weitere Objektive bekommt man um 200.- gebraucht im ausgezeichneten Zustand. Man kann für 1000.- ganze Ausrüstungen bekommen. Bei Canon kann man eine F 1 heute noch revidieren lassen und bekommt für einige Hunderter eine Kamera für die nächsten Jahrzehnte. Bei vielen Canon FD-Objektiven sind die heutigen Preise besonders krass. Ein FD 50-135, das mal 1500.- in den 80er Jahren kostete und das unglaublich gut ist, habe ich für 35.- bekommen. Wenn ich das in Relation zu meinen Digitalinvestitionen setze, sehe ich, dass Digital ein dauerhafter Geldfresser ist. Ich habe digitale Gehäuse, für die ich keine Akkus mehr bekommen konnte. Die gehamsterten Akkus haben mich damals schon mehr als die ganze Canonausrüstung gekostet. Aktuelle Kameras verursachen nun aber so viel weniger Arbeit vor dem Drucken, dass ich diese Kamera und die vielen Akkus nur noch pflege, aber kaum noch verwende. Für deren Nachfolger habe ich wieder viel investiert, inkl. vieler Akkus, die es inzwischen auch nicht mehr neu gibt. Beide Kameras sind aus der Serviceliste genommen worden (Olympus ist da gnadenlos, ein Grund für Fuji) – ein dauerndes Risiko für den Systemtod. Dann die Folgekosten: Die neue Kamera wurde nicht mehr von meiner Software erkannt, deren passende Version hat nicht mit dem Betriebssystem funktioniert, weshalb ich entweder verzichten oder zusätzlich einen neuen Rechner kaufen musste, der nun aber meinen Drucker nicht mehr unterstützt. Die ganze Übung hat mich so viel gekostet an Geld und Zeit, dass ich für Jahrzehnte täglich Filme verbrauchen und entwickeln könnte und immer noch günstiger gekommen wäre.
Für mich ist die Kamerawahl von vielen Kriterien abhängig. Wenn ich auf einer Fotoreise mit andern bin, ist es sehr bereichernd, abends gegenseitig die Fotobeute anzuschauen. Das geht nur digital. Selber drucken bringt sehr viel an Fotowissen bezüglich Gestaltung und Technik, das ich nie bekomme, wenn ich von analogen Labors Prints anfertigen lasse. Analog befreit mich dafür vor den digitalen Plagereien. Wenn ich fotografieren will, steht nicht “Akku ersetzen, Karte nicht erkannt”, ich brauche nicht Zeit für nervige Updates oder erzwungene Neukäufe, weil die Hersteller nicht abwärts kompatibel sein wollen. Wenn jemand seine Hasselblad beherrscht, kann er den Rest seines Fotolebens damit arbeiten. Digital muss man wiederholt neue Menüs und Kamerafunktionen lernen, weil man viel kürzere Lebenszyklen bei Digicams hat. Nicht umsonst sagen einige, dass eine neue Digitalkamera erst mal schlechtere Fotos bringe, weil man erst wieder viel Zeit investieren muss, bis man auf dem alten Bedienungsstand ist. Digital kann man eine Kamera auch töten über die Menüs. Ich war gerade mit einem Fotografen unterwegs, der in seiner Sony ein so milchiges Sucherbild hatte, dass sie unbrauchbar wurde. Der Service hat die Einstellungen zurückgesetzt und gut war es. Analog läuft immer, wenn man Schätzchen verwendet, wie sie auch hier erwähnt werden (ausser man lässt sie jahrelang unbenutzt).
Die erwähnten Probleme der Zuvielfotografie kenne ich auch. Es gab mal den Spruch “mit Analog kannst du nach der Reise nochmals so viel Geld für die Entwicklung und die Prints ausgeben wie die Reise gekostet hat, digital musst du nochmals gleich lang wie die Ferien freimachen, bis du deine Fotos sortiert und bearbeitet hast”. Die vielen Fotos in Varianten auf der Festplatte erfordern sehr viel Zeit und Entscheidungsarbeit, bis sie auf die lohnenswerten reduziert sind. Ohne Drucke sind sie nur dem Vergessen oder dem Datenverlust ausgesetzt und eigentlich sinnlos, wenn man von der Erstellungsfreude und dem Austauschpotential mal absieht. Ein “Vorteil” von GFX, weil man aufgrund der riesigen Dateien gezwungen ist, aufzuräumen, weil sonst die Kiste platzt.
“90 Prozent aller auslösenden Menschen, die noch nicht wissen, wie die korrekte Belichtung funktioniert” ist eine wundervolle Bezeichnung für Kameranutzer, die man nicht Fotografen nennen will, weil deren Fotos zu schlecht sind. 90% stimmt sicher, “noch nicht” scheint mir aber zu optimistisch, denn daran werden sie nichts ändern. Meine letzte Fotoreise fiel fast aus, weil der Kollege Fotos von meinem Lieblingsziel im Netz suchte und nur so langweilige Fotos fand, dass er nicht mehr hingehen wollte. Mein Buch von dort überzeugte ihn und vor Ort war er begeistert – halt keine spektakuläre Landschaft sondern was für Gestalter und Entdecker.
Die auslösenden Menschen verfolgen wohl andere Ziele, als sie hier thematisiert werden. Es geht ihnen eher nicht um ein gelungenes Foto sondern um eine Vorortbestätigung oder eine Jagd nach Likes. Da ihre Fotos nur Sekundenbruchteile angeschaut werden, reicht es auch mit Fehlbelichtungen und schiefen Horizonten. Wobei Fehlbelichtungen ein eigenes Thema wären, weil die Betrachter dermassen unterschiedlich helle Bildschirme bei ihren Handys verwenden, dass vielleicht grad die trüben Fotos wieder stimmen und nur auf unseren kalibrierten Monitoren schrecklich aussehen. Erstaunlich ist, dass viele dennoch massiv Geld ausgeben für teure Kameras und grosse Objektive. Ihre Betätigungsfelder sind eher Foren und technische Vergleiche als Feldanwendung. Aber sie tragen bei, dass es neue Fotoangebote gibt. Dafür sei ihnen gedankt. Die restlichen 10% – die Fotografen – würden zu wenig Umsatz bringen.
Ihr Bericht macht mir Appetit auf meine analoge Ausrüstung. Die Aussicht auf ein Paket aus einem Labor mit Filmen und ohne viel Dazutun entwickelten Fotos, steigert ihn noch. Wenn man alle Zeit am Rechner bei Digital mit einem Stundenlohn ansetzen würde, wäre Analog ein Superschnäppchen.
PS: Seit ein paar Wochen bekomme ich bei jedem neuen Kommentar erst eine Fehlermeldung. Erst nach wiederholten Versuchen. Früher klappte die Einstellung problemlos.
Lieben Dank Herr Rebholz für die wunderbaren Ergänzungen und Erfahrungen.
Herzlich Peter R.
Ein Argument habe ich noch für Analog.
Kaum jemand benutzt digital die Abblendtaste vor der Aufnahme (viele kennen/verstehen die Taste nicht oder haben sie umbelegt), Analogisten dagegen schon eher. Digitale Fotos werden dadurch oft von unscharfen Details zerstört, weil man sie bei Offenblende nicht sehen konnte. Nach der Aufnahme könnte man sie sehen, aber wer guckt schon so schnell. Bei mir ist das Preview nach einer Sekunde weg. Analog kann ich die Taste drücken und so lange an der Blende drehen, bis ich die gewünschte Bildwirkung erreicht habe.
Es könnte aber auch sein, dass die Unterschiede mehr mit der persönlichen Art zu tun haben als mit der Technik. Digital könnte man auch ohne Huschi-Pfuschi arbeiten, nur ist die Verlockung so (zu?) nah und billig.
Das ging aber schnell mit der Anpassung auf meine Fehlermeldung. Erst die “Prüfung”, nun den geheimnisvollen Assistenten, der mich mit “Erfolg” einschätzt.
Sehr geehrter Herr Roskothen,
es sind Artikel wie diese, die der Grund dafür sind ein treuer Abonnent von fotowissen.eu zu bleiben. Es ist Ihr Enthusiasmus, Ihre Hingabe zur Fotografie, die in Ihren Artikeln zum Ausdruck kommt und mich immer wieder begeistert. Vielen Dank dafür.
Gestatten Sie mir dennoch einige Anmerkungen zu Ihrem Artikel. Mit jetzt bald 74 Jahren und einem schon langen und erfüllten Rentnerleben, dass ich jeden Tag mit großer Dankbarkeit und Demut annehme, wird mir durch das Lesen solcher Beiträge immer wieder bewusst, welche unglaublichen Freiheitsgrade ich besitze. Denn das, was Sie so schön als Muße beschreiben, einen Zustand, in dem wir ohne Eile und äußeren Druck einer Tätigkeit nachgehen – mit Hingabe, innerer Ruhe und voller Aufmerksamkeit, das erlebe ich jeden Tag. Deshalb: Meine Hochachtung vor allen Berufsfotografen, vor allen Menschen die in diesem Metier Ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Seit ca. einem Jahr beschäftige ich mich mit einem speziellen Gebiet der Fotografie, der Objekt- und vor allen Dingen der Stillleben Fotografie. Ich habe mir dazu zuhause ein kleines Studio eingerichtet und inzwischen übersteigt der Wert meines Beleuchtung Equipments das meiner Kamera Ausrüstung. Ich fotografiere mit einer alten Bridgekamera von Panasonic (DMC-FZ1000) und für Makroaufnahmen mit einer alten Canon 450D mit dem 100mm Makroobjektiv. Es tröstet mich das Sie nicht ausschließen, dass auch die eine oder andere digitale Fotografin, der eine oder andere digitale Fotograf eine andere Wertschätzung und Einstellung hat.
Glauben Sie mir, ich sitze oft stundenlang, manchmal sogar Tage, immer wieder vor demselben Objekt, bevor ich es fotografiere. Ich verändere Licht, Schatten, Brennweite, Fokus, Blende, Zeit (ja, der Schalter steht auf „M“) und hier kommt der Vorteil meiner Digitalkamera ins Spiel: ich sehe die Veränderungen auf dem kleinen Display sofort, kann reagieren, kann verändern. Oft fotografiere ich ganze Serien mit den verschiedensten Einstellungen, schaue Sie mir auf dem Bildschirm an, lerne was ich verbessern könnte, und irgendwann gelingt dann dieses eine Bild, das den Weg in einen Bildband oder an die Wand findet, das mich berührt und die Emotionen auslöst, die mich zufrieden machen. All dies wäre mit einer analogen Kamera nicht möglich. Insofern ist auch die Bildbearbeitung am Computer keine verlorene Zeit, sondern ein wichtiger Teil meines kreativen Prozesses. Die „Tote Natur“ oder „natura morta“ wie es im italienischen heißt, zum Leben zu erwecken, ist meine Art der fotografischen Mediation. Besonders schön zu sehen in einem meiner Lieblingsbilder: WINE von r.w.schlegelmilch.
Noch etwas zu einem Thema, das mich eigentlich schon immer bewegt hat. Was ist ein gutes Bild? Ich stelle hier mal die provokante These auf, dass es keine objektiven Bewertungskriterien für Fotografien gibt (auch wenn jetzt wahrscheinlich einige Profis Schnappatmung bekommen). Wie kann ich ein Bild beurteilen, ohne die Intention des Fotografen zu kennen? Vielleicht sollte der Horizont schief, das Bild überbelichtet, die Fotografie unscharf sein. Sollte ein Bild nicht in erster Linie beim Betrachter etwas auslösen? Ein Fotograf, dem ich schon lange auf seinen Beiträgen folge, hat dies einmal sehr schön ausgerdrückt:
„Ich mache Kunst nicht für Ihr Wohlbefinden. Ich mache es für mich. Ich mache Kunst nicht, um mich an Ihre Regeln zu halten, sondern um meine eigenen herauszufordern. Nicht jedem wird gefallen, was ich mache. Das ist auch nicht wirklich meine Sorge. Meine Aufgabe ist, es zu schaffen. Der Stimme in meinem Herzen treu zu bleiben, die darauf besteht, dass ich es auf meine Weise tue“
David duChemin
Ich möchte meinen Beitrag nicht als Kritik an der analogen Fotografie verstanden wissen. Ich besitze selbst noch eine alte Olympus OM10 und bin damit ab und zu noch unterwegs. Ja, es ist richtig, moderne Digitalkameras werden in Ihrer Bedienung immer komplexer und verleiten möglicherweise auch zu sinnlosem „geknipse“. Ich wehre mich nur gegen eine Verallgemeinerung. Egal mit welcher Technik jemand fotografiert, ich unterstelle jedem, er tut es aus der Liebe zur Fotografie.
In diesem Sinne
Herzlichst
Reinhard Kraus
Hallo, danke für den ausführlichen guten Artikel. Ich selbst komme noch aus der analogen Schwarzweiß Ära mit eigener “Dunkelkammer” und mit wenigen Objektiven… Ich will nicht wieder mit Film anfangen, obwohl meine Olympus OM 1 und 2 manchmal winken.Aber ich fotografiere seit mehreren Jahren mit manuellen alten Objektiven incl. Projectionsoptiken an Sony FF und AP. Ohne Autofokus , nur Zeitautomatik und der Rest manuell bzw. mit “Köpfchen”. Das entschleunigt auch schon ungemein. Im Internet habe ich viele Gleichgesinnte gefunden. Aber Vorsicht, Objetive sammeln macht süchtig…
Herzliche Grüße und Danke für “fotowissen”, Ulrike St.
Vielen Dank für Ihren Artikel, der mir Freude bereitet hat!
Mein Opa hat analog fotografiert, vorzugsweise im Urlaub: Jeden Tag 25 bis 30 Kilometer Fußmarsch, an die lohnendsten Stellen ging es dann in den letzten Urlaubstagen noch einmal “mit dem Foto” und dann wurde geknippst: Eine, ganz selten mal zwei oder drei Aufnahmen auf den 36er Farb-Kleinbildfilm.
Nach drei, vier Jahren war der Film voll, in dem Urlaub konnte man dann eben nicht so viel fotografieren. Nach dem Urlaub kam der Film zum Drogisten, 9×12-Abzüge bitte, und groß war die Enttäuschung, wenn das überlagerte Filmmaterial dann nur noch violette Ergebnisse lieferte.
Von meiner Großmutter existieren noch viele Schwarzweiß-Kontaktabzüge 6×9 aus den 30er bis 50er Jahren: Perfekt scharfer Hintergrund, oft gut belichtet (vermutlich haben die schlecht belichteten Abzüge es nicht ins Album geschafft), aber die Personen im Vordergrund, auf die es eigentlich ankam, völlig unscharf — weil die Entfernung statt auf “nah” auf “fern” eingestellt war.
Ich denke, beiden Großeltern wären mit dem Smartphone technisch bessere Fotos gelungen. Jedenfalls halte ich ihre Ergebnisse nicht für besser als die heutiger Smartphone-Knippser.
Ganz anders der Sandkistenfreund meines Großvaters, “Onkel Kurt”. Der besaß schon in den 30ern ein eigenes Schwarzweißlabor und fotografierte auf ganz anderem Niveau — schon sein wohl in den 1870ern geborener Vater war Fotoamateur.
Wer heute beginnt, analog zu fotografieren, hat normalerweise die technischen Hintergründe bereits verstanden und bereits Erfahrungen in der Bildgestaltung gesammelt — früher sammelte man diese Erfahrungen auf Film und dementsprechend schlecht waren viele Ergebnisse vor allem der vielen Gelegenheitsknippser.
Ich selbst habe in den 1970er die Laborausrüstung von “Onkel Kurt” kostenlos übernehmen dürfen und damit als 15jähriger experimentiert. Natürlich in Schwarzweiß, Farbe wäre für mich als Schüler unerschwinglich gewesen.
Nach ein paar Jahren schlief die Sache ein: Zeitlich zu aufwendig die Bearbeitung der Positive, vor allem, wenn es gut sein sollte.
Erst 2002, als 42jähriger, machte ich auf einer sechswöchigen Rundreise durch Westeuropa wieder Fotos: Mit einer Kompakt-Kleinbildkamera, meist unglaublich schlecht gestaltet aber dank Automatik meist gut belichtet und scharf — insgesamt etwa 2000 Abzüge von insgesamt 55 Filmen landeten in einem Schuhkarton. Und wurden nie wieder angesehen.
Ich wohne nämlich in einer kleinen Wohnung, praktisch alle freien Wände sind voller Bücherregale, Platz für Fotoalben ist auch kaum da — und vor allem: Wer will 2000 Fotos einkleben?
Betrachtet habe ich dagegen vom Fotohändler erstellte, technisch grottenschlechte Scans davon — am Computer. Da spielte die Anzahl keine Rolle, da habe ich einen Reisebericht damit illustriert und da wirkten sie wegen des höheren Kontrasts am Monitor beeindruckender.
Vor allem aber: Ich konnte sie nachbearbeiten. Sogar in Farbe und das in einem Bruchteil der Zeit, die ich in meinem Schwarzweißlabor dafür verbracht hätte! Plötzlich wurde die Fotografie wieder interessant …
Nur hatte ich für die 2000 Bilder alles in allem bis zum grottenschlechten Scan um die 2000€ bezahlt — das war der falsche Weg. Für deutlich weniger kaufte ich mir vor dem nächsten Urlaub eine digitale Kompaktkamera, konnte nun nach Herzenslust auslösen und abends gleich die Resultate am Laptop betrachten.
Jetzt lernte ich aus jedem einzelnen Bild viel mehr, die Aufnahmesituation noch vor Augen, ganz anders als drei Wochen nach dem Urlaub, wenn die Aufnahmen nach der Entwicklung vom Drogisten zurückkehrten, und bei Bedarf konnte ich mir sogar die Aufnahmedaten in den EXIF-Informationen dazu angucken.
Nicht nur lernte ich pro Bild viel mehr, ich machte auch viel mehr Aufnahmen — und waren manche Tage alle missglückt, konnte ich anderntags zurückkehren und sie mit dem Gelernten wiederholen.
Dennoch: Auch die analoge Welt reizt. Vor einigen Jahren habe ich mehrere Cyanotypie-Kurse mitgemacht, wunderschön cyanfarbene Abzüge auf selbstgemachtem Fotopapier aus digital erstellten Negativen.
Und mittlerweile warten hier ein paar Boxkameras darauf mit Mittelformatfilm beladen und ausprobiert zu werden. Allerdings werde ich dann nur die Negative in einer Dose selbst entwickeln, sie dann auf einem guten Flachbettscanner digitalisieren und den Rest der Arbeit am Computer erledigen — der analoge Positivprozess ist mir immer noch zu aufwendig, hinsichtlich einerseits der Chemie, andererseits der Zeit.
Lieber Peter Roskothen! Immer wieder lese ich gerne und aufmerksam die Artikel auf der Fotoseite. Nun auch betr. der analogen Fotografie. Es stimmt, wir machen viel zu viel Bilder. Also einschränken. Aber nun gleich analog? Abgesehen vom Preis der Filme halte ich diese Methode nicht sehr umweltfreundlich. Die Chemikalien bei sw wie auch Farbe sind für die Entwickler nicht gerade gesundheitsfördernd. Alternative?
Ich habe eine fuji x100VI. Da kann ich mit dem Sucher wie in analogen Zeiten mein Motiv wählen. Muß dann nur die Disziplin haben: nicht auf der gleich Ergebnis zu sehen. Kann auch in sw wunderbare Aufnahmen (hoffentlich nicht zu viel!) und mich dann nach einer gewissen Zeit zu erfreuen- ohne Umweltbelastung. Klar, ich gebe zu, das geht nur besonders gut bei fuji mit dem Hybridsucher.
Lg. R.Manneck
Hallo Herr Manneck,
der Ansatz, über den Umwelt-Aspekt auf die eigene Fotografie zu schauen, ist mehr als löblich. Ich für meinen Teil erlaube mir dennoch eine Relativierung ihrer Einschätzungen.
Da wäre als erstes die Tatsache, dass eine analoge Vintage Kamera (wenns gut läuft…) seit Jahrzehnten im Einsatz ist. Das ist von der Öko-Bilanz her kaum zu schlagen.
Ihrer X100VI entnehme ich, dass Sie diese in jüngerer Vergangenheit erstanden haben. Vorher besessen, ggf die Vorgänger. Das macht also mindestens 2 Kameras,
die mit Elektronik, Speichermedien, Chips, etc vollgepumpt sind, und deren Herstellung + Werdegang (von seltenen Erden über Fertigungsmethoden bis Entsorgung)
auch nicht ohne Belastungen einhergeht. Das sieht man meist nur nicht, weil es leider weiter weg ist, als die Schüssel mit Entwicklerflüssigkeiten.
Zum anderen wäre mal spannend zu erörtern, was sich eigentlich konkret verbirgt hinter der pauschalen Aussage „Wir machen viel zu viele Bilder“.
Ich lese das regelmäßig, und ich tue mich schwer. Wer ist denn „Wir“, und ab wann genau ist viel nun „zu viel“?
Interessant finde ich übrigens auch, davon auszugehen, dass die wahre Foto-Freude einhergeht mit Reduzierung des Equipments samt Auslösevorgänge, und Entschleunigung der Vorgänge. Das kann im Einzelfall sicher alles stimmen, aber auch diesbezüglich bin zumindest ich recht sparsam mit Empfehlungen, weil man es außer für sich selbst, kaum vollständig einschätzen kann. Meine Motivation zur Fotografie hat z.B. mit Entschleunigung und Reduzierung nahezu nichts zu tun.
Vielen Dank jedenfalls für die Anregung zum Austausch!
Ihnen und ihrer Fotografie weiterhin alles Gute,
Dirk Trampedach