Inhaltsverzeichnis
- Analog? Das ist doch lange out, oder?
- Analoge Fotografen
- Nick Carver – Meister der analogen Panorama-Fotografie
- Jason Lee – Roadtrips auf Film
- Théo Gosselin – Jugend, Freiheit und analoge Leichtigkeit
- Kyle McDougall – Natur, Weite und entschleunigte Großformatfotografie
- Captured by Sam – Analoge Porträts mit Mittelformatfilm und Gefühl
- Willem Verbeeck – Analoge Fotografie mit Tiefgang und Technik
- Fazit: Analoge Fotografie als Lebensgefühl – auch digital ein Gewinn
Analog? Das ist doch lange out, oder?
Viele digitale Fotografen denken doch: Wozu der Hype? Hier einige analoge Fotografen die den gelebten Weg zum besseren Fotografieren belegen:
Sie selbst fotografieren digital und fragen sich, warum immer mehr Fotografen wieder mit Film arbeiten? Analoge Fotografie ist weit mehr als ein nostalgischer Hype – sie ist ein Lebensgefühl. Eine bewusste Entscheidung gegen Tempo und Technikgläubigkeit, und für Achtsamkeit, handwerkliche Tiefe und echte Bildwirkung.
In diesem Artikel zeigt *fotowissen inspirierende analoge Fotografen, deren Portfolios nicht nur auf Film, sondern auch auf Seele belichtet wurden. Auch für digitale Fotografen ein lohnender Blick – denn die analoge Denkweise kann Ihre digitale Fotografie entscheidend verändern.
*fotowissen gibt nicht auf, Sie zu motivieren, etwas auszuprobieren!
Analoge Fotografen
Sie kennen die längst verstorbenen Fotografen Ansel Adams oder Vivian Maier. Auch im digitalen Zeitalter hat die analoge Fotografie wieder ungeheuren Zulauf. Woran das liegt, zeigt eine kurze Aufzählung (ausführlich hier: 10 Gründe für analoge Fotografie >>):
- Das andere Foto – etwas Unbekanntes ist anders.
- Der Charme des Films – Farben und Korn.
- Mechanische Kameras – das funktioniert einfach.
- Schachtsucher – anders fotografieren.
- Andere Lebenseinstellung – andere Werte, anderes Bewusstsein, neue Langsamkeit.
- Haptik – etwas zum Anfassen.
- Bewusster fotografieren – mit Muße und wenigen Negativen zum Erfolg.
Teure Fotografie
Analoge Fotografie gilt als teuer. Brechen wir es aber herunter und schauen uns die Anschaffungen für digitale Kameras, Objektive, gerade zur jetzigen Zeit an, stellen wir schnell fest, dass die analoge Fotografie gar nicht wirklich teuer sein muss. Für den Preis eines Objektivs einer spiegellosen Kamera können wir viele Filme, die Entwicklungskosten und Scankosten zahlen.
Was die analoge Fotografie in jedem Fall bewirkt, ist ein Bewusstsein über jedes einzelne Foto, vorausgesetzt, wir sind keine Millionäre. Das führt unweigerlich dazu, dass wir uns ein Thema suchen, sei es die Natur, die Landschaft, die Makrofotografie, Porträts, Straßenfotografie oder ein anderes Genre.
Auch die Themenfotografie löst ein bewussteres Fotografieren aus, hat nichts gemeinsam mit dem Urlaubsgeknipse und wilden “Ich fotografiere alles!”, sondern konzentriert den Blick und schafft eine neue Achtsamkeit.
Vieles können wir aus der analogen Fotografie lernen, anderes wird sich erst ergeben, wenn man sie ausprobiert hat. Und es hilft nichts darüber zu reden, wenn man es nicht noch einmal probiert, denn es ist tatsächlich ein anderes Gefühl als die digitale Fotografie. Ein verloren gegangenes Gefühl, welches wir mit wenig Aufwand zurückbekommen können.
Viele der vorgestellten Fotografinnen und Fotografen sind englischsprachig. Auch wenn sie der englischen Sprache nicht so mächtig sein sollten, lohnt es sich, die Fotos und Videos (deutsche Untertitel) dieser analogen Fotografen anzuschauen:
Nick Carver – Meister der analogen Panorama-Fotografie
Der US-amerikanische Fotograf Nick Carver ist einer der herausragenden analogen Landschaftsfotografen der Gegenwart. Er fotografiert häufig mit enormem Aufwand auf Mittelformatfilm (120er-Rollfilm) im Panoramaformat 6×17 – unter anderem mit einer Shen-Hao TFC 617-A. Auch Mittelformat-Kameras wie die Mamiya 645 oder Fuji GW690II kommen bei ihm zum Einsatz.
Seine Motive zeigen dramatische Landschaften des amerikanischen Westens: Wüsten, Berge, Küsten – oft bei perfektem Licht. Er fotografiert auch Billboards, Geschäfte und andere Objekte. Die ultraweiten Panoramen wirken ruhig und monumental. Nick Carver legt großen Wert auf handwerkliche Präzision: manuelle Belichtungsmessung, sorgfältige Filterwahl (z.B. Verlaufsfilter) und durchdachte Bildkomposition gehören zu seinem Stil.
Nick Carver geht den analogen/digitalen Hybridweg, scannt die riesigen Negative auf einem Epson Scanner, um sie dann digital weiterzuverarbeiten. Auch das Scannen und die Bildbearbeitung erklärt er eindrücklich.
Ein zentrales Thema seiner Arbeit ist die Entschleunigung. In seinen YouTube-Videos erklärt er offen, wie er Locations plant, Licht liest, entwickelt und scannt – und stellt dabei auch philosophische Fragen: Darf man Fotos manipulieren? Muss man überhaupt?
Website: nickcarverphotography.com
YouTube: Nick Carver YouTube
Eines meiner Lieblingsvideos von Nick Carver:
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Jason Lee – Roadtrips auf Film
Jason Lee, ursprünglich als Schauspieler bekannt („My Name is Earl“), ist seit Jahren auch als analoger Fotograf aktiv. Er nutzt Mittelformatkameras und Großformatkameras, bevorzugt Kodak Portra-Filme, und verarbeitet alles selbst – ohne digitale Manipulation. Seine Motive sind menschengemachte Orte: Tankstellen, Motels, Straßenschilder, Autos. Menschen tauchen in seinen Bildern selten auf.
Sein Stil erinnert an Fotografen wie Stephen Shore oder William Eggleston, doch Lee entwickelt daraus seine eigene Bildsprache: klar, reduziert, oft leicht melancholisch. Seine Werke erscheinen in hochwertigen Bildbänden wie A Plain View oder In the Gold Dust Rush und sind ein stilles Porträt des verschwindenden Amerikas.
Website: jasonleefilm.com
Instagram: @jasonlee
Théo Gosselin – Jugend, Freiheit und analoge Leichtigkeit
Théo Gosselin ist ein französischer Fotograf, der das Lebensgefühl einer Generation festhält: Freundschaft, Reisen, Musik, nackte Haut, Sommer. Seine Bilder wirken wie ein analoges Tagebuch – spontan, gefühlvoll, voller Licht. Er fotografiert meist mit der Nikon FM2 oder Canon AE-1 auf Farbnegativfilm.
Im Unterschied zu Fotografen wie Jason Lee oder Nick Carver, deren Stil eher strukturiert und dokumentarisch ist, arbeitet Gosselin impulsiv, persönlich und fast poetisch. Seine Kompositionen wirken beiläufig, aber emotional aufgeladen – wie echte Erinnerungen.
Stil & Farben
Gosselins Farbpalette ist weich, pastellig, häufig leicht ausgewaschen. Warme Hauttöne, helles Blau, staubiges Rosa prägen seine Arbeiten. Oft nutzt er Gegenlicht oder fotografiert durch Glasscheiben. Das erzeugt eine cineastische, traumartige Ästhetik.
Website: theogosselin.fr
Instagram: @theo_gosselin
Kyle McDougall – Natur, Weite und entschleunigte Großformatfotografie
Kyle McDougall ist ein kanadischer Fotograf, der sich ganz der analogen Landschaftsfotografie verschrieben hat. Bekannt wurde Kyle durch seine hervorragend produzierten YouTube-Videos, in denen er seine Arbeit mit Mittelformatkameras und Großformatkameras dokumentiert. Dabei geht es bei ihm nicht nur um Technik, sondern immer auch um Philosophie: Warum fotografieren wir? Was bedeutet es, langsam zu arbeiten?
Er fotografiert bevorzugt mit der Chamonix 4×5 Großformatkamera, oft auch mit der Pentax 67, Hasselblad 503 ,Rolleiflex oder Mamiya 7, je nach Motiv und Reise. Seine Motive: stille Wälder, weite Ebenen, Berghänge, einsame Häuser – alles mit einer Ruhe und Klarheit, die sich nur durch analogen Film so atmosphärisch einfangen lässt. Häufig nutzt er Filme wie Kodak Portra 160 oder Fuji Velvia 50 und entwickelt selbst.
Stil & Filmlook: McDougalls Fotos sind detailreich, oft minimalistisch, dabei immer in perfekter Tonalität. Der Look ist filmisch, aber niemals übertrieben – sanfte Farben, natürliche Kontraste, eine feine, angenehme Körnung. Was seine Bilder besonders macht, ist die spürbare Entschleunigung, die sich auf die Betrachtenden überträgt.
Durch seine Videos ist er für viele Fotografen eine Inspiration geworden, die analoge Fotografie (wieder) zu entdecken. Seine Bildbände und Serien zeigen, dass analog nicht nur eine Alternative zur Digitalfotografie ist – sondern eine bewusste Entscheidung für Tiefe, Achtsamkeit und künstlerischen Ausdruck.
Website: kylemcdougallphoto.com
YouTube: Kyle McDougall auf YouTube
Ich schlage dieses Video in England vor, in dem er alte Tankstellen, Auto-Werkstätten und deren Besitzer fotografiert:
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Captured by Sam – Analoge Porträts mit Mittelformatfilm und Gefühl
Captured by Sam ist eine junge US-amerikanische Fotografin chinesischer Herkunft, die sich ganz der analogen Fotografie verschrieben hat. Bekannt wurde sie durch ihren YouTube-Kanal @itscapturedbysam, auf dem sie stimmungsvolle analoge Porträts zeigt und ihren kreativen Prozess teilt.
Sie arbeitet bevorzugt mit Mittelformatkameras wie der Pentax 67 oder Mamiya 645 und fotografiert meist Freundinnen oder sich selbst. Ihr Stil ist ruhig, gefühlvoll und filmisch – mit starkem Fokus auf Licht und Farbe. Die Ergebnisse wirken wie visuelle Tagebucheinträge: weich, ehrlich, emotional.
Sams analoge Fotografie lebt von natürlichem Licht, warmer Farbwiedergabe und einer besonderen Nähe zu ihren Motiven. Sie verwendet Filme wie Kodak Portra 400 oder CineStill und zeigt, wie man mit einfachen Mitteln beeindruckende, tiefgründige analoge Porträts erzeugen kann.
In ihren YouTube-Videos dokumentiert sie nicht nur das fertige Bild, sondern den kompletten Prozess: von der Wahl der Kamera über das Belichten bis zum Entwickeln und Scannen. Ihre ruhige, nahbare Art macht ihre Inhalte besonders zugänglich – auch für Einsteigerinnen in die analoge Fotografie.
Stil & Filmlook
Weiche Hauttöne, leicht entsättigte Farben, bewusster Einsatz von Schärfentiefe und natürlichem Licht: Sam fotografiert oft bei Sonnenuntergang oder im Schatten. Dadurch entsteht ein cineastischer Look mit analogem Charme – ideal für emotionale Porträtfotografie.
Besonderheit
Captured by Sam inspiriert eine neue Generation junger Frauen zur analogen Fotografie – mit Herz, Geduld und handwerklichem Anspruch. Dabei geht es ihr nie nur ums Bild, sondern immer auch um den gemeinsamen kreativen Prozess beim Fotografieren.
- YouTube: @itscapturedbysam
- Instagram: @captured.by.sam
Willem Verbeeck – Analoge Fotografie mit Tiefgang und Technik
Willem Verbeeck ist ein junger US-amerikanischer Fotograf mit belgischen Wurzeln, der sich international einen Namen als Botschafter der analogen Fotografie gemacht hat. Durch seinen gleichnamigen YouTube-Kanal inspiriert er eine wachsende Community mit technischen Insights, tiefgründigen Bildanalysen und einer reflektierten Sicht auf das Fotografieren mit Film.
Willem fotografiert mit Mittelformatkameras wie der Mamiya 7, Pentax 67 oder Hasselblad 500CM, oft aber auch mit Kleinbildkameras wie der Leica M6. Seine bevorzugten Filme: Kodak Portra 400, Ilford HP5 und CineStill 800T. Sein Stil ist ruhig, durchdacht und geprägt von klarer Bildsprache – mit einem Auge für Komposition, Licht und Atmosphäre.
Seine analogen Bilder zeigen Landschaften, Stadtszenen, Architektur und Porträts. Dabei gelingt ihm sein Kunststück, Technik und Emotion zu verbinden: Jedes Foto wirkt durchdacht und dennoch lebendig. Kein Schnappschuss, sondern ein bewusst gewählter Moment – fotografiert mit Hingabe und Geduld. Eine ganz eigene Vorgehensweise.
Philosophie & Stil
Willem steht für eine entschleunigte, bewusste Fotografie. In einer Zeit, in der digitale Bilder in Sekundenschnelle produziert und vergessen werden, zeigt er, dass Film nicht nur Medium, sondern Haltung ist. Seine Arbeiten strahlen Ruhe aus, verlangen Aufmerksamkeit und belohnen mit Tiefe.
YouTube & Inhalte
Auf seinem YouTube-Kanal spricht Willem über Kameras, Filme, Belichtungstechniken und seine eigenen Projekte. Besonders wertvoll sind seine Foto-Essays, in denen er Bildauswahl, Reihenfolge und Intention offenlegt. Damit lehrt er nicht nur Fotografie, sondern auch visuelles Denken.
Besonderheit
Willem Verbeeck verbindet technisches Know-how mit künstlerischer Sensibilität. Seine Videos sind ruhig, reflektiert und inspirierend – ganz ohne Effekthascherei. Er gehört zu jenen Stimmen, die die analoge Fotografie nicht verklären, sondern ernst nehmen: als Werkzeug für Geschichten, Erinnerung und Gestaltung.
- YouTube: @WillemVerb
- Website: www.willemverbeeck.com
Fazit: Analoge Fotografie als Lebensgefühl – auch digital ein Gewinn
Was all diese analogen Fotografinnen und Fotografen verbindet, ist nicht nur ihre Liebe zum Film – sondern ihre bewusste Haltung zur Fotografie. Wer analog fotografiert, nimmt sich Zeit, denkt nach, entscheidet sich für jedes Bild ganz bewusst. Dieses entschleunigte Arbeiten schafft nicht nur andere Bilder, sondern auch einen anderen Blick auf die Welt.
Genau darin liegt die Inspiration – auch für digitale Fotografen. Denn die analoge Herangehensweise lässt sich auch im digitalen Workflow leben: weniger Bilder, mehr Intention. Ein erster Schritt dahin kann sein, sich fotografischen Themen zu widmen oder mit analogen Objektiven an digitalen Kameras zu arbeiten. Mehr Licht lesen, mehr fühlen, mehr gestalten.
Die analoge Fotografie ist kein Rückschritt – sie ist ein Schritt zurück zum Wesentlichen. Ein Lebensgefühl, das mehr Tiefe, Freude und Persönlichkeit in die Fotografie bringt. Vielleicht ist es an der Zeit, diesen Schritt zu gehen – oder ihn zumindest gedanklich mitzunehmen.
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Analoge Fotografen 2025 – Entschleunigung in Bildern, Analoge Fotografie als Lebensgefühl.
Fotokurs analoges Fotografieren
Sie lieben das Gefühl, mit einer analogen Kamera zu fotografieren – ganz ohne Display, aber mit voller Kontrolle? Dann ist dieser individuelle Fotokurs genau das Richtige für Sie!
Gemeinsam tauchen wir tief ein in die analoge Fotografie – ob Kleinbild oder Mittelformat – und bauen gezielt auf Ihrem Wissen auf.
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