Was bedeutet der Dynamikbereich der digitalen Kamera für Ihre Fotos? Und wie können wir die Kameradynamik erhöhen? Ist die Kameradynamik nur für JPG oder auch im RAW-Foto wirksam? Antworten für Fotografen:
Was passiert bei geringer Kameradynamik?
Wie wir den Dynamikbereich der digitalen Kamera mit einfachen Mitteln erweitern.
Inhaltsverzeichnis
Was ist der Dynamikbereich der digitalen Kamera?
Eine Kamera kann einen bestimmten Bereich von Hell bis Dunkel (Kontrastumfang = Unterschied zwischen hellstem und dunkelstem Bereich) erfassen. Dieser Bereich kann kleiner oder größer sein, je nach Kameramodell. Eine Digitalkamera konnte im Jahr 2008 einen Dynamikbereich von etwa 11 Blendenstufen (auch EV genannt) erfassen.
Ein moderner Canon-Sensor, Sony-Sensor, Fujifilm-Sensor (X-Trans-Sensor und GFX), Nikon-Sensor oder anderer Markensensor kann etwa 13 bis 14.5 Blendenstufen (EV) erfassen. Zum Vergleich eine starke Kamera: Nikon D850 ca. 14.8 EV, Quelle DxOmark). Das bedeutet, die meisten modernen, spiegellosen Sucherkameras unterscheiden etwa 14 Lichtstufen oder Blendenstufen (EV). In anderen Worten ist die Kamera in der Lage in einem Motiv einen begrenzten Bereich von Weiß bis Schwarz im Detail zu erfassen. Bitte denken Sie bei Schwarz nicht an das gedruckte Schwarz auf einem Blatt Papier, da das mit Licht beschienene Papier meist höchstens ein tiefdunkles Grau ergibt. Tiefdunkles Schwarz erhalten Sie zum Beispiel in einer dunklen Höhle, im Schatten unter Steinen oder andere Objekten. Strahlend hell ist etwa die Sonne (bitte nicht hineinsehen oder Foto der Sonne ohne Schutz belichten).
In der Praxis kann das menschliche Auge maximal 14 Blendenstufen auf einmal erfassen, schaut aber nacheinander in die Tiefen und Lichter. Anschließend setzt der Kopfe das Bild zusammen. Das menschliche Auge stellt sich schnell auf helle und dunkle Lichtsituationen ein und kann auf diese Art nacheinander etwa 20 Blendenstufen erfassen.
Der Dynamikumfang anderer Smartphones ist auch im Jahr 2023 nicht besser als 10 Ev. Artikel zum Smartphone:
Detailverlust durch begrenzten Digitalkamera Dynamikbereich
Hat unser Motiv einen größeren Kontrastumfang als der Dynamikbereich der digitalen Kamera, dann verlieren wir Details in den Tiefen und / oder Lichtern unserer Belichtung. Das ist immer dann schade, wenn wir gerne zusätzlich zu den Details in den dunklen Partien (Tiefen) auch noch Details in den hellen Partien (Lichtern) unserer Fotografie sehen würden.
Soweit die Theorie. Jetzt möchte Ihnen *fotowissen das Thema etwas anschaulicher in der Praxis vom Kontrastumfang / Dynamikbereich erläutern:
Kontraste / Dynamik in der Praxis
In der Praxis der Fotografie bedeutet das: Wenn Sie aus dem dunklen Raum durch ein Fenster nach draußen schauen, dann können Sie als Mensch im Raum die dunklen Partien (Tiefen, auch Schatten genannt) gut unterscheiden und draußen auch noch Helligkeitsunterschiede im hellen Himmel (Lichter / Helle Partien) entdecken. Das kann bislang kaum eine Kamera so gut, wie das menschliche Auge (nacheinander !). Für Ihr Foto ohne Wissen um den Dynamikbereich bedeutet es im schlimmsten Falle, dass Sie weder die Lichter (z. B. den Himmel) richtig einfangen, noch die Tiefen.
In diesem Beispielfoto sehen Sie die blauen Lichter (Himmel) differenziert, dagegen die Tiefen (Rollei-Kamera im Vordergrund) nur undifferenziert, sprich dunkel oder abgesoffen (so sagt man schon mal, wenn Tiefen nur noch schwarz sind). Bei dieser Aufnahme habe ich darauf geachtet, dass die Lichter nicht ausbrennen, habe die Aufnahme entsprechend etwas korrigiert (Belichtungskorrektur).
Das Beispielfoto ist eine schwierige Situation für uns Fotografen, da wir unten im Bild ein tiefdunkles Objekt (analoge Rollei-Mittelformatkamera) und oben im Himmel helle Partien gleichzeitig finden. In diesem Falle ist der Dynamikbereich unserer Digitalkamera nicht ausreichend.
Das Gegenteil: Diese Aufnahme ist heller belichtet und kann die Kamera im Detail zeigen, leider gehen jetzt die Details in den Lichtern (Himmel) verloren. Auch diese Belichtung ist nicht ausreichend, um beides darzustellen, aber immerhin kann ich das Objekt im Vordergrund differenziert sehen.
Diese Aufnahme wurde aus 9 Belichtungen als HDR-Foto erzeugt (aus 9 AEB-Aufnahmen). Sie sehen die Details in den dunklen Partien, wie in den hellen Partien. Der Trick der HDR-Aufnahme funktioniert.
Wenn Sie den Test Ihrer Kameradynamik nachmachen möchten, dann fotografieren Sie mal an einem hellen Tag aus einem dunklen Raum, sodass der Raum und der Himmel draußen beide belichtet werden. Ein schwieriger Kontrastumfang für eine Digitalkamera (für analoge Diafilme erst recht).
Für die HDR-Fotografie: Ein preiswertes, leichtes und stabiles Stativ, welches wir bei *fotowissen getestet und für ausgezeichnet befunden haben:
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Nun können Sie ja anmerken: Das obige Motiv ist gestellt und kommt so selten in der Realität vor. Sie haben in gewisser Weise recht, denn das ist ein extremes Beispiel mit Gegenlicht. Daher kommen wir einmal zu einem Landschaftsfoto, das wir so immer wieder antreffen können:
Beispielfoto Landschaftsfoto Kameradynamik
Diese Aufnahmeserie zeigt, dass das linke Bild relativ dunkel ist. Die Lichter sind tatsächlich trotzdem noch ein wenig ausgebrannt, wenn ich im RAW-Foto den Lichterregler nach unten stelle (das Bild ist unbearbeitet). Das rechte Bild hingegen ist zu hell und zeigt die Tiefen gut, dafür ist der Himmel völlig ausgebrannt:
In einer solchen Situation ist, bedingt durch den begrenzte Dynamikbereich der digitalen Kamera, keine Einzelbelichtung zufriedenstellend, wenn wir kritisch sind. Fotografen die lockerer leben haben Glück, sie gehen leichter durch das Leben, haben ebenfalls klasse Fotos und entscheiden sich oft für eine leichte Unterbelichtung für Landschaftsaufnahmen und ähnlich schwierige Lichtsituationen. Beispiel: Das Bild der Woche „Jules et Jim“ von *fotowissen-Leser Peot Laval ist ein fantastisches Foto mit tiefem Schwarz:
Ein Foto mit viel schwarz ist also keinesfalls ein Unglück, in der Fotografie ist alles erlaubt, was glücklich macht. In diesem Artikel geht es vielmehr darum zu erläutern, dass die Kameradynamik nicht immer jeden zufriedenstellen kann. Was lernen wir daraus für unsere Fotos in kritischen Situationen mit großem Hell-Dunkel-Abstand (Schnee, Landschaft, Produkte, Stillleben …)?
Darum geht es in diesem *fotowissen-Beitrag, in dem Sie die Möglichkeiten kennenlernen, die Kameradynamik zu überlisten:
Kontrastumfang der Digitalkamera erhöhen >>
Dieser Beitrag war 50 Stunden Arbeit. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wenn Sie über die Produktlinks gehen. Auch für einen Blick auf die individuellen Fotokurse bin ich dankbar. Nur so kann ich so viel Zeit in diese Foto-Informationen stecken. Vielen Dank!
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Dynamikbereich der digitalen Kamera – Kameradynamik
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Lieber Peter,
mal wieder zurück zu den Basics – danke für diesen Artikel.
Mittlerweile bieten die Programme in der neueren Ausgabe (z. B. LR Classic) heute auch die Möglichkeit relativ einfach z. B. den Himmel separat zu bearbeiten. In Deinem Musterbild würde ich deshalb den Himmel markieren und die Belichtung etwas zurücknehmen. Vorausgesetzt der Sensor gibt es her (RAW) könnte man so das Bild noch etwas ‚retten‘. Allerdings sollte der Himmel nicht zu stark überbelichtet (ausgefressen) sein. Alternativ natürlich mehrere Aufnahmen in unterschiedlichen Belichtungsstufen machen und am Rechner zusammensetzen – setzt aber ein Stativ und ein unbewegtes Motiv voraus.
Unsere Fotografie bleibt spannend…
Gruß
Herbert