Inhaltsverzeichnis
Frühling auf Film fotografiert – Analoge Magie erleben
Ich bin begeistert von der analogen Fotografie, seit ich ein kleiner Junge war. Eine Geschichte:
Der erste warme Tag im Jahr ließ mich nicht lange zögern. Ich wollte endlich wieder analog fotografieren und hatte noch ein paar Rollfilme im Kühlschrank. Meine schwere Pentax 6×7 holte ich aus dem Schrank und prüfte den Belichtungsmesser im Prismensucher. Ich packte zwei Rollen Kodak Portra 160 in meine Tasche. Dazu steckte ich mein Reveni Labs Spot Meter und einen altmodischen Drahtauslöser ein und schnallte das Dreibeinstativ auf den Rucksack. Doch welche Objektive sollte ich mitnehmen?
Ich entschied mich für das Macro Takumar 6×7 135 mm F4, um auch Frühlingsblüten größer auf Film zu bannen, und für das SMC Pentax 67 200mm F4 für eine kleine Verdichtung der Bildwirkung. Im Grunde also ein Normalobjektiv mit kleiner Makrofunktion (x0.31) und ein leichtes Teleobjektiv, verglichen mit dem Kleinbildformat (67mm und 77mm).
Bild oben: Pentax 6×7 Ausrüstung für Frühling auf Film fotografieren.
Die Ausrüstung ist ausreichend schwer, um sich sofort einen Sherpa zu buchen, aber in Grefrath, am Niederrhein ist das schwierig.
Kein Autofokus, kein Live-View – nur ich, die schwere Kamera und das Versprechen des Frühlings.
Foto oben: Weiße Magnolienblüten auf Ästen durch den Sonnenlicht fällt. Fotografiert mit Pentax 6×7 auf Portra 160 Film.
Nachdem der große Rollfilm eingelegt war, ich den Film mit dem Filmtransporthebel vorgespult hatte, lief ich zunächst zum Haus der Pastorin, die im Garten wunderschöne Magnolienbäume pflegt. Es ist nur ein kurzer Moment im Jahr, den es zu nutzen gilt, denn Regen oder Frost beenden die Blütenpracht schnell. Und im niederrheinischen Frühling einen sonnigen Tag zu erwischen, ist reine Glückssache. Umso wertvoller waren zwei Stunden Fotografie mit prächtigen Magnolien in der Sonne.
Die Sucherbetrachtungen kamen mir bekannt vor. Hatte ich so schon einmal fotografiert? Sicher – aber immer wieder ein wenig anders. Es geht kaum allein um das Fotoergebnis, sondern auch darum, bewusst Zeit draußen zu verbringen und frische Luft zu atmen. Apropos frische Luft: Die blieb mir fast weg, als ich das Stativ mit der Pentax 6×7 schulterte, um an anderer Stelle eine weiße Magnolie im Gegenlicht zu fotografieren.
Foto: Nahaufnahme von Ästen mit kleinen weißen Blüten und grünen Blättern, aufgenommen im natürlichen Sonnenlicht. Frühlingsblüte auf Film fotografieren.
Analoge Technik neu entdecken
Ich musste die Technik erst wieder verinnerlichen: Den Fokus im Prismensucher genau zu setzen ist viel schwieriger als mit einer modernen Digitalkamera. Kein Autofokus, kein Fokus-Peaking, keine digitale Lupe – alles manuell. Die Belichtung maß ich mal im Prismensucher der Pentax 6×7 bei ISO 160, mal mit dem Reveni Labs Spot Meter.
Der Reveni Labs Spot Meter (aus Kanada) ist ein Spotbelichtungsmesser. Ich messe damit in der Regel eine mittlere Helligkeit im gleichen Licht wie dem Motiv. Zunächst auf Asphalt oder grünem Gras, dann im Himmel, dann auf dem dunkelsten Punkt. Im Belichtungsmesser kann ich die Zonen einstellen und überprüfen:
Belichtungsmesser Fotografie – Objektmessung und Lichtmessung >>
Belichtungskontrolle
Der Vergleich beider Belichtungsmesser vor der Aufnahme lieferte exakte und beruhigende Ergebnisse, die ich später auf den Negativen überprüfte. Warum auf den Negativen?
Der Scan allein liefert noch keine Bestätigung über die korrekte Belichtung der Aufnahme. Beim Scannen kann das Labor noch viel herausholen. Erst bei der Kontrolle der Negative wird klar, ob die Belichtung stimmt. Sind die Negative zu dunkel, dann habe ich überbelichtet, sind die Negative zu hell, habe ich bei der Fotografie unterbelichtet.
Fazit Belichtungskontrolle: Sind die Negative zu hell oder zu dunkel, dann hat das Labor beim Scannen gründlich gearbeitet. In der analogen Zeit war es normal, Fehler erst im Abzug (besser im Negativ) zu erkennen – heute sehen wir sie sofort im digitalen Sucher, Kameradisplay oder auf dem Monitor.
Oben: Negativstreifen 6×7 auf Kodak Portra 400.
Entschleunigung durch Filmfotografie
Überall sprossen Knospen, junge Blätter zitterten im leichten Wind. Mit jeder Belichtungsmessung, jedem sorgsam aufgebauten Bild spürte ich die Entschleunigung der analogen Fotografie. Jeder Auslöserdruck musste sitzen. Wurde die Belichtungszeit bei 1/30 Sekunde zu lang, klappte ich den gigantischen Spiegel hoch, um Erschütterungen zu vermeiden. Ich nutzte dann zusätzlich den Kabelfernauslöser.
Oft kontrollierte ich die Schärfentiefe bei abgeblendetem Objektiv – ein faszinierender Effekt, denn die Pentax-67-Objektive erzeugen mit f/2.8 bis f/5.6 unglaublich kleine Schärfentiefen und traumhaftes Bokeh. Während ich bei meiner digitalen GFX Canon TS-E-Objektive verwende, liebe ich an der Pentax 6×7 die natürliche Bildwirkung ohne Tilt-Shift-Technik.
Tipp: Einer der besten Monitore für die Bildbearbeitung
BenQ SW270C Monitor für Bildbearbeitung
Dieser Monitor ist mein täglicher Begleiter in der professionellen Bildbearbeitung und hat sich auch in meinen Fotokursen vielfach bewährt.
Die Teilnehmer zeigen sich stets begeistert von der matten Oberfläche, beeindruckenden Bildschirmgröße, Umschalten auf schwarzweiß per Puck, der hervorragenden Darstellung und der werkseitigen Präzisionskalibrierung – eine Investition, die sich sichtbar auszahlt (auch in der Augen/Rücken-Gesundheit).
Mehr Informationen im ausführlichen Testbericht.
- BILDSCHIRM MIT SIMULIERTER PAPIERTEXTUR: Das fein beschichtete Panel mit TÜV-zertifiziertem Reflexionsschutz ermöglicht die Arbeit unter so gut wie allen Lichtbedingungen.
Frühling auf Film: Warum der Kodak Portra 160 ideal ist
Jede Komposition war eine bewusste Entscheidung, unterstützt vom präzisen Spotmeter und ruhiger Stativarbeit. Besonders die Gegenlichtaufnahmen forderten mein Können. Aber der Kodak Portra 160 verzeiht viel – vor allem leichte Überbelichtungen.
Der Kodak Portra 160 wurde ursprünglich für professionelle Portraitfotografie entwickelt. Seine fein abgestimmten Farben, weichen Hauttöne und die enorme Belichtungstoleranz machen ihn auch für Landschafts- und Naturfotografie ideal.
Portra 160 besitzt einen außergewöhnlich hohen Dynamikumfang und verzeiht Überbelichtungen besonders gut. Viele Fotografen belichten ihn bewusst um eine Blendenstufe heller, um weichere Farbübergänge und feinste Details in den Lichtern zu erhalten. Selbst bei hart reflektierendem Licht im Frühling – etwa auf Gras oder Blüten – bleibt die Bildwirkung angenehm natürlich und harmonisch.
Durch seine extrem feine Körnung eignet sich der Portra 160 außerdem ideal für großformatige Ausdrucke.
Zusammengefasst: Eigenschaften des Kodak Portra 160
- Hohe Dynamik: Hervorragende Belichtungstoleranz, viele Details in Lichtern und Schatten.
- Verzeiht Überbelichtungen: Besonders weich und cremig bei leichter Überbelichtung (+1 bis +2 Blenden).
- Empfehlung: Belichtung auf ISO 100 oder 80 für noch feinere Tonwerte.
- Typisch für Portra: Entwickelt für hohe Toleranz – perfekt auch für Hochzeiten und starke Lichtwechsel.
Obige Aufnahme: Weiße Magnolienblüten mit cremigem Bokeh. Fotografiert mit Pentax 6×7 auf Portra 160 Film.
Fotografische Erlebnisse statt bloßer Bilder
Wie Sie an den Fotoergebnissen sehen können, ist der Frühling auf Film anders als digital: Farben erscheinen weicher und doch präzise, das Licht wirkt natürlicher, kleine Nuancen erzählen eigene Geschichten. Ich fotografierte zartrosafarbene und weiße Magnolien, die verwitterte Buddhastatue im heimischen Garten – alles mit jener Bedächtigkeit, die nur Film verlangt.
Hybride Fotografie – Analoge Bilder, digitale Entwicklung
Ich betreibe heute kein eigenes Fotolabor mehr. Die Leidenschaft ist geblieben, doch Zeit und Platz sind knapp. Ich sende meine Filme gerne an spezialisierte Labore, um sie entwickeln und scannen zu lassen – auch, um Staubprobleme zu vermeiden, die beim eigenen Scannen schnell auftreten. Ich nenne es hybride Fotografie.
Am Abend, als ich die belichteten Portra-Rollen sorgsam in den dunklen Schrank legte, wusste ich: Es würde ein paar Tage dauern, bis ich die entwickelten Bilder in der Cloud sehen könnte. Aber genau darin liegt der Zauber. Frühling auf Film fotografieren heißt, bewusster zu leben, Licht und Augenblicke achtsamer wahrzunehmen – und Erinnerungen einzufangen, die bleiben.
Foto: Zweige eines Magnolienbaums mit zahlreichen rosa und weißen Blüten vor einem grünen Grashintergrund. Fotografiert mit Pentax 6×7 auf Portra 160.
Dieser Bericht war ca. 16 Stunden Arbeit (ohne die Fotografie, reiner Text, Bildbearbeitung, Einbinden, Korrigieren). Es wäre nett, wenn Sie die Links nutzen, damit ich auch in Zukunft so aufwendige Artikel für Sie bereitstellen kann. Auch für einen Blick auf den individuellen Fotokurs unten bin ich dankbar. Alternativ finden Sie in der Seitenleiste einen Spendenbutton. Vielen Dank.
Fotografie Frühling auf Film fotografiert: Magnolie auf Film fotografiert mit Pentax 67 auf Kodak Portra 160.
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Frühling auf Film fotografiert – Die Magie analoger Bilder bei *fotowissen.
Fotokurs analoges Fotografieren
Sie lieben das Gefühl, mit einer analogen Kamera zu fotografieren – ganz ohne Display, aber mit voller Kontrolle? Dann ist dieser individuelle Fotokurs genau das Richtige für Sie!
Gemeinsam tauchen wir tief ein in die analoge Fotografie – ob Kleinbild oder Mittelformat – und bauen gezielt auf Ihrem Wissen auf.
Zum Fotokurs Analog Fotografieren >>

Hilfeaufruf 2025 von *fotowissen
*fotowissen leistet journalistische Arbeit und bittet um Ihre Hilfe. Uns fehlen in diesem Jahr noch etwa € 25.219,72,- (Stand 08.05.2025, 13:00 von ursprünglich 30 TSD.), um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit dem Spendenbutton, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil es für uns vor weitere unkreative Aufgaben stellt, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!
Mit Paypal für *fotowissen schenken. Vielen Dank!*fotowissen Newsletter
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit dem *fotowissen Newsletter, der sonntagmorgens bei Ihnen zum Frühstück bereitsteht. Der *fotowissen Newsletter zeigt die neuesten Beiträge inklusive des Fotos der Woche, Testberichte, Tipps und Ideen für Ihre Fotografie und vieles mehr. Einfach anmelden, Sie können sich jederzeit wieder abmelden und bekommen den Newsletter einmal pro Woche am Sonntag:
Bitte schreiben Sie einen konstruktiven Kommentar, vielen Dank.