Was ist Negativer Raum in der Fotografie (in der Kunst)? Wann ist Raum negativ? Gibt es etwas Negatives in der Fotografie? Um den Positiven Raum und den Negativen Raum zu verstehen, habe ich dieses Tutorial für Sie publiziert. Spannendes *fotowissen:
Foto oben: Negativer Raum in der Fotografie – Negativer Raum ist hier rot markiert, der Körper ist der Positive Raum.
Negativer Raum ist Kreativität.
Bildformate und die Position des Motivs sind essentiell.
Inhaltsverzeichnis
- Fotografie – Negativer Raum
- Negative Space
- Positiver Raum und Negativer Raum – Körperraum und Freiraum
- Die Bildmitte – Bildgestaltung
- Bildgestaltung – Raus aus der Mitte
- Verändern des Positiven Raums und Negativen Raums
- Achtsamkeit für den negativen Raum
- Die Philosophie des Negativen Raums
- Der positive Effekt von negativem Raum in Bildbeispielen
- Zusammenfassung Negativer Raum in der Fotografie
Fotografie – Negativer Raum
Was auch immer Sie gehört haben: Negativer Raum der Fotografie (der Kunst) ist etwas Gutes. Manche Menschen denken beim Begriff „Negativ“ an etwas Schlechtes. Das ist nicht gemeint. Es ist eher das Negativ des analogen Films gemeint. Genaueres im Folgenden:
Fotografen und Künstler verstehen unter dem negativen Raum den freien Raum um ein Motiv herum. Andere wieder sehen den negativen Raum als den Leerraum. In der Kunst sind diese Begriffe für den Negativen Raum bekannt:
- Leerraum
- Leere
- Leerer Raum
- Freiraum
- Freier Raum
- Kein konkreter Inhalt
- Hintergrund
- Negativraum
- Gleichgewicht zum Hauptmotiv
- …
Negative Space
Im englischsprachigen Raum ist der Begriff „Negative Space“ üblich. Der „Negative Raum“ kann auch mit Leerraum, Leere, Freiraum oder ähnlich übersetzt werden.
Im Japanischen ist „ma“ unter anderen ein Begriff für Freiraum im Landschaftsdesign.
Positiver Raum und Negativer Raum – Körperraum und Freiraum
Nehmen Sie unser Beispielfoto unten: Sie sehen eine Figur auf weißem Hintergrund. Alles, was die Figur ausfüllt, ist Körperraum. Die Umgebung in den Lücken und um den Körperraum herum, sind Freiraum. Der Freiraum ist der negative Raum, der Körperraum ist der positive Raum. Oder anders ausgedrückt: Was beim Abziehen der Skulptur vom Raum übrig ist, ist der negative Raum (Bild mit schwarzer Kontur unten).


Verändern wir Fotografen den negativen Raum, dann verändern wir die Bildaussage.
Die Bildmitte – Bildgestaltung
Positionieren wir Fotografen ein Motiv in der Bildmitte, dann ist der negative Raum (Freiraum) zu beiden Teilen gleich neben dem positiven Raum (Körperraum) verteilt. Das wirkt in den meisten Fotografien langweilig. In den meisten Fällen heißt, dass es durchaus Ausnahmen für diese mittige Bildgestaltung gibt. Wichtig: Lassen Sie sich nichts vorschreiben. Was ich vermitteln möchte, sind Grundlagen und Wissen, welches Sie jederzeit um Ihre eigenen Experimente erweitern können.
Das Platzieren in der Mitte ist meist langweilig
Bildgestaltung – Raus aus der Mitte
Hier beginnt unbewusst oder bewusst Ihre Kreativität in der Bildgestaltung: Nehmen Sie fotografisch den Körperraum aus der Mitte heraus, verteilen den negativen Raum ungleichmäßig, dann wird Ihr Bild vornehmlich spannender. Das gilt nicht nur für Skulpturen, Portraits, Tieraufnahmen, ein Stillleben wie einen Apfel, sondern auch für Landschaftsbilder und die anderen Fotogenre.
Mit unserer bewussten Änderung des negativen Raums verändern wir Fotografen die Bildaussage
Verändern des Positiven Raums und Negativen Raums
Sie verändern den negativen Raum auf viele Arten:
- Perspektivwechsel – Anderes Positionieren der Kamera (und damit des Körperraums wie des Leerraums)
- Ändern der Brennweite
- Nähe oder Distanz
- Schärfentiefe
- Schärfeebene
- Änderung des Lichts
- Veränderung der Beziehungen
- Bildformatänderung (2:3, 3:4, 1:1, 16:9, …) – 1:1 = Quadrat
- Anteile von negativem zum positiven Raum
- …
Die Freiraum-Änderungen sind außerdem ein Anlass für eine Übung: Erstellen Sie von einem Motiv, das Sie für sich entdeckt haben, 10 völlig verschiedene Bilder. Sich mit einem Motiv intensiv zu beschäftigen, ist der Unterschied zwischen Knipsen und Fotografie. Nehmen Sie einfach dieses *fotowissen-Rezept-Kärtchen mit, welches Sie vorzugsweise auf dickem Papier ausdrucken und vielleicht noch laminieren. Sie können es in der Brieftasche aufbewahren:

Das *fotowissen-Rezept als PDF zum Ausdrucken und Mitnehmen >>
Achtsamkeit für den negativen Raum
Ändern Sie Ihre bewusste Aufmerksamkeit, Ihre Achtsamkeit für den negativen Raum (Freiraum, Leerraum) um Ihr Hauptmotiv herum, dann schulen Sie Ihr Sehen. Sie fördern Ihre Fotografie und Kreativität.
Wir gestalten mit Negativem Raum
Foto oben: Das 1:1 Format ist das quadratische Format, bekannt auch von der analogen Rolleiflex und Hasselblad. Es ist ein interessantes Format, welches unsere fotografischen Möglichkeiten erweitert. Das quadratische Format kann Ruhe und Kraft bieten. Probieren Sie es aus. Stellen Sie Ihre Kamera auf JPG (oder RAW und JPG), so unterstützen die meisten Kameras im Menü das 1:1 Format.
Foto oben: Das 16:9 Format ist das Fernsehformat. Es ist kein echtes Panoramaformat. Das Panoramaformat hat ein Seitenverhältnis von 3:1. Dennoch ergibt auch das 16:9 Format eine ganz neue Perspektive auf unser Motiv.
Grafik oben: Foto-Bildformate 1:1, 4:3, 3:2, 16:9, 3:1.
Eine der ersten Übungen in meinen Fotokursen ist das Fotografieren eines einzigen Gegenstandes, wie eines Apfels oder einer Gabel. Werden Sie mit diesem einfachen Motiv kreativ, dann fällt Ihnen das Fotografieren wesentlich einfacher. Mehr noch: Das Hobby Fotografie macht Ihnen größeren Spaß.
Geschult wird bei der Übung Ihr Blick, Ihre Wahrnehmung, der Aufbau von Spannungen im Bild. Mit der Übung verstehen Sie die Grundregeln der Kunst, die Ihnen vermutlich kein Lehrer in der Schule jemals erklärt hat (großer Fehler unseres Schulsystems). Sie werden mit dem Wissen um den positiven und negativen Raum einen bewussten Blick entwickeln, Verhältnisse und Raum im Fernsehen anders betrachten. In Zukunft werden Sie Fotos, Malerei oder Werbung analysieren. Mit Ihrem Bewusstsein wird sich Ihre Fotografie verändern. Das ist gut, denn das bewusste Gestalten mit der Kamera und dem Motiv wird Ihre Fotografie verbessern.
Künstler sind sich einig, dass weniger Inhalt oft mehr ist. Dass freier Raum, Leere, negativer Raum eine wunderbare Sache ist. Experimentieren Sie mit dem negativen Raum
Die Philosophie des Negativen Raums
Was ist wichtiger, negativer Raum oder positiver Raum? Schwarz und Weiß, Vordergrund und Hintergrund gehören zueinander. Das eine kann ohne das andere nicht existieren. So ist nicht der positive Raum wichtiger als der negative Raum, sondern der negative Raum betont meist den positiven Raum. Der negative Raum lenkt den Blick auf den positiven Raum. Der eine erlaubt das andere. Beide können nicht ohne den anderen existieren. Beide Räume sind Gegengewichte. Eins plus Eins gleich Eins. Der negative Raum fördert den positiven Raum.
Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen in den Kommentaren. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und gutes Licht für Ihre Experimente. Sie werden vermutlich ab sofort auch abstraktere Motive für sich entdecken.
Der positive Effekt von negativem Raum in Bildbeispielen
Eine sehr ausdrucksstarke Fotografie. Quadrat, Kreis, Diagonale, Senkrechte, Dreiecke, Rechtecke, Schwarz und Weiß, Positiver Raum und Negativer Raum in einer einzigen Fotografie. Kompliment!
Zusammenfassung Negativer Raum in der Fotografie
In diesem Tutorial wird der Negative Raum in der Fotografie und Kunst beleuchtet:
- Negative Raum ist Kreativität und umfasst den freien Raum um ein Motiv herum.
- Es werden verschiedene Begriffe für den negativen Raum verwendet, darunter Leerraum, Leere, Freiraum, Hintergrund und Negative Space.
- Der Negative Raum kann die Bildaussage wesentlich beeinflussen und sollte bewusst gestaltet werden, um Spannung zu erzeugen.
- Die Positionierung des Motivs und die Änderung des negativen Raums können die Wirkung eines Bildes stark verändern.
- Die Anpassung des negativen Raums kann durch verschiedene fotografische Techniken erfolgen, wie z.B. Perspektivwechsel, Änderung der Brennweite und Anpassung der Schärfentiefe.
- Das Bewusstsein für den negativen Raum fördert die Kreativität und die Fähigkeit, bewusst mit Raum und Verhältnissen umzugehen.
- Der Negative Raum betont oft den positiven Raum und beide Räume sind voneinander abhängig, um eine ausgewogene Komposition zu erreichen.
Das Tutorial zeigt verschiedene Beispiele und betont die Bedeutung des negativen Raums für die Bildgestaltung und die Schaffung ausdrucksstarker Fotografien. Es ermutigt uns Fotografinnen und Fotografen dazu, mit dem negativen Raum zu experimentieren und bewusst mit Raum und Komposition zu arbeiten.
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© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Positiver Raum und Negativer Raum in der Fotografie
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Lieber Peter,
es ist für mich immer wieder „erhellend“, was sich durch deine Beiträge an dem konkretisiert, was eher intuitiv oder weniger greifbar vorher schon da war. Das betrifft auch diesen unkomplizierten, sehr aufschlußreichen Artikel, lieben Dank dafür!
Mit den beschriebenen Möglichkeiten positiv-negativ arbeite ich im Grunde schon lange, richtig bewußt geworden ist mir das en detail nochmal beim Lesen gerade.
Es ist im Übrigen spannend: Unterhalte ich mich mit Leuten über Fotos, die nicht selbst fotografieren, und ich lasse Bilder auswählen, die ihnen besonders gut gefallen, trifft es meistens welche, bei denen die großen Grundregeln der Bildgestaltung vorhanden sind. Drittel, positiv/negativ, Freistellung…etc. Es scheint also überwiegend zu funktionieren ;-)
Die Idee mit den ausdruckbaren Themen-Rezepten als PDF finde ich klasse!
Herzlich grüßend & einen guten Wochenstart wünsche ich,
Dirk
Danke lieber Dirk!
Ich freue mich auch, dass Dir die ausdruckbaren *fotowissen-Rezepte gefallen. Ich hoffe, dass noch mehr Lesern diese Rezepte ausdrucken?
Herzlich, Dein Peter
Hallo lieber Peter,
vielen Dank für den Bericht.
Für mich gibt der der negative Raum nicht nur dem Hauptmotiv Platz, sondern ist Raum und Tür zugleich. Eine Tür, die sich hin zu Geschichten öffnet und zur Interpretation anregt. Bis hinein in den Minimalismus, in welchem der scheinbar leere Raum zu seiner eigenen Einrichtung wird, in diesem philosophischen Kontext wird er zum Spiegel des Betrachters und gibt die Möglichkeit zur Selbstreflexion. So bietet der negative Raum: Dimension, Möglichkeit und Reflexion.
Liebe Grüße,
Bernhard