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Street Photography Farbe oder Monochrom

Was ist Street Photography?
Was ist Street Photography?

Street Photography Farbe oder Monochrom, der Titel ist, wie Sie sicher schon festgestellt haben, nicht mit einem Fragezeichen versehen. Farbe oder Monochrom in der Street Photography lässt sich nämlich gar nicht so leicht abfragen oder kategorisch beantworten. Mit diesem Artikel möchte ich für Sie aufzeigen, was möglicherweise für das eine, oder für das andere spricht. Außerdem geht es dabei wie immer nicht ausschließlich um die Fotografie und das Genre, sondern mal wieder um uns selbst.

Farbe oder Monochrom in der Straßenfotografie

Beim Anschauen von diversen Veröffentlichungen zur Streetfotografie fällt auf, dass die Fotos, Videos und Drucke längst nicht so konsequent und umfangreich in Schwarzweiß angefertigt werden, wie man vielleicht denken mag. Viele Street Photographers arbeiten farbig. Doch auf viele Leute, die nicht selbst fotografieren, wirken schwarzweiße Street-Fotos scheinbar bedeutsamer. So zumindest mein Eindruck. Die Entscheidung mag teilweise fließend sein. Mal farbig, mal schwarzweiß, oder aber sie wird konsequent gefällt.

Der Autor Ted Grant sagte:

„Wenn Du Menschen in Farbe fotografierst, dann fotografierst Du ihre Kleidung. Wenn Du sie in schwarzweiss fotografierst, dann fotografierst Du ihre Seelen.“

In diesem Zitat steckt wenig Kompromiss. Was ich allerdings bedeutsam finde, ist die Richtung, in die das Zitat wirkt. Denn es sagt ja nichts über die Menschen als Motive aus. Es sagt hingegen etwas darüber aus, wie wir als Fotografierende „sehen“. Dem Zitat folgend, schauen wir also entweder auf die Kleidung oder aber in die Seele. Im übertragenen Sinn könnte das heißen, dass wir entweder den äußerlichen Effekt eine Szene einfangen oder die tiefere Aussage, die der Moment innehat. Sollte dem so sein, liegt unsere Konzentration dabei viel mehr auf dem Prozess als auf dem Resultat. Insofern unterliegt die Entscheidung, ob wir Street Photography farbig oder monochrom belichten möchten, gar nicht ausschließlich bei der Wahl des Motivs. Die Entscheidung orientiert sich deutlich mehr daran, wie wir umsetzen, was wir „sehen“, und letztlich auch, wie das, was wir belichten, „gesehen“ werden mag. Unabhängig davon darf auch der Faktor Geschmack einbezogen sein. Vielleicht gefällt uns Farbe ja einfach besser. Oder eben Monochrom.

Monochrom strahlt Ruhe aus

Aus meiner ganz persönlichen Sicht heraus darf ich feststellen, dass die monochrome Fotografie Ruhe bringt. Die Lebendigkeit und Unruhe vieler Farben und Farbfotografien wird außen vor gelassen. Unterstützt wird das vor allem dann, wenn unsere Kamera die Möglichkeiten bietet, die Einstellungen vorab auf Schwarzweiß zu konfigurieren, und dies optimalerweise auch noch im elektronischen Sucher als solches abzubilden (Vorteil spiegellose Kamera). Sowohl die Kamera als auch wir sind auf Monochrom getrimmt. Unter diesen fotografischen Umständen scheint es, als würden Schwarz-Weiß-Fotos der Zeit ihr schnelllebiges Weiterreisen entziehen und die Realität hin zu einem Traum verschleiern.

Bei den nachfolgenden Fotografien zeigt sich links eine eher dokumentarische Situation, und die mittlere Aufnahme lebt von der interpretierbaren Bewegung der Kinderhand. Bei der Fotografie rechts ging es mir um die erkennbare Situation in der Espressobar, und vor allem um die hellen Hände, die in ihrer typischen Weise alle Informationen verdeutlichen. Zusätzlich Farbe zu verwenden, wäre für keine dieser Aufnahmen förderlich.

Fotos in Monochrom entziehen der Zeit ihr Weiterreisen.

Von Monochrom zur Farbe

Vermutlich ist es so, dass viele Fotografinnen und Fotografen unserer Tage eher den Weg von der Farbe hin zu Monochrom beschreiten als andersherum. Dass es durchaus auch anders geht, und zwar genau gegensätzlich zu dem, was ich oben ausgeführt habe, zeigt an prominenter Stelle die Fotografie von Joel Meyerowitz. Denn er begann seine Fotografie in Schwarzweiß, und wechselte dann zur Farbfotografie. Straßenfotografie, sozusagen als Reaktion auf das vorgefundene Leben, möchte zeigen, was ist. Farben gehören dazu. Ebenso wie Joel Meyerowitz gehört auch Fred Herzog zu den Farbpionieren. Der Bildband „Modern Color“ ist eine Hommage an diesen großartigen Vertreter der Farbfotografie. Und letztlich zählen auch William Eggleston und Saul Leiter zu den bekannten Fotografen, die die Alleinstellungshoheit von Schwarzweiß als dokumentarisches Kennzeichen infrage stellten.

Farbfotos beinhalten Geschwindigkeit in Echtzeit.

Farbfotos stehen für Moderne, zumindest ein bisschen. Denn auch, wenn es schon viele Jahrzehnte Farbfotografie gibt, sind farbige Bilder in ihrer Wirkung gerne rasanter als schwarzweiße Bilder. Damit meine ich den Bezug zur voranschreitenden Zeit. Schauen Sie sich bitte die nachfolgenden zwei Fotografien an. Identisches Motiv, einmal in Schwarzweiß, einmal farbig. Doch wie unterschiedlich ist die Wirkung, und das, obwohl sie rückwirkend entfärbt hergestellt wurde. Stellen wir uns nun vor, schon mit der entsprechenden Sicht auf die Dinge losgezogen zu sein, wird der Kreis von Prozess und Resultat erst rund.

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Monochrom kann maximale Wirkung

Damit einher gehend frage ich mich auch, ob man sich von Farbe zu Schwarzweiß hin reduziert, oder sich möglicherweise im Weglassen der Farbe sogar maximiert. Ist es ein Schritt von etwas weg, oder zu etwas hin? Die Frage, ob wir Street Photography monochrom oder farbig machen möchten, beantworten wir also besser nicht im Hinblick auf das Genre, sondern immer im Hinblick auf uns selbst. Mit der Entscheidung, ob schwarzweiß, oder nicht, bedienen wir nicht das Motiv, das Genre oder sonst etwas. Es ist eher etwas Grundsätzliches, und das wiederum hat nur mit uns zu tun.

Farbe oder Monochrom resultiert aus dem eigenen Blick auf uns selbst.

Die Legitimation dafür, Farbfotografie im Genre Street anzuwenden, ist vielfältig und umfangreich. Viele Fotografinnen und Fotografen nutzen das Wirken von Farbe im Foto ganz bewusst, es mag sogar Hauptaugenmerk sein für die jeweilige Definition von Street Photography. Um noch einmal bei der Aussage von Ted Grant anzulanden, könnte es zudem bedeutsam sein, ob ein Motiv seine tiefe Kernaussage möglicherweise ohne Farbe völlig verliert oder erst gar nicht erhält. Auch das gibt es.

Mit unseren modernen Kameras halten wir die Möglichkeit in Händen, wahlweise in monochrom oder in Farbe zu belichten. Und zwar nicht wie früher, nur wechselweise von Film zu Film, sondern zugespitzt sogar von Foto zu Foto. Ob es schlau ist, dies auszureizen, kann ich nur für mich beantworten. Es ist es nicht. Mir hat sich gezeigt, dass meine Streetfotografie davon profitiert, mich vor dem Losgehen auf das festzulegen und einzustimmen, was ich in den Blick nehmen möchte. So wie ich 2022 ganzjährig ausschließlich schwarzweiß belichtet habe, bin ich im Jahr 2023 sowohl als auch unterwegs gewesen.

*fotowissen-Experten-Tipp: Probieren Sie mal die monochrome Fotografie, denn Farbe entzieht die Aufmerksamkeit oft auch der Aussage. Stellen Sie die Kamera auf JPG plus RAW ein. Dann wählen Sie in den Filmsimulationen von Fujifilm Acros, in den anderen Markenkameras die Monochrom. Mit diesen Einstellungen erhalten Sie ein monochromes JPG-Foto und können das RAW noch in Farbe entwickeln, wenn Sie merken, dass die Farben die Bildaussagen betont.
1. Foto: Monochrom mit Canon Bildstilen.
2. & 3. Foto: Monochrom mit Fujifilm Filmsimulationen.
4. Foto: Monochrom mit Sony im Kreativmodus.

Mögliche Gründe für Streetfotografie in Farbe

  • Interaktion von Motivanteilen gleicher Farbe(n).
  • Reflexionen, die in Farbe die Bildaussage befeuern (Ampeln, Lichter, Kleidung…).
  • Grafische, kompositorische Bildanteile, die nur farbig Wirkung erzielen.
  • Motive, die durch die typisierte Farbe Aussage erhalten (Kostüme, Uniformen, Polizei, Feuerwehr…).
  • Bestimmte Farblooks, die ggf den Stil der Fotografierenden unterstreichen/auszeichnen.
  • Farbfotos gefallen besser.

 

Mögliche Gründe für Streetfotografie in Monochrom

  • Wirkung von Zeitlosigkeit durch Mischung aus Monochrom + Korn.
  • Bewusstes Nutzen von starken Kontrasten bei Tages-/Sonnenlicht.
  • Konzentration auf Handlung/Interaktion und Stimmung.
  • Bevorzugen dieser klassischen Bildwirkung und der ausgestrahlten Ruhe.
  • Weil es den Fotografierenden in Mentalität und Geschmack entspricht.
  • Gewünscht journalistisch-dokumentarische Wirkung.

 

Wahrnehmung lässt sich nicht rückwirkend korrigieren.

Schwarzweiß oder farbig, wir schauen anders auf das, was wir erleben und was sich uns zeigt. Im Wissen darum macht es Sinn, die technische Möglichkeit des nachträglichen Entfärbens von Fotos kritischer zu betrachten. Dabei liegt der Fokus nicht am Ergebnis, sondern am Prozess! Denn gehen wir davon aus, dass es in erster Linie unser Sehen und Schauen ist, was die exakte Umsetzung überhaupt erst möglich werden lässt, entstehen aussagekräftige Farbfotos als Resultat unseres farbigen Blicks in die Straßen. Wir können zwar dank moderner Techniken den Ergebnissen die Farbe entziehen, doch was wir nicht können, ist, in die entsprechende monochrome Wahrnehmung hineinzukorrigieren. Was wir dann streng genommen sehen, ist also ein farbloses Farbfoto, das in seinem Wirken nicht mehr seinem Entstehen entspricht. Wie wichtig oder unwichtig das für uns sein mag, wird im Einzelfall entschieden. Und wer die Theorie vertritt, dass nur das Ergebnis zählt, kommt sicherlich auch so klar. Für alle diejenigen, die abgesehen vom Resultat auch den Prozess als bedeutsam erachten, scheidet das nachträgliche Entfärben höchstwahrscheinlich aus.

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*fotowissen-Experten-Tipp: Viele Fotografinnen und Fotografen sind beim Thema Monochrom besorgt um den Verlust von Farbe. Unbunt kann aber ein Zugewinn sein. Und nur wenn Sie Ihre Kamera bewusst vorab auf Monochrom einstellen, denken Sie auch bei der Fotografie auch in Monochrom, finden also die passenden Motive.

Fazit Street Photography Farbe oder Monochrom

Lassen Sie uns zum Anfang zurückkehren. Street Photography Farbe oder Monochrom könnte auch im Konsens Monochrom UND Farbe münden. Es gibt keinen pauschal gültigen Ansatz, sich zwingend zu entscheiden und auf ewig festzulegen. Als wichtig erachte ich allerdings, zu wissen, unter welchen Aspekten wir bei der Streetfotografie jeweils tätig sein möchten. Streetfotografie ist spontan, zufällig, intuitiv, schnell. Davon befreit ist aber unsere Vorgehensweise. Loszuziehen mit einer klaren Vorstellung dessen, wonach geschaut werden soll, gibt vor, WIE geschaut werden soll. Das mag die Tageszeit betreffen, die Orte, Plätze und Straßen, das mag die Wahl der Brennweite betreffen, und einhergehend damit auch, ob Farbe mehr Sinn macht, oder eher Monochrom.

Vergessen Sie bei alledem nur eins nicht: Sich selbst! Horchen Sie mal in sich hinein, gerade auch beim Betrachten nachträglich entfärbter Fotos. Im Gegenzug achten Sie bitte darauf, wie Sie sich wahrnehmen, wenn Sie vorab entscheiden in Farbe oder Monochrom zu fotografieren. Ihre vorangegangene, innere Einstellung, samt der entsprechenden Konfiguration Ihrer Kamera, sind ausschlaggebend dafür, wie sich Wirkungen und Stimmungen in Ihren Fotos entfalten und zeigen. Wenn unser eigener, fotografischer Stil authentisch sein soll, wird das eher nicht dadurch glücken, ihn rückwirkend in den Fotos einrichten zu wollen.

Mein Beitrag fasst zusammen, was mir zur Street Photography Farbe oder Monochrom durch den Sinn geht, und ich würde mich sehr freuen, für Sie mit dem einen oder anderen Detail eine Idee oder Anregung präsentieren zu können. Wenn Sie mögen, nutzen Sie gerne die Möglichkeit zum Kommentar (unten), ich freue mich zu erfahren, wie Sie an das Thema Farbe/Monochrom herangehen, wie Sie selbst arbeiten und darüber denken.

Herzliche Grüße, und bitte bleiben Sie uns gewogen,
Ihr Dirk Trampedach

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© Dirk Trampedach, Journalist für Fotografie bei *fotowissen – Street Photography Farbe oder Monochrom


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Dirk Trampedach

Eine Geschichte, ein Bild, eine Stimmung. Erlebnisse, Schreiben und Fotografieren, das hängt für mich unmittelbar zusammen. Foto-Themen, denen ich mich gerne widme, sind Berichte von Touren im VW T3 WESTFALIA, Street Photography, sowie Storys um klassische Automobile und deren Besitzer. Wenn Sie mehr über mich erfahren möchten: www.dt-classics.de.

5 Kommentare

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  • Hallo Dirk,

    gut, dass Du kein Fragezeichen an den Titel Deines sehr guten Beitrages gesetzt hast!
    Denn ich sehe es so wie Du: es gibt kein entweder oder.
    Seit dem Beginn Deiner Reihe “Streetfotografie” bin ich sehr interessiert dabei und probiere mich auch in diesem Genre aus. So habe ich Deinen Rat umgesetzt und entscheide mich bereits vor dem Losgehen für farbig oder sw. Auch das Bildformat lege ich vorher fest, genau wie die Brennweite.
    Gerade jetzt in dieser trüben und nassen Zeit finde ich farbig sehr passend! Die Lichter auf dem Weihnachtsmarkt und in den Fenster, die Spiegelungen in den Pfützen vermitteln gut Stimmungen und würden meiner Meinung nach in sw nicht wirken! Sw nutze ich gerne bei Sonne in unseren Straßen und Ecken- eben wegen der Kontraste.
    Ich danke Dir nochmal sehr für Deine sehr informativen und hilfreichen Artikel!
    Eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für das kommende Jahr!
    Herzliche Grüße
    Frank Seeber

  • Lieber Frank,

    ganz herzlichen Dank für deine Gedanken und die Rückmeldung zum Artikel! Schon letzten Herbst/Winter, wie auch dieses Jahr, teste ich gerne die Effekte der Kombi dunkel/nass-monochrom. Ich finde, erst durch Hinzunahme von Spiegelungen auf nassem Asphalt etc kriegen die Fotos etwas, dass zeitlos wirkt. Gerade auch beim FUJI-Rezept Mullins nimmt die Körnung bei steigender ISO zu, und gibt den Fotos einen Look, der grandios ist. Und farbig hat auch seinen Reiz, ganz klar!

    Danke dir auch nochmal sehr für deine Resonanz bzgl. meines Tutorials. Es freut mich, wenn das animiert, loszuziehen und sich bisschen an dem zu versuchen, was ich so von mir gebe. Eine tolle Motivation, danke!

    Herzliche Grüße, Dirk

  • Hallo
    Danke für die umfassenden und fundierten Überlegungen – ein sehr dichter und differenzierter Artikel, der sich wohltuend nicht für die eine oder andere Seite entscheidet. Und er regt SW-Fotograf/-innen an es mal mit Farbe zu versuchen und umgekehrt.
    SW erzeugt bei vielen einen besonderen ästhetischen, künstlerischen Anspruch: SW macht ein „normales“ Bild zu „Kunst“. Durch das betonen der Kontraste, harten Gegensätzen von (eher kleinen) hellen Bereichen und (eger umfassenden) tiefen Schatten wird dieser Effekt zusätzlich betont (ein Meister dieser Technik ist z.B. Maik Kroner).
    In der „farbigen“ Streetfotografie fällt mir auf, dass der Farb-Look eine äusserst entscheidende Rolle spielt. Gerade in der farbigen Streetfotografie spielt der Look oft eine äusserst zentrale Rolle: Alles dezent und ein „knalliges“ Haupelement, dominierend Grundfarben Rot-Blau-Gelb, 2 komplementäre Farben, Moody Look, alles sehr gedeckte Farben, …
    Sehr schöne Beispiele zu diesen unterschiedlichen Looks finden sich z.B. in der neuesten Nummer von Soul of Street #50 (sehr empfehlenswert, werbefrei). Und da Street oft in Serien fotografiert wird, wird der Farb-Look zu einer wesentlichen Klammer innerhalb der Serie, der das Ganze zusammenhält.
    Die Fuji eignet sich übrigens ganz toll dazu, mit Looks zu spielen – sei es mit den integrierten Filmsimulstionen oder mit eigenen JPG-Rezepten.
    Viel Spass beim Experimentieren
    Hermann

    • Hallo Hermann,

      vielen lieben Dank für ihren Kommentar zu diesem Beitrag!

      Ihre Ansichten zu Farb- + Monochromfotos kann ich großteilig unterstreichen. Vor allem das mit dem Farblook zur Streetfotografie empfinde ich genauso. Es macht eben ein Gesamtkonzept erst aus, wenn die gewünschte Aussage konsequent sichtbar gemacht ist. Da spielt der Bild- & Farblook eine große Rolle.
      Maik Kroner kenne ich persönlich, seine Fotografie ist wirklich klasse. Er ist auch jemand, der leidenschaftlich unterwegs ist, das sieht man auch, und begründet letztlich auch seinen Erfolg.

      Zum Journal SoulOfStreet ist ja leider dessen Ende zu vermelden. Ich hatte die Zeitschrift im Abo, leider ist #50 die letzte Ausgabe. Hoffentlich wird es sowas in der Art, wie auch immer, noch mal geben.

      Eine weiterhin beseelte, glücklich machende Fotografie wünsche ich Ihnen,
      verbunden mit einer frohen Weihnacht, und gutem Ankommen in 2024!

      Herzlich,

      Dirk Trampedach

  • Ist es nicht toll, dass wir heute die freie Auswahl haben?

    Hallo Herr Trampedach,

    Ich fotografiere auch gern Monochrom – nicht nur im Bereich Street.
    Auch ich treffe diese Entscheidung normalerweise bevor ich losgehe – manchmal aber auch erst unterwegs oder auch individuell zum Motiv. Manchmal gehe ich auch los und fotografiere mit zwei verschiedenen Rezepten (Fuji), z.B. in Monochrom und einem interessanten Farbrezept und vergleiche hinterher die Wirkung.
    Eigentlich nie entfärbe ich nachträglich Bilder – diese Entscheidung treffe ich beim fotografieren. Auch wenn ich vielleicht, wie beschrieben, zwei Versionen fotografiere, so kann es schon sein, dass ich beide Bilder im Sucher individuell zur Farbauswahl im Detail anders gestalte.
    Manche Motive oder Kompositionen wirken monochrom einfach viel…. viel…. viel…. Sie wirken einfach „mehr“, Sie wissen schon.
    Nicht nur im urbanen Umfeld bin ich aber auch immer wieder hin und her gerissen.
    Oft wirkt Monochrom ruhiger, entspannter, tiefgründiger, lädt mehr zum Verweilen ein (bei zu harten Kontrasten wirken sie aber für mein Auge auch bisweilen unangenehm aggressiv).
    Und manchmal fehlt monochromen Bildern einfach das Leben – zumindest mir als farbenfrohe Frohnatur.

    Dieses Jahr auf dem Weihnachtsmarkt habe ich ein kleines Kinderkarussell fotografiert – Sie wissen schon, so ein Retro-Karussell, bei dem Kinder auf dem Rücken eines Schweins hinter einem Hubschrauber her fliegen ;) ;)
    Fotografiert habe ich es farbig und monochrom.
    Es stand, Passagierwechsel.
    Abgesehen davon, dass ein- und aussteigende Kinder verschiedene Positionen haben, sind die Fotos identisch.
    Inhaltlich identisch.
    Sie sind aber eigentlich nicht ansatzweise wirklich identisch – sie zeigen nur das gleiche Motiv.
    In der Wirkung habe ich zwei grundverschieden Bilder – übrigens mag ich beide.
    Das war ein bewusstes Experiment von mir – ich wollte ganz bewusst dieses ausgesprochen bunte und lebendige Treiben ablichten und die Wirkung vergleichen.

    Extrem interessant finde ich, wie völlig verschieden diese beiden Bilder wirken – lebt das eine von den lebendigen Farben, den bunten Lichtern, der komplett farbenfrohen Atmosphäre – jeder hier kennt sie wohl, so verleitet das monochrome Bild viel mehr dazu sich dem Inhalt zu widmen, sich mit ihm auseinanderzusetzen.
    Weder hat das farbige Bild „zu viel“ noch fehlt dem monochromen Bild etwas.
    Wirklich sehr spannend…
    Ebenfalls spannend – die Kinder wirken im farbigen Bild viel wuseliger als in der Monochrom Version.

    Aber genau da habe ich auch einen Teil meines inneren Konflikts:
    Möchte ich Betrachtende (mich eingeschlossen) mitnehmen und dazu einladen sich in die Situation zu versetzen, über den Inhalt nachzudenken, die eigene Phantasie, „eigene Farben“ anzuwenden?
    Oder möchte ich einfach einladen in eine farbenfrohe, lebendige Welt einzutauchen?
    Oder vielleicht sogar bewusst zeigen, wie farbenfroh diese Welt ist? Oder ein situativ besonderes Farbenspiel?

    Ich kann diese Frage für mich nicht in allen Fällen zufriedenstellend beantworten.

    Sie haben sicher meinen Artikel gelesen („Zwischen Analog und Digital“) und die Bilder betrachtet. Dann haben Sie auch die Tänzerin am Rheinufer gesehen. Sie hatte einen Kopfhörer auf und tanzte ihre Musik, die niemand hörte. Eine wundervolle Szene nicht nur auf dem Foto. Ich habe ihr noch einige Minuten zugeschaut bis sie mich bewusst bemerkte. Dann guckte sie immer wieder nach mir, war also nicht mehr entspannt und frei, dann bin ich gegangen um sie nicht zu stören.
    Wäre im Bild jetzt der Rhein blaugrün und die Pflanzen im Hintergrund grün und der Himmel blau würde das dieses Bild nicht bereichern – eher im Gegenteil, es würde nur ablenken. Dies ist ein Bild, da gibt es für mich keinen inhaltlichen Konflikt. Monochrom bereichert dieses Bild.
    Nehmen Sie wiederum die Lok (V 200 017) aus dem Artikel „Gehen Sie soft wie möglich fotografieren“ – diese Lok monochrom abzulichten ist, wie ich es schon mal beschrieben habe, ein Verlust. Gerade dieses Modell und ihre Imposanz wird durch ihre Farbgebung deutlich unterstrichen. Nicht das sie monochrom schlecht wirkt, aber es fehlt etwas (ja, ich erinnere mich, die Farbentscheidung wurde vor dem Ausflug getroffen, nicht beim Bild – es soll keine Kritik sein, ich nehme es nur als Beispiel).

    Aber gut, so kann man wahrscheinlich ewig und endlos diskutieren und philosophieren ohne zu einem endgültigen Ergebnis zu kommen.
    Richtig und Falsch gibt es in der Fotografie ja eh nicht.
    Vielleicht ist gerade das auch ein besonderer Reiz der Fotografie. Egal was wir fotografieren – wir können es betrachten, interpretieren, philosophieren – mit anderen oder mit uns selbst – und es nochmal fotografieren.
    Es wird ein anderes Foto sein.
    Und eine neue Basis zum philosophieren….

    Mal ganz weit weg von der Streetfotografie:
    Haben Sie die monochromen Bilder von Polarlichtern von John Barclay gesehen?
    Mal ehrlich, wer von uns hätte den Mut etwas so von Farbe lebendes wie Polarlichter monochrom zu fotografieren?
    Und wenn man die Bilder sieht, dann fragt man sich, warum man den Mut wohl nicht hätte…
    Sehr spannende Bilder.
    Sie finden Sie in Lenswork 165 unter dem Titel „The Rhythm of the Aurora“

    Was bleibt?
    Ich zitiere Sie zustimmend: (…) Street Photography Farbe oder Monochrom könnte auch im Konsens Monochrom UND Farbe münden. (…)

    PS:
    Ergänzung zum Kinderkarussell: Ich habe bewusst in Kauf genommen, dass ich fremde Kinder fotografiere und nicht komplett vermeiden kann vielleicht doch mal Gesichter drauf zu haben – selbstverständlich auch wissend, dass diese Bilder meine Kamera und meinen Computer nicht verlassen. Somit kann, will und werde ich sie auch nicht zeigen (gerade bei Kindern bin ich da extrem konsequent). Sie befinden sich auch deshalb im Ordner der Bilder, die ich nach ein paar Wochen lösche und vermeide damit, dass sie mal irgendwann unbedacht doch den Weg nach außen finden.

    PPS:
    Wenn ich hier monochrom schreibe meine ich Schwarzweiß-Monochrom. Monochrom in anderen Farben mag ich gar nicht. Und ich gehe davon aus, dass die meisten unter uns bei Monochrom zuerst an Schwarzweiß denken. Im Text finde ich das Wort Monochrom aber angenehmer als Schwarzweiß – auch wenn Monochrom aufgrund möglicher Farben eigentlich nicht eindeutig ist.

Journalist, Fotograf, Fototrainer Peter Roskothen

Willkommen bei *fotowissen sagt Peter Roskothen im Namen aller Autoren.

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