Die Nikon oder Canon Tilt-Shift Objektive (TS-E Objektive) können ein triftiger Grund sein, Nikon oder Canon Kameras zu kaufen. Mithilfe von Tilt-Shift Objektiven vermeiden Fotografen stürzende Linien. Was sind stürzenden Linien und was macht ein Tilt-Shift Objektiv so interessant?
Stürzende Linien erklärt.
Wie Fotografen stürzende Linien vermeiden.
Übersicht Canon Tilt-Shift Objektive TS-E 17 mm, 24 mm, 50 mm, 90 mm, 135 mm. Dieser Artikel wurde zuerst im Juni 2019 publiziert und zuletzt im Mai 2022 für Sie aktualisiert.
Inhaltsverzeichnis
Stürzende Linien erklärt
Was sind stürzende Linien? Als stürzende Linien werden in der (Architektur-)Fotografie (verlängerte) Geraden bezeichnet, die oben oder unten zusammenlaufen, also nicht exakt parallel sind. Die stürzenden Linien entstehen durch das Kippen der Kamera nach oben oder unten. Fotografen neigen die Kamera meist nach oben oder unten, um ein Motiv ganz auf das Foto zu bekommen.
Stürzende Linien vermeiden Fotografen, indem wir den Sensor der Kamera senkrecht zum Erdmittelpunkt ausrichten (vorausgesetzt das Gebäude wurde ebenfalls gerade und senkrecht zum Erdmittelpunkt gebaut). Fotografen können die Kamera mit einer 3D-Wasserwaage oder einer Libelle auf dem Blitzschuh ausrichten. Mit verschiedenen Möglichkeiten, wie einem Tilt-Shift-Objektiv (Verschieben des Objektivs an der Kamera nach oben), kann etwa ein hohes Haus auch ohne Kippen der Kamera nach oben aufgenommen werden.
Wenn ich die Kamera nach oben kippe / richte, um das Gebäude in seiner ganzen Höhe aufzunehmen, dann erhalte ich stürzende Linien (oben zulaufend). Das gleiche passiert auch, wenn ich eine Kamera nach unten richte, dann jedoch laufen die Linien nach unten hin zusammen. Die rechte Aufnahme zeigt gerade Linien (parallel), wie Architekturfotografen es zum Beispiel mit einem Tilt-Shift-Objektiv erreichen. Mit Hilfe von Shift-Objektiven vermeiden Fotografen stürzende Linien.
Canon Tilt-Shift Objektive TS-E
Canon baut fünf sogenannte Tilt-Shift Objektive TS-E mit Brennweiten von 17 mm, 24 mm, 50 mm, 90 mm und 135 mm. Diese Objektive werden bevorzugt von Profifotografen genutzt, welche in der Architekturfotografie, Produktfotografie, Landschaftsfotografie oder im künstlerischen Bereich tätig sind. Die interessantesten Funktion dieser Objektive sind das
- Tilten / Neigen um die Schärfeebene zu ändern.
- Shiften (dt. Verschieben) / Schwenken des Objektivs nach oben oder unten, um stürzenden Linien zu vermeiden (Verschieben des Objektivs nach oben und unten).
Das Shiften / Verschieben nach oben oder unten, links oder rechts, kann von Fotografen auch genutzt werden, um besonders hochwertige Panoramafotos zu erstellen (Links zu Calumet):
Canon TS-E Objektive kaufen | Bei Foto-Erhardt | Bei Calumet |
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Canon TS-E 17mm f/4L | - | 17mm |
TS-E 24mm f/3.5L II | - | 24mm |
TS-E 50mm f/2.8L MACRO | 50mm | 50mm |
TS-E 90mm f/2.8L MACRO | - | 90mm |
TS-E 135mm f/4L MACRO | 135mm | 135mm |
Video TS-E Objektiv
Wie vermeiden Fotografen stürzende Linien? In diesem Video werden Tilt-Shift Objektive erläutert und gezeigt:
Stürzende Linien – Gerade Linien in der Architektur
Mit dem Shiften eines Objektivs vermeiden Fotografen stützende Linien, welche unweigerlich entstehen, wenn man die Kamera nach oben oder unten neigt. Es gibt vier Methoden, um Gebäude mit parallelen senkrechten Kanten zu erhalten:
- Mit einer Tilt-Shift-Software: Bei nachträglicher Bildbearbeitung von stürzenden zu gerade Linien in einer Bildbearbeitungssoftware wie zum Beispiel Lightroom oder Capture One Pro.
- Fotografieren senkrecht zur Erdachse, mit einem gebührendem Abstand bei nachträglichem Beschneiden des Fotos um die große Bodenfläche, welche mit aufgenommen wurde.
- Fotografieren senkrecht zur Erdachse aus einem nahegelegenen Gebäude und der mittleren Höhe des zu fotografierenden Gebäudes.
- Fotografieren senkrecht zur Erdachse mit einem Shift-Objektiv (wird auch Tilt-Shift Objektiv genannt, da die Shift Objektive oft auch Tilten können).
Shiften erklärt
Zu 1: Kippen und Bildbearbeitung
Wenn wir Fotografen die Kamera nach oben oder unten neigen und die stürzenden Linien nachträglich mit einer Bildbearbeitungssoftware wie Adobe Lightroom (Capture One, DxO PhotoLab, …) begradigen, erhalten wir den Nachteil, dass das Bild an mindestens einer Kante digital auseinander gezogen wird. Hierbei leidet die Bildqualität. Beim nachträglichen Betrachten von starken Begradigungen durch eine Bildbearbeitungssoftware stellt sich heraus, dass die Bildqualität nicht besser wird. Was bei einer Bildgröße im Internet noch nicht auffällt, macht sich später in Vergrößerungen und Postern deutlich bemerkbar. Auch für Exposees in der Gebäudefotografie (Immobilien Makler) können wir Fotografen eine solche schlechtere Bildqualität vermeiden.
Zu 2: Abstand
Hohe Gebäude lassen sich mit gebührendem Abstand vom Boden aus Fotografieren. Um dabei stürzende Linien zu vermeiden, wird die Kamera auf einem Stativ montiert, gerade ausgerichtet (der Sensor muss im rechten Winkel zum Erdmittelpunkt stehen – 3D-Wasserwaage der Kamera oder Libelle für den Blitzschuh) und ein Großteil des aufgenommenen Bodens in der Bildbearbeitung nachträglich abgeschnitten (engl.: Crop).
- Kompatibilität: Standard-Schuhhalterung. 2 x Zwei-Achsen-Wasserwaage und 2 x One Axis Blitzschuhwaage für SLR/DSLR-Kameras, Canon, Nikon, Pentax, Olympus, Kamerablitzhalterungen und Blitzschuhe. (Funktioniert eventuell nicht für Minolta und Sony)
- 2 x Zwei-Achsen-Luftblasen-Wasserwaage – ideal für Landschaften und Architekturfotografie, die Blitzschuh-Wasserwaage ermöglicht die Positionierung der horizontalen und vertikalen Achse gleichzeitig. 2-Achsen-Formfaktor sorgt dafür, dass Ihre Pegel jederzeit gut ablesbar sind.
- 2 Stück One-Achsen-Blitzschuh-Überzieher - innovatives rundes Design nimmt weniger Platz ein und schützt Ihren Kamera-Blitzschuh, verhindert Kratzer, Stöße, Feuchtigkeit, Staub und hält sauber.
Zu 3 Gebäude aus mittlerer Höhe
Wir finden ein hohes Gebäude gegenüber dem Motiv, welches mindestens die mittlere Höhe des zu fotografierenden Gebäudes hat. Dann fotografieren wir von dort aus mit senkrechtem Sensor zum Erdmittelpunkt. Damit ersparen wir uns den Beschnitt des Bodens wie in 2).
Zu 4: Tilt Shift Objektiv
Das Fotografieren mit einem Tilt Shift Objektiv ist längst nicht so schwierig, wie viele Fotografen vermuten. Die Verschiebung des Objektivs war bereits mit alten, analogen Fachkameras möglich. In der Kleinbildfotografie sind Tilt-Shift Objektive eine besonders preiswerte und transportable Methode um stürzende Linien zu vermeiden. Beim Stiften wird das Objektiv parallel zum Motiv und Kamerasensor verschoben. Die Bildergebnisse sind in Sachen Bildqualität ungeschlagen.
Tilt-Shift-Objektiv TS-E Testbericht
Ob wir im Internet recherchieren oder Testberichte in Magazinen lesen: Die Ergebnisse solcher Testberichte sind schwierig zu interpretieren. Ich persönlich leihe Hardware aus, um mir ein eigenes Bild zu machen über die Verzeichnung des Objektivs in den Ecken und die Anfälligkeit für Gegenlicht und chromatische Aberration.
In einer Ausgabe zum Thema Fotografie des Heise Verlags (2018), wurden verschiedene 24 mm Objektive verglichen. Dabei taucht auch ein hochpreisiges Zeiss Objektiv für über Euro 2.500 auf. Leider vergaß der Journalist beim Vergleichstest, dass Canon Tilt-Shift-Objektiv mit 24 mm zu testen. Das TSE 24mm f/3.5 L II ist eine der besten Linsen, welche wir im 24 mm Bereich erwerben können. Die Linse liegt preislich noch unter dem Zeiss Objektiv und wäre für den Test eine Alternative gewesen. Man kann die Linse als JournalistIn leicht vergessen, denn es ist ein Spezialobjektiv. Außerdem ist der technische Test nur aufwändig möglich, da viele Einstellungen verglichen werden müssen.
Objektivwahl
Ich selbst suchte vor Jahren nach einer Linse für die Canon EOS 5DsR im Bereich von 20-24 mm. Zoomobjektive kamen bei meiner Auswahl nicht infrage, denn ich suchte die beste mögliche Bildqualität. Für mich kamen die Festbrennweiten von Canon (EF 20 mm f/2.8 USM / EF 24 mm f/1.4L II USM / EF 24 mm f/2.8 IS USM) allerdings qualitativ nicht infrage. Das 20 mm Sigma schied für mich persönlich aus. Die Lösung war das:
Objektiv Testbericht Canon TS-E 24 mm f/3.5L II
Tatsächlich ist das herstellereigene TS-E 24 mm f/3.5L II eine der besten Linsen, die ich in Händen hielt. Gut, dass ich es leihen konnte, um mich von der Qualität zu überzeugen. Diese Linsen haben einen extrem großen Bildkreis, um sie Shiften (verschieben) zu können. Damit passen sie an jede Canon Spiegelreflexkamera (mit EF-RF-Adapter auch an sie spiegellosen EOS R-Kameras. Wir können die TS-E Objektive allerdings auch zum Beispiel mit einem Adapter an den Sony Alpha Kameras oder einer Fujifilm GFX 50S / GFX 50R / GFX 100 / GFX 100S / GFX 50SII betreiben (Artikel Tilt-Shift mit GFX).
Tipp: In einem elektronischen Sucher (spiegellose Kamera) mit Lupe fällt das Tilten der TS-E Objektive einfacher!
Eine Vignettierung (Randabschattung) ergibt sich beim TSE 24 mm erst bei extremem Stiften bis zum Anschlag. Das Tilten macht großen Spaß, ist jedoch nicht trivial. Wie oben angemerkt, ist es kaum möglich, mit einem Spiegelreflex-Sucher den Fokus genau zu setzen. Das gelingt erst mit dem Blick auf das hintere Display der Canon Kamera und dem gleichzeitigen Hereinzoomen (Live-View, Digitallupe). Und das wiederum gelingt nur an einem Tag und aus einer Position auf der nicht strahlend helle Sonne auf das Display fällt (Tipp Displaylupe).
Fujifilm GFX mit Canon TS-E 24 mm F/3.5, Blendensteuerung über die Kamera möglich (Tilt-Shift mit GFX Kameras). Auch andere Tilt-Shift Objektive lassen sich mit dem Adapter an den Fujifilm-Kameras nutzen.
Beim Fotografieren mit dem Tilt Effekt, den viele als Miniatureffekt kennen, wird das Auge entweder mit einer vollständig scharfen Ebene verwöhnt, oder komplett verwirrt, durch partielle Unschärfen, die so beim natürlichen Sehen nicht vorkommen.
Architekturfoto mit Tilt Effekt (Tilt-Shift Objektiv).
Tipp Handhabung: Das Shiften ist, mit eingeblendeter Wasserwaage im Sucher der Kamera, tatsächlich aus der Hand möglich.
Tipp Filter: Das Canon TS-E 17 mm f/4L kann nicht ohne weiteres Filter aufnehmen, da die Frontlinse sehr gebogen ist. Ich bevorzuge auch aus diesem Grund das TS-E 24 mm.
Klare Kaufempfehlung für alle Tilt-Shift Objektive / TS-E von Canon!
Beispielfotos mit dem TS-E 24 mm II
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Canon TS-E 17mm f/4L | - | 17mm |
TS-E 24mm f/3.5L II | - | 24mm |
TS-E 50mm f/2.8L MACRO | 50mm | 50mm |
TS-E 90mm f/2.8L MACRO | - | 90mm |
TS-E 135mm f/4L MACRO | 135mm | 135mm |
Großer Bericht zum TS-E 90 mm f/2.8 Mark I >>
© P. Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Canon Tilt-Shift Objektive TS-E – Wie Fotografen Stürzende Linien vermeiden.
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