Viele Leser fragen uns immer wieder: „Muss ich digitale Fotos nachbearbeiten?„. „Ist eigene Bildbearbeitung notwendig? Das ist doch so viel Arbeit!„. „Gibt es digitale Bildbearbeitung kostenlos?„ Diese Fragen sind berechtigt, schließlich möchten die meisten Fotografen die Fotos entweder als Abzug ansehen oder in einem digitalen Album verewigen. Und dafür gibt es überwiegend die automatischen Korrekturen der Labore, die man anwählen kann. Was also ist der Unterschied der eigenen Bildbearbeitung?
Wenn Sie den Horizont nicht gerade ausgerichet hatten, ist digitale Bildbearbeitung notwendig.
Wenn Sie digitale Fotos nachbearbeiten, machen Sie aus einem guten ein hervorragendes Foto.
Wählen Sie nachträglich einen anderen Ausschnitt, dann kann das Bild gewinnen.


Links das Originalfoto – Rechts das bearbeitete Foto – Das Ergebnis zeigt: Eigene Bildbearbeitung ist notwendig. Wenn Sie digitale Fotos nachbearbeiten, dann gewinnen diese. Digitale Bildbearbeitung kostenlos – Liste der Gratis-Software weiter unten. Dieser Artikel wurde im Januar 2011 publiziert und 2024 für Sie überarbeitet.
Inhaltsverzeichnis
Warum ist eigene Bildbearbeitung notwendig?
Digitale Fotos sortieren, organisieren, bearbeiten
Wer die Ergebnisse seiner fotografischen Arbeit nicht dem Zufall überlassen möchte, der denkt darüber nach, die Bilder mit einer einfachen und preiswerten oder kostenlosen Software zu sortieren (Foto-Culling¹), zu organisieren und zu bearbeiten. Der einfachste Grund für die eigene Bildbearbeitung ist die leichte Schräge in vielen Fotografien, die man unbedingt begradigen sollte (schiefer Horizont). Selbst Profis belichten manchmal ihre Fotos nicht ganz gerade. Das ist ein Grund für die Bildbearbeitung, genauso wie die Korrektur der Helligkeiten, Schärfe, Farben, des Ausschnitts und vieler Dinge mehr.
Foto-Culling ist der Prozess des Aussortierens von Bildern nach einer Fotosession. Dabei werden die besten Fotos aus einer großen Menge von Aufnahmen ausgewählt und die weniger guten oder überflüssigen Bilder entfernt. Der Begriff „Culling“ stammt ursprünglich aus der Landwirtschaft und bedeutet „Aussortieren“, und im Fotografie-Kontext bezieht er sich darauf, dass wir Fotografen unsere Fotos durchsehen, bewerten und diejenigen entfernen, die unscharf, schlecht belichtet oder einfach redundant sind.
Foto-Culling ist ein wichtiger Schritt im Workflow eines Fotografen, da es hilft, die Bildmenge zu reduzieren und sich auf die qualitativ besten und relevantesten Aufnahmen zu konzentrieren, bevor diese weiter bearbeitet werden. Es spart Zeit und erleichtert den anschließenden Bearbeitungsprozess.
Die eigene Bildbearbeitung ist notwendig für die Begradigung des Horizonts, den Ausschnitt, Farben, Schärfe, Helligkeiten und vieles mehr.
Einige Kamerahersteller liefern mit dem Kauf der Digitalkamera auch brauchbare Programme für die Bearbeitung unserer Fotografien. Fortgeschrittene Amateure oder Fotografen nutzen „Fotos“ auf dem Mac für viele Foto-Aufgaben, denn die Software ist bereits mit dem Kauf des Rechners im Umfang installiert. Umfangreicher und kontrollierter sind Adobe Lightroom, DxO PhotoLab, Capture One oder On1 Photo RAW für MAC oder PC. Auch für den Windows-Rechner gibt es preiswerte Programme wie ACDSee, Luminar, DXO PhotoLab, On1 Photo RAW oder Ähnliche. Und dann ist da noch eine Liste von kostenloser Bildbearbeitungssoftware für die Bildbearbeitung, die wir unten anführen:
Fotos gewinnen mit Bildbearbeitung Brillanz
Aber was bringt all diese Software außer der Arbeit, das Foto noch einmal bearbeiten zu müssen? Zum einen gewinnen die meisten Fotografien mit der eigenen Bildbearbeitung an Brillanz, Schärfe, Farbe oder Kontrast. Zum anderen können Sie mit Bildbearbeitungs-Software das Ergebnis zu Ihrer Zufriedenheit variieren.


Bereits beim JPG bringt eine Bearbeitung oft eine Verbesserung des Ergebnisses. Noch mehr Möglichkeiten gibt es, wenn Ihr Smartphone oder Ihre digitale Kamera RAW-Fotos speichern kann. Dann nämlich kann ich mit der entsprechenden Software noch einfacher und nachträglich die Belichtung korrigieren, die Schärfe selbst bestimmen und habe dabei keinen Qualitätsverlust (JPG-Bilder sind bereits mit Verlusten komprimiert).
Auch noch von Vorteil: Mit so mancher Bildbearbeitungssoftware können Fotografen ihre Fotos verwalten. Mit einer Bildverwaltung können Sie endlich die vielen tausend Bilder sortieren, aussortieren und das eine Foto wiederfinden!
Die richtige Bildbearbeitungs-Software für Fotografen
Es gibt viele Programme, um JPG-Fotos oder RAW-Fotos zu bearbeiten. Wie schon erwähnt, liefern die Kamerahersteller oft brauchbare eigene Software mit der erworbenen Kamera. Allerdings sind diese Programme meist nicht in der Lage, Bilder komfortabel zu verwalten.
Wer viele Fotografien (100.000 und mehr) besitzt und professionell arbeitet, dem ist Adobe Lightroom empfohlen, denn Lightroom Classic kann auch noch mit 350.000 Fotos umgehen, was kaum eine andere Bildbearbeitung schafft.
Wer großen Wert auf perfekte Farben und Schärfe legt, das Mietkonzept von Adobe nicht mag, der findet in Luminar oder DxO PhotoLab eine Alternative, die nur ein einziges Mal lizenziert werden muss. Luminar ist schnell, DxO PhotoLab kann auch den Arbeitsablauf entscheidend optimieren:
Beste Bildbearbeitungssoftware >>
Digitale Bildbearbeitung kostenlos – Gratis Bildbearbeitungssoftware
Die folgende gratis Bildbearbeitungssoftware ist zum Teil auf Spenden angewiesen. Wenn Sie damit digitale Bildbearbeitung kostenlos mit einem der Programme intensiv nutzen, sollten Sie sich überlegen, ob Sie die Hersteller und Programmierer finanziell unterstützen. Letztlich wird kostenlose Bildbearbeitungssoftware oft aus finanziellen Gründen eingestellt. Ob es sich um ein Bildbearbeitungsprogramm kostenlos für Windows 10 handelt oder um ein kostenloses Program für Mac, ist jeweils notiert. Es handelt sich bei dieser Auswahl zum Teil um wirklich leistungsstarke Programme:
- Gimp
Open Source – GNU / Linux / Mac OS X / Windows - darktable
Open Source – GNU/Linux / GNOME, Mac OS X / macports and Solaris 11 / GNOME, Windows - LightZone
von Light Crafts, Inc. – Windows, Mac, Linux
Tipp: Ähnlich Lightroom in der Bedienung, aber übersichtlicher - RawTherapee
GNU General Public License – Linux, MAC, Windows - Canon Digital Photo Professsional
- Nikon Capture NX-D
- Capture One Express Fujifilm
- C1 Express Sony
Bitte beachten Sie die einzelnen Bestimmungen zur Nutzung. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Tipp: Weitere kostenlose Bildbearbeitungssoftware kommt von den jeweiligen Kameraherstellern mit der Kamera.
Kostenpflichtige Bildbearbeitungs-Software
Muss die digitale Bildbearbeitung kostenlos sein? Nein, aber sie sollte preiswert sein, dann hat man in einer kostenpflichtigen Software meist viele Funktionen vereint, die in einem kostenlosen Programm nicht enthalten sind. Hier ein Überblick der kostenpflichtigen Bildbearbeitungs-Programme, die meist kostenlos getestet werden können:
- Adobe Lightroom und Adobe Photoshop – € 144,- pro Jahr (Abo)
Diese Software ist nur im Miet-Abo zu erhalten. Auf den ersten Blick ist das billig, kann aber über Jahre hinweg für Fotoamateure kostenintensiv werden. Außerdem ist mit der Miete auch die Nutzung der Programme beendet. Was dann? Dennoch: Wer viele Fotos verwaltet und professionell fotografiert, der kommt kaum um Lightroom und Photoshop herum. Leider handelt es sich bei der Lizenz ausschließlich um eine Miete. Die Alternativen finden Sie aber in der folgenden Auflistung: - Affinity Photo – etwa € 75,- einmalig
von Serif, England – MAC und Windows, rund € 55,-, RAW-Konverter plus Bildbearbeitung. Bildverwaltung (DAM = ) in Arbeit. Hier ein ausführlicher Bericht zu Affinity Photo >>.
Tipp: Die Software ist eine meiner eigenen Favoriten der besten Photoshop Alternativen. Für einen Workflow mit Culling¹, Bewertung und Aussortieren der Fotos ist eine Software wie DxO PhotoLab, C1 oder On1 Photo Raw allerdings besser geeignet.
Affinity Photo Version 1.5 – Der Photoshop Lightroom Killer? >>
¹ Der Begriff Culling kommt wieder einmal aus dem Englischen und bedeutet, dass wir die wertvollen Fotos vom Ausschuss trennen. - DXO Photo Lab – etwa € 229,- einmalig
DXO Photo Lab aus dem Hause DxO Labs, Frankreich – Win und MAC, etwa € 230,- (plus 2 mögliche Plug-ins für den vollen Funktionsumfang), RAW Entwicklung und Bildbearbeitung.
SeitDXO PhotoLab 5 werden auch Fujifilm X-Trans Sensoren im RAW unterstützt!
DXO PhotoLab >> - Capture One Pro >> – etwa € 349,- einmalig oder Miete
von Phase One, Dänemark – Win und MAC, etwa € 349,-, akkurate RAW-Entwicklung und Bildbearbeitung. Leider aufwendiger Lernprozess und teure Software.
Capture One Pro Bildbearbeitung – Ersatz für Adobe Lightroom? - On1 Photo RAW – etwa € 79,- einmalig oder Miete
Software von ON1 Inc., Portland, Oregon, USA, MAC und Windows, etwa € 110,-, Funktionen, Arbeitsablauf und Ansicht ähnlich wie Lightroom, auch auf Deutsch. Umfassende Software mit Portraitretusche, Himmeltausch, HDR, Panorama und Fokus-Stacking. - Luminar – etwa 99,- einmalig oder Miete
von Skylum, USA – WIN und MAC, etwa € 79,-, RAW-Entwicklung und Bildbearbeitung.
Tipp: Das Unternehmen entwickelt gute Software und denkt auch mal um die Ecke. - Paint Shop Pro Ultimate – etwa € 90,- einmalig
Corel Corporation, Canada – Windows (Kein MAC), - ACDSee Photo Studio Ultimate – etwa € 180,- einmalig
ACD Systems International Inc., Canada – Windows (Mac kleinerer Umfang), etwa € 176,-, inklusive Bildverwaltung (DAM). - Photo Mechanic – etwa € 334,- einmalig, mit Updates für ein Jahr oder Miete
von Camera Bits, Inc., Oregon, USA – Windows und Mac
Tipp: Die Foto-Software ist besonders interessant, weil sie rasante Voransichten von RAW und JPG liefert. Sie ist leistungsstark für Journalisten, bietet allerdings nur rudimentäre Bildbearbeitung.
Eine ausgezeichnete Software für schnelle und rudimentäre Arbeiten (Übergabe von Fotos an die Agentur). Photo Mechanic (PM) ist mehr eine Software zum Importieren, Sichten, Auswählen, Bewerten und Versenden als eine Bildbearbeitungssoftware. Die Bewertung der Fotos von PM wird beim anschließenden Import in Lightroom sofort angezeigt (Sterne und Farben)! PM schreibt die Metadaten sofort in die XMP-Dateien oder JPGs. Leider ist die Software kostenintensiv geworden. - Photo Mechanic Plus – , etwa € 446,- einmalig, mit Updates für ein Jahr oder Miete
Die Software von Photo Mechanic mit einer gehobenen Fotodatenbank, Fotoverwaltung. Unglaublich interessant für alle Fotografen, die einen Überblick zu Ihren Fotos wünschen, aber auch für das Culling (Entscheiden, welche Fotos …), Bewerten und Aussortieren. Unglaublich schnell, wie die Software immer schon ist und war.
Diese Liste der Bildbearbeitungssoftware erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.




Linkes Foto unbearbeitet, rechtes Foto einfach und schnell bearbeitet mit Luminar 4. Foto aus dem Beitrag „Glücklich Fotografieren„.
RAW gibt Ihnen mehr Möglichkeiten im Vergleich zu JPG. Sie können im RAW die hellen Partien und dunklen Partien besser wiederherstellen. Außerdem ist der Weißabgleich in Kelvin möglich. Einen ausführlichen Artikel zum Vergleich JPG versus RAW finden Sie auf *fotowissen:
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Muss man digitale Fotos nachbearbeiten? Digitale Bildbearbeitung kostenlos Windows und Mac
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Spannend und interessant
Ich finde auch das die Fotobearbeitung nicht wegzudenken ist, man kann schon noch einiges aus den Fotos rausholen.
LG Jörg
Ich bin schon seid je her ein Fotokünstler und bearbeite Fotos sehr gerne. Gerade auch weil es viel verschiedene Fotobearbeitungssoftware gibt die ich gerne nutze. Auf meinem Smartphone habe ich ca. mindestens 6 Apps die so etwas können. Es mach auch jedes mal sehr viel Spaß.
Hallo Herr Roskothen,
Mit großem Interesse habe ich Ihren Beitrag gelesen. Ich pflichte ihnen bei, dass man Fotos durch eine nachträgliche Bearbeitung in vielen Belangen stark verbessern kann. Gleichzeitig bin ich jedoch der Meinung, dass durch die Nachbesserung mit diversen Bearbeitungsprogrammen die wirklich gute Fotographie in den Hintergrund gestellt wird. Ich denke, man sollte schon bei der Aufnahme selbst darauf aus sein, ein perfektes Bild zu gestalten. Fotokunst ist für mich nun einmal eine Kunst. Ich muss mich schon zuvor damit auseinandersetzen, welches Ergebnis ich haben möchte. Ich sollte wissen, wie Fotographie funktioniert, um meine Ergebnisse bereits bei der Erstellung zu erahnen.
Dies ist natürlich nur meine persönliche Meinung, eine gegenteilige Ansicht belebt ja zumindest die Kommunikation.
Als kleinen übertriebenen Vergleich möchte ich einmal folgendes bemerken. Hätte Leonardo da Vinci seine Bilder schon vor 500 Jahren in ein Studio bringen können, damit es durch ein paar Computer und einen Grafiker verbessert wird, hätte heute keiner Interesse an seinen Bildern.
Nachbearbeitung ist gut, Fotokunst – bereits bei der Erstellung der Bilder – ist besser bzw. für mich die wahre Kunst. Deshalb bin ich der Meinung, dass eine Nachbearbeitung der Fotos nur dann unumgänglich ist, wenn ich mich zuvor nicht ausreichend mit der eigentlichen Fotographie auseinandergesetzt habe, bzw. es einfach durch mangelnde Übung nicht besser beherrsche.
Danke für Ihren Beitrag
Mfg Alexander Schindler
Lieber Herr Schindler,
an Ihren Worten ist etwas wahres dran. Tatsächlich sind sich alle Profis einig, dass das Fotos so perfekt wie möglich sein sollte, auch um Zeit mit der Nachbearbeitung zu sparen. In den Zeiten von Dias mussten wir zweimal denken, bevor wir abdrückten. Neben der Belichtung musste auch der Ausschnitt stimmen. Da war nichts mehr dran zu machen. Ich gebe Ihnen sicher Recht in Sachen Landschaft vielleicht noch Architektur. Übrigens müssen wir bei Ihrer Betrachtungsweise Andreas Gursky mal die Kunst vollkommen absprechen, weil nichts von dem was Sie richtig finden, von ihm eingehalten wird.
Aber: Es gibt Genre, in denen ist schnelles Handeln nötig. Straßenfotografie, Wildlife, Tierfotos, Reportage. Und selbst in der Landschaftsfotografie können wir mit Hilfe der Bildbearbeitung aus einem guten Foto ein noch besseres machen. Und viele Fotos aus der Straßenfotografie sind Kunst. Was ist schon verkehrt daran, nachträglich aus einem Farbfoto ein Schwarzweisses zu machen? Ist es verkehrt eine Kippe in einem Hochzeitsfoto zu retuschieren? Darüber könnten wir trefflich streiten. Wenn Sie alles perfekt gestalten, ist vielleicht der Gesichtsausdruck des Hochzeitspaares gequält von der Wartezeit. Da retuschiere ich lieber die Kippe. Ehrlich.
Und ich bin generell tatsächlich der Meinung, wir sollten in der digitalen Bildbearbeitung nicht mehr unternehmen, als es bereits bei Abzügen im Labor möglich war. Aber können wir daraus eine Regel definieren? Dann müssen wir auch eine Regel definieren, auf welchem Papier wir unsere Fotos ausgeben? Wo sollte das enden? Jeder wie er mag: Meine Meinung.
Mir ist als Fototrainer mehr daran gelegen, Menschen zum Fotografieren zu motivieren, als sie abzuhalten. :-)
Herzlich, Ihr Peter R.
Herzlich,
Peter R.
Lieber Herr Roskothen,
Ich freue mich über Ihr rasches Feedback. Gerade in den letzten Tagen habe ich mich intensiv mit den Bildern von Andreas Gorsky beschäftigt. Ich gebe Ihnen vollkommen recht.
Auf ein gutes Foto, das wir hoffentlich demnächst wieder einfangen können, müssen wir sicher nicht allzu lange warten.
Vielen Dank nochmals für Ihre motivierenden Beiträge und alles Gute für ihr nächstes Lieblingsbild.
LG Alexander
Hallo zusammen,
das Thema Bildbearbeitung beschäftigt mich schon, seit es digitale Fotografie gibt. Meine Auseinandersetzung damit ist aber immer die gewesen, sie möglichst zu vermeiden. Das wird in etwa der Ansatz sein, den Herr Schindler aufzeigt. In meiner Art des Umgangs haben sich über die Jahre daher 2 Wege der Einflussnahme auf die Fotos ausgeformt, die ich beim Beschreiben mittlerweile ganz bewußt einsetze, weil sie oft nur durch den einen Begriff „Bildbearbeitung“ beschrieben werden.
Es geht einmal um den Begriff Bildbearbeitung, hinter dem sich eine stark bild- und wirkungsverändernde Maßnahme zeigt, und die überwiegend RAW Format verlangt. Und es gibt die“Bildkorrektur“. Die von Peter Roskothen beschriebenen Eingriffe bzgl. Horizont, Schärfe, Kontrast, ggf. leichter Beschnitt, fallen darunter, und das gelingt auch bestens beim Aufnehmen in JPEG.
Es mag durchaus sein, dass ein Großteil der Fotografierenden das nicht trennen muss, weil sowieso viel bearbeitet wird. Für mich ist das allerdings ein riesiger Unterschied, der es möglich macht, kleine, wertsteigernde Maßnahmen durchzuführen, ohne
1. eine starke Veränderung herbeizuführen,
2. ohne mich einem Teil wertvollster Zeit zu berauben,
3. mein Geld einfach nicht dafür ausgeben zu müssen, und
4. aufwandslos in JPEG zu fotografieren.
Darüber hinaus erkenne ich auch bei hoch engagierten Fotografen*innen die Entwicklung, u.a. wieder mehr hin zu JPEG zu gehen, da sich die dortigen Möglichkeiten für einen Großteil der üblichen Anwendungen deutlich verbessert haben. Kurzum, es ist für jeden was dabei, großartig!
Freundliche Grüße, Dirk Trampedach
Lieber Dirk, das was Du aus Motiven „herausholst“ ist in meinen Augen sowieso große Kunst. Du überlegst genau, welche eigene Filmsimulation Du verwendest. Das machst Du abhängig vom Motiv, von der Stimmung, von allem möglichen. Dann kommt noch hinzu, dass Du Dinge siehst, die andere nicht sehen, sie in Szene setzen kannst. Du bist für mich der größere Künstler als Gursky, der nur digitaler Handwerker ist. Mein Kompliment für Dich!
Herzlich, Peter
Lieber Peter,
ein wenig verlegen macht mich das jetzt schon, danke für den großen Strauß Blumen ;-)
Dabei ist es im Grunde das immer wiederkehrende Thema, was ja auch hier des öfteren reinschwingt. Nämlich die Frage, was man tatsächlich alles schon vorm Auslösen fotografisch tun kann, um es einer Nachbearbeitung zu entziehen. Darin liegt ein unfassbar hohes Potential, und ich möchte nicht müde werden darin, dem auf die Spur zu kommen, und vor allem, es nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Für mich liegt darin der eigentliche Zauber der Fotografie, oder auch basal gesagt, das handwerkliche Fundament.
Liebe Grüße, Dirk
Sehr geehrter Herr Roskothen,
Aufrichtige Anerkennung für diesen sehr gut recherchierten und informativen Beitrag.
Ergänzend möchte ich darauf hinweisen, dass auch die im Betriebssystem von Apple oder Windows integrierten Bild- und Fotobetrachter Bearbeitungsfunktionen enthalten, mit denen die meisten der von Ihnen angesprochenen digitalen Korrekturen wie Ausrichtung oder Ausschnitt möglich sind.
Weiterhin sind in den meisten Kameras Möglichkeiten, das Ergebnis der JPEG-Ausgabe im Filmlook, im Kreativmodus oder ähnlichen Funktionen zu zu konfigurieren. Die Aufnahmen können in RAW und in bearbeiteten JPEG- / HEIF-Formaten parallel gespeichert werden, um später doch noch an den Raw-Dateien weiter Bearbeitungen vorzunehmen. Von den Herstellern werden Apps kostenlos zur Verfügung gestellt, in denen diese kamerainternen Möglichkeiten auch am PC aus den RAW-Daten erstellt werden können.
Wie in einem der anderen Kommentare erwähnt, halte ich die Unterscheidung zwischen Bildkorrektur, bzw. -anpassung und künstlerischer Nachbearbeitung für sehr wichtig. Leider beobachte ich in den verschiedenen Internetplattformen häufig Ergebnisse von übertriebener Bildbearbeitung bis hin zu hyperrealistischer Verfälschung. Da werden dann vielfach von den Fotografen, die das präsentieren, Kreationen gezeigt, denen traurigerweise ein Einheitsaussehen verpasst worden ist, bei dem ich sofort den Bildkonstrukteur erkenne und diese Vereinheitlichung der Darstellung verschiedener Motive empfinde ich dann sehr schnell verschlissen. Ich möchte Fotofreunde an dieser Stelle gerne davor warnen, diese Übertreibungen zu ihrem Stardard zu machen.
Für mich lebt die Fotografie davon, mit der Kamera in der Hand die Aufnahme zu gestalten und dem Motov entsprechende Stimmungen einzufangen. Dazu gehören zum Beispiel das Wechselspiel von Schärfe und Unschärfe, Licht und Schatten, die Farbstimmungen und vieles mehr.
Mit lieben Grüßen und viel Freude an der Fotografie,
Martin Krüger
Hallo Herr Krüger,
ich möchte Ihnen entschieden beipflichten. Was man auf YT-Videos von „Profi“-Fotografen an Bildbearbeitung vorgeführt bekommt, tut manchmal richtig weh. Insbesondere seit die Software von Luminar promotet wird (aber auch – nicht ganz so übertrieben – von ON1) bekommt man als Ergebnis der Bearbeitung manchmal quietschebunte Bilder präsentiert, die das Ausgangsmaterial wirklich eher verschlimmbessern. Selbst die zu Werbezwecken vorgeführten Vorher/Nachheransichten der Firmen selbst (insbesondere Luminar) sind z.T. schlicht eine Beleidigung des Auges.
Ich bin plädiere sehr für die RAW-Fotografie, was eine Nachbearbeitung fast unumgänglich macht und gegenüber noch so guten JPGs holt man eigentlich immer etwas (z.B. an Differenzierung in Strukturen) heraus, deswegen muss man daraus keinen übertrieben farbintensiven Kitsch machen. Weniger ist auch hier meist mehr.