Lieber Herr Stauch, lieber Herr Roskothen,
mit viel Spaß habe ich Ihren Beitrag „Fuji GFX 100 – ein subjektiver Erfahrungsbericht“ gelesen.
Er hat mich geradezu ermuntert, ebenfalls etwas zum Thema beizutragen, in dem Ansinnen, insbesondere jüngeren Liebhaber der Mittelformatfotografie etwas aus den analogen Anfängen näherzubringen und etwas mitzuhelfen, die Seite von Ihnen Herrn Roskothen vielfältig zu gestalten. Solche Seiten leben immer auch von der Mitarbeit der Leser und deren vielfältigen Meinungen und Erfahrungen.
Da auch Sie Herr Roskothen noch zu jung sind, um den Beginn der Mittelformatkameras, wie ich ihn beschreiben möchte, selber erlebt zu haben, dachte ich, ich schlage mal den Bogen.
Während Sie lieber Herr Stauch deutlichen Bezug auf die GFX 100 nehmen, möchte ich mich etwas mit dem Weg befassen, bis es zu dieser sensationellen GFX 100 Kamera kam.
Zu meiner Person.
Ich bin 67 Jahre alt, bin Naturwissenschaftler, Dipl. Ing(TU) für Energie und Verfahrenstechnik, sowie für Bionik und Evolutionsstrategie, und ich war immer „nur“ ein Liebhaber der Fotografie, will sagen, ich war nie professionell als Berufsfotograf tätig.
Meine Motive liegen zu 90% in der Landschaftsfotografie und zu 10% im Bereich Architektur und Sonstiges. Wobei zu Sonstiges auch stimmungsvolle Nachtaufnahmen gehören.
Inhaltsverzeichnis
Zwei Anwendergruppen Mittelformat
Wie auch immer, man kann die Anwender der Mittelformattechnik sehr einfach in zwei Gruppen aufteilen. Es sind die Berufsfotografen auf der einen Seite und die reinen Liebhaber der Fotografie auf der anderen Seite. Entsprechend sind eben auch die Anforderungen an die Kameras und deren Ausstattung sehr verschieden.
Profifotografen wie Herr Roskothen müssen mit der Technik ihre Brötchen verdienen. Sie müssen schnell zu guten Fotos kommen und können sich häufig nicht so viel Zeit nehmen, wie sie es vielleicht gerne tun würden.
Dagegen haben wir, die Liebhaberfotografen den totalen Luxus auf unserer Seite. Wir fotografieren wie wir wollen, wo wir wollen und was wir wollen. Zeit spielt für uns keine Rolle, wir nehmen Sie uns für unser Hobby. Ja mehr noch, für uns gilt das geflügelte Wort, der Weg ist schon das Ziel. Für uns ist das Fotografieren mit einer Mittelformatkamera die Entschleunigung des Alltags. Wir komponieren geradezu unsere Fotos. Wir nehmen uns alle Zeit, es kehrt Ruhe und Entspannung ein.
So mancher Handy Knipser wird sich an den Kopf fassen, und fragen, ob man noch alle Latten am Zaun habe, wenn er sieht, wie Leute wie wir uns manchmal eine ganze Stunde Zeit nehmen, um ein einzelnes Foto zu kreieren, ja geradezu komponieren, ähnlich wie es ein Maler oder ein Komponist macht. Wie wir die Perspektive beurteilen, den Standort verändern, die richtigen Lichtverhältnisse suchen, die richtige Brennweite suchen usw. Tja, und manchmal pokern wir dabei auch zu hoch, das erwartete, noch etwas bessere Licht kommt nicht. PPP eben, Pleiten Pech und Pannen. So kann es auch manchmal gehen. Wie auch immer, so frei fotografieren zu können, das ist der Luxus von dem ich sprach, den wir Hobbyfotografen in vollen Zügen genießen können. Sehen Sie es mir bitte nach, wenn ich von Kleinbild Kamera spreche. Der Begriff hatte an sich nur zu analogen Zeiten seine Bedeutung, mit seinen 24x36mm. Mit den digitalen Sensoren hat sich das alles geändert, wurde aber auch unübersichtlicher. Der Einfachheit wegen verwende ich den Begriff Kleinbildkamera hier trotzdem.
Soweit die Beschreibung meiner Person und meiner Intension.
Vom analogen 6×6 Urahn zur modernen Fuji GFX 100
Der Beginn der modernen Mittelformat Technik
Wann begann die modere Mittelformat Kamera Technik und womit? Ich sage, 1973 begann sie. Sie begann mit der Vorstellung der Rolleiflex SLX 1.
So sah sie aus, meine Rolleiflex SLX:
Technische Daten:
- Erste Mittelformatkamera mit eingebauter Belichtungsautomatik (Blendenautomat mit Verschlusszeiten-Vorwahl).
- Verschlusszeit von 1/500 bis 30 sec.
- Belichtungsmessung: Innenmessung durchs Objektiv über drei Silizium-Elemente (mittenbetonte Ganzfeldmessung).
- Elektronische Kompensierung des durch den Sucher einfallenden Fremdlichts.
- Abgleich der Belichtungsmessung durch Drücken der Messtaste über Leuchtdioden im Sucher. Ermittelter Blendenwert am Objektiv ablesbar.
- Der Transportmotor ermöglicht bei Serienschaltung drei Bilder in zwei Sekunden.
- Rückwand austauschbar von 6×6 auf 4,5×6, jeweils umschaltbar von 120er auf 220er-Film
Rollei hatte die Rolleiflex SLX1 bereits 1973 ausgewählten Journalisten im Werk Singapur und dann auf der Photokina 1974 vorgestellt, konnte diese richtungsweisende Kamera aber erst ab September 1976 produzieren. Es handelte sich um die erste elektronisch gesteuerte Mittelformatkamera. Sie übertrug Blende und Belichtungszeit elektrisch an das Objektiv, in dem für diese Funktionen Linearmotoren verbaut waren, die die Zentralverschlüsse der Objektive ansteuerten. Diese damals aufwendige Technik lief anfänglich noch nicht ganz zuverlässig, erst 1978 erschien eine überarbeitete Version, die SLX 2, mit neuer Elektronik.
Ich selber kaufte damals 1976 die SLX 1 und hatte leider auch am Anfang Probleme mit der Elektronik. Die Firma Rollei tauschte mir aber dann 1978 auf Kulanz meine SLX 1 in das neuere, zuverlässige Modell SLX 2. Die Rolleiflex SLX 2 wurde produziert von 1978 bis 1985, Erkennungszeichen: schwarze und nicht verchromte Ringe um die Auslöser.
Wenn Sie fragen, was kostete diese Kamera damals? – nun, die SLX kostete bei der Markteinführung 5.998 DM. Ich war damals das erste Jahr auf der Uni, hatte aber schon eine kleine Ein – Mann Software Firma, und schrieb professionelle Software für Ingenieur- und Architekturbüros. Dadurch war ich in der glücklichen Lage, mir so eine Kamera leisten zu können und tat es auch.
Hightech Rolleiflex SLX
Aus heutiger Sicht erschließt sich vielleicht nicht auf den ersten Blick, was diese Kamera so sensationell machte. Diese SLX war damals das entwicklungstechnische, absolute Highlight ihrer Zeit und anderen Mittelformat Kameras weit voraus. Man konnte erstmals eine Mittelformat Kamera als Halbautomat nutzen. Blendenautomat mit Verschlusszeiten-Vorwahl. Das, was man bis dahin nur von den Top Kleinbildkameras kannte, z.B. von einer Canon A1, war nun plötzlich bei dieser modernen Mittelformatkamera möglich. Auch war die lange Jahre bekannte, nervige Drehkurbel endlich Geschichte. Diese antiquierte Kurbel, mit der man bis dahin bei allen Mittelformatkameras den Film nach jedem Bild manuell weiterdrehen musste, mit der man auch den Film am Anfang erst mal manuell einfädeln musste. Mit der SLX war das nur noch Steinzeit und Vergangenheit.
Es war eine neue Zeit angebrochen.
Eine Mittelformatkamera, die man fast wie eine Kleinbildkamera handhaben konnte. Rückdeckel auf, vorgeladenes Magazin z.B. mit 120 er Rollfilm rein, Rückdeckel schließen, einmal auf den Auslöser drücken und schon war die Kamera startklar. Sensationell.
Man beachte auch, diese Kamera war durch ihren symmetrischen Aufbau sowohl für Links- wie Rechtshänder gleichermaßen ohne Einschränkungen verwendbar. Sie hatte drei Auslöser. Jeweils links unten vorne und rechts unten vorne einen runden Auslöser für Zeigefingerbedienung. Dazu gab es rechts seitlich einen quadratischen Auslöser für Daumenbedienung. Außerdem gab es den Anschluss für einen Drahtauslöser. Ab der SLX2 befand sich dieser mittig zwischen beiden vorne angeordneten Handauslösern.
Bei der SLX 1 war das noch nicht so, dort konnte man aber den rechten vorderen Handauslöser rausschrauben und durch einen Kombiauslöser ersetzen, der gleichzeitig für den Anschluss eines Drahtauslösers ausgelegt war.
Rolleiflex und GFX
Diese Kamera war ihrer Zeit damals genauso weit voraus, wie es heute eine Fuji GFX 100 ist. Dies genau verbindet die beiden Kameras.
Dennoch war das Fotografieren mit diesen analogen Mittelformat Boliden aufwendig.
Man hatte z.B. grundsätzlich drei, z.B. mit Rollfilm 120 vorgeladene Magazine dabei. Mit diesen drei Magazinen hatte man dann aber dennoch gerade mal 36 Aufnahmen verfügbar. Also nur das, was eine einzelne KB-Filmpatrone beinhaltete. So sahen die Magazine und die Rollfilme aus:
Dazu kam, 6X6 Dia Rahmen waren aufwendig. Man brauchte auch spezielle Schneidepults, um die großen Diastreifen zuzuschneiden. Tja, und dann brauchte man natürlich vor allem auch einen guten Diaprojektor, der die 6X6 Dias auf eine große Leinwand reproduzieren konnte. Wie auch immer, man nahm den Aufwand in Kauf. Wenn man, wie ich es damals gemacht habe, ein KB-Dia einem 6X6 Dia gegenüberstellte, dann erlebte man, wie die Sonne aufging. Beide Dias fotografiert am gleichen Ort, unter gleichen Voraussetzungen, beide auf meinem damaligen Lieblingsfilm, dem Fujifilm, Fujicolor C200, also ISO 200. So nebeneinander sah man, warum das Mittelformat 6X6 Dia über ein Kleinbild Dia nur müde grinsen konnte. Schärfe, Kontrast, Farbauflösung und Brillanz waren einfach unnachahmlich.
Man nahm damals häufig die verstohlenen und etwas neidischen Blicke der nur Kleinbild Fotografen wahr, wenn man mit seinem Mittelformat Schlachtschiff daher kam. Diese versuchten sich permanent zu übertrumpfen, indem die langen Tüten (Teleobjektive) immer noch etwas länger und dicker wurden. Die Szenen erinnerten mich damals immer an ein Gorillagehege:
Das ganze junge Gemüse tobt und kreischt durch das gesamte Gehege, bis plötzlich der erste bemerkt, dass sich von der einen Seite der Silberrücken nähert. Schlagartig wird es ruhig und sobald sich der Silberrücken auf 2m genähert hat, stiebt die ganze Bande nach vorne und hinten auseinander, macht den Weg frei und der Silberrücken geht ruhig und majestätisch seines Weges zu anderen Seite des Geheges. Sobald er einen gewissen Abstand zum Junggemüse hat, besetzt dieses den vorher freigegebenen Raum erneut und das Tohuwabohu beginnt erneut.
Nichts für Ungut liebe Kleinbildfotografen, etwas Spaß muss sein, und ich ging selber auch häufig nur mit meiner Canon A1 bewaffnet los. Zum Schlachtschiffaussehen meiner Mittelformatkamera trug der später noch beschriebene ROWI Winkelgriff ein gerütteltes Maß bei. Nun, und so erfreute man sich in den 70’er, den 80’er und den 90’er Jahren dieser analogen Mittelformattechnik.
Die Welt war in Ordnung.
Zeitenwende 2000
In den 2000 Jahren trat aber eine Zeitenwende ein, und alles änderte sich. Es kam eine Zeit der Orientierungslosigkeit. Die analoge Zeit ging zu Ende.
Das führte überall zu großen Verwerfungen. Es wurden plötzlich kaum noch Filme gebraucht. Selbst große Firmen wie Kodak, gerieten in den Abwärtsstrudel, gingen in Insolvenz oder wurden zerhackt. Auch viele kleine Firmen, aus den Randgebieten, wie dem Fotolaborbereich konnten sich nicht halten, Firmen wie JOBO, Wallner, ROWI (Robert Widmer) International in Neuburg. usw. Sie alle traf der Wandel von analog zu digital.
Ich selber hatte in den 80’er und 90’er Jahren ein eigenes kleines Fotofarb-Labor. Aber das ist eine andere Geschichte, die man vielleicht später mal erzählen kann.
Die Kameras wurden digital. Die Kameras? – nun ja, eben nicht alle. Im Heimanwenderbereich haben sich Digitalkameras zunehmend durchgesetzt und erzielen aufgrund rapide fallender Preise schon seit etwa 2003 höhere Verkaufszahlen als analoge Fotogeräte. Bei den Kleinbildkameras fiel der Wandel also gar nicht so direkt auf. Der Übergang war fließend. Man hatte nun auch plötzlich jede Menge digitaler, kleiner Hosentaschen Kameras. Sehr schick und einfach zu handhaben. Ich habe auch eine Lumix (= Pentax).
Es wurde einem aber schmerzlich bewusst, irgendetwas war auf der Strecke geblieben. Wo war die ruhige souveräne Fotografie mit einer Mittelformatkamera? An ihr war damals die Entwicklung mehr oder weniger vorbei gegangen. Es tat sich nur wenig. Es gab zwar einige Ansätze, z.B. auch digitale Rückwände für analoge Mittelformatkameras. Irgendwie schien es aber alles halbherzig und zusammengeschustert zu sein.
Noch schlimmer war, bekannte Hersteller meldeten Insolvenz an, oder die Besitzer bekannter Mittelformatkamera Hersteller wechselten, völlig unübersichtlich. Sowohl bei Rollei wie bei Hasselblad, Pentax usw. war das so. Zenza Bronica war die Marke eines 1958 von Zenzaburo Yoshino gegründeter japanischer Mittelformatkameraherstellers, der später zum Sony-Konzern gehörte und 1995 an Tamron verkauft wurde. Zehn Jahre darauf wurde die Kameraproduktion eingestellt.
Ab den 2000er Jahren wechselte das ehemalige Familienunternehmen Hasselblad mehrfach den Eigentümer. Hasselblad gehört seit 2017 mehrheitlich einem chinesischen Unternehmen. Die Verläufe bei Rollei waren noch viel extremer. Seit 2007 wurde das Unternehmen in drei Unternehmen aufgespalten. Franke & Heidecke GmbH (Braunschweig) betreute den Bereich der Profiprodukte (Mittelformatkameras, Diaprojektoren).
RCP-Technik GmbH & Co KG (Hamburg) übernahm den nichtprofessionellen Bereich (Rollei Consumer Products, d. h. kompakte Digitalkameras) in Europa und Rollei Metric GmbH das Geschäft im Bereich Photogrammetrie. Die Firma Franke & Heidecke GmbH ist seit 2009 insolvent. Ein Teil der Insolvenzmasse wurde von der DHW Fototechnik GmbH aufgekauft, die digitale und analoge Mittelformatkameras, Fachkameras, Diaprojektoren und Kleinserien weiter produzierte, bis sie 2014 ebenfalls Insolvenz anmelden musste.
Der technische Wandel von Analog zu Digital war ein Chaos.
Wer wollte denn aber als Kunde unter diesen unklaren Verhältnissen 15.000€ für eine digitale Mittelformatkamera mit Zubehör ausgeben, wenn er denn überhaupt eine überzeugende fand, wenn er nicht mal wusste, ob es die Firma ein halbes Jahr später noch gibt? Als jahrelanger Freund der Mittelformatkamera fragte man sich damals, war‘ s das nun mit den Mittelformat Boliden? Ist die Zeit des Mittelformats endgültig vorbei? – werden wir alle gezwungenermaßen nur noch zu maximal Kleinbildfotografen zurück gestuft, oder noch schlimmer, später zu Handy Knipsern? Es gab lange keine befriedigende Antworten auf diese Fragen.
Fujifilm
Dann aber, 2016 kam die nächste Zeitenwende, die Firma Fuji kam mit der Sensation um die Ecke. Die FUJIFILM GFX 50S wurde auf der Photokina 2016 in Köln vorgestellt und ist seit Februar 2017 erhältlich. Kurz danach, 2019 kam die GFX 100 raus. Mein persönliche Wahl. Damit hatte die Firma Fuji die Frage klar beantwortet, die Mittelformatkameras sind nicht tot, ganz im Gegenteil sogar, sie haben sich weiterentwickelt und sich wie Phönix aus der Asche erhoben.
Ich wage auch die Prognose, wir Anwender werden noch von so mancher weiteren Entwicklung und Ergänzung überrascht werden. Alleine die Elektronik gibt da sehr viele Möglichkeiten, ganz anders, als die starre Analogtechnik früherer Jahre.
Fragen und Antworten zum Mittelformat
Kommen wir zu einigen Fragen, die Sie Herr Stauch auch für sich beantwortet haben.
Welche Kamera braucht man? – reicht eine GFX 50S oder muss es die GFX 100 sein?
Ich sage klar, es muss die GFX 100 sein.
Warum?
Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bevor ich die Frage beantworten konnte, wie sieht ein direkter Vergleich eines früheren analogen 6×6 Farbdia im Vergleich mit einem modernen digitalen Bild einer GFX 100 aus? Welches Potential beinhaltete eigentlich so ein analoges 6×6 Dia? Ich fand dann auf einer Internetseite darauf eine Antwort.
Man kann folgendes sagen:
Für einen analogen Diafilm (Fujifilm 100) gilt eine Auflösung von:
Kleinbild 24×36 mm bei 100/21° 22 Millionen Bildpunkte.
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 100/21° 77 Millionen Bildpunkte.
Bei höheren ISO Werten ging das analoge Potential sogar schnell runter:
Kleinbild 24×36 mm bei 400/27° 16 Millionen Bildpunkte.
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 400/27° 55 Millionen Bildpunkte.
Bei Negativfilmen lag die Auflösung sogar ohnehin immer tiefer, weshalb ich immer schon nur Dias machte.
Kleinbild 24×36 mm bei 100/21° 14 Millionen Bildpunkte.
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 100/21° 47 Millionen Bildpunkte.
Damit kann man sehr deutlich sehen, wo digitale Kameras wie die GFX 100 stehen.
Die Fujifilm GFX 50S liegt also etwas schlechter als meine frühere analoge 6X6 Rollei, zumindest, wenn man den ISO 100 Film nimmt. Vergleicht man sie mit einem analogen ISO 400 Film liegt die Auflösung etwa gleich. Die digitale Kamera geht mit der Auflösung nämlich nicht runter, wie bei den analogen Filmen.
Die neue Fujifilm GFX 100 liegt bei ISO 100 sogar deutlich besser als meine alte analoge 6X6 Kamera. Sie liegt rund 25% besser. Bei Vergleich mit einem ISO 400 Film, liegt die GFX 100 Kamera sogar doppelt so gut wie meine alten analogen 6×6 Dias. Damit war meine Entscheidung völlig klar, es muss die GFX 100 sein, ohne Wenn und Aber.
Die nächste Frage lautet, ist für mich die GFX 100S interessant?
Meine Antwort, ein klares Nein.
Warum? Nun, für mich lautet die Einheit für eine Mittelformatkamera nur bedingt, Sensor Größe oder früher Negativformat. Für mich ist die Einheit für eine Mittelformatkamera Kilogramm.
Die Einheit lautet: „1 Mittelformat = 1 GFX100 = 1,4 Kilogramm“ ;-)). Kurz gesagt, wenn ich mit einer Mittelformatkamera fotografiere, dann möchte ich einfach ein gehöriges Pfund (eben Kilogramm) in der Hand spüren. Die GFX 100S erinnert mich viel zu sehr an eine normale Kleinbildkamera. Kurz gesagt, gewogen und mit 0,9kg für zu leicht befunden. ;-))
Früher hatte das Gewicht einer Mittelformatkamera eine weitere, durchaus wichtige physikalische Bedeutung. Je schwerer eine Kamera ist, umso geringer ist die Verwacklungsgefahr. Das hatte einfach etwas mit dem Trägheitsmoment zu tun. Eine schwerere Kamera verweigerte sich dadurch ungewollten Bewegungen viel deutlicher, als ein Kamera Leichtgewicht. Das mindert die Verwacklungsgefahr rein physikalisch. Ok, mit der sensationellen Entwicklung der modernen, sensorbasierten Bildstabilisierung IBIS bei Fuji hat sich das Problem natürlich auch deutlich verbessert.
Dennoch sage ich, eine Mittelformatkamera muss einfach größer und schwerer sein als eine Kleinbildkamera.
Ist der Handgriff an der GFX 100 gut, braucht man ihn?
Ich sage ja, auf jeden Fall. Er ist sogar hervorragend und ich möchte ihn auf keinen Fall missen. Allerdings kann man sich über seine Form streiten. Erst noch mal ein Rückgriff auf die alte Rollei SLX. Sie hatte leider von Haus aus keinen Griff. Das war ihr größtes Manko, wie man damals sehr schnell feststellen konnte, sobald man anfing zu fotografieren. Das erkannte auch Rollei sehr schnell und die Folgekameras, z.B. die 6008 hatte dann von Haus aus einen Handgriff.
So sah sie aus:
Die Rolleiflex 6008 professional. Das Bild fand ich auf der Homepage von Herrn Ivan Slunjski, selber Fotograf aus Leidenschaft. Er hat mir freundlicherweise erlaubt, das Foto seiner 6008 bei *fotowissen zu verwenden.
Es gab aber auch für die SLX 1 Abhilfe.
Die Firma ROWI produzierte damals einen tollen Zusatzgriff für Mittelformatkameras. Er nannte sich ROWI Winkelgriff 1225. Der Griff hatte im Inneren ein massives Metallskelett. Außen war alles angenehm, griffig gummiert. Man konnte den eigentlichen Handgriff stufenlos nach vorne oder hinten verstellen und arretieren. Ebenso war das Griffstück stufenlos von links nach rechts verstell- und arretierbar. Ein Drahtauslöser mit vorne am Griff befindlichem Auslöseknopf, in Höhe des Zeigefingers verband alles mit der Kamera.
Rechts umzog den eigentlichen Handgriff ein etwa 2-3 cm breiter und etwa 1cm dicker Gummibügel, ähnlich dem Handschutz an einem Degen. Dieser Bügel konnte auch sehr angenehm zum Tragen der gesamten Kamera verwendet werden, wenn man sie nicht um den Hals hatte. Obwohl ich mindestens 3 Tage im Internet gesucht habe, ist es mir leider nicht gelungen, ein Bild dieses legendären Winkelgriffs zu finden. Geradezu unfassbar, wo man doch sonst alles im Internet findet. Sonst hätte ich das Bild gerne hier im Vergleich zum Griff an der GFX 100 gepostet. Vielleicht hat ja ein anderer Leser Glück und findet noch ein Bild dieses Winkelgriffs oder erinnert sich an ihn. Mein eigener Griff ist leider in früheren Wirrungen verloren gegangen.
Ein entscheidender Punkt an einem Handgriff ist die Anordnung.
Dabei muss man sich klar machen, wie arbeitet der Fotograf? Verwendet er den Winkelsucher, dann hat er die Kamera hoch vorm Gesicht. Arbeitet er hingegen wie ich nur mit dem Bildschirm, dann hält er die Kamera deutlich tiefer. Bei einem starren Handgriff, wie er an der GFX 100 verbaut ist, führt das logischerweise dazu, dass das Handgelenk in verschiedenen Winkeln, auch anstrengenden Winkeln, gehalten wird.
Von daher sind Griffe mit einer Winkeleinstellung, einem möglichst einstellbarer Winkel (Griff zu Kamera), wie bei dem oben beschrieben ROWI Griff, oder auch bei der Rollei 6008 für die Handgelenkshandhabung viel entspannter, vor allem optimal anpassbar. Ich halte auch den Auslöser oben am Winkelgriff nur bedingt für optimal. Für das Arbeiten mit dem Winkelsucher, also hoher Kamerahaltung ist es ok. Bei tieferer Kamerahaltung würde ich aber einen Auslöser für Zeigefingerbedienung vorne am Griff, bzw. vorne nach links innen versetzt, an einem Winkelgriff für optimaler halten.
Von daher würde ich mir wünschen, dass es für die GFX 100 ein – zwei verschiedene Griffe gäbe, die man beliebig an die Kamera andocken könnte. Darunter eben ein Winkelgriff, ähnlich dem beschriebenen ROWI Griff, bzw. ein Winkelgriff ähnlich dem der Rollei 6008. Ein Winkelgriff mit einstellbarem Winkel des Griffs zu Kamera, je nach persönlicher Handhaltung. Als Auslöser würde ich mir wünschen, einen hinten oben am Griffstück, bedienbar mit dem Daumen und einen zweiten Auslöser vorne, bzw. vorne-links am Griff, bedienbar mit dem Zeigefinger. Ein solcher Griff wäre einfach sehr viel besser zu handhaben, weil er sich den verschiedenen Vorlieben des Fotografen flexibel anpassen würde.
Ein weiterer persönlicher Wunsch, und eine Lanze brechend, für den Lichtschachtsucher.
Ich würde mir wünschen, wenn es zur GFX 100 neben dem Winkel-Adapter auch einen modernen Lichtschacht gäbe. Wenn Sie nie mit einem solchen Lichtschacht gearbeitet haben, möchte ich Sie ermuntern, sich mal bei einem kompetenten Händler selber ein Bild zu machen, wie sich eine solche Kamera anfühlt, gewichtsmäßig, wie optisch. Man kann es nicht beschreiben, man muss es einfach selber mal ausprobieren und erleben. Ich habe früher häufig mal erlebt, dass ein Bild mit meiner Canon A1 Kleinbildkamera nicht so wurde, wie vorher gedacht. Mit meiner Mittelformatkamera habe ich das nie erlebt. Der Grund ist einfach der, dass man mit einem Lichtschacht das Bild immer plastisch mit beiden Augen beurteilt. Da geht nichts schief.
So sah er aus, der montierte, bzw. einzelne Lichtschachtsucher meiner SLX 1:
Was macht einen solchen Lichtschachtsucher so interessant?
Die Kamera hing an ihrem Riemen entspannt um den Hals, beide Hände hatte man frei, ohne das Gewicht der Kamera halten oder führen zu müssen. Die Kamera lag locker am Körper vor dem Bauch an, war dadurch sehr gut gegen Verwacklung stabilisiert und man sah ganz entspannt von oben senkrecht in den Lichtschacht. Man beurteilte das Bild auf der Mattscheibe mit beiden Augen, plastisch und dreidimensional. Die Mattscheibe war durch den Schacht gegen Streulicht abgeschirmt. Der heutige hintere Bildschirm der GFX 100 ersetzt diese Art der Kamerahaltung und Fotografie nur sehr bedingt. Alleine wenn man den Bildschirm so einstellt, dass man von oben senkrecht schauen kann, drückt der Bildschirm die Kamera automatisch nach vorne vom Körper weg, sie fängt an zu kippeln. Dazu kommt das Problem mit einfallendem Streulicht.
Da würde ich mir eben statt des Winkelsuchers, zusätzlich die Möglichkeit wünschen, einen modernen Lichtschacht aufstecken zu können, der natürlich am Grund keine Mattscheibe mehr enthalten soll, wie damals, sondern einen modernen Bildschirm, wie er als hinterer Bildschirm an der GFX 100 eh zu finden ist. Alles so konstruiert, dass man den Schacht mit zwei Fingern, seitlich zusammendrückend zusammenfalten kann. Das ist aus zwei Gründen sinnvoll:
Zum einen, um die Größe zu reduzieren, wenn man den Lichtschacht nicht verwendet, zum zweiten aber, weil der Lichtschachtsucher natürlich nur bei waagerechter Kamerahaltung funktioniert. Wenn man die Kamera dreht, muss man eh über den hinteren Bildschirm gehen. Es ist klar, früher waren die meisten Mittelformatkameras 6×6. Ein Drehen der Kamera gab es also nicht. Das gilt für die GFX 100 nicht.
Dennoch, wie viele Bilder macht man mit senkrechter Kamerahaltung? Das ist sicher verschieden, ich mache mindestens 98% meiner Bilder in waagerechter Kamerastellung. Vielleicht lesen ja auch Entwicklungsingenieure von Fuji mit und denken mal über diese meine beiden Vorschläge in Hinblick auf den Griff und den Lichtschachtsucher nach. Es würde mich freuen.
100 Megapixel Bilder
Nun, zuletzt noch ein Problem, das aber nichts mit der Kamera zu tun hat. Gemeint ist, wie reproduziere ich meine 100 Megapixel Bilder mit ihrem ganzen Potenzial? Ich habe 2 Möglichkeiten, abgesehen vom Print:
- Ich gehe über die Grafikkarte des Computers und schaue mir das Bild am Bildschirm an. Das Ergebnis ist eher ernüchternd. Die besten Grafikkarten bzw. Monitore haben derzeit eine Auflösung von 4K, also ähnlich den derzeit besten Beamern.
- Oder ich verwende gleich einen Beamer und eine externe Leinwand. Die besten Beamer haben derzeit aber auch nur eine Auflösung von 4K (4096 x 2160 Bildpunkten). Wenn man das umrechnet, kommt man auf ca. 8,8 Megapixel. Das ist also weniger als 1/10 dessen, was in einem 100 Megapixel Bild einer GFX 100 steckt. Nicht gerade berauschend.
Tja, da gilt wahrscheinlich zurzeit noch der Mut zur Lücke. Auch auf dem Gebiet wird die Technik voran schreiten.
So, nun hoffe ich, mein kleiner Beitrag war unterhaltsam und vielleicht auch informativ.
Ich möchte an dieser Stelle nicht versäumen, zum einen Herrn Roskothen für seine sehr informative Seite zu danken, sie ist prima.
Weiterhin möchte ich der Firma Fuji danken, dass sie diese Super Mittelformat Kameras rausgebracht hat. Ich bin darüber sehr froh und hoffe, dass viele Liebhaber den Preis für diese Kameras ausgeben und damit die aufwendige Entwicklung zum wirtschaftlichen Erfolg führen.
Herzlich
Michael Schneider
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Hallo Herr Schneider,
herzlichen Dank für den erhellenden Artikel. Sie machen einem Mut, es auszuprobieren. Vielleicht leiht mir mein Sohn seine Mamiya 645.
Wichtiger fand ich aber die Erwähnung der Vorteile des Rowi-Winkelgriffs und des Lichtschachtsuchers. Tatsächlich sollten diese Fakten den Kamera-Konstrukteuren zu denken geben.
Es war für mich genauso mit meiner Sony SLT-A99V und meiner A7 II. Mich nervt die Bedienung über Bildschirme in den Tiefen der Menüs.
Weshalb?
1. Die Suche nach dem richtigen Unterpunkt dauert lange, wenn man nicht jede Woche mit den Menüs zu tun hat.
2. Bei Sonnenschein lässt es sich schlecht ablesen; nutzt man den Sucher, ist die Bedienung umständlich.
3. Man erkennt nicht sofort, ob die Kamera richtig eingestellt ist. Oder man packt sich den Sucher voll und kann das Bild aufgrund der vielen Symbole, Skalen und Zahlen nicht richtig gestalten. Ein kurzzeitiges Abschalten geht, benötigt aber wieder einen zusätzlichen Tasten
druck.
All das trieb mich zur Fujifilm X-T20, die mit ihren diversen mechanischen Schaltern sehr gut zu handhaben ist. Ein Problem tauchte nur bei der Verwendung eines Reisezooms auf. Die Lagerung der Kamera am rechten Handballen reicht normalerweise aus, trotz schwerem und langem Objektiv alles in der Waagerechten zu halten. Nur dort hin hatte Fuji das Tastenkreuz für diverse Funktionen gelegt. Ergebnis: Permanent stelle ich ungewollt irgendwelche Funktionen ein, die ich in der Situation nicht brauchen konnte. Bei meiner X-T3 ist das etwas (tatsächlich nur etwas) verbessert worden.
Langer Rede kurzer Sinn: Es ist erstaunlich, dass gute Lösungen vergessen werden und das alte Fehler wieder auferstehen. Ein längerer Besuch einer Kamera-Sammlung durch Konstruktions- und Designteams könnte helfen.
Damit aber kein falscher Eindruck entsteht: Die X-T3 ist die beste Digital-Kamera, die ich je besaß.
Mit besten Grüßen aus Bremen
Peter Kurze
Hallo Herr Kurze
Es freut mich, dass Ihnen mein Artikel gefallen hat.
Und mal eine alte Lichtschachtsucherkamera mit abgewinkeltem Griff auszuprobieren kann ich wirklich empfehlen.
Tja, was Sie in Sachen Bedienung schreiben führt bei mir zu einem Schmunzeln, weil man solche Dinge auch irgendwie schon alle selber erlebt hat.
Da ist es natürlich so, dass mit zunehmender Digitalisierung die Möglichkeiten extrem zuneh-men und die müssen wieder irgendwie abrufbar sein.
Nur mit manuellen Schaltern klappt es nicht mehr. Man braucht sich nur moderne Autos anzusehen. Mit Touchscreen, Menü, – Untermenü, – Unter Untermenü usw. Nur weil man die Temperatur verändern will, sucht man sich warm.
Tja, wahrscheinlich gibt es keine perfekte Lösung. Es liegt aber auch viel an den Konstrukteu-ren. Einfache und häufig benutzte Funktionen sind einfach besser auf manuellen Schaltern angeordnet, als in Untermenüs.
Auch die Logik in Untermenüs lässt häufig zu wünschen übrig.
Ich habe bei regelungstechnischen Anlagentechnikkomponenten, wie sie in großen techni-schen Gebäudeanlagen vorkommen, die besten Erfahrungen mit dem Frage – Antwortsystem gemacht.
Es arbeitet nach dem Motto das System fragt den Anwender „Was willst du machen?“ es gibt die verschiedenen Möglichkeiten vor, der Benutzer wählt eine, und es erscheint das nächste Fragemenü usw.
Das ist zwar nicht immer der kürzeste Weg, führt aber immer zum Ziel, selbst wenn man als Nutzer nicht weiß, in welchem Unter- Untermenü die Funktion ist, die man gerade sucht.
Eine auch sehr gute Lösung ist, einzelne Nutzerprofile anlegen und speichern zu können.
Die meisten Benutzer arbeiten an sich immer nur mit maximal 1 bis 3 verschiedenen Einstel-lungspaketen. Wenn man die in einzelnen Profilen abspeichert, vereinfacht das die Sache auch schon sehr maßgeblich.
Das war natürlich in den früheren analogen Zeiten einfacher, ist klar.
Ich denke aber, man muss an der Kanalisierung der vielen Möglichkeiten arbeiten, damit diese nicht zum Fluch für die Benutzer werden.
Eine Funktion muss vor allem auch da zu finden sein, wo der Benutzer sie auf Grund der Logik sucht.
Nicht, wie ich neulich in einem Computer Programm stolperte. Ich wollte eine eingegangene Mail bearbeiten. Mache die Mail auf, sehe auf die Kopfmenüs des Programms und siehe da, dort gibt es eines, das lautet „Bearbeiten“. Super, das muss es sein, ich gehe rein und finde nichts.
Ich gehe ins Internet und suche, na toll eine Mail bearbeiten steht unter dem Kopf Menü „Ver-schieben“ – wieso eigentlich unter verschieben? – und dort unter dem Unterpunkt Aktionen.
Was soll man zu so einem Logik Schwachsinn sagen?
Herzlich
M. Schneider
Lieber Michael Schneider, danke für Ihre Gedanken und ihren interessanten Rückblick. Ich kann mich wunderbar damit identifizieren, daher fühle ich mich angesprochen ein kleines Feedback zu geben. Ich fotografiere seit 1970 (auch hobbymäßig teils aber auch beruflich) allerdings im nur”Kleinbild Format” an Mittelformat hatte ich mich nicht getraut. Meine Themen sind Streetfotografie, ich Reise viel, Menschen und alles was mir vor die Linse kommt, durchaus auch Landschaften und Architektur aber auch Produkt und Food-Fotografie im Studio. Nach der analogen Zeit bis 2000, bin ich vor ein 2019 von Micro 4/3 auf Fuji GFX50S umgestiegen und bin mehr als glücklich über die Entscheidung. Danke an Herrn Roskothen der mich dabei beraten hat !!! Die 50S ist für mich ein Quantensprung ich liebe die Kamera den Winkelsucher ganz besonders die Qualität und Detailtiefe der Bilder, der Winkelsucher ist leider defekt, verklemmt, (seit November warte ich auf Ersatz) und die tollen Objektive alles Festbrennweiten. Zur 100S kann ich mich wegen der zu erwartenden noch viel längeren Bildbearbeitung noch nicht entscheiden, da warte ich noch. Ich greife nur noch selten zu meiner Lumix, allerdings habe ich ein Gehäuse auf Infrarot umstellen lassen, das macht Spaß ist aber ein interessantes aber letztlich ein begrenztes Gebiet. Dieser Spaß beim Mittelformat ist mir dann doch zu teuer und mit einem Filter geht es auch. Für mich ist Mittelformat nicht mehr weg zu denken auch wenn das speichern, archivieren und bearbeiten seinen einen zeitlichen Tribut fort. Herzlichen Dank an sie lieber Herr Schneider und auch an das fleißige Fachwissen Team und deren Leserschaft viel Erfolge beim fotografieren wünscht, Helmut Haase
Hallo Herr Haase
Es freut mich, dass Ihnen mein Artikel gefallen hat.
Und es freut mich, dass die Mittelformatfotografie einen neuen überzeugten Anhänger gefun-den hat.
Ich erinnere mich auch noch sehr gut, als ich damals meine ersten Dias auf der Mittelformat-kamera machte und die projiziert habe. Es war wirklich ein Quantensprung.
Das Problem mit der Bildbearbeitung verstehe ich gut. Das ist das Grundsatzproblem, dass diese Spitzenbilder auch sehr groß sind und der Rechner bei jeder Bearbeitung jeden Pixel bearbeiten muss, bei einer GFX 100 etwa 103 Millionen.
Tja man kommt auf Dauer nicht herum den Rechner auch entsprechend anzupassen um die Zeiten zu verringern.
Dennoch, es gibt auch schon einfachere Lösungen.
Ich weiß nicht, welches Rechnersystem Sie nutzen aber von mir mal folgende Tipps, die in Sachen Kosten überschaubarer sind, als einen neuen Spitzenrechner zu kaufen.
Gerade bei der Bildbearbeitung sollte der RAM Speicher des Rechners so groß wie möglich sein. Also nicht mit 4 GB arbeiten, sondern 8, 16, 32 oder sogar mehr GB einbauen.
Wieviel geht, hängt von Ihrem Rechner ab. Zum einen, wieviel freie Slots der Rechner hat und wieviel GB je Bank verkraftet wird.
Ich würde mit dem Rechner mal zum Händler gehen, der kann ihnen schnell sagen, wieviel RAM Speicher maximal reingeht und dann das Memory maximal ausbauen. Sie werden sehen, das macht sich schon enorm bemerkbar.
Einen weiteren Geschwindigkeitsschub erreichen Sie, wenn Sie statt einer konventionellen magnetischen Harddisk, eine SSD Festplatte einbauen lassen.
Die sind bis zu Faktor10 schneller als die magnetischen Festplatten.
Da sie aber teurer sind, hängt das wieder von Ihrem Rechner ab.
Am besten ist es, 2 Festplatten zu haben. Die C- Platte mit dem Betriebssystem dann als SSD Platte, und dann reichen schon 256GB. Zusätzlich eine 2. Platte als Arbeitsplatte, als D-Platte, einbauen, diese konventionell als magnetische Festplatte, z.B. 1-2 TB.
Damit können Sie die Bildbearbeitung schon deutlich beschleunigen, bei überschaubaren Kosten.
Herzlich
M. Schneider
SSDs kosten nicht mehr viel. Satte 2 TB SSDs von Samsung kosten gerade mal um die 150€…
Und sie sparen oftmals mehr Geld, als sie kosten: Denn dank der SSDs werden ältere, langsame Rechner plötzlich wieder flott, insbesondere, wenn man ihnen noch für kleines Geld mehr Arbeitsspeicher gönnt.
Der Flaschenhals bei Rechnern ist immer noch der Zugriff auf die Massenspeicher (also klassische Festplatten bzw SSDs – und nur höchst selten die Geschwindigkeit des Prozessors. Obwohl uns die jeweiligen Marketingabteilungen der Rechnerhersteller Letzteres einreden wollen, denn die Leben davon, daß die dummen Kunden ständig neue Rechner kaufen, anstatt einfach die schwächsten Bauteile durch bessere auszutauschen.
Danke das Sie sich so eine Mühe machen, ich habe Ihre Vorschläge auch sogleich in die Umsetzung geleitet. SSD habe ich schon die EDV Umgebung ist bei mir in einem Netzwerk eingebunden und (glaube ich) schon recht gut, sicher gibt es einen oder auch mehrere Flaschenhälse. In jedem Falle werde ich so lange daran arbeiten bis eine Verbesserung erreicht ist. Mit Ihren Anstoß haben Sie etwas in Bewegung gesetzt, Danke !!! Das EDV Thema ist ja auch ein unendliches. Ich stecke viel Zeit in die Archivierung mit Lightroom, arbeite im Studio mit capture one. Es ist Geduld und Fleißarbeit, mit der Verschlagwortung und dem Strukturaufbau. Daran arbeite ich schon lange, ich habe etwa 100.000 Bilder gespeichert und es werden ja mehr. Das ist die andere Seite. Früher in der Dunkelkammer war das eine andere Welt. :-)
Sehr geehrter Herr Schneider,
vielen herzlichen Dank für diesen ausführlichen Schwenk durch eine tolle Epoche Fotografie, wie auch ihrer Arbeit in diesem Thema! Zugegeben, ich habe nie Mittelformat besessen, aber den Übergang analog/digital sehr lebhaft vor Augen. Meine letzte umfangreiche Fotoausrüstung war die OLYMPUS OM2 mit etlichen Originalobjektiven. Für mich war die Erkenntnis schlimm, als ich feststellte, das es die Fotolabore “für das normale Volk” immer schlechter hinbekamen, die von mir mühsam auf Film gebannte Qualität in angemessene Abzüge zu verwandeln. Ich weiß nicht, ob da die möglicherweise schon digitalen Labore mit “dem alten Kram” nicht mehr richtig klar kamen, oder was sonst. Immer unzufriedener wurde ich. Später gab es ja dann die Möglichkeit, die fertigen Fotos gleichzeitig oder ausschließlich in digitaler Form auf CD zu bekommen. Das wiederum schafften die bei uns befindlichen PCs und Monitore aber nicht. Der Übergang zu Digital verlief dann extrem schmerzhaft, da mir 2013 die komplette Ausrüstung gestohlen wurde. Seither nutze ich FUJI-X.
In ihrem Beitrag gefällt mir unglaublich gut, dass sie uns Leser an ihrer detaillierten Kenntnis und Leidenschaft teilhaben lassen! Denn wie sonst könnte nach so langer Zeit noch so viel Glut im Thema Fotografie sein!? Mich begeistert das, und reißt mich wirklich mit.
Einen außergewöhnlichen Beitrag haben sie da verfasst, Chapeau!
Freundliche Grüße,
Dirk Trampedach
Lieber Dirk,
Ich kann nur sagen, dass dir eine GEF X 50S oder GEF X 50R wirklich gut stehen würde. Du würdest der Kamera gerecht werden und einen riesigen Spaß daran haben. Ich bin ganz sicher, dass es für dich irgendwann einmal das Fuji Film Mittelformat sein muss. :-)
Herzlich, Dein Peter
Lieber Herr Trampedach
Herzlichen Dank für das große Lob. Es freut einen natürlich sehr, wenn man liest, dass die Leser ebenfalls mit dem Artikel viel Spaß haben. So soll es ja sein. Nur langweilige Auflistung von Daten ist nicht so das Gelbe vom Ei.
Wenn ich Ihre Antwort gelesen habe, kann ich Herrn Roskothen nur zustimmen, Sie gehören ebenfalls ins Lager der Mittelformatfotografen.
Also, die Zutrittsgenehmigung ist Ihnen von Herrn Roskothen und mir hiermit schon erteilt! ;-))
Was Sie bezüglich der Qualität der Großlabore schreiben, dies kenne ich leider auch und habe das auch selber häufig erlebt und mich geärgert, – so geärgert, dass ich mir Ende der 70’er Jahre ein eigenes kleines Farblabor zugelegt habe, um dieses Qualitätsproblem zu erschlagen.
Wie sich das dann in der Praxis gestaltete, bereite ich daher in einen weiteren Artikel vor, der sich mit der eigenen Farb- Fotolabortechnik zu analogen Zeiten, versus moderner digitaler Fotonachbereitung befassen soll.
Es wird noch etwas dauern, ich muss mit Herrn Roskothen noch das Problem der Verwendung von (Internet) Fotos in Hinblick auf die Thematik Urheberschutz besprechen.
Dieses Problem trat schon bei diesem ersten Artikel auf.
Mal sehen, wie wir das hinbekommen.
Die OM2 kenne ich auch noch recht gut, mein Vater hatte sie. Das System war gut, aber auch sehr teuer. Ich kann Sie also gut verstehen, dass der Verlust geschmerzt hat. Ich habe leider auch mal durch Diebstahl einige teure Geräte meiner Ausrüstung verloren, weiß also Bescheid.
Zum Glück nicht von der Mittelformatkamera.
Was die Geschwindigkeit bei der Bildbearbeitung angeht, kann ich Ihnen das gleiche empfehlen, was ich Herrn Haase schon schrieb, in Sachen RAM Speicher, diesen auf Maximum erhöhen und außerdem auf eine SSD Platte wechseln.
DWL hat freundlicherweise darauf hingewiesen, dass die SSD Platten mittlerweile sehr deutlich im Preis gefallen sind. Da lohnt es sich erst Recht.
Herzlich
M. Schneider
Lieber Herr Schneider,
ich danke Ihnen ganz herzlich für den ausführlichen Beitrag, der den Bogen schlägt zwischen der alten analogen Technik und der modernen Digitalen. Ganz wunderbar!
Herzlichen Gruß,
Ihr Peter R.
Sehr geehrter Herr Schneider,
herzlichen Dank für Ihren interessanten Beitrag zum Thema Analoges Mittelformat. Ich konnte Ihre Gedanken gut nachvollziehen. Ich habe auch jahrelang als Amateur im Mittelformat mit einer Rollei 6003 und drei Objektiven fotografiert. Die Qualität der Aufnahmen war über jeden Zweifel erhaben.
Heute fotografiere ich noch ab und an mit einer Pentacon Six TL aus DDR-Produktion oder einer Kiev 60 aus der Ukraine. An beide Kameras passen die ausgezeichneten Objektive von Carl Zeiss Jena, die man noch sehr kostengünstig im Gebrauchthandel erwerben kann. Bei diesen Kameras gibt allerdings keinerlei Automatik, man muss alles selbst einstellen und man braucht eine externen Belichtungsmesser wie z.B. den Sixtomat F2 von Gossen. Mit diesen Kameras zu fotografieren entschleunigt ungemein, und das Komponieren eines Bildes macht sehr viel Spaß.
Reinhart Keppler
Hallo Herr Keppler
Auch Ihnen vielen Dank für das Lob zum Artikel.
Es ist sehr interessant, dass an die beiden Kameras die Sie beschreiben, Objektive von Carl Zeiss Jena passen.
Bei der Pentacon Six TL verstehe ich es, aber bei der Kamera Kiev 60 aus der Ukraine war ich erstaunt.
Man muss noch alles selber einstellen. Das ist noch ok, wenn man in Ruhe fotografiert. Wenn man aber auch einen externen Belichtungsmesser braucht, erhöht das den Aufwand natürlich schon merklich.
Meine ersten Gehversuche mit einer Spiegelreflex Kamera erfolgten mit einer Ikarex 35, die ich von meinem Vater bekam. Die Kamera wurde von Zeiss Ikon gebaut.
Wobei Zeiss Ikon ja mit Carl Zeiss in Jena zusammenhing.
Man musste bei dieser Kamera auch Zeit und Blende manuell einstellen, man hatte aber einen integrierten Belichtungsmesser.
Die Belichtungsmessung war aus heutiger Sicht zwar etwas umständlich, funktionierte aber gut. Zur Messung musste man das Objektiv per Hand abblenden, wobei die Blendenschließtaste hilfreich war. Dann konnte man die Belichtungswerte ablesen und einstellen.
Insgesamt war das eine sehr solide Kamera, mit Top Objektiven.
Herzlich
M. Schneider
Hallo Herr Schneider,
herzlichen Dank für Ihren kurzen und doch inhaltlich sehr umfänglichen Abriss in Sachen Mittelformat, von der “Antike” bis in die Neuzeit. ;-)
Selbst nunmehr knapp 62 begann ich mit 10 zu fotografieren und hatte auch schon Mittelformatkameras in der Hand (Hasselblad und Mamiya), doch blieb es bei mir bis vor Kurzem maximal beim Kleinbild, seit ca. 4 Jahren ist es gar eine X-T2, in die ich mich verliebt habe, von einer Nikon D800 kommend.
Ja, auch ich schätze das Gewicht einer Kamera sehr, dass Verwacklungen allein durch das Auslösen verhindern hilft – zähle ich doch zu den absoluten Versagern unter den Handyfotografen – doch habe ich die Erfahrung gemacht, dass nicht nur Gewicht (Trägheit der Masse) ausschlaggebend ist, sondern auch Ergonomie. Ich habe ziemlich kleine Hände und da ist z. B. eine X-T2 wie für mich gemacht.
Seit nunmehr ca. 3 Monaten besitze ich auch eine GFX 50S und da fühle ich mich gewichtsmäßig in einer noch händelbaren Klasse und auch ergonomisch passt sie noch tadellos. Eine GFX 100 wäre mir zu unhandlich; hatte ich gestern das Vergnügen auszuprobieren. Da gefiele mir eine 100 S schon deutlich besser, nur benötige ich die Dateigröße nicht, es sei denn es käme ein Auftrag mit entsprechenden Vorgaben, wofür sich allerdings eine solche dann mieten ließe.
Das Bedienkonzept der 50 S ist das einer X-T, womit ich mich in der Folge heimisch bzw. “analog” fühle. Indes legt sie natürlich ein Paar Pfund Pixel oben drauf (Pixelpitch einer Nikon D800), was Vergrößerungen in hervorragender Qualität erlaubt und den einen oder anderen Beschnitt, so nötig, ohne größere Einbußen ermöglicht.
Was ich Ihnen ein wenig neide ist der IBIS. Das könnte sich demnächst mit einer GFX 50S II ändern. Dann wäre auch ein Infrarot-Umbau für meine jetzige fällig. Ein Filter ist schon beeindruckend, aber die langen Belichtungszeiten schränken doch arg ein. Übrigens, diesen “Virus” habe ich dem lieben Peter zu verdanken. Hierfür an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank.
Doch vorerst gilt es in Glas zu investieren und da interessiert mich auch ein H-Mount-Adapter um alte Fuji Mittelformat-Objektive mit Zentralverschlus nutzen zu können.
Schaun ma ma.
Ihnen, Herr Schneider möchte ich nochmals für den sehr gut geschriebenen Beitrag danken. Es ist immer wieder interessant und bereichernd zu erfahren, wie andere Denken, Fühlen und Handeln.
Wünsche stets Gut Licht
Mark Kant
Hallo Herr Kant
Auch Ihnen vielen Dank für das Lob zum Artikel.
Das was Sie schreiben, Handhabung und Handgröße kann ich voll nachvollziehen.
Deshalb war der beschrieben Winkelgriff in Verbindung mit dem Lichtschachtsucher so toll.
Die Hände waren praktisch frei. Das gesamte Gewicht der Kamera hing am Trageriemen um den Hals. Der Winkelgriff führte zu einer optimalen Steuerbarkeit der Kamera.
Tja, Herr Roskothen macht Werbung für das Fuji Mittelformat. Das finde ich toll, und da hat er Unterstützung verdient.
Und die Investition in Glas ist auch gut.
Herzlich
M. Schneider
Schön und locker zu lesen, dieser Bericht, Danke dafür, – habe auch mal, leider auch vergebens, nach dem Handgriff gesucht …