Was ist ein IBIS (dt.: Bildstabilisation im Kameragehäuse / engl.: In Body Image Stabilization) und was kann er in einer digitalen Kamera bewirken?
Fotografieren wir mit dem IBIS aus der Hand, so können wir längere Belichtungszeiten nutzen, als wir es gewohnt sind.
Der IBIS hilft bei unbeweglichen Motiven.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein IBIS?
Wir Fotografen bewegen uns leicht und zittern ein bisschen, wenn wir aus der Hand fotografieren. Würden wir uns nicht bewegen, dann wären (insbesondere bei wenig Licht) Belichtungszeiten von einer Sekunde oder länger aus der Hand möglich. Diese längeren Belichtungszeiten sind aber bislang Kameras auf Stativen vorbehalten. Um die Bewegung, das Zittern des Fotografen zu beruhigen, haben sich Kamerahersteller den IBIS (Bildstabilisation im Kameragehäuse) und den OIS (Bildstabilisierung im Objektiv) einfallen lassen. Hier die Erklärungen:
Der IBIS – In-body image stabilization (zu deutsch: „Kamerainterner Stabilisator für den Sensor“ / „Bildstabilisation im Kameragehäuse“) – ist eine bewegliche Aufhängung des Sensors im Kameragehäuse. Eine Elektronik im Gehäuse sorgt dafür, dass das Zittern des Kameranutzers registriert wird. Mit dem IBIS wird der Sensor gegen das Zittern des Fotografen geführt. So liegt der Sensor ruhig im Gehäuse. Längere Belichtungszeiten sind beim Fotografieren mit dem IBIS aus der Hand möglich.
5 Achsen Stabilisierung
Kamerahersteller werben heutzutage mit der 5-Achsen-Stabilisierung ihrer Sensoren. Es bedeutet, wenn wir Fotografen mit dem IBIS (Bildstabilisation im Kameragehäuse) aus der Hand fotografieren, dann wird der Sensor meist in fünf Achsen stabilisiert. Die Grafik von Fujifilm erläutert, in welchen Achsen die Kamera stabilisiert wird.
Der Sensor wird in der X-Achse und in der Y-Achse verschoben. Er wird weiterhin um die XYZ-Achse rotiert. Zusammen mit der Erkennung der Bewegung ergibt sich so die größtmögliche Beruhigung der Aufnahme.
Unterschied IBIS und OIS
Manche Kamerahersteller nennen den OIS (engl.: Optical Image Stabilizer, dt.: Optischer Bildstabilisator / Bildstabilisation im Objektiv) auch VR (Vibration Control) oder ähnlich. OIS oder VR bedeutet eine Bildstabilisation im Objektiv. Hier ist eine Linse beweglich aufgehängt, um ebenfalls gegen das Zittern des Fotografen zu steuern. Die beiden Systeme IBIS und OIS arbeiten in der Regel nicht zusammen. Der erste Hersteller, der es geschafft hat beide zu kombinieren, war Panasonic (Dank an den Leser Steffen B. für den Hinweis). Jetzt legt Canon mit der EOS R5 nach. Nach Ansicht von Experten bedeutet dies eine extreme Rechenleistung und sehr hohe Kommunikation zwischen Linse und Kameragehäuse. Der Vorteil soll laut Canon bis zu 8 EV längere Verschlusszeiten ergeben, was aber eine Marketingbehauptung zu sein scheint. Unser großer *fotowissen-Test des Canon EOS R5 IBIS hat Werte bis 4 EV ergeben.
Ein riesiger Vorteil für uns Fotografen bedeutet der IBIS (Bildstabilisation im Kameragehäuse) vor allen Dingen bei Objektiven, die keinen OIS beherbergen. Auf diese Art und Weise können auch ältere Objektive mithilfe des IBIS stabilisiert werden. Auch Fujifilm, Sony, Nikon oder Pentax haben in einigen Kameras den IBIS zur Bildstabilisierung verbaut. Der IBIS ohne Bildstabilisation im Objektiv gewährt ebenfalls etwa 4 EV längere Verschlusszeiten.
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Verwackelte Fotos
Verwackelte Fotos entstehen in der Regel bei zu langen Belichtungszeiten / Verschlusszeiten. Fotografieren wir ohne Stativ, dann gibt es Belichtungszeiten, die zu lang sind, um eine knackscharfe Aufnahme zu erstellen.
Verwacklungsfreie Fotos aus der Hand
Wir können ausrechnen, bei welchen Belichtungszeiten eine Verwacklung unwahrscheinlich ist. Es gibt eine alte Fotografen-Regel, die noch heute ihre Gültigkeit hat und mit der Brennweite rechnet. Mit steigender Brennweite ist die Verwacklungsgefahr größer, daher wird die folgende Regel genutzt:
Verwacklungsfreies Foto =
1 / Brennweite in Sekunden
Beispiel: Fotografieren wir mit einem 80 mm Objektiv, so sollten wir 1/80 Sekunde Belichtungszeit oder kürzer wählen. Diese grundlegende Regel wird allerdings durch den IBIS (Bildstabilisation im Kameragehäuse) und OIS (Bildstabilisation im Objektiv) außer Kraft gesetzt. Dann nämlich können wir mit längeren Belichtungszeiten operieren. Wie lang die Belichtungszeit mit IBIS oder OIS sein kann, hängt von dem jeweiligen Kamerahersteller und der entsprechenden Technik ab. *fotowissen gibt hier einen allgemeinen Tipp für Ihre Fotografie mit Stabilisatoren (IBIS und OIS):
Verwacklungsfreies Foto mit OIS =
2 / Brennweite in SekundenVerwacklungsfreies Foto mit IBIS =
4 / Brennweite in Sekunden
Beispielfotos mit IBIS
Diese Aufnahme der Canon R5 ist noch bei 1/25 s scharf, obwohl bei einer Brennweite von 200 mm eine 1/400 s normal wäre (hohe 45 Megapixel Auflösung des Sensors erfordert schnellere Verschlusszeiten aus der Hand). Die lange Belichtungszeit ohne Stativ ist nur dank des IBIS (hier in Zusammenarbeit mit dem OIS des Zoomobjektivs) möglich:
Auch Fujifilm bietet mit der X-H1, X-T4, X-S10 und der GFX 100 Kameras (Stand Oktober 2020), die den IBIS verwenden. Der IBIS hilft auch hier mit längeren Belichtungszeiten die ISO niedrig zu halten:
Fazit IBIS – Bildstabilisation im Kameragehäuse
Der IBIS hilft uns Fotografen bei vielen Motiven (Landschaftsfotos, Architekturfotos, Makrofotos, Straßenfotografie, …) mit längeren Belichtungszeiten eine niedrigere ISO zu verwenden. Das verbessert die Bildqualität unserer Fotos. Wir benötigen nicht zwangsweise ein Stativ, um knackscharfe Fotografien zu belichten. Immer noch ist ein Stativ aber die beste Lösung, um bei wenigem Licht und niedrigster ISO der Kamera (meist ISO 100 / 200) statische Motive in der besten möglichen Qualität zu fotografieren.
Tipp IBIS: Wenn Sie mit einer langsamen Verschlusszeit und dem IBIS aus der Hand belichten, dann machen Sie mehrere Aufnahmen und suchen sich in einer 100% Ansicht am Monitor das beste Foto heraus.
Tipp IBIS: Schalten Sie den IBIS und das OIS aus, wenn Sie vom Stativ fotografieren oder wenn Sie mit kürzeren Belichtungszeiten als 1/1000 s aufnehmen.
Tipp: Wenn Sie sich aufstützen oder anlehnen sind aus der Hand längere Belichtungszeiten möglich.
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – IBIS- Bildstabilisation im Kameragehäuse – In Body Image Stabilization – Was ist ein IBIS?
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Sorry , Panasonic praktiziert seit einigen Jahren die additive Zusammenarbeit der Stabilisatoren in der Kamera plus Objektiv , Dualstabilisator , wenn beide denn stabilisiert sind . Insofern müsste die Aussage Canon und die EOS R5 wäre diesbezüglich Vorreiter korrigiert werden .
Danke Herr Benkert, das habe ich sofort korrigiert.
Herzlich,
Ihr Peter