Das *fotowissen Analog Projekt Monochrom ohne KI zeigt spannende Fotografien verschiedener AutorInnen und FotografInnen mit einer Canon Kamera. Sie dürfen neben den beschriebenen Erfahrungen, erwartungsvoll auf die Fotos in diesem Beitrag sehen. Außer den monochromen Fotografien geht es auch um die wertvolle Erfahrung mit der analogen Fotografie im digitalen Zeitalter:
Inhaltsverzeichnis
- *fotowissen Analog Projekt Monochrom ohne Künstliche Intelligenz
- Dirk Trampedach – Analog Projekt Monochrom ohne KI – Spannende Straßenfotografie
- Detlef Rehn – Analog Projekt Monochrom ohne KI – Spannende Straßenfotografie
- Peter Roskothen – Analog Projekt Monochrom ohne KI – Spannende Natur
- Bernhard Labestin – Analog Projekt Monochrom ohne KI – Neue Emotionale Sachlichkeit
*fotowissen Analog Projekt Monochrom ohne Künstliche Intelligenz
Im Guardian las ich von einem außergewöhnlichen Fotoprojekt. Renato Repetto reichte eine analoge Nikon F2 35mm an bekannte australische FotografInnen. Alle sollten einen 36er-Film Kodak Tri-X 400 belichten. Der Schritt zurück zu den Basics inspirierte uns bei *fotowissen es auch zu probieren. Was dabei herauskam und schiefging, lesen und sehen Sie hier.
Das deutsche Analog Projekt Monochrom ohne KI
In Deutschland und Japan nahmen fünf *fotowissen AutorInnen, Ingrid Röhrner, Dirk Trampedach, Detlef Rehn, Bernhard Labestin und Peter Roskothen an dem spannenden Analog Projekt Monochrom ohne KI teil.
Wir wollten keine Challenge oder Wettbewerb, sondern einfach entspannt mit einem Kodax TMAX 400 fotografieren. Alle sollten mit derselben Kamera und Brennweite arbeiten, alle den gleichen Film belichten. Schon dabei gab es ein Problem, denn die Canon FTb (1971-1976) konnten wir nicht zu unserem Kollegen Detlef Rehn in Japan senden. Er machte eine Ausnahme und fotografierte mit einer Nikon F100 (1999-2006) und 50mm F1.8 Objektiv. Die Kameras unterscheiden sich, aber die Brennweiten sind gleich und es waren ähnliche Vorgaben geschaffen.
Geduld gefragt
Bei dem Projekt war Geduld gefragt, das versteht sich von selbst, wenn wir von analoger Fotografie reden. Es geht doch bei der analogen Fotografie ohne Künstliche Intelligenz vor allem darum, die eigenen fotografischen Wurzeln wiederzuentdecken. Es geht um das Gefühl von analogem Film, mechanischer Kamera, bewusster Belichtung. Dabei müssen wir anders fotografieren, können nicht knipsen. Das kann nur nachvollziehen, wer mal wieder mit einem Film fotografiert, der auf 36 Kleinbilder begrenzt ist. Ein Film mit 400 ASA, der nicht bei jedem Foto anders empfindlich eingestellt werden kann.
Wer analog fotografiert, der muss etwas von externer Belichtungsmessung verstehen, denn auch in der von uns genutzten Canon FTb war nicht mehr auf den Belichtungsmesser Verlass. Erlaubt waren jede Art der externen Belichtungsmessung, angefangen von einer digitalen Kamera über Apps bis hin zum REVENI LABS SPOT METER, den ich (Peter) nutzte.
Vorgaben an das Analog Projekt Monochrom ohne KI
Vorgabe war neben der analogen Canon und Nikon noch die Normalbrennweite von 50mm, der Kodak TMAX 400 (auch Tri-X 400 genannt), das Entwickeln und Scannen durch ein Fotolabor, in diesem Falle Spieker in Hamburg. Die Fotos durften nur so digital bearbeitet werden, dass es dem analogen Fotolabor entspricht, also Helligkeiten, Kontrast, Nachbelichtung, Abwedeln, Ausschnitt. Auch die Bearbeitung in SilverEfex Pro haben wir eingeschlossen, weil es der Arbeit im Labor ähnelt und Filter in der Schwarzweiß-Fotografie dazu gehören.
Was schief ging
Ingrid Röhrner hatte Pech: Beim Hin und Her mit dem ONFILMLAB ging der Film verloren. Ingrid bekommt die Kamera und den Film erneut und Ihr Beitrag mit Fotografien werden in diesem Beitrag nachgetragen. Bernhard Labestin beschreibt seine Arbeiten in einem eigenen Beitrag, denn auch bei ihm waren leider Probleme aufgetreten.
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Dirk Trampedach – Analog Projekt Monochrom ohne KI – Spannende Straßenfotografie
Prolog
Ein wenig seltsam kam ich mir schon vor, als ich mich vorbereitete, mit der betagten CANON FTb zu fotografieren. Obwohl CANON lange Jahre meine bevorzugte Marke war, lag das Teil befremdlich, im Sinne von ungewohnt alt, in meinen Händen. Offen gestanden, war es zu anfangs seltsam. Im Zuge der ersten Schritte legte sich diese Unruhe aber dann. Ich muss zugeben, meine Herangehensweise an Fotografie ist nicht in erster Linie dadurch geprägt, Entspannung zu suchen. Oder anders gesagt, entspanne ich mich mit Digitaltechnik genauso gut, doch das ist dann tatsächlich eher der Beifang. Wo es mir drum geht, ist schlicht und ergreifend, gute Fotos zu machen, die etwas sagen, oder mit denen ich etwas sage.
Was mich sehr angesprochen hat, war die schöne Idee von Peter, mit der alten Analog-CANON zu mehreren Leuten aus der *Fotowissen-Community etwas zusammen zu machen. So etwas ist in meinem Einzelkämpfer-Umfeld nicht oft möglich. Ich halte es für aufschlussreich, da man so die Betrachtung der Ergebnisse von verschiedener Fotografen*innen wirklich nur auf die Art deren Fotografie, und nicht auch noch auf die unterschiedliche Art deren Technik beziehen kann.
Erahrungen beim Analog Projekt
Mir selbst sind an meiner Vorgehensweise einige Dinge aufgefallen. Da war die schnelle Erkenntnis, dass die Herangehensweise und Motivsuche sehr identisch zu dem liegen, wie ich auch digital fotografiere. „Anders“ ist eher die Unbequemlichkeit, die sich bei Aufnahmen in der Froschperspektive zeigen. Ohne Klapp-Display gilt es, sich hinzulegen. Was ich auch tat. Auch der kleine, und wie ich finde, dunklere Sucher erschien unkomfortabel und in Nutzung anstrengend.
Höchst gespannt auf die Ergebnisse war ich natürlich sehr! Unmittelbar anschauen geht ja nicht, und außerdem konnte der interne Belichtungsmesser der CANON nicht betrieben werden, externe Messgeräte besitze ich keine. Ich habe also mit meiner FUJI X-T3 und dem XF35 F1.4 gemessen, in der Hoffnung, dass sich das in etwas synchron messen lässt, und dann auf die CANON übertragen. Auch darin lag eine hohe Spannung, ob das so tatsächlich funktionieren würde.
Der Beginn unseres Canon-Projekts wurde ja noch überschattet von den Einschränkungen durch die Pandemie, ich denke, wir erinnern uns alle an diese komplizierte Zeit, insofern sind wenige Menschen abgebildet. Es waren einfach auch nur wenige unterwegs. Für mich war überwiegend die Frage von Bedeutung, ob ich es noch hinbekomme, mit so einem Oldtimer sehenswerte Fotografie zu betreiben. In die *fotowissen-Auswahl haben es nun diese 6 Fotografien geschafft.
Gruppe von Leuten am Rhein/Bonn. Foto: Dirk Trampedach. Analog Projekt Monochrom ohne KI.
Brücke mit Straßenbahn/Bonn. Foto: Dirk Trampedach. Analog Projekt Monochrom ohne KI.
Bahngelände/Siegen. Foto: Dirk Trampedach. Analog Projekt Monochrom ohne KI.
Detail an einem alten Waggon/Siegen. Foto: Dirk Trampedach. Analog Projekt Monochrom ohne KI.
Abbruch eines Altbaus/Siegen. Dirk Trampedach – Analog Projekt Monochrom ohne KI – Spannende Straßenfotografie.
Panoramablick mit Fernglas/Siegen. Dirk Trampedach – Analog Projekt Monochrom ohne KI – Spannende Straßenfotografie.
Fazit Analog Projekt Monochrom ohne KI – Spannende Straßenfotografie
Ein persönliches Fazit der gesamten Unternehmung zu ziehen, ist gar nicht einfach. Hauptsächlich ist die extrem langsame Geschwindigkeit zu nennen, die das gesamte Vorgehen prägt. Für mich und meine Street-Photography wäre da ein Arbeiten mit Freude kaum denkbar gewesen. Es gibt also auch neben einer entschleunigten Ruhe auch ganz klar ein zu langsam, und für mich lag das hierbei vor.
Abgesehen von der Spannung, diese Art von Fotoprojekt mit mehreren Leuten zu machen, ist der Analog-Kick, auf den ich gewartet hatte, komplett ausgeblieben. Diese Erkenntnis ist überdeutlich. Die Fotografie mit der alten CANON hat mich nicht aus den Schuhen gehauen, und die entstandenen Fotos fesseln mich auch nicht über Maß. Aber das ist letztlich mein Blick auf die eigenen Ergebnisse, vielleicht kommen Sie ja zu einem ganz anderen Schluss. Was mir gut gefällt, ist der Gedanke, Motivation freizumachen dafür, dass Sie, verehrte Leser, sich selbst auf ähnliche Art betätigen. Und es interessiert mich schon sehr, was Sie überhaupt zum Projekt und den diversen Resultaten sagen möchten. Auf ihre Kommentare bin ich ziemlich gespannt!
Herzliche Grüße,
Dirk Trampedach
Detlef Rehn – Analog Projekt Monochrom ohne KI – Spannende Straßenfotografie
Neue alte Erfahrungen – In Tokio mit einer analogen Kamera unterwegs
Zugegeben, ich hatte mir das Ganze etwas einfacher vorgestellt. Die Aufgabe, die Peter Roskothen mir und anderen stellte, lautete, mit einer analogen Kamera und einem 50-mm-Objektiv einen Schwarz-Weiß-Film (Kodak Tri-X 400) zu belichten. Interessant, dachte ich, denn die Beschränkung auf einen Film mit 36 oder 37 Bildern würde mich zwingen, sorgfältiger als vielleicht sonst darüber nachzudenken, ob sich eine Aufnahme lohnt oder nicht. Auch die Vorgabe, nur eine 50-mm-Linse einzusetzen, kam mir entgegen; denn schon seit einiger Zeit nehme ich auf Fotostreifzüge durch Tokio oft nur ein 33-mm-Objektiv von Fuji mit, das dem Vollformat von 50 mm entspricht. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass brennweitenbedingt mein Blick auf eine Szene und damit auch die Komposition ganz anders ausfallen, als wenn ich etwa ein Zoom-Objektiv verwende. Schließlich war auch die Festlegung auf einen Schwarzweißfilm für mich ein wichtiger Punkt, denn ich fotografiere inzwischen überwiegend in Schwarzweiß und “kenne” den Tri-X 400 ein wenig aus Bildbearbeitungsprogrammen, die den “Look” des Kodakfilms digital nachzuahmen versuchen.
Die Wahl der Kamera
Bevor es losgehen konnte, stieß ich jedoch auf ein erstes Problem. Ursprünglich hatte ich vor, eine kleine Contax Tvs zu benutzen, allerdings musste ich feststellen, dass sie nicht mehr richtig funktionierte. Daraufhin kaufte ich für wenig Geld (dem sehr günstigen Euro-Yen-Kurs sei Dank) eine Nikon F100 und eine 50-mm-Linse (f 1,8). Die Entscheidung für Nikon fiel leicht: Ich hatte vor meinem Umstieg auf das Fuji-System, mit dem ich seit 2013 arbeite, überwiegend mit Nikon-Kameras sowohl analog als auch später digital fotografiert. Die F100 war daher für mich nicht vollkommen neu. Dennoch: Zuhause lud ich mir als Erstes aus dem Internet die Gebrauchsanweisung herunter und machte mich mit den wichtigsten Punkten vertraut.
Beim ersten Einsatz merkte ich aber schnell, wie unsicher ich war. Zuletzt hatte ich in den frühen Nullerjahren, also vor etwas mehr als 20 Jahren, eine analoge Kamera benutzt und mich seither an die Bequemlichkeiten der Digitalkameras gewöhnt, wie etwa schlechte Fotos sofort löschen oder die Qualität einer Aufnahme auf dem Display überprüfen zu können. Das entfiel nun. Die im Sucher eingeblendeten Fokuspunkte zum Beispiel waren gerade bei ungünstigen Lichtverhältnissen für mich kaum zu erkennen. Ständig musste ich daher die Fokuseinstellung auf der Oberseite des Gehäuses überprüfen. Auch dass der Sucher den gewählten Bildausschnitt trotz des eingelegten Schwarzweißfilms farbig wiedergab, hat mich anfangs enorm irritiert.
Motivsuche in Tokio
Mit der Zeit stellte ich mich jedoch auf die Eigenheiten der Kamera ein und ging auf Motivsuche. Da ich eine Reihe von für Aufnahmen geeigneten Plätzen inzwischen ganz gut kenne, führte mich mein Weg zunächst dorthin, so z.B. nach Asakusa mit seinen Fahrradrikschas oder zu den Kneipen in Shinjuku. Überdies begann ich aber auch, mir weniger vertraute Gegenden anzuschauen und Interessantes abzulichten.
Wie würden die Ergebnisse ausfallen? An das Warten konnte ich mich aus den analogen Zeiten noch recht gut erinnern; ich stellte mich darauf ein, dass ich viele Fotos würde wegwerfen müssen. Als ich mir die entwickelten Bilder anschaute, war ich doch recht positiv überrascht. Manche Aufnahmen waren natürlich völlig missraten, weil Fokus oder Belichtung nicht stimmten, andere hingegen gefielen mir sofort ausgezeichnet. Eine Auswahl finden Sie als Anhang zu diesem Artikel. Ich habe bei der anschließenden Bearbeitung am Computer nur recht wenig gemacht, so fast alle etwas beschnitten, ferner begradigt (Kiyosu-Brücke) und in einigen Fällen (Shinjuku, Kneipe; Mukojima; Fahrradrikschas) mehr Klarheit in die Aufnahme gebracht.
Analog oder Digital
Werde ich weiter analog fotografieren? Unbedingt. Die Fuji-Digitalkamera bleibt zwar mein Hauptwerkzeug, schon allein, weil ich eine Reihe von Objektiven besitze. Auch im Hinblick auf die Bildkosten ist das analoge Fotografieren nicht billig. Dem stehen Faktoren wie Entschleunigung oder eine sorgfältige Bildkomposition gegenüber. Mein Fotografieren wurde deutlich langsamer, und ich hatte Spaß dabei. Ich hoffe, dass sich auch andere durch unser Projekt inspiriert fühlen, es einmal mit der analogen Fotografie zu versuchen. Ich glaube, es lohnt sich.
Asakusa, Fahrradrikschas.
Kiyosu-Brücke.
Mukojima, Traum der kleinen Leute.
Shinbashi, Raucherecke.
Shinjuku, Kneipe.
Shinjuku, Pachinko Aladdin.
Shiodome, Bahn vor Hochhäusern.
Peter Roskothen – Analog Projekt Monochrom ohne KI – Spannende Natur
Ohne jeden Anspruch hatte ich keinerlei Idee, was ich beim spannenden fotowissen Analog Projekt Monochrom ohne KI fotografieren wollte. Straßenfotografie sollte es nicht sein, denn mir war klar, dass Dirk das fotografieren würde.
Ich liebe die Natur und bin gleichzeitig besorgt über die Zukunft. Die Natur wird von den meisten Menschen ausgenutzt, aber nicht respektiert. Wir alle sind zu viele und nutzen zu viel Energie. Besonders besorgt bin ich über die mangelnde Aufmerksamkeit gegenüber den anderen Lebewesen und der Erde selbst, wenn ich den Trend der SUVs und des ständigen Fliegens sehe. Irgendwie scheint der menschliche Umgang mit anderen Lebewesen wenig Verantwortung zu übernehmen.
Zum Ausgleich meiner Arbeit gehe ich gerne in die Natur und fotografiere. Wenn ich die fotografiere, kann ich gleichzeitig auf die Schönheit der Mutter Natur aufmerksam machen. So bin ich in die Venloer Dünen und habe dort den 36er-Film Kodak Tri-X 400 belichtet. Ich liebe unter anderen Lebewesen auch die Bäume.
Für die Belichtungsmessung nutzte einen externen Belichtungsmesser REVENI LABS SPOT METER, der aus Kanada stammt. Ein kleiner, feiner und präziser Spotmesser, den ich unglaublich gerne auch im Mittelformat einsetze. Er stammt aus dem digitalen Zeitalter, aber hey! Schließlich mussten wir die Fotos doch auch scannen lassen, um sie Ihnen zu zeigen.
Erfahrungen mit der analogen Kleinbildfotografie
Ich bevorzuge es, analog weniger als 36 Fotos zu belichten. Im Mittelformat sind es 10 Aufnahmen (Pentax 67) oder 12 Aufnahmen (Hasselblad / Rolleicord), die ich zur Verfügung habe, bevor ich einen neuen Film lade. Meist konzentriere ich mich auf 12 Aufnahmen im quadratischen Format. Die Ausbeute sind dann 6 bis 8 gute Aufnahmen pro Ausflug. Das kann durchaus mehr sein, als wenn ich 100 digitale Aufnahmen mit nach Hause bringe. Die Fokussierung auf gute Fotos ist eine andere als in der digitalen Fotografie. Es ist auch ein anderes Gefühl einen analogen Film zu belichten, das schließt auch den Kleinbildfilm ein.
Das Kleinbild kann mich weniger begeistern, aber auch das erdet mich. Insbesondere die externe Belichtungsmessung gefällt mir gut. Damit Erfahrungen zu besitzen bedeutet technisch fotografieren zu können. Im Grunde müsste die analoge Belichtungsmessung auch heute noch gelehrt werden, wenn es um gute Fotos geht. Wer mehr zum Thema lesen möchte, findet das im Beitrag “Belichtungsmesser – Belichtungsmessung – Objektmessung und Lichtmessung”, der unten verlinkt ist.
Der monochrome Kodak Tri-X 400 Film hat ein ausdrucksstarkes Korn, welches durch die kleine Negativfläche noch einmal prägnanter ist, als im Mittelformat. Der Verlust von Farbe ist kein solcher, denn wir gewinnen den Eindruck von Licht, Kontrasten, Strukturen. Ich liebe die monochrome Fotografie.
Bernhard Labestin – Analog Projekt Monochrom ohne KI – Neue Emotionale Sachlichkeit
“Klar, gerne. Da mache ich mit.” Sofort war ich begeistert, als mich Peter Roskothen anrief und fragte, ob ich an einem Projekt teilnehmen möchte, bei dem jeder eine analoge Kleinbildkamera (Vollformat) verwenden sollte, um einen Schwarz-Weiß-Film zu belichten. Unser Ziel war es, unsere Erfahrungen anschließend auf Fotowissen.eu zu teilen.
Zum einen dachte ich mir, ich könnte mit der analogen Kleinbildkamera ein paar Bilder zusätzlich belichten, während ich auch Fotografien für mein analog-digitales Projekt „Kinderseelen“ mit analogem sowie digitalem Mittelformat anfertigte, welches mir für meine Vernissage nächstes Jahr unter den Fingern brannte. Zum anderen habe ich eine ähnliche Aufgabe für Schüler einer Brückenschule. Kinder und Jugendlichen, welche aus gesundheitlichen Gründen für länger als sechs Wochen nicht am normalen Schulbetrieb teilnehmen können.
Erfahrungen vermitteln, Leben ermöglichen – mit der analogen Fotografie
Die Schüler erhalten allerdings nicht jeder einen Film, sondern sollen, wenn sie an der Reihe sind, bis zum nächsten Treffen genau eine Fotografie, sprich eine Auslösung, mit der Kamera anfertigen.
Nach der Übung hängen wir die im hybriden Prozess entstandenen Fotografien, ohne den Fotografen oder eine chronologische Reihenfolge zu nennen, auf und entscheiden gemeinsam, ob wir über die Aufnahmen sprechen möchten. Wir betrachten die Fotos genau und suchen, jeder für sich, die drei Aufnahmen aus, die auf uns persönlich die stärkste Wirkung haben – die eigene Aufnahme schließen wir dabei aus.
Anschließend nennt jeder zwei Begriffe, die einem spontan zu den gewählten Fotografien einfallen. Wenn die Schüler möchten, können sie anschließend über die Fotos sprechen. Zunächst jedoch ohne den Fotografen namentlich zu nennen. Wenn alle Aufnahmen besprochen sind, können sich die Fotografen zu ihren eigenen Werken und den Gründen, warum sie genau dieses Motiv gewählt haben, äußern. Die Gruppe gibt kein weiteres Feedback.
Im Vorfeld der Aufgabe entscheiden die Schüler, ob sie lieber schwarz-weiß oder farbig fotografieren möchten. Die Aufgabe kann dann beliebig fortgesetzt werden, indem sie sich für die nächste Runde ein Motiv oder Thema vorgeben, z. B. besondere Perspektive, eine Farbe, eine Pflanze, ein Baum oder Elemente eines Gebäudes.
Unterricht mit analoger Fotografie
Warum nutze ich, begleitend zu den oftmals vorhandenen Smartphones der Jugendlichen, das Mittel analoger Fotografie?
In einem Umfeld, in dem digitale Technologie das tägliche Leben der Kinder und Jugendlichen beherrscht, bietet die analoge Schwarz-Weiß-Fotografie eine Gelegenheit zur Achtsamkeit und bewussten Präsenz. Der Prozess der analogen Fotografie benötigt eine langsamere und bedachtsamere Herangehensweise – oder große Erfahrung, um blind auf die jeweiligen Situationen zu reagieren. Im Gegensatz zur Schnelligkeit und oft Beliebigkeit der digitalen Fotografie verlangt die analoge Technik mehr Geduld, Sorgfalt und Aufmerksamkeit für jedes Detail. Das Fotografieren mit einer analogen Kamera setzt voraus, den Moment bewusster wahrzunehmen. Man muss sich Zeit nehmen, um das Motiv sorgfältig zu betrachten, den richtigen Fokus zu finden und die Belichtung manuell einzustellen. Jeder Schritt des Prozesses erfordert Achtsamkeit, vom Laden des Films über die Wahl der Einstellungen bis hin zur Entwicklung der Bilder. Durch den Verzicht auf die sofortige Vorschau wird die Aufmerksamkeit auf den Augenblick gelenkt. Jedes Auslösen ist kostbar, da es nicht endlos reproduziert werden kann. Dies fördert ein tieferes Verständnis für Komposition, Licht und Schatten sowie für die eigene kreative Vision.
Vom Coach zum Schüler
Doch nun sitze ich am Schreibtisch und betrachte die Ergebnisse meiner kreativen Visionen – ratlos.
Da ich die teilnehmenden Autoren und ihre Genres ungefähr kannte, war mir klar, dass mein Projekt “Kinderseelen” kein Thema sein würde, das bereits besetzt war. Trotzdem wollte ich auch Ergänzendes zeigen, indem ich den Film pushen würde. Die ISO-Zahlen bei SW-Filmen sind im Grunde nur Empfehlungen. Durch entsprechende Entwicklung können Filme bei höherer ISO (unter)belichtet und beim Pullen bei niedriger ISO (über)belichtet werden. Dies beeinflusst nicht nur die Belichtungszeit, sondern auch die Tonalität des Bildes: Beim Pullen tendieren die Töne zur Mitte hin und erzeugen weichere Nuancen, während beim Pushen die Töne zu den Rändern wandern und das Bild kontrastreicher wird. Zudem wollte ich beim Pushen noch einen Rotfilter verwenden, um den Himmel dunkler zu gestalten.
Nicht bedacht hatte ich bei meinem Eifer, dass der vorgesehene Film beim Pushen mit etwas mehr Korn reagieren könnte, was bei Kleinbild natürlich anders wirkt als bei meinem gewohnten Mittelformat. Auch muss beim Pushen genauer belichtet werden. Erschwerend kam hinzu, dass ich keinen Belichtungsmesser in der Kamera hatte und daher die App Viewfinder auf meinem iPhone nutzte. Während der Belichtungsmessung hielt ich zusätzlich den Rotfilter vor die Linsen des iPhone.
Pushen:
- Erhöhung der Empfindlichkeit: Der Film wird bei einer höheren ISO belichtet, als auf der Filmrolle angegeben ist. Dies kann nützlich sein, um in Situationen mit wenig Licht zu fotografieren, bei denen normalerweise längere Belichtungszeiten erforderlich wären.
- Kontrastreichere (steilere) Bilder: Durch das Pushen entstehen kontrastreichere Bilder, da die Tonwerte des Films in Richtung der dunklen und hellen Bereiche verschoben werden.
- Stärkeres Korn: Eine der Auswirkungen des Pushens ist die Verstärkung des Korns im Bild. Dies kann zu einer körnigeren Textur führen, die manchmal als ästhetisch empfunden wird, aber auch als störend wahrgenommen werden kann.
Pullen:
- Verringerung der Empfindlichkeit: Der Film wird bei einer niedrigeren ISO belichtet, als auf der Filmrolle angegeben ist. Dies ist hilfreich, um eine feinere Detailzeichnung in gut beleuchteten Szenen zu erzielen.
- Weichere (flachere) Tonwerte: Die Tonalität des Bildes neigt dazu, weicher zu werden, da die Tonwerte in Richtung der mittleren Grauwerte verschoben werden. Dadurch entstehen möglicherweise Bilder mit weniger Kontrast, gutaussehend für Lost Places.
- Feineres Korn: Beim Pullen kann das Korn im Bild feiner wirken, was zu glatteren und weniger körnigen Bildern führen kann.
Was mir an den Ergebnissen später noch auffiel, ist, dass manche Negative über die Fläche ungleichmäßig belichtet sind, so als wäre der Verschluss ungleichmäßig schnell gelaufen. Trotz allem verwundert mich immer noch das Korn … ich weiß nicht, ob es nur am Pushen lag. Normalerweise sollte das Korn bei diesem Film nicht so auffällig werden. Das Gute am Analogen ist normalerweise, dass man den Film selbst entwickeln kann und somit den Prozess unter Kontrolle hat. Gute Rezepte zum Entwickeln gibt es auf digitaltruth oder auch mit der App „massive dev chart“.
Der Nachteil des Analogen, dass die Ergebnisse sich erst beurteilen lassen, wenn es schon zu spät ist, war bei mir nicht ganz so schlimm, da ich parallel noch mit der Pentax 67 auf analogem Mittelformat und der Fuji GFX50s mit digitalem Mittelformat belichtete.
Mein Fazit: Trotz der schlechten analogen Kleinbildergebnisse, die ich hier im Vergleich mit den Entwürfen der Vernissage zeige, hatte ich schöne Stunden beim Erstellen. Manchmal kommt es nicht so auf das Ergebnis an.
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Sehr geehrter Herr Roskothen und Trampedach,
erst einmal ein großes Lob und meinen Respekt für so ein Projekt! Ich bin schon sehr gespannt, was die anderen Teilnehmer berichten und auf ihre Bilder!
Film verloren gegangen- das erinnert mich an meinen Urlaub in der USA: lange darauf gespart- und dann die große Enttäuschung: die meisten Diaflime waren im Labor zerkratzt wurden! Als Ersatz schenkte man mir einen Diafilm! Haha….
Auch ich habe habe in letzter Zeit analog fotografiert und zwar mit einer Werramat V 50mm Kleinformat und einer Pentagon Six Mittelformat mit einem 80mm Objektiv. Die Werramat hat einen interen Belichtungsmesser, die Pentagon Six nicht. Mir ging es sehr ähnlich wie Herrn Trampedach. Ja, es ist mal schön, analog zu fotografieren und gerade das Klappgeräusch des großen Spiegels der Pentagon ist herrlich, aber….irgendwie reißt mich das nicht vom Hocker! Und die Bildqualität ist nicht überzeugend, gerade was Landschafts- und Naturfotografie betrifft! So sprechen mich die Siegener Bilder vielmehr an, als die Landschaftsbilder.
Vielleicht ist der Vergleich jetzt zu weit hergeholt: ich fuhr früher einen Trabant! Zu seiner Zeit ganz ok. Der wird jetzt nostalgisch verklärt! Für eine kleine Ausfahrt würde ich den nochmal fahren, aber sonst käme ich nicht auf die Idee, auf den Trabant zurückzukommen!
Mit herzlichen Grüßen
Frank Seeber
“Kodak TMAX 400 (auch Tri-X 400 genannt)”:
Lange ist es her, nur noch wenige werden diese Filme direkt kennen. Es sind nämlich zwei völlig verschiedene Filme für unterschiedliche Anwendungsbereiche.
Tri-X ist ein uralter Reportagefilm, der viel Korn hat und nur in einer Empfindlichkeit zu haben ist – 400 ASA für Kleinbild, 320 für Rollfilm. Die Trägerdicke unterscheidet sie neben der Empfindlichkeit. Die Entwicklungzeiten sind leicht unterschiedlich. Es gibt ihn seit 1954! Nur noch wenige Produkte aus dieser Zeit sind noch im Handel. Er hat Kultstatus und widerläuft dem modernen Pixelwahn durch seine, aus heutiger Sicht, Unperfektion. Sein Korn ist wolkig, unscharf und unregelmässig. Es wird stärker, wenn man ihn auf höhere ASA quält. (ASA hat die gleichen Werte wie ISO, früher gab es aber noch keine ISO-Norm.)
TMAX ist ein “neuer” Film, hat T-Kristalle und ist auf Schärfe und wenig Korn gezüchtet. Es gibt ihn von 100 bis 3200 ISO. Markteinführung war 1990. Durch die T-Kristalle ist sein Korn regelmässiger und schärfer begrenzt als beim Tri-X. Er hat deshalb keinen klassischen Filmlook.
Auch werden diese Filme nur zur Not gleich entwickelt. Eigentlich nimmt man aber passende Entwickler. D-76 oder wer nicht der Tradition anfällt den X-Tol für den Tri-X, Feinkornentwickler für den TMAX.
TMAX nimmt man, wenn man technisch gute Fotos will, Tri-X wenn man den Look der alten Meister wieder aufleben lassen möchte oder sich auf die grosse Toleranz freuen will, die auch mal Belichtungsfehler verzeiht. Darauf sollte man sich beim TMAX nicht verlassen. Wer Freude an scharfen, sauberen Fotos hat, nimmt besser TMAX.
Danke Herr Rebholz für diesen sehr interessanten Einblick in die analoge Film- und Entwicklerwelt! Was heute das Wissen um die Tricks und Raffinessen der Fotobearbeitungssoftware ist, war früher das Wissen um die Entwicklerchemie. Sicher viel schwerer als heute, denn es gab ja kein Internet mit DIY- Videos! Hut ab!
Ein schönes Wochenende
F.Seeber
Die “Videos” gab es live. Es gab Fachgeschäfte und bei regelmässigem Besuch (Filme entwickeln, Abzüge abholen) auch Sympathien. Man konnte im Laden die Negative anschauen und bekam vom Verkäufer (fachkundig und nicht nur Kassenbedienung) Hilfe und Hinweise, was man ändern könnte.
Als ich meine erste Kamera kaufte, gab es im Laden zwischen Verkäufern und andern Kunden eine Diskussion, was besser sei – Blenden- oder Zeitautomatik oder gar manuelle Belichtung. Ich ging nach Hause mit einer Kamera, die ich heute noch habe und neulich revidieren lassen konnte für Aufnahmen wie sie hier in andern Beiträgen beschrieben werden.
Zusätzlich hatte ich viele Argumente für Bildgestaltung und etwas Wissen um die Aufnahmetechnik. Heute wissen viele nicht mehr, was eine Blende ist und was sie soll. Sie lassen die Kamera irgendwas entsprechend der Programmierung einstellen. Wenn sie damit unglücklich sind, kaufen sie eine andere. Da diese anders belichtet und das neue Objektiv Abwechslung bringt, ist der Zweck erst mal erfüllt. Bis sich das Spiel wiederholt. Nach ein paar Versuchen muss das Handy ran und bleibt auch, weil die Freude am Fotografieren und das Bemühen um gute Fotos keine Bedeutung mehr haben, die Fotoausrüstung landet im Netz.
So schwierig war das Entwickeln nicht bei Schwarzweiss. Mensur, Thermometer, Timer und Entwicklerdose plus ein paar Klammern waren neben der Chemie ausreichend. Heute gibt es einfache Entwicklersets und Spezialentwickler, die die ganze Arbeit in einem Schritt machen sollen.
Preislich heisst es immer, Analog sei so teuer. Wenn man aber die häufigen Neuanschaffungen bei digitaler Ausrüstung mit einbezieht, wird Filmfotografie verblüffend günstig, weil die Geräte länger im Gebrauch sind und für lächerliche Preise zu bekommen sind. Neulich habe ich ein Canon FD 200/2.8 für 112.- gekauft, das sogar das GFX-Format voll ausleuchtet und randscharf abbildet trotz fehlender Kamerakorrektur. Das GFX 250 interessiert nicht mehr.
Die Zeit für das Entwickeln geht heute drauf mit Druckerproblemen und Updates, die einem sogar Neukäufe aufzwingen. Fotos einfach abgeben und als Abzug abholen ohne langes Tüfteln gibt es nicht mehr. Wohl auch ein Grund für die vielen Fotos in Bildergräbern wie Festplatten.
Lieber Peter,
wieder war die Lektüre von Fotowissen sehr aufschlussreich und kurzweilig. Der Bogen vom Analog Projekt zum Global Shutter, also von old school zu hypermodern, sehr spannend.
Als Tropfenfotograf bin ich natürlich beeindruckt von Verschlusszeiten von 1/80000 sek. oder Blitzbelichtungszeiten von 1/16000sek. und die Blitzsynchronisationszeiten hätten sich erledigt.
Aber würde das meine Vorgehensweise entscheidend verändern? Ich glaube, nein. Zu viele andere Parameter, wie Ventilzeiten, Drücke, Viskositäten u.a. spielen, neben der Kameratechnik eine entscheidende Rolle. Zudem wäre ein, den Blitzen entsprechendes Dauerlicht notwendig, um genügend Licht in die Szenerie zu bringen. Mit der jetzigen Technik erreiche ich Auslösezeiten von
1/20000sek. Derzeit sehe in einer Kamera mit Global Shutter keinen wesentlichen Fortschritt für meine Tropfenfotografie. Und ob das 7000 € wert ist, muss jeder selbst entscheiden.
Gerade vor dem Hintergrund dieses sehr schönen Analog Projekts ohne KI, das zeigt, dass weniger manchmal auch mehr sein kann. Lieber Peter, lieber Dirk, lieber Herr Rehn, beindruckend finde ich, wie jeder an das Projekt heran gegangen ist. Jeder brauchte etwas Mut, um die digitale Komfortzone zu verlassen und mit etwas Altem etwas Neues zu schaffen. Dabei sind für meine Augen sehr sehenswerte Fotos entstanden. Großes Kompliment. Davon abgesehen, dass meine Tropfenfotografie analog für mich nicht möglich wäre, werde ich auf jeden Fall einmal einen Versuch mit einem, aus heutiger Sicht, fast schon archaischen Apparat unternehmen.
Vielen Dank für diesen schönen Artikel.
herzliche Grüße
Michael