Warum eine Diskussion über das Bild versus Fotografie? Bild ist der Oberbegriff, in dem auch die Fotografie vorkommen kann. Allerdings ist mit Bild oft auch ein Gemälde, ein gezeichnetes Bild oder eine Grafik gemeint, während Fotografie oder Foto der spezielle Begriff für eine Aufnahme mit der Kamera ist. Warum ich über die beiden Begriffe nachdenke:
Inhaltsverzeichnis
- Bild oder Fotografie
- Bild der Woche versus Fotografie der Woche
- Digitale Fotografie
- Fotografie versus Bild
- Giganten – *fotowissen Fotografie der Woche
- Insekten im Flug fotografieren – Planung, Fotografie, Fotobearbeitung, Druck
- Makrofotografie
- Die Planung des Ungestellten – Street Photography Projekt 2022 Teil 4
- Rezension der Fotoausstellung Linda McCartney
- Jung gebliebene Artikel
- Eine *fotowissen Bitte
Weitere Themen
- Gedanken zu Bild versus Fotografie
- Giganten – *fotowissen Fotografie der Woche
- Insekten im Flug fotografieren
- Makrofotografie
- Die Planung des Ungestellten – Street Photography Projekt 2022 Teil 4
- Rezension der Fotoausstellung Linda McCartney
Bild oder Fotografie
Ist es wichtig, ob wir Bild oder Fotografie sagen? Bilder sind der Oberbegriff, unter dem auch Zeichnungen, Gemälde, Fotografien, Grafiken und mehr verstehen. Fotografien sind das, was wir Fotograf:innen mithilfe der Kamera belichten.
Viele Begriffe jedoch verwenden das „Bild“:
- Bildgestaltung wird selten Fotogestaltung genannt.
- Bildbearbeitung wird selten Fotobearbeitung genannt.
- Abbild / abgebildet
- Verbildlicht
- Im Bilde sein
- Bildabzug
- Bildagentur
- Bild abfotografieren
- Sofortbild
- Bildbearbeitung
- Bildbearbeitungssoftware
- …
Viele der Begriffe sind schlicht falsch und meinen „Fotoabzug“, „Fotobearbeitung“, „Foto abfotografieren„, „Sofortfotografie„. So ist Lightroom, DxO PhotoLab, Capture One und andere Bildbearbeitungssoftware im Grunde keine Bildbearbeitung, sondern eine Fotobearbeitung. Wir stellen fest, dass unsere Sprache sich in Gewohnheiten abspielt, anstatt aufmerksam und präzise sein zu wollen.
Dem gegenüber steht unser Suchverhalten. Bei Google wird kaum jemand nach Fotobearbeitung (1.020.000 Ergebnisse) suchen. Viel mehr wird nach Bildbearbeitung (11.900.000 Ergebnisse) gesucht. Und wer sucht nach „Fotografin“ anstelle von „Fotograf“? Das muss schon Absicht sein, weil jemand von uns ausgerechnet eine Fotografin vorzieht.
Bild der Woche versus Fotografie der Woche
Wir nannten die eingesandten und besprochenen Fotos bei *fotowissen nicht Fotografie der Woche, sondern Bild der Woche. Warum ist das so, wo wir doch keine Gemälde oder Grafiken zeigen? Ich wollte es ändern, um präziser zu sein, aber nach „Fotografie der Woche“ sucht niemand im Internet. Verrückt? So wird unsere Sprache inzwischen auch von der Suchmaschine geprägt, ja sogar vorgeschrieben und die „Fotografin“ wird sich in vielen Fällen „Fotograf“ nennen. Besser wird die deutsche Sprache damit nicht, sehen wir doch auch viele Anglizismen in unserer gesprochenen Sprache:
- Fotolocation / Location
- DSLR (Digital Single Lens Reflex)
- DSLM (Digital Single Lens Mirrorless)
- Fotoshooting
- Button
- Software / Hardware
- …
Digitale Fotografie
Einige Fotograf:innen behaupten sogar, dass die digitale Datei, die letztlich aus Nullen und Einsen besteht, gar kein Foto darstellt. Aber wenn wir mit unserer Fragestellung nicht ganz so weit gehen, sondern akzeptieren, dass ein Foto immer noch mithilfe von Licht und Optik aufgenommen wird, dann stellt sich noch die Frage, wie wir es nennen? Bild versus Foto? Bild versus Fotografie?
Fotografie versus Bild
Welchen Unterschied macht es, ob wir Bild versus Fotografie sagen? Ich denke, es ist schlichtweg der Wert unserer Fotografien, den wir mit der Sprache ausdrücken.
Leider hängen in Deutschland mehr Gemälde, sprich gemalte oder gezeichnete Bilder, an der Wand, als Fotografien. Das ist in den USA anders, denn dort haben die Menschen eine andere Wertschätzung der Fotografie als Dienstleistung, kaufen Fotos und sind begeistert von guten Fotografinnen und Fotografen. Die Wertschätzung einer Fotografie hat in Deutschland mit den Selfies und Smartphones in meinen Augen noch einmal gelitten. Das erste Leiden war der Umstieg vom analogen Foto zum digitalen Foto. Die Qualität der Fotografie ging mit der digitalen Fotografie drastisch in den Keller. Außerdem hat heute kaum noch jemand einen Fotoabzug. Die allermeisten Fotografien vergammeln im Dunkel der Computer, bis zum Zeitpunkt, wo alle Fotos mangels Sicherung verloren sind.
Bitte drucken Sie Ihre digitalen Fotografien.
Dabei ist es heute wie damals schwierig eine Fotografie mit Inhalt, Bedeutung, Aussage zu füllen. Ein Foto gefällt vielen Menschen heute einfach nur und die meisten dieser Menschen, wissen nichts von Fotografie, blättern in Instagram oder Facebook im Sekundentakt. Ein Foto sollte zum Verweilen einladen, es darf keinen Instagram-Raum, keinen Like-Raum erhalten. Ich behaupte, dass eine gute Fotografie es verdient hat „Fotografie“ genannt zu werden und nicht auf Instagram zu landen. Aber bitte, das ist subjektiv, es ist meine Meinung.
Guten Fotografien gehören an die Wand oder ins Album.
Immerhin können wir von einem Foto reden und es damit auch wertschätzen. Es ist im besten Falle kein geknipstes Bild, kein Instagram-Sekundentakt-Gucknurkurzhinfoto, sondern eine wertvolle Fotografie. Vielleicht sollten wir sogar statt „Foto“ ausdrücklich „Fotografie“ sagen?! Die Rubrik „Bild der Woche“ habe ich in „Fotografie der Woche“ umbenannt, um Ihre eingesandte Arbeit noch mehr zu schätzen. Mir ist egal, ob es bei Google schlechter gefunden wird, ich weigere mich in diesem Falle, mir den Wert Ihrer Fotos vom Suchverhalten vorschreiben zu lassen.
Was meinen Sie zum Thema Bild versus Fotografie (Bitte um Ihren Kommentar unter dem Beitrag)?
Giganten – *fotowissen Fotografie der Woche
Die Fotografie wurde von Falk Winkler eingereicht und ausführlich beschrieben. Ich finde auch die Zeilen zum Foto sehr ergiebig. Bitte schreiben Sie unter dem Foto Ihren Kommentar. Danke:
Giganten – *fotowissen Fotografie der Woche >>
Insekten im Flug fotografieren – Planung, Fotografie, Fotobearbeitung, Druck
Das Fotothema „Insekten im Flug fotografieren“ besteht aus einer Kombination aus Wildlifefotografie, Makrofotografie und Actionfotografie. Ich habe mal einen anderen Ansatz vom Stativ geplant, fotografiert, bearbeitet und gedruckt. Den Prozess habe ich ausführlich beschrieben und mit Fotos und Screenshots veranschaulicht. Ich hoffe, Sie haben Spaß an diesem neuen *fotowissen Format, welches immer mal wieder einen Prozess von Planung bis Druck beschreibt? Wenn ja, wäre es nett, wenn Sie mir einen Kommentar hinterlassen und mich motivieren:
Insekten im Flug fotografieren >>
Makrofotografie
Sie haben Freude an der Makrofotografie? Dann finden Sie noch viel mehr Artikel zum Thema auf *fotowissen. Den Einstieg können Sie prima mit dem kostenlosen Makro-Tutorial erhalten, andere Beiträge vertiefen das Thema für Sie:
Online Fotokurs Einstieg in die Makrofotografie – Anleitung >>
10 exklusive Tipps für die Makrofotografie >>
Makrofotografie – die Faszination der Winzigkeit >>
Makrofotografie Tipps Fokusstacking >>
Die Planung des Ungestellten – Street Photography Projekt 2022 Teil 4
Mein Freund und Kollege Dirk Trampedach hat sich mit diesem Beitrag plus Bildern selbst übertroffen, so finde ich. Es kommt uns so vor, als sei die Aussage „Die Planung des Ungestellten“ ein Paradoxon, ist es aber nicht. Dirk erklärt uns wie es zusammen geht und zeigt uns seine besten Bilder, die wirkliche Kracher sind:
Die Planung des Ungestellten – Street Photography Projekt 2022 Teil 4 >>
Tipp: Dies ist einer der besten Monitore für die Bildbearbeitung. Ich nutze den Bildschirm für meine Fotokurse und alle Teilnehmer sind begeistert von der Größe, von den Funktionen, der Farbechtheit und der Kalibrierung ab Werk (Testbericht):
- Monitor für Photographers mit 27 Zoll und einer WQHD-Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln; IPS Panel Technologie
- AQCOLOR Technologie, 99 Prozent Adobe RGB, 97 Prozent DCI-P3; 16 Bit 3D Look-Up-Table (LUT); HDR10, Hard- und Software Kalibrierung; 130mm Höhenverstellbarkeit + Pivot, OSD Controller
- Empfang: HDMI, DisplayPort 1.4, 2x USB 3.1, 1x USB Typ-C, SD/SDHC/SDXC-Card-Reader
Rezension der Fotoausstellung Linda McCartney
Es war ein *fotowissen Redaktionsauflug zur Fotoausstellung Linda McCartney in der Ludwigsgalerie Oberhausen. Wir waren gespannt auf die Aufnahmen der englischen Dame und Fotografin und Vegetarierin. Vielleicht dürfen wir vorwegnehmen, dass uns die Ausstellung umgeblasen hat, Ihr Ehemann nervt eher. Linda hat nicht nur geniale Bandaufnahmen geschossen, sondern eiferte auch Dirk Trampedach nach (oder andersherum), indem sie Street Photography schoss:
Rezension der Fotoausstellung Linda McCartney >>
Jung gebliebene Artikel
*fotowissen Artikel der letzten 30 Tage >>
Eine *fotowissen Bitte
Es wäre nett, wenn Sie mir weiterhin Ihre schönsten Fotos der Woche zusenden und auch an der Diskussion in den Kommentaren teilnehmen:
Einsendung Fotografie der Woche >>
Ich wünsche Ihnen wunderbare Fotografien, egal in welcher Disziplin. Viel Freude damit,
herzlich,
Ihr Peter R.
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Bild versus Fotografie
In eigener Sache (Werbung für die besten Fotokurse, seit es Handbücher gibt):
Individueller Online-Fotokurs Bildbearbeitung
Möchten Sie tiefer in die Bildbearbeitung einsteigen, an einer guten Software arbeiten, das Ziehen der Regler verstehen und selbst Bilder mit WOW-Effekt aus Ihren Fotografien erzeugen? Dann sind Sie richtig beim individuellen Fotokurs Bildbearbeitung, der genau auf Ihrem Wissen aufbaut und Ihnen garantiert große Augen Ihrer Verwandten und Freunde beschert:
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Lieber Peter,
einen ganz lieben Dank für deine Gedanken und die weiterführende Konsequenz zur Fotografie, die ein Bild ist. Es ist mir ehrlich gesagt schon von Anbeginn aufgefallen, diese Ex-Bezeichnung dieser Sparte, bin aber nicht auf die Idee gekommen, dass das den Suchmaschinen geschuldet war. Es ist wunderbar, welchen Wert du diesen Kleinigkeiten zumisst, die eben gar keine sind! Mich freut es sehr, und vielleicht wird ja daraus eine Bewegung, die Dritte mitgehen. Da werden sich die Suchmaschinen aber demnächst umgucken… ;-))
Dir und ihnen allen einen beschaulichen, sommerlichen Sonntag!
Herzliche Grüße, Dirk Trampedach
Lieber Dirk,
leider kann ich die alten Beiträge nicht mehr umbenennen in „Fotografie der Woche“, wenn das hinter dem Titel steht. Aber ab sofort ist das anders. Ich erwähne es nur…
Ich bin auch gespannt, ob die Suche sich im Laufe der Zeit verändert. Danke lieber Dirk!
Herzlich,
Dein Peter
Hallo Herr Roskothen,
wirklich sinnvolle und tiefschürfende Gedanken zu diesem Thema , wie auch ansonsten in Ihren Beiträgen – dies sind und bleiben wohl immer gegensätzliche Ansichten, geschuldet unserer inzwischen recht oberflächlichen, unkritischen Betrachtungsweisen !!
Heutzutage will man wohl immer sehr schnell zu einem guten Ergebnis – sprich Fotografie – kommen, dies erreicht man natürlich wunderbar mit einem flachen , leichten Gegenstand mit 2-5 Linsen (genannt Handy). Zum Glück ist Qualität eben Geschmacksache !
Dieses Thema ist unendlich diskussionsfähig, man wird sehen , wo die Entwicklung hinführt. Wie sagte mal ein Fußballtrainer : „Lebbe geht weiter“ … schau´n wir mal.
Allen einen schönen, fotografisch erfolgreichen Sonntag
W.Renz
PS: Nur die gedruckte Fotografie bleibt in Erinnerung !
Lieber Herr Renz,
in der letzten Woche hatte ich einen dreitägigen Kinderfotokurs in der Neusser Stadtbibliothek mit Kindern von 10 Jahren bis zu Jugendlichen von 14 Jahren. Es waren immerhin drei Kinder mit einer Kamera ausgerüstet, die anderen mit dem Smartphone. Alle haben umwerfende Fotografien erstellt. Theorie und Praxis wechselten sich ab. Wir gingen gemeinsam von den Grundkenntnissen über die Bildgestaltung bis hin zum Ausdruck. Die 10 wunderbaren Menschen zeigten Ihre Fotos zum Schluss des dritten Tages im Eingangsbereich an der Wand in einer Fotoausstellung.
Es war klar zu sehen, wer ambitionierter fotografierte und diejenigen hatten auch die Kameras in der Hand. Ich war aber auch von den Smartphonefotos sehr angetan, zumal die Kinder ihre Aufnahmen schnell sehr stark künstlerisch bearbeiten konnten. Es hat alles Vor- und Nachteile. Allerdings verstand ich es als meine Aufgabe zu motivieren und genau das hat auch funktioniert.
Wir können von keinem Menschen erwarten, dass er sich ein Foto länger anschaut, wenn sie/er keine Ausbildung zur Bildgestaltung oder zur Bildanalyse erhalten hat. Das Schulsystem in Deutschland bildet lieber in Goethe, als in Dingen, die wir zum Leben benötigen. Die Wurzeln für das Sekundenschnelle Blättern liegen genau dort: Beim Schulsystem. Immer wieder gibt es Ausnahmen, wenn Lehrer:innen es in die eigenen Hand nehmen und Foto-AGs anbieten. Ich bin jeder Lehrerin, jedem Lehrer dankbar dafür, denn diese Schulung fehlt in den meisten Schulen. Auch eine Schulung zur Aufmerksamkeit gegenüber unserem Ökosystem ist eher selten. Alles wird unterrichtet, aber nicht das wirklich Wichtige. Wir können das gerne mal diskutieren :-).
Herzlich,
Ihr Peter R.
Lieber Peter,
herzlichen Dank für Deine interessanten Gedanken zum Thema Bild und Fotografie. Ich dachte darüber auch schon oft nach und kann Deine Schlussfolgerung absolut nachvollziehen.
Mein künstlerisches Herz hängt immer wieder an dem Begriff „Bild“, obwohl es ein Foto ist. Dabei denke ich an „ein Bild machen“: Ich komponiere mein Foto, suche einen bestimmten Bild/Fotoausschnitt, bestimme, welche Wirkung es haben soll (zum Beispiel in der Unschärfe). Da dies dann oft nicht dem „normalen“ Blick auf die sogenannte Realität hat, empfinde ich das Wort „Bild“ trotz aller angeführten und richtigen Argumente in meinem Sinne passend. Meine eigene Komposition macht mein technisch hergestelltes Foto zu einem Bild.
Ich finde es gut, dem Wort „Fotografie“ in all seinen Facetten viel mehr Bedeutung zuzumessen. Danke für diesen Anstoß.
Und ja: Nur die gedruckte Fotografie bleibt in Erinnerung, wie Herr Renz schreibt. Danke!
Herzliche Grüße
Ingrid Röhrner
Lieber Peter,
ich wäre nicht so streng mit „Instagram und Co“.
Alle Kunst ist Logos, und wenn es einer von uns hinbekommt, und sei es auch nur für einen kleinen Moment, fühlen wir anderen uns weniger allein. Egal, ob mit Öl auf Leinwand, SW auf Fineart Papier oder digitalem Selfie auf Instagram. Wir halten uns im übertragenen Sinne an den Händen, bilden eine Kette und geben zu, dass wir unseren Krieg gegen das Chaos letztlich nicht gewinnen werden – und irgendwie ist das in Ordnung.
Alles ist vergänglich … und alles ist letztendlich sinnlos.
Wenn wir bis zum Ende unserer Geschichte vorspulen, die Seiten bis zum letzten Kapitel der Zeit durchblättern, werden wir sehen, dass wir diesen Kampf verlieren. Aber der wissentlich vergebliche Versuch hat etwas wunderbar menschliches, und ich kann mir keine bessere Art vorstellen, ein Leben zu verbringen.
Seien wir nachsichtig.
Liebe Grüße,
Bernhard
Lieber Bernhard,
mit diesen verschriftlichten Gedanken hast du meinen durchaus guten Tag vollends veredelt. Ich danke dir für gefühlvollen Schwenk in die Relation, der charmanter, wie auch treffender, kaum sein könnte.
Herzlich, Dirk
Lieber Bernhard,
Instagram kann ja auch nichts dafür. Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell die Menschen von Foto zu Foto blättern. Das erledigt sich sofort, wenn wir ein Bild besprechen und die Fotograf:innen die Hintergründe untersuchen und erblicken. Und natürlich ist Deine Blickweise prima, sonst wird es auch zu ernst.
Herzlich,
Dein Peter
Lieber Peter,
ich bin vollkommen bei dir.
Das Geschäftsmodell(!) von Instagram, Linkedin, Youtube&Co basiert auf einer KI, die gefährliche Nebenwirkungen hat – „Resonanzachsen/Resonanzfrequenz“, welche durch Wiederholung der Inhalte den Interessierten zwar interessante Themen vorschlägt und so diese in der App halten, aber ebenso parallel zu einer Verstärkung der eigenen Meinung, des eigenen Vorurteils führt. (z.B in Instagram auch in der Bildsprache)
Dies ist meiner Meinung nach die eigentliche Gefahr – die Stimulierung des Gehirns durch Glückhormone, bis hin zur Abschaltung unbequemer anderer Gedanken/Meinungen. Es wird nicht nach Wahrheiten oder echter Kunst, sondern nach Bestätigung gesucht.
Aber! Ich kann dies nun erkennen und mich darüber ärgern oder meinen Frieden in der Nachsichtigkeit (zumindest den Nutzern gegenüber) finden. Besonders wertschätzend finde ich es dann, wenn (so wie von dir) Verantwortung übernommen wird, junge Menschen diesbezüglich auszubilden.
Ich selbst habe die Tage einen Vortrag vor der Jahrgangsstufe 8-13, zu einem anderen Thema (französisch in der Wirtschaft). Meine Powerpointpräsentation ist lediglich ein Edding, meine Inhalte haben keine Zahlen, Daten, Fakten – sondern die Story „Mache dir die Welt zum Dorf“.
Es gibt so viele Bereiche, die belegen, es sollte nicht um analog oder digital gehen, sondern um Werte und Inhalte. Und ich finde, dies hast du in deinem Beitrag „Bild vs Fotografie“ wunderbar aufgezeigt.
Aber trotz aller Geschehnisse, die Welt ist immer noch schön. Seien wir also Nachsichtig auf der einen Seite, aber niemals der Not/ dem Problem den Rücken zuwendend.
… Entschuldigung, für das totale abkommen vom Thema.
Liebe Grüße,
Bernhard
Hallo Herr Roskothen,
danke zunächst für Ihren gedanklichen Anstoß, warum und wieso wir alle unreflektiert von Bild- und nicht von Fotobearbeitung sprechen. Natürlich benutzt Umgangssprache – und dazu zählen m.E. auch die Marketing- und Werbebotschaften der Fotoindustrie und den damit verbundenen Neuschöpfungen von Begrifflichkeiten – immer Schlagworte und bleibt damit oberflächig. Ich glaube aber nicht, dass dieser Faktor verantwortlich ist für die von Ihnen angenommene geringere Wertschätzung von fotografischen Abbildungen.
Fotografien sind Bilder und gehören auf Papier und an die Wand. Darin bin ich mit Ihnen einer Meinung. Ich teile jedoch nicht Ihre Einschätzung zum deutschen und europäischen Fotokunstmarkt. Beobachtet man die Szene, sieht man doch wie er allmählich an Fahrt aufnimmt und der Kunst- aber auch (endlich!) wieder der Dokumentarfotografie den Raum bietet, den sie braucht. Zugegeben, dass schlägt sich noch nicht für das Gros der Fotograf*innen in barer Münze nieder. Dies gilt für Berufsfotograf*innen.
Für Amateur*innen gelten andere Regeln und Bedingungen. Und die wiederum werden intensiv von der fortschreitenden Digitalisierung der Fotografie bestimmt. Ja, ich teile in Ansätzen Ihre Kritik, dass das Schaffen von Bits und Bytes im Gegensatz zum Belichten von Negativen zu einer oft sichtbaren Verflachung der Bildergebnisse führte. Aber das schert die Nutzer*innen von Instagram und Co gar nicht. Und das zu Recht! Denn es geht ihnen nicht um das Erstellen einer ansprechenden Fotografie. Diese Nutzer von digitalen Plattformen wollen mit den Möglichkeiten der Fotografie kommunizieren, sie wollen sich mitteilen; über ihr Leben, ihre Arbeit, ihre Freizeit, ihr Vergnügen und nicht zuletzt über ihr Gefühlsleben.
Man mag das banal nennen. Ich nenne es eine gewaltige „Demokratisierung“ der Fotografie als Freizeitvergnügen. Die Feindschaft von Nikon- und Canonjünger ( ja hier hänge ich kein Gendersternchen an) auf Fotostammtischen und in Fotoclubs ist legendär. Das gegenseitige Beäugen bei der Frage, wer das bessere Foto heute Abend zeigt, aber auch! Das alles schert jene Frauen und Männer, die mit ihren Smartphones digitale Erinnerungsmomente ins Netz stellen, nicht im Geringsten.
Ich als begeisterter Hobbyfotograf bin froh, dass die Digitalisierung dazu beitrug, neue Fenster zu öffnen und den doch arg gealterten Mief aus manchen Fotovereinsräumen zu entfernen. Und nicht zuletzt bin ich davon überzeugt, dass die täglich millionenfach erzeugten Bilder zu einer neuen Fotoästhetik führen. Die Wege dahin sehen wir nicht nur, wir gehen schon hier und heute auf ihnen.
Hallo Herr Kockerols,
es ist sicher ein guter Ansatz, den Sie beobachten. Danke sehr für Ihre Gedanken! Ich kann vieles davon gut nachvollziehen.
Herzlich,
Ihr Peter R.
Guten Morgen, lieber Herr Roskothen,
ein interessantes Thema haben Sie da angesprochen. Das ist aber auch ein Thema, in dem man sich rasch verlieren kann und bei dem man sicherlich nicht zu einem Konsens kommt, wie die verschiedenen Meinungen hier in der Diskussion bereits zeigen. Muss man ja auch nicht!
Gut ist es, so etwas mal anzusprechen, weil ich mir selbst noch gar keine Gedanken darüber gemacht habe! Ist das schlecht? Für mich persönlich nicht! Ich nenne es Fotografie, ein anderer Bild oder Schnappschuss…Wenn man gerne fotografiert, im Unterwegs mit der Kamera Entspannung und Freude findet, die Natur und Umgebung entdeckt, dann ist es ziemlich egal wie das Ergebnis heißt- finde ich! Und Instagramm und Co sind so wie so polarisierend!
Und Deutschland mit seinen Sprachexperimenten….Das beginnt für mich schon mit diesem „Gendern“. Texte sind so unglaublich ermüdend, die *Innen / *… enthalten! Hat sich die Rolle der Frau zum Beispiel dadurch bisher erheblich verbessert? Und ist es nicht vollkommen egal, wer und wie man ist? Muss in Ausschreibungen denn „m/f/d“ stehen? Konsequenterweise sollten dann auch noch die ethnische Herkunft und körperliche Besonderheiten verschlüsselt werden! Auch so ein Thema!
Allen eine schöne Woche und viel Freude bei fotografieren und „bildnerieren“! :-)
F.Seeber
Lieber Herr Seeber,
danke sehr für Ihre Sichtweise. Ich habe es tatsächlich nicht angestoßen, um es zur Diskussion zu stellen, an der auch Sie teilnehmen. Danke dafür sehr!
Was das Gendern angeht, drücke ich damit aus, dass ich auch an die Fotogafin denke. Weibliche Fotografinnen sind tatsächlich zu wenig in den Gedanken der Menschen. Es ist meine Form der Wertschätzung. Ich glaube wir werden uns an die Schreibweise gewöhnen und es dann auch nutzen, um gleichberechtigter zu denken. Jedenfalls ist das meine Denkweise.
Danke nochmal
Herzlich,
Peter R.
Lieber Herr Roskothen,
danke für Ihre Antwort. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Ich unterstütze die Gleichberechtigung sehr, zweifle aber, ob es durch die Schreibweise funktioniert! Was sagen denn die Frauen dazu? Ich arbeite im Team mit vielen Frauen und die meisten davon machen einen sehr guten Job, neben ihren familiären Verpflichtungen, manchmal als Alleinerziehende. Ich frage die mal, was sie vom Gendern halten.
Was ich bei Instagramm und ähnlichen Plattformen nicht nachvollziehen kann, ist der Drang zum Exhibitionismus. Auf der einen Seite zwanghafter Datenschutz und auf der anderen Seite teilweise minütliches Ablichten und Hochladen des eigenen Lebens?
Aber allein die Anzahl der Kommentare zeigt, dass Sie wieder mal ein sehr spannendes und weites Thema aufgegriffen haben, über das sich lohnt, nachzudenke.. Vielen Dank dafür!
Einen schönen Montagabend und eine erholsame Nacht
Herzliche Grüße
Frank Seeber
Lieber Herr Seeber,
ich bemühe mich, Sie richtig zu verstehen. Wenn ich eine Fotografin vor mir habe und ich sie anrede, sage ich doch auch nicht „Lieber Fotograf!“, sondern „Liebe Fotografin!“. Die Diskussion und Reaktionen können Sie hier nachlesen:
https://www.fotowissen.eu/editorial-am-22-november-2020
Herzlich,
Ihr Peter R.
Lieber Herr Roskothen,
auch wenn ich gefühlsmäßig Ihre Haltung zu Instagram teile, mag ich wie Herr Labestin auch das Medium nicht „verdammen“. Zum einen ist das nur kurze Anschauen von Fotos grundsätzlich nicht verwerflich; es gilt auch in der Fotografie zunächst einmal der erste Eindruck, so wie im Journalismus für den Leser oft der erste Satz eines Artikels darüber entscheidet, ob er seine Zeit der weiteren Lektüre „opfert“. Dass viele Bildbetrachter es dann bei einem „like“ belassen und dann zur nächsten Aufnahme übergehen, ist schade, aber wohl nicht zu ändern. Zum zweiten ist eine Reihe von fotowissen-Autor:innen auf Instagram vertreten, und ich denke, sie werden nicht nur ihre schwachen Aufnahmen dort einstellen. Instagram ist doch wohl auch eine Plattform, für den eigenen Namen zu werben. In jedem Fall wäre es schön, deren Meinung zu Instagram mal zu hören.
Herzlich, Detlef Rehn
Sehr geehrter Herr Roskothen,
es ist völlig richtig: „Bild“ ist der Oberbegriff und Bezeichnungen wie „Gemälde“, „Zeichnung“, „Fotografie“ sind Unterbegriffe, die i.a. die Herstellungsmethode betreffen. Insofern ist es auch korrekt, wenn Sie künftig die „Fotografie der Woche“ vorstellen wollen.
Aber werten Sie die Fotografien damit tatsächlich auf? Nach dem Duden ist ein Bild „…mit künstlerischen Mitteln auf einer Fläche Dargestelltes, Wiedergegebenes; Gemälde, Zeichnung o.ä.“ Das heißt, mit dem Begriff „Bild“ verbindet man auch etwas aufwertendes Künstlerisches. Dieser Anspruch des Künstlerischen steckt nicht in allen Unterbegriffen, auch nicht in „Fotografie“.
Ich persönlich möchte weiterhin eine gelungene Fotografie an der Wand als „wunderbares Bild“ empfinden.
Mit besten Grüßen
Peter Albrecht
Von den Begriffen und Kategorien würde ich mich gerne entfernen. Es geht doch um etwas ganz anderes dabei. Wirklich bis zu Ende gedacht, mag ja auch die These gelten dürfen, dass nicht alles, was lt. Duden mit künstlerischen Mitteln entsteht, im Ergebnis auch zwingend etwas mit Kunst gemein hat. Ich für meinen Teil sehe den Anspruch an etwas Künstlerisches nicht in Anlehnung an Begriffe, sondern in den Werken selbst. Wie man Worte und Definitionen deuten mag, ist sicher höchst individuell und völlig legitim. Es ändert aber nichts an den Werken, sondern immer nur an der Einstellung dazu.
Einen großen Unterschied macht für mich daher das Bewusstsein, der eigene Blick, und die eigene Wertschätzung, die wir einer (eigenen) Kunstform zugestehen. Zu einer Fotografie Bild zu sagen, ist auch völlig legitim. Es erscheint mir allerdings schon so, als würde man vor einem Jaguar E-Type stehen, und „Fortbewegungsmittel“ sagen. Auch das stimmt ja, zeigt allerdings, wie ich das ein- oder wertschätze, was ich mache oder sehe.
Freundliche Grüße, Dirk Trampedach
Hallo
Ist die Diskussion um die Begriffe Bild versus Foto – bei uns in der deutschsprachigen Schweiz schreiben wir meist „Photo“! – nicht ein Kampf gegen Windmühlen? Und ist ein Blick auf die Gemeinsamkeiten von Foto und Bild nicht spannender als Abgrenzungsversuche? Ich plädiere eher für eine gewisse Lockerheit. Sprache ist dynamisch und bildet gesellschaftliche Entwicklungen ab. Ich widme mich lieber den Inhalten als den Etiketten – Sprache ist ein spannendes Phänomen, aber da die Mehrheit auf exakten Gebrauch „umzuerziehen“ wohl vergeblich. Kaum ein Begriff in der Photographie (!) ist exakt – hie und da „filme“ ich auch mit meiner Kamera, aber einen Film (Beschichtung eines Trägermaterials) nutze ich dabei schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Was macht ein Bild zu einem guten Bild ist für mich wichtiger … Und da bietet fotowissen ja genügend Stoff.
In diesem Sinne gut Licht (=Photo)
Hermann Lichtsteiner
PS: Beim Stellenwert der Photographie in unserer Gesellschaft bin ich viel optimistischer, was da an Museen, Ausstellungen, Magazinen, Communities, Blogs (fotowissen!), Podcasts (fotowissen!), YouTube-Kanälen, Websites, Buchpublikationen entstanden ist, das ist grossartig. Da gibt es in der schieren Fülle von sehr viel Trash (bei uns sagt man Mist) viel mehr Perlen als früher … Wie wärs mit der Fotoperle der Woche auf fotowissen?