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Samba Fotos – Sambafieber nicht nur in Rio

Samba Fotos - Sambafieber nicht nur in Rio Hanakoganei, Samba (1)

Samba Fotos – Sambafieber nicht nur in Rio sondern in Tokio: Der Samba-Karneval in Rio ist weltbekannt, doch Samba in Japan, das mag für manchen neu sein. Dabei gibt es Tausende von Akteuren, die in zahlreichen Sambaschulen und -gruppen organisiert sind und die in jedem Jahr im ganzen Land kleinere oder größere Auftritte haben.  So sind Sambaumzüge häufig ein Teil von Matsuri (eine Art Volksfest, oft mit religiösem Hintergrund), aber es werden auch Gruppen von Unternehmen für Betriebsfeste engagiert.

*fotowissen-Info: Am Ende des Beitrags finden Sie Hinweise, wie Sie solche Fotos selbst erstellen können.
Samba Fotos - Sambafieber nicht nur in Rio, Japan Hanakoganei
Samba Fotos – Sambafieber nicht nur in Rio, Japan Hanakoganei

 

Samba Fotos – Sambafieber in Japan, Tokio

Dass Samba in Japan so beliebt ist, liegt an den engen Beziehungen des Landes zu Brasilien. Der südamerikanische Staat hat die weltweit größte japanische Diaspora. Das Außenministerium in Tokio schätzt, dass etwa zwei Millionen Japanischstämmige in Brasilien wohnen. Umgekehrt leben und arbeiten auch Zehntausende Brasilianer in Japan, obwohl viele von ihnen aus wirtschaftlichen Gründen in den vergangenen Jahren wieder nach Hause zurückgekehrt sind.

Samba Fotos - Sambafieber nicht nur in Rio, Japan Hanakoganei

Samba-Festival Asakusa

Das für alle Gruppen wichtigste Ereignis ist das Samba-Festival von Asakusa. Es wurde 1981 zum ersten Mal ausgetragen und ist zu einer sehr populären Veranstaltung geworden. Nach Angaben der Organisatoren schauten sich bei der letzten Veranstaltung 2019 mehr als ein halbe Million Besucher den Umzug an. Mitte September 2023 ziehen Sambagruppen nach der Corona-bedingten Pause erneut durch die Straßen von Asakusa. 2019 nahmen 16 Sambaschulen und Sambagrupen teil; es hat in der Vergangenheit aber auch noch größere Umzüge gegeben. Das Asakusa-Festival ist ein Wettbewerb. Eine Jury bewertet die einzelnen Gruppen im Hinblick auf die Lebendigkeit des Auftritts, die Kleidung, die Art der Darbietung, die Qualität des Tanzens, die Musik und die Umsetzung eines vorher gewählten Themas.

Natürlich möchte jede Schule oder Gruppe gewinnen. Entsprechend ernst nehmen sie die Vorbereitung. So hält z.B. die Sambaschule „Barbaros“, der Gewinner des letzten Asakusa-Wettbewerbs,  im Juli und August 2023 an jedem Mittwoch Übungssitzungen für seine Perkussionisten ab.  Hinzu kommen sonntags Übungen für das gesamte Ensemble. In ähnlicher Weise gehen auch die anderen Sambagruppen vor.

Samba Fotos - Sambafieber nicht nur in Rio, Japan Hanakoganei

Asakusa-Karneval

Das intensive Training kommt nicht nur dem Asakusa-Karneval zugute, auch auf kleineren Veranstaltungen bewegen sich die Akteure akkurat. Dies war Mitte Juli auf dem Samba-Festival in Hanakoganei, einer Schlafstadt im Nordwesten von Tokio, zu sehen. Ich wohne seit 2014 dort und habe in dieser Zeit zahlreiche Sambaumzüge erlebt und fotografisch festgehalten.

Auch bei uns konnte das Festival wegen der Pandemie vier Jahre lang nicht stattfinden. Daher war die Freude groß, als bekannt wurde, dass es wieder einen Sambaumzug geben werde. Er war eingebettet in das Hanakoganei Matsuri, das vom örtlichen Musashino Schrein veranstaltet wurde. Im Gegensatz zum professionellen Charakter von Asakusa ist das Festival in Hanakoganei fast schon eine familiäre Angelegenheit. Die Sambaschule „Liberdade“ z.B. beschickt den Umzug in Hanakoganei schon seit vielen Jahren mit oft denselben Akteuren. Man kennt sich, schießt Erinnerungsfotos. Immer wieder entdeckten die Perkussionisten oder Tänzerinnen Familienangehörige oder Freunde unter den Zuschauern, was zu lautstarken Begrüßungen führte.

Am Festival nahmen in diesem Jahr nur drei Gruppen teil; ich habe es auch schon deutlich stärker besetzt gesehen. Sie zogen durch zwei enge Straßen und über den Bahnhofsvorplatz. Ein bedrohliches Gedränge, wie manchmal in Asakusa, herrschte nirgendwo. Fotografieren war daher problemlos möglich.

Die Stimmung war trotz großer Hitze bestens. Selbst viele eigentlich zurückhaltende Japaner lassen sich von den Sambarhythmen mitreißen.  Die Perkussionisten setzen eine Reihe von Instrumenten ein, wie z.B. Trommeln unterschiedlicher Größe, Chocalhos (eine Art Rassel), Tambourine und die Cuica (Reibetrommel), die dem Brummtopf ähnelt. Zu sehen sind ferner leicht bekleidete Damen mit üppigem Federschmuck (gerade für manche männlichen Fotografen oft ein Grund, sich einen Sambaumzug anzuschauen). Zu jedem Sambaverein gehört außerdem ein prachtvoll angezogenes Paar, das die Fahne der jeweiligen Gruppe präsentiert.

Die beigefügten Fotos habe ich in verschiedenen Jahren aufgenommen. Ich glaube, dass sie den fotowissen-Leser*innen einen Eindruck von einem kleineren Sambaumzug vermitteln. In Hanakoganei ist die Sambaparade schon viele Jahre lang ein traditioneller Höhepunkt. Hoffentlich dauert es nicht wieder vier Jahre bis zur nächsten Austragung.

Sambafotos selbst fotografieren

Tipps: Bei zu erwartendem Gedränge lohnt es sich wahrscheinlich, frühzeitig den Ort des Geschehens zu eruieren, um sich einen guten Platz zu sichern. Ich stand neben einem Laternenpfahl, da konnte ich mich ein wenig abstützen, und der Platz neben mir konnte natürlich nicht belegt werden. Planung der Ausrüstung: Wird es voll, lohnt sich vermutlich die Mitnahme eines Zooms, Objektivwechsel ist schwierig. Ich hatte die X-T3 mit dem 16/80 und die X-T4 mit dem 50/140 dabei und habe hin und her gewechselt. Vermutlich hätte das 16/80 ausgereicht. Mitnahme eines Blitzes ist Geschmackssache.

Zu den Verschlusszeiten: Ich habe viel mit 1/250 oder gar 1/500 fotografiert, um Bewegungen einzufrieren. Da muss man ein bisschen ausprobieren. Für etwas Bewegungsunschärfe bin ich auch auf 1/125 gegangen. Ein Freund hat es mit 1/60 oder 1/30 versucht, aber da blieb vieles wirklich unscharf. Die Kameraautomatik einzusetzen, halte ich für schlecht.

Das, was ich vorhin beschrieben habe, bezog sich auf eine das Awa-Odori-Fest. Ich habe beim Samba-Fest mehrmals den Standort gewechselt, aber in jedem Fall müssen Sie natürlich wissen, von wo aus man gute Bilder bekommen kann. Bei Samba habe ich das 16/80 benutzt, bis es dunkel wurde. Danach das 50/140. Bei einer Verschlusszeit von 1/250 hatte ich viel Rauschen.

Anleitung Veranstaltungen fotografieren für Einsteiger

*fotowissen-Experten-Tipp von Peter R., Veranstaltungen fotografieren für Einsteiger, Ergänzung zu Herrn Rehn:

Das beschriebene Fujifilm Telezoomobjektiv (16/80) XF 16-80 mm F4 ist nicht so lichtstark wie das (50/140) XF 50-140 mm F2.8.  Die beiden Objektive hätten an einer Vollformatkamera eine Brennweite 24-120 mm F4 und 70-210 mm F2.8. Diese Objektive sind auch bei Canon, Sony, Nikon als äquivalente Zoom-Objektive zu finden. Bei Panasonic / Olympus wären es äquivalente 12-60 mm oder etwa 35-100 mm Zoomobjektive. Es handelt sich um populäre Zoombrennweiten.

Selbstverständlich sind auch Festbrennweiten bei Veranstaltungen möglich, die noch lichtstärker sein können, und damit bei Dunkelheit die ISO senken oder gar das Fotografieren überhaupt erlauben. Festbrennweiten haben in der Regel zwei Vorteile: Sie sind lichtstärker, können bei Dunkelheit noch Aufnahmen billigen. Sie sind schärfer als Zoomobjektive. Herr Rehn hat wegen der Flexibilität und den verschiedenen Distanzen zu den Motiven auf Zoomobjektive gesetzt. Wenn Sie mit Festbrennweiten fotografieren wollen, dann empfehle ich zwei Kameras mit verschiedenen Brennnweiten, um schnell wechseln zu können.

Die Stabilisierung der Objektive (OIS) oder der Kamera (IBIS) bringt uns bei der Fotografie von Veranstaltungen nicht viel, weil wir in diesem Falle eine schnelle Verschlusszeit für die bewegten TänzerInnen benötigen, um keine Bewegungsunschärfe zu erhalten. Entsprechend rate ich dazu, die Kamera nicht in A (Canon Av) oder etwa in S (Canon Tv) zu benutzen, sondern in M. Die manuelle Belichtung erlaubt es uns eine 1/250 Sekunde oder schneller zu benutzen, um die Bewegungen einzufrieren. Dennoch können wir in M auch andere Blenden einstellen, als die offenste. Wird es dunkel, würde die Kamera in S (Canon Tv) die offenste Blende wählen, in der wir wenig Schärfentiefe erhalten.

(Wer Dynamik in der Aufnahme wünscht, um die Bewegung abzubilden, der nimmt eine 1/30 s oder 1/60 s. Oder Sie experimentieren mit noch längeren Verschlusszeiten, je nach Motiv.)

Dieser Tipp funktioniert am besten, wenn Sie in der Kamera die Auto-ISO von 100/160/200 ISO bis 12800 ISO nutzen. Hohe ISO sind hervorragend mit Lightroom RR (Rauschreduzierung), DxO DeepPrime bzw. DxO PureRAW oder mit Topaz DeNoise AI zu entrauschen. Deshalb bitte überhaupt keine Angst vor hoher ISO!

Vergleichstest Entrauschen führende Software Topaz Adobe DxO >>

Tipp: Topaz DeNoise AI kann auch in JPG-Fotos oder in TIF-Fotos das Rauschen reduzieren, was Lightroom RR oder DxO nicht anbieten.

© Detlef Rehn – Samba Fotos – Sambafieber nicht nur in Rio, sondern in Tokio

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Geschrieben von:

Detlef Rehn

Detlef Rehn

Rheinländer. Ich bin 1977 zum ersten Mal nach Ostasien gekommen. Seither lässt mich die Region nicht mehr los. Zunächst habe ich in Deutschland wissenschaftlich/akademisch über Chinas Wirtschaft gearbeitet, anschließend war ich als Korrespondent für die Bundesagentur für Außenwirtschaft (heute Germany Trade and Invest) in Taiwan, Japan, Südkorea und wieder Japan tätig. Seit 2014 bin ich im Ruhestand und lebe in Tokio. Mein fotografischer Schwerpunkt sind Menschen und die Straßenfotografie. Nachdem ich früher bekennender Nikon-Anhänger war, bin ich 2013 auf das Fuji-System umgestiegen.

4 Kommentare

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  • Lieber Herr Rehn,

    wieder einmal ein begeisternder, informativer und bestens bebilderter Artikel aus Japan! Die Co-Operation zwischen Brasilien und Japan war mir bis dato völlig unbekannt, und ich finde es verwunderlich und spannend zugleich, dass ein ehemals südamerikanischer, kultureller Brauch sich in die uralte, für mich oftmals streng erscheinende, japanische Kultur hineinentwickelt zu haben scheint. Endlich mal ein Beispiel, wo sowas friedlich und bereichernd funktioniert. Aber es ist wahrscheinlich ein Unterschied, ob es aus der Bevölkerung heraus wächst, oder top-down von Regierenden angeordnnet wird.

    Super klasse! Mir gefällt gut, dass ihre Auswahl herrlicher Fotos einen längeren Zeitraum abdeckt. Das hat was von fotografisch-thematischer Retrospektive, von (Langzeit-) Projekt, und Faszination für das Thema. Bei so Beiträgen, wie dem Ihren, suche ich für mich immer gerne nach meinem Lieblingsfoto. Da ist ganz klar Samba 6 ein Favorit! Die Schärfe auf der Hand, die Unschärfe auf der Dame, und die Bild gewordene Leidenschaft, das ist schon großartig eingefangen. Samba 7 mit seiner leichten Bewegungsunschärfe ist allerdings auch ein hoch ansprechendes Foto. Kurzum, ich habe in der sowieso tollen Bilderreihe diesmal 2 Lieblinge gefunden. Vielen herzlichen Dank für die Einblicke!

    Eine gute Zeit und weiterhin beseelte Fotografie wünsche ich Ihnen.

    Herzlich,

    Dirk Trampedach

    • Lieber Herr Trampedach,

      danke für Ihr Lob, das motiviert natürlich.

      Der Samba-Karneval hier bei uns ist tatsächlich eines meiner Langzeit-Projekte geworden. Samba 6 finde ich ebenfalls sehr gut, auch Samba 10, gerade wegen des Jungen im Hintergrund, der sich die Ohren zuhält. Leider waren solche Bilder in diesem Jahr wegen der geringeren Beteiligung von Gruppen und auch vermutlich Zuschauern nicht drin. Was die Bewegungsunschärfe angeht, hätte ich einige Fotos mit 1/125 belichten sollen. Beim nächsten Mal werde ich daran denken. Vielleicht schaue ich mir auch Mitte September den großen Asakusa-Umzug an. Da geht es dann wirklich zur Sache. Dort könnte ich ja einiges ausprobieren,

      Danke nochmals, schönes Wochenende, herzlich,

      Detlef Rehn

  • Sehr geehrter Herr Rehn,
    als ich die ersten Fotos sah war ich überrascht vielleicht sogar etwas enttäuscht da die Fotos allesamt in schwarz weiß vorgestellt wurden, ich hatte natürlich ein Rauch an Farben erwartet.
    Ich selbst hatte vor einigen Jahren die Gelegenheit das Sambòdromo in Rio de Janeiro mit zu erleben und das was mich so fasziniert hat, waren nicht nur die schönen Frauen, sondern die prachtvollen Kostümen in den schier unglaublichen Kostümen in den schier unglaublichen Farbkombinationen… Da muss man erstmal darauf kommen das in schwarz weiß zu fotografieren. Essentiel für mich wäre gewesen diese Kostüme natürlich in Farbe zu präsentieren.
    Herzliche Grüße
    Patrick Weydmann

    • Sehr geehrter Herr Weydmann,

      danke für Ihren Kommentar. Ihre leichte Enttäuschung kann ich verstehen, bei einzelnen Aufnahmen hätte sich Farbe vermutlich angeboten, farbenfroh war es hier, aber ein Rausch der Farben nicht. Was die Abbildung in S/W angeht, so fotografiere ich inzwischen fast nur noch in S/W. Mir ging es vor allem um die Vermittlung der Stimmung, und das können Sie in S/W auch. Ich hoffe, dass Ihnen die Lektüre des Artikels trotzdem ein bisschen Spass gemacht hat. Sollte es nochmals einen Artikel zu Samba geben, werde ich an Sie denken.

      Herzlich,

      Detlef Rehn

Peter Roskothen - Journalist für Fotografie, Fotograf, Fototrainer

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