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Formatfüllend Fotografieren

Formatfüllend fotografieren-007
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Formatfüllend fotografieren: Formatfüllende Fotografie zahlt sich aus. Einerseits durch eine entsprechend gute Bildwirkung, andererseits dadurch, ein wertvolles Tool der Fotografie zu kennen und bestenfalls zu beherrschen. Formatfüllend zu fotografieren, bedeutet grundsätzlich, alle relevanten Informationen ins Bild zu bekommen, die zu dessen Kernaussage vonnöten sind. Und zwar so, dass diese das vorgegebene Format ausfüllen. Alles, was dem nicht dient, sollte auch nicht ins Bild. Um dies möglichst geschickt und effektiv umzusetzen, bedarf es der Beachtung einiger Dinge, die dem Drücken des Auslösers vorausgehen sollten. Was alles dazugehört, um formatfüllend zu arbeiten, und was es zu beachten gilt, erfahren Sie in diesem Artikel:

Das Bildformat formatfüllende Fotografie

Bei der formatfüllenden Fotografie geht es, wie schon der Titel sagt, um das Format. Wir haben uns demnach nicht bloß damit zu beschäftigen, wie wir unser Motiv und die gewünschte Aussage per Bildkomposition formatfüllend unterbringen. Sondern es geht auch darum, welches passende Bildformat wir wählen sollten. Wird unser Foto im Querformat oder Hochformat belichtet? Nutzen wir das Bildformat 3:2, 16:9, oder ist es einzig im Quadrat (1:1) möglich, das Motiv bestmöglich formatfüllend zu belichten?

In dem Zusammenhang macht es Sinn, sich eingehend mit den Einstellmöglichkeiten der eigenen Kamera hinsichtlich des Bildformats auseinanderzusetzen. Dazu finden sich hier bei *fotowissen.eu umfangreiche, weiterführende Artikel, die sie verlinkt im Anschluss weiter unten finden (¹).

Die Brennweite formatfüllende Fotografie

Die Brennweite hat maßgeblichen Einfluss auf die Bildwirkung. Vielleicht benötigen wir etwas Tiefe im Foto (Weitwinkel), möchten lieber die Ebenen zusammenziehen (Tele), oder in einem möglichst neutralen Blick (50mm) auf die Szene schauen. Auch hinsichtlich der Wahl und Wirkung verschiedener Brennweiten finden Sie hier bei *fotowissen.eu tolle Information und Beratung, die ebenfalls im Anschluss weiter unten zu finden sind (²).

Vobereitung & Nachbereitung

Erst dann, wenn die Brennweite und das Bildformat geklärt sind, beginnt der Prozess der Entscheidungen hinsichtlich Perspektive, Bildaufbau und formatfüllender Anordnung im gewählten Ausschnitt. Natürlich lässt sich im Nachhinein an vielen Fotos vieles bearbeiten und optimieren. Das macht allerdings höchstens das Foto selbst ein wenig besser. Der Qualität unserer handwerklichen Fotografie hilft das nicht wirklich. Der Qualität unserer Fotografie ist zuträglich, bewusst, detailliert, und formatfüllend zu belichten. Es ist von Vorteil, sich einmal zu verdeutlichen, was sich alles negativ auswirkt, sollten wir die o.g. Dinge unberücksichtigt lassen. Schauen Sie sich dazu bitte auch unterstützend meine Bildserien an, die diesen Artikel begleiten.

Das eindeutig definierte Motiv bildet unsere Leitplanken auf dem Weg hin zur Komposition unseres bestmöglichen Fotos!

Die Bildwirkung

Da wäre einmal die Bildwirkung als solche. Für diesen Artikel habe ich Fotografien gewählt, die Figuren der Gebrüder Busch zeigen. Fritz Busch war einer der bedeutendsten Dirigenten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und sein Bruder Adolf, ein Geigenvirtuose, galt als Jahrhundertbegabung. Die Figuren stehen im Siegener Schlosspark hinter den Stuhlreihen einer arenaförmigen Freilichtbühne, wo im Sommer regelmäßig Aufführungen stattfinden. Mein Hauptmotiv sollten also diese beiden Figuren sein, im Kontext zu den Sitzreihen der Zuschauer. Dies vorab festzulegen, ist essenziell. Das eindeutig formulierte Motiv bildet unsere Leitplanken auf dem Weg hin zur Komposition unseres bestmöglichen Fotos.

Das Format

Ohne eine Entscheidung zum Format und zur Brennweite überlassen wir eklatant wichtige Einflüsse dem Zufall. Zu sehr bildfüllend zu arbeiten ist ebenfalls möglich. Was hilft es, die Figuren voll ins Bild zu setzen (Tele, zu nah), ohne das zu zeigen, wo, und wofür sie dort stehen? Für die gewünschte Aussage fehlt dann im Foto eine wichtige Information, und eine Korrektur ist nicht mehr machbar.

Möglicherweise geschieht aber auch das Gegenteil. Wir haben alle wichtigen Elemente ins Foto gebracht, aber der Abstand ist zu groß geraten (Weitwinkel-50mm, Motiv zu weit weg). Hauptmotiv und das, was wir zeigen wollen, sind zwar zu sehen, doch drumherum ist viel zu viel negativer Raum. Oder überflüssige, ablenkende Bildanteile sind enthalten, die irritieren, stören, oder das vorab definierte Motivtitel nicht unterstützen. In dem Fall hilft uns die Option des Beschnitts, die aber auch nicht nur Vorteile birgt. Wir können damit das Motiv durchaus formatfüllender anordnen. Doch, wie oben beschrieben, ist es handwerklich zweite Wahl, und wir verlieren obendrein dadurch auch noch Pixel, sprich, die technische Bildqualität nimmt ebenfalls ab!

Tipps zur Formatfüllenden Fotografie

Es mag diverse Vorgehensweisen geben, um zu einem guten, formatfüllenden Foto zu gelangen. Meine persönlichen Schritte, und die Reihenfolge, in der ich vorgehe, erlaube ich hier noch einmal aufzuzeigen:

  • Zu Beginn Kamera zur Seite legen. Situation und Motiv von allen Seiten in Augenschein nehmen.
  • Auswahl treffen zu Blickrichtung / Blickwinkel, Lichteinfall.
  • Optionen zu Format und Brennweite durchspielen und die perfekte Kombination wählen.
  • Position einnehmen, alles im Sucher begutachten (Nähe, Distanz, alles Wichtige drin?).
  • 1/3-Regel o.ä., Thema Schärfe / Unschärfe einbeziehen (Blende … XY!?).
  • Sauber belichten + auslösen.

 

Was alleine die Unterschiedlichkeit der Bildformate ausmacht, zeigen die nächsten Fotos. Von links nach rechts finden sie sich im Verhältnis von: 1:1, 3:2, 16.9, und das bei jeweils genutzten Brennweiten von 16mm, 35mm, 100mm/APS-C (also etwa entsprechend 24mm, 50mm und 150mm … im Kleinbildformat). Das obere linke Drittelkreuz liegt hierbei in Brusthöhe zwischen den beiden Figuren. (Dies habe ich bei sämtlichen Fotos zum Artikel beibehalten) Abstand zum Motiv und meine Position sind bei den folgenden Fotos unverändert geblieben. Unter realen Bedingungen würde man das so sicher genau nicht tun. Um zu verdeutlichen, wie sich formatfüllende, und eben auch nicht formatfüllende Fotografie zeigt, finden Sie hier diverse Fotos mit gelungener, und nicht gelungener Umsetzung formatfüllender Fotografie. Die oben beschriebene Vorgehensweise macht Ihnen deutlich, wie sich die Wirkung des Motivs, bei mehr oder weniger formatfüllendem Anteil, im Foto verändert. Sollten Sie sich wundern, warum z.B. im quadratischen Foto die linke Figur angeschnitten ist: Das ist (wie weiter oben beschrieben) der Tatsache geschuldet, das obere linke Kreuz der Dreierteilung auf Schulterhöhe zwischen den Figuren zu finden. Bei entsprechender Brennweite, unveränderter Position, und beibehaltener Drittelregel entsteht so dieser Anschnitt.

Format 1:1, bei 16mm, 35mm, 100mm

Format 3:2, bei 16mm, 35mm, 100mm

Format 16:9, bei 16mm, 35mm, 100mm

 

Abschließend eine weitere 3er-Serie, wieder mit Weitwinkel, Normalbrennweite, Tele. Diesmal ist mit jedem Objektiv genau die Entfernung gewählt, die eine formatfüllende Aufnahme möglich macht, und die gesamtheitliche Aussage aufrechterhält. Für mich erzählt Fotografie auch immer nur dann die vollständige Geschichte, wenn alles, was das Foto dazu braucht, auch zu sehen ist. Eine formatfüllende, aussagekräftige Anordnung ist dann der entscheidende Kick. Sie als Fotobegeisterte und Leserin / Leser dieses Artikels dürfen gerne für sich selbst entscheiden, welches der gezeigten Fotos dem entspricht, dass für Sie formatfüllend, und mit bester Aussage einhergeht. “Gebrüder Busch am Open Air Theater”. Lassen Sie mich gerne ihren Favoriten wissen!

 

*fotowissen-Experten-Tipp: Sollten wir feststellen, gerne einen großen Anteil unserer Fotos deutlich zu beschneiden, könnte das bedeuten, dass wir sehr wohl erkennen, wie gut anschließend die formatfüllende Wirkung ist. Es könnte aber ebenso bedeuten, dass es bestimmte Parameter in unserer Vorarbeit gibt, die dem gewünschten Ziel nicht gerecht werden.

Formatfüllende Fotografie gibt unserem Motiv und der Bildaussage die rechte Form! Die formatfüllende Fotografie kanalisiert die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die wesentlichen Bildanteile. Formatfüllende Fotografie überlässt dem Hauptmotiv den relevanten Anteil des Bildes und schließt Irrelevantes aus. Dies lässt sich übrigens noch mittels Schärfe / Unschärfe zuspitzen, worauf ich in diesem Artikel verzichtet habe. Und abgesehen von Brennweiten und Bildformaten gibt es noch einen entscheidenden Faktor in der formatfüllenden Fotografie: Uns selbst! Bleiben wir in Bewegung, nutzen wir die Räume, bringen wir unsere Agilität ins Spiel, und zwar so lange, bis unsere formatfüllende Belichtung alles hat, was sie braucht, und alles nicht hat, was sie entbehren kann.

Zum guten Schluss Formatfüllend Fotografieren

Die im Artikel aufgeführten Varianten und Optionen zu formatfüllend Fotografieren mögen ggf. etwas verwirrend sein. Das bringt ein vielleicht neues Thema, die Vielzahl an Genres, und eine opulente Ausrüstung leider immer mit sich. „Wer die Wahl hat …“, Sie wissen schon. Um sich dem Thema formatfüllender Fotografie entspannter zu nähern, macht es daher Sinn, reduzierter zu starten. Packen Sie sich ein Objektiv ein, am besten eine Festbrennweite, suchen Sie sich ein schönes Motiv, steigen Sie zart ein ins Thema, und probieren sich in der formatfüllenden Fotografie aus.

¹ Aufnahmeformate der Fotografie Foto-Format >>

² Die fotografische Bildwirkung der Brennweite >>

Auf Ihre Erkenntnisse und Ergebnisse sind wir gespannt, lassen Sie uns gerne teilhaben! Für Kritik, Tipps, oder sonstige Dinge, die Sie zum Thema beitragen möchten, nutzen Sie gerne die Möglichkeit eines Kommentars, lieben Dank dafür!

Herzlich grüßend,
Ihr Dirk Trampedach

Zusammenfassung Formatfüllend Fotografieren

Der Artikel erklärt, warum es wichtig ist, formatfüllend zu fotografieren, und gibt praktische Tipps, wie wir dieses Konzept erfolgreich umsetzen können. Wenn wir formatfüllend fotografieren, bringen wir alle relevanten Informationen ins Bild, die für die Kernaussage notwendig sind, und füllen das vorgegebene Format damit aus. Dabei müssen wir nicht nur das Motiv und die Aussage per Bildkomposition formatfüllend unterbringen, sondern auch das passende Bildformat und die richtige Brennweite wählen.

Es ist entscheidend, dass wir uns mit den Einstellmöglichkeiten unserer Kamera hinsichtlich des Bildformats auseinandersetzen. Dabei sollten wir verschiedene Bildformate wie 3:2, 16:9 und Quadrat (1:1) berücksichtigen, da die Wahl des Bildformats die Bildwirkung maßgeblich beeinflusst.

Auch die Brennweite spielt eine wichtige Rolle für die Bildwirkung. Je nachdem, ob wir Tiefe im Foto benötigen (Weitwinkel), die Ebenen zusammenziehen möchten (Tele) oder einen neutralen Blick auf die Szene bevorzugen (50mm), sollten wir die passende Brennweite wählen.

Erst nachdem wir das Bildformat und die Brennweite festgelegt haben, beginnt der Prozess der Entscheidungen hinsichtlich Perspektive, Bildaufbau und formatfüllender Anordnung im gewählten Ausschnitt. Eine bewusste, detaillierte und formatfüllende Belichtung trägt zur Qualität unserer Fotografie bei.

Der Artikel zeigt anhand von Bildbeispielen, wie sich die Wahl des Bildformats und der Brennweite auf die Bildwirkung auswirken kann. Dabei wird deutlich gemacht, dass eine formatfüllende Anordnung des Motivs entscheidend ist, um die gewünschte Bildaussage zu unterstützen.

Abschließend werden Tipps zur formatfüllenden Fotografie gegeben, und es wird dazu ermutigt, sich aktiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Die formatfüllende Fotografie lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die wesentlichen Bildanteile und schließt irrelevantes Material aus.

Insgesamt bietet der Artikel eine umfassende Einführung in die formatfüllende Fotografie und liefert praktische Tipps, wie wir dieses Konzept erfolgreich umsetzen können.

© Dirk Trampedach, Journalist für Fotografie bei *fotowissen – Formatfüllend Fotografieren

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Dirk Trampedach

Eine Geschichte, ein Bild, eine Stimmung. Erlebnisse, Schreiben und Fotografieren, das hängt für mich unmittelbar zusammen. Foto-Themen, denen ich mich gerne widme, sind Berichte von Touren im VW T3 WESTFALIA, Street Photography, sowie Storys um klassische Automobile und deren Besitzer. Wenn Sie mehr über mich erfahren möchten: www.dt-classics.de.

5 Kommentare

Bitte schreiben Sie einen konstruktiven Kommentar. Links sind nicht gestattet. (Tipp: Kopieren Sie Ihren Text vor dem Absenden zur Sicherheit).

  • Hallo Herr Trampedach, vielen herzlichen Dank für diesen prima Artikel! Ich muss gestehen, bei meiner kleine “Lehre” in Fotografie hat mein Mentor mich mit den Aufgabestellungen zur formatfüllenden Fotografie am meisten herausgefordert…wir haben teilweise nebeneinander gestanden und das gleiche Motiv belichtet und doch war ich meist nicht annähernd so genau wie er in Wahrnehmung und Umsetzung der besten Formatauswahl für das gewünschte Bild … insofern habe ich mir besonders aus diesem Grund Ihren Artikel zur heutigen Lektüre ausgewählt. Und der zweite Grund war, dass ich beim Motiv sofort dachte: diese Figuren kenne ich doch! – das sind doch “Alltagsmenschen” von der Künstlerin Christel Lechner (in Rheda-Wiedenbrück gibt es diese auch). Und beim Nachschauen fiel mir dann auf: es handelt sich um Fritz und Adolf Busch… Sie schrieben da zweimal Fritz, das machte mich etwas stutzig. Vielleicht soll der Leser ja auch nur genau lesen…? ;-) Besten Gruß, Sabine Bühlmann

    • Hallo Frau Bühlmann,

      na, da haben Sie mich aber eiskalt erwischt, der Doppelname ist tatsächlich durch sämtliche Kontrollen geglitten. Ist korrigiert, danke für den lieben Hinweis! Abgesehen davon freut es mich, dass der Artikel bei Ihnen auf Resonaz stösst, und ich kann mir richtig vorstellen, wie das sich zugetragen haben mag mit dem Mentor.
      Es ist sicherlich schwierig, alle erdenklichen Regeln und Richtlinien in einem einzigen Foto zu verwirklichen. Aber um der Dinge zu wissen, und immer dann, wenn es bedeutsam ist, einsetzen zu können, finde ich eine schöne Sache, so auch mit formatfüllender Fotografie.

      Ihnen weiterhin eine gute Zeit hinter der Kamera!

      Herzliche Grüße,

      Dirk Trampedach

  • Ich bin etwas ambivalent bezüglich der Beispielfotos. Das Spiel mit den Seitenverhältnissen hat die Schwäche, dass störende Elemente ins Bild kommen wie einmal oben links eine graue Plane oder rechts ein heller Pfosten, der das Auge ansaugt und vom Motiv ablenkt. Auch hätte ich lieber etwas mehr Luft um die Füsse der Figuren, die hier mit den Stuhllehnen verschmelzen. Schön, wenn die Kamera ein Kippdisplay hat, damit man sie höher als Augenhöhe halten kann und so einen Abstand Füsse-Stühle gestalten kann. (Oder sich auf einen der Stühle stellt um durch den höheren Aufnahmeort mehr Trennung zu den Figuren zu erreichen)

    Mein Vorgehen bei Aufnahmen ist wohl etwas anders: Ich würde erst einen Standort suchen, an dem der Himmel keine weissen Ecken bringt oder Baumteile ablenken, dann eine saubere Trennung von Vor- und Hintergrund wählen. Dabei ist ein Zoom natürlich von Vorteil, weil man ablenkende Bereiche wegdrehen kann (wenn man sie vor der Aufnahme sieht). Ich habe einen Vorteil gegenüber vielen, weil ich jahrelange Erfahrung mit Diafilm und Festbrennweiten habe. Croppen gab es nicht, Zoom auch nicht. So ist mein Sehen schon so kalibriert, dass ich die geeignete Position schnell finde. Motive, die nicht zum Blickwinkel des Objektivs passten, hat man kaum wahrgenommen.

    Sehr hilfreich fand ich damals den Hinweis eines Könners, dass er immer zuerst den Hintergrund auswählt, damit er sich danach voll auf sein Motiv konzentrieren kann, und nicht noch auf Zweige aus dem Kopf oder helle Flecken ausserhalb des Motivbereichs achten muss. Gerade bei Hochzeitsreportagen macht das oft den Qualitätsunterschied zum Amateur, der zwar ev. die Person gut trifft, aber die Pflanze im Hintergrund zur Frisurerweiterung macht.

    Bei den Beipielfotos finde ich die 1:1 35 mm-001 am besten gelungen. Die Figuren warten auf Publikum, das auf die leeren Stunde sitzen wird. Die Figuren sind der Haupbereich, von den Stuhlreihen ist genug zu sehen, dass ein Bezug entsteht, deren Unschärfe konkurriert die Figuren nicht. Das Auge wird auch nicht zu weissen Stellen ausserhalb des Motivs weggezogen oder durch Hintergrundchaos verwirrt. Möglicherweise hätte das Foto gewonnen, wenn man die Kamera etwas Richtung Vordergrund gekippt hätte: weniger Himmel und Hintergrundchaos und mehr Stühle in der Unschärfe. Bei den Fotos mit 16 mm ist mir zuviel auf dem Bild, die Figuren sieht man nur, wenn man weiss, dass sie Thema sind.

    Bei 1:1 16 mm-003 schaue ich zuerst auf den weissen Himmel, dann auf den Vordergrund, die Figuren sind nicht in der Wahrnehmung. Bei 50 mm ist der Vordergrund mit der Motivebene verschmolzen und für mich zu wenig Blickführung vorhanden.

    Bei 3:2 ist das Foto 001 mit 95 mm das optimale: geschlossene Ecken, klares Motiv. Ein Hochformat ohne den Abfalleimer und die hellen Scheiben wäre wohl mein Favorit geworden.

    Bei 16:9 finde ich keines, das an die Vorgänger herankommt. Zuerst viel Wimmelzeug, das letzte hat das Problem, dass das Haus die selbe Farbe wie die Figuren hat und in so Konkurrenz tritt. Das Auge hüpft hin und her. Die unscharfen Stühle irritieren mich auch, weil auch sonst viel unscharfe Elemente im Foto sind. So ist keine Absicht zu vermuten sondern einfach deren Hinnahme.

    Meine Kommentare haben nicht berücksichtigt, dass durch das Thema dieses Artikels der Fokus der Sehweise wohl eingeschränkt war. Wäre es um saubere Gestaltung und gute Komposition gegangen, hätte das Raster mit den Formatvergleichen kaum eingehalten werden können. Eine Schwierigkeit war wohl auch, dass die Vorgehensweise verhindert, dass man sich auf “sein” Format und Brennweite kalibrieren kann. Wer sich die Mühe macht, schon bei der Aufnahme das Foto fertig zu gestalten und nicht auf croppen und stempeln vertraut, wird aber sicher bessere Fotos liefern als anders rum. Den Aufwand eines Kommentars habe ich investiert, weil ich es spannend finde, solche Versuche und Ansätze zu verfolgen. Ich lese Ihre Artikel immer gerne.

    • Guten Morgen, Herr Rebholz,

      vielen lieben Dank für die Zeit und Sachkenntnis, die Sie meinem Artikel widmen! Im Grunde kann ich dem nichts hinzufügen, und sehe das nahezu genauso. Ich denke, ich kann das besser, inklusiv der sich treffenden Lehnen und Schuhe… ;-)
      Meine Grundidee zum Artikel war, unperfekt zu fotografieren, und das Thema dennoch ausreichend zu erörtern und zu bebildern. Tatsächlich hat genau das auch zu Diskussionen über die Fotos innerhalb der Redaktion geführt, die ihren Anfang in ziemlich genau den Punkten hatte, die sie auch im Auge beißen.

      Für mich ist damit alles eingetreten, was ich mit meinen Beiträgen generell ermöglichen möchte. Eben keine über alle Zweifel erhabenen Lehrstücke ohne links und rechts, sondern gerne eine Art von Information + Anregung, die noch ermutigt, Austausch zuzulassen. Über ihre Form dessen freue ich mich unglaublich, denn ihre Ausführungen sind Goldstandard für alle Interessierten am Thema, ich danke Ihnen sehr! Und herzlichen Dank auch für ihre regelmäßige Lektüre meiner Artikel hier, das ist wirklich sehr nett, danke!

      Freundliche Grüße, und eine gute Woche wünsche ich,

      Dirk Trampedach

      • Guten Tag Herr Trampedach

        Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Es freut mich sehr, dass mein Kommentar nicht als Besserwisserei angekommen ist. Dass Sie die selben Punkte diskuttiert haben, gibt mir auch wieder wertvolles Feedback.

        Ich schreibe hier gelegentlich Kommentare, weil ich weiss, dass es für Autoren wichtig ist, dass sie eine Reaktion bekommen und spüren, dass man sich mit ihrem Thema beschäftigt. Auf der Seite hat es wohl einen Zähler, der Aufrufe anzeigt, aber eine direkte Reaktion ist sicher wertvoller als eine Zahl. Umso besser, wenn meine Kommentare für andere eventuell wertvolle Belange enthalten.

        Ihre Artikel finde ich wichtig, weil sie immer wieder Aspekte aufgreifen, wie jemand sein fotografisches Können erweitern kann. Solche Gelegenheiten sind heute immer schwieriger zu finden: In den Foren gibt es viel Gehässigkeit, sodass die Verfasser von wertvollen Beiträgen oft wegbleiben. Bücher sind oft belanglose Inhalte mit viel Leerraum und vielen Fotos, die aber kaum jemanden weiterbringen. Kurse sind sehr kostspielig und wenden sich meist an Anfänger. Fachgeschäfte mit persönlichen Kontakten zu Wissensträgern gibt es kaum mehr. So bin ich dankbar, dass ich nicht heute neu lernen muss, wie man an ein gutes Foto kommen kann. Weil ich früher immer wieder wertvolle Hilfe bekommen habe, bin ich gerne bereit, davon wieder etwas weiter zu geben. Hier stimmt auch das Umfeld, sodass ich mir die Zeit dazu gerne nehme.

        Viele Grüsse
        Ruedi Rebholz

Journalist, Fotograf, Fototrainer Peter Roskothen

Willkommen bei *fotowissen sagt Peter Roskothen im Namen aller Autoren.

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