Mit Absicht unscharf fotografieren, warum sollten Sie das tun? Sind unscharfe Fotos für den Mülleimer? Es ist eine Sache, mit einem hervorragenden Objektiv eine kleine Schärfentiefe zu belichten, eine andere absichtlich unscharf fotografieren zu wollen. Aber unscharf kann eben auch schön sein und traumhafte Fotos erzeugen:
Inhaltsverzeichnis
Mit Absicht unscharf fotografieren gehen
Sie kennen vermutlich die Foto-Wischtechnik, die sich auch ICM-Fotografie nennt, um die es in diesem Artikel nicht gehen soll. Dabei wird die Kamera während der Aufnahme in irgendeiner Richtung gezogen. Das Motiv wird unscharf, bekommt eine bestimmte Ästhetik durch das aktive Verwischen der Kamera. Panning hingegen lässt da Hauptmotiv scharf abgebildet, während der Hintergrund verwischt. Auch das ist eine Technik, die Dynamik im Foto vermittelt.
Etwas ganz anderes sind Fotos, in denen unser Motiv mit Absicht unscharf ist. Die Lomografie etwa ist eine Kunstform, in der Unschärfe dazu gehört. Erzeugt wird das durch qualitativ eingeschränkte Objektive und besondere analoge Filme, die nicht die Abbildung von realistischen Farben oder perfekte Schärfe des Motivs im Sinn haben. Bewusste Unschärfe kann auch durch Verwacklung oder Bewegungsunschärfe erzeugt werden.
Lomografie ist ein Stil der Fotografie, der auf den ursprünglichen Lomo-Kameras basiert. Die Lomografie entstand in den 1990er-Jahren, als eine Gruppe von Studenten in Wien begann, die Lomo-Kamera zu entdecken und zu nutzen. Sie wurden von der besonderen Bildqualität und den unerwarteten Effekten dieser Kamera begeistert.
Seitdem hat sich Lomografie zu einer weltweiten Bewegung entwickelt, die sich der analogen Fotografie widmet. Lomografie umfasst eine Vielzahl von Kameras, Filmen und Accessoires, die alle den einzigartigen und experimentellen Ansatz der Lomo-Fotografie fördern. Unter dem Motto “Don’t think, just shoot” ermutigt Lomografie die Fotografen, spontan und ohne Nachzudenken Fotos zu machen und dabei die Fehler und ungewöhnlichen Effekte zu akzeptieren, die dabei auftreten können. Lomografie bietet verschwommene und überraschenden Bilder, die eine alternative Sicht auf die Welt bieten.
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In diesem Beitrag soll es um bewusste Unschärfe in der Fotografie gehen. Primär geht es um eine bewusste “falsche” Fokussierung oder um fehlende Fokussierung, die mit Absicht unscharf eingestellt wird. Was man davon hat? Fotos, die zum Träumen einladen:
Foto-Unschärfe lädt zum Träumen ein
Dieser Beitrag kann Sie zum unscharfen Fotografieren und damit zum Träumen motivieren. Dazu können Sie mit Ihren Motiven experimentieren. Ich selbst gehe gerne in den Garten, Botanischen Garten, Park oder Wald und suche mir Motive, die ich mit einer Normalbrennweite oder einem Makroobjektiv bewusst unscharf abbilde. Die Foto-Unschärfe inklusive eines wunderbaren Bokehs können wir erreichen, indem wir kurz vor dem Schärfepunkt oder kurz danach fokussieren.
Je nachdem, ob Sie vom Stativ fotografieren, oder aus der Hand, ist der Schärfepunkt schwer zu finden. Mit Absicht unscharf fotografieren bedeutet, die Kamera nach vorn oder nach hinten zu bewegen, um den perfekten Punkt der Unschärfe zu finden. Wichtig ist, dass Ihnen das Ergebnis gefällt und noch das Motiv erahnen lässt oder einfach ein perfektes Bokeh und Farben zeigt.
Fotografische Unschärfe durch Bewegung
Eine andere Unschärfe entsteht durch bewusste Bewegung vor der Kamera, bei einer längeren Belichtungszeit. Sie können bei etwas Wind einfach eine längere Verschlusszeit wählen. Auch bei dieser Technik ist das Experimentieren die wichtigste Zutat zum Foto-Rezept.
Die beiden obigen Fotos wurden bei Wind mit einer Verschlusszeit von einer achtel Sekunde (1/8 s) mit einer spiegellosen Kamera erstellt. Dabei bewegte sich die Blume vor dem Objektiv und hinterließ in der Fotografie eine Bewegungsunschärfe. Das kann schön aussehen.
Die schönsten unscharfen Fotos
Traumhafte Fotos und die schönsten unscharfen Fotos erreichen Sie allerdings beim Fotografieren aus der Hand, mit der Fokussierung im Nahbereich und kurz vor dem Motiv. Dabei können solche Aufnahmen herauskommen, wie hier gezeigt:
Fazit Traumhafte Fotos, mit Absicht unscharf fotografieren
Auch bei diesem Thema der Fotografie geht es um das Experimentieren in der Fotografie. In unserem Falle ist es das Fotografieren mit der Unschärfe, meist kurz vor der Schärfe. Es hilft ein offenblendiges Objektiv wie ein Makro mit F2.8 oder F2 zu verwenden und auch die offenste Blende für die Fotos zu wählen. Bleiben Sie mit der Schärfe kurz vor Ihrem Motiv, dann ist das Motiv beim Betrachten noch klar, aber nicht scharfgestellt. Hier ist der Reiz solcher Aufnahmen, die die Unschärfe bewusst einsetzen.
FRANÇOIS FONTAINE The Art of Blur
Der französische Fotograf FRANÇOIS FONTAINE ist einer derjenigen, der die Kunstform der Unschärfe nutzt. Eines seiner Werke habe ich an der Wand in meinem Büro aufgehängt. Es ist die Fotografie der jungen Grace Kelly.
Viele Motive vertragen Unschärfe
Zusammenfassung – Mit Absicht Unscharf fotografieren – Traumhafte Fotos
Ich liebe es, mit Absicht unscharf zu fotografieren! Warum? Weil unscharfe Fotos oft genauso schön und traumhaft sein können, wie gestochen scharfe Bilder. Hier geht es nicht um die klassische Wischtechnik oder das Panning, bei denen das Motiv durch Bewegung oder Verwischen unscharf wird. Nein, es geht um bewusst unscharfe Fotos, die eine ganz besondere Ästhetik haben.
Ein Beispiel dafür ist die Lomografie, eine Kunstform, bei der Unschärfe Teil des Stils ist. Mit speziellen Kameras und Filmen werden bewusst unscharfe und oft überraschende Bilder geschaffen. Aber auch ohne spezielle Ausrüstung können wir bewusst Unschärfe in unseren Fotos nutzen.
Das Experimentieren mit bewusster Unschärfe kann uns zu traumhaften Ergebnissen führen. Wir können mit verschiedenen Techniken spielen, wie dem bewussten Verwackeln der Kamera oder der gezielten Bewegung des Motivs vor der Linse. Dabei entstehen Bilder, die zum Träumen einladen und eine ganz eigene Atmosphäre schaffen.
Besonders schön sind diese Fotos, wenn wir nah am Motiv sind und kurz vor dem Schärfepunkt fokussieren. So entstehen Aufnahmen, die das Motiv noch erkennen lassen, aber gleichzeitig eine gewisse Magie durch die Unschärfe ausstrahlen.
Ein weiterer Tipp ist, bei längeren Belichtungszeiten und leichtem Wind zu fotografieren, um eine sanfte Bewegungsunschärfe zu erzeugen. So entstehen Bilder mit einem Hauch von Dynamik und Lebendigkeit.
Letztendlich geht es beim bewussten unscharfen Fotografieren um das Experimentieren und Ausprobieren. Mit der richtigen Technik und einer Portion Kreativität können wir traumhafte Fotos schaffen, die die Schönheit der Unschärfe einfangen. Also, warum nicht mal bewusst unscharf fotografieren und in eine Welt voller Magie und Träume eintauchen?
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Mit Absicht Unscharf fotografieren – Traumhafte Fotos
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Die wichtigsten Begriffe aus dem Artikel in einer kurzen Zusammenfassung: Fotografie, grelles Mittagslicht, Unschärfe, Lomografie, Kunstform, Traumhafte Fotos, Experimentieren, Ästhetik, Bewusstes Fotografieren, Magie.
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Sehr geehrter Herr Roskothen,
vielen herzlichen Dank für den inspirierenden Artikel. Die ganze Zeit habe ich noch nach einer Idee für ein Bild in einem Fotobuch gesucht und hatte keine zündende Idee! Dann Ihr Artikel über “unscharf fotografieren”.
Heute war ich im Garten und habe mit dem XF 56mm f1,2 unscharf fotografiert! Nun habe ich ein Bild, das mir sehr gut gefällt und genau in die Gesichte des Fotobuchs passt- dank Ihnen!
Alle, die es noch nicht ausprobiert haben, sollten es tun! Es lohnt sich!
Liebe Grüße
F.Seeber