Die Makrofotografie und auch Produktfotografie stellt ganz besondere Anforderungen an den Fotografen und an das Fotoequipment (Stickwort Focus-Bracketing / Focus-Stacking). Viele Fotoamateure und Fotografen schätzen in der Makrofotografie vor allem auch die Vordergrundunschärfe und die Hintergrundunschärfe um einem Bild eine wunderschöne Stimmung zu geben. Schwierig wird es aber, wenn man eine etwas größere Schärfentiefe haben möchte. Hier kommt das Focus-Stacking ins Spiel, welches leicht zu erlernen ist:
Focus-Stacking mit Fujifilm Einstellung auf Bracketing (BKT). Der Artikel wurde im März 2019 publiziert und zuletzt im April 2021 für Sie überarbeitet.
Inhaltsverzeichnis
Produktfotos und Makrofotos mit Focus-Stacking
Möchte man ganz nah ran ans Motiv, dann ist man selbst mit einer Blende F16 manchmal nicht in der Lage mehr als 5mm Schärfentiefe zu erhalten. Nehmen wir zum Beispiel ein Makroobjektiv mit 80 mm Brennweite bei Blende F-16 und einer Distanz zum Objekt von 25 cm bei einem APS-C Sensor mit dem so genannten Crop-Faktor 1.5. wir haben hier eine Schärfentiefe von 4,25 mm. Das reicht wirklich nicht tief. Selbst bei einer Blende F22 liegen wir nur bei etwa 6 mm Schärfentiefe. Das kann zu einem Problem werden.
Ganz davon abgesehen, dass die meisten Objektive zwar mehr Schärfentiefe liefern, wenn man höhere Blendenzahlen nimmt, das Bild insgesamt aber an Schärfe verliert, je weiter man die Blende schließt (Diffraktion = Beugungsunschärfe durch kleine Blendenöffnungen). Daher sind die allermeisten Objektive am schärfsten bei Blendenswerten wie F5,6 oder F8.
In einem solchen Falle hilft es mit einer Blende F8 zu fotografieren und verschiedene Schärfeebenen von vorne bis hinten zu belichten. Diese Schärfeebenen werden dann in einer Software wie Helicon Focus Pro, Photoshop oder FOCUS projects 4 professional zusammengerechnet. Heraus kommt ein Bild, welches von vorne bis hinten scharf ist. Diese Technik nennt sich “Focus-Stacking” und ist frei übersetzt so etwas wie “Fokus-Ebenen stapeln“.
Focus-Stacking Software Photoshop (empfehle ich nicht).
Anforderung vom Focus-Stacking an den Computer
Stellen Sie sich vor Sie fotografieren 60 oder 70 Aufnahmen von verschiedenen Fokusebenen. Der Rechner, der dies in der entsprechenden Software zusammenrechnen soll, benötigt schon eine moderne und große Ausstattung. Wir reden von einem schnellen Prozessor, genügend RAM und nach Möglichkeit einer SSD Festplatte. Dann jedoch lassen sich mit diesen drei Softwarepaketen hervorragende Bilder zusammenrechnen:
- Photoshop CC
- Helicon Focus Pro (*fotowissen Empfehlung)
- Affinity Photo
- FOCUS projects 4 professional
Hinweis: Photoshop CC schaffte in unserem Falle nicht, die 50 Ebenen zu verrechnen. Es gelang mir nicht Photoshop zu dieser Tätigkeit zu überreden. Bei nur 10 Ebenen hingegen funktioniert Photoshop CC.
Die Fotografie mit Focus-Stacking
Die Fotografie mit dem Focus-Stacking erfordert entweder eine Software wie Helicon Focus Pro, welche ihre Kamera ferngesteuert (Tethering für Canon und Nikon), oder eine kamerainterne Funktionen, die eingestellt werden kann. Ich nahm für das Video und diesen Bericht eine Fujifilm X-T3 Kamera. In vielen Fujifilm Kameras (X-T3, X-T2, X-H1, GFX 50S, GFX 50R) können Sie exakt einstellen, wie viele Bilder Sie hintereinander belichten möchten, mit welchem Fokusabstand Sie diese Bilder benötigen und welches Intervall zwischen den Aufnahmen liegen soll.
Drücken Sie dann auf den Fernauslöser, so macht die auch Kamera in kürzester Zeit selbstständig die 10, 50 oder mehr Aufnahmen. Später gilt es diese Aufnahmen der speziellen Focus-Stacking Software anzuvertrauen. Diese Software rechnet dann die Ebenen gekonnt übereinander und sie können ein einziges Bild abspeichern, welches von vorne bis hinten scharf ist. Gut zu sehen ist die Technik in diesem Video:
Video Focus-Stacking
*fotowissen YouTube Videos
Beide Begriffe werden mal mit “c”, mal mit “k” geschrieben. Der Begriff Focus-Bracketing oder auch Fokus-Bracketing bedeutet mehrere Schärfeebenen hintereinander aufzunehmen. Viele Kameras können das Verschieben der Schärfeebene automatisch oder halbautomatisch erledigen.
Focus Stacking oder Fokus-Stacking ist das Übereinanderlegen der Schärfeebenen in einer Software mit dem Zweck sie zu einer einzigen Ebene zu verrechnen. Das Focus-Stacking können zum Beispiel Olympus-Kameras intern erledigen. Andere Kameras liefern die einzelnen Fotos, die mit Hilfe einer Software zusammengerechnet werden.
Photoshop schaffte es in unserem Falle nicht die 50 oder mehr Ebenen miteinander zu verrechnen. Ich habe dann erfolgreich mit Helicon Focus Pro und FOCUS projects 4 professional diese viele Ebenen zusammengerechnet. Vergleicht man die beiden Softwarepakete, so lohnt sich Helicon Focus Pro für die Canon und Nikon Fraktion. Canon und Nikon Kameras werden durch Helicon Focus Pro ferngesteuert. Hier kann man softwaretechnisch festlegen, welchen vordersten und hintersten Punkt man im Motiv scharf haben möchte. Die Software rechnet dann auf Basis der eingestellten Blende aus, wie viele Fotos für die optimale Schärfentiefe notwendig sind. Sie löst die Kamera aus und verstellt den Fokus immer um die entsprechenden Schritte. Zu guter letzt kann sie sogar das Bild zusammenrechnen. Dieses bewährte Programm kostet aber auch in der aufwändigsten Version etwa 180 $.


Vergleich: Linkes Bild F/22, rechtes Bild Focus Stacking mit F/8
Die andere Software namens FOCUS projects 4 professional, lohnt für Olympus-, Panasonic- oder Fujifilm-Fotografen. Diese Kameras haben meist eine Focus-Stacking / Focus-Bracketing Option im Menü, welche die Digitalkamera veranlasst, die eingestellte Anzahl von Fotografien in blitzartiger Geschwindigkeit hintereinander auf die SD-Karte zu speichern. Bei der Fotografie vom Stativ stellt man dann zunächst den vordersten scharfen Punkt mit manuellem Fokus ein. Nach den Serienaufnahmen ist es vorteilhaft, wenn man das Endbild kontrolliert, um festzustellen, ob die Schärfe bis zum Endpunkt reicht. Die Einstellung der Bilder Anzahl sowie der Fokussierungsabstände ist dabei leider eine Erfahrungssache und das Resultat aus Experimenten.
Tipp: Kontrollieren Sie nach dem Focus-Bracketing die letzte Aufnahme auf die Endschärfe hin und wiederholen die Aufnahmeserie nötigenfalls mit mehr Aufnahmen.
Bild mit Focus-Stacking aufgenommen aus 70 Bildern mit Focus Projects 4 Professional zusammengefügt.
Fazit Focus-Stacking
Wenn Sie eine Biene in hervorragende Schärfe vom Kopf bis zu den Flächenspitzen sehen, dann ist es meist nicht eine Aufnahme gewesen, die dieses Resultat hervorbrachte. Meist ist hier diese Technik der Schärfeebenen zugrunde gelegt. Focus-Stacking / Focus-Bracketing selbst ist nicht wirklich schwierig, vorausgesetzt man verfügt über die richtige Software und Hardware. Das Arbeiten mit einer Software wie Helicon Focus Pro hat den Vorteil der genauen Fernsteuerung einer Kamera, aber auch den Nachteil, dass man einen Rechner zur Verfügung haben muss. Für Aufnahmen im Studio oder zu Hause ist das eine fabelhafte Lösung für Canon Kameras und Nikon Kameras. FOCUS projects 4 professional hingegen kann für Kameras mit internem Focus-Stacking (Fujifilm / Panasonic / …) hervorragende Ergebnisse abliefern.
Tipp: Alternativ zum Focus-Stacking kann man sich auch mit Tilt-Objektiven helfen, wenn man große Schärfeebenen erhalten möchte.
Software Franzis Focus Projects Professional >>
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© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Focus Stacking mit Fujifilm in der Makrofotografie / Produktfotografie / Landschaftsfotografie
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Lieber Herr Roskothen,
angeregt durch Ihren Beitrag habe ich mit meiner X-H1 einen Forsythienstrauss mit Fotostacking (25 Bilder, Schritt 3) aufgenommen und die Bilder anschließend erst mit Foto Projects professional und dann alternativ mit Lightroom/ PS CC 2019 zusammen gefügt. Ergebnisse:
1. Das Programm von Franzis konnte die RAFs nicht öffnen, mit jpg´s hat es dann funktioniert. Das Ergebnis war von minderer Bildqualität, durchsetzt mit Artefakten.
2. Mit PS dauerte der Prozess deutlich länger, das Ergebnis überzeugte dagegen auf ganzer Linie. Ich werde das Verfahren sicherlich in Zukunft öfter anwenden. Und danke für die tolle Anregung.
Guten Tag Herr Schwenk,
bitte sagen Sie mir mal, ob Sie auf einem Windows Rechner oder Mac arbeiten. Ein ein Tipp für Sie: Wandeln Sie die RAFs doch mal in TIF Bilder und versuchen ist dann erneut mit der Software von Franzis. Bei mir Funktion etwas fabelhaft.
Herzlich, Ihr Peter R.
Guten Abend Herr Roskothen,
mt Interesse habe ich Ihren Artikel über Focus Stacking gelesen und auch Ihr Youtube-Video angeschaut.
Und es ist genauso wie Sie sagen, dass Photoshop beim Hochladen von mehr als xx Bildern (abhängig vom Arbeitsspeicher und den Dateigrössen) sich ziemlich schnell verabschiedet.
In Ihrem Video weisen Sie u.a. darauf hin, dass das Tethering Shooting mit Lightroom CC in Verbindung mit einer Fujifilm GFX möglich sei, den Anfangs- und Endpunkt am Bildschirm zu setzen und die Software die erforderliche Anzahl der Bilder für ein durchgehend scharfes Bild automatisch berechnet.
Wie komme ich an dieses PlugIn?
Haben Sie das mit der GFX schon ausprobiert?
Viele Grüße aus Bielefeld
Jochen Kallisch
Lieber Herr Roskothen,
FOCUS Projects 3 bzw 4 ist unbrauchbar !
Ich habe mit einer X-T2 ein Focus Bracketing mit 50 Bildern eines Meterstabes gemacht.
Bilder von 0 bis 10 cm des Meterstabes, Stativ und Selbstauslöser sind selbstverständlich.
Die Bilder habe mit Focus Procjets bearbeitet. Das Ergebnis war Schrott! Die Zahlen waren verschwommen die Ränder hatten Hallo’s. Was nutzen 5 Methoden und zahlreiche Regler wenn kein vernünftiges Ergebnis zustande kommt.
Die gleichen Bilder habe ich mit Affinity Photo bearbeitet, das Ergebnis war einwandfrei.
Hallo,
sehr guter Beitrag.
Vor allem wird auf große Rechnerleistung hingewiesen.
Das ist besonders bei Focus Projects 4 Prof. wichtig.
Bei mir funktioniert diese Software schon bei 25 JPG-Fotos mit 240 MB nicht optimal (ASUS Notebook mit Intel i5 und 8 GB RAM).
Es wird vor dem Einladen der Fotos sofort auf zuwenig Arbeitsspeicher hingewiesen mit der Empfehlung auf reduzierte Fotos oder Bildgrößen. Ansonsten läuft der Arbeitsspeicher über und bremst das System völlig aus und reagiert nicht mehr. Die lapidare Antwort von Franzis: Rechnerleistung reicht nicht aus. Das ist unmöglich und ein NoGo.
Zudem läuft Helicon Focus 7 locker in 36 Sek. zum Endergebnis (RAM-Auslastung max. 65%).
Gerechterweise muß ich aber sagen, dass die Ergebnisse von Focus Projects mir etwas schärfer erscheinen.
Also: Probeversionen vor dem Kauf auf Kompatibilität prüfen!