Adobe Lightroom Classic 13 im Test bei *fotowissen. Was ist neu in der dreizehnten Version von Lightroom und hat die Bildbearbeitungssoftware eine eigene Version verdient? Wie gut funktioniert die künstliche Schärfentiefe mit Lightroom wirklich?
Inhaltsverzeichnis
Adobe Lightroom Classic 13 im *fotowissen Test
Adobe selbst gibt diese Neuerungen für Lightroom Classic 13 an:
- Künstliche Objektivunschärfe / Weichzeichnungseffekte – Schärfentiefe
- Farben mit Punktfarbe bearbeiten.
- Bearbeiten und Exportieren in HDR
- Unterstützung für neue Kameras und Objektive.
- Filtern von Presets.
- Schnellere Bildkonvertierung in DNG.
- Verbesserte Leistung bei Metadatenvorgängen wie Lesen, Schreiben und Metadatenstatus.
- Schnellere Reaktion bei XMP-Lese- und Schreibvorgängen.
- Verbesserte Stabilität und Leistung bei Vorgängen zum Verschieben und Löschen von Ordnern.
- Schnelleres Laden von Bildern in der Entwicklungslupen-Ansicht bei normaler, schneller oder zufälliger Bildauswahl.
Video Adobe Lightroom Classic 13 im Test Schärfentiefe und Punktfarbe
Künstliche Objektivunschärfe / Weichzeichnungseffekt
Die wesentlichste Neuerung von Lightroom Classic 13 sind die künstliche Objektivunschärfe, die anhand einer Tiefenanalyse (Adobe Sensei KI / Künstliche Intelligenz) möglich wird. Mit der künstlichen Objektivunschärfe können FotografInnen den Hintergrund oder Vordergrund weichzeichnen. Mehr noch, es kann im Foto in der Tiefe jeder Bereich scharf gelassen, während Bereiche davor oder dahinter weichgezeichnet werden. Simuliert wird mit der Funktion eine künstliche Offenblende, die sogar übertrieben werden kann.
Die Unschärfe, das Bokeh im Hintergrund kann sogar mit fünf verschiedenen Effekten für Lichtkreise gewählte werden:
- Kreis
Modernes kreisförmiges Objektiv - Seifenblase
Standard-Kreisform mit überkorrigierter sphärischer Aberration - 5 Lamellen
Fünfeckiger Effekt, der bei älteren Objektiven üblich ist - Ring
Entsteht häufig bei Reflex- oder Spiegelreflex-Objektiven, auch als „Doughnut“ bekannt - Katzenauge
Entsteht normalerweise durch optische Vignettierung bei bestimmten Objektiven
Stellt sich bei der Funktion sofort die Frage:
Können wir in Zukunft auf offene Festbrennweiten verzichten, mit hoher Schärfentiefe fotografieren, um in der nachträgliche Bildbearbeitung den Schärfebereich und Unschärfebereich festzulegen? Um die Antwort zu finden, untersuchen wir verschiedene Fotografien:
Beginnen wir mit einem iPhone Foto, die künstliche Objektivunschärfe zu untersuchen. Bekanntlich ist es fatal, mit Smartphones den Portraitmodus zu nutzen, weil immer wieder Fehler im Foto zu finden sind, die am kleinen Display noch nicht auffallen, dann aber am Monitor sichtbar werden. Wenn Sie diesen interessanten Bericht über Portraits mit dem Smartphone lesen möchten, der vor dem Portraitmodus warnt, dann öffnet der Artikel in einem neuen Tabulator und Sie können gleich hier weiterlesen:
In unserem Falle liegen zwei Fotos vor: Das Originalfoto vom iPhone ohne Portraitmodus und das Foto im Portraitmodus. Apple speichert in den Portraitaufnahmen eine Tiefenanalyse, die mit Lightroom Classic 13 verwendet werden kann, um Bereiche des Fotos weichzuzeichnen. Die Lightroom eigene Tiefenanalyse arbeitet genauer als die des iPhone, jedoch auch nicht fehlerfrei. Gut zu sehen ist, dass auch Lightroom die Wirbel der Gitarre nicht korrekt als Vordergrundmotiv erkennt.
Kann Adobe Lightroom Classic 13 im *fotowissen Test diese künstliche Unschärfe besser berechnen, als ein Smartphone? Das habe ich anhand der Aufnahme untersucht, die vom Smartphone unzureichend weichgezeichnet wurde. Der Test zeigt, dass Lightroom Classic besser mit der künstlichen Schärfentiefe arbeitet, als ein Smartphone, zumal es in der Lage ist auch den Vordergrund unscharf zu gestalten.
Es bleibt abzuwarten, ob Lightroom oder Smartphones jemals eine solche Vordergrundunschärfe, ein solches Bokeh erzeugen können, wie in diesem Foto mit Offenblende:
Ich vermute, dass auch diese Lichtkreise eines TTArtisan 100mm Objektivs nicht in der Form mit künstlichem Bokeh erzeugt werden können:
- Monitor für Photographers mit 27 Zoll und einer WQHD-Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln; IPS Panel Technologie
Bearbeiten und Exportieren in HDR
Die neue Funktion in LR 13 kann auf HDR-Monitoren einen erweiterten Tiefenbereich (Farben und Tonwertumfang) anzeigen. Die Einstellung findet sich in den Grundeinstellungen der Software. Darstellbar ist diese Funktion hier nicht, sondern nur auf Monitoren mit HDR Tonwertumfang. Möchten Sie die Funktion wieder ausschalten, dann drücken Sie noch einmal auf HDR.
Screenshot oben zeigt: Test Lightroom Classic 13 HDR Modus.
Unterstützung für neue Kameras und Objektive
Diese Kameras werden in Lightroom 13 Classic zusätzlich unterstützt:
- Apple iPhone 15, Kamera auf der Vorderseite
- Apple iPhone 15 Plus, Kamera auf der Vorderseite
- Apple iPhone 15, Weitwinkelkamera
- Apple iPhone 15, Ultraweitwinkelkamera
- Apple iPhone 15 Plus, Weitwinkelkamera
- Apple iPhone 15 Plus, Ultraweitwinkelkamera
- Apple iPhone 15 Pro, Kamera auf der Vorderseite
- Apple iPhone 15 Pro, Weitwinkelkamera
- Apple iPhone 15 Pro, Ultraweitwinkelkamera
- Apple iPhone 15 Pro Max Kamera auf der Vorderseite
- Apple iPhone 15 Pro, Telephotokamera
- Apple iPhone 15 Pro Max, Telephotokamera
- Apple iPhone 15 Pro Max, Ultraweitwinkelkamera
- Apple iPhone 15 Pro Max, Weitwinkelkamera
- Fujifilm GFX 100 II (zusätzliche Farbprofile)*
- OM Digital Solutions OM SYSTEM TG – 7
- Panasonic LUMIX DCG9M2
- Sony A7C II (ILCE-7CM2)
- Sony A7CR (ILCE-7CR)
Hinzugefügte Objektive in LR 13:
- Apple iPhone 15 Pro Kamera auf der Rückseite 6.86mm f/1.78
- Hasselblad Modell XCD 4/28 P
- SIGMA 10-18mm F2.8 DC DN C023
- Sony FE 16-35 mm F2.8 GM II
- Viltrox AF 75mm F1.2 E
- Xiaomi MIX Fold 3, Kamera auf der Vorderseite
- Xiaomi MIX Fold 3, hintere Super-Teleobjektiv-Kamera
- Xiaomi MIX Fold 3, hintere Teleobjektiv-Kamera
- Xiaomi MIX Fold 3, hintere Ultra-Weitwinkelkamera
- Xiaomi MIX Fold 3, hintere Weitwinkelkamera
Filtern von Presets
Wer viele Presets (Voreinstellungen) nutzt, der wird einen Filter zur Suche der Presets in LR 13 zu schätzen wissen. Die Funktion scheint unbedeutend, kann aber viel Zeit bei der Suche sparen:
Screenshot oben zeigt: Test Adobe Lightroom Classic 13 – Filter Suche Presets.
- Das einzige Display-Kalibrierungsgerät, das bis zu 10.000 nits messen kann. Der neue fortschrittliche HL-Sensor (High Luminance) ermöglicht eine höhere Farbgenauigkeit für aktuelle und neue, sehr helle Bildschirm-Technologien
Fazit Adobe Lightroom Classic 13 im *fotowissen Test
Die künstliche Objektivunschärfe oder der Weichzeichnungseffekt wurde für die Lightroom Classic Version 13 im Test neu entwickelt und wird noch von Adobe verfeinert, funktioniert mal besser und schlechter, je nach Motiv. Der Test zeigt, dass die Funktion für anspruchsvolle Fotografen noch nicht ausgereift genug ist. Allerdings lässt sich die künstliche Schärfentiefe und das Bokeh mit etwas Retusche schon nutzen und ist besser als die des Smartphones. Wir dürfen gespannt sein, wie genau die Funktion in zukünftigen Updates funktioniert.
Die Punktfarbe, die den HSL-Modus ergänzt, ist nützlich und visualisiert Änderungen der Farben besser als der HSL-Regler. Die Filter für die Presets sind schnell gefunden und eine hilfreiche Ergänzung. Andere Updates von Kameras und Objektiven, Leistungsverbesserungen sind immer willkommen.
Meinung zum Test von Lightroom 13
Adobe zieht mit Lightroom und Photoshop deutlich die Daumenschraube an für andere Bildbearbeitungssoftware. DxO PhotoLab kann nicht mit diesen modernen KI gesteuerten Funktionen wie Schärfentiefe oder automatischen Maskierungen mithalten. Ebenso wenig ist andere Software annähernd auf dem Stand der Dinge. Schade, dass Lightroom Übersetzungsfehler und andere jahrelange Fehler der Software ignoriert und auch an der Schärfe nicht arbeitet. Ansonsten ist die Software für den Arbeitsablauf und die Bildverwaltung wertvoll und anderen Bildbearbeitungsprogrammen im Funktionsumfang voraus.
Lightroom Rauschentfernung RR >>
Lightroom Classic versus Lightroom Test – Beste Lightroom >>
DxO PhotoLab 7 im Test – Neue Funktionen >>
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© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Adobe Lightroom Classic 13 im Test
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Betrifft das aktuelle Lightroom update
Das (automatisch sich anbietende) update zu Lightroom v13 bzw 13.01 bzw 13.02 kann bei Mac-Nutzern zu einer Art Absturz führen,
d.h. man kann nicht richtig weiterarbeiten mit dem Programm. Dazu gibt es auch Warnungen im Internet.
Wenn hilfsweise die aktuelle v13-Version gelöscht wird, ist das Weiterarbeiten mit der v12- Version wieder möglich.
Servus Peter!
Danke für den Beitrag, welcher für mich wieder einmal sehr wertvoll war. Jetzt weiß ich wieder einmal, dass ich das LR-Abo sicher nicht brauche. Wieder eine Funktion, die man als halbwegs ambitionierter Fotograf vergessen kann. Um das Geld, das diese Software (zuviel) kostet, kann man sich etliche alte manuelle Objektive ostdeutscher und vor allem russischer Herkunft kaufen, mit denen man die geschilderten Effekte und Bokehs “analog” erzeugen kann. Macht mE viel mehr Spaß und ist auch wesentlich kreativer. Die restlichen sogenannten AI-Funktionen bieten auch wesentlich billigere bis kostenlose Programme in gleicher Qualität.
Abschließend noch eine Frage: Was meinst Du mit Spiegelreflexobjektiven?
Zitat: Ring
Entsteht häufig bei Reflex- oder Spiegelreflex-Objektiven, auch als „Doughnut“ bekannt.
Es gibt mMn “Objektive für Spiegelreflexkameras” und Spiegelobjektive”. Nachdem auch Doughnuts angeführt sind, kann es sich nur um Spiegelobjektive handeln.
In diesem Zusammenhang finde ich es auch interessant, dass Funktionen eingeführt werden, die Effekte erzeugen, welche von 90 Prozent der Fotografen eher als Fehler bzw als “No Go” empfunden werden. Und dafür wird dann auch noch Geld verlangt.
LG aus Österreich!
Gernot
Lieber Peter,
danke für Euren Artikel! Ein Frage hätte ich dazu noch.
Habt Ihr die Qualität der Fuji-(NEF-) RAW-File Bearbeitung von LR in jüngerer Zeit getestet?
Das war vor einer Weile der Grund warum ich LR nicht mehr nutze.
Hat sich hier etwas verbessert?
Gruß
Ulrich
Hallo Uli,
danke für die Frage. Ich nutze LR auch für Fuji APS-C, aber das ist eine Frage der Ansprüche. Was gefiel Dir nicht? Würmer?
Herzlich, Peter