„Keine Leinwand zu groß. Kein Detail zu klein.- Höchste Präzision bei kleinsten Strukturen. Kreativität ohne Einschränkungen. Ungeahnte Flexibilität. Lernen Sie die spiegellose Vollformatkamera kennen, die Ihrer Leidenschaft für kleinste Details in jeder Situation gerecht wird. Mit der Nikon Z 7II können Sie Ihre Ideen perfekt um- und das Licht als Mittel der Bildgestaltung einsetzen.“ (OT Nikon)
Entsprechend den Wünschen des Herstellers sollte der engagierte Fotofan mit der Zeit gehen und sein „altes“ DSLR-Modell gegen ein „aktuelles“ spiegelloses System (DSLM) austauschen.
Ich habe mich für das Nikon-System entschieden, nicht nur weil noch etliche Objektive für das alte DSLR-System im Schrank liegen (Bild oben), sondern auch aus Preis-Leistungs-Gründen. Also wurde kurzerhand die D850 (bei mpb mpb.com – Sicher gebrauchte Objektive und gebrauchte Kameras kaufen und verkaufen – *fotowissen noch gut verkauft) durch die Z7II ersetzt (genau wie bei Peter Kamera Test Canon EOS R5 – Testbericht und Video – *fotowissen leider etwas zu früh, heute hätte ich mindestens einen Hunderter durch das „Winterangebot“ gespart). Und inzwischen gäbe es gar die Z9 Spiegellose Systemkamera Nikon Z9 – D850 Killer – *fotowissen aber die liegt mir persönlich preislich in einem Bereich …

Doch: Was kann die neue Nikon Z7II besser als die D850?
Nun der einzige Vorteil, den ich sehe, ist die höhere Serien-Verschluss-Geschwindigkeit, die je nach RAW-Einstellung bis zu 10 Bilder/Sekunde ermöglicht. Bei der D850 war mit dem teuren Handgriff und den noch teueren Batterien (Akkus) bei 6 B/s Schluss, aber das Schlimmste war (m. E.), dass bereits nach 16 bis 18 Bildern der Speicher voll war. Zwar fotografierte sie weiter, aber langsam mit gefühlt ½ Bild pro Sekunde. Das ist bei der Z7 zwar genauso, aber die Z7II bringt es auf 73 Bilder in Folge, also 7 Sekunden ununterbrochen!

Ein weiterer Vorteil der spiegellosen Reflexkameras ist die geringere Größe und das geringere Gewicht, entfällt doch die Spiegelmechanik und der Spiegelkasten samt Prisma. Dafür aber ist und bleibt der Sucher schwarz bis zum Einschalten. Klar. Auch klar, dass der Sucher (egal ob Bildschirm oder Einblicksucher) elektronisch arbeitet, also Energie verbraucht. Da hat Nikon vorgesorgt und schaltet die Kamera automatisch bei kurzer Nichtbenutzung einfach aus, auch wird das fotografierte Bild nicht auf dem Bildschirm angezeigt (diese Einstellungen kann ich aber ändern, aus Energieersparnisgründen reicht es aber aus, dass schnell die Wiedergabetaste gedrückt wird).

Personalisieren ist Pflicht
Doch Nikon hat leider das Menü geändert und sich bei Sony einiges angeguckt, daraus folgen noch andere Gags oder Ungereimtheiten. Daher ist es zwingend erforderlich, um nicht jedes Mal durchs (etwas abgespeckte und gewöhnungsbedürftige) Menü zu stolzieren, die „persönlichen“ Einstellungen auf U1, U2 oder U3 zu hinterlegen. Weitere sollten zusätzlich in „My Menu“, also im persönlichen Menü dargestellt werden, damit der Zugriff schneller geht.
Aber der Weisheit letzter Schluss ist das alles nicht, wird nämlich nach der Benutzung von U1 mal schnell auf ein anderes Programm (außer AUTO) umgeschaltet und z. B. hier eine andere Seriengeschwindigkeit gewählt, wird diese wie durch Geisterhand bei allen anderen Programmen (auch auf U1…U3) übertragen. Ähnliches kann mit dem Autofokus passieren. Auch bemängeln andere Fotografen, dass gewisse Einstellungen nach dem Ausschalten oder dem Batteriewechsel auf einmal „weg“ sind. – Das war bei der D850 anders, hier hat die Kamera wenigstens die Einstellungen über längere Zeit behalten und sie waren nach dem Batteriewechsel sofort wieder verfügbar. Ich weiß nun nicht, ob es bei den Mitbewerbern ähnlich ist (und es daran liegt, weil Batterie gespart werden muss).

Weiterhin stört mich, dass die AF-Messung entweder automatisch den Mensch- oder Tiergesichtern folgt, oder dieses Feature ausgeschaltet werden kann. Sorry, was ist, wenn ich Landschaften fotografiere?
Schön ist allerdings, dass die AF-Messfelder jetzt einen deutlich größeren Bereich umfassen, ähnlich wie bei SONY oder MFT (ich glaube bei Canon wird’s ähnlich sein) fast das gesamte Bildfeld. Das hat mich bei der D800/D850 gestört, war das sich bewegende Motivteil nämlich im Randbereich, konnte es deren AF nicht erfassen.

Der große Vorteil der Kamera ist für mich wie erwähnt, die höhere Seriengeschwindigkeit. Die höhere Serienbildgeschwindigkeit haben fast alle spiegellosen Systemkameras gemeinsam, weil der Spiegelrückschlag ein Hindernis war. Bei der D850 konnte dieser Spiegelrückschlag ausgeschaltet und auch höhere Seriengeschwindigkeiten erreicht werden, aber das war eben nur eine Hilfskrücke, weil ebenfalls nach 18 Bildern in Folge Schluss war.


Z7II Automatik – nein danke
Das Automatikprogramm ist dazu verbesserungswürdig, statt sich um Personen und Tiere zu kümmern, wären Blumen, Landschaften oder andere Dinge auch nicht uninteressant. In der Vollautomatik wird oft eine zu große Blende bei unzureichender Schärfentiefe gewählt, obwohl es lichttechnisch anders ginge. Bei mehreren Blüten in verschiedenen Abständen wird oft zufällig der erstbeste Fokuspunkt gewählt, auch der Augen-AF hat mir hier nicht weitergeholfen. Erst die Umschaltung auf ein anderes Programm brachte mit dem manuell verstellbaren AF die Lösung. Das ist besonders bei Telebrennweiten ärgerlich, bei Weitwinkelaufnahmen schafft es der Schärfetiefenbereich oft noch, dieses zu umgehen. Aber wozu brauche ich denn dann das Automatikprogramm überhaupt? Auch die ISO-Werte schnellen ohne Rücksicht auf astronomische Werte.
Objektiv-Anpassung
Der große Vorteil der spiegellosen Systeme ist auch, dass durch Adapter (verschiedener Hersteller) eigentlich fast jedes ältere Objektiv, egal von welchem Hersteller, angepasst werden kann. Zwar können diese älteren Objektive dann in aller Regel nur im Modus M (manuell) betrieben werden, auch die Schärfe wird manuell geregelt. Dazu ist die Taste + (Displaylupe) hilfreich, weil sie sofort im Sucher oder auf dem Bildschirm eine vergrößerte Ansicht generiert, so dass das Scharfstellen nun kein Problem ist. Das klappt aber bei den Mitbewerbern ebenso.
Filmen kann ich in 4K; okay die Canon R5 könnte 8K (soll aber nach kurzer Zeit sehr warm werden), kostet außerdem 1 TEuro mehr. Da ich diese Funktion nicht verwende (wenn, dann hätte ich eine entsprechende Profi-Filmkamera-Ausrüstung), stört mich das weniger. Ansonsten sind die technischen Daten im Vergleich zur Canon R5 oder Sony A7RIII vergleichbar. Zur Zeit bietet die Sony den niedrigsten Preis (ca. € 2.600), gefolgt von der Nikon (ca. € 3.000) und als Schlusslicht folgt die R5 (ca. € 4.500, im Angebot z. Zt. ca. € 4,000).
Z7II mit 4/24-70 bei 70 mm ISO 100 Blende 10 und 1/100 s
Der Preis (und die vorhandenen Objektive) waren für mich ausschlaggebend. SONY kam für mich aufgrund des Services, des Menüs und der negativen Vor-Erfahrungen nicht ins Haus, Canon wäre eine Option gewesen, aber ich kann den Preisunterschied nicht wirklich nachvollziehen. Für mich ist die Nikon Z7II auch deshalb ideal, weil ich bei dem Großteil der Aufnahmen genug Zeit habe und die Kamera den Motiven entsprechend voreinstellen kann. Und mir kam es auf die Seriengeschwindigkeit über längere Zeit bei dem großen Sensor an. Dazu kann ich meine älteren Objektive weiterverwenden, was zunächst einmal die Umstellkosten deutlich reduziert. Zwar ist der AF mit den „alten“ Nikkor-Objektiven ein wenig langsamer, aber noch schnell genug.
Erstaunt bin ich, welche Qualität so manche der uralten Objektive mittels Adapter bieten.

Ungereimtheiten bleiben
Ich bin erstaunt warum die neuen Z-Objektive, insbesondere die Weitwinkel, solche „Riesenteile“ sind. Durch Fehlen des Spiegelkastens sollte es doch möglich sein, ein 20 mm, 24 mm, 28 mm oder 35 mm deutlich kleiner zu konstruieren, weil auf die Retrofunktion verzichtet werden könnte(!). Aber da ist Nikon nicht allein (was böse Zungen dazu verleitet, dass viele Objektive doch letztendlich von wenigen Herstellern kommen und nur leicht abgeändert und beschriftet werden), es sieht so aus, als hätten sie die DSLR-Objektive einfach mit einem längeren Tubus versehen und so kurzerhand angepasst. – Doch Nikon hat wenigstens ein relativ kleines 2,0/40 mm im Programm, was zum Fast-Schnäppchenpreis von 279 zu haben ist, dazu schön leicht und aus der Z7II im Nu eine „Street-Kamera“ macht. Dieses Objektiv habe ich ausprobiert und muss sagen, dass es durchaus mehr als sein Geld Wert ist. Auf die teuren 50er kann ich bei 45 MP locker verzichten, zumal ich die laut den Labortests dann doch auf Blende 2,8 oder 4,0 abblenden muss, um gescheite Ergebnisse zu haben. Mit dem 40er schneide ich den Rand weg und übrig bleibt ein großes Bild, das ist mehr als ausreichend.
Meine Empfehlung zur Nikon Z7II
Wenn mich nun jemand fragt, ob ich die Z7II empfehlen kann, so muss ich sagen: Wer die hohe Seriengeschwindigkeit nicht benötigt und noch viele gute ältere Nikon-Objektive im Schrank hat, für den ist eine gebrauchte D850 (oder D810, D800/E), die deutlich günstiger sein kann, auch eine gute Alternative. Allerdings gilt für alle diese Kameras, auch für Fuji-MF, dass hier aufgrund der extremen Auflösung etliche Dinge zu beachten sind, egal ob mit oder ohne Spiegel (LINKS: https://www.fotowissen.eu/das-fotografieren-mit-hoch-aufloesenden-kameras/ und https://www.fotowissen.eu/herbstspaziergang-im-eichsfeld-mit-der-nikon-d850/).
Was mich weiter stört: Schade ist besonders, dass der Monitor nur kippbar (wie bei der D850) ist. Warum bei der Z7II ein ausklappbarer Schwenkmonitor, wie ihn einige Mitbewerber verwenden, eingespart wurde, ist mir unerklärlich. Aber Nikon will wohl die Z9 verkaufen, die hat sogar einen Schlitzverschluss, der den Sensor bei Objektivwechsel in freier Wildnis schützt. So etwas suche ich auch bei der Z7II vergebens.
Nikon Handlungsbedarf für Z7II
Korrekturbedarf besteht beim Menü, den Programmen U1-U3, Auto, beim AF und der Seriengeschwindigkeit, diese sollten je Programm unterschiedlich sein und auch abgespeichert werden können. Aber diese Dinge könnten per Firmware beseitigt werden.
Ganz besonders ärgerlich ist das Miniatur-Handbuch, was nur 58 Seiten umfasst und so gut wie kaum etwas über die professionelle Nutzung der Kamera aussagt und so auch nicht bei Fragen weiterhilft. Hier muss der Interessent das Handbuch der „alten“ Z7 herunterladen, die Kamera ist bis auf die Speicherung der Serienbilder fast identisch. Oder aber das englischsprachige Manual downloaden. „Sparen am falschen Ende“ nenne ich das. Hoffentlich macht Nikon nicht Sonys Fehler weiter und ignoriert diese Wünsche. Hoffen wir das Beste und dass die Fehler beim nächsten Update beseitigt werden.
Klaus D. Holzborn
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