Ich möchte hier ein wenig die Möglichkeiten und Grenzen aufzeigen, die das Fotografieren mit den „Pixel-Boliden“ – Canon 5DsR und Nikon D850 – so mit sich bringt.
Inhaltsverzeichnis
Das Fotografieren mit hoch auflösenden Kameras
Fotografie sich schnell bewegender Objekte.
Da die Pixelgröße sich bei beiden Kameras um die 4 µm (siehe den Link unter Punkt 5) bewegt, machen wir mal ein kleines Rechenbeispiel:
Ein Auto, das ca. 5 Meter lang ist, fährt mit 36 km/h an uns vorbei. Es wird formatfüllend aufgenommen, also auf 35 mm Sensorbreite voll abgebildet.
Da es mit 36 km/h, umgerechnet 36.000 Meter (m) pro 3.600 Sekunden (s), fährt, sind das 10 m/s. Das heißt, wenn wir das Auto mit 1 s belichten, hat es in dieser einen Sekunde schon 10 m = 10.000 mm zurückgelegt. Belichten wir mit 1/1000 s müssen wir diesen Wert logischerweise durch 1000 teilen, was immer noch 10 mm ergibt.
Nehmen wir nun an, das Auto besitzt eine Reklame-Aufschrift, dann legt jeder Buchstabe innerhalb der Belichtungszeit 10 mm zurück. Jedoch ist aber unser Sensor nicht 5 Meter breit, sondern nur 35 mm. Also müssen wir die 10 mm Originalbreite auf die Verkleinerungsabbildung des Sensors (also 35 mm) herunterrechnen, also kommt bei 35 mm geteilt durch 5.000 mm (das sind 5 Meter) exakt 0,007 mm heraus, also bewegt sich das Auto auf unserem Sensor nur noch 7 µm (1 µm = 1 Mikrometer, zur Verdeutlichung: 1000 µm sind exakt 1 Millimeter). Da der Sensor-Pixel aber nur etwa 4 µm groß ist, würde das Auto damit schon zwei Pixel belegen, also bei hundertprozentiger Vergrößerung bereits unscharf werden. Erst die Verkürzung der Belichtung auf 1/8000 s würde dann in etwa nur noch einen Pixel belegen. Okay, das sind rein mathematische (theoretische) Werte. Aber sie machen uns deutlich klar, wo die Grenzen sind.
Daher können alle auch noch so kleine Bewegungen der Kamera schon zu leichten Unschärfen und Verwacklungen führen, die wir bei einer 12-MP-Kamera, etwa der Canon 5D oder Nikon D300, deren Sensor-Pixel dann etwa mit 8 µm doppelt so breit sind, gar nicht gehabt hätten.
Um bei unserem Auto-Beispiel zu bleiben: Viele Autos fahren natürlich schneller, dafür sind sie jedoch weiter weg oder fahren nicht exakt im 90°-Winkel zur Kamera, und dieses macht schon sehr viel aus. Beträgt der Winkel zur Kamera nur 60°, dann kann die Belichtungszeit um 20 %, bei 45° um 40 % und bei 30° gleich halbiert werden. Auf gut Deutsch heißt das nichts anderes, je spitzer wir das Auto aufnehmen, desto länger kann die Verschlussgeschwindigkeit sein, je seitlicher, desto kürzer muss sie sein! Und das gilt natürlich auch für die sich im Wind bewegende Blüte oder den Fußballer auf dem Spielfeld oder den Läufer im Wald …
Tiefenschärfe
Auch die Tiefenschärfe oder Schärfentiefe geht bei den „Pixel-Boliden“ regelrecht in die Knie. Wenn wir uns an die chemischen Zeiten zurückerinnern (manche sagen auch „analog“ dazu), da war bei der Kleinbildfotografie der sogenannte Zerstreuungskreis 1/30 mm, also umgerechnet 33 µm, der als Grundlage für ein scharfes Bild heran gezogen wurde (bei Mittelformat sogar nur 1/20 mm = 50 µm). Also dieser Zerstreuungskreisdurchmesser ist grob betrachtet etwa heute so etwas wie ein Sensor-Pixel. aber sämtliche Tabellen der Objektivhersteller waren auf diesen Zerstreuungskreis eingeschworen, da gab es richtige Berechnungen und sogar Listen und Hefte, von welchem Abstand bis zu welchem Abstand das Bild mit einer bestimmten Blende bei einer bestimmten Brennweite scharf wurde (oder werden sollte). Die Fachleute waren sich sogar so sicher, dass sie diese Werte auf die Objektivringe eingraviert haben:
(Ganz im Vertrauen: Bei der chemischen Fotografie war das auch nicht so, es gab nur praktisch kaum eine Möglichkeit, das Bild auf eine Breite von 2 Metern und mehr zu vergößern, um dieses auch verifizieren zu können. Beim 7×10-Abzug war natürlich auch alles scharf, selbst bei der Postkarte – 10×15 – noch.)
Klar gab es Filme, wie Kodachrome 25 oder Reprofilme, die lösten deutlich feiner auf, aber das war nur den cleveren Fotografen bekannt und bedeutete natürlich hervorragende Lichtverhältnisse.
Dennoch ist die Tiefenschärfe bei unseren Boliden nur halb so groß wie etwa bei den 12-MP-Kameras, was natürlich eine direkte Folge der Sensorgröße ist. Und das erfordert selbstredend eine exaktere und genauere Einstellung der Schärfe. Bei Landschaftsaufnahmen ist eine manuelle Scharfeinstellung oft die bessere Wahl, wenn vorher das Bild auf dem Monitor exakt beurteilt und eingestellt worden war.
Klar können wir die Tiefenschärfe durch Verkleinerung der Blende erhöhen, aber leider erzielen wir damit nicht immer optimale Ergebnisse, denn die Beugung der Lichtstrahlen kann schon ab Blende 11 auch einen Schärfeverlust und leichte Verzerrungen herbeiführen. Doch auch dieses Problem stellt sich bereits ab 20 MP, wenn nicht so überdeutlich wie hier.
Verwacklungen
Wer die obigen Punkte aufmerksam gelesen hat, muss feststellen, dass schon kleinste Erschütterungen oder Berührungen während der Aufnahme dazu führen können, die Bilder zu „verreißen“ oder zu verwackeln. Daher sollten bei Aufnahmen, bei denen es auf absolute Schärfe ankommt, ein Stativ und Fernauslösung verwendet werden. Bei der Canon können wir uns des (uralten) IR-Sender RC-6 bedienen, Nikon selbst hat so was bei den hochwertigeren Kameras eingespart, hier helfen externe Lösungen, bei der D850 geht es über Snapbrigde und WiFi; denn Drahtauslöser lassen sich an keiner modernen Kamera mehr einsetzen. Aber nicht nur Verwacklungen der Kamera selbst sind das Problem, auch wenn z.B. Menschen fotografiert werden und sich während der Aufnahme bewegen, je nach Nähe zum Fotoapparat können sich selbst Augenzwinkern bemerkbar machen. Auch wenn das Stativ z. B. auf einer Brücke steht und Autos fahren vorbei, kann das zu Schwingungen führen. Wie zuvor erwähnt, die Pixelgröße ist enorm klein und kurze Belichtungszeiten sind ein Muss. Aber bei wenig Licht sind hier auch schnell die Grenzen schon bei ISO 2000 erreicht. Okay, die Canon ist einen Hauch besser, was aber kaum ausschlagend sein sollte.
Sensorrauschen etc.
Bei den niedrigen ISO-Werten sind beide Kameras gleich auf, klar ist das Rauschen schon ab etwa 800 ISO, wer sich die Bilder ganz genau anschaut, leicht erkennbar, aber meist mit den von den Firmen selbst bereitgestellten Software-Lösungen gut in den Griff zu bekommen (Canon DPP 4 und Nikon NX-D). Okay, ich weiß nun nicht, was bei derartigen Berechnungen noch so alles im Bild geschieht, aber die ersten Ergebnisse sehen ausgezeichnet aus.
Wichtige Unterschiede zwischen D850 und 5DsR
Die Seite https://www.digicamdb.com/compare/canon_eos-5ds-r-vs-nikon_d850/ vergleicht beide Kameras mit ihren technischen Daten. Dabei kommt die Nikon natürlich etwas besser davon, ist sie doch 2 Jahre jünger. Der Sucher löst fast doppelt so hoch auf, auch WiFi/Bluetooth ist möglich. Aber dennoch gibt es weitere Unterschiede, die auf dieser oben genannten Seite nicht gekennzeichnet sind, für mich aber dennoch eine Rolle spielen. So kann die Canon auch mit dem kleinen Handauslöser RC-6 per Infrarot ausgelöst werden, bei Nikon geht das über Snapbridge und dem Handy, aber ohne Handy brauche ich dazu extra ein Equipment, was die Angelegenheit deutlich unhandlicher macht. Bilder können auch direkt aufs Handy übertragen werden, inwieweit so was bei dieser Datenmenge sinnvoll ist, na ja, es ist halt möglich.
Einen ausklappbaren Blitz hat keine von beiden, dafür kann der Monitor der Nikon auf 90° hochgeklappt werden und es ist ein Touchmonitor (schade, dass 180° nicht drin sind!).
Ein letzter Vorteil für die D850 ist Verwendungsmöglichkeit der Nikon-DX-Objektive, die für die Kamera-Serien 3000, 5000 und 7000 konstruiert wurden. Hier werden noch Bildgrößen von 5408×3600 px erreicht, das sind 19,5 MP. Für viele Bilder reicht diese Größe vollkommen aus, bringt sie doch den Vorteil, dass die Objektive bis zu einem Fünftel leichter sind (Vergleich Nikon DX 55-300 umgerechnet 80-450 KB mit 530 Gramm zum Nikon FX 200-500 mit 2300 Gramm, auch die Baulänge ist mit 123 mm gegenüber 267,5 mm deutlich geringer).
Leider hat Canon sein Bajonett anders aufgebaut, sodass APS-C-Objektive hier nicht passen. Dafür punktet Canon wiederum bei der Verwendung von Fremdobjektiven mittels Adapter, ja es gibt sogar einen Adapter von Novoflex, der adaptiert Nikon-Objektive (am besten nur die D-Serie, weil sich sonst die Blende nicht einstellen lässt).
Dafür klappt bei den extra umgebauten Leica-R-Objektiven für Nikon die Belichtungsmessung über Live-View bei der D850; Canon hat die 5DsR bei der Verwendung von Fremdobjektiven irgendwie falsch programmiert, erst nach der Verstellung von etwa 5 Blendenstufen ist etwas im Display zu erkennen, was natürlich sinnvollerweise durch Veränderung der Belichtungszeit einfacher ist. Klar, bei beiden Kameras können Fremdobjektive nur manuell verwendet werden.
Aber einen letzten Vorteil hat die Canon doch immer noch: Im Sucher kann ich die Horizontale und Vertikale einblenden, sodass hier eine einwandfreie Ausrichtung (gerade bei Panorama-Aufnahmen) problemlos möglich ist. Bei Nikon geht dieses nur über Live-View auf dem Monitor und ist daher – finde ich – deutlich umständlicher gelöst, könnte aber vielleicht durch eine neue Firmware verbessert werden.
Weiterhin kann die D850 mit 4K filmen, die 5DsR nur mit HD 1920.
Beachtenswert ist die Serienbildgeschwindigkeit, Nikon bringt es auf 7 Bilder/s, bei Verwendung des Batteriegriffes sogar auf 9 B/s, allerdings ist bei 19 Bildern RAW Schluss (bei nachführendem AF sind es nur 15). Canon liegt da mit 5 B/s deutlich drunter, hier ist zwar bei 14 Bildern RAW fast Schluss, aber es geht im Gegensatz zur Nikon langsam weiter. Bei JPG erreichen beide Kameras höhere Werte (bis zu 500 Bildern), aber wer fotografiert mit ihnen schon JPG?
Bei den Objektiven, die diesen hoch auflösenden Kameras gerecht werden, hat Canon noch ein wenig Nachholbedarf (trotz 2 Jahren Vorsprung), aber es soll sich da etwas tun. Bei Nikon sind auch nur die neuesten, lichtstarken Modelle empfehlenswert.
Zusammenfassung
Wer nun glaubt, mit einer 24-MP-Kamera wären viele der oben genannten Probleme gelöst, der irrt. Zwar reduziert sind das Ganze ein wenig, aber selbst hier haben wir Sensor-Pixel-Breiten von etwa 6 µm, erst bei 12 MP werden etwa 8 µm erreicht. Eigentlich bleiben die Probleme stets die gleichen, weil diese ja physikalisch bedingt sind, sie sind nur eben bei einem 12-MP-Bild nicht so ausgeprägt wie bei einem 24- oder 50-MP-Bild.
Wer bei schlechtem Wetter fotografieren muss, für den bieten viele Hersteller besonders dafür geeignete Kameras an, z.B. Sony die Alpha 7S, die aber nur 12 MP bietet (jetzt wissen wir, warum).
Bleibt letztendlich die Frage, wer braucht solche Kameras?
Das muss jeder für sich selbst beantworten. Derartig hoch auflösende Kameras brauchen zwingend aktuelle und ebenso hoch auflösende Objektive, aber das Problem haben auch schon viele Kameras mit nur 20 oder 24 MP, auf Deutsch: Nichts Neues. Besonders im Randbereich machen sich leichter CA (chromatische Aberrationen) bemerkbar, auch die Vignettierung (aber diese Probleme haben ja alle Vollformat-Kameras) ist bei großen Blendenöffnungen nicht zu verachten. Und wie bereits von mir und auch von anderen getestet, höhere ISO-Werte als 3200 sind schon nicht mehr optimal umsetzbar. Ausgezeichnet ist der jeweils fehlende Tiefpassfilter bei beiden Modellen, daher ist die 5DsR der 5Ds vorzuziehen.
Eine schnelle „immer-dabei“-Kamera sind diese Boliden natürlich nicht, auch sind sie schwer (aber eine D300 resp. 5D Mk II war ja auch nicht leichter) und erfordern gute und schwerere Objektive, weil diese meist auch lichtstark sind und dadurch viel Glas herumgetragen werden muss.
Wer letztendlich nicht das letzte Fieselchen Schärfe benötigt, für den sind die 24-MP-Kameras oder die (Vor-)Vorläufer unserer beiden Modelle durchaus eine akzeptable Lösung, so wird z.B. die D800 im Netz zu super Preisen verkauft, immerhin hat diese noch 36 MP …
Die Objektiv-Frage
Viele meinen, und das sagen viele Testberichte aus, dass hoch auflösende Kameras auch dementsprechend hoch auflösende Objektive benötigen. Ist eigentlich klar, aber unter Berücksichtigung der „Fehler“, die durch Bewegung, Verwacklung, ISO oder Fokussierung entstehen können und entstehen, sehe ich die Sache nicht ganz so eng. Objektive, die bei den 24-MP-Vollformat-Kameras gute Ergebnisse gebracht haben, sind zum allergrößten Teil auch hier verwendbar.
Was mich an den hochauflösenden Kameras so fasziniert, ist die Möglichkeit, aus etwa schief aufgenommenen Bildern (wenn es mal schnell gehen musste) ohne Probleme Ausschnitte herstellen zu können, auch Details können problemlos herausgeholt werden, die bei den 24-MP zum Beispiel schon aufpixeln. Und selbst ein Stativ hat sich schnell mal aus der Senkrechten durch eine unachtsame Bewegung verabschiedet, kein Problem bei der Nachbearbeitung (es merkt niemand). Auf Zooms (mit allen ihren Nachteilen, etwa das Pumpen und die Möglichkeit, Staub in den Sensorkasten zu bekommen) kann ich im Normalbereich weitgehend verzichten, aus einem mit dem 35er geschossenen Bild lässt sich locker ein 50er-Ausschnitt realisieren (oder aus einem 50er ein 85er-Bild).
Aber jeder hat ja eine andere Meinung!
Also … Entscheiden Sie selber …
Hilfeaufruf von *fotowissen
*fotowissen leistet journalistische Arbeit und bittet um Ihre Hilfe. Uns fehlen in diesem Jahr noch etwa € 24.000,- um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit dem Spendenbutton, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil das weitere unkreative Aufgaben stellt, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!
Mit Paypal für *fotowissen schenken. Vielen Dank!*fotowissen Newsletter
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit dem *fotowissen Newsletter, der sonntagmorgens bei Ihnen zum Frühstück bereitsteht. Der *fotowissen Newsletter zeigt die neuesten Beiträge inklusive des Fotos der Woche, Testberichte, Tipps und Ideen für Ihre Fotografie und vieles mehr. Einfach anmelden, Sie können sich jederzeit wieder abmelden und bekommen den Newsletter einmal pro Woche am Sonntag:
Nun – ein heikler Bericht :-) … Wer denkt, dass ein Bild, welches in einer 100%-Ansicht ein wenig unscharf ist, auch unscharf auf uns wirkt, wenn wir es normal betrachten, irrt etwas: Die Unschärfen werden dann schlicht so klein, auch wenn sie gut sichtbar sind in der riiiiesigen 100%-Ansicht, dass unsere Augen diese unmöglich wahrnehmen können. Eine Kante eines fahrenden Autos darf gerne 4 Pixel beanspruchen in der «verschwommenen Breite» :-).
Ein maximal zulässiger Zerstreuungskreisdurchmesser bei einer APS-C-Kamera mit 24MP (Pixelseitengröße = ca. 0,004mm) darf ja etwa 0,02mm groß sein (Sensordiagonale/1500[mm]) – dann empfinden wir also noch immer einigermaßen «Schärfe». Der Durchmesser misst dann also 5 Pixel; der Zerstreuungskreis (seine Fläche) wird also von etwa 20 Pixeln beschrieben (d^2·?/4)! Und dieses von fast 20 Pixeln beschriebene Kreislein gehört tatsächlich noch in die Schärfentiefe (NICHT Tiefenschärfe! «Blumengarten» ist nicht dasselbe wie «Gartenblumen»!), gilt also noch als «scharf abgebildeter Punkt», als «einer scharf empfundenen Bildstelle angehörend» …
Dass ein Objektiv zu auflösungsschwach wäre für einen Sensor, da ist kaum Befürchtung gerechtfertigt: man erkennt noch eine Schärfesteigerung (bei normalem Betrachten des Bildes = aus ca. der Distanz der Bilddiagonalen) dank eines hochauflösenden Sensors, bis hin zur fünffachen Auflösung des Objektives … Und warum ist dies wohl so? Folgende Überlegungen sind hilfreich:
Ein Pixel ist nicht ein Ausschnitt des realen Bildes, sondern lediglich eine einzige Farbinformation (samt Helligkeit). Wer denkt, dass ein Punkt nur von einem einzigen Pixel dargestellt werden sollte, um perfekte Schärfe zu erhalten, der irrt: wenn etwa ein Beugungsscheibchen (gebeugt abgebildeter Punkt auf dem Sensor) von mehreren Pixeln dargestellt wird, dann wird dieses Scheibchen IN SICH eben schärfer abgebildet (es kann durch einen einzigen Pixel ja überhaupt nicht «abgebildet», im Sinne von «dargestellt» werden :-)); dies wäre ja de facto die Quadratur des Kreises ;-).
Die Angst vor dem «Pixelwahn» ist müßig: es ist gut, viele Pixel zu haben – einzig in Anbetracht des Rauschens ist Vorsicht geboten; wobei auch da: die Technik ist unglaublich fortgeschritten (DANKE an die Entwickler!) … Ich glaubte den «Pixelwahn-Warnungen» nie, denn ich konnte nie glauben, dass renommierte Firmen nur zu kurzsichtigen Verkaufszwecken blödsinnig viele Pixel auf den Sensor würgen würden; und es zeigt sich dies ja auch in gewissen Ranglisten: Kameras mit vielen Pixeln auf ihren Sensoren schneiden oftmals ganz gut ab und fungieren nicht selten zuoberst auf der Liste …
DANKE für den Bericht, lieber Herr Holzborn – da hat sich jemand sehr viel Mühe gemacht! —
Liebe Grüße – Martin Messmer
Lieber Martin,
okay in einigen Dingen muss ich Dir Recht geben, aber mir ging es ja nicht ums Gesamtbild, sondern darum, aufzuzeigen, welche GRENZEN einzuhalten sind. Und ob es Tiefenschärfe oder Schärfentiefe heisst, darüber haben wir uns schon vor 50 Jahren gestritten, vgl. Lärmschutz (muss der Lärm geschützt werden?).
Ich denke, wer weiß, was seine Objektiv-Kamera-Kombination leisten kann, der hat schon gewonnen.
Nur etwas muss ich korrigieren: Zwar hat der APS-C-Sensor mit 24 MP 3,89 µm, aber das besagte Auto würde nur auf 23 mm Breite abgebildet, wäre also deutlich kleiner und schärfer, aber immerhin würde auch es mehr als einen Sensor-Pixel beaufschlagen (exakt 4,6 µm).
Klar ist der Einzel-Pixel genauso wenig ausschlaggebend wie es früher der Zerstreuungskreis-Durchmesser war, aber er ist ein meßtechnisch erfassbares Kriterium, und um wirkliche Vergleiche anstellen zu können, ist die Reduzierung auf einen Sensor-Pixel, insbesondere zur Verdeutlichung, schon ein brauchbarer Weg.
Wie ich aber auch geschrieben habe, wer vergrößert seine Bilder auf 200 cm Seitenlänge und stellt sich dann noch 30 cm davor, um jedes Detail erkennen zu können? So aber machen wir es mit unserem Monitor am Computer, wir vergrößern auf 100% und machen genau das.
Dazu kommt, werden Bilder ausbelichtet, so arbeiten diese Firmen mit 300 dpi (dot per inch, also 300 Punkte pro 2,54 cm, also 11,8 Punkte pro mm), das heisst der kleinste Punkt auf dem Ausdruck oder der Ausbelichtung ist 85 µm, also 21 mal größer als unser Sensor-Pixel. Demzufolge könnten sich rundgerechnet 20 Sensor-Pixel hinter einem Dot verstecken. Also würden wir weder die Unschärfe noch das Verreißen sehen können, weil es einfach nicht mehr abgebildet werden kann.
Und im Zeitungsdruck sieht die Sache noch schlechter aus.
Ich danke für Deine Erläuterungen. LG Klaus
Sehr guter Bericht, danke. Ich denke die Pixelboliden dienen dazu das Machbare zu zeigen. Wirklich brauchen tut man soetwas nicht vor allen Dingen wenn man wieder öfters das Stativ nutzen muss. Die Zeit von Opas Fotografie sollte eigentlich vorbei sein.
Klar hat ein Stativ seine Berechtigung jedoch nicht im Jahre 2019 bei Allerweltsaufnahmen.
Wollen wir wirlich zum Gewicht der Kamera und Linsen noch ein stabiles Stativ mitschleppen und auf- und abbauen. Jeder hat seine persönlichen Präferenzen beim Fotografieren meine sind mit diesen Pixelboliden nicht vereinbar.
Wer für Stockagenturen fotografiert weiss, dass die Bilder immer in der 100% Ansicht geprüft werden.
Warum sollte man das Risiko eingehen und permanet Ausschuss produzieren. Ist ein Bild bei 100% nicht scharf ist es auch bei 10% nicht scharf. Herunterechnen der Auflösung kommt auch nicht in Frage denn dann wäre die Anschaffung einer solchen Kamera absurd.
Vielleicht macht eine solche Kamera im Studio Sinn. Hat jemand Erfahrung mit einem Pixelboliden im Studio?
Wenn sie sich dort relativ einfach benutzen lassen wäre der Sinn, das man die gleichen Objetive für verschieden Einsatzzwecke nutzen kann.
Hallo Andreas,
wie Du anhand der Beispielaufnahmen siehst, entstanden diese alle „draußen“, also nicht im Studio. Die Kamera ist wirklich alltagstauglich, klar besser mit Stativ (das gilt für alle Kameras ab 18 MP), aber die Detailaufnahmen entstanden ohne Stativ.
Der große Vorteil der „Pixelboliden“ ist natürlich der, dass Du Dir erst später am Computer Gedanken über den besten Ausschnitt machen musst, ohne Einbußen an der Qualität.
Danke für Deinen Kommentar!
Klaus