Langzeitbelichtungen und Nachtfotografie gehören diese Themen zusammen? Ronny Ritschel, der Autor des gleichnamigen Buches aus dem mitp Verlag, sagt “Ja, Langzeitbelichtung und Nachtfotografie gehören zusammen.”. Ich kann ihm da nur zustimmen! Mich haben beide Arten der Fotografie schon immer fasziniert, daher stand dieses Buch schon lange auf meiner Wunschliste.
Inhaltsverzeichnis
Buch Langzeitbelichtung und Nachtfotografie
Nach einer kurzen, aber sehr sympathischen Vorstellung des Autoren folgt auch schon direkt die Einführung in die Langzeitbelichtung. Ronny Ritschel verliert nicht viele Worte, sondern steigt direkt mit einem schönen Vergleich ein. Die Langzeitbelichtung eignet sich hervorragend als Gestaltungsmittel. Dies zeigt er sehr anschaulich anhand eines Bildes des Hamburger Hafens, normal belichtet und als Langzeitbelichtung. Deutlicher kann man es nicht erklären.
Langzeitbelichtung kann jedoch mehr als das, denn es kann auch sehr schön Bewegungsunschärfe und Dynamik ins Bild bringen, wie die nächsten Beispielbilder zeigen. Man hat nun schon das Bedürfnis zur Kamera zu greifen und es selber auszuprobieren. Doch bevor man zur Kamera greift, ist das nächste Kapitel Pflichtlektüre!
Die Ausrüstung ist gerade bei Langzeitbelichtungen von entscheidender Bedeutung, denn niemand kann über mehrere Sekunden die Kamera still halten. Also sind Stativ, Stativkopf sowie Fernauslöser Pflicht. Sehr erholsam finde ich, das Ronny Ritschel nicht um den heißen Brei herum redet, sondern seine persönlichen Vorlieben beschreibt, Produktempfehlungen ausspricht und auch auf seine eigenen Fehler hinweist. So lernt der Leser anhand seiner lustig erzählten Anekdoten auf was man beim Kauf des nötigen Equipment achten muss. Es gibt kein richtig oder falsch bei der Ausrüstung, solange man mit ihr zurecht kommt und sie ihren Zweck erfüllt. Sein Credo, das ich nur unterstützen kann: Ausprobieren. Was nutzt es, wenn ich seiner Empfehlung in Sachen Stativ folge, mir das gute Stück aber zu unhandlich ist und ich es zu Hause stehen lasse.
Ronny Ritschels Credo: Ausprobieren
Graufilter
Ausführlicher geht der Autor auf das Werkzeug Graufilter ein. (Hier kann ich zur Ergänzung auch die tolle Reihe rund um den Graufilter von Ulrich Schifferings auf *fotowissen empfehlen!). Es gibt für Ronny Ritschel kein richtiges, aber auf jeden Fall ein falsches Werkzeug, die variablen Graufilter. Die Erklärung erscheint mir, als Anfänger in diesem Thema, als durchaus einleuchtend, so wie alle seine Erklärungen.
Kameraeinstellungen Langzeitbelichtung und Nachtfotografie
In Kapitel vier geht der Autor auf die Kameraeinstellungen ein, mit vielen Tipps und guten Erklärungen. Was ich persönlich ein wenig schade finde, sind die nicht immer vollständigen Angaben bei den tollen Bildern. Er gibt das Kamera-Modell, die Brennweite und die Belichtung an, aber nicht immer den ISO-Wert und die Blende. Auch die zum Einsatz gebrachten Graufilter (sollte es tatsächlich immer der ND3.0 sein?) steht nur manchmal dabei. Nachdem nun die Grundlagen geschaffen wurden, geht es nun ans Eingemachte:
Aufnahmeprozess einer Langzeitbelichtung
heißt das nächste Kapitel und beweist im Einstieg, dass die ersten vier Kapitel nur Vorgeplänkel waren (aber nicht unwichtig, also bitte nicht falsch verstehen und überlesen). Hat man bisher noch gedacht, vieles habe ich schon gehört oder gelesen, wird man nun eines Besseren belehrt. Gerade bei der Verwendung der starken ND-Filter sieht man weder durch den Sucher, oder im Live-View Modus irgend etwas vom Fotomotiv. Wie also soll die Kamera oder man selber da fokussieren können? Eben, das klappt nicht. Also muss man vorher die Kamera in Postition bringen, fokussieren und kann erst dann den Filter aufsetzen. Mit Hilfe einer Umrechnungstabelle errechnet der Fotograf die Belichtungszeit. Das ist nun sehr vereinfacht dargestellt, daher erklärt Ronny Ritschel den Aufnahmeprozess an einigen Beispielen. Weitere Beispiele folgen auch im nächsten Kapitel, das sich ganz der Frage widmet:
Welche Motive eignen sich für die Langzeitbelichtung?
Mit herausragenden Beispielbildern erklärt der Verfasser, wie er selbst auf Motivsuche geht und was es dabei zu beachten gibt. Der Fotograf vergisst auch nicht die kleinen Tipps, Kniffe und Anekdoten, die seinen Schreibstil so unverwechselbar und so leicht lesbar machen. Ronny Ritschel führt drei Beispiele ins Feld und versieht sie mit Beispielbildern: Landschaft, Urban und Architektur.
Ausgezeichnetes Buch – Gold Award fotowissen.eu
Nachtfotografie
Wir haben nun nicht ganz die Hälfte des Buches erreicht und lesen ausführliche Informationen zur Nachtfotografie.
Grundvoraussetzung um gute Bilder bei Nacht zu belichten, ist die Kenntnis des eigenen Equipments. Damit ist nicht nur die Kamera gemeint, sondern auch der Einsatz des Statives bzw. des Stativkopfes. Auch dieses kommt in der Nachtfotografie sehr häufig zum Einsatz. Neben der Planung des richtigen Zeitpunkts, geht der Autor auch auf Sicherheitsmaßnahmen ein. Das finde ich persönlich sehr gut und habe es in dieser Form bisher noch in keinem Buch gelesen. Keine Bange, es kein ganzes Kapitel, es macht keine Angst, sondern veranschaulicht auf knapp einer Seite die wichtigsten Tipps zur Sicherheit. Viele sollten mit einem gesunden Menschenverstand klar sein, einige hat man aber bisher nicht so betrachtet.
Blaue Stunde, komplette Dunkelheit, Lichtsterne / Lichtspuren und Langzeitbelichtung sind die Themen des einführenden Kapitels. In diesen, teilweise sehr kurzen Abschnitten, verbergen sich haufenweise Tipps. Um es vorweg zu nehmen, Astrofotografie steht nicht auf dem Plan. Hier erläutert der Autor, dieses Gebiet sei so spezifisch, dass es den Rahmen des Buches sprengen würde und es zudem genügend sehr gute Literatur auf dem Markt gibt.
Fotografieren in der Nacht ist Kapitel acht und Ronny Ritschel beschreibt bereits im ersten Satz was den Leser erwartet: “Was Sie auf den nächsten Seiten nicht finden werden, ist die ultimative Anleitung für faszinierende Nachtaufnahmen.”. Ups, das ist eine klare Ansage. Was folgt ist eine Anleitung, welches Equipment wir für faszinierende Nachtaufnahmen benötigen. Ebenso lesen wir Informationen zum Aufnahmemodus, zum ISO-Wert etc.. Ja, die Inhalte wiederholen sich stellenweise, aber die Erklärung ist ganz einfach: Es gibt auch Leser, die sich nur für den Teil der Nachtfotografie interessieren und dafür nicht andauernd im Buch hin und her blättern müssen. Tatsächlich lassen sich viele Parallelen in der Ausrüstung finden und auch das Kapitel zur Motiv-Wahl ähnelt sich stark. Als kleines Bonbon kommt jedoch noch ein Kapitel über Feuerwerk hinzu.
Bildkomposition- und Gestaltung
Das nächste Kapitel Bildkomposition- und Bildgestaltung ist ein kleiner, aber sehr interessanter Exkurs in die Themen Format und Farbe oder schwarz-weiß. Ronny Ritschel schreibt nichts, wie man vielleicht anhand der Kapitelüberschrift erwartet, zum Goldenen Schnitt, denn dafür gibt es seiner Meinung nach genügend Fachliteratur, sondern beschränkt sich auf die beiden genannten Themen und seine Auswahlkriterien dazu.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Bildbearbeitung
Nun sind wir im letzten großen Kapitel angelangt. Dieses steht ganz im Zeichen der Bildbearbeitung in Lightroom und Adobe Photoshop. Schritt für Schritt erklärt Ronny Ritschel, wie es seine Langzeitbelichtungen und Nachtaufnahmen in diesen beiden Programmen bearbeitet. Jeweils mit den jeweiligen Ausgangsbildern und (noch interessanter) dem Vergleich der vollständig bearbeiteten Bilder in den beiden Programmen. Für mich als Lightroom-Anfänger liest es sich sehr verständlich.
Fazit Buchbesprechung
Als Einstieg in die Themen ist das Buch von Ronny Ritschel einfach perfekt! Anschaulich und verständlich werden beide Themen erklärt. Mir hat der sehr persönliche Schreibstil ebenso gut gefallen, wie die persönlichen Meinungen und Empfehlungen des Autors. Die Bilder sind traumhaft schön und machen sehr viel Lust auf mehr und vor allen Dingen darauf, es selber so schnell wie möglich auszuprobieren! Als broschierte Ausgabe und aufgrund des kleinen, handlichen Formates kann man es auf den ersten Touren sicherlich auch als Nachschlagewerk mitnehmen. Einziges Manko: Die Umrechnungstabelle z.B. in Visitenkartenform wäre als Dreingabe sehr hilfreich. So muss man sich selber etwas erstellen oder sich eine entsprechende App suchen.
Kleines Bonbon am Rande: Auf der Homepage des Verlages wird noch ein Bonus-Kapitel für den Download angeboten. In dem 8-seitigen pdf mit dem Titel Lightroom – die Zweite! wird noch einmal explizit anhand eines Beispielbilder auf die Bearbeitung unter Lightroom eingegangen.
Zudem werden auch noch einige Bilder aus dem Buch als Download angeboten. So unter anderem das Beitragsbild!
Ein großer Dank für Ihre Spenden im Jahr 2024. Ohne Ihre Hilfe hätten wir die Arbeit nicht leisten können.
Hilfeaufruf 2025 von *fotowissen
*fotowissen leistet journalistische Arbeit und bittet um Ihre Hilfe. Uns fehlen in diesem Jahr noch etwa € 29.685,- (Stand 09.01.2025, 08:00 von ursprünglich 30 TSD.), um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit dem Spendenbutton, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil es für uns vor weitere unkreative Aufgaben stellt, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!
Mit Paypal für *fotowissen schenken. Vielen Dank!*fotowissen Newsletter
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit dem *fotowissen Newsletter, der sonntagmorgens bei Ihnen zum Frühstück bereitsteht. Der *fotowissen Newsletter zeigt die neuesten Beiträge inklusive des Fotos der Woche, Testberichte, Tipps und Ideen für Ihre Fotografie und vieles mehr. Einfach anmelden, Sie können sich jederzeit wieder abmelden und bekommen den Newsletter einmal pro Woche am Sonntag:
Britta, ich habe das Buch auf Deine Empfehlung hin gekauft und bin sehr begeistert von Deiner Rezension und dem Buch. Zunächst fällt auf, dass das Buch sehr spannend ist. Selbst für mich als Profi, der schon so viel gelesen hat. Ich finde in dem Buch so viele gute Tipps und Ideen, dass es eine Pracht ist.
Und natürlich habe auch ich den falschen Filter gekauft. Besonders begeistern mich die Fotografien im quadratischen Format. Das quadratische Format ist nämlich fast mein Lieblingsformat und ich bedauere nichts mehr, als dass es keine digitalen Kameras mit quadratischen Sensoren gibt. Manche Kameras kann man auf das Format einstellen, andere nicht. Das Buch jedenfalls zeigt sehr viele quadratische Fotografien, die mir sehr gut gefallen. Deine Empfehlung ist goldrichtig, vielen Dank!
Puh, da bin ich aber froh, dass Du meine Begeisterung teilst :-) Ich bin gespannt, wie meine ersten Versuche aussehen werden. Hoffe mal, das ich bald dazu Gelegenheit bekomme. Ich bin mir aber sicher, wenn sie halbwegs vorzeigbar sind, dann werde ich sie hier zeigen :-)
LG
Britta