Loice. Vom Schatten ins Licht – *buchrezension: Um es gleich vorweg zu sagen: Dieses Buch ist anders. Es ist ein bisschen von allem – Fotobuch, Reisereportage, Gedichtband und eine berührende Begegnung zweier Welten, die 12.300 Kilometer weit auseinander liegen. Es erzählt die besondere Geschichte von Karin und Klaus Kopp aus Waiblingen und ihrer Patentochter Loice aus Simbabwe.
Wir stellen das Buch vor, weil es uns bewegt hat. Erst kürzlich im Selbstverlag erschienen, legen wir Ihnen diesen Fotoband auch deshalb ans Herz, weil jedes verkaufte Buch Loice’s Studium an einer Universität in Simbabwe mitfinanziert.
Inhaltsverzeichnis
Loice. Vom Schatten ins Licht – *buchrezension
Bilder, die von Afrika erzählen
Keine Frage: Reisebildbände über Afrika gibt es viele. Es ist ein faszinierender Kontinent, den Klaus Kopp mit seiner Frau Karin vielfach bereist hat. Meist im Auto mit Allradantrieb und Dachzelt, die Kamera immer im Gepäck. Seine Bilder, die Kopp in Multivisions-Schauen präsentiert, zeigen eine Welt abseits ausgetretener Pfade, mit weiten Landschaften und tiefen Widersprüchen. Eingefangen in Weitwinkelfotografien, Portraits und Detailaufnahmen, die ihre ganz eigene Geschichte erzählen.
Das Buch „Loice“ aber setzt ein besonderes Schlaglicht: Es nimmt uns mit nach Simbabwe. In ein Land, das reich an Rohstoff-Vorkommen ist. Nicht nur Gold, Platin, Diamanten, Kupfer stecken in den tieferen Erdschichten. Sie bergen auch die größten Lithium-Reserven Afrikas, die zur Verwendung in Elektroauto-Batterien weltweit gefragt sind. Doch von diesem Reichtum profitieren nur wenige. Wirtschaftskrisen, galoppierende Inflation und hohe Arbeitslosigkeit – in einigen Regionen über 90 Prozent – treiben viele Menschen in Armut und Not. Am meisten betroffen sind die Schwächsten: die Kinder. Wie Loice.
Loice ist Waisenkind. Aufgewachsen in einem Hüttendorf mitten im Busch bei Großmutter und Großtante. Ihr Vater unbekannt. Die Mutter gestorben, als Loice vier Jahre alt war. Alles, was Loice besitzt, passt in einen kleinen Koffer. Ihr größter Wunsch: Zur Schule zu gehen. Doch die 30 Euro Schulgeld kann die Familie nicht aufbringen – bis Klaus und Karin Kopp ihr Leben treten.
Vom Schatten ins Licht
Eindrücklich schildert das Buch, wie die beiden auf einer Reise 2011 in der Missionsstation Bondolfi das erste Mal auf die Achtjährige treffen. Der Wunsch, für ein Kind in Afrika die Patenschaft zu übernehmen, bestand schon lange; die kleine Loice schlossen die Kopps schnell ins Herz.
„Dieses Jahr hat Loice ihr Abitur gemacht und studiert seit März in der Midlands University Entwicklungspolitik in der Provinzstadt Zvishavane“, erzählt Kopp. Eine Erfolgsstory in einer Gesellschaft, in der es Frauen und Mädchen so viel schwerer haben als Männer und so viel weniger wert sind.
Es ist aber auch eine Geschichte, die für die Kopps in Waiblingen, weit weg von dem Dorf in Simbabwe, nicht immer einfach verlief. „Eines Tages war der Kontakt zu Loice abgebrochen, Briefe kamen nicht an“, erinnert sich Kopp. Erst drei Jahre später und eine Reise später treffen die drei wieder aufeinander. Erst ein gebrauchtes Handy und eine aufgeladene Simkarte schaffen eine enge Verbindung, die bis heute anhält.
Loice schreibt sich auf dem Handy ihre Hoffnung und Ängste von der Seele. In Form von Gedichten. Per WhatsApp schickt sie sie nach Waiblingen. 38 dieser „Poems“ füllen das Buch. Aus dem Englischen übersetzt, einfühlsam, traurig, offen und doch optimistisch. Sie machen das Buch so persönlich und schenken dem Leser – illustriert und thematisch passend begleitet von den Fotografien von Klaus Kopp – tiefe Einblicke in eine Lebenswelt, die für die meisten von uns hierzulande ein blinder Fleck ist.
Ein Buch als Brücke zwischen zwei Welten
Loice nennt Klaus und Karin Kopp mittlerweile ihre Eltern. Briefe und kleine Anekdoten aus dem Reisealltag der beiden und ihren Begegnungen mit Loice bereichern das Buch um den Blickwinkel aus dem fernen Deutschland. Aus allem strahlt die Zuneigung und das ehrenamtliche Engagement für das das Patenkind. Infos über Land und Leute wie über das Schulsystem und typische Gerichte bringen uns Lesern Simbabwe näher.
Das Buch “Loice. Vom Schatten ins Licht” hilft Loice bei der Ausbildung.
„Wir möchten Loice mit diesem Buchprojekt einen Start in eine berufliche Zukunft ermöglichen“, sagen Klaus und Karin Kopp. „Sie verfügt über keinerlei finanzielle Mittel und muss die Kosten für Studium, Zimmer, Lebenshaltung und ärztliche Versorgung selbst aufbringen.“ Gefördert von Sponsoren und Partnern, finanziert der Reinerlös aus dem Buchverkauf ihr vierjähriges Studium mit. Zur Vorstellung des Buches, das die Kopps ganz in Eigenregie und im Selbstverlag herausgegeben haben, ist Loice für drei Wochen nach Deutschland gekommen. „Hier ist alles neu für mich. Es sind unglaubliche Eindrücke in einer vollkommen anderen Welt“, sagt Loice. „Sie werden mir helfen, nach dem Studium ein eigenes Hilfsprojekt für Frauen und Kinder in Simbabwe aufzubauen.“ Ihr größter Traum: Ein Praktikum in Deutschland, das diesen Weg möglich macht.
- Loice Nyangari, Klaus Kopp:
- „Loice. Aus dem Schatten ins Licht.“
- Selbstverlag, 240 Seiten
- 35 Euro
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© Kira Crome Journalistin und Schreibtrainerin – Loice. Vom Schatten ins Licht – *buchrezension
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Sehr geehrte Frau Crome,
haben Sie vielen Dank für die Vorstellung des Buches.
Ich habe die entsprechende Internetseite besucht und bin sehr beeindruckt von der gesamten Gesichte um das Buch, so dass ich es gleich bestellt habe! Es verbindet unser Hobby Fotografie mit einer Lebensgeschichte, wie sie bestimmt die meisten von uns nicht kennen und es gibt durch den Kauf einem Menschen die Möglichkeit, etwas positives zu bewirken. Eigentlich sollte das Buch jeder kaufen! Es ist ja ganz nebenbei auch noch ein wertvolles Weihnachtsgeschenk! :-)
Ein friedliches und besinnliches Weihnachtsfest für Sie und alle Leser/innen!
Frank Seeber
Vielen Dank, lieber Herr Seeber, für Ihre Reaktion. Genau so haben wir in der Redaktion auch gedacht, als wir uns das Buch und seine Geschichte angesehen haben. Aus meiner Arbeit für die Kindernothilfe weiß ich, wie viel Gutes Spenden für Frauen und Kinder an den unterschiedlichsten Orten der Welt bewirken können. Darum geht es ja in der Weihnachtszeit: Dass wir an die Schwächeren um uns herum denken. Da hilft es auch schon, den aussortierten Wintermantel zum Beispiel an die Obdachlosenhilfe zu spenden. Ihnen auch einen schönen Advent!
Liebe Kira,
es ist erfrischend und heilsam, in der Vorweihnachtszeit unter tausenden Aktionen von Mitleidserregungskampagnen, die mehr Kommerz als Herz inne haben, hier deine Rezension samt Option zu finden. Ich stehe total auf solchen Maßnahmen, wo der Mensch, um den es geht, unmittelbar erscheint. Keine Organisation, keine zig nebulösen Zwischenstopps von Hilfe und Geld, direkt, sinnvoll, herzlich – so sollte das sein! Und die Vorbildwirkung ist in gewisser Weise beschämend. Denn ist es nicht so, dass man sich bei sowas immer fragt, ob man nicht selbst diesbezüglich viel mehr hätte, könnte, sollte, müsste…!?
Jedenfalls ist die gesamte Sache herrlich eingebettet in die Philosophie der Familie Kopp. Erdig und ehrlich, mit ziemlich viel Gespür für die Verknüpfung all dessen, was da so reinspielt. Ich besitze schon einige Bücher, die in dieses Thema passen. Auch dieses werde ich aufmerksam lesen und schauen, und vielleicht finde ich ja Inspiration darin, an einer guten Stelle eines meiner hätte, könnte, sollte, müsste, abzulegen.
Vielen lieben Dank für den schönen Hinweis!
Herzlich, Dirk
Ja, lieber Dirk, es ist schon so: Man müsste mal. Man sollte wirklich. Man könnte doch. Irgendwann. Jede Wette: Jedem von uns geht es so. Aber das ist das Schöne an dieser Jahreszeit mit ihren Ritualen. Denn sie geben uns den Takt zum Leben vor. Da gehört das Bilanz ziehen, Überdenken, nach vorn schauen doch dazu, nicht wahr? Solche Themen wie dieses Buch rütteln an unserer Perspektive und lassen uns einen anderen Blickwinkel einnehmen. Etwas, worin wir Fotografinnen und Fotografen doch gut geübt sind… Dir schöne beschauliche letzte Wochen im Jahr!
Herzlichst, Kira
Hallo Frau Crome,
ich hätte nicht gedacht, dass sich unsere Wege außerhalb des Jobs noch einmal kreuzen würden.
Ein toller Beitrag, der berührt und Lust zum Lesen macht – mal ohne “Energiepolitik”. Und der direkte Weg, jemandem zu helfen, finde ich super.
Vielen Dank dafür
Jürgen Schütz
Herzlichen Dank, lieber Herr Schütz! Wie heißt es so schön: Man trifft sich im Leben immer zweimal ? Mir gefällt Ihr Wal-Fotoprojekt außerordentlich gut! Was für ein schöner Ausgleich zum Job, nicht wahr?
Ich wünsche Ihnen immer gutes Licht und eine schöne Weihnachtszeit!
Ihre Kira Crome