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Raus in die Natur, Fotografieren!

Raus in die Natur fotografieren - Titelbild
Raus in die Natur fotografieren - Titelbild

Raus in die Natur, Fotografieren! – Der Sommer im Bayerischen Wald für mich: Mindestens fünf Grad kühler als im Umland, der Nationalpark mit seinem „Urwald“, meine Kraftorte, wo ich auftanken und durchatmen kann. Ich möchte Ihnen zwei Juwele aus meiner Heimat vorstellen: Den Lusen, einer der höchsten Berge mit 1373 Metern im Bayerischen Wald, und die Steinklamm, durch die die große Ohe fließt.

Lusen und Steinklamm – Juwele im Bayerischen Wald

Raus in die Natur fotografieren - 1
Foto oben: Raus in die Natur fotografieren.

Raus in die Natur, Fotografieren!

Sehnsuchtsberg Lusen

Der Lusen ist berühmt für sein gewaltiges Granit-Blockmeer am Gipfel, Zeugnis gigantischer geologischer Umwälzungen seit dem Tertiär. Dorthin gelangt man auf dem „Sommerweg“ über die „Himmelsleiter“, Granittreppen bis zum Gipfelkreuz. Die Anstrengung wird mit einem atemberaubenden Rundumblick (bei Föhnwetter bis in die Alpen) belohnt. Wälder, so weit das Auge reicht, von Niederbayern bis nach Tschechien.

Ich mache mich immer früh am Morgen auf zu meinem „Hausberg“ (ich kenne und liebe den Lusen seit meiner Kindheit). Kein Mensch ist dann unterwegs. Ich tauche sofort in die Stille und Magie des Waldes ein. Es fühlt sich an, wie in einem Zauberwald. Rechts rauscht das Wasser der Kleinen Ohe, vor mir nur Wald. Ich bin jedes Mal von Ehrfurcht ergriffen. Langsam wandere ich auf dem Pfad und lasse mich von den Geräuschen und den Farben berauschen. Wie Liliput staune ich über die Größe und Gewaltigkeit der Buchen. An der Martinsklause angekommen, ein kleiner See, der im 19. Jahrhundert für die Holztrift künstlich angelegt wurde, kommt langsam die Sonne hinter den Tannen hervor. Und immer noch kein Mensch. Morgens rauszukommen heißt Ruhe und freie Natur erleben zu können.

Für mich als Fotografin natürlich ein Highlight. Fast bis zum Gipfel begegne ich nur zwei Menschen (sie waren schon vor Sonnenaufgang unterwegs). Erst oben versammeln sich mehr Leute, da der einfachere „Winterweg“, eine Forststraße, den Weg zum Gipfel erleichtert.

Raus in die Natur fotografieren - 2

Fotografieren im Wald – nicht immer einfach

Die anfängliche Morgendämmerung fordert entweder eine höhere ISO oder eine ruhige Hand bei längeren Belichtungszeiten, und manchmal beides. Oder ein Stativ. Das nehme ich für diese Wanderung nicht mit. Also bediene ich mich gelegentlich eines Felsens, um die Kamera aufzulegen oder lege sie an einem Baumstamm an. Als die Sonne durch die Bäume blitzt, will ich den Sonnenstern „erwecken“ und schaffe dies ab der Blende 14.

Bei viel Licht und Schatten macht mir der hohe Dynamikumfang zu schaffen. Ich löse ihn für mich, indem ich generell lieber die hellen Partien meines Bildausschnittes korrekt belichte und die dunkleren, dann unterbelichteten Stellen am PC bei der Bildbearbeitung nachträglich aufhelle.

Raus in die Natur fotografieren - 3

Die Steinklamm – klein, aber fein

In Spiegelau, einer der vielen Orte entlang der sogenannten Glasstraße, führt ein Pfad in die Steinklamm, eine wildromantische Felsformation, durch die sich die Große Ohe in relativ kurzer Distanz hundert Meter bergab schlängeln muss und so ein wunderbares Flussbett geschaffen hat.

Zum Teil tost das Wasser die Felsen hinab und be-rauscht durch sein Rauschen. Immer wieder kann man direkt zur Großen Ohe auf dem Gestein und den Wasserlauf beobachten und bestaunen. Hier habe ich das Stativ mit dabei. Ich möchte verschiedene Belichtungszeiten ausprobieren, um das Wasser fließend abzubilden. Dazu benötige ich einen Graufilter, denn ohne hätte ich auch mit Blende 20 keine Belichtungszeiten über drei Sekunden zustande bringen können. Obwohl ich mit meiner Kamera und dem Stativ beschäftigt bin, stellt sich binnen kurzer Zeit eine fast meditative Ruhe ein. Das Rauschen der Ohe und das Alleinsein in der Klamm umhüllen mich. Ich hätte mit keinem anderen Ort der Welt tauschen mögen.

Meine Belichtungsversuche zahlen sich meiner Meinung nach am Ende aus. Ich bin mit meinen Ergebnissen zufrieden. Wichtig ist mir trotz der Fotografierlust, auch einmal die Kamera beiseite zu legen und die fast andächtige Stimmung, den Kraftort zu fühlen und mich hinein zu versenken in das Wunder der Natur. Es klingt bestimmt kitschig, aber mitten auf einer kleinen Lichtung am Boden sitzend dem Vogelgezwitscher auf der einen Seite und dem Wasser auf der anderen Seite zuzuhören, hat etwas vom – mir so vorgestellten – Paradies.

Mit den Gedanken weg vom Alltag, vom Welt-Wahnsinn hinein in das Staunen und Schauen, sich beim Gehen spüren und (fast) jeden Schritt bewusst zu setzen … nur für ein paar Stunden … das ist vielleicht heute wichtiger denn je zuvor. Zur Ruhe kommen, auftanken. Welch ein Geschenk in dieser ruhe- und friedlosen Zeit.

Lusen am Abend

Da das Wetter schön bleibt, möchte ich den Sonnenuntergang auf dem Lusen erleben und genießen. Klar ist, dass dies von mehreren Menschen genauso gewollt wird.

Aber auch hier ist es wie bei allen schönen Dingen: Wenn man sich ein wenig abseits begibt, steigt die Chance, sich „alleine“ mit dem Schauspiel fühlen zu dürfen. Da der „Böhmerwind“ gerne vom Osten her auffrischt, lässt es sich zudem ein wenig unterhalb des Gipfels bequemer warten. Ich war hier schon oft zum Sonnenaufgang oder -untergang. Immer wieder ist es anders und beeindruckend. Die Menschen hier sagen, der Lusen „zieht“. Ja, er zieht mich magisch an. Vielleicht kann ich diese Magie mit meinen Sommerbildern ein wenig vermitteln. Und Sie mitnehmen in meine Sehnsuchtsorte im Bayerischen Wald.

Raus in die Natur fotografieren

© Ingrid Röhrner – Raus in die Natur, Fotografieren!

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Geschrieben von:

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Ingrid Röhrner

6 Kommentare

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  • Liebe Frau Röhrner,

    ein großes Dankeschön dafür, uns mitzunehmen zu ihren heiligen Orten im Bayrischen Wald!

    Gut nachempfinden kann ich, was sie da so fühlen und erleben. Sensibel in der Natur unterwegs sein zu können, ist eine der besten Möglichkeiten, mit sich selbst unterwegs zu sein. Und die besten Ideen kommen einem einfach nicht im Sitzen, hm ? ;-)

    Ihre Fotos vermitteln (mir) recht gut, wo die unterschiedlichen Vorlieben ihrer Fotografie so liegen mögen. Vom gut gesetzten Gegenlicht-Stern bis zur gelungenen Langzeitaufnahme ist wirklich der Bogen weit. Was mir für meine Sehgewohnheiten als ungewöhnlich auffällt, ist diese teils hohe Helligkeit, die in ihren Fotos herrscht. Ich krieg das gar nicht sauber beschrieben. Ist das hell? Oder kontrastarm? Oder entsteht das bei dem, wie sie das mit ihrer Belichtung bzg. Dynamikumfang meistern?

    Fotografieren im Wald finde ich sowieso höchst anspruchsvoll. Ich habe das irgendwann aufgegeben, weil ich es nicht fotografisch so aufräumen konnte, wie angepeilt. Ihre Fotos hingegen haben schon was, mein Lieblingsfoto ist die 13.

    Herzliche Grüße aus Siegen, Dirk Trampedach

    • Lieber Herr Trampedach,

      vielen Dank für Ihre so freundlichen und wertschätzenden Zeilen. Ich freue mich sehr darüber. Ja, die besten Ideen kommen wahrlich nicht im Sitzen, da stimme ich Ihnen voll zu.
      Ich probierte in diesem speziellen Projekt “Waldfotografie” beim Bearbeiten aus, die Klarheit herunter zu setzen, gleichzeitig die Belichtung rauf zu setzen und eine Vignettierung vorzunehmen. So entstand das “Licht”, das Sie als “hell” bezeichnen.
      Ihr Lieblingsbild allerdings bedurfte kaum einer Bearbeitung. Das Licht war einfach wunderbar.
      Im Oktober werde ich wieder dort sein … mal schauen, was dann fotografisch entstehen darf.

      Herzliche Grüße

      Ingrid Röhrner

  • Liebe Frau Röhrner,

    da kommt Sehnsucht auf…
    Danke für das Auffrischen schöner Erinnerungen an den Bayernwald…

    Beim einen oder anderen Bild fühle ich mich direkt wieder mitten drin in dieser einzigartigen Natur…

    Gruß
    Herbert

    • Lieber Herr Neidhardt,

      vielen lieben Dank!! Ja, es zieht einen magisch hinein in diese gewaltige Schönheit!!!
      Vielen herzlichen Dank für Ihr Bild vom Lusenkreuz, das mir Peter freundlicherweise von Ihnen zukommen ließ. Eine wunderbare Aufnahme! Es animiert mich, im Winter hinzugehen.

      Alles Liebe!

      Herzliche Grüße

      Ingrid Röhrner

  • Liebe Ingrid,

    durch die Schönheit Deiner Aufnahmen kann man sich getrost die Wanderung bis zum Gipfel des Lusen ersparen….
    wenn man allerdings genau hinsieht, will man es selber erleben, hören, riechen und sich danach besser und entspannter fühlen…

    Man sollte also besser selber ran, so wie Dirk so treffend schreibt: die besten Bilder macht man nicht im Sitzen ( Meine Interpretation, Dirk versteht wie ichs mein :) )…hoffe ich

    Es ist nicht einfach im Wald zu fotografieren, jedoch bieten sich hier so viele Möglichkeiten der Lichtgestaltung….abgeblendet schafft man es ohne ND Filter locker zu Belichtungszeiten, die kleine Bächlein “erstarren”lassen ….
    und gleichzeitig, wenn man auf die Lichter belichtet ( so wie von Frau Röhrner beschrieben ) hat man die Reserven in der RAW Korrektur die Tiefen wieder hochzuholen…
    Bildbearbeitung sollte aber auch gelernt sein….!

    Eine gute Kamera mit Vollformatsensor und gutem Dynamikumfang hilft natürlich….

    Meine Lieblingsbilder sind die 1 ( Tiefen-Lichter-perekt ) man läuft gedanklich ins Licht…
    die 2 ( ich liebe Stoanamandl ) früher beim kraxln selber aufbaut….
    und die 10 ( perfekte Spiegelung, Horizont perfekt in der Mitte …)
    wenn man die Regeln kennt, darf man sie für bessere Bilder auch brechen….

    Ingrid, Du bist eine der besten Photographen( darf man das so noch schreiben?) die ich kenne, Deine Bilder sind einzigartig, denn sie sind so voll mit Deinen Gefühlen, Deinen Werten und all dem, was Du uns allen damit transportieren willst.

    Ich hoffe und wünsche Dir, dass es ganz viele Erkennen. (Sehen) !

    Mit ganz herzlichen Grüßen,
    Michael Messmer

    • Lieber Michael,

      ich denke Dir von ganzem Herzen für Deine mich sehr berührenden Worte. Ich freue mich sehr, dass ich Dir mit meinen Fotos so viel Freude machen durfte. Ja, die Regeln brechen, wenn man sie kennt. Gut geschrieben. Manchmal passt dann einfach die perfekte Mitte wie bei Bild Nummer 10.
      Und ja, ich versuche mit meinen Aufnahmen meine Gefühle und Werte zu transportieren. Das ist oft gar nicht so einfach. Danke, dass Du mich so einschätzt.

      Das Kompliment mit dem Photographen (das darf man meines Wissens immer noch so schreiben…diese Schreibweise gefällt mir immer noch am besten; und das generische Maskulinum finde ich persönlich passend im Gegensatz zum Gendern. Es steht für mich immer noch für ALLE Menschen, denn Inklusion ist für mich schon immer selbstverständlich.) kann ich so nicht wirklich annehmen. Es ehrt mich sehr und ich versuche immer weiter zu lernen. So bin und bleibe ich eine “Lernende” im Bereich der Photographie und bin sehr erfreut, wenn ich Menschen mit meinen Bildern glücklich machen darf.

      Alles Liebe und viel Spaß in den nächsten Tagen beim urbanen Fotografieren. Ich wünsche Dir viele wunderbare Momente und Situationen, in denen Du bestimmt eine Menge wunderbare Fotos mitbringen wirst.

      Herzliche Grüße

      Ingrid Röhrner

Journalist, Fotograf, Fototrainer Peter Roskothen

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