Die Reise von Nancy Pelosi, der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, nach Taiwan im August 2022 hat auch in Deutschland dem Inselstaat zu mehr Aufmerksamkeit verholfen. China reagierte auf den Besuch mit wütenden Protesten und Militärmanövern, die es damit begründete, die Insel sei ein untrennbarer Teil der Volksrepublik, und der Besuch bedeute eine “Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas”. Um diese Reaktionen einordnen zu können, muss man das wechselvolle Verhältnis zwischen Taiwan und Festlandchina näher beleuchten, aber auch verstehen, wie sich die Insel von einer Militärdiktatur zu einer Demokratie gewandelt, und wie sich im Laufe der Jahre eine eigene taiwanische Identität herausgebildet hat. Ich habe von 1990 bis 1996 in Taipeh gelebt und die Anfänge dieses Übergangs unmittelbar erlebt.
Inhaltsverzeichnis
Taiwan – Erlebnisse in einem Krisengebiet der Weltpolitik mit Fotografien
Die Aufhebung des Kriegsrechts
Als ich im August 1990 in Taiwans Hauptstadt ankam, um als Korrespondent der Bundesstelle für Außenhandelsinformation (bfai) zu arbeiten, war das Kriegsrecht gerade einmal drei Jahre Geschichte. Es war 1949 verhängt worden, nachdem die Kuomintang-Partei (KMT) mit dem Staatspräsidenten der Republik China (ROC), Chiang Kai-shek, an der Spitze den innerchinesischen Bürgerkrieg mit der KP China unter Führung von Mao Zedong verloren hatte. Mao proklamierte die VR China am 1. Oktober 1949, und Chiang zog sich mit seiner Regierung, der ROC-Armee und zwei Millionen Anhängern nach Taiwan zurück.
Auf der Insel regierten Chiang und die vom Festland Gekommenen mit harter Hand. Das Kriegsrecht zielte darauf ab, kommunistische Aktivitäten in Taiwan zu unterdrücken. Doch sein Einfluss ging viel weiter: Oppositionsparteien gab es nicht, genauso wenig wie Presse- und Organisationsfreiheit. Auch die Verwendung des weithin gesprochenen Taiwan-Dialekts war im Rundfunk oder später im Fernsehen verboten.
Wirtschaftlich hingegen begann in den 60er-Jahren ein spektakulärer Aufschwung, in dessen Rahmen Taiwan innerhalb von 20 Jahren zu einem der global wichtigsten Computer- und Peripherieerzeugnissen und seit den 90er-Jahren zum größten Halbleiterproduzenten der Welt wurde. Mit dieser Entwicklung war ein steigender Wohlstand der Bevölkerung verbunden. Parallel hierzu wurden Forderungen nach der Gewährung bürgerlicher Grundrechte immer lauter. Während Chiang Kai-shek solche Bestrebungen noch unterdrückt hatte, leitete sein Sohn und Nachfolger Chiang Ching-kuo nach dem Tod des Vaters 1975 erste Reformen ein.
So lockerte er die politischen Kontrollen, was schließlich in der Aufhebung des Kriegsrechts 1987 gipfelte. KMT-Oppositionelle konnten sich leichter organisieren; dies führte zur Gründung der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) im Jahre 1986. Außerdem öffnete Chiang Ching-kuo den Staatsdienst für Taiwan-Chinesen und bestimmte den in Taiwan geborenen Lee Teng-hui zu seinem ersten Nachfolger. Dieser wurde nach dem Tod Chiangs im Jahre 1988 Vorsitzender der KMT und Präsident der ROC.
Erste persönliche Eindrücke von Taiwan
Von all diesen Entwicklungen hatte ich vor meiner Ankunft nur recht rudimentäre Kenntnisse. Gerade das gespannte Verhältnis Taiwan zur VR China machte mich trotz der Aufhebung des Kriegsrechts ein bisschen nervös. Denn in meinem Hausrat befanden sich u.a. Wörterbücher, die ich in Peking gekauft hatte und deren Inhalt häufig kulturrevolutionärer Natur war (die erste Auflage eines kleines Schriftzeichen-Lexikons z.B. stammte aus dem Jahre 1971). Diese Sorgen waren jedoch völlig unbegründet; die Zollabwicklung meines Gepäcks verlief reibungslos.
Sprachlich hatte ich ein paar Probleme. Taiwan verwendet bis heute traditionelle chinesische Schriftzeichen; ich hatte in meinem Chinesischunterricht in Bonn und Peking jedoch ausschließlich die in der VR China gebräuchlichen Zeichen gelernt, die sich, da in ihrer Struktur stark vereinfacht, sehr von den in Taiwan üblichen Zeichen unterscheiden. Da die Zeitungslektüre ein wichtiger Teil meiner Arbeit als Wirtschaftskorrespondent war, musste ich also viele Zeichen ganz neu lernen. Auf der Straße konnte ich mich hingegen ohne größere Schwierigkeiten verständigen, da überall Mandarin-Chinesisch gesprochen wurde. Trotzdem wurde mein Chinesisch häufig freundlich belächelt: Zum einen sprach ich mit einem deutlichen Pekinger Akzent, zum anderen gebrauchte ich Wörter, die mich sofort als jemanden identifizierten, der Chinesisch nicht in Taiwan gelernt hatte. Computer z.B. hieß in Taiwan “Elektronengehirn” (chin.: diannao), in der VR China sprach man zu dieser Zeit von “Rechenmaschinen” (jisuanji), ein Ausdruck, der auf der Insel für kleine Taschenrechner Anwendung fand.
Zu Taipeh als Stadt fand ich nur langsam Zugang. An das feuchte, subtropische Klima gewöhnte ich mich nur allmählich. Sehr angenehm fiel mir der Wunsch der Taiwaner nach gutem Essen auf. Auch einfache Garküchen oder etwas schäbig aussehende Restaurants servierten leckere Gerichte, die ich oft zuvor noch nie gegessen hatte. Die Wohnarchitektur empfand ich dagegen als hässlich, ich begegnete dieser Tatsache jedoch mehr und mehr mit asiatischer Gelassenheit, anders gesagt, wie die Einheimischen sah ich darüber hinweg: Auch im Zentrum waren in vielen Straßen mittelhohe Wohnblocks mit vier oder fünf Etagen zu sehen, deren Außenwände von Staub und Smog verdreckt waren. Die Fenster der unteren Geschosse waren oft vergittert, und auf den Flachdächern waren illegale bauliche Ergänzungen nicht unüblich. Ich selbst litt nicht unter der oft schlechten Wohnqualität: In Tienmou, einem nördlichen Stadtteil, der besonders bei Ausländern beliebt war, fand ich im obersten Stock eines zwölfgeschossigen Hauses eine schöne, geräumige Wohnung, deren Standard sich an ausländischen Ansprüchen orientierte, ohne in irgendeiner Weise luxuriös zu sein. Eine gute Unterkunft war mir sehr wichtig, da ich von zu Hause aus arbeitete. Trotzdem war nicht alles perfekt. So suchte sich z.B. bei heftigen Taifunen das Wasser durch Erdbebenrisse auf dem Flachdach einen Weg nach unten und endete prompt in meiner Wohnung. Aufgestellte Eimer verhinderten Schlimmeres.
Auch Slums gab es, zusammengezimmerte kleine Hütten, die im heißen Sommer und im manchmal recht kalten Winter (in Taipeh schneit es gelegentlich) sehr unangenehm zu bewohnen waren. Ihre bloße Existenz wie auch der schlechte Zustand vieler anderer Gebäude hinterließen bei mir hin und wieder den Eindruck, ich befände mich in der Dritten Welt und nicht in einem Land, dessen genereller Lebensstandard auch schon in den 80er-Jahren relativ hoch war.
Stadtentwicklung
Obwohl die Bevölkerung Taiwans auch aufgrund der vielen Zuzügler vom Festland in den 50er-Jahren rasch wuchs und deshalb viel Wohnraum benötigt wurde, verhielten sich die KMT-Regierungen in Bezug auf den Wohnungsbau viele Jahre lang relativ passiv. Denn nach dem Rückzug auf die Insel galt ihr Hauptaugenmerk der Wiedergewinnung von Festlandchina. Taiwan war für sie lediglich ein Provisorium an der Peripherie des chinesischen Reiches. So setzte eine Entwicklung ein, in der jeder baute, wie er wollte, und da sich alle an diese Praxis gewöhnt hatten, stießen spätere Versuche des Staates, zumindest ein wenig mit Bestimmungen einzugreifen, schnell an ihre Grenzen (vgl. dazu Pitkänen, A.: “Wild Cities: The Renegade Roots of Urban Taiwan”, Cross-Currents: East-Asian History and Cuture Review 33 (2019), S. 238-246).
Die Stadtentwicklung Taipehs verlief geplanter. Als ich dorthin umsiedelte, baute die Stadt z.B. an sechs U-Bahnlinien zur gleichen Zeit. Die Folge waren permanente Verkehrsstaus sowie Dreck und Staub. In der Rushhour war es besonders schlimm. Zur Menge an Autos und Motorrädern kam die Undiszipliniertheit der Fahrer: Schaltete z.B. die Ampel an Kreuzungen auf grün, fuhren alle los, egal, ob der Querverkehr abgeflossen war oder nicht. Die Lage verbesserte sich erst (und relativ schnell), als Geldbußen verhängt wurden. Was die Slums angeht, wurden etwa 1994/95 im Süden der Stadt die baufälligen kleinen Hütten (gegen den Protest ihrer Bewohner) abgerissen. Auf dem Gelände entstand der Daan-Park. Von vielen Maßnahmen habe ich keine unmittelbare Kenntnis, aber viele Stadtteile änderten sich grundlegend. So wurde Ende 2004 der Wolkenkratzer Taipei 101 fertiggestellt und das ganze Gebiet drumherum zum neuen Finanzzentrum umgewandelt. Es gab zahlreiche Maßnahmen, Taipeh attraktiver zu machen, allerdings behielt die Stadt dennoch, anders als etwa Peking, ihren Charakter.
Ein China oder zwei?
Es dauerte bis in die 80er und frühen 90er-Jahre, dass sich Taiwan in seinem Verhältnis zu China den Realitäten stellte. Obwohl sich nach der Gründung der VR China und der Flucht Chiang Kai-sheks das Staatsgebiet der ROC faktisch nur noch Taiwan und einige kleinere Inseln umfasste, sah sich Taipeh als der rechtmäßige Vertreter ganz Chinas. Umgekehrt sagte Peking, es allein spreche für China. Unterstützten im Kalten Krieg vor allem die USA; so war die ROC Ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Erst als Folge der Reise des US-Präsidenten Nixon nach Peking 1971 verlor Taipeh diesen Sitz, der ab 1972 von Peking eingenommen wurde. Danach nahmen zahlreiche Länder offizielle Beziehungen zur VR China auf; Deutschland eröffnete 1972 eine Botschaft in Peking.
Die USA, wichtigster Verbündeter Taipehs, erkannten die VR China zum 1. Januar 1979 diplomatisch an. Allerdings weichen die chinesische und die englische Version der Übereinkunft voneinander ab. Der chinesischen Fassung zufolge gibt es nur ein China in der Welt, Taiwan ist ein Teil von China und die VR China ist die einzige legale Regierung, die alle chinesischen Bürger vertritt. Die USA haben lediglich diesen letzten Punkt anerkannt; in Bezug auf die Punkte eins und zwei benutzt die chinesische Fassung das Wort “anerkennen”, während die englische Version stattdessen nur von “zur Kenntnis nehmen” spricht (vgl. Li Kua-teng, “What is Taiwan’s Legal Status According to International Law, Japan, and the US”, The News Lens, 2.12.2019, https://international.thenewslens.com/feature/taiwan-for-sale-2020/128242). Mit anderen Worten: Eine Souveränität der VR China über Taiwan wird nicht ausdrücklich bejaht.
Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen verabschiedete der US-Kongress im April 1979 den “Taiwan Relations Act”, um die vielfältigen Verbindungen mit der Insel weiterzuführen. An die Stelle der Botschaft trat das American Institute in Taiwan, das mit umfassenden quasi-diplomatischen Funktionen ausgestattet wurde.
Was den unmittelbaren Kontakt zwischen Taiwan und der VR China angeht, waren die Gespräche vom Oktober 1992 während meines Aufenthalts eines der wichtigsten Ereignisse. Dabei trafen sich Vertreter beider Seiten in Singapur. Das Ergebnis war eine inoffizielle Übereinkunft, die später als “Konsens von 1992” bekanntgeworden ist. Sie besagt im Wesentlichen, dass es nur ein China gibt, dass aber beide Seiten unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was darunter zu verstehen ist. Eine einseitige Unabhängigkeitserklärung wird ausgeschlossen.
Die ab 1996 demokratisch gewählten Präsidenten Taiwans haben je nach Parteizugehörigkeit (KMT oder DPP) unterschiedlich auf den Konsens reagiert. Am weitesten ging Ma Ying-jeou (KMT), der in seiner Amtszeit ab 2008 explizit im Geiste der Übereinkunft auf verschiedenen Gebieten eine bis dahin weitreichende Annäherung Taiwans an China einleitete. Für Tsai Ying-wen, das jetzige Staatsoberhaupt, ist der Konsens dagegen lediglich “eine historische Tatsache”. Für alle Präsidenten, egal ob KMT oder DPP, war (ist) allerdings eine Unabhängigkeitserklärung tabu.
Raketentests und taiwanische Identität
Das Treffen in Singapur 1992 war ein erster Versuch, die vielen strittigen Fragen im bilateralen Verhältnis zu diskutieren und auszuloten, ob und welche Lösungen es überhaupt gibt. All das wurde durch die chinesischen Manöver und Raketentests 1995 wieder infrage gestellt. Peking versuchte auf diese Weise, den Präsidentschaftswahlkampf 1996 in seinem Sinne zu beeinflussen. Die Lage in Taipeh war fühlbar angespannt. Erst als US-Präsident Clinton zwei Flugzeugträger in die Straße von Taiwan entsandte und China damit demonstrierte, für Taiwan einstehen zu wollen, entspannte sich das Klima.
Die Raketentests waren in jeder Hinsicht ein klassisches Eigentor für Peking. War Taiwan im Westen damals nicht so richtig bekannt – ich selbst wurde gelegentlich gefragt, ob ich in Bangkok lebte -, so sorgten Scharen von westlichen Fernsehteams dafür, dass die Insel auf den Landkarten erschien. Auch die Herausbildung einer taiwanischen Identität und das Bewusstsein einer eigenen Staatlichkeit erhielten Schwung. 1992 gaben in einer Umfrage der taiwanischen National Chengchi University 46,4 % an, sie fühlten sich als Chinesen und Taiwaner, 25,5 % nur als Chinesen, 17,6 % nur als Taiwaner. Drei Jahre später war der letztgenannte Anteil auf 25,0 % gesprungen; die chinesischen Raketentests dürften hierbei eine wichtige Rolle gespielt haben. 47 % betrachteten sich als Chinesen und Taiwaner. Bis 2022 hatten sich die Resultate grundlegend verschoben: 63,7 % sahen sich als reine Taiwaner und nur noch 30,4 % als Chinesen und Taiwaner.
Bei der Identitätsbildung war anfangs vor allem die Sprache hierbei ein wichtiges Instrument. Fernsehen und Rundfunk strahlten Sendungen in Taiwanisch aus. Rockgruppen wie z.B. Wu Bai and China Blue sangen ausschließlich auf Taiwanisch; besonders die KMT-Politiker, von denen viele auf dem Festland geboren waren und die nur Mandarin sprachen, mussten Taiwanisch lernen, um sich bei Teilen des Wahlvolks verständlich machen zu können.
In den 90er-Jahren wurde eine Reihe von demokratischen Reformen eingeleitet. Sie legten u.a. fest, dass der Präsident direkt vom Volk gewählt wird. Auch dies half, die Identitätsfindung der Bevölkerung mit Taiwan zu fördern. 1992 fanden die ersten Wahlen zum Legislativ Yuan, der gesetzgebenden Versammlung statt, und 1996 erhielt Lee Teng-hui (damals KMT) die mit Abstand meisten Stimmen bei der Präsidentschaftswahl. Die wachsende politische Reife der Taiwaner zeigte sich spätestens bei den Präsidentschaftswahlen des Jahres 2000, als Chen Shui-bian von der DPP als erster Oppositionspolitiker in das oberste Staatsamt gewählt wurde. Seither sind Machtwechsel auf allen administrativen Ebenen des Staates gang und gäbe.
Auch im Hinblick auf Taiwans internationale Stellung änderten sich die Verhältnisse. Vieles passierte aber erst, als ich Taiwan bereits verlassen hatte. Während meines Aufenthalts wurde z.B. Deutschland vom Deutschen Wirtschaftsbüro vertreten. Das Büro betrieb in erster Linie Wirtschaftsförderung; daneben nahm es begrenzt diplomatische Aufgaben wahr, soweit sie im Rahmen der inoffiziellen Beziehungen zwischen Deutschland und Taiwan nötig waren. Bei Flügen nach Taipeh wurden wegen der fehlenden Staatlichkeit Taiwans bei einem Zwischenstopp in Bangkok die deutschen Hoheitszeichen überklebt und Flug als Condor-Verbindung fortgesetzt.
Das alles ist längst Geschichte. Mehr als 25 Jahre später sehen gerade die westlichen Länder Taiwan faktisch als eigenen Staat an, auch wenn sie in ihren Beziehungen zu Peking die “Ein-China-Politik” hochhalten. Botschaften heißen daher nicht Botschaften, sie arbeiten aber wie eine Botschaft. Deutschland unterhält seit dem Jahre 2000 das Deutsche Institut Taipei; Großbritannien wird vom British Office Taipei und Frankreich vom Bureau Francais de Taipei vertreten.
Mein fotografischer Eindruck von Taipeh und Taiwan
Fotografisch waren meine Jahre in Taiwan wenig ergiebig. Ich hatte sehr viel zu tun; in meiner Freizeit setzte ich mich auf ein Fahrrad und erkundete allein oder mit Freunden die bis zu 1000 m hohen Berge im Norden Taipehs. Für mich heute unvorstellbar blieb dabei die Kamera zu Hause. Einige wenige Aufnahmen aus dieser Zeit können Ihnen dennoch einen gewissen Eindruck vermitteln.
Meine letzte Reise nach Taiwan machte ich 2015. Zusammen mit meiner Frau reiste ich im Zug von Taipeh zunächst nach Tainan im Süden und dann nach Hualien an der Ostküste. Auf dieser Fahrt habe ich viel fotografiert, und ich zeige Ihnen einiges davon. Ich denke, über sieben Jahre später dürfte die meisten Eindrücke heute noch zutreffen. Denn schon 2015 war mir trotz längerer Abwesenheit vieles sofort wieder vertraut: Die Betelnuss schälende junge Frau (Betelnüsse werden gekaut und führen zu leichten Rauschzuständen), die Nachtmärkte, die Teehäuser und die Obst- und Gemüsestände entlang der Straßen, all das rief Erinnerungen an die 90er-Jahre wach. Auch wenn viele Gebäude gerade in älteren Stadtteilen nach wie vor schmuddelig aussahen, gab Taipeh im Ganzen verglichen zu den 90er-Jahren ein deutlich besseres Bild ab. Wegen der U-Bahnen hatte sich der Verkehr gebessert; es gab Grünanlagen und Parks. Restaurierte Straßen wie die Dihua Street zeugten vom historischen Erbe. Andererseits waren z.B. das Finanzzentrum oder der Neihu Wissenschaftspark Ausdruck des “neuen” Taiwan. Daueraufenthalte mit dem damit verbundenen Alltag und Kurzbesuche lassen sich natürlich nicht miteinander vergleichen, doch Taipeh kam mir lebenswerter vor. Zu diesem Eindruck hat sicherlich auch die Tatsache beigetragen, dass mir die Leute wie früher meist sehr freundlich begegneten.
© Detlef Rehn – Taiwan – Taiwan – Erlebnisse in einem Krisengebiet der Weltpolitik mit Fotos
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Hallo Herr Rehn,
hoch interessant ihre persönlichen Eindrücke, aber auch der geschichtliche Hintergrund, den sie
beschreiben.
Gerade bei der aktuellen politischen Situation habe ich ihren Bericht und ihre Bilder mit großem
Interesse gelesen und betrachtet.
Herzlichen Dank, Heiner Homberger
Hallo Herr Homberger,
danke für Ihren freundlichen Kommentar.
Herzliche Grüße,
Detlef Rehn
Sehr geehrter Herr Rehn,
vielen Dank für den professionellen Einblick, den Sie uns gestatten und die Mühe, die sie sich gegeben haben. Ihr Bericht zeigt auch wunderbar, dass über die Zeit gesehen, das Alltägliche das wirklich Interessante ist.
Viele Grüße
Bernhard Labestin
Sehr geehrter Herr Labestin,
ich freue mich, dass Ihnen mein Bericht gefallen hat. Sie haben vollkommen recht, nicht Sehenswürdigkeiten o.ä. sind in einem Land das Wichtigste, sondern wie die Menschen leben. Das versuche ich seit einigen Jahren auch in meinen Fotografien festzuhalten. Ich stelle dann auch immer wieder fest, wieviele Gemeinsamkeiten es zwischen den Ländern doch teilweise großer kultureller Unterschiede gibt.
Viele Grüße,
Detlef Rehn
Hallo Herr Rehn, auch ich bedanke mich für ihren Bericht. Sie haben die Situation sehr anschaulich und verständlich geschrieben. Das war für mich neben ihren Bildern eine gute Auffrischung, die politische Wirklichkeit wieder in Erinnerung zu rufen. Auch mich fasziniert Asien seit den 70er Jahren. Wirklich schade das Sie wärend ihres Arbeitsaufenthalt nicht fotografieren konnten. Mir ging es bei meiner ersten Reise über Land nach Indien genau so. Die Bilder sind leider nur im Kopf. Später habe ich das geändert. Was macht man nur mit seinen Bilderschatz. – Ich arbeite jetzt im Alter an einer Homepage mit dem Schwerpunkt auf Food Konzepten. Was in Asien besonders spannend ist. Ich freue mich darauf nach Fertigstellung dies auch im Fotowissen – Kreis vorzustellen.
Herzlichen Gruß Helmut Haase
Hallo Herr Haase,
auch Ihnen ein Dankeschön dafür, dass Sie meinem Artikel Ihre Zeit gewidmet haben. Es ist nicht ganz so, dass ich in Taiwan damals nicht hätte fotografieren können. Es war nur keine Priorität. Heute sehe ich das vollkommen anders, aber es ist halt, wie es ist. Andererseits habe ich feststellen können, dass sich in Taiwan vieles vom Alltäglichen, was ich damals kennengelernt habe, bis heute erhalten hat. Natürlich hat sich Taipeh auch verändert, es hat aber eben nicht, anders als z.B. Peking, seinen Charakter verloren. Auf Ihre Fotos zu Food-Konzepten bin ich sehr gespannt, und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie bei fotowissen einige Aufnahmen vorstellen könnten.
Herzliche Grüße,
Detlef Rehn
Lieber Herr Rehn,
nach 3 Wochen Urlaub und entsprechender Zurückgezogenheit finde ich hier viele neue, tolle Beiträge, und ihrer gehört eindeutig zu denen, die mich höchst beeindrucken. Es gibt der Art ihrer Fotografie, und den Fotos selbst, eben einen völlig anderen Kontext, wenn man den Artikel dazu lesen darf.
Es ist trotz immer kleiner werdender Aufwände sicherlich nach wie vor selten, dass jemand in fremden Landen und einer sehr differenzierten Kultur dermaßen tief eintaucht, und das über so lange Zeit. Ihre Fotos (die ich übrigens als Rein-Form der Street-Photography ansehe) unterstreichen das ausdrucksvoll, und ich mag den Stil wirklich sehr.
Herzlichen Dank für ihren Artikel, und die besten Grüße dazu!
Dirk Trampedach
Lieber Herr Trampedach,
willkommen zurück, ich hoffe, Sie hatten einen schönen Urlaub.
Danke für Ihre wohlwollenden Bemerkungen. “Ein Bild sagt mehr als tausend Worte”, das ist sehr wahr. Wie tief ein westlicher Ausländer in ostasiatische Kulturen eintauchen kann, ist eine Frage, über die viele kluge und weniger kluge Bücher geschrieben worden sind. Ich kann für mich sagen, dass mir Japan, Taiwan oder auch China und Korea nicht mehr richtig fremd sind. Das betrifft nicht nur den Alltag, sondern ich habe sicher in einem bestimmten Maße auch kulturelle Dinge (bewusst oder unbewusst) übernommen. Genauso sicher ist aber auch (wir haben uns darüber im letzten November anlässlich eines “Fotos der Woche” kurz ausgetauscht), dass ich hier in Ostasien ein Fremder geblieben bin und vieles mit dem (neugierigen) Blick eines Fremden sehe. Ich hoffe, dass meine Taiwan-Fotos diese beiden Aspekte auch ausdrücken.
Ich freue mich auf neue Beiträge von Ihnen.
Herzliche Grüße,
Detlef Rehn
Hallo Herr Rehn,
vielen Dank für diesen tollen Artikel und die Arbeit, die Sie sich gemacht haben, um den historischen Hintergrund, vor dem Sie Ihre persönlichen Eindrücke schildern, aufzuzeigen. Für uns Europäer ist es oft nicht einfach, das politische Wirrwarr Asiens zu durchblicken; mir jedenfalls fällt das sehr schwer und Sie haben mit Ihrem Beitrag sehr viel Licht ins Dunkel gebracht. Die dazu gezeigten Fotos bringen nochmal eine ganz andere Dimension in Ihre Erzählung und machen Ihre persönlichen Eindrücke sehr gut nachvollziehbar.
Nochmals vielen herzlichen Dank für Ihre Mühe und einen guten Start in die kommende Woche wünscht Ihnen
Bettina Arens-Kardell
Guten Tag, Frau Arens-Kardell,
ich freue mich sehr, dass Ihnen mein Bericht gefallen hat. Vielleicht habe ich bei Ihnen ja auch ein bisschen Interesse für eine Reise nach Taiwan geweckt. Nicht zuletzt in gastronomischer Hinsicht ist ein Besuch ein Erlebnis…
Mit freundlichen Grüßen aus Tokyo,
Detlef Rehn
Hallo Herr Rehn
Wirklich ein sehr interessanter und ausführlicher Bericht. Herzlichen Dank dafür!
Unser Schwiegersohn ist aus Taiwan und hat dort auch noch seine Familie. Wir haben fest geplant in absehbarer Zukunft der so oft ausgesprochenen Einladung zu folgen und die sich so bietenden sicher vertieften Einblicke in die ostasiatische Kultur nicht nur fotografisch aufzunehmen. Wir sind, bisher bisher europäisch orientiert, sehr gespannt was uns erwartet. Ihr Bericht mich eins mehr motiviert die weite Reise in Angriff zu nehmen.
beste Grüsse aus der Schweiz
Harald Weidner
Hallo Herr Weidner,
danke für Ihren Kommentar. ich habe ihn gerade erst gesehen, tut mir Leid.
Die Reise sollten Sie unbedingt machen, wenn es die Pandemie erlaubt. Taiwan ist ein schönes Land. Im Osten dürften Sie sich fast heimisch fühlen, gibt es doch eine Vielzahl sehr hoher Berge.
Da Ihr Schwiegersohn aus Taiwan stammt, haben Sie natürlich beste Voraussetzungen, Dinge zu sehen, die anderen Besuchern verborgen bleiben.
Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen,
Detlef Rehn