Das Analoge im Menschen und in der Fotografie ist eine stille Übereinkunft. Das Analoge hat unfassbar viel mit uns zu tun, weit über die Fotografie hinaus, aber auch tief in sie hinein. Wenn wir heutzutage über den Charme analoger Fotografie reden und uns fragen, worin sich das begründet, macht es sicherlich Sinn, eine Reflexion über Menschsein und Fotografie zu wagen. Wahrscheinlich wird es uns nie gelingen, nicht analog zu sein. Und vielleicht steckt in dieser Tatsache der Grund, warum uns analoge Fotografie immer eher unkompliziert, und digitale Fotografie zunehmend komplizierter erscheint.
Wie das alles zusammenwirken kann, und worin das Potenzial steckt, das wir für uns und unsere Fotografie nutzen dürfen, möchte ich Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, mit meinen Gedanken zu diesem Thema vorstellen. Lassen Sie uns gerne daran teilhaben, wie Sie darüber denken, oder was analoge Fotografie für Sie bedeutet. Schwärmerei, Affinität zur Technik, Einfachheit oder …!? Nutzen Sie gerne die Möglichkeit zur Kommentierung, danke!
Visuell ist der Beitrag unterfüttert mit alten Analogfotos von mir.
Das Analoge im Menschen und in der Fotografie – Allgemeines
Wir Menschen, aus Fleisch, Knochen, Blut, mit all unserem Tun, unseren Gedanken und Visionen, sind ganzheitlich analog. Das war lange Zeit keine Erwähnung wert, da die Welt um uns herum genauso analog funktionierte. Doch das hat sich gewandelt, unsere Lebensräume ticken mehr und mehr digital. Einzig wir Lebewesen sind ganzheitlich analog geblieben und dürfen nun zusehen, wie wir uns in Alledem zurechtfinden.
In einer Ära, in der Digitalisierung und sogenannter Instant-Access allgegenwärtig sind, mag das Analoge auf den ersten Blick vielleicht wirklich wie eine rückwärtsgewandte (Lebens-)Form erscheinen. Das Analoge, dem wir gerne das Schild „alt & ineffizient“ verpasst haben, bekommt allerdings eine besondere, und aktuellere Bedeutung.
Denn in einem Lebensraum, der zunehmend von Digitalisierung, Instant-Feedback und ständiger Vernetzung geprägt ist, fällt plötzlich auf, dass unsere Umwelt anders tickt, als wir jemals zu ticken in der Lage sein werden. Ich schreibe hier auch bewusst Umwelt und nicht Welt, denn die Welt im herkömmlichen Sinne ist nach wie vor analog! Alle Lebewesen, Pflanzen, die gesamte Existenz an Chemie, Physik und Biomasse ist analog, und wir gehören nun mal dazu. Einzig unsere Umwelt digitalisieren wir zunehmend. Und das, obwohl wir selbst permanent analog existieren. Diese Tatsache, und die daraus resultierenden Komplikationen, gilt es anzuerkennen und wirklich zu verstehen.
„Der Mensch, wie die Kamera, braucht Zeit, um das Wahre zu erkennen und festzuhalten.“
Das Analoge ist wahrhaftig, weil es unserer Wesensart entspricht. Es stellt erstens eine Grundsätzlichkeit, und zweitens eine bewusste Gegenbewegung zur Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit dar. Längst keinen Trends mehr folgend, scheinen sich viele Menschen wieder zum Analogen, und daher zum Ursprünglichen zu sehnen.
Emotionalität ist auch analog. Das sehen wir zum Beispiel an der stetig jünger werdenden Klientel derer, die Oldtimer und klassische Automobile fahren, das zeigt sich an dem ungebrochen steigenden Trend in den Sparten Wandern oder Camping. Auch alle klassischen Uhren, die was auf sich halten, ticken mechanisch. Selbst das längst totgesagte Buch als Buch erlebt einen deutlichen Aufschwung, trotz aller Konkurrenzvarianten.
Die Wiederkehr des Analogen in etlichen Lebensbereichen steht vielleicht für die tiefe Sehnsucht in uns, Einklang zu schaffen, und die Charakteristik unserer (Um-)Welt endlich wieder mit der unseres Menschseins zu synchronisieren.
Das Analoge im Menschsein: Mehr als nur Option
Das Analoge im Menschsein beschreibt eine Haltung, die Wert auf Echtheit, Tiefe und bewusste Erfahrung legt. Wenn wir genau hinsehen, zeigt sich, was das Analoge des Menschseins ausmacht, denn es manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen: in zwischenmenschlichen Beziehungen, in der Kunst, im Alltag und sicher auch in unserer Selbstwahrnehmung.
Es hat was zu tun mit dem Natürlichen. Analog ist natürlich. Die Dinge und uns selbst wieder analog zu begreifen, bedeutet, unserem „Naturell“ zu folgen, Bereitschaft aufzubringen dafür, sich auf den Moment einzulassen, Tiefe zu suchen und die Schönheit im Einfachen zu erkennen.
Dieses Prinzip spiegelt sich auch in der Art und Weise wider, wie wir Menschen Erinnerungen bewahren. Fotos, Briefe, handgeschriebene Notizen – all das sind analoge Artefakte, die eine besondere Verbindung zur Vergangenheit schaffen. Wir haben sie alle daheim, die alten Schuhkartons mit vergilbten Fotos, mit den Briefschnipsel aus Schultagen, den Postkarten der Großeltern, den ersten Liebesbriefen. Sie sind greifbar, langlebig und tragen eine persönliche Geschichte in sich.
„Das Analoge verbindet uns mit der Vergangenheit und macht die Gegenwart greifbar.“
Der Bezug zur analogen Fotografie
Unter vielen Varianten und Facetten, das Analoge zu umschreiben, ist die analoge Fotografie ein treffendes Beispiel für das Prinzip des Analogen im Menschsein. Sie steht für eine bewusste Entscheidung, den Moment nicht sofort digital festzuhalten, sondern den Prozess des Fotografierens zu zelebrieren. Das ginge digital sicher auch, aber machen wir uns ehrlich: Sehr oft gelingt uns das in letzter Konsequenz dann doch nicht.
Beim Fotografieren mit Film ist zwangsläufig jeder Klick eine bewusste Handlung. Wir stehen dann da im Moment, in dem alles zählt. Perspektive, Licht, Stimmung und auch die Gefühle. An uns liegt es, die Belichtung, den Fokus und die Komposition sorgfältig abzuwägen, und hoch konzentriert in Einklang zu bringen, da die Anzahl der Aufnahmen begrenzt ist. Und wer sogar noch das Entwickeln des Films selbst erledigt, vollzieht einen kreativen und ganz sicher analogen Akt, der Zeit und Aufmerksamkeit verlangt. Das Ergebnis ist ein Bild, das nicht nur eine Momentaufnahme ist, sondern auch eine Geschichte, eine Stimmung und eine bewusste Entscheidung widerspiegelt.
Insgesamt ist das Analoge also kein Relikt vergangener Zeiten, sondern eine bewusste Entscheidung für die lebendige Gegenwart. Es ist eine Form des Menschseins, die sich gegen die Schnelllebigkeit stellt und stattdessen auf das aufbaut, was seit Jahrtausenden unsere Lebensform ausgemacht hat – nachhaltige, bewusste und kreative Prozesse. In der Fotografie bedeutet das, nicht nur Bilder zu belichten, sondern Geschichten zu erzählen. Und was wir festhalten, sind nicht nur die Momente im Foto. Wir bewahren darin auch unsere eigenen Momente, in denen recht eindringlich (und eben analog) geschieht, die Welt mit offenen Augen zu sehen.
Kreativität und Experimentierfreude
Das Arbeiten mit Film erfordert Planung, Überlegung und Mut zum Experiment. Fehler sind sichtbar und lehrreich, was zwei wichtige Bereiche fördert – die Demut und die Kreativität. Diese Herangehensweise ist eine wertvolle Gegenkraft zur digitalen Komfortzone, in der alles sofort ins vermeintlich Perfekte hinein korrigiert werden kann. Das Analoge fordert uns auf, bewusster zu denken und zu handeln, was ich in der heutigen Zeit für eine dringende Fähigkeit ansehe.
Authentizität und Tiefe
Das Analoge im Menschsein und in der Fotografie steht für die Werte unserer eigenen Authentizität. Und zwar viel mehr die des Prozesses, als die des Resultats. Ein analog aufgenommenes Foto, wie auch ein digitales, trägt bestenfalls in beiden Fällen die Handschrift des Fotografen, seine Überlegungen und seine Stimmung.
Doch wie unterschiedlich ist der jeweilige Werdegang! Manchmal ist ein analog belichtetes Foto auch weniger perfekt, aber dafür möglicherweise viel persönlicher und in seiner Wirkung lebendiger. Wahrscheinlich befinden wir uns in diesem Punkt an der Stelle, die die Digitalisierung nicht ersetzen wird, und KI schon gar nicht. Analoge Emotion, Kreativität, der Prozess eigenständigen Schaffens.
In der analogen Fotografie steckt eine Authentizität, die im digitalen Zeitalter immer rarer wird. Digitale Bilder können leicht manipuliert, kopiert und vervielfältigt werden. Selbst bei den anerkanntesten Wettbewerben fallen die Kenner auf KI-Fotos herein. So weit sind wir also schon.
Das analoge Bild hingegen (abgesehen von der Variante „hybrid“) ist einzigartig, greifbar und trägt die Handschrift des Fotografen in sich. Es ist eine bewusste Entscheidung, in Qualität und Tiefe zu investieren, anstatt auf Oberflächlichkeit zu setzen. Diese Haltung ist heute aktueller denn je, weil sie den Wert des Einzigartigen betont.
Wir wissen es doch auch alle besser, denn ähnlich verhält es sich im menschlichen Leben: Das bewusste Erleben, das Verweilen im Moment und die Wertschätzung der kleinen Dinge schaffen eine tiefere Verbindung zu uns selbst und zu unserer Umwelt. Das Analoge, das wir auf ewig in uns tragen, fordert uns auf, Tempo herauszunehmen, ruhiger zu werden, bewusster zu leben und die Schönheit im Unvollkommenen zu sehen.
“Jede analoge Aufnahme ist ein Flüstern der Vergangenheit, das in der Gegenwart widerhallt.“

Nachhaltigkeit und Wertschätzung
Die Analogfotografie wird in Sachen Ökologie wahrscheinlich auch kritische Anteile haben. Generell jedoch fördert sie auf ihre eigene Art eine nachhaltige Einstellung. Die begrenzte Anzahl an Aufnahmen auf Film, das bewusste Entwickeln und die Pflege der Ausrüstung führen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Es ist eine Haltung, die Wertschätzung für das Handwerk, die Technik und die Umwelt zeigt – Aspekte, die in einer konsumorientierten Gesellschaft immer wichtiger werden.
Fazit
Das Analoge im Menschsein ist eine Einladung, sich auf das Wesentliche zu besinnen: auf Echtheit, Tiefe und bewusste Erfahrung. Es erinnert uns daran, dass nicht alles im Leben sofort verfügbar sein muss und die wertvollsten Momente oft die sind, die wir mit Bedacht und Achtsamkeit erleben.
Die analoge Fotografie ist dabei ein kraftvolles Symbol für diese Haltung. Sie zeigt, dass Qualität, Geduld und Authentizität im Zeitalter der Schnelllebigkeit eine besondere Bedeutung behalten. Es ist eine Einladung, das Leben bewusster zu gestalten und die Schönheit im Unvollkommenen zu entdecken – sowohl in der Fotografie als auch im Alltag.
Statt ständig auf den Auslöser zu drücken, sollten wir uns fragen, was wir wirklich festhalten möchten. Es ist besser, wenige, gut durchdachte Bilder zu machen, die eine Geschichte erzählen und eine Emotion transportieren. Und noch einmal: Das ginge durchaus auch mit Digitaltechnik. Doch gerade in dieser Diskrepanz gewinnt die analoge Fotografie eine Schlüsselrolle. Sie ist kein Relikt vergangener Zeiten, sondern ein Gegenmodell zur Schnelllebigkeit. Sie ermöglicht uns, bewusster zu handeln.
Das bewusste Arbeiten mit Film oder analogem Equipment fördert die Kreativität, Geduld und das Gefühl für Qualität. Indem wir diese Haltung auch in der Fotografie umsetzen, schaffen wir Bilder, die mehr sind als nur visuelle Schnappschüsse – sie werden zu authentischen Erinnerungen und Ausdruck unserer Persönlichkeit.
Und nicht zuletzt macht es auch riesig Spaß, Technik zu bedienen, die nachvollziehbar ist, und uns zeigt, was gerade passiert. Es vermittelt uns dieses gute Gefühl, etwas zu verstehen, zu beherrschen und unkompliziert anzuwenden. Genau das ist relevant dafür, die Begeisterung und die Motivation für das zu entwickeln und aufrechtzuerhalten, was wir so sehr schätzen: Die Fotografie!
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ihr Dirk Trampedach
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Chapeau, Herr Trampedach! Bedarf es da noch einer Kommentierung eines formvollendeten Artikels, der den Streifzug Analogie/Digital so präzise der Spur des Unterschieds gefolgt ist?
Gibt es da noch was hinzuzufügen?
Vielleicht dies, und das sage ich als unbeugsamer „Analoger“:
Mit den hervorragend fotografisch intendierten Arbeiten von Frau Jana Mänz stellt sich mir die Frage, ob die analoge Fotografie dann mit der Bildgestaltung am Ende ist, wenn die digitale seine Fortsetzung mit der digitalen Bildbearbeitung finden darf (kann).
Ist es nicht eine durchaus legitime Ansicht, dass die nachträgliche Bildbearbeitung (Bildgestaltung) erst die Phase der Vollendung erreicht, und infolgedessen zur Emotionen führt? Wohlgemerkt, bezogen auf ganz bestimmte Bild- und Farbkorrektur am Beispiel der Naturfotografien von Frau Mänz.
Fotografie, die Perfektion dessen, hat viel mit Werkzeug zutun, das man hat, beherrscht, oder auch nicht. Erst dann wird die Vorstellung einer vollendeten Bildgestaltung Wirklichkeit.
Mit besten Grüßen
Peter C. Nowak
Lieber Herr Nowak,
vielen Dank für den wertschätzenden Kommentar!
Wenn ich Sie und ihre hinterfragenden Perspektiven richtig verstehe, steckt in ihren Zeilen selbst eine Antwort. Die fällt natürlich im Sinne der Lesenden differenziert aus, für mich gilt: Fotografie findet seine Fortsetzung mit der Bearbeitung, Bearbeitung ist keine Fotografie. Der Bogen ist tatsächlich weit. Minimale Korrekturen, also eher eine Veredelung, sind im Grunde ja auch schon eine Bearbeitung.
Überzeugt davon bin ich, dass, bezogen auf Emotion, diese schon im unbearbeiteten Foto stecken müssen. Sie lassen sich vielleicht zuspitzen oder betonen, herstellen lassen sie sich wohl rückwirkend nicht.
Und schlussendlich ist das perfekte Foto erst mal nur eines für den Fotografen/die Fotografin selbst. Königsklasse wird sein, wenn auch Betrachter das sehen, spüren, fühlen, was die Fotografierenden hinein gelegt haben. Wenn die Fotografien von Jana Mänz das bei Ihnen erreichen, ist das was ziemlich Großartiges!
Beste Grüße,
Dirk Trampedach
Lieber Dirk Trampedach,
in jüngster Zeit wurden auf Fotowissen einige Artikel zu analoger Fotografie veröffentlicht. Das alles mal zusammen mit diesem Beitrag brauchte etwas Zeit bei mir, um es zu kommentieren. Dazu zwei Aspekte:
Bei meiner Selbstbeobachtung stelle ich fest, dass ich keinen Unterschied mache zwischen analoger und digitaler Fotografie. Der Unterschied besteht höchstens darin, dass ich digital alles machen kann wie analog, aber nicht umgekehrt. Ausnahme kommt unter 2.
Die Fragen nach Achtsamkeit, Sorgfalt, Überlegen vor dem Auslösen etc. haben nichts mit analog oder digital zu tun. Das ist eine rein mentale Angelegenheit – so wie das Fahren eines Oldtimers. Nur ob das analoge Erlebnis ein besseres Bild zustande bringt, das überzeugt mich gerade nicht. Für mich ist es schlichtweg völlig egal, ob das gerahmte Bild an der Wand mit einer AGFA Clack oder einer Canon R6 II entstand.
2. Für die Verwendung des analogen Mittel- oder Großformats spricht allerdings ein Aspekt: Das digitale Mittelformat ist generell kleiner als analoges Mittelformat, von Großformat ganz zu schweigen. Das führt im Vergleich zu kleineren Bildformaten zu längeren Brennweiten mit der Folge, dass die Schärfentiefe bedingt durch längere Brennweiten kleiner wird. Dadurch wird die Arbeit mit selektiver Schärfe erleichtert. Diese Art der Ästehtik geht mit zunehmender Nutzung von Smartphones mit ihren extrem kurzen Brennweiten verloren.
Bewahren wir diese Ästhetik!
Ich hoffe, dass ich die Sache technisch korrekt beschrieben habe. Ansonsten korrigiert mich gerne.
Beste Grüße
Sehr geehrter Herr Kuhn!
Der 3. Absatz in Ihrer Kommentierung ist für mich das Gesamtfazit der Denkanstöße!
Gruß! Dirk Langer
Analog im Hier und Jetzt
Lieber Dirk, ich erlaube es mir einfach mal, dich mit Du anzusprechen, obwohl wir uns nicht persönlich kennen, ich meine es aber durchaus mit Achtung und Respekt. Ich möchte dir ausdrücklich meinen Dank für deine zahlreichen bisher erschienen Beiträge zum Thema – ANALOG – , im Leben und in der Fotografie danken. Ich spüre, du bist der Feingeist in Eurer Redaktion und das schätze ich sehr an Menschen, darum mein Du. Ich habe mir gerade eine kleine Auszeit, auch genannt Urlaub, genommen, so habe ich einmal die Zeit und die Muse auch deine Gedanken zu reflektieren.
Gerade in dieser, mit Informationen, Innovationen und das alles im Flugtempo verteilt, überfluteten Gesellschaft, wo ein Highlight das andere toppt, gerade auch in der Kameraindustrie, ist es Zeit zu stoppen, um innezuhalten. Wer das nicht wahrhaben will, wird mit dem Kopf gegen die Decke stoßen und sich auch noch fragen, warum ist das gerade mir passiert.
Lieber Dirk, wir werden die Digitalisierung unserer Welt nicht aufhalten, sie wird initiiert von Technokraten, die daran interessiert sind, unsere Arbeitsabläufe immer weiter zu optimieren, uns Menschen auszupressen, mit dem Ziel die Gewinne zu steigern und dabei die menschlichen Aspekte zu vernachlässigen. Im Bezug auf die Fotografie verstehe ich diese sogenannten Innovationen, Kameras und Objektive im Rekordtempo immer wieder neu aufzulegen, nur aus einem Grund: pure Angst ums Überleben! Die Unternehmen stehen in einem brutalen Wettbewerb, weil sie auch merken, die Volkskamera Nr. 1, das Smartphone, wird sie erdrücken. Die Menschen wollen schon Fotos aufnehmen, sie möchten sich aber nicht mit Blende,ISO und Verschlußzeit beschäftigen. Aber es gibt auch die Menschen, die das von mir beschriebene Szenario erkannt haben und gerade wieder bewußt leben und fotografieren möchten. Sie werden ANALOG ! Wie du es bereits in deinem wunderbaren Beitrag geschildert hast, sie wollen wieder Bücher lesen, sie wollen ihre Speisen und Getränke selber zubereiten, sie wollen wieder mit Film fotografieren, den sie sorgfältig entsprechend der Lichtsituation und des Motivs ausgesucht haben, sie spüren wieder diese Spannung, wie sind die Bilder geworden, das Warten auf die Entwicklung der Negative, der erste Scan und so weiter und so fort. Ich könnte ein Buch schreiben. Ich sehe aber das Analoge nicht bindend mit der Vergangenheit, ganz im Gegenteil, ich sehe im Analogen ein bewußtes Handeln im Hier und Jetzt, ganz ohne Nostalgie. Das analoge Handeln wird uns Menschen wieder erden, bewußter, achtsamer und respektvoller miteinander umzugehen. Es wird uns gut tun !
Liebe Grüße Frank
Lieber Frank,
vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Teilnahme am Thema!
Ich bin wirklich sehr angetan von deinem Blick auf das Analoge, aber auch im Speziellen auf mein Tun & Schaffen. Gerne nehme ich das mit, als Bestätigung, Motivation, mentale Unterstützung, und vieles mehr.
Zu erwähnen ist mir noch wichtig, dass wir solche Themen und Artikel sehr gerne verfassen und zur Verfügung (Diskussion) stellen, und alles das ist möglich, weil wir einen Herausgeber und Chefredakteur haben, der vor allem eines fordert und fördert: Die Fotografie!
Mit besten Grüßen,
Dirk Trampedach
Lieber Dirk,
vielen Dank für dein Feedback und vielen Dank, dass du mein du gerne angenommen hast. Ich schätze deine Meinung sehr und freue mich auf neue Beiträge, auch gerne abseits der Technikthemen. Leider ist es nicht einfach Diskussionen zu entfachen. Aber wir versuchen es einfach weiter.
Ich grüße dich herzlichst von der Insel Hiddensee.
Frank Pretzsch
Vielen herzlichen Dank dafür, lieber Frank!
Ja, wenn man mal verstanden hat, dass es bei Diskussionen nicht darum geht, mit Gewalt Recht zu haben, sondern darum, sich gegenseitig zu motivieren, zu bereichern, und so weiter, ist Reden schon was Feines… ;-)
Dir eine gute Zeit, beste Grüße!
Lieber Herr Trampedach, Ihr Artikel hat mich ähnlich berührt, wie eine richtig gute Predigt – und beides erlebt man heute ja eher selten!
Was Sie ausführen, hinterlässt in mir Gefühle zwischen “Genau, so isses!” bis hin zu vielen kleinen “ja aber”. Im Resultat also: Viel Stoff zum Nachdenken und so wird das, was Sie geschrieben haben, noch lange in mir nachwirken.
Ich bin ein bekennender Fan der Digitalfotografie aus vielen Gründen, aber dennoch bedrückt mich auch der Verlust des “Analogen”. Dieser Verlust entsteht aber – finde ich – gar nicht so sehr durch die Tatsache, dass Bilder in Bits und Bytes, statt auf Film gespeichert werden. Vielmehr beklage ich die Einfallslosigkeit und den fehlenden Mut der Hersteller, auch mit heutiger Technik “echte” Kameras herzustellen und anzubieten. Ich habe mir vor 2 Jahren eine X-T4 gekauft und bin mit dieser Kamera auch durchaus glücklich. Was mich aber stört, ist dieser ganze Schnickschnack, den diese Kamera – genau wie alle anderen Mitbewerber – mitbringt, statt nur das Wesentliche und das dann richtig gut zu offerieren. Hätte es eine X-T4 “Pure” gegeben, die nur die fotografischen Grundelemente anbietet – ich hätte dafür sogar einen Aufpreis gezahlt. Wenn man sich also eine Leica nicht leisten kann (oder auch will), dann bleibt einem ja fast nur übrig, analog zu fotografieren, wenn man das Pure und Sinnliche, das Sie so gut beschreiben wieder neu entdecken will. Vielen Dank und herzliche Grüße
Verehrter Herr Scholle,
danke sehr für ihre Gedanken zum Artikelthema!
In ihren Zeilen finden sich einige Dinge, auf die wir nur bedingt Einfluss haben, und andere, auf die wir sehr wohl und unmittelbar Einfluss haben. Bleiben wir bei letzteren: Es liegt in unserer Entscheidung, wie intensiv und abhängig wir uns den Funktionen, Menüs und Untermenüs moderner Kameras aussetzen. Letztlich besteht fast bei jedem Modell die Option, manuell zu arbeiten. Außer, dass die Anzahl der Fotos nicht limitiert, und das Resultat sofort verfügbar ist, nehme ich den Unterschied zur Analogfotografie als nicht so riesig wahr.
Sehr viel Geld für sehr wenig Funktion ausgeben lässt sich durchaus umgehen. Stattdessen für einen kleinen, dreistelligen Betrag eine alte Kamera kaufen, und in Sonntagslaune wirklich bisschen analog agieren, ist vielleicht die Kirsche auf der Torte.
Herzlich,
Dirk Trampedach