Da ist er wieder, der kühle niederrheinische Nebel, weshalb mein Vater diese Gegend auch Niederrheinsche Triefebene tauft. Morbide liegt der Dunst über den nassen Feldern, in welchen die Fischreiher und Schwäne eine neue Heimat finden. Meine Stiefel sind wieder einmal nicht greifbar. Mir fehlen auch warme Handschuhe, die ich aber jetzt bestellen mag. Trotzdem genieße ich die feuchte, kühle Luft und den wunderschönen Anblick der feuchten, blauen Kälte…
Fünf Freunde im Nebel
Ich fotografiere erst von der Straße aus, dann marschiere ich mutig ins Feld. Meine Schuhe sind schnell klatschnass. Im Feld ist kaum ein Laufen möglich, da es an einige Stellen wie ein Sumpf nach unten zieht. Die Tropfen liegen auf den Gräsern und scheinen mich auszulachen. Ich sollte barfuß gehen, um ein noch intensiveres Erlebnis zu genießen. Die fünf Weiden stehen dort wie Zeitzeugen. Einer der fünf Freunde hat beim Sturm sein Leben ausgehaucht. Er hängt noch an den anderen und neigt sein Haupt. Sein gesunder Freund stützt ihn mit seiner Kraft.
Weiden – Die Fünf Freunde im Nebel
Der majestätische Baum im kalten Nebel
Der große und majestätische Baum steht mitten im Feld. Als ich auf den Auslöser drücke, kreist eine Krähe in seiner Nähe und unterbricht die Stille mit einem schrillen, krächzenden Schrei. Der Anblick des Dunstes ist gespenstig, anmutig, beklemmend und wunderbar zugleich. Freigestellt vom Hintergrund wird dieser Baum von ganz alleine, mit Hilfe des Nebels. Umso mächtiger erscheinen seine dunklen und filigranen Arme. Hätte es in der Nacht gefroren, so wären sie weiß. Ich hoffe es war ihm nicht so kalt, ganz allein auf dem Feld.
Der majestätische Baum im Feld bei Nebel
Dunst
Als ich zurückgehe, schaue ich kurz zurück und belichte sogleich aus der Bauchperspektive. Kaum noch zu sehen sind die fünf Weiden, die Hütte rechts von ihnen verschluckt von der Nebelbank. Die Natur ist an diesem Morgen so friedlich, aber wir Menschen halten überall unsere Schatten darüber. Ich sehe die Kondensstreifen der häßlichen Flugzeuge überall am blauen Himmel. Das Feld ist bei genauem Hinsehen voll von Plastik. Mir kommen düstere Gedanken, die zur morbiden Stimmung passen wollen: Wie schön wäre diese Erde ohne den Menschen. Hätte die Welt das bisschen menschliche Kultur in Form von Musik, Theater, Ballet, der Malerei und der Fotografie nötig? Wie quälen wir Menschen diesen Planeten, die Pflanzen, die Tiere, die wir respektlos massenweise töten und uns einen Dreck um das Wohlergehen dieser liebevollen Lebewesen kümmern. Was ist bloß los mit unserer lächerlichen Kreatur, der einzigen wirklichen Fehlentwicklung der Natur? Einige fahren in Autos am Feld vorbei, sehen in ihrer Eile nicht die Schönheit der Natur. Sie haben Scheuklappen auf, wie ein Kind beim Eisessen. Wie Joe Kaeser beim Thema Naturschutz. Dieser arme Kerl.
Endlich erinnere ich mich an diesen Witz:
Treffen sich zwei Planeten…
Der erste Planet fragt besorgt: Du siehst krank aus, was ist denn mit dir los?
Die Erde furchtvoll: Ich glaube, ich hab Homo sapiens.
Der erste Planet beruhigend: Ach so! Mach Dir keine Sorgen, das geht vorbei!
Die 5 Freunde aus der Bauchperspektive
Die Sonne schenkt Wärme
Ich gehe ein Stück weiter, beschließe die Weiden auch von der anderen Seite zu besuchen, als die Sonne auf einmal durch die Bäume strahlt. Als ob das Licht sich mit mir versöhnte. Zu dem kalten Blau, welches in der Kamera fast 7.000 Kelvin misst, gesellt sich ein warmer Ton, der den Himmel in einen wunderschönen Farbverlauf tränkt. Wie ein Aquarell sieht die Szenerie aus. So viele Töne von Blau, Orange, Magenta und einem Hauch Grün am Boden. Das Glück liegt hier, nicht in fernen Ländern, nicht in Flugzeugen, die in so kurzer Zeit unseren Planeten zerstören. So viel ist mir klar geworden in den vielen Nächten, die ich hier sein darf.
Sonnenaufgang im Feld bei Nebel
Die Sonne lugt durch die Bäume im Nebel
Schwarze Silhouetten
Auf dem Weg zurück sehe ich Birken zu meiner Linken. Sie sind fast Schwarz, sehen aus wie Silhouetten. Die Birken kämpfen noch ein bisschen um die Nachtruhe und werden gleich sanft geweckt vom Licht und der Wärme der Sonne. Bald wird der Nebel verschwunden sein…
Gespenstige Birken im Nebel bei Sonnenaufgang
Die Technik der *fototagebuch-Aufnahmen
Nicht ganz 7.000 Kelvin zeigt die Farbtemperatur der ersten Nebelbilder in Capture One Pro. Die Aufnahmen des Sonnenaufgangs sind wärmer, sie bieten etwa 5.300 Kelvin. Ich habe die Bilder kaum nachbearbeitet. Lediglich die Kondensstreifen sind dem Radierer zum Opfer gefallen, da ich ein Romantiker bleiben möchte. Den Bildausschnitt verkleinerte ich hier und dort ein kleines wenig und ich schärfte die Aufnahmen für die Internetdarstellung in der Proof-Einstellung von Capture One Pro.
Die Aufnahmen belichtete ich wieder mit meiner Lieblingszweitkamera, die Sony DSC-RX100M5A (im Volksmund Sony RX100VA). Die Kleine Große begleitet mich fortan, um kein Motiv zu verpassen. Vermutlich wird diese Kamera irgendwann einmal mehr Aufnahmen festhalten als andere, größere Kameras, die ich einsetze. Die Bilder sind erste Klasse, denn der Sensor ist 1 Zoll groß und bietet wenig Rauschen. Der kleine und ausklappbare Sucher der RX100VA begeistert mich. Die Kamera kann fast alles, hat sogar einen eingebauten ND-Filter, der auf Wunsch aushilft.
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© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Weißabgleich 7000 Kelvin – Niederrheinische Triefebene im Nebel
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Lieber Peter,
einfach traumhaft Deine Nebelbilder. Vielen Dank!
LG Bernhard