Auf meinen regelmäßigen Fototouren bin ich mit meinen Kameras und Objektiven auch viel in den Wäldern unterwegs, in den letzten Jahren überwiegend im Harz. Und wer einmal die Bundesstraße 4 von Bad Harzburg über Torfhaus nach Braunlage (oder umgekehrt) gefahren ist, der kann die Millionen abgestorbenen Bäume nicht übersehen, sie reichen bis an die Straße heran. Dabei wurde extra der Naturpark Harz, der sich auf die Bereiche Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aufteilt, vor knapp 30 Jahren ins Leben gerufen
Naturparks in Deutschland (Wikipedia) >>
Doch die Sache mit dem Naturpark hat einen Haken, und der liegt in der Philosophie der Verwaltungen: Alles bleibt wie es ist, denn der Wald hilft sich selbst. Als Beispiel wird gerne der Bayrische Wald angeführt, dort nämlich hat sich der Wald wieder (fast von sich aus) erholt.
Nur, der große Unterschied zwischen dem Bayrischen Wald und dem Harz ist und bleibt die Baumgrenze. Während sie im Bayrischen Wald und Schwarzwald bei etwa 1300-1400 m liegt, ist sie in den Nordalpen bei 1800 m und in der Südschweiz im Matterhorngebiet sogar bei 2000 m (über Normal Null). Und im Harz? Klar, hier hat es noch niemand so richtig ausgerechnet, doch liegt sie je nach Lage (westliche, nördliche, südliche oder östliche Seite der Berge) zwischen 800 und 1000 m. Wer zum Beispiel auf der Uni in Freiburg im Schwarzwald Fortwirtschaft studiert hat, der hat diese 1300 m im Kopf. Und im Schwarzwald wie auch im Bayrischen Wald ist zum Beispiel die Anpflanzung von Kiefern in Höhen von 700 m durchaus möglich und erfolgreich. https://de.wikipedia.org/wiki/Waldgrenze
Doch im Harz sieht es völlig anders aus. Der Brocken und die ihm umgebenden Berge werden besonders von den kühlen Nord- und Ostwinden mehr oder weniger ungeschützt getroffen. Und hier liegt eigentlich die maximale Anbauhöhe für Kiefern nur noch bei etwa 300 bis 400 m, also die Hälfte gegenüber den südlicher gelegenen Mittelgebirgen (Torfhaus liegt beispielsweise auf 800 m über NN).
https://de.wikipedia.org/wiki/Oderteich
Das zeichnet sich auch bei den vorhandenen Fichtenwäldern ab, die insbesondere um 1900 und dann noch einmal um 1950 aufgeforstet wurden. Bedingt durch die großräumige Anpflanzung haben die Bäume sich untereinander Halt, Schutz und Wärme gegeben. Dazu kam, dass die Bäume viel zu eng gesetzt wurden, das Unterholz wird regelrecht abgedunkelt und kann sich nicht entwickeln. Dadurch konnten sich nur die Kronen ausbreiten, die aber schließlich zu klein für die großen Bäume wurden. So starben mit der Zeit die ersten Bäume aus natürlichen Gründen ab, sie waren zu schwach, um sich zum Beispiel gegen den Borkenkäfer zu wehren, und das Schicksal nahm seinen Lauf. Dazu kam die Unsitte, gerade in den letzten 20 Jahren, ganze Abschnitte abzuholzen, ohne sie, besonders in Hanglagen, wieder aufzuforsten („der Wald hilft sich ja von alleine“). Diese fehlende Aufforstung wiederum gab dem Regen die Chance, die sowieso nur dünne Humusschicht schnellstens abzutragen. so dass die Aufforstung durch Vögel oder Samenflug z. g. T. keinen Erfolg haben konnte. Dazu stehen nun auf einmal etliche bislang stehen gebliebene gesunde Bäume den kalten Winden ungeschützt gegenüber, dazu kam die Trockenheit vor allem im Sommer 2018 und somit hatten die Fichten, die ja Flachwurzler sind, kaum eine Chance, sich gegen den erneuten Befall des Borkenkäfers zu wehren und so sie sterben nach und nach ab.
Zur Historie: Bis etwa 1900 wurden keine Fichten angepflanzt, sondern Laubwälder bestehend zum größten Teil aus Buche bis in Höhen von etwa 800 m, darüber war es baumfrei. Diese Buchen wurden dann zu Holzkohle verarbeitet, die besonders zum Verhütten von Metallen zu jener Zeit verwendet werden musste. Erst als die Eisenbahnen die Gegend erschlossen hatten und Kohletransporte aus dem Revieren Ruhr oder Schlesien preiswerter waren als die eigene Holzkohle wurden nur noch schnell wachsende Fichten angepflanzt.
So hat das heute sichtbare Waldsterben mehrere Ursachen, aber eine Ursache kann ich nicht erkennen, das ist die allgemein kolportierte Klimaveränderung. Diese Schäden wären früher oder später auch aufgetreten, ich habe Fotos aus den 1950er Jahren, da waren die zu hoch angepflanzten Fichten schon geschädigt (ganz ohne CO²). Und früher – so erinnere ich mich – wurde der Borkenkäfer auch großflächig mit Duftfallen bekämpft (heute fehlt Geld und Personal und Wille).
Fotomotiv: Bäume und Landschaft
Jedem sind ja auch die verkrüppelten Bäume auf dem Brocken und Wurmberg ein Begriff und sie werden gerne als Fotomotive hergenommen.
So, und nun sind wir beim Thema: Foto. Ich möchte keine Diskussion über die obigen Absätze eröffnen, das ist hier das falsche Forum, sondern wenn, dann bitte nur und ausschließlich über die Fotos, die in diesem Beitrag eingefügt wurden. Vielen Dank.
Ich hoffe Euch hat die Bildauswahl trotz des geschädigten Waldes gefallen.
Und weiter schöne Fotos
… denn es gibt ja auch Wälder in Eurer Umgebung, es muss ja nicht unbedingt der Harz sein – die wollen auch fotografiert werden …
wünscht Euch
Klaus
Hilfeaufruf von *fotowissen
*fotowissen leistet journalistische Arbeit und bittet um Ihre Hilfe. Uns fehlen in diesem Jahr noch etwa € 15.586,- (Stand 09.12.2024, 10:00) um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit dem Spendenbutton, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil das weitere unkreative Aufgaben stellt, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!
Mit Paypal für *fotowissen schenken. Vielen Dank!*fotowissen Newsletter
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit dem *fotowissen Newsletter, der sonntagmorgens bei Ihnen zum Frühstück bereitsteht. Der *fotowissen Newsletter zeigt die neuesten Beiträge inklusive des Fotos der Woche, Testberichte, Tipps und Ideen für Ihre Fotografie und vieles mehr. Einfach anmelden, Sie können sich jederzeit wieder abmelden und bekommen den Newsletter einmal pro Woche am Sonntag:
Hallo Klaus,
wenn ich ausschließlich auf die Fotos eingehen soll, dann sind die klasse, um die Wälder und Natur zu dokumentieren. Ich fände es aber schade, nicht auf Deinen ausführlichen und interessanten Artikel einzugehen, denn der öffnet dem Laien schnell die Augen über die Zusammenhänge. Danke für den interessanten Artikel und die tollen Fotos.
Herzlich,
Peter