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Unscharfe Fotos vermeiden Tutorial

Verwackeltes Foto Beispiel Ausschnitt 221122-5019-2 - Ganz einfach Unscharfe Fotos vermeiden
Verwackeltes Foto Beispiel Ausschnitt

Tutorial 6 Tipps unscharfe Fotos vermeiden: Warum sind meine Fotos unscharf? Um das zu erklären, müssen wir den Ursachen auf den Grund gehen. Es existieren mindestens drei Möglichkeiten, unscharfe Fotos zu belichten. Der falsche Fokus (manueller Fokus oder Autofokus), Bewegungsunschärfe vor dem Objektiv und Verwacklungen der Kamera. In diesem Tutorial geht es um Verwacklungen und wie wir sie vermeiden.

Gegen Verwacklungen hilft die alte Verschlusszeiten-Regel 1/Brennweite in Sekunden. Die Verschlusszeiten-Regel stimmte für Kleinbildkameras, um verwacklungsfreie Belichtungszeiten zu ermitteln. Die Regel ist auch heute noch gültig, aber nur unter bestimmten Umständen und bei bestimmten Auflösungen. Eine Erklärung:

Ganz einfach unscharfe Fotos vermeiden mit sechs Tipps.

Wie erhalten wir verwacklungsfreie Fotos auch mit hohen Auflösungen?

Tipp 1: Ganz einfach unscharfe Fotos vermeiden

Tipp Verwacklungsfreie Fotos mit bis zu 26 Megapixeln

Tipp unscharfe Fotos vermeiden: Fotografen erhalten beim Fotografieren aus der Hand verwacklungsfreie Fotos aus einer Kleinbildkamera / Vollformatkamera (bis etwa 26 Megapixel) mit der alten Verschlusszeiten-Regel:

1 / Brennweite in Sekunden oder kürzer.

Bedeutet es doch bei einer Canon R6, 5D II oder Nikon Z6, D700 oder Sony A7 III, dass wir bei einer Brennweite von 50 mm mit 1/50 Sekunde oder kürzer fotografieren, um einigermaßen verwacklungsfrei zu fotografieren.

Bei einer APS-C-Kamera bis zu 26 Megapixeln gilt etwa

1 / (Brennweite x Cropfaktor) in Sekunden.

Wer mit einer APS-C Fuji X-T4 oder Sony A6000  und einem 33 mm Objektiv fotografiert, der sollte etwa 1/50 Sekunde wählen, um verwacklungsfreie Fotos mit Auflösungen von 26 MP zu bekommen.

Jede kürzere Verschlusszeit ist noch sicherer, um unscharfe Fotos zu vermeiden.

Warum gilt die Verschlusszeiten-Regel in Abhängigkeit von der Brennweite? Schauen Sie mal im Stehen durch ein Fernglas. Achten Sie auf das Zittern an den Rändern des Fernglases. So stark zittern wir mit einer langen Brennweite. Lange Brennweiten benötigen entsprechend kürzere Verschlusszeiten, um das Motiv scharf abzubilden. Ganz einfach unscharfe Fotos vermeiden wir Fotografen mit entsprechend kurzen Verschlusszeiten.

Woher kommt die Verschlusszeiten-Regel?

Für Kleinbildkameras galt die Verschlusszeiten-Regel. Die Regel hatte sich schlicht bewährt, wenn auch nicht für alle Fotografen. Einige Fotografen haben eine ruhigere Hand und können 2/Brennweite in Sekunden belichten (50 mm Brennweite mit 1/25 s). Andere zittern mehr, gerade auch im Alter und müssen kürzere Verschlusszeiten wählen.

Stimmt die Regel auch für Digitalkameras? Ein Kleinbild-Negativ hatte etwa 22 MP. Deshalb stimmt die Regel für das Vollformat mit etwa diesen Auflösungen ebenfalls.

Wie stelle ich die Verschlusszeit ein?

Neue Bedienung der GFX 100S

Die meisten Kameras haben ein PSAM-Wahlrad, Canon hat ein PTvAvM-Wahlrad. Sie stellen S oder Tv ein und haben die Macht über die Verschlusszeit. Leider ist die Einstellung eine Halbautomatik und Sie haben in dieser Einstellung keine Macht über die Blende. Besser fotografieren wir in M, wie manueller Belichtungseinstellung. Hier können Sie Verschlusszeit und Blende einstellen.

Tipp: Lassen Sie die ISO auf Automatik, dann müssen Sie sich nicht auch noch darum kümmern.

Woran erkannt man verwackelte Bilder?
Wenn nichts in einem Foto wirklich scharf ist, dann kann das an einer Verwacklung liegen. Kontrollieren Sie mal die Verschlusszeit / Belichtungszeit des Fotos in den Metadaten. Wenn Sie aus der Hand mit ganzen Sekunden, 1/2 Sekunde, 1/4 s, 1/8s oder 1/15 s fotografiert haben, liegt es nahe, dass das Foto verwackelt ist.

Die Unschärfe im Foto könnte auch am Fokus liegen. Das lässt sich meist in der Software vom Hersteller Ihrer Kamera kontrollieren, wenn dort der Fokuspunkt nicht auf dem Motiv liegt. Dann ist aber meist irgendetwas im Hintergrund oder Vordergrund scharf. Ein Zeichen, dass es sich um eine Fehlfokussierung handelt.

Ist gar nichts im Foto richtig scharf, dann eher wegen einer Verwacklung. Gleich ein Beispiel, welches Sie nicht auf dem Display oder Sucher Ihrer Kamera erkennen, wenn Sie nicht stark hineinzoomen.

Beispiel verwackeltes Foto

Verwackeltes Foto Beispiel 221122-5019-2

Herbstblatt-Foto oben: Auf den ersten Blick sieht dieses Foto scharf aus. Es wurde mit einer Fuji X-T5 und 40 Megapixeln aus der Hand in der Hocke aufgenommen. Aber beim genauen Hinsehen ist die Aufnahme unscharf:

Verwackeltes Foto Beispiel Ausschnitt 221122-5019-2 - Ganz einfach Unscharfe Fotos vermeiden

Herbstblatt-Foto oben: Der Ausschnitt zeigt, dass die Aufnahme nicht scharf ist, sondern eine Verwacklung aufweist. Ich hatte vier Fotos mit der Verschlusszeit 1/45 und IBIS geschossen. Dennoch wurde keines der Fotos scharf. Ein Beispiel für unscharfe Fotos mit hochauflösenden Kameras.

Anmerkung: Die Regel für verwacklungsfreie Fotos gilt hauptsächlich für Menschen, die ihre Kamera ruhig halten können. Es gibt Menschen, die ihre Kamera ruhiger halten als andere. Also ist die Regel lediglich ein Richtwert, den jeder für sich kontrollieren muss. Die Kontrolle schaffen Sie am besten am Monitor, wenn Sie in einer 100 Prozent-Ansicht in ein Foto hineinsehen (Bildbearbeitungssoftware wie Adobe Lightroom, Photoshop, DxO PhotoLab, Capture One, On1 PhotoRAW, …).

Hohe Auflösungen benötigen kürzere Verschlusszeiten

Die Verschlusszeiten-Regel stimmt für 20, 24 Megapixeln, 26 Megapixel, aber nicht mehr für 40 MP, 45 MP, 50 MP, 61 MP oder gar 102 MP (GFX 100s). Dort nämlich sind die Pixel auf dem Sensor kleiner. Entsprechend müssen wir andere Regeln anwenden. Warum das so ist?

Tipp 2: Verwacklungsfreie Fotos mit hohen Auflösungen

Tipp unscharfe Fotos vermeiden mit Pixelboliden

Fotografen, die mit dem Pixelboliden EOS 5DsR oder EOS R5, Nikon D800, D810, D850, Z9, Z7 II, Sony A7RV, Fuji X-T5 oder X-H2, GFX 50S II arbeiten, benötigen eine kürzere Verschlusszeit, um ein knackscharfes 40-, 50-, oder 60-Megapixel-Foto aufzunehmen. Das heißt, die neue Regel für 50 MP lautete etwa

1 / (2 x Brennweite) in Sekunden oder gar

1 / (3 x Brennweite) in Sekunden.

Wer mit einem 200 mm Objektiv fotografiert, der sollte bei einer Canon 5DsR eher eine 1/500 Sekunde belichten, um ein verwacklungsfreies Foto zu belichten. Mit einer GFX 100 müssen wir ebenfalls kürzere Verschlusszeiten rechnen (trotz IBIS, doch dazu später).

Woran das liegt? Das ist nicht so einfach zu erklären. Ich nutze in diesem Tutorial die Brennweite zum Verständnis. Stellen Sie sich vor, wir haben eine Holzkiste vor uns stehen und fotografieren diese Kiste mit einer 20 Megapixel Kamera (1) und einem 35 mm Objektiv formatfüllend in der Breite (nur wenig Rand um die Kiste links und rechts). Wir stehen relativ nah an der Kiste. Dann fotografieren wir mit demselben Abstand, einer 45 Megapixel-Kamera und derselben 35 mm Brennweite wieder die Kiste. Wir erhalten ein zweites Foto (2) mit größerer Auflösung, mit mehr Pixeln.

Anschließend gehen wir weiter zurück und fotografieren mit der 45 Megapixeln Kamera erst einmal mit einer 50 mm Brennweite (3). Wieder lassen wir nur wenig Platz links und rechts von der Kiste, fotografieren diese formatfüllend in der Breite. Es entsteht ein hochauflösendes Fotos mit ähnlichem Eindruck wie in (1+2) (lassen wir die Wirkung der Brennweite mal für den Moment außen vor). Jetzt setzen wir wieder das 35 mm Objektiv auf die R5 Kamera. Wir belichten ein Foto (4) mit Freifläche links und rechts. Beschneiden wir dieses Foto auf 20 Megapixel, schneiden also die Ränder außerhalb der Kiste ab, dann erhalten Sie wieder ein 20 Megapixel Foto (5).

Ausschnitte aus höherer Auflösung wie mit längerer Brennweite

Was haben wir in dem Versucht angestellt? Wir haben einen Ausschnitt von 20 Megapixeln aus einem 45 Megapixel Foto mit Brennweite 35 mm erzeugt, der das gleiche Bild zeigt, wie vorher mit der 20-Megapixel-Kamera und 35 mm Objektiv bei geringerem Abstand. Bedeutet, wir fotografieren mit der höheren Auflösung wie mit einer längeren Brennweite (50 mm), wenn wir Ausschnitte wählen.

Deshalb stimmt 1/35 Sekunde nicht für die 45-Megapixel-Kamera mit 35 mm Objektiv. Hier müssten wir schon 1/50 Sekunde wählen, um nicht zu verwackeln. Die neue Regel lautet daher für 40-50 Megapixel-Kameras besser

1 / (2 x Brennweite) in Sekunden oder kürzer.

Mehr Pixel auf gleicher Fläche

Bei einer 45-, 50- oder gar 60-Megapixel Kamera haben wir entscheidend mehr Pixel auf der gleichen Fläche, als auf einer 20-, 24- oder 26-Megapixel-Kamera mit der gleichen Sensorfläche. Das heißt anders erklärt, die hochauflösende Kamera kann kleinere Details sehen, als die Kamera mit geringerer Auflösung. Ein leichtes Zittern des Fotografen macht sich bei hoher Auflösung eher bemerkt.

Stellen Sie sich vor, die Pixel auf dem Sensor einer Canon R5 (45 MP) sind etwa nur halb so groß, wie die auf einer 5DII oder R6 (20 MP). Sie sehen mit der R5 (nur ein Beispiel) in 5 Meter eine Biene im Bild, die auf der R6 bei gleichem Objektiv und Abstand nicht sichtbar ist. Sie schauen also mit einer hochauflösenden Kamera so genau hin, wie mit einem Objektiv längerer Brennweite.

Entsprechend kürzer müssen die Verschlusszeiten für hochauflösende Kameras sein. Das bedeutet beim Fotografieren unter kritischen Lichtbedingungen, dass wir bei gleicher Blende und kürzerer Verschlusszeit eine höhere ISO und schlechtere Bildqualität (Rauschen und Dynamik) erhalten. Das Fotografieren mit hochauflösenden Kameras ist nicht ohne Nachteile.

Höher auflösende Kameras zeigen das menschliche Zittern besser, als Kameras mit niedriger Auflösung.

Canon EOS Kameramenü Auto ISO Verschlusszeit
Canon EOS Kameramenü Auto ISO Verschlusszeit.

Tipp: Canon hat in seinen Kameras eine Anpassung der verwacklungsfreien Verschlusszeit bei Einstellung der AUTO-ISO vorgesehen, die wir unabhängig von der Brennweite selbst einstellen dürfen. Das ist eine wertvolle Lösung, wenn wir mit AUTO-ISO fotografieren. Das Foto rechts zeigt die Einstellung im Canon-Kameramenü.

IBIS und OIS

Fujifilm GFX 100 IBIS Sensor
Fujifilm GFX 100 IBIS Sensor.

Jetzt werden viele Fotografen einwenden: Wir haben doch den IBIS (Stabilisierung des Sensors in der Kamera) und den OIS (Stabilisierung im Objektiv). Stimmt, aber:

  1. Tatsächlich macht es der IBIS auch in Kombination mit dem OIS möglich, längere Verschlusszeiten aus der Hand zu nutzen und die Bewegungen des Fotografen zu stabilisieren. Beide Stabilisierungen, IBIS und OIS, sind wundervolle Erfindungen. Die Hersteller geben meist 6 oder 7 EV für moderne Kameras an, um die der IBIS inklusive OIS die Verschlusszeit verlängert. Bei meinen Versuchen habe ich mit vielen Kameras allerdings 3 EV Verbesserung erreicht (8 von 10 Fotos scharf).
    Die Herstellerangaben sind unter idealen Bedingungen entstanden, ähnlich den Verbrauchsangaben der Automobilhersteller, die den Verbrauch im Prüfstand bei 50 km/h ohne starke Beschleunigungen, mit abgeklebten Kanten und Luftöffnungen messen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).
  2. Auch die niedriger auflösenden Kameras haben einen IBIS. Damit kann ich also immer noch längere Verschlusszeiten mit einer 24-Megapixel-Kamera verwenden, als mit einer 50-MP-Kamera.

Fazit IBIS und OIS: Richtig, der IBIS und OIS ist eine tolle Erfindung, aber kein Allheilmittel. Die 3 EV, die ich in den vielen Tests gemessen habe (ich rede nicht davon, dass eine längere Belichtungszeit “mal” gelingen kann), bringen uns in etwa wieder auf die ursprüngliche Regel für eine hochauflösende Kamera mit IBIS. Um es kurz zu machen und von der wissenschaftlichen Seite mal weg zu kommen: Ich selbst wähle für verwacklungsfreie Verschlusszeiten mit hohen Auflösungen und IBIS etwa

1 / (2 x Brennweite in Sekunden)

APS-C: 1 / (2 x Brennweite x Cropfaktor) in Sekunden

Tipp: Ein probates Mittel, um die ISO kleinzuhalten und die beste Bildqualität zu erreichen, ist eine Serie von 10 Fotos, die wir aus der Hand schießen. Oft ist eine scharfe Aufnahme dabei, die wir verwenden können.

Tipp: Kein Foto aus der Hand ist so scharf, wie ein Foto vom Stativ. Dazu gleich mehr.

100 % Ansicht in der Software

Die Sache mit der 100 % Ansicht in der Software macht uns auch kritisch für Verwacklungen und Rauschen. Dabei schauen wir oft mit Lightroom, Photoshop, DxO PhotoLab oder Capture One in ein digitales Foto, wie in eine Zeitschrift mit einer Lupe. Auch dort sehen wir dann Pixel und Dinge, die mit etwas Abstand nicht mehr schlimm, sondern sehenswert erscheinen.

Warum wir überhaupt mit einer 100 % Ansicht in der Software arbeiten? Um zu sehen, ob unsere Aufnahme an den entscheidenden Motivteilen scharf ist. Ein probates Mittel, aber wir dürfen das dabei entdeckte Rauschen nicht überbewerten, denn es zeigt sich bei kleinen Abzügen noch gar nicht. Das Betrachten unserer Fotos ist entsprechend eine Gratwanderung und wir dürfen die Vergrößerung nicht überbewerten.

Je höher die Aufnahme aufgelöst ist, desto größer ist das Zoom, desto stärker die Vergrößerung:

In anderen Worten: Wenn wir in 100 % in eine 12 MP Aufnahme hineinsehen, dann schauen wir in einer 40 Megapixel Aufnahme bei der Einstellung “100 % Ansicht” schon wie mit 170 % hinein. Klar, dass wir schneller unsere Bewegungen der Hände und des Körpers in der Aufnahme mit höherer Auflösung wiederfinden.

Spiegelschlag als Verwacklungsquelle

Der Spiegelschlag einer Spiegelreflexkamera ist eine Verwacklungsquelle, die sogar beim Fotografieren auf dem Stativ zum Tragen kommt. Das wussten schon die Besitzer einer Hasselblad Mittelformatkamera, denn bei der Mittelformat-Spiegelreflexkamera war auch ein Spiegelschlag die Quelle mancher Verwacklung. Eine zweiäugige Rollei Mittelformatkamera war im Vorteil, denn hier war kein beweglicher, hochklappender Spiegel verbaut. Die Aufnahme erfolgte durch das untere Objektiv, der Fotograf schaute von oben durch den Schachtsucher und das obere Objektiv. Drücken wir bei einer Rolleicord oder Rolleiflex auf den Auslöser, dann macht es nur ganz leise Klick, denn nur das untere Objektiv öffnet und schließt den Zentralverschluss.

Rolleicord Mittelformat Kamera

Fotografie damals und heute, Fokussierung und Besinnung
Links: Analoge Kamera (Rolleiflex 6×6 Mittelformat) – Rechts: Digitale Kamera (Leica Q2 Monochrom). Link zum Artikel >>

Der starke Einfluss des Spiegelschlags wurde im Digitalzeitalter spätestens klar, als Canon seine Spiegelreflexkamera 5DsR (50 MP) bewusst mit einer einstellbaren Verzögerung für den Verschluss nach dem Spiegelschlag ausrüstete. Mit einer kleinen Verzögerung, an die sich der Fotograf gewöhnen musste, wurde verhindert, dass der Spiegelschlag das Foto verwackelte. Erst nach der Verzögerung löste der Verschluss aus. Dennoch waren zusätzlich kürzere Verschlusszeiten mit 50 Megapixeln notwendig. Dazu mehr Informationen später …

Verschluss-Einstellungen für Canon und Fujifilm:

Mechanischer Verschluss als Verwacklungsquelle

Auch moderne spiegellose Kameras (DSLM) haben einen mechanischen Verschluss (MS). Wenn der eingestellt ist, dann kann auch der mechanische Verschluss Verwacklungen erzeugen. Das gilt besonders für Stativ-Langzeitbelichtungen von mehreren Sekunden.

Tipp: Ganz einfach unscharfe Fotos vermeiden wir bei spiegellosen Systemkameras mit der Einstellung ES (elektronischer Verschluss) oder EFCS (elektronischer erster Verschluss, mechanischer zweiter Verschluss, Fuji “EF”).

Tipp 3: Stativ für knackscharfe Fotos

Gute Landschaftsfotos mit Stativ 220726-9038-DXO-PL5
Gute Landschaftsfotos mit Stativ. Die Langzeitbelichtung an der Küste von Dorset verlangte nach einem stabilen Dreibeinstativ.

Tipp unscharfe Fotos vermeiden mit Stativ

Ist das Stativ die bessere Lösung, als das Fotografieren aus der Hand? Natürlich ist ein Stativ oder mehr Licht in unbewegten Aufnahmesituationen besser. Denn kein Foto ist so scharf wie eines vom Dreibeinstativ. Dort können wir in vielen Stillleben die ISO auf den niedrigsten möglichen Wert einstellen und sorgen mit einem Fernauslöser und dem hochgeklappten Spiegel oder dem EFCS-Verschluss einer spiegellosen Kamera für so wenig Verwacklung wie möglich.

Vergleich Foto aus der Hand (links) – Foto vom Stativ (rechts)

Fotografiert aus der Hand ohne Bildstabilisator und ohne StativVom Stativ fotografiert - schärfer als aus der Hand

Die gleichen Bilder in der Vergrößerung (Ausschnitt):

Fotografiert aus der Hand ohne Bildstabilisator und ohne StativVom Stativ fotografiert - schärfer als aus der Hand

Links: Fotografiert aus der Hand ohne Bildstabilisator und ohne Stativ – Rechts: Vom Stativ fotografiert – schärfer als aus der Hand

Und bitte nicht vergessen: Der IBIS und OIS hilft nicht bei Bewegungen vor der Kamera. Davon abgesehen sind bei 24 oder 26 Megapixeln eben einfach längere Verschlusszeiten möglich, die eine niedrigere ISO und entsprechend bessere Bildqualität (nicht Auflösung) mit sich bringt, als bei Kameras mit höherer Auflösung (40-100 MP).

Foto Stativ – Reisestativ – Kaufberatung beste Fotostative >>

Pro und Contra Stativ in der Fotografie >>

Tipp 4: Scharfe Makrofotos

Tipp unscharfe Fotos vermeiden bei Makrofotos

Um knackscharfe Makrofotos zu schießen, benötigen wir oft ein Stativ. Ein gutes Makrofoto kann auch einmal aus der Hand funktionieren, die Fotografie kleiner Dinge ist aber vom Stativ schlicht schärfer. Wenn ein Motiv eine Tiefe hat, dann sind oft nicht einmal F11 ausreichend, um eine bestimmte Schärfentiefe größer als ein paar Millimeter zu bekommen. Hier hilft nur das Focus Bracketing und Focus Stacking.

Focus Stacking in der Makrofotografie >>

Focus Stacking mit dem Fuji XF 30 mm Makro Objektiv - Ganz einfach unscharfe Fotos vermeiden

Foto oben fotografiert mit Focus Bracketing / Focus Stacking und dem Fuji XF 30 mm Makro Objektiv.

Tipp 5: Scharfe Landschaftsfotos

Tipp unscharfe Fotos vermeiden bei Landschaftsfotos

Die meisten Landschaftsfotos verlangen nach einer hohen Schärfentiefe. Leider sind die allermeisten Objektive bei einer F5.6 oder F8 wesentlich schärfer als bei F11, F16 oder gar F22, auch wenn die hohen Blendenzahlen eine höhere Schärfentiefe garantieren. Hier hilft ebenfalls das Focus Bracketing und Focus Stacking, um knackscharfe Landschaftsfotos zu erhalten.

Super scharfe Landschaftsfotos – Perfekte Schärfe und Blende >>

Focus Bracketing Landschaftsfotografie vom Stativ IMG_6513
Focus Bracketing in der  Landschaftsfotografie vom Stativ.

Tipp: Das Focus Bracketing mit einer DSLM ist kein Allheilmittel. Es kann wunderbare Fotos produzieren, aber wenn Bewegung in einem Vordergrundmotiv ist, dann wird es selbst mit Helicon Focus Pro schwierig, die vielen Fotos im Focus Stacking zusammenzusetzen. In jedem Falle rate ich Ihnen zum Dreibeinstativ, auch beim Focus Bracketing. Ein kleines und leichtes Stativ für die Bodennähe als Empfehlung:

Kaufberatung Mini-Stativ

Meine Empfehlung Mini-Stativ Sirui Carbon / Reisestativ

Das winzige und leichte Mini-Stativ Sirui Carbon ist zwar nicht ganz so billig, wie das Rollei Mini (Foto rechts oben), dafür aber solide verarbeitet und leicht (730 g). Das Immer-Dabei-Stativ würde ich heute bevorzugen. Ich empfehle es ausdrücklich wegen der bekannten guten Qualität von Sirui und der größeren Stabilität bis zu 15 kg!

  • Daten mit Kopf: Höhe: 13 – 42.3cm | Gewicht: 0.73kg | Traglast: 15kg
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  • Lieferumfang: SIRUI Stativ, SIRUI Kugelkopf, Karabinerhaken, 3x Edelstahlspikes, Transportbeutel
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SIRUI AM-223+B-00K Dreibeinstativ (Mini) 42,3 cm mit Kugelkopf
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Dieses kleine Dreibeinige ist das ideale Immer-Dabei Foto Stativ für Fotografen. Es lässt sich als ultra leichtes Carbon Reisestativ mitnehmen, bleibt aber klein.

Tipp 6: Verwackeltes Bild schärfen

Tipp nachträglich unscharfe Fotos schärfen

Ich habe es früher auch nicht geglaubt, aber mit einer Software wie Topaz Sharpen AI können Sie auch nachträglich unscharfe Fotos schärfen und aus einem verwackelten Foto noch viel herausholen. Allerdings wird es nicht so gut, wie ein Foto, welches von vornherein scharf belichtet wurde:

Verwackeltes Foto Beispiel Ausschnitt 221122-5019-2 - Ganz einfach Unscharfe Fotos vermeidenVerwackeltes Foto mit Topaz Sharpen AI bearbeitet 221122-5019

Dieses Tutorial für scharfe Fotos war ca. 40 Stunden Arbeit (Recherche, Schreiben, Fotos, Korrekturen, Umstellen von Absätzen, Ergänzungen). Es wäre nett, wenn Sie die Links nutzen, damit ich auch in Zukunft so aufwändige Tutorials für Sie bereitstellen kann. Auch für einen Blick auf den individuellen Fotokurs unten bin ich dankbar.

© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Tutorial ganz einfach unscharfe Fotos vermeiden.


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Peter Roskothen

Peter Roskothen
Ich bin Profi-Fotograf, Fototrainer ganz besonderer individueller Fotokurse und Fachjournalist für Fotografie. Ich schreibe auf *fotowissen für Sie als Fotograf*in. Die Fotografie ist meine Passion. Ich liebe alle Fotogenre und fotografiere genauso begeistert, wie ich Fotokurse gebe.

Jeder kann fotografieren und mit *fotowissen möchten alle Autoren zu Ihren besseren Fotos beitragen. Dabei beschäftigen wir uns nicht mit Pixelzählen, sondern mit Technik für Menschen und den Bildern im Speziellen (Fotoblog). Im Fotoblog helfen wir Fotos zu analysieren und konstruktiv nach vorne zu bringen. Übrigens stellen dort viele meiner Fotokursteilnehmer ihre Bilder aus.

Meine ganz eigene Homepage mit Fotografien, Fotokursen und Webdesign finden Sie unter P. Roskothen Fotokunst & Design.

9 Kommentare

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  • Hallo Peter,
    mit großem Interesse habe ich deinen Artikel “Unscharfe Fotos vermeiden” gelesen. Tja, prinzipiell kennt der (Hobby) Fotograf ja die üblichen Regeln. Moderne Technik mit Ibis und/oder OIS verleiten mich aber auch zum Fotografieren mit 1/15 bis 1/8 Sekunden aus Hand (diese ist zum Glück meist sehr ruhig).
    Unter anderem das Lesen deiner Artikel haben mich bewogen eine Fuji X-H2s mit 26 MP Sensor zu kaufen, statt einer X-H2 oder X-T5.
    Vielen Dank für deine super Arbeit:-)
    Andreas

  • Hallo Herr Roskothen,

    vielen Dank für die ausführliche Darstellung. Die Hintergründe zu dem Problem der hohen Pixeldichte ist für mich sehr plausibel. Ich habe eine Anmerkung und eine Frage:

    Die Anmerkung: Bei Landschaftsaufnahmen verwende ich oft die Einstellung “Selbstauslöser 2 Sekunden” bei der Fuji GFX 50R. Das hatte ich schon früher bei der Spiegelreflex eingestellt, um den Spiegelschlag zu vermeiden. Dann komme ich in der Regel mit 1/Brennweite klar. Ausnahme: wenn meine beiden Hunde mich wegziehen, dann ist das Foto futsch und ich darf es noch einmal probieren. Wie Sie sagen, von 10 sollte eins gut sein.

    Meine Frage: stimmt es, dass bei Verwendung alleine des elektronischen Verschlusses bei bewegten Motiven Geisterbilder entstehen können? Was muss hier beachtet werden?

    Vielen Dank für die vielen Informationen und einen schönen zweiten Advent

    Beste Grüße
    Wolfgang Schlachter

    • Guten Tag Herr Schlachter,

      insbesondere bei der GFX ist der Rolling-Shutter-Effekt bei bewegten Motiven vor der Kamera und der Verwendung vom elektronischen Verschluss (ES) erheblich. Es reichen langsame Bewegungen vollkommen aus um Verformungen zu erhalten. Am besten fotografieren Sie mit der Einstellung EF, das ist die Kurzfassung.

      Ihnen auch schöne Feiertage und viel Spaß mit der GFX.
      Herzlich, Peter R.

      • Lieber Herr Roskothen,

        Ertsmal herzlichen Dank für Ihre vielen wertvollen Beiträge, die für mich zur Umsetzung meines liebsten Hobbys immer die beste Wissensquelle sind.

        Eine Ergänzende Frage zur Verwendung des elektronischen Verschlusses zur Vermeidung von Verwacklern stellt sich mir aber noch.
        In irgendeinem Fremdbeitrag wurde darauf hingewiesen, dass es mit der Wahl des elektronischen Verschlusses im Gegensatz zum mechanischen Verschluss zu einem verminderten Dynamikumfang kommt?
        Zumindest wurde dies bei Canon festgestellt (von 14Bit auf 10/12Bit)
        Gilt das auch für meine Fujifilm XH2.
        So wäre das Vermeiden von Verwacklern mit einem eltronischen Verschluss nur mit mehreren Kompromissen zu erkaufen.

        Liebe Grüße

        Peter Bechler

      • Guten Tag Herr Bechler,

        Sie vermeiden mit dem ES ausschließlich die Vibration des MS. Und die Abnutzung.

        Herzlichen Gruß, Peter Roskothen

  • Lieber Peter,

    ja, immer wieder lohnt es sich doch mal wieder über die ‘Basics’ nachzudenken. In diesem Sinne ein dickes Dankeschön dass Du dieses Thema mal wieder in dieser Ausführlichkeit aufgegriffen hast.

    Auch mit dem Antiwackelsystem in Kamera und/oder Objektiv habe ich mir angewöhnt wann immer möglich mit einem Stativ bzw. einem Einbeistativ zu arbeiten. Das hilft mir auch bei der ‘Gestaltung’ der Aufnahmen.
    Bei Makroaufnahmen im Freien nutze ich allerdings gerne einen kleinen Godox-Blitz mit einem Streufläche als ‘Weichmacher’ aufgesetzt. Das Ganze so eingestellt dass die Grundhelligkeit ohne Blitz etwa zwei Blenden unterbelichtet ist und das Hauptlicht dann vom Blitz kommt. bei dieser Kombi habe ich gute Ergebnisse erzielt weil halt bei Makroaufnahmen im Freien auch gerne mal das Motiv etwas wackelt.
    Die Lichtführung ist dabei etwas Erfahrungssache – ich mache dann mehrere Varianten der Blitzausrichtung.
    Bei Aufnahmen zuhause verwende ich dann meistens Dauerlicht das halt Vorteile bei der Lichtführung bietet – nur wackeln darf halt nichts…

    Klar, Blitzen ist nicht jedermanns Sache aber in punkto verwackeln ist es m.E. eine gute Alternative.

    Gruß
    Herbert

  • Hallo Herr Roskothen,
    ein sehr informativer Bericht. Ich bin über eine 6D auf die 5Ds und R5 mit dem Thema vertraut, ja mehr Bilder helfen, aber auch eine gute Atemtechnik und die Abstützung vom linken Arm am Körper. Ich persönlich mag etwas schwere Kameras. Aber ab 1/15 fühle ich mich mit dem Stativ wohler.
    Mit freundlichem Gruß T. Lüddecke

  • Hallo Herr Roskothen,

    vielen Dank für Ihre “analytische Ader”, Ihre Recherchen und für den bisherigen, wirklich konstruktiven Austausch.

    Thema: Pixeldichte des Sensors, Verwackelungsgefahr, Systemvergleich APS-S versus Vollformat
     
    Den interessierten Leser möchte ich einmal auf ein Gedankenexperiment mitnehmen. Wir stellen uns zunächst nur Kameras ohne Bildstabilisator (IBIS) vor, so dass eine Bewegung der Kamera während der Belichtungszeit ein Verwackeln der Aufnahme bedeutet. Ob ein Verwackeln auf dem Foto sichtbar ist, hängt ab von der Belichtungszeit, von der Brennweite des Objektivs und von der Pixeldichte des Sensors: je mehr Pixel auf der Sensorfläche untergebracht sind, desto sichtbarer wird das Verwackeln der Aufnahme, wenn man die Fotos in der 100%-Ansicht betrachtet.
     
    Kurzer mathematisch-logischer Exkurs: Die Verwackelungsgefahr nimmt hierbei “glücklicherweise” nicht proportional zur Pixelanzahl zu, sondern hängt von der Zunahme der Pixelzahl in der Höhe bzw. in der Breite ab. Beispiel: Wenn auf einem Sensor zuerst 26 Megapixel untergebracht waren und in der weiterentwickelten Version nunmehr 40 MP, dann nimmt die Zahl der Pixel um den Faktor 40/26 = 1,54 zu. Der Faktor, um den die Pixel in der Höhe und in der Breite zunehmen, beträgt dann 1,24 (was im Übrigen der Quadratwurzel aus dem erstgenannten Wert entspricht; Seitenlängen und Fläche verhalten sich quadratisch zueinander). Das bedeutet, dass die Verwackelungsgefahr durch die höhere Pixeldichte um 24% gestiegen ist, während die Pixelzahl um 54% gestiegen ist (1,24^2 = 1,54). Den Faktor 1,24 findet man logischerweise auch, wenn man die Pixelanzahlen der Seitenlängen der beiden Sensoren durcheinander teilt: Beispiel: 7728 Pixel : 6240 Pixel = 1,24. Zur Erläuterung: In diesem Beispiel hat der Sensor mit 26 MP an der längeren Seite 6240 Pixel, beim Sensor mit 40 MP sind es 7728 Pixel, d.h. 24% mehr. Bei der kürzeren Seite (der Höhe) ergibt sich dasselbe Verhältnis.
     
    Nun der eigentliche Exkurs, nämlich zum Thema Pixeldichte im Vergleich der Sensorgrößen APS-C und Vollformat:
     
    Man stelle sich vor, man macht ein Foto mit einer APS-C-Kamera mit Objektiv einer Brennweite von ca. 33 mm. Nun möchte man an derselben Kameraposition denselben Bildausschnitt aufnehmen (quasi dasselbe Motiv), nur diesmal mit einer Vollformat-Kamera. Dann muss man ein Objektiv mit einer längeren Brennweite wählen, nämlich ca. 50 mm. Nun nehmen wir einmal an, beide Kameras hätten einen Sensor mit 40 Megapixeln. Dann verhält es sich folgendermaßen: Der APS-C-Sensor unseres Beispiels hat einer höhere Pixeldichte, somit ergibt sich eine höhere Verwackelungsgefahr. Bei der Vollformatkamera hingegen verwendet man eine höhere Brennweite, somit erhöht sich die Verwackelungsgefahr. Und jetzt kommt der Clou: Rein logisch-physikalisch (wenn ich nichts anderes Wichtiges übersehen haben sollte), dürften sich diese beiden Effekte genau aufheben, denn: der Faktor, um welcher die Seitenlänge (wahlweise auch die Diagonale) des Vollformat-Sensors größer ist als diejenige des APS-C-Sensors, ist der Crop-Faktor (dieser ist etwas größer als 1,5). Der Crop-Faktor ist aber auch genau derjenige Faktor, um den die Brennweite zunehmen musste in unserem Beispiel. Also haben wir in beiden Beispiel-Systemen prinzipiell dieselbe Verwackelungsgefahr.
     
    Wie hoch die Verwackelungsgefahr nun jedoch in Wirklichkeit ist, hängt von noch mehr Faktoren ab: Welche optischen Leistungen bringen die Objektive (Abbildungsleistung, Lichtdurchlässigkeit)? Welche Leistung bringt der Sensor (Lichtempfindlichkeit, Dynamikumfang, Rauschverhalten)? Wenn der Stand der Technik bei beiden Sensoren derselbe wäre, dann ist der Sensor mit der größeren Fläche im Vorteil: die Pixel sind größer, sie erhalten mehr Licht, daraus bekommt man Rauscharmut und Dynamikumfang vom Grundsatz her besser in den Griff. Da es aber ständige Weiterentwicklungen gibt, könnte ein APS-C-Sensor prinzipiell so viel Leistung bringen wie ein Vollformatsensor einige Jahre zuvor.
     
    Jetzt stellen wir uns vor, diese beiden Kameras werden nun zusätzlich mit einem Bildstabilisator (IBIS) ausgestattet. Dann hängt die Verwackelungsgefahr eben auch noch entscheidend davon ab, wie gut das IBIS-System arbeitet, denn je besser es ist, desto längere Belichtungszeiten kann man sich erlauben, um verwackelungsfrei zu fotografieren. Und je länger die Belichtungszeit, desto niedriger kann der ISO-Wert eingestellt werden (bis hin zum Basis-ISO-Wert), wodurch sich wiederum die Bildqualität erhöht.
     
    Alles hat Vor- und Nachteile, natürlich gibt es noch viele andere Vergleichsmöglichkeiten (z.B. Größe und Gewicht), Parameter und Möglichkeiten (Freistellen, Bokeh), und es kommt darauf an, was einem selbst wichtig ist an einem System. Darum ist ein APS-C-System natürlich nicht grundsätzlich schlechter als ein Vollformat-System. Und, um den Bogen noch weiter zu spannen: Selbst ein Mittelformat-System mit Normalbrennweite kann zwei Drittel des Gewichtes eines Spiegelreflex-Vollformat-Systems haben, wobei sich die Preise wiederum gravierend unterscheiden können. Interessant und spannend …

    Herzliche Grüße
    Jan P.

Journalist, Fotograf, Fototrainer Peter Roskothen

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