Retrospektive von Andreas Jorns – Im LEICA-Store der Kö-Galerie in Düsseldorf ist vom 13. Mai bis 20. August 2022 die Retrospektive „black ist the color“, mit feinsten Fotografien von Andreas Jorns zu sehen. Ich bin schon länger extrem angetan von seinen in schwarz-weiß gehaltenen Portraits der Extraklasse. Kürzlich hatte ich nun die exklusive Gelegenheit, teilzunehmen an einer Führung/Besprechung mit Herrn Jorns und der Kuratorin der Ausstellung, Frau Ulla Born.
Die Ausstellung ist beheimatet im Untergeschoß des LEICA-Stores. Wunderbar arrangiert finden sich dort 43 Fotografien aus gut 10 Jahren seines Schaffens. Die Exponate sind typisch Jorns. Meisterlich fotografiert, laden sie unweigerlich zum Verweilen, zum Schauen, zum Entdecken ein, wohlwissend, nicht allen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Aus den zeitlos wirkenden Fotos schwingt eine bewusst inszenierte, positive Melancholie, der man sich kaum entziehen kann. Herrlich ergänzend zu den Fotografien befindet sich zentral im Raum eine Video-Installation. Dort werden fortlaufend Filmsequenzen präsentiert, die die Entstehung einiger der ausgestellten Portraits zeigen, und einen Einblick gewähren in das, was während der Aufnahmen geschieht.
Frau Ulla Born und der Fotograf Andreas Jorns bei Erläuterungen zu den großformatigen Portraits.
Inhaltsverzeichnis
black is the color
Über 1 Jahr dauerten die Vorbereitungen zu „black is the color“. Frau Born schildert eindrücklich die sich ergänzende Arbeitsweise zwischen ihr und Herrn Jorns, und es wird deutlich, wie bei solchen umfangreichen Prozessen immer beide Seiten profitieren. Frau Born erläutert am Beispiel eines Fotos, was es heißt, Regeln zu kennen, und bewusst zu brechen. Sie verdeutlicht den unmittelbar daraus resultierende Effekt, der ein Passbild für Bewerbungen von einem Jorns-Portrait unterscheidet. Und ja, das tut es! Schlicht gesagt, die Aufnahmen sind auf subtile Art spektakulär, und allesamt zum Niederknien.
Das Arrangement der Ausstellung lässt Zufällen keine Chance. Penibel bis ins Detail und pefekt gehangen, entfalten sich die Fotos gerade auf der lichtgrauen Wand unnachahmlich gut.
Wahrnehmbar wird auch, wie gut sich der Titel „black ist the color“ in den hohen Schwarzanteilen der grandiosen Aufnahmen wiederfindet. Samt negativem Raum, und der Unschärfe, die Andreas Jorns als eines seiner bevorzugten Stilelemente verwendet, entstehen diese kleinen oder größeren Geschichten, die seine Aufnahmen so einzigartig machen. Herr Jorns benennt als Grundlage für den Entstehungsprozess seiner Fotografien das Zusammenspiel aus Inszenierung und gesteuertem Zufall. Während seiner Schilderungen wird sehr gut nachspürbar, wie wichtig das Vertrauen und der ganzheitliche Dialog zwischen den Modellen und ihm ist, der Basis ist für solche Ergebnisse. Die Schilderungen von der Bedeutung psychologischer Aspekte bei der Portraitfotografie sind in jedem einzelnen der beeindruckenden Aufnahmen zu entdecken. Sein hohes Interesse am einzelnen Menschen selbst ist unverkennbar. Die von ihm abgelichteten Personen strahlen auf den Fotos hohe Authentizität aus, und das ist es auch, was Herr Jorns selbst durch seine Werke von sich preisgibt.
Retrospektive von Andreas Jorns
Alles in allem zeigt Andreas Jorns mit „black ist the color““ nicht nur seine persönliche Retrospektive, sondern insgesamt die hohe Schule der kunstvollen Portraitfotografie. Wie er selbst sagt, ist er viel mehr auf der Suche nach interessanten, und weniger nach vermeintlich „guten“ Fotos, und er schildert auch seine eigene, kontinuierlich fortschreitende Entwicklung hinein in ein mutigeres Vorgehen und Auswählen. „Black ist the color“ macht vor allem eines sichtbar: Erst ein gedrucktes Foto ist Fotografie, und diese Retrospektive von Andreas Jorns ist Fotografie, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Wer sich von alledem angesprochen fühlt, dem lege ich einen Besuch der Ausstellung „black ist the color“, Andreas Jorns, sehr ans Herzen!
Andreas Jorns und seine LEICA, zu sehen in der Video-Installation, die Teil der Ausstellung ist.
„black is the color“, Andreas Jorns / Leica Galerie Düsseldorf / Kö Galerie / Königsallee 60 / 40212 Düsseldorf / 13 Mai – 20. August 2022, 10-19:00h, und nach Vereinbarung / Eintritt frei.
Freundlichen Dank für ihr Interesse und für ihre Aufmerksamkeit!
Herzlich, Dirk Trampedach
© Dirk Trampedach ist Journalist für Fotografie – „Black Is The Color“, Retrospektive von Andreas Jorns
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Lieber Dirk,
das ist wahrlich ein sehr guter Tipp von dir! Wir waren u.A. zur Eröffnung der Ausstellung dort und sind schon lange Fan der Aufnahmen von Andreas Jorns. Wer sich für die Portraitfotografie in s/w interessiert, der sollte sich diese Retrospektive auf jeden Fall ansehen!
Herzliche Grüße,
Maike
Hallo liebe Maike,
da haben wir uns wirklich nur knapp verpasst. Zur Eröffnung wollte ich eigentlich auch hin, habe mich dann aber dagegen entschieden, weil Andreas alle Abonnenten*innen seines Newsletters separat eingeladen hatte. Im Hinblick auf die Planung dieses Artikels bin ich davon ausgegangen, vielleicht etwas weniger Menschen dort vorzufinden, und die Rechnung ist ja dann auch aufgegangen.
Aber klasse, dass dir/euch seine Fotografie auch zusagt.
Herzliche Grüße, Dirk