Seacliff Beach in Schottland? Noch nicht gehört? Dann habt ihr Dougie Cunninghams „Photographing Scotland“ noch nicht gelesen. In einem anderen Reiseführer habe ich einen Hinweis auf einen „netten Strand“ gefunden, aber was nett heißt, das wissen wir ja nun alle. Daher habe ich die Information einfach mal links liegen lassen. Ein Fehler, wie ich nach der Lektüre von Photographing Scotland herausgefunden habe.
Doch fangen wir vorne an. Obwohl unsere Route in den hohen Norden Schottlands schon fertig geplant war, habe ich Seacliff Beach noch schnell mit eingeschoben. Zu gut haben mir die Bilder gefallen. Und nach einer Nacht auf der Fähre, so dachte ich, ist ein kleiner Strandspaziergang ganz entspannend. Der Umweg war nicht allzu groß, also haben wir uns von Newcastle aus auf den Weg gemacht. Nun sind schottische Landstraßen keine deutschen Landstraßen, so dass wir erst am späten Mittag dort ankamen. Auf der Straße, die zum Seacliff Beach gehört, steht klar und deutlich, dass es sich um eine Privatstraße handelt und dass der Zugang zum Parkplatz einen Obulus von 3 Pfund (in Münzen) kostet. So frisch von der Fähre, hatten wir natürlich noch kein Kleingeld, also sind wir erstmal in den nächstgelegenen Ort gefahren und haben dort am Bankautomaten Geld getauscht und im Supermarkt die Scheine „verkleinern“ lassen. North-Berwick heißt der Ort und nur wenige Kilometer entfernt.
Wieder vorbei am sehr sehenswerten Tantallon Castle, das wir bereits bei einem früheren Schottland-Urlaub besucht haben, ging es dann zum Seacliff Beach. Die Straße ist gut, mit einem tollen Blick auf die Bucht und dem großen Bass Rock. Bass Rock ist eine von Menschen unbewohnte Insel vor der Küste im Firth of Forth. Bewohnt wird sie nur von einer der größten Basstölpel-Kolonien – doch dazu später mehr!
Inhaltsverzeichnis
Schottland – Seacliff Beach – Der Weg
Irgendwann gabelt sich der Weg und da steht, mitten im Nirgendwo, eine Schranke im Wald inklusive Videoüberwachung. Unsere dummen Gesichter hätte ich gerne gesehen :-) Also haben wir die drei Pfund in den Schlund der Kasse geworfen und tatsächlich ging die Schranke auf! Die Straße hat dann allerdings einiges an Qualität eingebüßt, war aber dennoch – langsam – befahrbar. Ein kleiner Parkplatz und ein (sehr sauberes Toiletten-Häuschen) zeigten uns, das wir am angekommen sind. Nur noch ein kleines Stückchen durch den Wald und dann waren wir am Ziel: Seachliff Beach!
Unser erster Gedanke ist, schöner Strand in einer hübschen Bucht mit einer tollen Aussicht. Die Highlights vom Seacliff Beach erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Doch lange haben wir nicht gebraucht, um die tollen Felsformationen zu finden. Wenn dann zwischendrin die Sonne noch hervorkommt, kommt so richtiges Strandfeeling auf. Wunderschön!
Natürlich haben wir auch das Stativ und die ND-Filter mitgeschleppt und suchen uns ein nettes Plätzchen. Die vielen bizarren Felsen bieten einen schönen Vordergrund, während Bass Rock im Hintergrund ab und an in der Sonne geradezu aufleuchtet. Das liegt allerdings nicht an der Farbe der Felsen, sondern an den Basstölpeln, die mit ihren Hinterlassenschaften den Felsen weiß erstrahlen lassen. Nur gut, das wir so weit entfernt sind. Der Gestank ist bestimmt atemberaubend!
Schottland – Seacliff Beach – Der Strand
Nur ein Stückchen weiter endet der Sand und geht in ein Felsplateau über. Skurille Rillen und Verfärbungen im Gestein bieten außergewöhnliche Fotomotive.
Schottland – Seacliff Beach – Die Felsen
Von hier aus hat man auch einen hervorragenden Blick auf Tantallon Castle und den Bass Rock. Ein Tele bietet sich da allerdings neben dem Weitwinkel an. Sonst sieht man nicht so viel. Das Tele werden wir später auch nochmals brauchen :-)
Schottland – Seacliff Beach – Tantallon Castle & Bass Rock
Wenn man sich das Bild des Bass Rock übrigens in groß anschaut, sieht man auch die vielen kleinen weißen Punkte. Das sind alles Basstölpel!
Übrigens kann man das Stativ am Seacliff Beach auch ohne Probleme steht lassen. Es sind kaum Menschen am Strand und eigentlich haben wir einem Familienvater fast versprochen, dass wir diesen wunderschönen Ort niemanden zeigen und außerdem behaupten, dass es in Schottland immer regnet ;-) Nun, zu meiner Ehrenrettung sei gesagt, ich habe es nicht versprochen! Es ist wirklich sehr ruhig am Strand, eine Familie mit Kind, ein paar Spaziergänger und das Kreischen über uns. Möwen, Enten, Kormorane und eben Basstölpel. Ein, zwei, ganz viele!
Wie erwähnt ist der Bass Rock eine der größen Brutkolonien für Basstölpel, die vom Felsen übrigens auch ihren Namen erhalten haben – irgendwann im 15. Jahrhundert. Ein kleiner Leuchtturm, natürlich von einem Vertreter der berühmten schottischen Leuchtturm-Erbauer-Familie Stevenson erbaut, ist heute das einzig erhaltene Gebäude auf der Insel. Eine Burgruine gibt es noch und das war es dann auch schon. Wer möchte auch tausende von Basstölpeln als direkten Nachbarn haben? Zudem steht sie heute unter Naturschutz und kann nur im Rahmen einer Bootstour des Scottish Sealife Centers in Noth Berwick besucht werden. Starke Geruchsnerven sind auf jeden Fall nötig!
Wenn man aber schon einmal dem Bass Rock so nahe ist, sollte man sich seine Bewohner auch genauer anschauen und hier kommt das Tele wieder zum Einsatz! Ich habe die Fotos übrigens mit der Canon EOS 6D und dem Canon EF 70-200 mm 1:2,8 L IS II USM Objektiv gemacht und das ist auch das Minimum, was ich für die flotten Basstölpel empfehlen möchte. Elegant und recht ruhig schweben sie durch die Luft, aber wehe, sie finden Futter und stürzen sich ins Meer!
Schottland – Seacliff Beach – Basstölpel
Wenn die Basstölpel jagen, dann geht alles plötzlich ganz schnell! Ich habe ingesamt vier Versuche gebraucht, um den gesamten Vorgang einmal festzuhalten. Bei den ersten Versuchen habe ich nur die Wasserfontäne noch erwischt. Aber einmal, das hat es geklappt. Beim sogenannte Stoßtauchen erreichen sie kurz vor dem Eintauchen ins Wasser eine Geschwindigkeit von ca. 100 km/h. Die Vögel jagen den Fisch und verschlucken ihn noch unter Wasser. Kein Wunder, dass das letzte Bild (also Nummer drei aus der folgenden Serie), nicht mehr ganz scharf ist. Da reicht dann selbst eine 1/4000 nicht mehr, um den Vogel scharf abzubilden.
Schottland – Seacliff Beach – Basstölpel auf der Jagd / beim Stoßtauchen
Ihr sehr also, Schottland und der Seacliff Beach haben viel zu bieten. Landschaft, Meer und Wildlife – eine tolle Kombination. Kultur und Geschichte gibt es mit dem Tantallon Castle auch direkt um die Ecke! In disem Sinne, geht mein Dank an Dougie Cunningham für die Präsentation in Photographing Scotland, denn ohne ihn hätten wir dieses schöne Fleckchen Erde wohl verpasst (und wären abends pünktlich in unserem B&B gewesen :-)). Diese hervorragende Empfehlung, sowie die ausführliche Beschreibung der Zufahrt findet ihr in seinem Buch. Die Rezension dazu habe ich hier veröffentlich.
Wie immer würde ich mich über Kommentare, Anregungen und/oder Kritik sehr freuen. Danke!
© Britta Dicken schreibt zum Thema: Schottland – Seacliff Beach
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