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Leere Bilder Fotos vom Nichts

Leere Bilder Fotos vom Nichts

Leere Bilder, Fotos vom Nichts, das klingt fürs Erste nach: einem Vakuum. Und obwohl Sie den Titel Leere Bilder gelesen haben, der anmuten mag, wie ein unbeschriebenes Blatt Papier, haben Sie hinter Leere Bilder doch etwas mehr vermutet, und diesen Artikel aufgerufen. Dass leere Bilder tatsächlich interessanter sein können, als der Name annehmen lässt, ist sicherlich wahr. Insofern möchte ich Sie einladen, weiterzulesen. Zu schauen gibt es natürlich auch etwas, nämlich leere Fotografien:

Leere Bilder, Fotos vom Nichts

Auf die Idee, etwas über leere Bilder, Fotos vom Nichts zu schreiben, kam ich vor ein paar Tagen. Während einer Unterhaltung erwähnte ich beiläufig, für ein langes Wochenende ins Oberbergische Land zu fahren. Diese Gegend südlich des Ruhrgebiets, die man meistens auf den Autobahnen A45, A4 und den Strecken Köln-Ruhrgebiet umfährt, ist eine reizvolle, zum Glück nicht überlaufene Region. Während wir nun so da saßen, wurde ich gefragt, was ich dort überhaupt machen will, im Oberbergischen Land. Na, Radfahren, Wandern, Orte + Städte anschauen, einfach draußen sein, und natürlich fotografieren! Prompt kam die Reaktion: Wie, fotografieren? Da ist doch nichts! Und so bin ich losgezogen, mit der Idee, mittels leerer Bilder jenes „Nichts“ zu fotografieren. So viel vorweg, es war eine spannende Angelegenheit!

Orte des Nichts

Wetten würde ich darauf abschließen, dass wir alle bestimmte Gegenden, Orte und Szenen kennen, von denen wir bzgl. Fotografie zu dem Entschluss kommen, dort nichts vorzufinden. Dieses Nichts mag stehen für langweilige Motive, unspektakuläre Szenarien, tausendfach fotografierte Tristesse, oder eben für alles das, was uns schlicht nicht motiviert, die Kamera zu heben. Dabei haben wir doch längst verstanden, dass ein Foto nicht durch die Extravaganz des Motivs zum Leben erwacht. Die noch so schnöden Eindrücke, toll arrangiert und in Szene gesetzt, machen aus Fotos mit den langweiligsten Details Jahrhundert-Erlebnisse! Beispiele dafür fallen mir endlos viele ein.

Selten so viele Motive gefunden, wie im Nichts.


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Das Nichts ist überall

Aber wie ist das dann nun mit den Fotos vom Nichts, die als schöne, leere Bilder bezeichnet werden können? Um das herauszufinden, reichen 3 Tage im Oberbergischen Land. Oder im tiefsten Sachsen. Oder in Bayern, Mecklenburg und den Weiten Schleswig-Holsteins. Sie merken es schon, jenes Nichts ist quasi überall. Das Nichts entspringt unserer schrägen Gedankenwelt, die ganz klar geprägt sein wird durch die Fotos, die wir tagtäglich zu sehen bekommen. Auf kaum einem Foto ist Nichts. Leere Bilder mag niemand sehen. Wagen wir ein Experiment. Gehen wir doch einfach mal dorthin, wo gerade gar nichts ist.

Und dort suchen wir das, was vorhanden ist, und nutzen das dann dazu, tolle Fotos zu machen. Sind Wolken nichts? Sind Strommasten nichts? Ist ein Foto mit Strommast und Pferd nichts? Ändern wir den Begriff. Nichts, diese leeren Bilder, werden in “Negativer Raum” umdefiniert. Ich weiß, was Sie denken. Negativ klingt auch nicht positiv. Dem stimme ich zu. Mir gefällt das Wort auch nicht. Aber wir haben es nun mal, und zwar als klassisches Stilmittel für Arrangements, die vom Nichts geprägt sind. Alternativ können wir “Negativer Raum” auch Freiraum nennen. Negativ ist gar nicht schlecht gemeint, sondern so wie Freiraum, das Gegenteil von Körperraum oder besetzter Raum.

Alles Nötige dazu beginnt damit, in dieses Nichts hineinzusehen und die leeren Bilder mit etwas zu füllen, was die Sinne lockt. Fotos, die uns ansprechen, leben von der Kreativität und dem Besonderen, was uns in sie hineinzulegen gelingt.

Im Negativen Raum findet sich viel positives Potential für leere Bilder.

Dieses Nichts zu sehen, ist zu Anfang gar nicht einfach. Zu sehr gepolt sind wir darauf, immer irgendetwas Offensichtliches zu sehen. Die (digitalen) Medien erschlagen uns mit übervollen Bildern. Bunt, grell und übervoll müssen sie sein. Leere Bilder sind Mangelware, aber das ist schade. Im Ansatz, sich zu reduzieren, zu minimalisieren, und mit so wenig wie möglich auszukommen, könnten wir auch mitunter fotografieren gehen. Es tut gut, nicht vor der schweren Entscheidung zu stehen, welches der vielen Knallerdetails denn nun Hauptmotiv wird, sondern überhaupt danach zu schauen, wo sich ein einziges, schönes Motiv zeigt. Vonnöten ist zwangsläufig, viel genauer und aufmerksamer zu schauen auf das, was sich zeigt. Und ein Nichts zu sehen, zu finden, und dann anständig zu belichten, braucht Zeit. Viel Zeit, denn es findet sich nichts, was uns hilft. Haben wir uns erst einmal darauf eingenordet, fallen uns Motive auf, die wir sonst gar nicht gesehen hätten. Es steckt eben doch viel mehr als vermutet in den Kompositionen, die vom Nichts leben und leere Bilder hervorbringen.

Wir müssen schon genau hinschauen, um dieses Nichts zu sehen.

Ermutigen möchte ich Sie, nach Leere zu schauen und ins Nichts zu sehen. Machen Sie sich auf die Suche nach leeren Bildern oder nach Fotos vom Nichts. Vielleicht geht es Ihnen ja so wie mir dabei.

Kein leeres Bild ist vollständig ohne Inhalt

Während meiner unzähligen Stunden, die ich für die Streetfotografie in den Straßen und Städten unterwegs bin, gibt es nahezu nie nichts. Urbanes Leben in der Stadt kennt kaum leere Bilder. Viele Reize strömen auf mich ein, die es zu sondieren, zu selektieren und einzuordnen gilt. Ein Segen kann dann sein, im Gegenteil unterwegs zu sein. Die Langsamkeit und Stille ist einfach herrlich, und es tut gut, ins Leere zu sehen. Zu eines darf es allerdings nicht führen. Dieses Nichts als reizlos zu werten und fatalerweise die Kamera erst gar nicht mitzunehmen. Dieses Nichts mit seinem negativen Raum ist wie gemacht zum Fotografieren. Vor allem dann, wenn der fotografische Alltag anders aussieht. Für mich waren diese Tage dort mit ihren leeren Bildern ähnlich eines Augenurlaubs. Tapetenwechsel für die Iris, raus aus dem Trott. Lehrreich und spannend ist es zudem auch, probieren Sie es bitte selbst aus.

Wenn Sie mögen, schreiben Sie bitte ihre Erfahrungen mit Fotos vom Nichts, und lassen Sie uns alle wissen, was auf ihren leeren Bildern zu sehen ist.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse!

Herzliche Grüße,
Ihr Dirk Trampedach

Alle Fotos entstanden mit der FUJIFILM X-T3 + XF 35mm F 1.4.

Negativer Raum in der Fotografie Tutorial >>

Mit Absicht Unscharf fotografieren – Traumhafte Fotos >>

© Dirk Trampedach, Journalist für Fotografie bei *fotowissen – Leere Bilder Fotos vom Nichts

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Geschrieben von:

Dirk Trampedach im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen 28.10.23-037

Dirk Trampedach

Eine Geschichte, ein Bild, eine Stimmung. Erlebnisse, Schreiben und Fotografieren, das hängt für mich unmittelbar zusammen. Foto-Themen, denen ich mich gerne widme, sind Berichte von Touren im VW T3 WESTFALIA, Street Photography, sowie Storys um klassische Automobile und deren Besitzer. Wenn Sie mehr über mich erfahren möchten: www.dt-classics.de.

13 Kommentare

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  • Lieber Herr Trampedach,

    haben Sie vielen Dank für Ihren Artikel, der so viele Facetten des Nichts beschreibt. Erinnert mich ein bißchen an Michael Ende und seine “Unendliche Geschichte”. Ich weiß, dass Sie ein großer Fan von s/w- Aufnahmen sind. Doch als ich Ihre Bilder betrachtet habe, habe ich gedacht, dass einige von Farbe profitiert hätten- ruhig mit einer der hervorragenden Filmsimulation von Fuji. Allerdings unterstützt auf der anderen Seite das s/w ja wieder die Kernaussage “Nichts”! Sie hatten doch mal eine eigene Filmsimulation “cool city” (?) kreiert. Könnte ich mir gut vorstellen.
    Vielen Dank noch einmal für den inspirierenden Beitrag!
    Herzliche Grüße
    F.Seeber

    • Lieber Herr Seeber,

      ganz nett, dass Sie sich so angenehm mit dem Artikel auseinandersetzen, vielen Dank dafür!

      Mit Farbfotos ist es so eine Sache. Verhältnis monochrom/farbig liegt bei mir so etwa im Verhältnis 75/25. Im Fall dieser Aufnahmen sind sie auch meiner Tagesplanung zum Opfer gefallen. Da ich mich vor Start in den Foto-Tag für Objektiv, Thema und Look entscheide, kam „Farbe“ einfach nicht vor.

      Die Simulationen betreffend, ist mein farbiger Dauerbrenner zur Zeit „Nostalgic Negative“. Dazu finden sich bei Interesse auch Infos hier bei *fotowissen.eu.

      Herzlich grüßend, Dirk Trampedach

      • Vielen Dank Herr Trampedach für den Hinweis auf “Nostalgic Negative”. Ich verwende immer gerne “Klassisch Schwarz”. “Nostalgic” werde ich aber gleich mal ausprobieren! Ich denke, das paßt ganz gut zum nächsten Reiseziel im Herbst!
        Liebe Grüße
        F.Seeber

      • Das Nostalgic Negative ist ja Farbe. geht ein kleines bisschen in die Lomo/New American Richtung. Leicht entsättigt, schöne Kontraste, gefällt mir gut. Meine monochrom Belichtungen sind übrigens mit dem Rezept “Mullins” entstanden, dass sich u.a. im Buch von Thomas B. Jones findet.

        LG, Dirk Trampedach

      • Guten Morgen, lieber Herr Trampedach,
        das Buch von Th. Jones habe ich mir schon vor längerem auf Ihre Empfehlung gekauft und finde es sehr gut und kann es nur weiterempfehlen. Man hat damit eine gute Grundlage, um selber kreative “Filmrezepte” zu erstellen. Auf diesem Weg noch einmal herzlichen Dank für die Empfehlung! “Mullins” verwende ich übrigens auch.
        Ein schönes Wochenende und herzliche Grüße
        F.Seeber

      • Hallo Herr Strauch,

        zugegeben, ich musste erstmal nachsehen, Bilder und Namen brachte ich nicht unmittelbar zusammen. Beim Anschauen seiner Fotos kam mir aber in den Sinn, doch das eine oder andere schonmal gesehen zu haben, und Sie haben völlig recht. Sie sind absolut legendär, und passen wirklich zum Inhalt des Beitrags. Vielen Dank für die Initialisierung!

        Herzliche Grüße, Dirk Trampedach

  • Lieber Herr Trampedach, danke für Ihren schönen Artikel über das “Nichts”. Widersprechen möchte ich der Aussage, dass das städtische Leben kaum leere Bilder kennt. Ich habe hier in Tokio eine ganze Reihe von Motiven gefunden, die Ihren Aufnahmen entsprechen, und ich kann mich gut an das Buch eines japanischen Fotografen erinnern, das den Titel “Tokyo Nobody” trägt. Wie Sie richtig sagen: Man muss nur richtig hingucken. Herzlich, Detlef Rehn

    • Lieber Herr Rehn,

      schön, dass Sie aus dem fernen Japan auch die modernen Möglichkeiten nutzen, um hier zu meinem Beitrag etwas zu schreiben. Herzlichen Dank dafür!

      Da ich meine Beiträge überhaupt nicht als die eine Wahrheit oder als ultimativ richtig definieren mag, empfinde ich ihre Aussage gar nicht als Widerspruch. Es steckt vielmehr eine Bereicherung von Sichtweise darin. Das ist doch wunderbar! Ich denke übrigens auch, das in einer Stadt ein Nichts sein kann. Im unmittelbaren Kontext zu meinen konkreten Erlebnissen im Zusammenhang mit Street Photography kann ich das allerdings nicht so wirklich finden.

      Mit freundlichen Grüßen, Dirk Trampedach

  • Die Idee, Fotos vom Nichts zu machen, ist mir sehr sympathisch! Ich habe damit schon vor einiger Zeit angefangen. Damals hatte ich zuerst den Einfall, in meinen Fotos an der Stelle, an der das Motiv erwartet wird, Leere zu lassen. Eine Herausforderung, die sich schwieriger als vermutet erwies, denn wie du schon erwähnt hast, muss man zuerst lernen, das Nichts zu sehen! Als nächster wichtiger Ansatzpunkt kam mir der Gedanke, etwas zu fotografieren, das eigentlich nicht sichtbar ist. Etwas wie den Wind zum Beispiel. Schon die Reaktionen der Zuhörer waren beeindruckend, als ich diese Idee in einer Fotogruppe oder in einer Internet-Community zum Besten gab: von Verblüffung mit innerlichem Kopfschütteln bis zu ernsthafter, stirnrunzelnder Beschäftigung mit dem Gedanken war alles dabei. Nur die Wenigsten sahen, dass die Beschäftigung mit etwas “Unmöglichem” die Wahrnehmung nachhaltig erweitern kann. wie z. B. die Wahrnehmung von “negativem Raum” zu etwas völlig Anderem, Neuen, führen kann. Das Tun ist genau so wichtig wie der Gedanke, der vorausgeht. und das Tun führt wieder zu neuen Gedanken usw….

    • Hallo Frank,

      danke für die schönen Anekdoten im Zusammenhang mit “Nichts”!
      Ich finde auch, der Gedanke vorweg, das kreativ Neue, das hat was.
      Eine gute Fotografie weiterhin und herzliche Grüße,

      Dirk Trampedach

  • Hallo Herr Trampedach,

    mit schmunzeln habe ich Ihren Artikel gelesen und war in Gedanken in unmittelbarer Nähe meines Wohnortes unterwegs.
    Man stelle sich einmal vor es würde das Nichts nicht geben. Sie könnten uns gar nicht mit diesen schönen Bildern erfreuen und einigen Lesern neue Gedanken zu dem Thema näherbringen.

    Beste Grüße aus Ostthüringen
    Uwe Arndt

    • Lieber Herr Arndt,

      wie schön, dass der Humor in alledem nicht zu kurz zu kommen scheint,
      und danke Ihnen sehr für die nette Sicht auf mein Tun + Schaffen!

      Herzlich,

      Dirk Trampedach

Peter Roskothen - Journalist für Fotografie, Fotograf, Fototrainer

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