Der Objektiv Test 7artisans 35mm f0.95 ist für Fotografen mit APS-C-Kamerasystemen und MFT-Kameras interessant. Das Objektiv passt an Fujifilm XF, Micro Four Thirds Olympus / Panasonic, Sony E, Canon EF-M, Nikon Z Systeme. Offenblendig und zu einem attraktiven Preis wird es viele Fotografen interessieren und *fotowissen wollte für Sie wissen, wie sich die Linse schlägt:
Objektiv-Lichtriese für APS-C- und MFT- (Mikro-Four-Thirds) Kameras.
Unglaublich kleine Schärfentiefe für stimmungsvolle Aufnahmen.
Inhaltsverzeichnis
Test 7artisans 35mm f0.95 Objektiv
Interessant ist die 35mm-Brennweite für APS-C Fotografen, weil es etwa der beliebten Normalbrennweite von 50mm im Kleinbild entspricht. Ein Vergleich der Brennweite mit dem Kleinbild für verschiedene Kamerasysteme:
35mm kleinbildäquivalent:
- Nikon-, Fujifilm-, Sony-APS-C: 52,5mm (universell)
- Canon APS-C: 56mm (universell)
- Olympus-, Panasonic-MFT: 70mm (Portrait)
Das Metallgehäuse des 7artisans 35mm f0.95 Objektivs gibt mir beim ersten Anfassen unmittelbar den Eindruck hochwertiger Verarbeitung. Intuitiv geht der nächste Griff zum stufenlosen Blendenring, der sich besonders für Videographen eignet. Geschmeidig, mit einem guten Widerstand sind die Abstände der Blendenwerte auf dem Ring ungleich verteilt und werden mit höheren Blendenzahlen kleiner. Ob wir eine Blende F/11 oder F/13 eingestellt haben, ist wegen der fehlenden Rasten und des geringen Blendenstufenabstands unklar. Das Objektiv bietet keine elektrischen Kontakte, liefert entsprechend keiner Kamera die Metadaten und wird ausschließlich manuell scharf gestellt. Aber bekanntlich reizen uns als Fotograf auch alte Objektive mit entsprechendem Adapter an unserer kompakten Fuji-, Sony-, Olympus-, Panasonic-, Canon- oder Nikon-Kamera. Die spiegellosen Systemkameras (DSLM) verführen mit Hilfe der Displaylupe und dem Fokus-Peaking, zu einer rein manuellen Nutzung eines Objektivs wie dem 7artisans 35mm f0.95.
Tatsächlich ist das manuelle Scharfstellen mit dem 7artisans 35mm f0.95 eher eine Wohltat und Entschleunigung.

Mit dem ebenfalls geschmeidigen und exakten Fokusring vorne am Objektiv habe ich mich beim Test schnell angefreundet. Es macht Spaß, wie in analogen Tagen ohne einen Autofokus zu arbeiten. Beim Test an der Fujifilm X-T4 ist es mir möglich, eine Audionotiz zur verwendeten Blende aufzusprechen. Schon die X-T2 verfügt über die Möglichkeit, mit Hilfe der Memofunktion eine bis zu 30 Sekunden lange Erinnerung zu der Aufnahme, auf der SD-Karte zu verewigen. Lightroom und Photo Mechanic spielen diese WAV-Memos auf Wunsch ab und ich verewige gleich anschließend die Blendenzahl in den Metadaten.
Beim Objektiv Test 7artisans 35mm f0.95 habe ich die meisten Bilder mit der offenen F/0.95 geschossen, die eine, für APS-C-Verhältnisse kleine Schärfentiefe ermöglicht. Der Reiz diese Blende für Portraits nutzen zu wollen ist mit gleich wieder vergangen, denn bewegliche Objekte mit einer so kleinen Schärfentiefe zu belichten, ist reine Glücksache. Was Stillleben, Naturfotos und andere unbewegliche Motive angeht, ist das Ergebnis aber dank genauer Fokussierung mit Hilfe der Digitallupe einfach und zuverlässig.

Gegenlicht und Streiflicht
Das 7artisans 35mm f0.95 Objektiv ist anfällig für Gegenlicht und Streiflicht. Es hält bei Streiflicht keinem Vergleich mit dem, von mir überaus geliebten XF35mm F/1.4 stand. Eine Streulichtblende liegt dem Objektiv nicht bei. Dem Himmel sei Dank, ist das Bild-Ergebnis schon im elektronischen Sucher (EVF) sichtbar und wir können uns auf diese Schwäche der Linse einstellen.
Schärfe und Farbsäume
Die Schärfe ist beim 7artisans 35mm f0.95 Objektiv bei F/0.95 in der Mitte mäßig, wird bei F/1.4 besser und bei F/5.6 am besten. Die Randschärfe ist erst ab dem Abblenden auf F/4 brauchbar und bei F/5.6 und F/8 am besten. Die Schärfe bei F/16 ist nicht mehr empfehlenswert. Überrascht haben mich die Farbsäume der Linse in den Bereichen F/0.95 bis F/4 einschließlich. Die Farbsäume verschwinden erst ab F/5.6. Die Farbsäume lassen sich beim offenblendigen Fotografieren nicht vermeiden. In der Bildqualität ist das 12 Linsensystem damit nicht vergleichbar mit dem Fujifilm XF35mm f1.4. Dennoch gibt es Gründe das Okular zu kaufen, auf die ich etwas später im Testbericht eingehe.
Erstes Foto zeigt die Gesamtansicht, das zweite den Ausschnitt in der MItte und rechts der Ausschnitt in der Vergrößerung oben rechts im Bild.
Testaufnahmen Farbsäume 7artisans 35mm f0.95
Pro und Contra 7artisans 35mm f0.95
Das Pro und Contra für das 7artisans 35mm f0.95, welches Ihrer Kaufentscheidung helfen kann:
Pro 7artisans 35mm f0.95 | Contra 7artisans 35mm f0.95 |
---|---|
Hochwertig verarbeitet | Fehlende Streulichtblende |
Bokeh | Anfällig für Streulicht und Gegenlicht |
Geringe Schärfentiefe | Farbsäume bis F/5.6 |
Schärfentiefen-Tabelle auf dem Objektiv | Fehlender Autofokus |
Preiswert | Keine Metadaten |
Keine kamerainterne Objektivkorrektur |
Testfotos 7artisans 35mm f0.95
Vergleich Fujifilm XF35mm F/1.4 mit 7artisans 35mm f0.95
Die Abbildungs-Qualität des Fujifilm XF35mm F/1.4 ist denen des 7artisans 35mm f0.95 in allen Bereichen überlegen. Dennoch lockt das Objektiv von 7artisans mit einem niedrigen Preis und der Offenblende. Hier ein Vergleich der technischen Daten beider Objektive:
Vergleich Fujifilm XF35mm F/1.4 versus 7artisans 35mm f0.95 | Technische Daten Fujifilm XF 35 mm F1.4 R | Technische Daten 7artisans 35mm f0.95 |
---|---|---|
Brennweite | f = 35 mm (53 mm kleinbildäquivalent) | f = 35 mm (53 mm kleinbildäquivalent) |
Blende | F1.4 bis F16 (Offenblende = F2 kleinbildäquivalente Schärfentiefe) | F0.95 bis F16 (Offenblende = F1.4 kleinbildäquivalente Schärfentiefe) |
Linsen | 8 Linsen in 6 Gruppen inkl. asphärische Linse(n) | 11 Elemente in 8 Gruppen |
Blickwinkel | 44.2° (APS-C) | 44.2° (APS-C) |
Anzahl Blendenlamellen | 7 | 12 |
Gewicht | (ohne Deckel): ca. 187 g | ca. 369 g |
Naheinstellgrenze | 28cm | 37cm |
Filterdurchmesser | 52mm | 52mm |
Spritzwasserschutz / Staubschutz | nein | nein |
Preis UVP | 599,- | 269,- |
Markteinführung | 2012 | Nov. 2020 |
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Fazit Objektiv Test 7artisans 35mm f0.95
Ich persönlich hatte Spaß mit dem Objektiv, welches in Sachen Metallgehäuse nicht enttäuscht. An die mechanische Schärfe konnte ich mich schnell gewöhnen und fand sie entschleunigend. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die stufenlose Blendeneinstellung, die nach einiger Zeit ganz normal scheint. Die mangelnde Schärfe besonders in den Ecken, die Farbsäume und die fehlende Übertragung von Metadaten an die Kamera sind angesichts des Preises verschmerzbar.
Wer mehr Geld in die Hand nimmt und sich für das Fujifilm XF35mm F1.4 entscheidet, bekommt ein anderes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das 7artisans 35mm f0.95 Objektiv kann ich trotzdem empfehlen. Es bereitet Spaß beim Fotografieren, aber der Hersteller ist gut beraten in Zukunft mehr Schärfe und weniger Farbsäume fürs Geld anzubieten.
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© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Objektiv Test 7artisans 35mm f0.95
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Hi, ich habe das Objektiv seit kurzer Zeit auch und schließe mich der Empfehlung an. Die „mäßige“ Schärfe bei 0,95 möchte ich aber ins Positive relativieren: Wenn man sauber fokussiert und dann anschließend im RAW-Konverter die Schärfe etwas hochzieht, gibt es nichts mehr zu meckern und einem auch sehr großen Print steht nichts im Wege. Und was die Schärfe „am Rand“ angeht: wer braucht die bei Offenblende?
Alles in allem finde ich das Objektiv eine sehr tolle Ergänzung zu den bestehenden Fujinon-Festbrennweiten. Damit lassen sich Bildwirkungen erzielen, die sonst einfach nicht möglich wären – darauf kommt es ja an und dafür bin ich dankbar.
VG, Christian
Hallo Herr Ahrens,
danke für Ihre Erfahrungen und Ergänzung in Sachen Schärfe!
Herzlich,
Ihr Peter R.
Guten Morgen,
Ich sehe eherin letzter Zeit eine große Anstrengung des Herstellers bei Nutzern, trotz extrem schlechtem Preis-Leistungsverhältnis(!), bekannt werden zu wollen.
Gleiche manuelle bei oftmals besserer optischer Leistung, erhalte ich mit „Altglas“, welches oftmals nur einen niedrigen zweistelligen Betrag kostet.
Vorschlag?
Die alten Minolta MD (hervorragend auf Fuji) oder die alten Mayer optic trioplan. Letztere haben aber nicht die Lichtstärke.
Hallo Peter
Ich weiß nicht so recht, wo ich diese Linsen einordnen soll. Es gibt einen ganz kleinen Bereich der Fotografie wo man sie sinnvoll einsetzen kann. Du hast das mit deinen Beispielbildern sehr gut illustriert. Ich hatte mir auch ¨überlegt, ob ich mir so etwas anschaffe.
Sie sind jedenfalls nur eine Ergänzung und der Preis muss zur normalen Linse dazugerechnet werden. Für den fotografischen Alltag sind sie unbrauchbar. Wenn ich darauf spezialisiert wäre Hintergründe und Bokehs zu fotografieren, die nachher in Fotomontagen verwendet werden, könnte der Kauf sinnvoll sein. Aber nur dann. Was mich am meisten von einem Kauf abhält ist, dass keine Informationen in die Kamera übertragen werden. Beispiel. Ich stelle meiner Kamera auf manuelles Fokussieren, sobald ich am Fokusring drehe springt die Lupe auf. Bei einem rein manuellen Objektiv müsste ich diese Funktion auf eine Taste legen, mehr Gefrickel. Dasselbe gilt für den IBIS.
Ich habe im Netz tolle Aufnahmen mit diesen Linsen gesehen, aber ist es wirklich soviel mehr als bei Blende 1.4.? Gerade wenn ich im Nahbereich fotografiere, brauche ich keine Blende 1. Da habe ich sogar noch bei Blende 8 genug Hintergrundunschärfe.
Wenn es wirklich dunkel ist und ich brauche so eine große Blende für Reportagen, krieg ich damit kein einziges Bild scharf.
Ich denke, in letzter Zeit wird sowieso zu viel Hype um extreme Blendenöffnungen gemacht. In der Praxis hat man meist zu wenig als zu viel Schärfe. Wenn man will, kann man in PS immer noch unscharf machen.
Wie gesagt es gibt einige, wenige Bereiche wo es Sinn ergibt, aber das ist ein ganz spezielles Genre.
Bevor man hier 270 Euro versenkt sollte, man mit billigem Altglas erste Versuche machen oder ganz einfach seine Kamera in den manuellen Fokusmodus setzen und experimentieren. Blende 1.4 oder 2 machen wirklich extrem wenig Tiefenschärfe im Nahbereich. Wenn man dann merkt, dass man keine Probleme hat zu fokussieren (Bilder bei 100% angucken) und mehr Bokeh braucht, kann man immer noch zuschlagen.
Wer mehr Ansprüche an seine Fotos stellt und Lichtstärke braucht, kommt um den Kauf von teuren, nativen Pro Linsen mit großen Blenden nicht umhin. Diese Linsen können und wollen die teuren Linsen nicht ersetzen.