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Fotografische Rundreise durch Cornwall

Fotografische Rundreise durch Cornwall – Für manche Leser ist Cornwall die Welt von König Artus und Stonehenge (Grafschaft Wiltshire), für andere die Gärten aus den Romanen von Rosamunde Pilcher und das tosende Meer bei Lands End. Den Aussagen meiner Frau zufolge harmonisiert meine Art der Fotografie eher mit den Romanen der Cornishwomen Daphne du Maurier, Autorin von „Die Vögel“, „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ oder „Rebecca“. Grund genug für mich, es außerhalb meiner fotografischen Spielwiese der „neuen emotionalen Sachlichkeit – NES“ zu probieren und mich in Cornwall auf Storytelling und Street einzulassen. Vor den Planungen hatte ich Cornwall nie im Blick für eine Urlaubsreise. Den Landstrich verband ich lediglich mit Rosamunde Pilcher – also mit in Blumen eingepacktem Liebeskummer. Meine Frau, als eingefleischte Hobbygärtnerin, hatte da schon einen neutraleren Blick. Als sie dann kurz hintereinander zwei schwere Reitunfälle hatte, versprach ich ihr, um den Heilungsprozess zu beschleunigen und zur Motivation, dass wir, sobald es ihr besser ginge, Cornwall besuchen würden.

Impressionen von Pilcher bis du Maurier.

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Mit den hervorragenden Berichten über Street Photography und deren Hemmnisse von Dirk Trampedach auf *fotowissen im Kopf wurde mir ein wichtiger Punkt bewusst: In Cornwall ist die Datenschutzgrundverordnung weit weg. Dafür stoßen wir auf eine Landschaft mit Mooren, aber auch auf malerische, endlos lange Sandstrände – an denen z. B. „Fluch der Karibik“ gedreht wurde – historische Bauten von Steinkreisen aus der Steinzeit bis zu aufgelassene Zinnminen und Herrenhäuser aus der Neuzeit. Herzliche, aufgeschlossene und hilfsbereite Menschen, sei es auf Märkten, in Häfen oder abends im Pub, runden das Bild ab.

Reiseplanung Fotografische Rundreise durch Cornwall

Meine Frau hatte eine Reiseroute und die Spots geplant, denn um Diskussionen zu Hause zu vermeiden, planen wir die Urlaube im jährlichen Wechsel. Der andere hat allenfalls ein Vetorecht in Bezug auf das Reiseziel. Wie auch immer: Mir blieb somit im Vorfeld genug Zeit, mich um meine fotografischen Ziele zu kümmern. Im Artikel „Meine Suche nach einer Fuji X Normalbrennweite“ sind z. B. meine Gedanken zur Findung einer Normalbrennweite für diese Tour wiedergegeben sowie die Optiken kurz beschrieben, welche ich letztlich mitnahm.

Etwas, das prinzipiell auf allen Reisen gilt: Das, was wir hinreichend mitnehmen, aber vor Ort auch gleich wieder vergessen sollten, ist — Zeit. In Cornwall hatten wir trotz einer geräumigen Planung noch einmal vieles von der Liste genommen und uns lieber mit einem Kaffee, Cream Tea oder auch einem Craftbier in ein Café, an den Strand oder die Hafenmole gesetzt und die Szenerie genossen – präsent im Hier und Jetzt.

Unser Flug ging nonstop von Frankfurt am Main nach Bristol. Die „Post-COVID-Probleme“ am Frankfurter Flughafen gab es natürlich auch bei der Ankunft auf der Insel. Doch all unsere Koffer kamen mit: Nach anderthalb Stunden des Wartens hatten wir unser Gepäck wieder. Die Fotoausrüstung und einen Tagessatz an frischer Kleidung haben wir ohnehin zur Not immer im Bordgepäck. An der Mietstation unseres Autos freuten wir uns über ein kostenfreies Upgrade – noch kannten wir nicht die Straßen in Cornwall. Dann ging es endlich los. Und was auf deutschen Autobahnen verpönt ist, ist auf englischen ausdrücklich erwünscht – dauerhaft links fahren.

Die Gärten in Cornwall

In den ersten Tagen ging es in die Gärten von Cornwall. Die für die Tour notwendigen „Opener“ im Storytelling wollte ich dabei meiner Frau überlassen. Bei Gärten lässt sich mit Storytelling natürlich viel gestalten. Vom Packen der Taschen und dem Kauf der Karten über das Bestaunen der Pflanzen bis hin zu einem Abschluss im Gartenshop oder eben bei Scones. Weitere Themen im Storytelling können sein: Herstellung von Fudges, Picknick am Strand oder ein Abend im Pub. Ebenso wären Serien möglich: Charity Shops, Bakeries, Pubfronten, „Türklopfer“ … .

Ich muss gestehen: Meine eigene Art der Fotografie wurde immer wieder getriggert. Insbesondere, weil ich mit den Openern meine Schwierigkeiten habe. Opener gehören im Storytelling zwingend dazu, sind für sich allein aber eher langweilig. Wichtig ist zu lernen, in Stories zu denken und das Gesamte im Blick zu haben. Vom Opener über Handlungen – auch mit Details – in der Mitte bis zu einem Closing am Ende. Notizen in den Fototaschen können uns da weiterhelfen.

Herrenhäuser

Auch die Herrenhäuser können in ein Storytelling eingebunden werden. Sie bieten mit ihren angeschlossenen Gärten eine Stille, die auch dem Unromantischsten durch die Adern schallen wird. Und wenn wir nach dem Besichtigen der beeindruckenden Räumlichkeiten eine Stärkung brauchen, können wir in den zugehörigen Cafés bei einem guten Cream Tea saftige Crumpets, winzige Toastecken, mehlbestäubte Rosinenbrötchen oder geheimnisvoll gewürzte Sandwiches genießen.

Menschen im Bild – Fotografische Rundreise durch Cornwall

Die vielen interessanten Orte in Cornwall ziehen natürlich eine Vielzahl Menschen an. Während ich bei der fotografische Rundreise durch Cornwall immer wieder gerne das Gespräch mit den Einheimischen suchte und auch fand, sei es, um meine rote Linie zu überschreiten oder eine Story vorzubereiten (Fudge-Herstellung), gab es natürlich auch wiederholt Passanten, die durch das Bild liefen, oder Touristen, die sich an Spots ignorant verhielten. Mit der Zeit aber gewöhnte ich mich daran, Passanten und Touristen bewusst einzubinden. Ich hatte meine rote Linie hinsichtlich Street überschritten und wurde dafür mit dem ein oder anderen kafkaesken Bild belohnt.

Häfen und Strände

In den kleinen Häfen, aber auch in St Ives und an den Stränden, fiel die große Anzahl an Hunden auf, deren Herrchen und Frauchen bei Ebbe die Hafenbecken als Spielplatz nutzen. Wie viele Hunde hier pro Kopf auf einen Bürger kommen, ist unter anderem an den Familientickets für Fähren zu sehen: „2 Erwachsene, zwei Kinder und max. 2 Hunde pro Erwachsenen“ heißt es da. Dennoch, es war bemerkenswert: kein Anspringen, kein Gebelle und jeder Hund rennt nur seinem eigenen Spielzeug hinterher. Und an jeder Ecke stehen große Mülltonnen, in welchen die Hinterlassenschaften der Hunde von ihren Besitzern zusammengetragen werden. Selbst als Katzenfreund fühlte ich mich wohl und genoss mit einem Craftbeer in der Hand das Low-Tide-Treiben im Hafenbecken. In St Ives mussten wir allerdings erst einmal zum Kaffeeausschank in den Kirchgarten (sehr zu empfehlen), um Abstand von den immensen fotografischen Möglichkeiten zu gewinnen, die uns überfluteten. Aber auch wenn die Häfen mal nicht „leergelaufen“ sind, bieten sie großartige Möglichkeiten, sich auf Motive einzulassen.

Alles sehen oder richtig sehen?

Die ersten Opfer unseres Entspannens waren Lands End, Stonehenge und Tintagel (die angebliche Burg von König Artus). Wir strichen sie von der Liste, wir wollten das Land und nicht die Hektik in uns aufnehmen. Wenn wir eine Szenerie wie Lands End sehen wollen, aber keine Menschenmassen, kann ich wärmstens Cape Cornwall ans Herz legen. Cape Cornwall bietet nicht nur eine einzigartige Aussicht, sondern liegt zudem in einer Linie mit aufgelassenen Zinnminen auf dem Weg zu St Ives. Wir müssen aber generell beachten, bei Ausflügen genug 1-Pfund-Münzen dabei zu haben, denn nicht jeder Parkautomat akzeptiert Scheine oder Karten. Bei Ausflügen kam auch meine eigentliche Art der Fotografie nicht zu kurz – die „neue emotionale Sachlichkeit“. Sie war ein starker Gegenspieler zu meinem Ziel, mehr im Storytelling fotografieren zu wollen. Einmal waren wir in einem Pub — ok: mehr als einmal … aber bei einem Besuch staunte meine Frau nicht schlecht, als ich direkt vom Toilettengang zurückkam, um meine Kamera zu holen. Ich fand die Szenerie in der Toilette irgendwie fotogen und machte das erstes Bild meines Lebens von einem „stillen Örtchen“.
Bei Pubbesuchen zählt natürlich wegen des Linksverkehrs jedes Bier doppelt, obwohl dieser selten ein Problem war – was wohl hauptsächlich daran lag, dass die Straßen oft so schmal waren, dass es gar keine Straßenseite gab. In einer Hafenstadt kam es z. B. vor, dass die elektronischen Abstandswarner am Fahrzeug gleichzeitig auf allen vier Seiten Alarm schlugen: Unser Upgrade war etwas zu groß geraten. Auf den Überlandstraßen bieten sich auch nicht viele Möglichkeiten auszuweichen, da die schmalen Straßen in der Regel von zwei Meter hohen Bruchsteinmauern begrenzt sind. Hier half uns aber immer die ungemein freundliche und herzliche Art der Cornishmen. Nicht nur, um dann doch noch knapp an den Mauern der Straße vorbeizukommen, sondern auch, die eigenen Mauern im Kopf abzubauen. Cornwall, du hast einen weiteren Freund gewonnen!

© Bernhard Labestin – Fotografische Rundreise durch Cornwall

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Bernhard Labestin

Bernhard Labestin, 1967 in Frankfurt am Main geboren, ist Vater zweier Kinder und lebt mit seiner Frau Andrea und zwei Katzen in Ingelheim. Galt seine Kreativität im Kindesalter noch dem Töpfern, wurde er von seinem Vater an ein weiteres künstlerisches Ausdrucksmittel, herangeführt: die Fotografie. Anfangs galt sein Interesse insbesondere der Reisefotografie. Dabei folgte er dem Duktus, Gegenstände und Sujets einfach so abzubilden, wie er sie sah und nicht unbedingt so, wie es Betrachtende erwarteten.

In dem Wissen, dass ein beruflicher Werdegang in der Kunstbranche notwendigerweise Kompromisse für den Markt mit sich bringen und somit seinen in der Fotografie realisierbaren Freiheitsdrang determinieren könnte, entschied er sich für eine Laufbahn im Berufsfeld der Naturwissenschaften. Die Kamera blieb dennoch seine ständige Begleiterin: Auch heute noch darf die Fotoausrüstung trotz begrenztem Reisegepäck auf seinen Solo-Trekking-Touren über den Polarkreis nicht fehlen.

Diese Reisen führten ihn zudem zu einer essentiellen Erkenntnis:

Es ist nicht so wichtig, die Grenzen ferner Länder zu überschreiten, sondern vielmehr die Grenzen in uns selbst. Es liegt an uns selbst, ob wir uns auf das größte aller Abenteuer, das Abenteuer Leben, einlassen und uns nach ihm ausrichten, oder nicht. Wir können immer wieder etwas angehen, vor dem wir uns fürchten, das wir nicht zu schaffen glauben, das wir noch nie versucht oder im Laufe der Zeit aufgegeben haben. Denn der Tod ist nicht die größte Katastrophe – die größte Katastrophe wäre, wenn Werke, wenn Werte, wenn das, was uns wichtig ist, durch Unterlassen – praktisch durch einen Tod im Leben – liegen bliebe:

“Deswegen bedenke nicht, dass du sterblich bist, sondern werde dir gewahr, dass du lebst. Du lebst nicht nur einmal, sondern Du stirbst nur einmal – lebst aber jeden Tag.”

Aus dieser Erkenntnis leitet sich auch die Maxime seiner Werke der Neuen Emotionalen Sachlichkeit ab.

Journalist, Fotograf, Fototrainer Peter Roskothen

Willkommen bei *fotowissen sagt Peter Roskothen im Namen aller Autoren.

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