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Warum Film noch nicht tot ist – Pixel sind eckig

Wer ältere Fotografien länger betrachtet, der kommt irgendwann zu der Erkenntnis, dass diese einen irgendwie coolen Look haben. Seitdem die digitale Fotografie ihren Siegeszug angetreten hat, versuchen Fotografen systematisch die Anmutung von Film im digitalen Foto zu imitieren. Davon leben mittlerweile auch einige Software Hersteller wie beispielsweise DXO, die diverse Filmemulationen als Presets (Voreinstellungen / Vorgaben) anbieten. Diese Presets können sogar die Spektralempfindlichkeit und Kornstruktur von handelsüblichen Filmen imitieren.  Adobe Photoshop Lightroom bietet nicht nur die Möglichkeit die Fotos mit Filmkorn zu versehen, sondern auch die Kornverteilung (unterschiedliche Kornanhäufungen in hellen und dunkleren Bildpartien des digitalen Pixel-Bildes) täuschend echt zu imitieren.

Das ist aber nicht der „real deal“; trotzdem sieht Film anders aus und erfreut sich einer wachsenden Fangemeinde.

Warum dann nicht gleich analog fotografieren?

 

Das Werkzeug Leica M_A
Das Werkzeug Leica M_A

Mein Werkzeug

Ich verwende eine Leica M-A und einen Gossen Starlite II Belichtungsmesser, da die Leica M-A  über keinen eingebauten Belichtungsmesser verfügt. Der Gossen ist zwar keine Qualitätsoffensive, bietet aber einen 5 Grad Spot, der einfacher zu handhaben ist, als ein 1 Grad Spot.

Warum sieht Film anders aus als Digital / Pixel?

Nun, Silbermoleküle oder Haufen solcher Moleküle sind eben rund, während Pixel viereckig sind. Symmetrisch, kalt, mathematisch perfekt. Eine Emulsion hat eine Dicke, das heißt, es gibt keine rasiermesserscharfe Trennung zwischen scharf und unscharf. Daher der Schmelz analoger Fotos.

Ein Kultfilm Kodak Tri-X 400

Der Film ist der  Klassiker der Pressefotografie seit 1954! Mein erster Versuch: das Bild hat für meinen Geschmack zu viel Korn.

Erster Versuch Kodak Tri-X 400
Erster Versuch Kodak Tri-X 400

 

 

Der Klassiker Ilford FP 4 Plus

Genau mein Ding! Perfekte Tonwerte, nur sehr subtiles Korn.

Texel Ilford FP4 +

Der Spaß an der Mühe!

Man sieht das Foto erst, wenn es fertig entwickelt, abgezogen oder gescannt ist. Das bringt Vorfreude, Abstand zum Motiv und schließlich Entschleunigung beim Fotografieren. Film ist kein Fastfood, sondern Gourmetküche!

 

Marina Douglas Isle of Man Ilford FP4 +
Marina Douglas Isle of Man Ilford FP4 +

Der Workflow

Der belichtete Film wird einer Kippentwicklung in einem Sprialtank von Jobo unterzogen.  Die verwendete Chemie umfasst ID-11 Pulverentwickler,Ilford Rapid Fixierer und Stoppbad aus verdünnter Essigsäure und ein neutrales Tensid als Netzmittel.

Die Temperatur der Flaschen wird in einem Wasserbad konstant gehalten. Dazu benutze ich eine Kunststoffkiste vom Baumarkt, in der ich einen leeren O-Saft Kasten platziert habe. Der nimmt die Chemieflaschen auf. Die Kunststoffkiste ist zu 2/3 mit Wasser gefüllt. Das Wasserbad wird mit einem Aquarienheizgerät beheizt.

Entwickelt wird mit einem Dreh-Kipp- Rhythmus nach Datenblatt. Nach dem Trocknen werden die Negative mit einem Nikon Coolscan eingescannt.

 

Hard Ilford FP4 +
Hard Ilford FP4 +

Die Nachbearbeitung

Die Dateien werden als Tiff gescannt, dann in Photoshop entfleckt. In PS werden die Tonwerte korrigiert und der Rahmen hinzugefügt. Schärfen nur im Notfall, da das Schärfen das Korn häßlich hervortreten lässt.

Warum Film noch nicht tot ist - Pixel sind eckig - *fotowissen

Mein Favorit: Ilford Delta 400 Pro

 

Köln Ilford Delta 400 Pro - Keine Pixel
Köln Ilford Delta 400 Pro

 

Köln Ilford Delta 400 Pro
Köln Ilford Delta 400 Pro

 

Die Grauwert Abstufungen sind einfach sensationell!

Ein vergnüglicher Zeitvertreib – nicht nur für alte Männer!

Manch einer fragt sich: Was soll das Gepansche mit der Chemie und das umständliche Hantieren mit dem Beli?  Weil es entschleunigt und eine schöne handwerkliche Tätigkeit ist, die Muße verlangt. Meines Erachtens hat die analoge Fotografie nach wie vor eine Lebensberechtigung neben der Pixel-Fotografie / Digitalfotografie.

Immer gutes Licht!

Copyright Theodor Kierdorf – Warum Film noch nicht tot ist – Pixel sind eckig

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Theodor Kierdorf

Ich bin seit 1981 begeisterter Amateurfotograf. Anfangs nur SW mit Dunkelkammer Erfahrung, seit 2003 digital. Seit 2016 bin ich wieder in die Analogfotografie eingestiegen. Meine Vorliebe ist die SW Fotografie, sowohl digital als auch analog. Ich interessiere mich vorwiegend für Landschafts- und Architekturfotografie.

5 Kommentare

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  • Hallo Theodor, ich bin ganz deiner Meinung: analoge Bilder sehen “irgendwie cool” aus. Pixel sind tatsächlich rechteckig, Computer zwingen (wie ich es formulieren würde) zum “Denken im rechten Winkel”. Und dieses Denken ist hinderlich, wenn man etwas Gesehenes und vor allem Gefühltes abbilden möchte. Ist das digitale Nachbearbeiten mit PS etc. dann nicht eigentlich inkonsequent?
    Oder verstehe ich etwas falsch? Geht es dir vielleicht nur darum, das Neue nicht zu verteufeln? Auch ich habe eine analoge
    Meinung und benutze trotzdem einen digitalen Computer…

    Einen ruhigen Heiligabend
    Frank

  • Ciao Theodor

    Rückbesinnung tut oftmals gut, auch im Fall der Fotografie. Im Labor zu stehen, zu warten bis ein Film in der Dose entwickelt ist, im Rotlicht dem Erscheinen des Positivs auf dem Papier zuzuschauen, all das war nicht nur analog, sondern hatte schon fast eine mystische Anmutung.
    Wieviel bleibt von dem aber erhalten, wenn Scanner (=Digitalisierung!), Photoshop und digitale Ausgabe (auf meinem Monitor) dazukommen? Müsste man nicht konsequent mit dem Papierabzug weiterfahren und es dann mit dieser gut sein lassen? (Und wie wir über Papiere dem Prozess der Bearbeitung diskutiert haben!)
    Man soll sich keine Grenzen setzen und (fast) alles, was vertretbar ist ausprobieren. Aber irgendwie sabotiert der letzte Teil des von dir beschriebenen Bildprozesses die von dir – zu recht – gelobte Welt der analogen Fotografie.
    Trotzdem – deinen Artikel mit gewinn gelesen!
    Frohe Festtage
    Mandi

    • Hallo Mandi,

      vielen Dank für den Zuspruch. Die Beschreibung des Prozesses bezieht sich im Wesentlichen auf die von mir im Internet geteilten Bilder. Tatsächlich geht nichts über einen Abzug auf Barythpapier. Ich habe eine noch intakte Dunkelkammer und benutze ein Heiland Splitgade System zu Erstellen von Abzügen. Ich mache da jedoch nur für Motive, die die Mühe wirklich wert sind.

      Frohe Festtage Theodor

  • Hallo Theodor,

    schön, dass Du noch mit der Leica fotografierst. Meine R6 liegt im Schrank und träumt vor sich hin, der Verkauf ist angesichts des zu erzielenden Preises sinnlos. Dabei hat mich diese Kamera genau wie die M4-P als Zweitkamera jahr(zehnt)elang begleitet, sie ersetzte sogar die R4, die wiederum die Leicaflex SL ersetzte (letztere leistet nun der R6 in der Vitrine Gesellschaft).
    Allerdings habe ich bis früher, also etwa 2008, nur Kodachrome 25 oder 64, Fujichrome 50 oder 100 (später Provia) und als SW-Filme immer Iford PanF verwendet. Jedesmal, wenn hochempfindliche Filme in den Kameras waren, stieg das Korn bei KLeinbild aufs Unermessliche an.
    Deshalb wurde auch 1986 eine Hasselblad 2000 angeschafft, in der wagen Meinung, die Bilder würden nun schärfer und feinkörniger. Doch der Einsatz der Ilford HP4 oder Kodakt TMX oder TMY zeigte auch hier schnell die Grenzen, zumal die geringe Schärfentiefe/Tiefenschärfe suboptimal sind und das (sorry) dämliche Handling der Hasselblad, Kamera wird beim Auslösen nach unten zum Körper hin gedrückt, bei Verwendung des Suchers kommen somit schnell verrissene Bilder zustande, das ihrige dazu tat.
    So war ich heilfroh, als mit der Nikon D80 und später der Canon 5D MarkII erstmals brauchbare digitale Kameras erhältlich waren, die den Leicas den Rang abliefen und m.E. abgelaufen haben. (Leica stellte ja den Kamerabau fast völlig ein.)
    Denn es wurde immer schwieriger, geeignete Labore zu finden. SW entwickelte ich selber, aber als eine ganze Serie (ich kaufte die Filme immer im 50er Pack) bei Ilford-Rollfilmen die Nummern, die ältere Kameras zum Vorspulen brauchen, in die Schicht eingebrannt hatten, war Schluss mit Lustig. Ilford sagte, die nagelneuen Filme hätten das Werk einwandfrei verlassen, aber irgendeine Zollverwaltung muss die Dinger wohl geröntgt haben … na ja, Ersatz, wieso, warum, weshalb? Leider habe ich das erst nach der Entwicklung nach einem längeren Urlaub gemerkt, so sind über 20 Rollfilme praktisch unbrauchbar geworden.
    Das zum Thema Ilford. Auch hatte ich die Vermutung, dass die Filme längst nicht mehr aus England, sondern irgendwo aus Fernost kamen – was das Röntgen besser erklären könnte.
    Aber auch die Fuji fingen an, in der Qualität stark zu streuen bis der Provia zum fast doppelten Preis angeboten wurde. Kodak wiederum stellte die Entwicklung der Kodachromfilme ein …
    Das waren meine KO-Elemente, die das Fass zum Überlaufen brachten.
    Dass Dir offenbar das wunderschöne Korn dieser Filme bei Kleinbild egal zu sein scheint, ist beachtenswert.
    Aber leider zeigst Du hier gescannte Bilder (mit dem Nikon V4000), das heisst, Du machst all Deine Mühen zunichte und machst die Pixel (sorry: das runde Korn) wieder eckig.
    Na ja, verstehen kann ich das nur, wenn Du Dir sonst Deine Bilder schön chemisch entwickelt im schönen alten Fotoalbum anschaust. Ich denke, das meinst und tust Du auch.
    Weil Du hier natürlich keine chemischen erzeugten Bilder zeigen kannst, musst Du sie ja scannen.
    Klar haben die gepixelten digitalen Bilder echige Pixel, aber spätestens beim Ausbelichten vermischt sich die ganze Sache. Ein mit 3200 ISO ausgenommenes Bild wird auch pixelig, und der Ausdruck – vor allem nach einer entsprechenden Vorbehandlung der Datei – dann ähnlich zu Deinen Ergebnissen.
    Aber selbst früher bei Erscheinen der ersten CD-Player wurde heftigst zwischen digital und analog (ja bei der Schallplatte war/ist das Signal wirklich noch analog) gestritten, teure HiFi-Anlagen sollten dieses Manko beheben … und heute? Da hört die Jugend MP3 oder WMA mit geringsten Bitraten.
    Ich denke genauso wird es uns mit dem Kameras gehen, jetzt ist Peters Favorit die X-T3, aber in paar Jahren fotografieren wir nur noch mit den Smartphones (oder iPhones).
    So hat alles seine Zeit.
    Ich scanne meine alten Negative, allerdings nicht mit ungeeigneten Scannern wie die von Nikon, sondern ich fotografiere sie mit selbstgebauten Zwischenteilen mit der 5DsR ab, dann werden sie digital entsprechend weiter verarbeitet. Denn etliche der alten Dias und Negative fangen an, sich selbst aufzulösen, so verlieren alte Kodak-Farbnegative einfach ein paar Farben, Dias werden violett oder bleichen ganz aus. Bei dieser extremen Vergrößerung kommt bei der 5DsR das Korn wieder so richtig schön zur Geltung, auch wenn es nun nicht mehr ganz so rund ist wie es vielleicht sein könnte …
    In dem Sinne
    Euch allen ein schönes Neues Jahr
    und viele schöne Bilder, egal ob mit runden oder eckigen Pixeln!

    Euer
    KLaus

    • Lieber Klaus,

      vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich fotografiere ebenfalls überwiegend digital. Ich hatte mal eine Hasselblad 500 c/m mit der ich 1984 angefangen hatte Mittelformat zu fotografieren. Diese wurde mir 1998 gestohlen. Ich habe mir dann 2000 wieder eine zugelegt, die ich dann aber wieder verkauft habe, as ich aber mittlerweile sehr bereue. Ich finde das quadratische Format nämlich außergewöhnlich interessant, leider gibt es im Moment kein digitales Äquivalent, zumindest kein erschwingliches.

      Das analoge Fotografieren ist nur noch ein Nebenkriegsschauplatz, den ich aber wegen der damit einhergehenden handwerklichen Beschäftigung nicht aufgegeben habe bzw. wiederbelebt habe. Ich empfinde es als zutiefst befriedigend, die selbst entwickelten Negative oder den selbst gefertigten Baryth Abzug in Händen zu halten.

      In diesem Sinne immer gutes Lichtung einen guten Rutsch!

      Theodor

Journalist, Fotograf, Fototrainer Peter Roskothen

Willkommen bei *fotowissen sagt Peter Roskothen im Namen aller Autoren.

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