Das Foto wurde am 12.7.2020 um9:52 Uhr am Strand von Schillig mit dem Huawei P30 Pro aufgenommen.
Brennweite 14,46mm, 1/800 sek, ISO 50, f:3,4 – Entwicklung in Photoshop, SW Umwandlung mit NIK Silver Efex
Foto: Poet Laval
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Ein schönes Bild, und das allererste „Strand“bild, welches ich mit einem „Riesenrad“ sehe… allein bereits dadurch etwas Besonderes. Und es erzählt jedem Betrachter eine andere, spannende Geschichte.
Interessant ist erst einmal, daß man als Betrachter das Riesenrad als am Strand befindlich einordnet, als wenn der Blick wie üblich hinaus aufs Meer ginge. Tatsächlich ist es vermutlich aber allein bereits aus Statischen Gründen andersherum…
Das Bild lebt von der sehr gut in Szene gesetzten Gegensätzlichkeit von „mächtig, gewaltvoll“ und „zierlich, fragil“ . Zudem beides gewissermaßen gemäß unserer Erfahrung „auf den Kopf gestellt“ wurde: Ein Riesenrad ist um Dimensionen größer und massiver als wir – hier wird es aus der Distanz auf spannende Art plötzlich fragil, verspielt – fast wie ein Spielzeug einer Puppenstube.
Denn rechts oben und links in der Mitte zeigt uns der Bildautor, wie von Menschen geschaffenes „Großes, Machtvolles“ wie ein Riesenrad im Kontext der Naturgewalt eines Gewitters oder Sturms doch eher klein und fast schon schutzbedürftig ist.
Das Gras der Dünen wird alles gut überstehen – aber das Riesenrad auch?
Die enorme Schärfentiefe der Smartphones ist hier sehr hilfreich: sehr detaillierte Wiedergabe des VG mit Sand und Grashalmen, feine, gut sichtbare Strukturen des Korpus des Rades, sogar die wunderschöne Zeichnung der Wolken kommt gut rüber.
Ein Foto, welches die wirklichen Machtverhältnisse auf diesem Planeten „perfekt ins Bild rückt“ bzw erneut ins Bewusstsein bringt. Naturelemente wie Sturm, Regen, Hitze, Etc wird es noch geben, wenn wir Menschen uns bereits seit Millionen von Jahren selber „entsorgt“ haben werden.
Zum technischen Aufbau und der Bearbeitung:
Schöne Positionierung und Zusammenrücken der „bedrohlichen“ Elemente der Wolken und des potentiellen „Opfers“ des Riesenrades, welches dadurch nur noch bedingt zu lustvoller Nutzung einlädt und eher Bedenken hervorruft.
Auch die Perspektive ist gut gewählt, die Nabe des Rades knapp oberhalb des Grases, dazu eine perfekte Wahl der Silhouette der Düne davor.
Einzige Kritik: der Dynamikumfang.
Das Motiv schreit nach einer HDR Aufnahme, welche sowohl die hellen Wolken durchzeichnet, als auch die dunklen teile der Wolken noch NICHT im Schwarz absaufen lässt. Auch das Gras unmittelbar vor dem Rad zeigt kaum noch Durchzeichnung. Hier könnte man das noch als stilistisches Mittel zwecks besserer räumlicher Abgrenzung des VG vom Rad ansehen und verstehen, aber das wäre mutmaßlich auch bei etwas weniger heftigem Spiel mit dem Kontrastregler möglich gewesen. Die beiden dunklen Kleckse der dunklen Wolkenanteile wirken uf mich etwas übertrieben. Manchmal ist weniger mehr.
Das ist aber alles an Kritik, ich finde das Foto richtig gut und sehenswert!
Gratuliere.
DWL
Moin DWL,
danke für die wirklich differenzierte Bewertung meines Bildes, das kommt ja auch icht so häufig vor. Auch wenn ich mir das Huawei extra weden der Fotoqualität gekauft habe, nutze ich es eher selten. Ich bin dann auch eine Woche später wieder in Schillig gewesen ung habe das Motiv noch einmal mit der X-Pro2 und dem Fujinon 10-24mm aufgenommen.
An diesem Tag war auch der Himmel sehr passend und jetzt bin ich auch richtig zufrieden. HDR ist nicht so meine Welt, ich hab es daher garnicht erst probiert. Für den ders mag und kann ist das vielleicht eine Alternative.
Vielen Dank für die Zeit die du dir genommen hast und für die inspirierenden Anregungen.
Herzliche Grüße
Michael
Korrektur:
Nach deutlicher Korrektur der Helligkeit meines Notebooks (MEIN Fehler) muss ich mich korrigieren: Die Wolken sind ok, auch der größte Teil des Grases am „Horizont“ der Düne ist noch differenziert; letzterer könnte aber noch etwas besser sein.
Die Nuancen sind also im Bild vorhanden, sie könnten aber noch etwas besser herausgearbeitet werden.
Hallo Michael,
Beim HDR gibt es viel Schlechtes (total unnatürliche, übertriebene Bearbeirungen), aber auch durchaus Gutes (wenn man nur den Dynamikbereich des Motivs vollständiger „speichert“ und so differenzierter bearbeiten kann). Gerade in den Anfängen der HDR-Fotos gab es eigentlich fast nur grausige Fotos, die absolut abschreckend waren.
Ich nutze bspw gerne den HDR Modus meines simplen iPhone SE, um beim Aufnehmen selber weniger Gefahr zu laufen, ausgebrannte Höhen und abgesoffene Tiefen zu erzeugen.
Inzwischen haben ja so manche ausgewachsene Kameras einen HDR-Modus, der ja im Grunde lediglich nichts anderes ist, als eine Belichtungsreihe und die 2-3 Bilder zumeist so schonend zusammensetzt, daß es völlig natürlich aussieht, aber eben keine ausgebrannten Höhen und abgesoffene Tiefen enthält. DAS ist jene HDR-Fotografie, die ich mag.
Früher, in der analogen Zeit, gab es einige geliebte Filmemulsionen, die einfach 1-3 Blenden mehr Dynamik hatten (Bspw. Der Kodak Ektar) als andere Emulsionen – diese hat man ja auch benutzt und Konnte dadurch einfach nur mehr Durchzeichnung in kritischen Bereichen sichern.
Die X-Trans Sensoren haben bereits eine recht hohe, erfreuliche Dynamik. Aber mit HDR-Funktion bzw. Einer Belichtungsreihe kann man eben noch ein paar Blenden differenzierter den Moment festhalten – und in Ruhe später die Bildgestaltung vornehmen, ohne sich über unwiederbringliche Verluste in der Detailwiedergabe ärgern zu müssen.
Stets gutes Licht und weiter mit den tollen Aufnahmen!
Nebenbemerkung:
Leider wird in der Fotografie viel zu viel Zeit für Diskussionen über Hardware geopfert und zuwenig über über die Wirkung und die Technik der damit produzierten Fotos.
Das ist sehr schade, weil durch die (zeitaufwendige) Kritik beide Seiten viel lernen: Der Bildautor lernt, wie sein Bild auf jemand „Fremdes“ wirklich wirkt, welche „ Geschichte“ es erzählt – und welche gestalterischen Methoden andere Fotografen in Erwägung gezogen hätten, um das Thema des Bildautors selber „rüberzubringen“.
Die Kritiker wiederum lernen, erst einmal formal (!) ein Bild zu analysieren (das dann auch schriftlich zu formulieren, Es also auch sachlich begründen zu müssen, schärft noch einmal den eigenen Blick und die Selbstkontrolle des Kritikers).
Und dann muss ein Kritiker auch in sich als Betrachter hineinhorchen, um die Bildwirkung im eigenen Unterbewussten und im Bewusstsein überhaupt selber zu verstehen.
Auch das ist eine win-win Situation: nicht nur der Bildautor lernt, sondern auch der Kritiker lernt (dazu), wie gute Bildgestaltung den Betrachter führt.
Und auch, wenn mal ein Bild nicht so gelungen ist, profitieren beide Seiten.
Die Definition von „ Lernen“ lautet: Verhaltensänderung durch EINSICHT.
Und nur, wer immer bereit ist, dazu zu lernen, wird besser.
Gruß
DWL
Lieber Dirk,
mit viel Anerkennung habe ich deine obige Abhandlung gelesen! Die steht in gleicher Güte, wie auch die Bildanalysen von „Schöne Vergänglichkeit“ und diesem „Dünenrad“. Ich möchte mich wirklich mal bedanken für den Zuwachs an Wert, den eine solche Rubrik dadurch erfährt! Tatsächlich schade wäre, wenn die Mühen der Fotografen und die der redaktionellen Auswahl damit enden würden, hier nur ein Foto zu präsentieren, zu dem kein, oder kaum Austausch stattfindet.
Wenn die Einsicht reift, dass es dabei nie darum geht, ein Spielchen zu recht- und unrechthaben zu veranstalten, sondern genau wie du schreibst, es sich um die Einladung zu einem GRATIS-Lernangebot + Meinungsaustausch handelt, läßt vielleicht die Scheu nach, sich mit Fotos oder sachlichen Statements einzubringen.
Und selbst als Unbeteiligter an beiden o.g. Fotos habe ich nur alleine durch deine Kommentare richtig Input erfahren, und im Abgleich mit meinem Erkenntnisstand auch Bestätigung zu einigen meiner Ansichten und Vorgehensweisen bekommen.
Für mich sind das echte Sternstunden, danke!
Herzlich,
Dirk
Lieber Dirk,
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar, ich bin fast knallrot geworden… zuviel des Lobes.
Mir geht es bei der Fotografie wirklich um Fotos und ihre Wirkung, DAS ist seit rund 150 Jahren eine neue Form der kontemporären KUNST.
Ironischerweise habe ich heute (vermutlich, weil ich mir öfters mal XF-Objektive anschaue) eine Standard-email von ebay bekommen, die lautete:
„ Sie suchen Fotoequipment? Mit dieser Fotoausrüstung werden Alle sie beneiden“
*würg*
So eine Perspektive ist leider weit verbreitet…
Ich erinnere mich noch gut, wie ich 1972 als 16 jähriger Kölner NICHT zur Photokina-Messeausstellung in Köln- Deutz ging, sondern mir die (damals wohl erstmalig organisierte) unglaublich gute Fotoausstellung in der Köner Kunsthalle am Neumarkt anschaute… einen halben Tag lang. und mehrfach während der Dauer.
Dort waren wunderbare Fotos von internationalen Fotografen ausgestellt, die mich zutiefst beeindruckten. Zudem hatte ein sehr bekannter Journalist – THILO KOCH – hervorragende und zum Nachdenken anregende Bemerkungen zum INHALT der Fotos geschrieben, die neben den Fotos hingen.
Thilo Koch hatte keine Fotokritiken geschrieben , er hatte verstanden, was die Fotografen dem Betrachter vermitteln wollten und das in einer wunderbaren Sprache umgesetzt und textlich auf sehr intellektuelle, aber prägnant-verständlichen Weise vertieft.
2003 habe ich eine sehr große Fotoausstellung von Sebastiao Salgado in Barcelona (Gaudi-Haus) besucht – ich war einer der Ersten morgens und bin als allerletzter Abends hinausgegangen – in tiefer Demut und übermannt von der tiefen menschlichen Empathie Salgados – für mich ist er einer der allergrößten Fotografen der Historie. Seine technisch-gestalterischen Fähigkeiten sind ebenfalls brilliant, aber seine offene Weltsicht ist es, die daraus ganz große Kunst macht.
Vielleicht schreibe ich mal etwas zu diesem Erlebnis.
Beste Grüße
DWL
@Michael
Offen gestanden würde ich mich freuen, wenn ich die mit der X-Pro2 und dem 10-24mm aufgenommene Variante des Motivs betrachten könnte… auch deswegen, weil ich glaube, daß es ebenso gut gestaltet sein wird wie das Huawei-Foto.
In Vorfreude:
DWL