Todd Walker war Fotograf und lebte von 1917 bis 1998 in den USA. Er war in vielen fotografischen Feldern ein Pionier und mich beeindruckt jede Woche sein Foto „California Street, San Francisco, 1964“. Was mich mit dem Foto verbindet:
Inhaltsverzeichnis
Fotos die berühren – California Street, San Francisco, 1964
Jede Woche habe ich Gitarrenunterricht bei Martin. Mein Gitarrenlehrer lebt in Kempen (bei Krefeld) und wenn wir zum Unterricht in sein Gitarrenatelier gehen, komme ich an dem wunderschönen Foto „California Street, San Francisco, 1964“ von Todd Walker vorbei.
Immer wieder werde ich von Fotos magisch angezogen. Wenn ich bei Freunden, Kunden, Teilnehmern meiner Fotokurse oder anderen FotografInnen zu Hause bin, bemerke ich, wie mein Blick von den Fotos gefesselt wird. Jedes Foto erzählt eine intime Geschichte. Viele Portraits erzählen von der Liebe. Oftmals entschuldige ich mich für meine Blicke auf die Fotos, aber es ist mir geradezu unmöglich nicht hinzusehen und mir zu überlegen, was es mit der Fotografie auf sich hat. Besonders wertvoll sind Erklärungen der Fotografin / des Fotografen zu den eigenen Belichtungen. Ich lausche sehr gerne den Geschichten der Aufnahmen.
Wenn ich an dem Foto „California Street, San Francisco, 1964“ bei Martin vorbeilaufe, dann bemerke ich jedes Mal, wie mich das Foto fesselt. Ich darf es Ihnen bei *fotowissen nicht als großes Foto zeigen, denn ich habe kein Recht dazu, aber Sie können es in diesem Video seiner Tochter anschauen bei Minute 12:08, bevor ich Ihnen meine Sicht des Fotos erzähle:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Fotografieren in San Francisco
Ich selbst war in San Francisco, habe dort fotografiert und es lohnt sich diese Stadt fotografisch zu besuchen, auch wenn Sie Ihre Kamera unbedingt versichern sollten. Die Kriminalität in SF ist erschreckend hoch und von einem Leihwagen wird dieser Tage dringend abgeraten, da er von Kriminellen gezielt gefunden wird.
Die sehr lange California Street habe ich nicht besucht, aber ich weiß aus der Recherche, dass es vor vielen Jahren schwierig war, mit dem Auto hoch zu fahren. Ganz besonders, wenn es ein Schalt-Auto ohne Automatik war. Glaubt man den Menschen, die davon erzählen, dann war es schwierig, oben auf der Kuppe über die Motorhaube zu schauen.
Das Foto von Todd Walker
Warum mich das Foto so berührt? Sicherlich, weil Todd Walker es ausgezeichnet fotografiert hat. Unser Blick wird von der Straße und dem Licht am Ende nach oben geleitet. Die Straße sieht stark verdichtet aus, was auf ein Teleobjektiv schließen lässt. Ich vermute Todd Walker hat ein 135mm oder 200mm Teleobjektiv genutzt. Umso erstaunlicher, dass im Bild eine hohe Schärfentiefe zu sehen ist, die etwa vom rechts parkenden Auto, bis zur Mitte der ansteigenden Straße reicht. Genau kann man das erst erkennen, wenn man vor dem Poster steht. Eine enorme Schärfentiefe, die Walker vermutlich absichtlich wählte. Warum hat er nicht oben auf die Kuppe scharf gestellt? Natürlich um eine höhere Tiefe der Schärfe zu erreichen und weil es ihm offenbar auf den Weg ankam, nicht auf das Ziel?.
Wenn Sie nach Fotos der California Street in San Francisco suchen, werden Sie viele Aufnahmen finden, aber keine die mich so beeindruckt. Sie sehen die Straße in Farbe bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, aber ich bevorzuge die schwarzweiße Aufnahme von Walker. Im Foto nehme ich die Unebenheit des Straßenbelags am unteren Rand der Aufnahme wahr, die hohen Wolkenkratzer, die kleinen Autos, die uns die Dimension im Bild klar machen, die unglaubliche Steigung der Straße, die fotografisch generell schwierig festzuhalten ist. Haben Sie mal versucht eine Steigung oder ein Gefälle zu fotografieren? Sie wissen, was ich meine.
Außerdem gibt es wohl kaum ein perfekteres Foto, welches die Stadt San Francisco in einem Foto wiedergibt. Hier ist diese lebendige Stadt, komprimiert, stellvertretend, in einem einzigen schwarzweißen Foto.
Es lohnt sich, dieses Foto als Poster zu erwerben, denn als großer Abzug offenbart es erst wirklich die Kunst des Fotografen Todd Walker. Ich mag die Fotografie und hoffe noch lange beim Gitarrenunterricht eine Blick darauf werfen zu dürfen. Fotos sind eine unglaubliche Bereicherung.
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Todd Walker California Street San Francisco 1964
Ein großer Dank für Ihre Spenden im Jahr 2024. Ohne Ihre Hilfe hätten wir die Arbeit nicht leisten können.
Hilfeaufruf 2025 von *fotowissen
*fotowissen leistet journalistische Arbeit und bittet um Ihre Hilfe. Uns fehlen in diesem Jahr noch etwa € 27.797,- (Stand 09.02.2025, 13:00 von ursprünglich 30 TSD.), um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit dem Spendenbutton, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil es für uns vor weitere unkreative Aufgaben stellt, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!
Mit Paypal für *fotowissen schenken. Vielen Dank!*fotowissen Newsletter
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit dem *fotowissen Newsletter, der sonntagmorgens bei Ihnen zum Frühstück bereitsteht. Der *fotowissen Newsletter zeigt die neuesten Beiträge inklusive des Fotos der Woche, Testberichte, Tipps und Ideen für Ihre Fotografie und vieles mehr. Einfach anmelden, Sie können sich jederzeit wieder abmelden und bekommen den Newsletter einmal pro Woche am Sonntag:
Lieber Peter,
genau das sind Fotos, auf die ich total stehe!
Was mich vor allem fasziniert, ist die Inkaufnahme der Helligkeit am Ende der Straße. Verglichen damit, sind Fotos der Neuzeit oft anders. Da gelten solche Bildanteile gerne als „ausgebrannt“, und werden mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln runtergeregelt und hingetrickst. Die Umdeutung, die damit einhergeht, wird leider selten verstanden.
Dass der gesamte Straßenverlauf in seiner Bandbreite der Grautöne herrlich belichtet und fein nuanciert ist, und wie du schreibst, mit tollem Schärfeverlauf, macht dieses Zeitdokument in seiner handwerklichen Vollkommenheit für mich bedeutsam. Es ist eben auch ein gutes Beispiel dafür, das Fotografie zur Kunst werden kann, wenn die Aussage des Motivs VOR der profanen Abbildung des Motivs selbst steht.
Herzliche Grüße, und danke fürs Zeigen,
Dirk Trampedach