Die Foto-Ausstellung Laurenz Berges im Mediapark in Köln, mit dem Titel „Das Becherhaus in Mudersbach“, können wir Fotografen vom 13.11.2023 bis zum 21.01.2024 besuchen. Ich bin für Sie dort gewesen und möchte Ihnen gerne meine Eindrücke zur Ausstellung vermitteln. Ferner möchte ich Sie, im Hinblick auf die Ausstellung zum Becherhaus und Laurenz Berges, mit Wissenswertem versorgen. Und letztlich kann ich Ihnen nur ans Herz legen, diese wundervolle Ausstellung zu besuchen, was Sie nach Lektüre dieses Artikels sicherlich nicht unversucht lassen werden.
Inhaltsverzeichnis
Wissenswertes zu Laurenz Berges
Um ein wenig zu verdeutlichen, was es auf sich hat mit dem Becherhaus, den Fotos, und dass Laurenz Berges genau dieses Haus fotografierte, ist nötig, ein paar Zusammenhänge zu erörtern.
Familiär ist der Künstler eng verbunden mit Bernhard (Bernd) Becher (1931-2007) und dem Becherhaus. Mindestens 3 Generationen seiner Vorfahren lebten in Mudersbach/Sieg. Zusammen waren Bernd Becher und seine Frau Hilla über viele Jahre als renommiertes Künstlerpaar aktiv. 1976 übernahm Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf eine Professur für Fotografie. In weiterhin enger Zusammenarbeit mit seiner Frau widmet er sich neben vielen anderen künstlerischen Tätigkeiten der Ausbildung von Fotografen*innen, zu denen u.a. Jörg Sasse, Petra Wunderlich, Axel Hütte und Andreas Gursky zählen. Und auch Laurenz Berges war ab 1996 Meisterschüler von Bernd Becher.
Laurenz Berges setzt sich mit dem ihm bekannten Fachwerkhaus der Familie Becher und dessen Geschichte auseinander. Über drei Generationen genutzt, und ursprünglich von Bernd Bechers Großeltern bewohnt, hat das Haus heute den Status eines bewohnbaren Denkmals. Und zwar eines, das für die Lebensgeschichte der Bechers steht, wie auch für diese typisch verankerte Art und Weise, zu diesen Zeiten im Siegerland zu leben. Selbst aus Siegen stammend, strömt für mich dieser regionale Bezug mit hinein in das Interesse an der fotografischen Umsetzung durch Laurenz Berges.
Foto-Ausstellung Laurenz Berges – Mediapark Köln
Die 25 Exponate legen gleichermaßen Zeugnis ab von Berges` fotografischem Stil. Sein kreativer, eigensinniger Blick auf etwas, das sich augenscheinlich gebraucht, verbraucht, oder im Übergang in eine noch nutzbare Morbidität befindet, holt diese Dinge aus einer doch gar nicht so weit zurückliegenden Vergangenheit hinein in unsere Gegenwart. Man könnte auch sagen, sie gelangen zurück in unser Bewusstsein, und lösen dort etwas aus, was ich mit tiefer Melancholie beschreiben möchte. Es sind Fotografien entstanden, die Vergrabenes aufleben lassen. Etwas, das nicht weg ist, aber aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Zu sehen sind Fotografien, welche die hohe Sensibilität und das Einfühlungsvermögen vermitteln, die Laurenz Berges dem Becherhaus gegenüber aufbringt. Wir Betrachter werden aber auch auf eigenartige Weise selbst Teil dessen. Die Fotografien offenbaren Spuren, Relikte und Gegenstände, die wir aus der „guten, alten Zeit“ noch aus eigener Verwendung kennen. Wer sich beim Betrachten der Fotografien Zeit nimmt, und sich darin der eigenen Sentimentalität überlässt, findet sich und seine fragile Existenz in den Fotografien wieder.
Wie durch einen zarten Vorhang geschaut
In der Ausstellung, die mit Fotografien zweier weiteren Künstler*innen gemeinsam bis 21.01.2024 einhergeht (Simone Nieweg; August Kotzsch), zeigen sich zuzüglich zu den Fotografien in Vitrinen Relikte aus den 3 Generationen, die im Becherhaus in Mudersbach gelebt haben. Mir scheint, als schaue ich permanent durch einen zarten Vorhang, hinter dem sich die eigene Vergangenheit regt. Dieser Eindruck wird meiner Empfindung nach stark unterstützt durch das Weiche und Zarte, das ich in den Fotografien entdecke. Und obwohl viele der Fotos fast schon minimalistisch wirken, mag man gar nicht wegsehen. Fotos, die so sind wie diese, magnetisieren.
Die Hängung der Fotografien umläuft diese Vitrinen, sie ist klar, strukturiert, und weist genügend große Abstände zwischen den Fotos auf. Ich mag es, auf ein Foto zu schauen, ohne im Augenwinkel schon das nächste zu sehen. Die Wirkung der Fotografien intensiviert sich meines Erachtens durch die Kenntnisse, die das Becherhaus betreffen. Insofern wäre meine Empfehlung, die ausgelegte Infobroschüre vor dem Betrachten der Fotografien zu lesen, oder die leicht zu findenden Information online vorab einzusehen. Außerdem besteht die Möglichkeit, das entsprechende Buch zu erwerben. Dies würde ich allerdings nur nach Besuch der liebevoll arrangierten Serie zum Becherhaus erstehen, die Ausstellung ist es wert!
Mein persönlicher Dank geht an dieser Stelle an die Photografische Samlung/SK Stiftung Kultur, im Mediapark Köln, für deren Genehmigung, eigene Fotos der Ausstellung belichten, und hier veröffentlichen zu dürfen.
Zur komprimierten Information hier noch folgende Links:
Informationen zu Hilla und Bernd Becher >>
Link zum Bildband „Das Becherhaus in Mudersbach“ >>
Vielen Dank für Ihr Interesse am Artikel!
Herzlich, Ihr Dirk Trampedach
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Lieber Dirk,
danke für den Tipp. Laurenz Berges hat ganz offensichtlich einen tollen Blick für das „Normale“, „Morbide“. Mit den Fotos kann vermutlich nicht jeder etwas anfangen, aber ich schätze sie. Und um zu wissen, ob einem die Ausstellung gefällt, helfen sowohl Deine Fotos als auch Dein Bericht.
Herzlich,
Peter
Hallo lieber Peter,
gut nachvollziehen kann ich, was du sagst. Auch für mich sind die Fotografien insofern speziell, weil sie abseits des Zeitgeistes liegen, Betrachter mit vermeintlichen Sensationen zuzupumpen.
Doch die gradlinige Fotografie, die Umsetzung des Themas, das Serielle, macht das Ergebnis unglaublich wertvoll. Es ist eben nicht das Motiv, sondern die künstlerische Umsetzung dessen. Wie immer halt… :-)
Herzlich, Dirk