Fotografie der Woche

Tokyo – Wintersonne – *fotowissen Bild der Woche

Tokyo - Wintersonne - Foto: Detlef Rehn - *fotowissen Bild der Woche

Tokyo – Wintersonne

Zur Einstimmung auf den kommenden Winter ein Foto aus der kalten Jahreszeit in Tokyo. Die Tage sind meistens sehr klar und sonnig, und die Sonne hat durchaus Kraft.  Das Zusammenspiel von Licht und Schatten am Haus sowie das von mir vermutete Wohlgefühl des Mannes erweckten sofort meine Aufmerksamkeit. Den Schriftzeichen zufolge wird mit Bonitoflocken (Katsuobushi), einem wichtigen Bestandteil  der japanischen Küche, gehandelt.

Fuji X-T4, Objektiv 16-80, hier: 20 mm f5,6, 1/1300 sek.

Foto: Detlef Rehn

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Foto der Woche (Wahl der Redaktion)

Die *fotowissen Redaktion veröffentlicht die Fotografie der Woche, welche Leser zur Publikation eingesandt haben. Nicht alle eingesandten Fotografien werden veröffentlicht. Wir publizieren grundsätzlich besondere Fotos, die herausstechen.
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8 Kommentare

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  • Lieber Herr Rehn,
    wie schön, wieder ein Foto von Ihnen zu sehen. Es passt in der Tat zu der herbstlichen Stimmung, die an manchen Tagen – jedenfalls hierzulande – den Winter schon ahnen lässt. Trotzdem will mich Ihr Motiv diesmal nicht so richtig packen und ich frage mich, woran das liegen mag. Daher bin ich gespannt auf weitere konstruktive Kommentare und Einschätzungen hier im Forum, um dem Thema Bildgestaltung auf die Spur zu kommen.
    Seien Sie aus dem Rheinland herzlich gegrüßt. Weiterhin interessante Fotospaziergänge wünscht Ihnen
    Kira Crome

  • Hallo Herr Rehn,
    es ist zwar kein typisches Foto, das man unmittelbar mit Tokio in Verbindung bringt, aber durchaus sehr authentisch für japanische Vororte, Kleinstadt, Dörfer etc. Die beschriebene Stimmung wird in diesem Foto sehr gut vermittelt. Da ich unzählige Male in Japan war, fühlte ich mich direkt erinnert und angesprochen. Auch die dafür typische Verlegung der Stromleitungen ist in diesem Bild eher unauffällig, aber charakteristisch eingefangen.
    Mit besten Grüßen
    Andreas Sauer

    • Hallo Herr Sauer,

      danke für Ihren freundlichen Kommentar.

      Wie Sie richtig schreiben, mag meine Aufnahme zwar auf den ersten Blick nicht typisch für jemanden zu sein, der unter Tokio nur die Metropole vor Augen hat. Andererseits ist sie sehr typisch in dem Sinne, dass Tokio doch eigentlich aus vielen Dörfern oder Kleinstädten besteht. Ich habe das Bild in Minami-Senju, genauer in Sanya aufgenommen, das als Tagelöhnerviertel bekannt geworden ist. Sanya ist mit der Bahn nur 20-30 Minuten vom Elektronikviertel Akihabara und den Lichtern der Ginza oder Roppongis entfernt.

      Danke nochmals, mit freundlichen Grüßen,

      Detlef Rehn

  • Lieber Herr Rehn,

    es macht richtig Freude, aus dem Foto heraus der kleinen Erzählung zu lauschen, die sie ja eingehend schon vermittelt haben. Für mich ist dieses Foto ganz klar eines von denen, deren Aussage sich für mich erheblich verändert durch die Detailkenntnis der Situation. Mir fällt bei ihren Fotos auch immer auf, wie mühsam mir ein Einschwingen fällt, weil ich nullkommanull Schnittmenge habe mit dieser Region der Welt, und eben auch nicht mit der Kultur.
    Rein technisch gesehen, vom Bildausschnitt und der Belichtung, ist das Foto richtig klasse geworden. Ganz schlüssig bin ich mir nicht, ob ein Beschnitt rechts, und damit einhergehend eine etwas günstigere Position des Mannes (zum Drittel hin verschoben) geholfen hätte, oder nicht. Denn auch so, mit der vollständig dargestellten Fassade, wirkt das alles sehr stimmig.

    Danke für die Möglichkeit, einzutauchen und über das Foto zu sinnieren!

    Herzliche Grüße,

    Dirk Trampedach

    • Lieber Herr Trampedach,

      es freut mich sehr, dass Ihnen die Aufnahme gefallen hat.

      Wenn ich Sie fragen darf: Ich würde gerne etwas mehr über Ihren Hinweis erfahren, durch meine Erläuterungen habe sich die Aussage des Fotos für Sie erheblich verändert. Sie erwähnen dann auch Ihren fehlenden Bezug zur hiesigen Kultur. Als jemand, der schon einige Zeit in Japan lebt, sehe ich in dem Bild zunächst nicht Japanspezifisches, wenn Sie von den Schriftzeichen absehen. Das Motiv spricht, wie ich finde, für sich selbst, und so gesehen, könnte das Foto auch in China, in Korea, Russland oder auch Deutschland (??) aufgenommen worden sein. Was also bringen meine Erläuterungen an kulturell Neuem für Sie?

      Einen anderen Beschnitt habe ich versucht; er hat mir aber nicht sehr gefallen.

      Ich freue mich auf Ihre Antwort.

      Herzliche Grüße,

      Detlef Rehn

      • Hallo Herr Rehn,

        ich stimme ihnen zu, meine Gedanken dazu wären sicher ähnlich, wäre das Foto in China, Korea oder Russland aufgenommen worden. Davon kenne ich aus eigener Erfahrung auch nichts. Für Deutschland, oder stellvertretend für ein westliches, europäisches Land, scheidet das Motiv meiner Auffassung nach aus. Es mag zudem sicher auch an der Art und Weise liegen, wie und wo ich lebe.

        Das Gebäude, die heruntergelassenen Rollos, der unperfekt gemachte Karren und die Dinge darauf, die Kabel am Haus…in Summe sind solche Arrangements hier wohl eher nicht zu finden. Hinzu kommt auch der Mann, den unbequemen Hocker mit einem Kissen gepolstert, den Rücken der Sonne zugedreht, in einer Art von Jacke, wie sie hier längst nicht zu finden ist. Die gesamte Summe aller Details dieses Fotos signalisiert mir: “fremd”. Oder anders gesagt: Ich kann mir mich unter diesen Umständen dort so sitzend nicht vorstellen.

        Ihre Zeilen unter dem Foto, wie auch die Antwort zum Kommentar von Herrn Sauer, geben der Aussage des Fotos einen Hintergrund, der hilfreich ist, und von Bedeutung. Vorausgesetzt natürlich, man möchte sich mit einem Foto intensiver beschäftigen, als nur über Bildaufbau und Belichtung zu sprechen.

        Freundliche Grüße, Dirk Trampedach

  • Lieber Herr Trampedach,

    danke für Ihre zusätzlichen Erklärungen.

    Zunächst einmal finde ich sehr gut, dass Sie sich nicht nur mit den technischen Aspekten einer Aufnahme befassen, sondern sich auch inhaltlich damit auseinandersetzen. Was die Wirkung meines Fotos auf Betrachter angeht, die Japan überhaupt nicht kennen, gestehe ich Ihnen zu, dass ich mich manchmal vielleicht zu wenig in sie hineinversetze. Für mich ist an dem Bild nichts fremd. Ich kenne die heruntergekommenen Häuser, ich habe selbst schon auf den unbequemen Schemeln gesessen, das ist also für mich zwar nichts Alltägliches, aber doch vertraut.

    Ich war vor allem von dem Motiv in seiner Gesamtheit, inkl. der Kontraste von Licht und Schatten fasziniert. Diesen “morbiden Charme” Tokios habe ich schon in vielen Fotos einzufangen versucht. Wenn ich sie Japanern gezeigt habe, stieß ich jedoch öfter auf Desinteresse. Was ist schon interessant an einem Haus, das eigentlich abzureißen wäre? Mein zusätzlicher Hinweis darauf, die Fotos seien in Vierteln wie etwa Sanya entstanden, in die viele Japaner keinen Fuß gesetzt haben, stempelte mich in ihren Augen noch mehr als Exoten ab. Ich bin also auch trotz meiner langen Zeit hier in meiner Wahrnehmung in gewisser Weise ein “Fremder” geblieben.

    Herzliche Grüße,

    Detlef Rehn

    • Hallo Herr Rehn,

      ja das ist genau die Sache, um die es im Kern doch auch geht: Das Fremde mit belegen, statt auszublenden. Ich finde das klasse, und nicht zufällig sind einige der weltweit bekanntesten Fotos aus solchen Situationen heraus entstanden. Freundschaften übrigens auch… ;-)

      Ihnen eine gute Zeit, Dirk Trampedach

de_DEDeutsch