Vivian Maier (1926-2009) war viel mehr als Street Photographer / eine Straßenfotografin. Sie hat das Zeitgeschehen mit Ihrer Rolleiflex und anderen Kameras festgehalten. Dieses besprochene Buch zeigt einen bedeutenden Ausschnitt ihrer brillanten fotografischen Tätigkeit:
Inhaltsverzeichnis
Street Photography – Vivian Maier
Vivian Maier (V. M.) war zeit ihres Lebens eine unbekannte Fotografin. Erst nach Ihrem Tod wurde die durch einen „Zufall“ von John Maloof entdeckt, als er auf Vivian Maiers fotografischen Schätze stieß. Er fand über 100.000 Negative, die von ihr belichtet wurden.
Vivian Maier arbeitete beruflich als Kindermädchen und widmete offenbar all ihre Freizeit der Fotografie. In New York und Chicago streifte sie mit wachen Augen umher. Sie hielt das Zeitgeschehen fest und machte wichtige, witzige, überraschende und wunderbare Fotos, ein paar Audioaufnahmen und Filme.
Fotografie ist Sehen auf einer anderen Ebene der Aufmerksamkeit. Es bedeutet, dass wir neben der technischen Fähigkeit eine Kamera zu bedienen und die richtige Perspektive zu finden, auch Dinge sehen müssen, die sich lohnen auf Film oder Sensor gebannt zu werden. Vivian Maier war eine ausgesprochen aufmerksame Fotografin.
Buch Vivian Maier – Street Photograher
Heute nennt man Vivian Maiers Art der Fotografie sicher Street Photography, weshalb das Buch aus dem Schirmer / Mosel-Verlag sie auch mit dem Titel ehrt „Vivian Maier – Street Photographer“. Das Werk zeigt nach zwei Vorworten eine Auswahl ihrer Fotografien in Duoton (Schwarzweiß mit einer Sepiafarbe). Keines der Bilder wurde zu Lebzeiten der Straßenfotografin publiziert.
In der Fotografie der US-Amerikanerin findet sich eine große Selbstständigkeit und Können. Sie hatte die Gabe, einfache Dinge auf Film zu bannen. Ihre Fotografie zeigt genauso den neugierigen Jungen, der in eine Kiste schaut und dabei keine Mühe scheut, wie den armen Menschen auf der Straße und die Reichen. Auch Architektur und Strukturen, Spiegelungen und Verborgendes bringt Maier ans Licht. Manchmal haben ihre Bilder etwas Melancholisches, aber immer sind die Bilder ehrlich.
Es existiert keine Retusche oder digitale Veränderung, keine Schminke oder Verrücktheiten der Entwicklung. Die Fotografin zeigt die Dinge, die sie auf der Straße sah und festhalten wollte. Daneben sind auch uneitle und wertvolle Selbstportraits der Künstlerin, meist in Spiegeln zu sehen:
Hintergrund: Die Kameras der Fotografin
Zunächst fotografierte V. M. mit einer Kodak Brownie, einer sehr einfachen Boxkamera für Rollfilme mit nur einer Belichtungszeit. Später nutzte die zu ihrer Zeit unbekannte Straßenfotografin eine Rolleiflex (Rollfilmkamera mit zwei Objektiven „Zweiäugig“). Als Maier 1956 nach Chicago zog, hatte sie sogar den Luxus einer eigenen Dunkelkammer in Ihrem Badezimmer. Sie entwickelte ihre Filme und Abzüge. In den frühen Siebzigern zog sie als Kindermädchen von Familie zu Familie und hatte keine Dunkelkammer mehr zur Verfügung. In dieser Zeit hortete sie die später entdeckten, unentwickelten Filme. Ungefähr zu dieser Zeit wechselte die Fotografin auch zum Farbfilm, Kodak Ektachrome mit einer Leica IIIc, sowie vielen deutschen Spiegelreflexkameras.
Die Fotografin Vivian Maier verarmte später in ihrem Leben und wurde von drei der Kinder unterstützt, die sie zu deren Kinderzeit betreut hatte. Diese Kinder sahen sie als zweite Mutter und schmissen das Geld für Vivians Appartement zusammen. Dennoch wurden ihre unentwickelten Filme zu einem Zeitpunkt in einer Auktion versteigert, als sie das Geld für die Miete nicht mehr aufbringen konnte. Im Jahr 2009 verstarb die Künstlerin und hinterließ ein fotografisch bedeutendes Erbe.
Quelle mit sehr interessanten Informationen und Fotos: http://www.vivianmaier.com
Die Bücher über Vivian Maier im Verlag Schirmer / Mosel
Zwei Bücher sind im Verlag Schirmer / Mosel nunmehr verlegt. Beide sind für uns Fotografen höchst interessant. Die Werke unterscheiden sich erheblich in der Zahl der Bilder und auch ein wenig im Preis. Wer Vivian Maier schätzt, der wird das größere Werk erwerben (zweiter Titel), welches alle Fotos des schmaleren, erstveröffentlichten Buches enthält. Eine dritte Publikation mit Farbphotographien wird im September 2018 erscheinen:
Vivian Maier – Street Photographer
Deutsch – (1. September 2011) – Gebundene Ausgabe – 144 Seiten
Vivian Maier – Das Meisterwerk der unbekannten Photographin 1926-2009
Deutsch – (1. Oktober 2014) – Gebundene Ausgabe – 288 Seiten
Vivian Maier – Die Farbphotographien
Deutsch – (1. September 2018) – Gebundene Ausgabe – 240 Seiten
Mein Fazit
Es ist überaus schade und ungerecht, dass Künstler selbst in den USA oft erst nach ihrem Tod entdeckt werden und oft wenig oder kein Geld mit der Kunst verdienen. Sicherlich wäre es für die Fotografin Vivian Maier eine mögliche Einnahmequelle gewesen, hätte sie ihre Bilder verkauft. Warum sie es nicht tat, ist mir unbekannt. Vielleicht wollte sie die Personen schützen, die auf ihren Bildern zu sehen sind? Vielleicht schätzte sie ihre eigenen Fähigkeiten zu niedrig? Die Bilder beweisen, dass Vivian Maier eine großartige Beobachterin und Künstlerin war. Ich kann nur jeden Leser ermutigen, der Spaß an der Fotografie hat, seine Fotografien in Ausstellungen zu zeigen und weiter zu fotografieren.
Die beiden Bücher im Verlag Schirmer Mosel sind ein Glücksgriff, denn sie motivieren zur Straßenfotografie, einem in Deutschland sehr schwierigen Fotogenre dank diverser undurchsichtiger Verordnungen und Eitelkeiten. Immerhin zeigen die Bücher wie schön die Fotografie auf Film funktioniert und welche Chancen das quadratische Schwarzweiß uns bietet. Der Buchdruck ist qualitativ hervorragend.
Ich vergebe eine deutliche Kaufempfehlung für beide Bücher. Wenn Sie es sich leisten möchten, dann erwerben Sie besser das umfassendere Werk, welches der Verlag 2014 veröffentlichte. Das für September 2018 angekündigte Buch „Die Farbphotographien“ sollten sie als Künstler und Kunstliebhaber bereits vorbestellen.
© Peter Roskothen ist Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Vivian Maier – Street Photographer Straßenfotografin – *Buchrezension
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