- Vignettierung und Distortion – optische Fehler verstehen
- Was ist Vignettierung?
- Ursachen für Vignettierung
- Vignettierung vermeiden oder korrigieren
- Was ist Distortion (Verzeichnung)?
- Arten von Distortion
- Distortion korrigieren
- Vignettierung oder Distortion kreativ nutzen?
- Vorsätzliche Vignettierung
- Weitere typische Objektivfehler
- Fazit: Objektivfehler kennen, gezielt korrigieren oder nutzen
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Vignettierung und Distortion – optische Fehler verstehen
Objektive sind wie Menschen, kaum ein Objektiv ist perfekt: Fast alle Linsen weisen gewisse optische Fehler auf. Besonders häufig treten zwei Phänomene auf – die Vignettierung und die Distortion.
Während Vignettierung als Abschattung an den Bildecken sichtbar wird, verzerrt Distortion die Geometrie gerader Linien. Diese beiden typischen Abbildungsfehler wirken sich auf nahezu jede Aufnahme aus – je nach Objektiv mal stärker, mal schwächer. Hochwertige Objektive zeigen in der Regel weniger diese Effekte, während einfache Konstruktionen oft unter starker Vignettierung oder starker Verzeichnung leiden.
Doch was genau steckt hinter diesen Begriffen – und wie können Sie als Fotografin oder Fotograf damit umgehen?
Was ist Vignettierung?
Vignettierung bezeichnet eine sichtbare Abdunklung zu den Rändern eines Fotos hin. Besonders bei offenen Blenden und Weitwinkelobjektiven tritt dieser Effekt auf.
Vignettierung am Bildrand: typische Abschattung bei Weitwinkelaufnahme mit großer Blende. Linkes Foto wurde als JPG in der Kamera bereits korrigiert, mit mäßigem Erfolg. Immer noch ist die Vignettierung zu sehen. Rechtes Foto ist das Original ohne die Korrektur der Kamera. Hier ist die Vignettierung noch stärker sichtbar.
Ursachen für Vignettierung
- Optisches Design des Objektivs – besonders bei günstigen Konstruktionen.
- Große Blendenöffnungen (f/1, f/1.2, f/1.4, f/1.8, f/2, f/2.8, f/3.5, …) verstärken den Effekt.
- Filter oder Gegenlichtblenden, die in den Strahlengang hineinragen.
Vignettierung vermeiden oder korrigieren
- Abblenden: Schließen der Blende reduziert die Abschattung deutlich.
- Profilbasierte Objektivkorrekturen in der Kamera aktivieren.
- Korrektur in der Bildbearbeitung mit Lightroom, ON1 Photo RAW, DxO PhotoLab, Affinity Photo, Capture One …
Was ist Distortion (Verzeichnung)?
Distortion ist die geometrische Verzeichnung gerader Linien. Sie tritt häufig bei Zoomobjektiven oder Weitwinkeln auf. Je nach Art spricht man von tonnenförmiger oder kissenförmiger Verzeichnung.

Verzeichnung oben: Tonnenform bei einem Weitwinkelobjektiv – hier sichtbar an den oberen und unteren Linien, die gerade sein müssten (wäre da nicht der Objektivfehler). Ohne Testchart können Sie mit Ihrer Kamera etwa an Fensterrahmen erkennen, die Sie ganz gerade von vorne mittig fotografieren (nicht von der Seite). Auch die Vignettierung ist hier wieder sichtbar.
Arten von Distortion
- Tonnenverzeichnung: Linien wölben sich nach außen.
- Kissenverzeichnung: Linien biegen sich nach innen.
- Mustache-Distortion: Kombination aus beiden Verzeichnungen.
Distortion korrigieren
Mit der richtigen Software lässt sich Distortion oft automatisch entfernen. Programme wie Lightroom, DxO oder Capture One nutzen Objektivprofile zur Korrektur. Alternativ helfen manuelle Regler in der Transformationspalette.
Vignettierung oder Distortion kreativ nutzen?
Vorsätzliche Vignettierung
Eine vorsätzliche Vignettierung wurde als Stilmittel in analogen Zeiten gerne in der Dunkelkammer mit Hilfe eines Passepartouts während der Belichtung des Fotopapiers hinzugefügt. Die Technik bewirkte einen hellen oder dunkleren runden Rand um das Bild. Diese Technik ist auch heute in der digitalen Bildbearbeitung verfügbar. Während die Verdunklung der Ränder eines Bildes oftmals gewollt nachträglich hinzugefügt wird, um den Blick des Betrachters auf das Motiv zu konzentrieren, wird der Effekt der hellen Ränder eher selten verwendet.
Die Vignettierung im linken Beispiel lenkt den Blick auf das Zentrum des Bildes und sorgt für eine stimmungsvolle Wirkung. Viele Fotografen nutzen die Vignette sogar gezielt in der Nachbearbeitung.
Distortion wird selten oder gar nicht zu Bildern hinzugefügt, da es als Fehler sichtbar würde.
Weitere typische Objektivfehler
Vignettierung und Distortion sind nicht die einzigen optischen Fehler, die in Objektiven auftreten können. Weitere häufige Abbildungsfehler sind:
- Chromatische Aberration: Farbsäume an Kontrastkanten, meist bei starkem Gegenlicht sichtbar.
- Sphärische Aberration: Reduzierte Schärfe bei offener Blende, speziell bei Porträtobjektiven relevant.
- Astigmatismus: Punkte werden unscharf oder verzerrt wiedergegeben – meist am Bildrand.
- Koma: Lichtquellen erscheinen im Randbereich wie kleine Kometen.
- Flares und Ghosting: Lichtreflexe bei Gegenlicht durch interne Reflexionen im Objektiv.
Diese Fehler treten je nach Objektivbauweise unterschiedlich stark auf. Einige lassen sich durch bewusste Wahl der Blende oder durch Nachbearbeitung minimieren.
Fazit: Objektivfehler kennen, gezielt korrigieren oder nutzen
Wer seine Objektive kennt, kann mit Vignettierung und Distortion gezielt umgehen. Beide Effekte lassen sich korrigieren – oder kreativ einsetzen. Entscheidend ist das bewusste Fotografieren und Nachbearbeiten.
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© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Vignettierung und Distortion in der Fotografie – Verstehen und Vermeiden
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