Tutorial Negative und Dias abfotografieren: Wer selbst seine Negative oder Dias digitalisieren möchte, der kann selbst scannen oder kann die Fotos abfotografieren. Wie das Abfotografieren von Dias und Negativen mit der digitalen Kamera am besten funktioniert und welche Möglichkeiten Sie haben, lesen Sie in diesem wertvollen *fotowissen-Tutorial:
Gut Qualität beim preiswerten Abfotografieren von Negativen und Dias.
Inhaltsverzeichnis
- Tutorial Negative und Dias Abfotografieren
- Analoge Filme Abfotografieren
- Abfotografieren Fotoequipment
- Stativ oder Reprostativ
- Optionales Tethering beim Abfotografieren
- Die Tücken beim Abfotografieren
- Negative abfotografieren und in Positive wandeln
- Negative Lab Pro Lightroom Plugin
- SilverFast HDR mit NegaFix
- SilverFast HDR versus Negative Lab Pro
- Zubehör für das Abfotografieren von Negativen und Dias
- Die Ergebnisse vom Digitalisieren mit der Kamera – Beispielfotos
- Automatisches Ausflecken mit Lightroom oder Photoshop
- Kameraeinstellungen
- Fazit: Tutorial Negative und Dias abfotografieren
Tutorial Negative und Dias Abfotografieren
Als wir noch jung waren, gefühlte 100 Jahre ist das her, hatten wir nichts. Außer einer Kamera, die wie eine Butterdose aussah und analoge Filme schluckte. Manchmal hatten wir den Film falsch eingelegt und fragten uns, warum zweiundsiebzig Fotos auf den Film passten. Aber ungefähr beim dreiundsiebzigsten Foto hatten wir den Verdacht, dass die Mühe umsonst gewesen und wir uns umsonst in den Dreck gelegt hatten. Kurz gesagt, wir waren zu blöd den Film richtig einzulegen und darauf zu achten, dass er sich mitdrehte.
So ein Mist passierte uns mindestens zweimal im Leben, weil wir nicht lernfähig zu sein schienen. Immerhin wurde uns ordentlich warm, wenn wir unseren Fehler bemerkten. Heute verlieren Menschen nicht 36 Fotos, sondern tausende, weil sie vergessen ein Backup zu machen. Leider betrifft uns ältere Menschen dieses Problem auch noch einmal digital.
Einige Filme sind aber entwickelt worden und liegen jetzt platt in den tiefen Schubladen unserer Sekretäre. Diese Filme haben manchmal 50 Jahre auf dem Buckel, manchmal sind sie sogar noch älter, aus der Nachkriegszeit. Manch einer, so wie ich, fotografiert sogar heute noch analog.
Ich weiß nicht warum, aber einige wenige Nerds wie ich (intelligenter, aber sozial unfähiger Computerfan) möchten die Negative oder Dias digitalisieren. Dabei ist jetzt schon klar, dass die analogen Filme die digitalen Daten überdauern dürften und das beständigere Medium darstellen.
Analoge Filme Abfotografieren
In diesem Tutorial Negative und Dias abfotografieren, soll es darum gehen, wie wir analoges Filmmaterial digitalisieren. Wir haben die Wahl, einen externen Dienstleister mit dem Entwickeln und Scannen unserer analogen Filme oder Dias zu beauftragen. Oder wir scannen selbst mit einem Filmscanner oder Flachbettscanner. Die Alternative heißt Negative und Dias abfotografieren. Letzteres hat einige Vorteile und Nachteile im Vergleich:
Vergleich Scan Dienstleister versus eigener Scan (Flachbett / Filmscanner) versus Abfotografieren | |||
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Digitalisierung Dienstleister | Eigener Scan Epson V850 und Silver Fast AI Studio | Abfotografieren | |
Auflösung Kleinbild Scanner 35 mm max. | 6744 x 4492 Pixel 30 MP | 3600x2400 Pixel¹ 8,6 MP | Je nach Kamera und Makroobjektiv |
Auflösung Mittelformat Scanner 120 6x6 max. | 5900 x 4800 Pixel 28 MP 48 BIT max. | 6100x6100 Pixel¹ 37 MP 48 BIT max. | ca. 47 MP bei Kamera mit hoher Auflösung wie GFX 100 |
Farben | ++ nur nachträgliche Korrektur | +++ Kontrolle mit Silver Fast | +++ Kontrolle mit profilierter Kamera und Software Negative Lab Pro |
Staub | +++ korrigiert bei Farbe + eigenes Ausflecken bei sw | +++ korrigiert bei Farbe, + eigenes Ausflecken bei sw | o Eigenes Ausflecken Farbe und sw |
Kosten | ++ Keine Anschaffung, gutes Preis-Leistungsverhältnis | + Anschaffung lohnt nur bei viele Scans oder hohen Anforderungen | + Anschaffung lohnt nur bei vielen Scans |
Zeit Digitalisierung | +++ Kein eigener Zeitaufwand | o Hoher Aufwand, insbesondere bei Nassscan | + Schneller Scan aber Arbeit beim Ausflecken |
¹ laut Quelle Filmscanner.info |
Für das Abfotografieren sprechen die relativ niedrigen Anschaffungskosten bei vorhandener Digitalkamera und das schnellere Digitalisieren. Dagegen spricht zumindest bei Farbnegativen und farbigen Dias das Ausflecken, welches wir uns beim Scannen dank einer Automatik namens ICE oder iSRD (Staubentfernung und Kratzerentfernung) ersparen könnten. Doch wie können wir effizient Negative und Dias abfotografieren?
Alternative Dienstleister für das Scannen im Überblick
Abfotografieren Fotoequipment
Wir benötigen eine Haltevorrichtung für die Negative und Dias. Voraussetzung ist außerdem ein Licht unter der Haltevorrichtung und eine Kamera senkrecht von oben. Beginnen wir ganz unten:
Früher hatten wir Leuchttische oder Diapulte, um die Negative oder Dias betrachten zu können. Mit einem Fadenzähler (eine Lupe, Fadenzähler hört sich noch besser an), haben wir mit krummem Rücken darüber gehockt und überlegten, ob das Foto etwas geworden war. Heute ist das in der Digitalfotografie ähnlich, den Buckel bekommen wir von dem ausgestreckten Arm, der die Maus bedient. Heute ist nicht alles besser, im schlimmsten Falle sind auch Hämorriden eine der Folgen von zu viel Monitorarbeit. Ich schweife ab …
Eine Leuchtplatte (so heißt das heute) muss homogen ausgeleuchtet und hell sein, damit Licht von unten durch unsere Filmhalterung oder durch eine Glasplatte leuchtet. Eine solche Leuchtplatte mit Filmhalterung können wir etwa mit dem Kaiser Fototechnik FilmCopy Vario Kit erwerben. Im Lieferumfang sind allerdings ausschließlich Werkzeuge für die Kleinbildfilm-Digitalisierung enthalten.
Wollen wir Mittelformatnegative oder Mittelformatdias abfotografieren, dann sind noch zwei Glasplatten als Zubehör für das Kaiser Fototechnik FilmCopy Vario Kit notwendig. So ganz gratis ist die Arbeit also nicht. Von oben benötigen wir eine Kamera mit Makroobjektiv (1:1) und möglichst langer Brennweite. Eine längere Makro-Brennweite hat zwei Vorteile:
- Wir erhalten weniger Glas-Spiegellungen (UV-Filter sind doof).
- Das Wechseln der Dias und Negative ist einfacher, mit mehr Abstand zwischen der Kamera und dem Filmhalter.
Stativ oder Reprostativ
Wer eher selten Negative oder Dias abfotografiert, der kann erst einmal ein Dreibeistativ nutzen. Besser ist in jedem Falle ein Reprostativ, da die Kamera paralleler, gerader zu den Negativen oder Dias steht und sich einfacher ausrichten lässt. Wohl dem, der noch einen analogen Vergrößerer aus dem Fotostudio sein Eigen nennt, denn das kann als Reprostativ umgebaut werden. Fotografen, die größere Mengen analoge Fotos digitalisieren möchten, sind mit einem Reprostativ gut beraten.
Bei der Einrichtung des Abfotografierens müssen wir tunlichst darauf achten, dass der Sensor parallel zum Negativ und Dia ist. Um das zu gewährleisten, benötigen wir eine externe Wasserwaage, weil die 3D-Wasserwaagen in den Digitalkameras in der Regel nicht funktionieren, wenn die Kamera nach unten gerichtet ist. Die kleine Waage legen wir zum einen auf die Negativ-/Dia-Halterung, zum anderen auf das Display der Kamera. Sind beide gerade ausgerichtet, haben wir die halbe Miete. Jetzt müssen wir nur noch im Display (ein ausklappbares Display ist beim Abfotografieren klar von Vorteil) das Foto positionieren. Sprich, wir müssen die Kamera senkrecht über dem analogen Material ausrichten. Es hilft uns ein Taschenspiegel über das Dia oder Negativ zu legen und das Objektiv der Kamera genau darin mittig wiederzufinden.
Foto oben: Korrekte Positionierung der Kamera über dem Fotohalter mithilfe eines Spiegels.
Optionales Tethering beim Abfotografieren
Das Tethering ist die Verbindung von Kamera zum Notebook oder Rechner. Es ist nicht unbedingt notwendig, aber hilfreich, wie wir schnell feststellen.
Mit einer Software wie Lightroom Classic oder Capture One wird das Tethering möglich. Dabei werden von Kamera zu Kamera verschiedene Optionen angeboten. Das Scharfstellen ist mit dem Live-View der Tetheringsoftware besonders einfach. Auch das Auslösen / Digitalisieren ist von der Software verwacklungsfrei möglich. Und wir können das fertige Foto bereits auf dem größeren Monitor sehen und beurteilen. Die größere Ansicht hilft uns auch Fehler schon beim Abfotografieren zu vermeiden, statt die Fehler erst später auf dem größeren Monitor zu entdecken, wenn wir die SD-Karte auf den Rechner überspielt haben.
Die Tücken beim Abfotografieren
Neben der parallelen Ausrichtung zwischen Kamera-Sensor und Negativ / Dia, ist es wichtig, dass das Dia oder Negativ plan liegen. Denn auch eine Blende F11 wird vermutlich nicht die gewünschte Schärfentiefe bringen, wenn das Negativ an verschiedenen Stellen zwei Millimeter Höhenunterschied hat. Dazu liegen dem Kaiser FilmCopy Vario Kit ein paar Vorlagenhalter für das Kleinbild bei. Die notwendigen Halter für das Mittelformat müssen zusätzlich bestellt werden.
Foto oben: Negative und Dias abfotografieren mit dem Kaiser Fototechnik FilmCopy Vario Kit. Links oben die Leuchtplatte, daneben eine Maske, die Streulicht verhindert, unten das Netzteil der Leuchtplatte, der Halter, die verschiedenen Führungen für Kleinbildnegative oder Kleinbilddias.
Negative abfotografieren und in Positive wandeln
Wenn Sie Negative abfotografieren, müssen die Aufnahmen natürlich noch in Positive gewandelt werden. Bei schwarzweißen Negativen ist das simpel, jedoch bei Farbnegativen ist die Wandelung nicht trivial. Wir benötigen eine Software, die Negative in Positive wandelt. Zwei Programme haben wir bei *fotowissen getestet:
Negative Lab Pro Software wandelt die Negative in Positive, funktioniert als Plugin für Lightroom Classic. Sie können es mit 12 Negativen kostenlos testen, danach müssen Sie umgerechnet etwa EUR 110,- investieren. Aber die Software kann das, was sie soll.
SilverFast HDR hingegen ist eine eigenständige Software, die ohne Lightroom auskommt und auch für Fotografen mit DxO PhotoLab, Capture One oder anderer Software in Frage kommt. Das Programm kommt aus dem Hause LaserSoft Imaging. Die Software SilverFast HDR beinhaltet NegaFix, die einigen Fotografen vom Scannen bekannt ist. SilverFAst HDR mit NegaFix kann die Negative in Positive wandeln und kennt die Charakteristik von mehr als 120 analogen Filmen.
Negative Lab Pro Lightroom Plugin
Negative Lab Pro wandelt das Negativ in ein Positiv, indem es die Gradationskurven der drei Kanäle auf den Kopf stellt. Das bedeutet, wir haben immer noch das Original abfotografierte Foto vor uns. Wir können weiter Einfluss nehmen und es verändern, mit allen Lightroom Classic Möglichkeiten.
Zunächst muss beim abfotografierten Negativ der Orangestich beseitigt werden. Dazu klicken wir mit dem Picker (Weißabgleichauswahl) beispielsweise in den Rand des Negativs. Danach rufen wir das Plugin auf: Datei – Zusatzmoduloptionen – NLPro.
Im ersten Reiter „Convert“ des Plugins haben wir die Möglichkeit zwischen Aufnahme vom Scanner oder der digitalen Kamera zu wählen. Wir können einen Scanner wie den Frontier simulieren und eine voreingestellte Sättigung wählen. Die Einstellungen sind unbedenklich, das können wir später noch anders entscheiden und einstellen. „Border Buffer“ (Deutsch etwa: Randpuffer) bedeutet, dass bei der Analyse des Fotos ein bestimmter Prozentsatz des äußeren Bildes nicht untersucht wird.
Nachdem wir das Negativ mutig mit einem Klick auf „Convert Negative“ wandeln, kommen wir automatisch in den zweiten Reiter der Software „Edit“. Die „Tones“ (Töne) stelle ich selbst gerne auf LAB-Standard ein und erziele treffliche Resultate. Alle weiteren Einstellungen sind teilweise ausgereifter als in Lightroom. In dem letzten Reiter „Advanced“ bietet wieder viele Einflussmöglichkeiten und die Wahl des Ausgabetyps. Hier lässt sich auch die Datei als TIF mit 16 Bit speichern.
Foto oben: Negative Lab Pro entwickelt das Negativ, indem es die Gradationskurven der drei Farbkanäle bearbeitet.
Foto oben: Vom Negativ zum Positiv mit Negative Lab Pro.
SilverFast HDR mit NegaFix
SilverFast HDR mit NegaFix macht es möglich, den Film zu wählen, mit dem die Fotos belichtet wurden und entsprechende Ergebnisse beim Wandeln von Farbnegativen in Farbpositive zu erhalten. Leider ist NegaFix nicht als alleinstehende Software zu bekommen, sondern ein Bestandteil von SilverFast Software. Und jetzt wird es etwas komplexer, denn es gibt verschiedene Versionen:
- SilverFast HDR
- SilverFast HDR Studio
Beide unterscheiden sich im Preis und in der Leistung. Auf der Webseite von LaserSoft Imaging können Sie hinter den Versionen auf ein Fragezeichen klicken und sehen die Unterschiede. Ich bin überzeugt, dass die Version für EUR 99,- ausreicht. Der große Vorteil von der Softwareschmiede LaserSoft ist unglaubliche Erfahrung und deutscher Service, der seinesgleichen sucht. Ich habe zweimal mit dem Service telefoniert und mir wurde unglaublicher Ruhe und Kompetenz geholfen.
Hinweis: Beim Wandeln, darf die Software nicht den Rahmen des Negatives analysieren. Dazu kann man in den Einstellungen von SilferFast HDR – Auto – Auto-Rahmen-Einzug den prozentualen Anteil des Rahmens ausklammern. Auch die Möglichkeit der Visualisierung des Netto-Auschnitts ist möglich. Die Abbildung unten zeigt den Rahmen innerhalb des abfotografierten Fotos als blau-gestrichene Linie:
Foto oben: SilverFast HDR wandelt Negative in Positive. Das Foto zeigt SilverFast HDR Studio mit dem größeren Funktionsumfang.
Oben: Abfotografiertes Foto vom Negativ zum Positiv gewandelt mit SilverFast HDR Studio.
SilverFast HDR versus Negative Lab Pro
Wer seine Negative in Positive wandelt, möchte das sicher nicht selbst in Photohop erledigen, sondern auf eine farb-zuverlässige Software zurück greifen. Welche Software ist nun besser? SilverFast HDR oder Negative Lab Pro?
Die Ergebnisse von SilverFast HDR Studio haben mir in den Farben, vor allem dem Rot des Sonnenschirms, besser gefallen. Außerdem benötigt SilverFast HDR Studio nicht den Picker für den Weißabgleich, denn es erkennt die Farbumwandlung automatisch. Allerdings bieten beide Programme so viele Stellschrauben, dass ein objektiver Vergleich kaum möglich ist. Hinzu kommt die Möglichkeit das Foto nach der Umwandlung auch noch in der Bildebearbeitungssoftware zu verbessern.
Mein Tipp für Sie: Probieren Sie beide Programme aus und machen sich anschließend selbst ein positives Bild aus dem Negativ.
Zubehör für das Abfotografieren von Negativen und Dias
Neben dem kleinen Spiegel benötigen Sie unbedingt einen guten Blasebalg, um den Staub von Halter und vom Film zu pusten. Ein antistatisches Tuch und eine Antistatik-Bürste können nützlich sein, um den Staub von Glasflächen etc. zu wischen. Baumwollhandschuhe sind empfohlen, auch wenn es nicht immer einfach ist, damit die Negative aus den Negativhüllen zu ziehen. Ich habe mir schon die Mühe gemacht, Ihnen das gesamte passende Zubehör optional als Links zur Verfügung zu stellen. Sie finden die Liste mit dem Equipment am Ende des Beitrags.
Foto oben: Zubehör für das Abfotografieren von Negativen und Dias: Antistatiktuch für Objektive und Gläser, Wasserwaage, Blasebalg, Antistatiktuch für Negative, Glaseinlagen für Mittelformat, Handschuhe, Pinsel, 140 mm breiter Antistatikpinsel mit Erdung, Spiegel für Justage der Kamera. Alle Links finden Sie unten im Artikel.
Die Ergebnisse vom Digitalisieren mit der Kamera – Beispielfotos
Die Ergebnisse sind einwandfrei, auch wenn viele der digitalen Fotos noch bearbeitet werden müssen. Am einfachsten ist es mit dem Lightroom-Classic-Plugin Negative Lab Pro die Negative in Positive zu verwandeln. Das Plugin nimmt lediglich Einstellungen in Lightroom vor und wir Fotografen haben entsprechende weitergehende Möglichkeiten korrigierend in das Ergebnis einzugreifen.
Ein Ausflecken in Lightroom oder Photoshop ist manchmal unumgänglich, da Staub und Kratzer auf der Tagesordnung beim Digitalisieren stehen. Das Auflecken macht bedingt Spaß, wenn es nicht ausufert. Mein Tipp: Flecken Sie nur Negative und Dias aus, die 4 oder 5 Sterne von Ihnen erhalten.
Ich habe sowohl Kleinbilddias als auch Mittelformat-Negative und Mittelformat-Dias abfotografiert. Die Ergebnisse waren trefflich. Ich freute mich außerdem über die kurze Zeit der Digitalisierung. Allerdings ist in der Aufnahmezeit noch nicht berechnet, wie viel Post-Produktion notwendig ist. Selbstverständlich wird die Nachbearbeitung kürzer, je staubfreier ich an dem Ort der Digitalisierung arbeiten kann.
Die Fotos oben sind von verschiedenen Filmen abfotografiert, aber noch nicht ausgefleckt. Etwas Know-how mit Lightroom ist schon notwendig, wenn die Farben mal verblasst sind oder verkehrt aussehen. Ich habe die Kamera für das Abfotografieren mit X-Rite profiliert, um genaue und unverfälschte Ergebnisse zu erhalten.
Test Kamerakalibrierung x-rite und Datacolor >>
Automatisches Ausflecken mit Lightroom oder Photoshop
Besonders schwarzweiße Negative produzieren Staubprobleme, denn die automatische Staubretusche mithilfe von infraroter Erkennung im Scanner funktioniert ausschließlich mit Farbnegativen. Suchen Sie nach einer Software, die Flecken vom Staub auf dem Negativ automatisch retuschiert? Die gibt es. Es gibt jedoch auch ein ABER. Photoshop kann mit dem FILTER – RAUSCHFILTER – STAUB UND KRATZER die kleinen Flecken beseitigen, aber das geht immer auf Kosten der Schärfe. Ein manuelles Auflecken größerer Staubkörner und Flusen ist zwar viel Arbeit, aber unumgänglich.
Kameraeinstellungen
Meine Erfahrung mit dem automatischen Weißabgleich der Kamera ist positiv. Die GFX 50S hat die richtige Farbtemperatur gemessen. Für die Schärfentiefe wählte ich F11, die sich als gute Blende herausstellte. Wer mit einer Vollformatkamera fotografiert, wird sicher mit einer Blende F8 gut auskommen. Für APS-C Kameras würde ich eine F6.3 oder F7.1 empfehlen, entsprechend der Brennweite.
Niemals werden wir die Fotos exakt gerade und parallel zum Sensor hinlegen können. Dann müssen wir in Lightroom unsere abfotografierten Dias und Negative noch drehen und beschneiden. Aber der Aufwand ist gering, zumal durch den Vorlagenhalter von Kaiser die Fotos immer ähnliche Drehungen und Beschnitt benötigen. Wir Fotografen können die Freistell-Arbeit von einem Dia auf alle anderen Aufnahmen übertragen.
Ich hatte beim Abfotografieren von Dias und Negativen die niedrigste ISO 100 eingestellt und bekam Belichtungszeiten von 1/4 Sekunde bis zu 2 Sekunden, je nach Film. Die Leuchtplatte von Kaiser könnte etwas heller sein, aber alles einwandfrei funktioniert. Für die Fotos mit einer Spiegelreflexkamera sollten Sie unbedingt in den Live-Modus mit Digitallupe wechseln, um den Fokus akkurat einstellen zu können. Außerdem ist der Live-Modus mit hochgeklapptem Spiegel auch erschütterungsfrei.
Für spiegellose Kameras empfehle ich elektronischen Verschluss (ES) der Kamera. So können Sie verwacklungsfrei fotografieren.
Fazit: Tutorial Negative und Dias abfotografieren
Hoffentlich konnte ich Ihnen mit diesen Tipps und Tricks helfen, Ihre analogen Filme abzufotografieren. Im Vergleich zum eigenen Scanner ist das Verfahren preiswert und schnell. Bei vielen Dias oder Negativen kann allerdings auch ein externer Dienstleister sinnvoll sein. Wer sehr hochauflösend digitalisieren möchte, der kann einen Dienstleister mit Trommelscanner beauftragen.
Alle Links führen zu Foto-Köster oder zu Amazon:
Glaseinlagen für Mittelformat >>
Antistatik Tuch für Optiken >>
Antistatik Tuch für Negative >>
Antistatik-Bürste SW-141, 140 mm mit Erdungskabel >>
Software Negative Lab Pro (Plugin) >>
Software SilverFast inklusive NegaFix >>
Dieses Tutorial war ca. 54 Stunden Arbeit. Es wäre nett, wenn Sie die Links nutzen, damit ich auch in Zukunft so aufwändige Testberichte für Sie bereitstellen kann. Auch für einen Blick auf den individuellen Fotokurs unten bin ich dankbar.
© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Tutorial Negative und Dias Abfotografieren
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Toller Beitrag, man sollte aber erwähnen, dass es schon im Mittelalter (dh. Vor der Digitalfotographie) Dia kopierer gab, dh. man setze die Dinger statt Objektiv ein, Dia in den Halter, hielt das Ding gegen das Licht und schon war das Dia abfotografiert. Das scheint kaum jemand zu wissen, diese Geräte kann man für kleine Maus bei ebay schießen. Die Qualität ist nicht überragend, aber für den quick shot allemal ausreichend
Der von Herrn Dr. Ulrich Wanner-Laufer beschriebene Diaduplikator funktioniert hervorragend, wenn man sich so ein Ding neuwertig beschafft.
Ich habe immer wieder mit so einem Filtervorsatz gute Ergebnisse erzielt. Das aktuelle Ding heißt
„B.I.G. Diaduplikator 10 Dptr. 52mm für Digitalkameras.“
Mehrere aufeinander abgestimmte Bauteile sind mit einer deutschen Bedienungsanleitung problemlos zu montieren. Das Gerätchen kommt aus Japan und ist im guten Fotohandel erhältlich.
Sie schreiben in Ihrem Artikel, dass sie die Kamera für das Abfotografieren mit X-Rite profiliert hatten. Im verlinkten Artikel zur Kameraprofilierung dagegen wird gesagt, dass man für jede Lichtsituation erneut eine Profilierung vornehmen sollte. In diesem Fall müsste man also für die Profilierung dieselbe Lichtsituation wie beim Abfotografieren schaffen. Macht es dann Sinn die Farbtafeln mit dem Kaiser Leuchtpult als Lichtquelle zu beleuchten, oder ist der Unterschied zwischen Auflicht und Durchlicht zu groß?
Ich habe das geschilderte Prinzip bereits für mehrere Tausend ältere Dias (mit umgebautem Projektor) und Negative (mit Leuchtpult) angewandt und dabei sehr gute Ergebnisse erzielt. Allerdings haben solche „antiken“ Schätze teils schwer korrigierbare Farbstiche, die nur über individuelle Gradationskurven korrigierbar sind. Hierzu ist neben vernünftiger Bildbearbeitungs-Software (wie Lightroom) auch einige Erfahrung nötig. Meine ersten 1000 Bilder habe ich daher zu späteren Zeitpunkten teils mehrfach nachbearbeitet. Hat man dann Routine im Workflow, ist mit 2 bis 3 Minuten Bearbeitungszeit pro Bild zu rechnen. Falls man den Bilderberg nicht kontinuierlich abarbeitet, handelt es sich um ein Projekt über mehrere Jahre.
Vuescan kann auch als Datei gespeicherte Negative umwandeln. Bei der Quellenauswahl „Datei“ wählen. Es ist auch deutlich günstiger als Silverfast und kann mit einer Unzahl von Scannern verwendet werden.