Themenshooting
Bei meinem ersten Themen Shooting entschied ich mich dafür, nicht erst an ein Bild zu denken, sondern zunächst ein Thema zu benennen und mir dann die fotografische Umsetzung zu überlegen. Ein Konzept, dem ich bis heute treu geblieben bin, weil es sich nach meiner Meinung bewährt hat. So machte ich mir Gedanken zum Thema Ankunft und Abschied. Die Location war von Anfang an klar. Endhaltestelle der historischen Eisenbahn „Schluff“ am Hülser Berg in Krefeld-Hüls. Mit Lena hatte ich ein wunderbares Model gefunden, die ihr Outfit perfekt auf die Szenerie abstimmte. Die Tafel fertigte ich aus Tafelfolie und Pappkarton selber an. Sie sollte die Szene auf den Punkt bringen. Die sepia Bearbeitung fand ich passend uns so entstand dieses Bild. Wir machten auch noch einige Bilder vor einer Bushaltestelle, aber der Bahnhof ;-) in Krefeld-Hüls war nicht zu toppen. Und eins wurde mir klar. Der Virus hatte mich gepackt. Diese Art von Fotografie war genau mein Ding. Schon die Vorbereitung zum Shooting machte mir sehr viel Freude. Es sollten weitere folgen.
Das nächste Shooting resultierte aus einem Bild welches mich fasziniert hatte. Es zeigte eine junge Frau in einer Dschungelszenerie. Genau so sollte es werden. Also Dschungel, aber wie? Der eigene Garten gab nicht viel her und so erkundete ich die nähere Umgebung und wurde fündig. Eine dichte Schilfbepflanzung in einer Verkaufsausstellung für Pflastersteine. Ideal, auch weil jederzeit zugänglich. Danach verabredete ich mich mit Tanja zum Einkaufen. Ein passendes Oberteil und preiswerter Modeschmuck war schnell gefunden. So konnte das Shooting starten und brachte sofort eine neue Erkenntnis. Achte beim Shooting auf die Jahreszeit. Es war an diesem Oktobermorgen bitter kalt und meine Frau sprang als Produktionshelferin ein um Tanja zwischen den Einstellungen immer wieder mit einer dicken Decke und warmen Tee zu versorgen. Das eigentliche Bild ließ sich nicht mehr reproduzieren, aber mit dem Ergebnis war ich trotzdem zu zufrieden. Eine weitere Einsicht resultierte daraus. Setze nicht ( komplett ) auf die Ideen andere, sondern entwickelt eigene.
Fotowettbewerbe zu einem Farbthema hatte ich schön öfters gesehen. Wie ist es aber mit einer Farbkombination. Spontan kam mir Grün-Gelb in den Sinn. Und sofort assoziierte ich unsere beiden Mülltonnen mit dem Thema. Die nächsten Wochen waren geprägt von Streifzügen durch 1 Euro Läden, immer auf der Suche nach Accessoires. Das hier gezeigte Bild ist ehrlich gesagt technisch deutlich verbesserungswürdig, aber doch auch sehr kreativ. Ich habe es auf einer Fotoseite in die Rubrik „Bildtitel gesucht“ eingestellt. Den besten Kommentar fand ich „Brasilianischer Hausmeisterinnen-Service“.
Für Musik standen mir eine Geige, eine Querflöte und Drumsticks zur Verfügung. Alle Bilder sind im Studio entstanden und eigentlich hätte ich jedes hier zeigen können. Ich habe mich für die Drumsticks entschieden, weil das Bild eine wichtige Erkenntnis brachte. Der Einsatz eines kleinen Details kann auf das große Ganze schließen. Der Einsatz der Schlagstöcke machte das Schlagzeug überflüssig. Im Sinne einer Porträt Aufnahme wäre ein Schlagzeug sogar kontraproduktiv gewesen. Jeder erkennt die Drummerin ohne im Wesentlichen abgelenkt zu sein. Die Konzertsaalstimmung habe ich versucht mit einem Spotlicht von oben und dem Einsatz einer Nebelmaschine zu erreichen.
Carrie sollte eine Hommage an meinen Lieblingsautor Stephen King werden. Ein Foto, welches auch als Filmplakat durchgehen würde. Als ich diese Kellertreppe entdeckte hatte ich das endgültige Bild vor Augen. Die Puppe, die Axt, ein weißes Sommerkleid, perfekt. Und zum ersten mal traute ich mich selber den Schminkpinsel zu schwingen. Das Gitter am Treppenabgang kam super gelegen. Der Blitz mit Normalreflektor zeichnete die Gitterstäbe an der Betonwand ab. So entstand der Eindruck eines Gefängnisses. Die abschließende Pseudo-HDR Bearbeitung gab dem Bild den letzten Schliff. Es hängt als Poster bis heute an meiner Studiotüre.
Irgendwann wollte ich dann aus der Schiene schön und lustig ausbrechen und ein ernstes Thema fotografisch angehen. Trauer und Schmerz war das Schlagwort. Es war gar nicht so einfach hierfür ein Model zu finden. Silvia konnte ich dann in einem persönlichen Gespräch vom Konzept des Shootings überzeugen. Ihre Lebenserfahrung spiegelte sich dann auch beim Shooting wieder. Eine Location hatte mich schon im Vorfeld überzeugt. Der Tunnelgang am neuen Eingangsgebäude der Dorenburg. Die mit vielen Öffnungen versehene Klinkerfassade, sollte dem Blitz die notwendige Wirkung verleihen. Es kam dann doch ganz anders, denn mein entfesselter Systemblitz erwies sich als zu schwach. So experimentierte ich im Tunnel selber. Das Ergebnis gefiel mir und besser als ein Kommentar in einer Foto Community hätte ich es nicht beschreiben können. „Schauerlich! Ein Kind starb. War es ein Unfall, ein Verbrechen. Der erstarrte Blick der Frau. Ist es die Mutter, oder die Täter(in), die an den Tatort zurückkommt. Ist sie traurig oder bereuend. Jeder kann sich selber seine Geschichte interpretieren.“
Ertappt man sich nicht gelegentlich dabei bestimmten Themen sofort klischeehafte Bilder zu zuordnen. Denkt nicht jeder bei Bayern sofort an eine Maß und ein Brezel. Ich finde, solange die Umsetzung liebevoll gemacht ist, kann dagegen auch nichts eingewendet werden. Bei dem Thema Russia tauchten gleich jede Menge von diesen Bildern vor meinem Auge auf. Also, gleich vorweg, die Pelzmütze, der Pelzschal, die Handschuhe und auch der Kaviar sind nicht echt. Aber auf dieses Bild bin ich ein wenig Stolz. Den Kontrast finde ich sehr gut und auch der Schnitt ist gelungen.
Lost Places können ja die perfekte Kulisse für ein Shooting bilden. Leider werden sie immer seltener und sind oft nur schwer zugänglich. Als ich im alten Wasserwerk im Stahlwerk Becker (Stadt Willich) mein erstes Shooting hatte, kam mir sofort ein weiteres Thema in den Sinn. Superheldinnen. Dass ich aus diesem Shooting ein Bild von einem ganz anderen Ort zeige, erkläre ich im Folgenden. Eigentlich war ich mit Lara verabredet und hatte zwei Kostüme besorgt. Sie traf dann in Begleitung ihrer Schwester ein. Aus eins mach zwei und damit verbunden, gleich weitere Gestaltungsmöglichkeiten. Die Bildidee kam mir aber erst auf der Rückfahrt, als mir Lara erzählte, dass sie gerade ihren Rollerführerschein gemacht hatte. Mein etwas futuristisch anmutender Roller war das ideale Batmobil für die Beiden. Und so entstand nach einigen Versuchen (dass Mitführen der Kamera zum erreichen eines verschwommen Hintergrundes war für mich Neuland) das Bild „Muss nur noch kurz die Welt retten“. Dass ich hier die Bearbeitung als Color-Key gewählt habe, wurde von vielen als gut empfunden.
Aus Boxen wurde nach Entdeckung dieser tollen Short der Titel Boxing USA. Mit Nina durfte ich schon öfter zusammen arbeiten. Auch diesmal identifizierte sie sich hervorragend mit dem Thema. Durch einen speziellen Aufbau im Studio, wollte ich eine bestimmte Stimmung erreichen. Ein altes Garderobengitter befestigte ich mit Hilfe von Spanngurten zwischen zwei Bau Trägern. Rechts und links davon befestigte ich schwarzen Stoff. Hinter dem Gitter brachte ich eine Trittschallfolie, wie sie beim verlegen von Laminat verwendet wird an. Diese sollte das diffuse Licht der beiden dahinter dicht übereinander angebrachten Softboxen noch verstärken. Auch der Einsatz der Nebelmaschine erwies sich als Stimmungsvoll. Ein spezieller Lichteffekt, den ich noch bei weitern Shootings eingesetzt habe.
Vielleicht ungewöhnlich für ein männliches Wesen, aber ich stöbere gerne auf den Seiten großer Versandhändler im Bereich Damenbekleidung. Dabei stieß ich auf eine schwarz-weiß karierte Leggings. Damit war dann auch das nächste Shooting Thema geboren. Schachmatt. Nina steuerte ein passendes Oberteil bei und ich einen weißen Rock. Die Gartenschachfigurgen habe ich über ein Kleinanzeigen Portal entdeckt und vier Figuren für kleines Geld erworben. Allerdings habe ich vier Stunden für die Reinigung benötigt. Beim Unter- bzw. Hintergrund hatte ich die Wahl zwischen einem billigen Baumarkt PVC Boden oder einer Stoff Meterware. Ich entschied mich für den PVC Boden. Schlechte Wahl, weil egal wie ich meine Blitze positionierte, es reflektierte. So entstanden zwar wirklich viele kreative Bilder, aber leider in keiner richtig guten Qualität. Bis heute fand ich es aber die beste Idee. Das hier gezeigte Bild ist technisch gesehen noch das Beste. Den Effekt des leuchtenden Rockes, habe ich durch einen entfesselten Systemblitz erreicht, den ich unter den Rock platzierte.
Wer jede Menge fototechnischer Hinweise erwartete, der ist von meinem Artikel sicher enttäuscht. Dies wollte und konnte ich aber auch nicht liefern, denn dafür bin ich selbst zu sehr Amateur. Mein Anliegen war es ein Stück Begeisterung für diese Sparte der Fotografie zu wecken. Hier kann man nach Herzenslust kreativ werden. Natürlich muss man wie bei jedem Hobby auch ein paar Euros in die Hand nehmen, aber seit versichert, dass keines der hier beschriebenen Shootings die 50 € Grenze überschritten hat. Ob das jetzt viel oder wenig ist, muss jeder für sich beantworten. Für Euer Projekt wünsche ich gutes Gelingen.
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