Der *fotowissen Test Canon RF 200-800mm F6.3-9 IS USM offenbart die Fähigkeiten des Telezoomobjektivs und auch die Fehler, die Canon bei der Konstruktion machte:
Inhaltsverzeichnis
- Test Canon RF 200-800mm F6.3-9 IS USM
- Erfahrungsbericht RF 200-800mm
- Test und Erfahrungen Am See
- Pro und Contra Canon RF 200-800mm
- Keine Freude
- Große Freude
- Telekonverter mit RF 200-800 und anderen
- Autofokus
- Naheinstellgrenze
- Blende RF 200-800mm
- Image Stabilizer
- Chromatische Aberration
- Bokeh
- Fazit Testergebnis Canon RF 200-800mm
- Kaufempfehlung RF 200-800mm
- Alternative Objektive
Technische Daten Canon RF 200-800mm
Vergleich preiswerte Canon RF Teleobjektive | Technische Daten Canon RF 100-500mm F4.5-7.1L IS USM | Technische Daten Canon RF 800mm F11 IS STM | Technische Daten Canon RF 200-800mm F6.3-9 IS USM |
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Brennweite | 100-500mm | 800mm | 200-800mm |
Elemente | 20 Linsen in 14 Gruppen | 11 Linsen in 8 Gruppen | 17 Linsen in 11 Gruppen |
Anzahl Blenden | 9 | - | 9 |
Kleinste Blende | F32 bei 100mm F54 bei 500mm | F11 | F32 bei 200mm F54 bei 800mm |
Abmessungen (Durchmesser x Länge) | 93,8 x 207,63 (eingezoomt) | 101,6 x 281,8 (eingefahren) | 102,3 x 314,1 |
Filterdurchmesser | 77mm | 95mm | 95mm |
Gewicht ca. | 1.530g | 1.260g | 2.050g |
Staubschutz / Spritzwasserschutz | Ja | - | Ja |
Naheinstellgrenze | 0,90 m bei 100mm 1,2 m bei 500mm | 6 m | 0,8 m (bei 200mm) 3,3 m (bei 800mm) |
Makro | 0,33x | 0,14x | 0,25x (bei 200mm) |
IS Stabilisator | 5 Stufen laut CIPA Standards | 4 Stufen laut CIPA Standards | 5,5 Stufen laut CIPA Standards |
AF Motor | Dual Nano USM¹ | STM² | Nano USM³ |
Brennweite mit 1.4x Extender | 420-700mm | 1120mm | 280 - 1120mm |
Offenblende mit 1.4x Extender | F8 bei 420mm F10 bei 700mm | F16 | F9 bei 280mm F13 bei 1120mm |
Brennweite mit 2x Extender | 600 - 1000mm | 1600mm | 400 - 1600mm |
Offenblende mit 2x Extender | F11 bei 600mm F14 bei 1000mm | F22 | F13 bei 400mm F18 bei 1600mm |
Preis UVP | 3.099,00 € | 999,- € | 2.499,- € |
Markteinführung | September 2020 | Juli 2020 | Dezember 2023 |
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¹ Dual-Nano-USM: Noch schneller und präziser dank zwei Motoren, ideal für Tele- und Superteleobjektive, besonders bei anspruchsvollen Fotografie-Szenarien. | ² STM: Sanfte und leise Fokussierung, ideal für Videoaufnahmen, aber etwas langsamer als die USM-Varianten. | ³ Nano-USM: Schneller und leiser Autofokus, gut für Fotografie und Video. Einsatz in fortschrittlicheren Objektiven. |
Test Canon RF 200-800mm F6.3-9 IS USM
Einleitung
Das Canon RF 200-800mm F6.3-9 IS USM ist für viele Wildlifefotografen ein Wunschtraum. Genauso war einmal das RF 100-500mm oder das RF 800mm F11 auf der Wunschliste, aber diejenigen unter uns, die sich die beiden Objektive gekauft haben, beißen sich vielleicht jetzt in den Allerwertesten, seit es das RF 200-800mm Tele gibt?
Die 300mm mehr Brennweite als beim 100-500mm werden jeden Wildlifefotografen verzücken und bringen auf unserer Kamera mehr Bildqualität von entfernten Motiven, selbst wenn das RF 100-500mm schärfer zeichnet. Damit will ich das RF 100-500mm nicht schlechtreden, sondern lediglich auf die höhere Reichweite des neuen 200-800mm Telezooms hinweisen.
Aber soll man das Test-Objektiv überhaupt vergleichen? Und wenn ja, will ich es mit dem RF 800mm vergleichen? Ja, es hat eine um 0,667 Ev bessere Offenblende bei 800mm. Ja, es kann voll ausgefahren ab 3,30 Metern scharf stellen, statt ab 6 Metern und hat einen schnelleren Autofokus. Aber es ist auch teurer und es fehlt bei aller Liebe das Canon “L” im Namen, sowie der rote Ring am Gehäuse.
Erfahrungsbericht RF 200-800mm
Als ich das Canon RF 200-800mm für eine Leihstellung meiner Freundin Susanne in Empfang nahm, ging ich etwas in die Knie. Das Gewicht der Linse ist relativ hoch. Sicher, wer einmal ein 400mm F2.8 geschleppt hat, der weiß, was er getan hat. Das Gewicht des 200-800mm ist immer etwas geringer als bei einem Teleobjektiv der € 10K-Klasse, aber es spart dennoch den Besuch im Bodybuilding-Studio.
Ich probierte das geliehene Super-Telezoom zunächst ausgiebig im Garten. Vielleicht hätte ich sofort in die Natur gehen sollen, denn Susanne holte das Zoom überraschend zwei Tage später wieder ab. Es war die kürzeste Leihstellung, die ich erlebte, aber ich konnte sie verstehen, denn sie hatte sich spontan entschieden, nach Schweden zu fahren, um mit Elchen zu frühstücken. Ich bin schon gespannt auf ihre Fotos!
Als Susanne anrief, um zu sagen, dass sie das Schwergewicht abholt, hatte ich gerade noch Zeit ein paar Produktfotos anzufertigen. Aber ich war von den ersten Testfotos schon angefixt. Zwar ist die Wildlifefotografie kein Dauerthema, was mich 365 Tage im Jahr begleitet, aber der Suchtfaktor war leider schon geweckt. Ich kaufte die Linse spontan und mit Glück, denn es ist seit der Markteinführung ausverkauft. Auf dem Rückweg im Auto bemerkte ich einen Traktor, der bei der Ernte half. Über ihm kreiste ein Bussard in etwa 50 Metern Höhe, der sich offenbar Hoffnungen auf überraschtes Wild machte. Bedauerlicherweise hatte ich die Canon R5 nicht im Wagen und ohne die Kamera würde das Objektiv die Aufnahmen nicht machen.
Wieder zurück musste ich dank meiner regelmäßigen Fotokurse erneut für kurze Zeit mit den Motiven im Garten vorliebnehmen. Immerhin kam eine Punkermeise zum Baden und erlaubte mir den Test des RF 200-800mm mit dem Extender 1,4. Die Fotos machten mich glücklich und ich teile meine Erfahrungen mit dem Canon RF 200-800mm gerne mit Ihnen.
Test und Erfahrungen Am See
Ich testete das Objektiv auch am See, um die Freunde zu treffen, die Wildlifefotografen teilen: Libellen, Nutrias, Enten, Gänse, Haubentaucher, Fischreiher (Graureiher / Silberreiher), Kormorane, Blesshühner wie all die anderen Vögel und Tiere. Das Zoomobjektiv ist schwer und auch wenn wir die Stativschelle nach oben fixieren und als Griff nutzen, wird es auf Dauer anstrengend, das Telezoom zu tragen.
Foto: Canon RF 200-800mm mit Stativschelle als Tragegriff.
Das Supertelezoom ist gut verarbeitet und selbst bei leichtem Nieselregen müssen wir uns dank des Wetterschutzes keine Gedanken machen. Dennoch würde ich bei schlechtem Wetter ein Handtuch mitnehmen, denn durch den ein- und ausfahrenden Tubus wird sonst Feuchtigkeit im Tubus gespeichert.
Tatsächlich aber werden wir bei bedecktem Himmel oder gar leichtem Regen mit der Blende F9 (800mm) und schon gar nicht mit der Blende F13 beim Extender-1,4 glücklich werden. Es lohnt kaum bei schlechtem Wetter herauszugehen oder im Wald zu fotografieren. Dafür ist die Offenblende zu schlecht und die ISO steigt in Regionen, die auch mit der Topaz-Software oder DxO PureRAW nicht mehr perfekt werden. Ich hatte am Tag beim See bestes Wetter mit Sonnenschein.
Am See angekommen habe ich Kamera, RF 200-800 und den Extender 1,4 zunächst im Rucksack. Zu Hause hatte ich noch kontrolliert, ob eine CFExpresskarte eingelegt war und ich zwei Ersatzakkus eingepackt hatte. Vergessen hatte ich wieder einmal meine Trinkflasche, aber da ich nur ein Stündchen bleiben wollte, konnte ich darauf am ehesten verzichten.
Bereits nach wenigen Metern fliegt im Wasser ein Kormoran auf, dessen Fluchtdistanz ich unwissentlich deutlich unterschritten hatte. Ich erschreckte mich, denn er war offenbar aus dem Nichts aufgetaucht und floh durch die Luft. Ich hätte ihn nur von hinten fotografieren können, darauf verzichtete ich, vor allem weil ich die Kamera noch nicht aus dem Fotorucksack geholt hatte. Immer wieder verpasse ich Motive, weil ich nicht mit ihnen rechne und überrascht bin. Die Kamera muss immer parat und korrekt vorbereitet sein.
Die nächsten Freunde ließen nicht lange auf sich warten. Große, mittlere und kleine Libellen flogen am Ufer entlang und nur wenige machten im Rundflug eine Pause. Ich konzentrierte mich auf die mittleren und großen Libellen, die ich gerne im Flug fotografieren wollte. Ich stellte schnell fest, dass ich das RF 200-800mm mit Extender für die Distanzen bis zu den Libellen benötigte. Den Extender zwischen Kamera und Objektiv zu befestigen dauerte nur zwei Minuten, danach verließ den Akku seine Energie.
Der Ersatzakku war leer. Prima dachte ich, da musst Du wohl in Zukunft mal ein paar Akkus mehr einstecken. Noch kurz zuckte der Gedanke einer Powerbank mit langem Kabel durch mein bisschen Verstand, als ich diese Idee wegen des zusätzlichen Gewichts wieder verwarf. Ich hatte doch schon ausschließlich ein Objektiv eingepackt, weil sich alles andere für meinen astralen Körper verbot.
Der dritte Akku sollte tatsächlich noch etwa zwei Stunden Dauerfeuer durchhalten, ich hatte Glück im Unglück. Die Libellen erwiesen sich als Herausforderung. Ich stellte den Ring für den Verstellwiderstand des Zooms auf lose und drehte zunächst auf 200mm, um dann nach dem Auffinden der Libelle im Sucher wieder hereinzuzoomen.
Der unglaublich lange Zoomweg ist der großen Konstruktion und dem Brennweitenbereich des Telezooms geschuldet, macht aber die Bedienung zu einer Herausforderung. Entweder erwerben wir uns eine dritte Hand für die Bedienung oder wir gehen den praktikableren Weg. Ich empfehle ein Einbeinstativ für diese lange Tüte, denn sonst wird die Handhabung aus der Hand extrem schwierig, so zeigt meine Erfahrung.
*fotowissen-Profi-Wildlifefotografie-Tipp: Empfehlung für Menschen, die noch kein Einbeinstativ haben:
- ?Preisgekröntes Design. Die Einbeinstativserie IFOOTAGE Corba 2 wurde mit dem Red Dot Design 2017 und dem iF Design Award 2018 ausgezeichnet.
Die Aufnahmen der Libellen im Flug gelangen, was ich aber erst im Büro am Monitor in der 100%-Ansicht kontrollieren konnte. Ohne das Einbeinstativ hätte ich das Gewicht der Kamera-Objektzugkombination nicht so lange halten können und mögen. Weiter ging es zum See und im Gegenlicht sah ich einen Kormoran auf dem Baum, dem offenbar zu warm war. Ich selbst begann die Temperatur zu spüren und dachte wieder an das vergessene Wasser.
- Abmessungen der Trinkflasche aus Glas in 750ml - Höhe: 28cm | Durchmesser: 7,5cm | Flaschenöffnung: 2,9cm
Den Kormoran wollte ich von einer Seitenlichtperspektive einfangen. Dazu war ich mehrere hundert Meter vom Vogel entfernt, der immerhin stillsaß. Das Foto vom iPhone zeigt, wie weit im Hintergrund der Baum zu sehen ist. Ohne das Canon-Supertele wäre die Aufnahme in dieser Größe nicht möglich gewesen.
Im See standen einige Graureiher und Silberreiher, Enten und Gänse. Ich nutzte das interessante Gegenlicht, was mir für die Vögel gut gefiel. Vereinzelt hörte ich ein paar Gänse, die ihre Genossen im Wasser um Abstand baten. Dabei stöberte eine Gans die nächste auf, was aber nur zu kurzen Flügen führte. Die Tiere hatten mit der Hitze zu kämpfen.
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Ich ging weiter und bemerkte wieder einige Libellen, aber auch kleinere Vögel, die schwer im Dickicht der Natur auszumachen waren. Während ich am See entlanglief, flogen ein paar Silberreiher an mir vorbei, die von Graureihern aufgestört wurden. Noch musste ich das Fotografieren von Vögeln im Flug üben, denn ich fotografiere nicht jeden Tag Wildlife. Aber die langsam fliegenden Silberreiher kamen gerade recht.
Ich vergaß leider die Verschlusszeit etwas kürzer einzustellen, aber die IS-Automatik im Objektiv beim Mitziehen (Panning) scheint tadellos zu funktionieren. Näheres kann nur die Langzeiterfahrung zeigen. Bei diesen Aufnahmen mit Extender entdeckte ich allerdings auch eine chromatische Aberration (blau), entlang des Silberreihers. Nur mit einem manuellen Eingreifen lässt es sich beheben.
Meine Zeit am See war inzwischen stark gedehnt und ich sollte abends noch einen Fotokursteilnehmer begrüßen, wollte vorher aber noch die Fotos überspielen. Auf dem Rückweg sah ich noch einen Foto-Kollegen am Ufer, der ebenfalls die Libellen mit der Linse verfolgte. Eine besonders nervöse Libelle stellte die letzte Herausforderung des Tages dar, denn der Akku gab kurz danach auf (nie wieder weniger als 4 volle Akkus!). Nachdem ich in Ruhe zusammengepackt hatte, fuhr ich vollkommen entspannt ins Büro.
Mithilfe der Software Photo Mechanic Plus, gab ich den Fotos nach dem Kopieren Noten und sortierte alles aus, was nicht gelungen oder ähnlich war. Es verblieben aus etwas über tausend Fotos zunächst 360, die ich später weiter reduzieren wollte. Aus den 360 habe ich Ihnen die interessantesten herausgesucht und einige in der 100%-Ansicht entwickelt. Die meisten Fotobeispiele habe ich mit DxO PureRAW 4 entrauscht und optisch korrigiert.
Aus den Erfahrungen kann ich Ihnen die Pros und Cons zu dem Supertelezoom nennen:
Pro und Contra Canon RF 200-800mm
Pro und Contra Canon RF 200-800mm F6.3-9 IS USM im Test | #colspan# |
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Pro | Contra |
+ Preiswertes Telezoom | - Fehlende Sirui-kompatible Stativschelle |
+ Große Reichweite | - Stativschelle nicht abnehmbar |
+ Gute Verarbeitung | - Fehlende Fokusbegrenzung |
+ Staub-/Spritzwasserschutz | - Schlechte Offenblende |
+ Optische Stabilisierung IS | - Kombinierter Fokus- / Steuerring |
+ Niedriges Gewicht im Vergleich zu anderen Brennweiten | - Brennweitenänderung resultiert in Fokusverschiebung |
+ Streiflichtblende im Lieferumfang | - Fehlende Aufbewahrungstatsche |
+ In Kombination mit 1.4x oder 2x Konverter möglich | - Nicht so scharf wie RF-L-Objektive |
Keine Freude
Keine Freude macht die sich ändernde Fokussierung beim Zoomen. Die Schärfe verstellt sich leicht beim Zoomen und wir können nicht mit derselben Fokussierung bei 200mm wie bei 800mm fotografieren.
Meine EOS R5 stellte beim Test im Garten wiederholt auf Motive wie Hecken vor dem Vogel, Schmetterling oder der Libelle scharf. Dabei sitzt der manuelle Schärfering nicht wirklich vorteilhaft so nah am Bajonett und ist schwer zu bedienen, weil das Gewicht der Linsen nach vorn unten zieht. Da wir das manuelle Fokussieren aber ständig benötigen, um unser Motiv mithilfe des Refokussieren zu finden, fehlt auch ein eigenständiger programmierbare Steuerring, den etwa das RF 100-500mm bietet. Der Einstellring des RF 200-800mm hat eine Doppelfunktion als manueller Schärfering und programmierbarer Steuerring. Für das Umschalten zwischen den beiden Funktionen wird der AF-Control-MF-Schalter auf Control gestellt.
Ich kann dieser Doppelbelegung nichts abgewinnen und mir fehlt bei Canon ohnehin eine Konsistenz der programmierbaren Steuerringe. Sie liegen mal vorn am Objektiv, mal hinten. Das ist wenig intuitiv. Die Doppelbelegung ist unbrauchbar, da wir das manuelle Scharfstellen in der Wildlifefotografie dringend benötigen.
Der manuelle Schärfering hat keine überstimmende Auswirkung beim kontinuierlichen Autofokus. Ich selbst fotografiere seit vielen Jahren mit der Back-Button-Fokussierung und fokussierte beim Testen des Objektivs immer wieder manuell am Schärfering. Die Schärfe manuelle einstellen müssen wir übrigens auch deshalb häufig, weil der Autofokus nicht immer unsere Motive in der Nähe findet, wenn wir nicht eitel Sonnenschein genießen. Ob das an der schlechten Offenblende liegt oder an der fehlenden Fokus-Begrenzung, weiß ich nicht genau. Auch der Schalter der Fokus-Begrenzung, wie er sich beim RF 800mm oder RF 100-500mm findet, wurde vom Hersteller eingespart.
Es gibt zwei weiße AF-Stopptasten am Objektiv, die man drücken kann, um manuell zu fokussieren und gleichzeitig den Fokusassistent zu erhalten. Dies ist eine gute Idee, die jedoch nur bei regungsarmen Tieren erfolgreich ist.
Große Freude
Große Freude bereiten die Reichweite und das Zoom, welches es uns Fotografen im Vergleich zum RF 800mm wirklich erleichtert, die Motive zu finden (herauszoomen zum Auffinden, anschließend hereinzoomen). Und da wäre noch die Bildqualität, die ich einfach mal nicht in einem Testchart vergleiche, weil uns das wenig bringt.
Das RF 100-500mm hat für weitere Motive nicht die Brennweite. Es sei denn, wir kombinieren das RF 100-500mm mit dem 1,4fachen Telekonverter. Dann nämlich ist die Linse bei 700mm schärfer als das RF 200-800mm bei 800mm. Allerdings reden wir beim RF 100-500mm plus Extender auch über einen um etwa € 1.340,- höheren Anschaffungspreis. Der Vergleich mit dem RF 800mm F11 verbietet sich schon im Hinblick auf den zweieinhalbfachen Preis.
Die Bildqualität macht große Freude, wenn sie auch nicht exzellent sein mag und ist mit einer Software wie DxO PureRAW oder Topaz Photo AI besonders interessant. Beide Programme halte ich ohnehin für ein großes Wildlife-Fotografen-Glück. Ich habe mit Photo AI ein paar Fotos geschärft und hatte beim Betrachten der gefiederten Freunde ein breites Lächeln im Gesicht.
Freude bereitet überdies die Tatsache, dass wir keine € 10K ausgeben müssen, um so nah an die Motive heranzukommen, wie es früher nur mit dem Koffer voller Geld möglich war. Zwar sind die € 2.500,- immer noch viel Geld, aber immerhin können das einige von uns aufbringen, wenn sie die Prioritäten vom Auto zum Kreativen verlagern.
Ich mag auch den Einstellring für den Widerstand des Zoomrings. Dass uns Canon diesen Ring gelassen hat, bewerte ich positiv. Positiv ist auch, dass die enorm große Streiflichtblende im Lieferumfang enthalten ist.
Telekonverter mit RF 200-800 und anderen
Auch den 1.4x Telekonverter Canon Extender RF 1,4 habe ich mit allen drei erwähnten Objektiven getestet. Damit lassen sich bei 800mm-Einstellung locker über 1.000mm Brennweite erreichen, allerdings auf Kosten Schärfe und der Offenblende, die dann bei voller Brennweite auf F13 anwächst.
Fotografien mit dem Telekonverter sind nicht nur bei großen Distanzen zum wilden Tier empfehlenswert, sondern auch bei Distanzen im Garten. Unser Blick auf Libellen, Vögel und andere Tiere dieser Größe sind voller überraschender Details, die wir mit dem menschlichen Auge nur selten wahrnehmen. Dabei hat die große Brennweite den Vorteil, dass wir die Insekten und Vögel nah heranholen, ohne sie zu stören. Alle Tiere haben eine Fluchtdistanz, die mit der langen Brennweite oft einfacher eingehalten wird.
Dennoch verliert auch das Canon 200-800 mit dem Extender RF 1,4 an Schärfe, so viel ist sichtbar. Der Extender ist ein teurer Kompromiss. Jeder von uns muss selbst prüfen, ob wir für die Wildlifefotografie lieber eine Canon EOS R7 anschaffen, als einen Extender. Ich habe die R7 getestet und war von der Bedienung der Kamera nicht angetan:
Fuji X-H2S versus Canon R7 Test – Sieger Duell >>
Autofokus
Der Autofokus des RF 200-800mm ist schnell und leise. Ich kann ihn nicht hören. Dennoch hätte ein Schalter mit einer Fokusbegrenzung gutgetan, um unsere Motive zu finden. Oftmals findet der AF nahe liegende Motive einfach nicht, dann müssen wir mit dem manuellen Ring die Schärfe einstellen. Dabei hilft die Anzeige des Abstands im Sucher, mit dem wir die Distanz zum Motiv abschätzen.
Naheinstellgrenze
Überraschend ist die Vergrößerung mit dem 200-800 bei 200mm größer als bei 800mm. Das hat mit der Naheinstellgrenze des Telezooomobjektivs zu tun, welche 0,8 m bei 200mm und 3,3 m bei 800mm beträgt. Oftmals verzichtete ich bei dem Test jedoch auf die kleinere Brennweite, weil ich die Fluchtdistanz einhalten wollte.
Blende RF 200-800mm
Die Blende ist abhängig von der gewählten Brennweite. Los geht es bei F6,3 (200mm) und dann schließt die Blende je nach gewählter Brennweite:
- 200-268mm F6,3
- 268-455mm F7,1
- 455-637mm F8
- 637-800mm F9
Image Stabilizer
Sie werden vielleicht fragen, warum das Objektiv optisch stabilisiert ist, wenn doch die Kameras heute einen IBIS haben? Der IBIS ist bei großen Telebrennweiten nicht mehr so effektiv. Die optische Bildstabilisierung bringt enorme Vorteile und sollte für das Panning (Mitziehen) eigentlich einen Wahlschalter bieten, auf den Canon hier ebenfalls verzichtet hat. Dafür gibt es eine Automatik, die das Mitziehen erkennt und die Stabilisierung anpasst. Eine längst überflüssige Funktion, die meinen Beifall bekommt. Bedauerlicherweise konnte ich das Mitziehen noch nicht testen, die Ergebnisse werden in wenigen Wochen nachgeliefert.
Chromatische Aberration
Ich konnte bei allen Testfotos keine chromatische Aberration entdecken. Ich hatte ein einziges Mal eine blaue Aberration bei Verwendung in Kombination mit dem RF Extender 1,4x. Das mag an dem Konverter liegen, nicht an dem Objektiv. Ein exzellentes Ergebnis, welches einem Canon-L-Objektiv nahekommt.
Bokeh
Das Bokeh des RF 200-800 ist ansprechend. Ein einziges Mal kam es mir unruhig vor. Ansonsten zeichnet es weich und ansprechend.
Fazit Testergebnis Canon RF 200-800mm
Der größte Fehler bei der Konstruktion des sehr weitreichenden Telezoomobjektivs mit Zielrichtung Wildlifefotografie ist sicher der fehlende Fokusbegrenzer. Die Offenblende F9 bei 800mm Brennweite ist heute bei gutem Wetter kein Problem für moderne DSLM-Kameras wie die R6 (Mark II) oder R5 (Mark II) (und andere).
Die Bildqualität des RF 200-800 ist gut, wenn auch nicht exzellent und reicht für den Preis der Linse vollkommen aus. Immerhin ermöglicht es uns dieses Telezoomobjektiv auch weiter entfernte Motive einzufangen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis passt, wir sollten uns aber darüber im Klaren sein, dass es für weniger große Abstände zum Motiv noch das etwas schärfere RF 100-500mm Objektiv als Alternative gibt.
Kaufempfehlung RF 200-800mm
Das RF 200-800mm ist schlecht verfügbar. Das Objektiv ist verständlicherweise nicht nur für Vollformatkameras, sondern auch für spiegellose APS-C-Kameras wie die EOS R7 begehrt. Bei dem Preis für das Telezoom ist die Nachfrage ein Zeichen für den Erfolg Canons im Wildlife-Bereich. Canon hat mit der Brennweite ein Alleinstellungsmerkmal, welches Amateur-Wildlifefotografen durchaus zu Canon greifen lassen. Schließlich fehlen beim Sony 150-600mm, einem Tamron oder Sigma 150-600mm ganze 200mm Brennweite zum Glück. Lediglich ein Nikon Z 800mm f/6,3 VR S Nikon Z für den doppelten Preis (immer noch günstig für die Brennweite) könnte an einer Z8 oder Z9 eine Überlegung wert sein, da die Offenblende größer ist.
*fotowissen kann das Objektiv für gutes Wetter empfehlen!
Objektive kaufen | Canon RF 100-500mm F4.5-7.1L IS USM | Canon RF 800mm F11 IS STM | Canon RF 200-800mm F6.3-9 IS USM |
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Alternative Objektive
Wenn wir preiswert bleiben wollen, haben wir bei Canon keine andere Wahl, als auf die vorhandenen besten RF-Objektive zuzugreifen. Ein Gedankensprung aus der Box heraus erlaubt uns aber die Möglichkeit auf Sony, Nikon, Fujifilm oder Olympus/Panasonic zu wechseln. Auch dort können wir viel Geld im Koffer für die Wildlifefotografie mitbringen, aber oft sind dort auch Drittanbieter erlaubt. Sony hat von den Drittanbietern profitiert und viele Linsen von Tamron und Sigma haben die Marke auf Erfolgskurs gebracht.
Die besten Canon R Wildlife-Objektive | Brennweite | "L"-Serie | Markt-Einführung | UVP € | Kaufen bei Foto-Koch | Kaufen bei Foto-Erhardt |
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Zoomobjektive | ||||||
RF 100-400mm F5.6-8 IS USM | 100-400mm | 10/2021 | 729,- | RF 100-400mm F5.6-8 | RF 100-400mm F5.6-8 | |
RF 100-500mm F4.5-7.1 L IS USM ¹ | 100-500mm | L | 09/2020 | 3.099,- | RF100-500 mm F4.5-7.1 L | RF100-500 mm F4.5-7.1 L |
RF 200-800mm F6.3-9 IS USM ¹ | 200-800mm | 12/2023 | 2.499,- | RF 200-800MM F6.3-9 | RF 200-800MM F6.3-9 | |
Festbrennweiten | ||||||
RF 400mm F2.8 L IS USM | 400mm | L | 08/2021 | 12.999,- | RF 400 mm F2.8 L | RF 400 mm F2.8 L |
RF 600mm F11 IS STM | 600mm | 07/2020 | 749,- | RF600mm F11 | RF 600 mm F11 | |
RF 600 mm F4 L IS USM | 600 mm | L | 08/2021 | 13.999,- | RF 600 mm F4 L | RF 600 mm F4 L |
RF 800 mm F11 IS STM ¹ | 800mm | 07/2020 | 1049,- | RF 800 mm F11 | RF 800 mm F11 | |
RF 800mm F5.6 L IS USM | 800mm | L | 05/2022 | 19.949,- | RF 800 mm F5.6 L | RF 800mm F5.6L |
RF 1200mm F8L IS USM | 1200mm | L | 05/2022 | 23.449,- | RF 1200 mm F8 L | RF 1200 mm F8 L |
Extender RF 2.0x | 07/2020 | 689,- | Extender RF 2.0x | Extender RF 2.0x | ||
Extender RF 1.4x | 539,- | Extender RF 1.4x | Extender RF 1.4x | |||
¹ *fotowissen-Test |
Wer die Canon Objektive studieren möchte, der findet hier eine wertvolle und riesige Übersicht:
Die besten Canon Objektive Test >>
Test Canon RF 100-500mm Telezoom – Gold für Canon >>
Objektiv Test Canon RF 800mm F11 IS STM Review >>
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© Peter Roskothen ist Profi-Fotograf, Fototrainer, Fotojournalist – Test Canon RF 200-800mm – Schön Scharf
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