Die Ausstellung EYES OF HUMANITY von Steve McCurry, die vom 4. November 2022 bis zum 31. Januar 2023 in der Leica-Galerie in Düsseldorf zu sehen ist, habe ich für Sie besucht, und möchte Ihnen meine Eindrücke nicht vorenthalten.
Inhaltsverzeichnis
Ausstellung Eyes of Humanity
Zunächst einmal sei gesagt, dass die Leica Galerie Düsseldorf (KÖ Galerie) mehrmals jährlich wechselnde Ausstellungen renommierter, nationaler und internationaler Fotografen*innen präsentiert. Diese ausnahmslos hochkarätigen Ausstellungen sollte man sich nicht entgehen lassen, denn entgegen der Betrachtung auf Monitoren, wird hier am perfekt präsentierten Foto die einzigartige Faszination der Fotografie erst hautnah erlebbar. Ich finde, LEICA geht da im Sinne von „Lasst die Fotos frei“, auch einen ziemlich vorbildlichen Weg, von dem letztlich wir Alle profitieren.
Ja, und diesmal ist es ein erneuter Hochgenuss, denn zu erleben sind dort die Fotos von Steve McCurry! Für alle, die sich dennoch mit der Einordnung und Bedeutung McCurrys als Fotograf schwertun, hier paar Eckdaten: 2011 als erster Fotograf überhaupt in die LEICA Hall of Fame berufen, ausgezeichnet mit Robert Cappa Medal, National Press Photographers Award, mehrmals World Press Photo Award. McCurry ist zudem Contributor der Agentur Magnum seit 1986.
Viele seiner Fotografien haben Geschichte geschrieben. Der 72-jährige McCurry spannt mit dieser Ausstellung einen Bogen über sage und schreibe 40 Jahre. Die von McCurry eigens für diese Ausstellung ausgewählten Fotografien tragen in ihrer Unterschiedlichkeit seine einzigartige Handschrift. Das beginnt bei der akzentuierten Wirkung von Farbe, die in den Werken bildprägend ist, und hört auf bei der Erkenntnis, dass McCurry eben nie ein Akteur des Vorbeigehens war und ist. Hohe Intuition für intensivste Augenblicke strahlt aus seinen Fotografien, die in ansprechender Dimension, und wundervoll gerahmt, hier zu finden sind.
Tiefe Auseinandersetzung mit den Kulturen, den Menschen und den speziellen Momenten spiegelt jedes einzelne dieser Fotografien wider. Humanistische Fotografie ist es, die McCurry betreibt. Grenzen überwindend, mit hoher Aufmerksamkeit für die Personen, die in seinem Sichtfeld erscheinen. Dabei handelt es sich eindeutig um Umstände und Menschen, die keinen Platz finden im breiten Interesse einer gesättigten Öffentlichkeit. Steve McCurry gelingt es meisterhaft, seine optimistische, energetische Neugier in fotografische Werke einfließen zu lassen, die den Betrachter ergreifen, und in alle erdenklichen Gemütszustände entführen.
Empathie
All´ diese Empathie, die für solche Fotografie unabdingbar ist, zeigt sich meines Erachtens auch fortgeführt in dieser hoch ansprechenden Ausstellung. Die überaus präzise gewählte Hängung hat mich wirklich in ihren Bann gezogen. Für mich ist das die vierte Ausstellung im Jahr 2022, und wieder einmal bestätigt sich, wie extrem bereichernd es ist, die Möglichkeit einer individuellen Führung geboten zu bekommen. Abgesehen von der Wirkung der Ausstellung selbst, durfte ich die großartige Führung durch Frau Ulla Born in Anspruch nehmen. Als Galerieleiterin und Kuratorin der Ausstellung, vermittelt sie kompetent und kurzweilig Wissenswertes und Spannendes rund um die einzelnen Werke, und auch zur Person Steve McCurry an sich.
Wer sich darauf einlassen mag, sowohl Einzelaufnahmen als auch die Komposition der Ausstellung samt vermittelter Informationen auf sich wirken zu lassen, bekommt einen wertvollen Einblick in die Arbeit des Künstlers, als auch in die hohe Qualität der Hängung vor Ort. Ich für meinen Teil habe beim Betrachten durchaus nachspüren können, wie McCurry wohl vorgegangen sein muss, um zu den jeweiligen Ergebnissen gekommen zu sein. Qualitativ gibt es in seinem Schaffen keine erkennbaren Brüche. Ohne zu wissen, welche Fotografie aus welchen Jahren stammt, fällt eine zeitliche Zuordnung schwer. Selbst Fotos aus den frühen 1980er-Jahren erscheinen nicht minder aufwändig in ihrer Entstehung und Umsetzung, wie auch die jüngsten Werke, die die Ausstellung zeigt.
Ferner habe ich von Frau Born auch erfahren dürfen, warum manche Bildserie oder Positionierung in der Ausstellung so angeordnet ist, wie sie ist. Damit wird wortwörtlich sichtbar, wie die Interpretation seitens der Galerie auch maßgeblichen Einfluss hat darauf, wie wir als Betrachter das Gesamtkonzept aufnehmen dürfen. Mir zeigt sich darin, durch wie viel hintergründigen Einsatz die intensive Wirkung einer gelungenen Ausstellung erst entsteht, und wie viel Kenntnis & Leidenschaft gerade auch dafür vonnöten sind.
EYES OF HUMANITY zählt zweifellos zu den Ausstellungen, die ich als höchst gelungen erachte. Für mich als Besucher steckt darin übrigens ein einzigartiger Lerneffekt, der sich vor allem auch in den Gesprächen entwickelt, die bei solchen Gelegenheiten zwischen der Kuratorin und uns Interessierten möglich sind. Man nimmt dadurch eben doch immer viel mehr mit, als nur das visuelle Erfassen der ausgestellten Exponate.
Für das Interesse am Artikel bedanke ich mich bei Ihnen, und wünsche einen guten Aufenthalt beim Besuch von EYES OF HUMANITY!
Weitere Informationen zur Ausstellung >>
Herzlich, Ihr
Dirk Trampedach
© Dirk Trampedach, Journalist für Fotografie bei *fotowissen – Steve McCurry, Ausstellung Eyes of Humanity, Leica-Galerie Düsseldorf
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Lieber Dirk,
das ist ein wunderschöner Beitrag zum Thema Fotografie-Ausstellungen. Du beschreibst auch die Hängung greifbar. Gerne wäre ich mit Dir dort gewesen, aber Corona hatte mich voll im Griff. Ich denke, ich werde in den nächsten Tagen zur Leica-Gallerie in Düsseldorf fahren und mir das ansehen.
Ganz vielen Dank für Deinen Einsatz!
Herzlich,
Dein Peter
Hi Peter,
vorab gute Besserung!
Die Ausstellung ist schon eine Reise wert, vor allem in Verbindung mit einer Führung. Leider kann ich nicht überall hin, wo ich sein möchte, denn im Kunstpalast in Düsseldorf ist ebenfalls eine super Ausstellung, und die läuft sogar nur noch 1 Woche: Evelyn Richter. Die hätte ich auch sehr gerne angeschaut.
Beste Grüße, Dirk
Die Begeisterung von Herrn Trampedach kann ich uneingeschränkt nachempfinden,Ich bin noch immer innerlich beeindruckt von dieser kleinen aber faszinierenden Ausstellung, verstärkt durch die kompetente Führung der Kuratorin ! Auf ganz andere Weise interessant ist auch die Ausstellung im Kunstpalast regt sehr zum Nachdenken an! Ebenfalls sehr zu empfehlen!
Hiltrud Schmitz
Hallo Frau Schmitz,
herzlichen Dank für ihre Eindrücke, die Sie vor Ort gemacht haben, und auch für die kleine Rückmeldung zu Evelyn Richter!
LG, Dirk Trampedach
Vorab: Auch mir gefallen die Photos von McCurry.
Aber: Bei der Betrachtung sollte man im Hinterkopf haben, dass McCurry manche seiner Photos mit Photoshop manipuliert hat. So hat er z.B. Personen rausretuschiert.
Da Links hier nicht möglich sind, empfehle ich Interessierten über eine Suchmaschiene die Artikel der Deutschen Welle und von Petapixel mit den Stichworten McCurry und Photoshop aufzurufen. Dort finden sich entsprechende Bildbeispiele.
Hallo Herr Roth,
dankeschön für ihren Beitrag samt Informationen.
Mir sind seine “Eingriffe” ins Foto bekannt, auch wenn beim Betrachten nicht immer die Möglichkeiten bestehen, die Umfänge dessen zu erfahren oder einzuschätzen. Solange ich davon ausgehen darf, dass ein Foto dadurch optimiert wird, ohne den eigentlichen Kern völlig zu verändern, ist das für mich ok. Wo da die Grenzen eines jeden Fotografen liegen mögen, entspringt ja seinem eigenen Geschmack, und das darf auch so sein.
Ihren Tipps werde ich in jedem Fall folgen, danke auch dafür.
Herzliche Grüße,
Dirk Trampedach