Sri Lanka im Aufruhr (mit Fotos aus einer ruhigeren Zeit) – Im Sommer 2022 machte in den internationalen Medien ein Bild die Runde. Es zeigte Demonstranten, die in Sri Lankas Hauptstadt Colombo den Präsidentenpalast gestürmt hatten und dabei mit fröhlichen Gesichtern auch den privaten Swimming Pool des Staatsoberhauptes ausprobierten. Anlass der Unruhen, die im März 2022 begonnen und die zeitweilige Flucht des damaligen Präsidenten Gotabaya Rajapaksa nach Singapur zur Folge hatten, war die dramatische Wirtschaftslage, die als schlimmste ökonomische Krise seit der Gründung des Inselstaates 1948 beschrieben und deren Behebung sehr kompliziert sein wird.
Inhaltsverzeichnis
Sri Lanka im Aufruhr
Überall „brennt“ es. Buchstäblich leere Kassen hatten schon im Frühjahr zur Folge, dass das Land keinen Treibstoff, wichtige Medikamente und Nahrungsmittel mehr importieren konnte. Es bildeten sich lange Schlangen vor den Tankstellen, in vielen Geschäften blieben die Regale leer. Die Vereinten Nationen schätzen, dass sich derzeit fast 5 Mio. Menschen, d.h. 22 % der Einwohner, nicht adäquat ernähren können. Im August 2022 lag die Inflationsrate bei über 70 Prozent.
Fragile Beziehungen zwischen den ethnischen/religiösen Gruppen
Eine Mischung verschiedener Faktoren war unmittelbarer Anlass für die Demonstrationen, so vor allem die Pandemie, der massive Einbruch des Tourismus, eine extrem hohe Auslandsverschuldung und Fehler der Regierung unter Gotabaya Rajapaksa, die z.B., um Devisen zu sparen, den Import von chemischen Düngemitteln stark einschränkte und die Landwirtschaft auf organischen Anbau umstellen wollte. Dies aber hatte Missernten zur Folge. Doch die Krise hat tiefergehende Ursachen. Sri Lanka wurde seit seiner Gründung häufig politisch/wirtschaftlich erschüttert. Das einschneidendste Ereignis war der Bürgerkrieg zwischen der singhalesischen Regierung und tamilischen Rebellen. Die Singhalesen sind ganz überwiegend Buddhisten und stellen etwa drei Viertel der Gesamtbevölkerung. Der Anteil der hauptsächlich hinduistischen srilankischen und indischen Tamilen beläuft sich auf etwa 15 Prozent. Hauptursache für den Krieg waren die Bemühungen der Regierung seit 1948, einen religiösen Nationalismus zu etablieren. So wurde z.B. Singhalesisch 1956 die offizielle Landessprache und der Buddhismus als vorrangige und staatlicherseits besonders zu schützende und zu fördernde Religion in der Verfassung verankert (A. Johansson, „Violent Buddhist extremists are targeting Muslims in Sri Lanka“, The Conversation, 26.4. 2018). Gegen diese Maßnahmen wehrten sich die Tamilen. Geführt von den Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), einer radikalen Gruppierung, strebten sie danach, im Norden und Osten der Insel ihren eigenen Staat zu gründen.
Der Bürgerkrieg, in dem Zehntausende ihr Leben verloren, und in dem es auf beiden Seiten zu Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen kam, endete im Mai 2009 mit einem Sieg des srilankischen Militärs über die LTTE. Präsident war zu diesem Zeitpunkt Mahinda Rajapaksa, sein Bruder Gotabaya Verteidigungsminister. Ihr prominenter Beitrag zur Beendigung des Bürgerkriegs erklärt, warum sie auch in den Jahren danach trotz aller Vorwürfe bezüglich Korruption und Nepotismus so viele Anhänger gerade bei der nicht-tamilischen Bevölkerung behielten. Erst die Krise, die im Frühjahr 2022 offen zu Tage trat, führte auch in Sri Lanka zu Forderungen, die dynastische Politik des Rajapaksa-Clans zu beenden – Mitglieder der Familien befanden sich in vielen Schlüsselpositionen (Gomes, D., V. Krishnan, „…Bailouts won’t Save Sri Lanka. Ending Dynastic Politics Might.“, The Diplomat, 20.9.2022). Es dürfte nicht einfach werden.
Die buddhistischen Radikalkräfte gingen auch gegen Muslime vor, die knapp 10 Prozent der Bevölkerung stellen. Im Februar/März 2018 kam es u.a. im Bezirk Kandy zu Attacken auf Moscheen und andere muslimische Einrichtungen. Hintergrund für die Angriffe war u.a. die Furcht der buddhistischen Radikalen, die Muslime würden Sri Lanka dank einer höheren Geburtenrate „übernehmen“ wollen. Die Auseinandersetzungen wurden vom Militär gewaltsam beendet.
An Ostern 2019 kam es zu einem der schlimmsten Terroraktionen seit Beendigung des Bürgerkriegs. Neun srilankische Selbstmordattentäter, darunter zwei junge Leute aus reichen muslimischen Familien, verübten Anschläge auf christliche Kirchen und internationale Hotels vor allem in Colombo. Fast 270 Opfer waren zu beklagen. Eine einheimische islamistische Gruppierung, von der bis dahin nur wenig bekannt war, stehe im Verdacht, so die Regierung. Allerdings übernahm auch der Islamische Staat die Verantwortung.
Eindrücke von einer Reise 2017
Zusammen mit meiner Frau bereiste ich Sri Lanka zwei Wochen lang im Juni 2017 und habe ruhigere Zeiten erlebt. Ob sie wirklich ruhig waren, können wir als Außenstehende natürlich nicht beurteilen. Es hat vermutlich gegärt, wie die Anschläge vom März 2018 zeigen. Allerdings fühlten wir uns nirgendwo in Gefahr, auch wenn sich unser srilankischer Fahrer beim ersten Treffen so vorstellte: „Ich bin Ihr Fahrer, Reiseführer und Body-Guard. Wird es brenzlig, nehme ich als erster Reißaus.“ Dennoch bezeichnete er die Kriminalitätsrate als niedrig. Vor allem gebe es Drogendelikte. Dagegen beklagte ein Rechtsanwalt mir gegenüber die hohe Quote an Gesetzesverstößen; häufig komme es zu Diebstahl und Vergewaltigungen. Im Übrigen sei die Korruption der Politiker „horrend“. 1948, also zur Unabhängigkeit, sei Sri Lanka nach Japan das zweitreichste Land Asiens gewesen. Danach sei es nur noch abwärts gegangen. Wem sollten wir glauben?
Bereits in Tokyo hatten wir zusammen mit einem auf Sri-Lanka-Reisen spezialisierten Büro die Route und die Themen festgelegt. Da meine Frau als ehemalige Yogalehrerin großes Interesse an indischen Heilmethoden hat (und ich neugierig bin), sollte auf jeden Fall Ayurveda ein Schwerpunkt sein. Ferner wollten wir u.a. den Sigiriya Felsen und den Höhlentempel in Dambulla besichtigen – beide Orte sind bei der Unesco als Weltkulturerbe gelistet – sowie einige Gebäude des srilankischen Architekten Geoffrey Bawa kennenlernen. Dagegen hatten wir im Gegensatz zu vielen anderen Ausländern, die Sri Lanka vor allem wegen seiner schönen Strände besuchen, mangels Interesse keine Zeit für einen speziellen Aufenthalt am Meer eingeplant.
Unsere Erwartungen an Sri Lanka waren hoch, aber nicht übertrieben hoch, und sie wurden erfüllt. So würden wir auch heute die Frage nach einer nochmaligen Reise dorthin mit Ja beantworten, immer natürlich unter der Voraussetzung, dass sich die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse wieder stabilisieren.
Unser allgemeiner Eindruck war, dass es vergleichsweise entspannt zuging. Es war nur wenig von der wirtschaftlichen Dynamik zu spüren oder zu sehen, die andere asiatische Gesellschaften, sei es China oder auch Vietnam, positiv wie negativ auszeichnet. Ein Weltbank-Bericht von 2017 nennt als Gründe u.a. eine sehr starke Bürokratie, dominierende staatliche Unternehmen und eine nur sehr unzureichende Entfaltung des wirtschaftlichen Potenzials des Privatsektors, besonders der kleinen und mittlere Betriebe.
Sri Lanka hat nur knapp 22 Mio. Einwohner. Zwar ist Colombo das politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes, doch leben im gleichnamigen Verwaltungsbezirk lediglich 2,3 Mio. Menschen. Die Stadt macht daher nicht den überbevölkerten Eindruck, den man in Shanghai, Tokyo oder Jakarta bekommen kann. Auch fehlt in Colombo die oft übertriebene Skyline etwa chinesischer Städte, durch die sie ihre früheren Charakteristika häufig verloren haben. Im Financial District z.B. sahen wir zwar Hochhäuser, und es waren auch etliche im Bau; im Ganzen aber überwog das Bild einer Stadt mit viel Grün und flachen Gebäuden.
Auf unserer dreistündigen Fahrt vom Flughafen zu unserer ersten Station, einem Ayurveda-Resort in der Zentralprovinz nahe Matale, war ich von der Vielzahl kleinerer und größerer Ortschaften überrascht. In vielen Fällen, so mein Eindruck, spielt sich das Leben entlang einer lang gestreckten Haupt- oder Durchgangsstraße ab. Wir sahen viele kleinere Geschäfte und Restaurants.
Die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Produkten war nach unseren Beobachtungen während unseres Aufenthalts ausreichend. Obst, vor allem Bananen wurde reichlich angeboten; auch die Auswahl an Fisch war gut. Ein Supermarkt, den ich in Kandy aufsuchte, machte einen gefüllten Eindruck. Tee, ein Hauptexportprodukt, war überall vorhanden. Einschränkend gilt natürlich, dass sich unsere Beobachtungen nicht beliebig verallgemeinern lassen.
Ayurveda: Eine neue Erfahrung
Ayurveda ist eine der Hauptattraktionen des srilankischen Tourismus. Die Gäste kommen vor allem aus den westlichen „Stressgesellschaften“. Die „richtige“ Einrichtung zu finden, ist gerade für Unerfahrene nicht einfach. Wir wählten „unser“ Resort nach Beratung durch das Reisebüro in Tokyo aus und ließen alles Weitere auf uns zukommen.
Ayu Piyasa, der Name des Resorts, steht unter srilankisch-japanischer Leitung und hat ganz überwiegend japanische Besucher. Es befindet sich mitten im Dschungel. Gewohnt wird in Cottages. Zusammen mit einer weiteren Japanerin waren wir die einzigen Gäste. Grund hierfür war, dass im Mai und Juni im Westen und Süden der Insel Monsun herrscht. Tatsächlich kamen wir im strömenden Regen in Ayu Piyasa an und hatten auch in den darauffolgenden Tagen immer wieder einmal heftige Schauer, die sich mit Aufheiterungen abwechselten. Insgesamt fanden wir auf unserer Reise recht gute Wetterbedingungen vor.
Der Tagesablauf im Resort war ziemlich reglementiert. Nach dem Wecken um 6.00 Uhr wurde uns ein Kräuterbrei (herbal porridge) serviert, anschließend folgte eine Stunde Yoga. Wegen heftiger Knieschmerzen, aufgrund derer ich später den Sigiriya-Felsen und den Dambulla-Höhlentempel nicht ersteigen konnte, beschränkte ich mich auf einige gymnastische Übungen (nach etwa einer Woche hatte sich mein Knie dank Eiskühlung wieder weitgehend erholt). Das Frühstück, wie auch die anderen Mahlzeiten waren überwiegend vegetarisch. Es gab an einem Morgen Bananensaft, eine Suppe aus Kichererbsen, Kartoffelcurry, zwei Sorten Reis und diverses Obst. Am ersten Tag folgte ein Gespräch mit einer Ärztin. Ziel war, den körperlichen und psychischen Zustand, das sog. Dosha, zu ermitteln. In der Regel dienen die Ergebnisse dieses Gesprächs dazu, die einzelnen Ayurveda-Methoden wie auch die Ernährung individuell festzulegen. Ayu Piyasa war in dieser Hinsicht nicht sehr streng. Zwar genossen wir etwa Dampfbäder oder Ölmassagen, aber es gab z.B. keine Aderlässe oder therapeutisches Abführen. Auch das (sehr schmackhafte) Essen war für uns identisch. Wir blieben drei Tage in Ayu Piyasa – vielleicht zu kurz, meinte meine Frau später. Aber unser Aufenthalt war eine gute Erfahrung, denn die verschiedenen Heilmethoden wie auch die ausgewogenen Mahlzeiten wirkten sich zusammen mit viel Schlaf sehr positiv aus.
Der allgegenwärtige Buddhismus
Sri Lanka ist ein ganz überwiegend buddhistisches Land. Dem letzten Zensus von 2012 zufolge bekannten sich 70 Prozent aller Gläubigen zum Buddhismus; 12,6 Prozent waren Híndus. Der Islam ist mit knapp 10 Prozent die drittwichtigste Religion. Weitere 7,6 Prozent sind christlichen, vor allem römisch-katholischen Glaubens. In den Straßen ist der Buddhismus unübersehbar. An vielen Kreuzungen sind Bilder und Statuen des Meisters aufgestellt; auf TukTuks, das sind dreirädrige Kleinmotorfahrzeuge, haben wir Bekenntnisse zu Buddha gesehen. In Kandy befindet sich der Zahntempel, in dem ein Eckzahn des Buddha als Reliquie verehrt wird. Ich beobachtete, wie in der Nähe des Tempels ein Bus kurz anhielt, der Schaffner heraussprang und ein kurzes Gebet sprach. Danach ging die Fahrt weiter.
Während unseres Aufenthalts feierten die srilankischen Buddhisten das Poson-Fest, das an die Ankunft des Buddhismus auf der Insel im 3. Jahrhundert erinnert. Ein wichtiger Bestandteil des Festes ist die kostenlose Ausgabe von Essen (Dansal). Auf unserer Fahrt nach Galle sahen wir vielerorts Schlangen von Leuten, die sich wegen Dansal gebildet hatten. Unser Fahrer warnte mich aus hygienischen Gründen davor, das Essen zu probieren.
Muslime finden sich besonders in den östlichen und südöstlichen Landesteilen, in die wir jedoch nicht gefahren sind. Unter den von uns besuchten Orten waren Muslime im Straßenbild von Matale auffällig. In Galle im Südwesten sahen wir eine Koranschule, in der Kinder an einem Samstagabend ihren Studien nachgingen.
Tourismus – Eine wichtige Einnahmequelle
Grundsätzlich ist der Tourismus für Sri Lanka ein bedeutungsvoller Wirtschaftssektor, denn Sri Lanka hat viel zu bieten. Magnete sind neben den Stränden im Osten und Süden der Insel z.B. die Teeplantagen von Nuwara Eliya im Hochland der Zentralprovinz, Elefantenreservate (viel Stress für die Tiere) und vor allem der Sigiriya-Felsen, auf dem sich die Reste einer Festung befinden, sowie der Höhlentempel von Dambulla. Auch die alte Hauptstadt Kandy ist einen Besuch wert.
Im bislang besten Jahr 2018 kamen über 2,3 Mio. Ausländer nach Sri Lanka. Die Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft beliefen sich auf über 4,4 Mrd. US$. Dies waren fast 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Pandemiebedingt und aufgrund der unsicheren politischen Verhältnisse reisten 2021 nur noch 200.000 Menschen nach Sri Lanka. Die Einnahmen fielen auf etwas über 500 Mio. $. Auch für die Beschäftigung ist der Tourismus essenziell. 2020 arbeiteten in dem Sektor direkt 176.000 Personen oder 2,2 Prozent aller Erwerbstätigen. Hinzu kamen noch einmal etwa 172.000 Menschen, die indirekt vom Tourismus abhingen.
Nach Ländern waren 2017, dem Jahr unserer Reise, Gäste aus Indien (385.000), China (269.000), Großbritannien (202.000) und Deutschland (130.000) am zahlreichsten. Nach meinen Beobachtungen und Gesprächen in Hotels ist die Haltung der Einheimischen besonders chinesischen Touristen gegenüber sehr ambivalent. Ihr Geld wird zwar geschätzt, gleichzeitig aber haben sie den Ruf, laut und „unzivilisiert“ zu sein. Ich musste bei diesen Bemerkungen an das Verhalten mancher Deutscher auf Mallorca denken. Es mag sein, dass die doch beträchtliche wirtschaftliche Abhängigkeit Sri Lankas von China – das Reich der Mitte ist z.B. einer der wichtigsten Kreditgeber Colombos – das gelegentlich arrogante Auftreten der chinesischen Besucher zur Folge hat. Aufgrund der Pandemie sind chinesische Touristen 2020/2021 vollständig ausgeblieben.
Die fotografische Ausbeute
Fotografisch war unsere Reise sehr ergiebig. Obwohl das Wetter teilweise nicht gut war, boten sich doch überall Motive an. Meinen Interessen zufolge legte ich den Schwerpunkt meiner Aufnahmen auf Szenen in der Straße und auf die Ablichtung von Menschen. Ich fotografierte mit der Fuji X-T2; dabei setzte ich ganz überwiegend das kleine 18-55mm-Zoom ein. Gelegentlich nutzte ich auch das 55-200mm-Teleobjektiv.
Wie geht es mit Sri Lanka weiter?
Wann Sri Lanka wieder etwas mehr Normalität erreicht, ist schwierig zu sagen. Die Probleme, die sich in den Jahren zuvor angehäuft habe, lassen sich nicht über Nacht lösen. Ein Lichtblick ist der Tourismus, denn in den ersten acht Monaten 2022 sind wieder sehr viel mehr ausländische Besucher als im gleichen Vorjahreszeitraum gekommen. Auch die Prognosen auf eine weitere Stabilisierung des Geschäfts sind gut. Insgesamt aber bleibt die wirtschaftliche und soziale Lage sehr prekär. Angesichts seiner großen Devisenprobleme musste das Land 2022 wieder einmal beim Internationalen Währungsfonds um einen Kredit nachsuchen. Das Darlehen mit einem Volumen von 2,9 Mrd. $ wurde Anfang September mit harten Auflagen gewährt. So sind u.a. die energische Bekämpfung der Korruption und strukturelle Reformen Bedingungen des IWF. Ob dies zu Erfolg führt, ist sehr unsicher. Zum einen ist zu befürchten, dass die kleinen Leute wieder einmal zur Kasse gebeten werden, und das Land daher nicht zur Ruhe kommen wird. Zweitens ist eher zweifelhaft, dass sich an der hohen Korruption, die alle Ebenen der Gesellschaft durchzieht, grundsätzlich etwas ändert. Zu all dem kommt, dass Sri Lanka im Mittelpunkt geostrategischer Rivalitäten vor allem zwischen Indien und China steht. Es ist zu wünschen, dass der Inselstaat seine Probleme lösen kann, denn er ist sicher eine Reise wert.
© Detlef Rehn – Sri Lanka im Aufruhr (mit Fotos aus einer ruhigeren Zeit)
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Lieber Herr Rehn,
vielen herzlichen Dank für ihre wundervolle Beschreibung dieses Landes!
Meinem Verständnis nach haben sie wirklich bedeutsame Themen und Entwicklungen so komprimiert und verfasst, dass der Inhalt nicht Involvierten dennoch Zugang bietet. Ihre sehr gelungenen, und wie ich finde, aussagestarken Fotos untermalen das klasse. Ihre Asien-Reporte mag ich sowieso sehr, lesen hat mir extrem Freude gemacht.
Spannend für mich ist vor allem, dass ihre Berichterstattung (wenn ich nichts übersehen habe), neben allgemeinen, chronologischen Informationen, ihre eigenen Eindrücke aus 2017 einschließt. Den Fotos nach, erlaube ich mir zu sagen, hat sich scheinbar wenig verändert. Ich bin 1987 selbst 3 Wochen dort gewesen. Völlig ohne Wissen um die Lage im Reisebüro gebucht, fand ich mich in einem Land wieder, das zwischen Tamilenkrieg und Tourismus wenig Schwellen bot. Im Kleinbus über Land, irgendwo zwischen hinduistischen und buddischtischen Interessensgebieten gelandet, fand ich mich am Bauch liegend auf der Straße, umringt von Miliz mit Maschinengewehren, unsere Rucksäcke entleert, „normale“ Kontrolle bzgl. Anti-Terror-Vorsichtsmaßnahmen.
Wir haben das Land eher aus unbedarfter, touristischer Warte angeschaut. In Bentota (zw. Colombo und Galle) gestartet, durch Hochebenen, Teeplantagen, Kandy, an den Fuß des Pidurutalagala, Colombo. Geendet hat unsere Reise damals damit, dass kurz nach Abflug von Colombo die dortige Eingangshalle des Flughafens einer Explosion zum Opfer fiel. Ich hatte einfach nur Glück gehabt.
Viele, viele Fotos der Reise schaue ich immer mal wieder, es ist rückwirkend unwirklich, das alles gesehen und erlebt zu haben. Ich habe den Aufenthalt, vor allem aber „meine eigene Rolle“ in dieser Reise, bis heute als wenig erbauend abgespeichert. Meine Tour Sri Lanka war prägend dafür, wie ich seitdem reise, Land und Leuten begegne, und mich (vor-)informiere.
Ihnen, lieber Herr Rehn, nochmals herzlichen Dank für den Trigger-Beitrag!
Freundliche Grüße, Dirk Trampedach
Lieber Herr Trampedach,
vielen Dank für Ihren interessanten Kommentar. Mir war während unserer Reise vollkommen unverständlich, wie sich die doch eigentlich sehr freundlichen Menschen im Bürgerkrieg gegenseitig abschlachten konnten. Aber ethnische und religiöse Überlegenheitsgefühle sind ein sehr schlimmes Gift.
Eine der Ärztinnen im Ayurveda-Resort hatte übrigens eine Hand verloren. Ich habe mich natürlich nicht getraut, sie nach dem Grund zu fragen. War es eine Granate, wie ich (etwas voreingenommen) gleich vermutete, oder „nur“ ein Unfall? Über den Bürgerkrieg habe ich mich nur mit unserem Fahrer unterhalten. Er sagte, er unterstütze den Rajapaksa-Clan trotz aller Fehler, weil sie den Bürgerkrieg beendet hätten. Wie mag seine Bewertung heute im Licht der Ereignisse des Frühsommers wohl aussehen?
Sie haben vollkommen recht. Eine Reise sollte gut vorbereitet werden. Große Reporter wie z.B. Kapuscinski haben vor ihrem Einsatz in ein neues Land alles darüber gelesen, was ihnen in die Hände fiel. Ich gebe zu, dass ich vor unserer Reise sicher auch etwas mehr hätte tun können, aber ich kam aus diversen Gesundheitsgründen nicht dazu. Insofern war meine Perspektive doch überwiegend „oberflächlich touristisch“. Immerhin hatte ich den vorzüglichen Roman „Anils Geist“ von Michael Ondaatje noch einmal gelesen, dessen Thema der Bürgerkrieg ist. Auch über die Rolle Chinas in Sri Lanka hatte ich aus meiner früheren Tätigkeit ein paar Kenntnisse. Ich konnte also ein paar Informationen einordnen.
Danke nochmals, herzliche Grüße,
Detlef Rehn
Sehr geehrter Herr Rehn,
vielen Dank für Ihren Bericht, denn ich denke, dass die Situation in Sri Lanka nicht die genügende Aufmerksamkeit in der deutschen Öffentlichkeit erfährt. Wir haben über unsere Tochter eine Familie in Sri Lanka kennen gelernt und unterstützen diese seit einigen Jahren. Durch den engen Kontakt haben wir die dramatische Verschlechterung ihrer Lebenssituation mitbekommen. Für die Leser dieses Artikels hier eine Nachricht des Familienvaters an uns.
„Hi our loving and soul mets. We arw very sorry we haven’t any positive news from our country. Situation was very warse. Everything was very expensive. Lots protest. Now 36 hours curfew. Social media blocks. I don’t know really what was going to be happens our future. How was you and Christel. Hope your doing well. ??“
Die Menschen in Sri Lanka benötigen unsere Unterstützung. Ich würde mir wünschen, dass Ihr Artikel dazu einige Menschen anregt. Nochmals vielen Dank für Ihren Bericht.
Herzliche Grüße
Thomas Mayer
Sehr geehrter Herr Mayer,
danke für Ihre Nachricht. Sie sind durch Ihren Kontakt in Sri Lanka natürlich viel näher an den Geschehnissen als ich. Auch wenn ich die Lage nur aus der Ferne (Japan) in den Grundzügen dargestellt habe, bestätigt mich leider doch der Brief Ihres Bekannten. Ich wünsche ihm, seiner Familie und auch Ihnen, dass sich die Situation baldmöglichst wieder bessert. Die Leute verdienen es.
Herzliche Grüße,
Detlef Rehn
Sehr geehrter Herr Rehn,
vielen Dank für diesen ungemein interessanten Beitrag.
Meine Frau und ich hatten in 2019, für 2020, über eine kleine lokale Organisation einen Guide mit Fahrzeug und Übernachtungen für eine selbstgeplante Route gebucht. Dann kam 2020 Corona, 2021 die zweite Welle und nun in 2022 wieder vermehrte Unruhen. Für 2023, so signalisierte man uns, würde der Preis noch gelten. Sollten wir zurücktreten, dann nur mit erheblichem Abschlag. Nun denn, ich glaube nicht, dass 2023 soweit wieder Ruhe eingekehrt sein wird, dass wir die Reise antreten können. Das Geld ist wohl weg.
Trotzdem will ich nicht hadern. Meine Familie ist sehr gut durch Corona durchgekommen – gesundheitlich und wirtschaftlich. Wir leben (noch) in einem friedvollen Land. Ok, manchmal fehlt es an Clopapier, Backhefe oder Sonnenblumenöl. Alle dürfen in unserer freiheitlichen Demokratie ihre Meinung sagen, auch wenn diese oftmals nicht auf Bildung fußt. Ein jeder darf seine Religion frei ausüben und wir alle dürfen uns über Kassenbonpflicht und das Gendern aufregen, wenn wir denn wollen – das Leben ist immer noch schön.
Entschuldigen Sie bitte meine Polemik. Aber wenn ich solche fundierten Berichte, wie den Ihren lese und dann Diskussionen mitbekomme, dass einige ihr verlängertes Wochenende auf Malle absagen mussten, fehlt mir der Glaube an unsere Gesellschaft.
Noch einmal besten Dank für ihr Engagement, das zeigt, was Fotografie auch leisten kann – Bildung.
Liebe Grüße,
Bernhard Labestin
Sehr geehrter Herr Labestin,
danke für Ihr Lob meines Artikels, über das ich mich sehr gefreut habe.
Was Ihre Reisepläne für 2023 angeht, bin ich auch etwas unsicher. So wie ich Sie verstehe, wollen Sie Ihre Zeit ja nicht in einem Hotel mit einem schönen Strand verbringen, was wahrscheinlich unproblematisch wäre, sondern im Land herumfahren. Da würden sie also vermutlich die diversen Schwierigkeiten direkt mitbekommen.
Ich habe mir gerade einmal die jüngsten Ausgaben srilankischer Zeitungen angeschaut. Da ist viel von der Zuversicht der Regierung die Rede, mit den Problemen fertigzuwerden. Das ist zwar schön, aber werden die Berichte konkreter, sieht es offenbar weiterhin ziemlich finster aus. So scheint die Lebensmittel- und Medikamentenversorgung immer noch nicht gesichert zu sein. Darlehen zum Import von Arzneimitteln wurden möglicherweise zweckentfremdet. Der Erzbischof von Colombo fordert eine Staatsführung, die sich für eine soziale Umgestaltung einsetzt. Werde das bisherige korrupte System fortgesetzt, führe der Weg immer weiter in Richtung Zerstörung.
Kurzfristig wird viel davon abhängen, wie die Verhandlungen mit China, Indien und Japan über die Umstrukturierung der hohen Auslandsschulden verlaufen. Ich denke, dass es da wegen der großen geostrategischen Bedeutung der Insel zu einer Lösung kommt. Ob das allerdings ausreicht, die Spannungen im Lande abzubauen, vermag ich nicht zu sagen.
Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Reise stattfindet. Es würde sich lohnen.
Viele Grüße,
Detlef Rehn