Empfohlen FotoWissen Grundlagen Fotografie

Sehen lernen – Die verborgenen Grundlagen der Wahrnehmung für die Fotografie

Sehen Lernen – Jana-Mänz.
Gute Fotografie beginnt nicht mit der Kamera, sondern mit dem Sehen. In diesem ersten Teil ihrer Artikelreihe lädt Jana Mänz Sie ein, die Grundlagen der Wahrnehmung zu entdecken – und damit bewusster, tiefer und lebendiger zu fotografieren.

Sehen lernen – Die verborgenen Grundlagen der Wahrnehmung für die Fotografie

von Jana Mänz – Teil 1/3

In einer Welt, die tagtäglich mit Bildern überflutet wird, entsteht leicht der Eindruck, Fotografie sei vor allem eins: ein schneller Klick. Ein kurzer Moment, eingefroren im digitalen Speicher – doch ist das schon ein echtes Bild? Oder ist es bloß ein reflexartiges Reagieren auf die äußere Welt, ohne dass sie wirklich zu Ihnen spricht?

Wer mit der Natur fotografisch in Beziehung treten will, beginnt nicht mit Technik oder Kamera. Es beginnt mit dem Sehen – oder genauer gesagt: mit der Wahrnehmung. Denn diese ist weit mehr als das bloße Erfassen von Licht und Form. Wahrnehmung bedeutet, sich mit dem Moment, der Stimmung und dem eigenen inneren Echo zu verbinden. Erst dann entstehen Aufnahmen, die tiefer gehen – Bilder, die nicht nur zeigen, sondern etwas zum Klingen bringen.

In diesem Artikel lade ich Sie ein, in die Grundlagen der Wahrnehmung einzutauchen: Wie Ihr Gehirn Sinneseindrücke verarbeitet, warum Ihre Aufmerksamkeit wählt, was Sie überhaupt bemerken – und wie alle Sinne zusammenspielen, um ein ganzheitliches Empfinden zu ermöglichen. Die bewusste Auseinandersetzung mit diesen Prozessen kann Ihre Sicht auf die Welt verändern – und damit auch Ihre Fotografie.

Sehen Lernen – Jana-Mänz.

Wie unser Gehirn Sinneseindrücke verarbeitet

Was Sie sehen, ist kein objektives Abbild der Realität – sondern das Ergebnis eines hochkomplexen inneren Prozesses. Ihr Gehirn empfängt nicht einfach nur Reize, es formt aus ihnen Sinn. Es sortiert, gleicht ab, ergänzt und bewertet. Anders gesagt:

Ihre Wahrnehmung ist eine Konstruktion.

Wie unser Gehirn antizipiert

Man könnte sagen, Ihr Gehirn ist weniger ein neutraler Beobachter als ein geschickter Hellseher. Es wartet nicht darauf, was auf Sie zukommt, sondern trifft fortlaufend Annahmen darüber, was als Nächstes passieren wird – basierend auf dem, was es kennt.

Ein Beispiel aus Ihrer Praxis: Sie gehen durch einen alten, halbschattigen Buchenwald. Es ist Anfang Mai, Ihr Gehirn „weiß“ – hier könnten bald Maiglöckchen oder sogar die ersten Fingerhüte blühen. Noch bevor Sie sie sehen, wandert Ihr Blick instinktiv in jene Ecken, wo Sie zarte weiße oder violette Farbtupfer erwarten. Und dann – ganz plötzlich – tritt eine Gruppe Maiglöckchen aus dem grünen Dämmerlicht hervor. Klein, beinahe unscheinbar, doch sofort von Bedeutung.

Sehen Lernen – Maiglöckchen – Jana-Maenz.

Diese Art der Vorwegnahme lässt uns schneller auf unsere Umgebung reagieren – aber sie kann uns auch einschränken. Denn wer innerlich nur auf „spektakuläre“ Motive eingestellt ist, dem entgleiten vielleicht andere Motive: die Struktur eines Farnwedels, das Spiel des Lichts auf einer eher unbekannten Blüte, unscheinbare kleine Insekten. Auch ich bin immer noch dabei, meine Wahrnehmung zu trainieren. Wie oft ist es mir schon passiert, dass ich erst zu Hause auf dem großen Bildschirm in meinen Fotografien kleine Insekten, Spinnweben usw. entdeckt habe.

Wie unser Gehirn auswählt

Ihr Gehirn wird permanent überflutet mit Reizen: Farben, Formen, Geräusche, Gerüche, Temperaturunterschiede. Doch es filtert. Es entscheidet, was wichtig ist – und blendet den Rest aus.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei der präfrontale Cortex – jener Bereich im Gehirn, der Ihre Aufmerksamkeit steuert. Er trennt das Wesentliche vom Unwesentlichen. Für die Fotografie heißt das: Was Sie für ein gutes Motiv halten, hängt oft weniger vom Objekt ab – als davon, worauf Ihr Gehirn Sie fokussieren lässt.

Sehen lernen Grundlagen der Wahrnehmung - Jana-Mänz.

Wie alle Sinne zusammenwirken

Wahrnehmung ist nicht auf das Visuelle beschränkt. Ihr Empfinden entsteht durch das Zusammenspiel aller Sinne – und manchmal ist es gerade das Unscheinbare, das eine Szene besonders macht.

Ein Abend im späten Frühling: Der schwere, süß-würzige Duft des Flieders liegt in der Luft. Vielleicht hören Sie das zarte Summen der Wildbienen und Hummeln, die sich durch die Blüten arbeiten. Oder Sie bleiben stehen, um ein Maiglöckchen zu berühren – die kühl glatte Oberfläche der glockenförmigen Blüten, so zerbrechlich, dass sie fast unwirklich scheint. Vielleicht kosten Sie ein junges Blatt vom Bärlauch – und spüren das feine, knoblauchartige Prickeln auf der Zunge.

Auch wenn Sie diese Eindrücke nicht fotografieren können – sie begleiten Sie. Und sie prägen, wie Sie sehen, wählen und komponieren.

Sehen Lernen – Flieder – Jana-Mänz.

Was bedeutet das für Ihre Fotografie?

Ihr Gehirn neigt dazu, das zu sehen, was es bereits kennt. Es bewegt sich in vertrauten Bahnen, spinnt Erwartungen, noch bevor der Blick sich klärt. Doch in dem Moment, in dem Sie sich dieser inneren Muster bewusst werden, öffnet sich ein Raum für das Unerwartete. Sie beginnen, auch das wahrzunehmen, was außerhalb des Gewohnten liegt – und machen sich empfänglich für jene Erscheinungen, die nicht laut rufen.

Die Richtung, in die Sie schauen, wird nicht allein durch Ihre Augen bestimmt, sondern durch den feinen Fokus Ihrer Aufmerksamkeit. Wenn Sie diese lenken, anstatt ihr einfach zu folgen, verändert sich Ihr Blick. Sie nehmen mehr wahr – tiefer, klarer – und mit jeder bewussten Beobachtung wächst Ihre fotografische Sprache über das bloße Festhalten hinaus.

Eine innere Haltung statt Technik:

Denn Sehen ist nur ein Teil des Ganzen. Erst wenn Sie auch hören, riechen, schmecken und fühlen, beginnen Sie, sich wirklich einzulassen. Dann ist es nicht mehr das Motiv allein, das Sie leitet, sondern das, was es in Ihnen zum Schwingen bringt. Ihre Wahrnehmung wird vielschichtiger, Ihre Bilder dichter und lebendiger – getragen von einem Empfinden, das weit über das Visuelle hinausreicht.

Wahrnehmung ist keine Technik. Sie lässt sich nicht einstudieren, nicht einfach anwenden. Sie ist vielmehr eine Haltung – offen, wach, durchlässig für das, was sich zeigt, und zugleich verbunden mit dem, was in Ihnen geschieht. Wer diese Haltung pflegt, begegnet der Welt mit einer anderen Tiefe. Nicht das Offensichtliche tritt in den Vordergrund, sondern das, was sich nur offenbart, wenn Sie bereit sind, hinzusehen – und wirklich da zu sein.

Teil 2/3 – Die Ebenen der Wahrnehmung – Vom Sehen zum Spüren.

Teil 3/3 – Wahrnehmung üben – Psychologie, Praxis und persönliche Bildsprache.

© Jana Mänz – Sehen lernen – Die verborgenen Grundlagen der Wahrnehmung für die Fotografie.

Hilfeaufruf 2025 von *fotowissen

*fotowissen leistet journalistische Arbeit und bittet um Ihre Hilfe. Uns fehlen in diesem Jahr noch etwa € 25.219,72,- (Stand 08.05.2025, 13:00 von ursprünglich 30 TSD.), um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit dem Spendenbutton, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil es für uns vor weitere unkreative Aufgaben stellt, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!

Mit Paypal für *fotowissen schenken. Vielen Dank!

Sie fotografieren gerne?

*fotowissen Newsletter

*fotowissen Newsletter mit Editorial jeden SonntagBleiben Sie auf dem Laufenden mit dem *fotowissen Newsletter, der sonntagmorgens bei Ihnen zum Frühstück bereitsteht. Der *fotowissen Newsletter zeigt die neuesten Beiträge inklusive des Fotos der Woche, Testberichte, Tipps und Ideen für Ihre Fotografie und vieles mehr. Einfach anmelden, Sie können sich jederzeit wieder abmelden und bekommen den Newsletter einmal pro Woche am Sonntag:

Newsletter abonnieren >>

EmpfohlenFotoWissenGrundlagen Fotografie

Geschrieben von:

Jana Mänz ist Fotografin, Trainerin, Buch-Autorin und *fotowissen-Autorin.

Jana Mänz

Jana Mänz, geboren 1976 in Halberstadt. In ihrer künstlerischen Arbeit
verbindet sie die Liebe zur Natur mit einer tiefen Auseinandersetzung mit
japanischer Ästhetik und ostasiatischer Kunst. Statt die Welt abzubilden,
sucht sie nach den stillen Momenten dazwischen nach Licht, Vergänglichkeit und innerer Resonanz.

Ihre Bilder entstehen nicht aus dem Wunsch nach Perfektion, sondern aus dem Bedürfnis, dem Wesen der Dinge näherzukommen. In ihren Workshops geht es nicht um Technik, sondern darum, wie sich Sehen, Empfinden und Natur auf neue Weise verbinden lassen.

Webseite >>

17 Kommentare

Bitte schreiben Sie einen konstruktiven Kommentar. Links sind nicht gestattet. (Tipp: Kopieren Sie Ihren Text vor dem Absenden zur Sicherheit). Kommentare ohne Etikette und mit falscher eMail werden sofort gelöscht.


  • Danke für diese Inspiration. Ich bin gespannt auf die Teile zwei und drei. die Entschleunigung, der Fokus auf die kleinen Dinge sind für mich ein wichtiger Aspekt der Fotografie, ebenso wie das Erfassen eines stimmigen, friedvollen Moments.

    • Liebe Frau Spiess,
      vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Es freut mich sehr, dass Sie sich von den Gedanken angesprochen fühlen.

      Gerade der Fokus auf das Kleine, das Unscheinbare, verbunden mit einem inneren Innehalten, macht für mich die Kraft der Fotografie aus. Wenn ein Bild Frieden ausstrahlt, liegt das oft an der Haltung, mit der es entstanden ist.

      Wie schön, dass Sie diese Aspekte für sich ebenfalls als wesentlich empfinden – ich freue mich, wenn auch die nächsten Teile Sie begleiten und inspirieren dürfen.

  • Vielen Dank für diese tolle Einstimmung mit den passenden Beispielen und herrlichen Fotografien aus der Jahreszeit.
    Ich kann nur beipflichten: ein Foto, das für mich als Fotograf die Wahrnehmung in Ihrem Sinne abbildet, wird für vom Betrachter eventuell ganz anders gesehen. Spannend ist meines Erachtens der Spagat des Festhaltens der eigenen Sicht und der Frage, ob das Bild auch anderen „gefällt“ – was für uns Fotografierende ja auch von (großer) Bedeutung ist…

    Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Gedankenanstöße.

    • Lieber Herr Keßler,
      herzlichen Dank für Ihren Kommentar – es freut mich sehr, dass Sie sich auf die Gedanken eingelassen haben und die Beispiele sowie die Fotografien der Jahreszeit ansprechend fanden.

      Was Sie ansprechen, berührt einen zentralen Aspekt: den feinen Spagat zwischen der persönlichen Wahrnehmung und der Frage, wie ein Bild von anderen gesehen wird. Gerade diese Spannung empfinde ich als besonders faszinierend – denn sie macht Fotografie zu einem offenen Dialog.

      Nicht jedes Bild wird die gleiche Resonanz auslösen, aber vielleicht liegt genau darin seine Stärke: dass es etwas Eigenes erzählt und dennoch Raum für andere Perspektiven lässt.

      Ich freue mich sehr, dass Sie den weiteren Beiträgen entgegensehen – und bin gespannt, welche Impulse Sie daraus für Ihre eigene fotografische Praxis mitnehmen.

  • Dieser Artikel hat mich sehr angesprochen. Den werde ich sicher noch ein paar mal lesen, vor allem vor meinem nächsten Ausflug in die Natur.
    Diese Inspirationen sind für mich sehr wertvoll, selbst wenn ich mal keine Kamera dabei haben sollte. Man muss auch nicht immer alles fotografieren, es ist auch ohne Kamera eine große Bereicherung, entschleunigt und mit mehr Aufmerksamkeit durch das Leben zu gehen.

    Vielen Dank dafür!

    • Lieber Herr Dotzler,
      ganz herzlichen Dank für Ihren Kommentar – es freut mich sehr, dass der Text Sie auf mehreren Ebenen angesprochen hat. Wie schön, dass Sie das für sich so empfinden.

      Ihre Worte zeigen, wie eng Wahrnehmung, Fotografie und das eigene Erleben miteinander verbunden sind – auch jenseits der Kamera. Genau das liegt mir am Herzen: die Einladung, mit wachem Blick, offenem Geist und einem inneren Innehalten durch die Natur zu gehen.

      Ob mit oder ohne Kamera – dieser achtsame Blick verändert vieles. Ich persönlich gehe auch ganz oft ohne Kamera in die Natur und sehe gerade dann die schönsten Motive. So manches Mal habe ich mich auch geärgert, dass ich sie nicht mithatte. Eine gute Übung zum Thema Loslassen.

      Ich wünsche Ihnen viele bereichernde Momente draußen – und freue mich, wenn der Artikel Sie dabei weiterhin begleitet.

  • Dieser Artikel bringt mich zu einem Punkt in der Fotografie zurück, der für mich immer wieder interessant ist. Die Reduktion. Es entstehen wunderbare Bilder, die alle Sinne ansprechen. Man kann die Blume, den Baum, das Meer oder auch einen Berg mit all den Nuancen wahrnehmen. Nicht nur das Licht auf der Blume, sonder auch den Duft in der Nase, das Vogelgezwitscher oder die Kuhglocke in der Nähe sind sofort präsent.

    Für mich als Amateur ist genau das die Herausforderung und oft stell ich mir die Frage, wieviel muss auf das Bild. Wieviel Kontext braucht es, reicht es „nur“ das Objekt einzufangen um den Betrachter mit in diesen Augenblick zu nehmen. Diese Balance zu finden… ist für mich ein echter Balanceakt… vielleicht gibt es ja hier eine Hilfestellung dazu, die ich für meine Weiterentwicklung brauchen kann?
    Beste Grüsse und ein liebes Dankeschön für die Gedankenanstösse

    • Liebe Frau Joos,
      vielen herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Ihre Gedanken zur Reduktion und zum sinnlichen Erleben der Natur sprechen mir sehr aus der Seele.

      Die Frage, wie viel auf ein Bild „muss“, finde ich außerordentlich wertvoll – sie berührt den Kern fotografischer Gestaltung. Es ist tatsächlich ein feiner Balanceakt: zwischen Kontext und Konzentration, zwischen Atmosphäre und Klarheit.

      Ich empfinde Ihre Formulierung als wunderbaren Impuls und möchte mich diesem Thema gern demnächst ausführlicher widmen. Denn genau darin liegt eine der spannendsten Herausforderungen – und zugleich eine große Freiheit.

      Ich danke Ihnen für diesen Denkanstoß und wünsche Ihnen weiterhin viel Freude und Entdeckergeist auf Ihrem fotografischen Weg.

    • Liebe Frau Joos,

      die Frage, was und wieviel mit aufs Bild muss, stelle ich mir auch oft. Tatsächlich sind die meisten meiner Fotos reine Erinnerungsstücke für mich.

      Wenn ich später ein Foto betrachte, das während eines Urlaubs oder einer schönen Wanderung entstanden ist, sehe ich darin oft mehr als das abgebildete Motiv, wie beispielsweise einen Sonnenuntergang. Es ruft auch die damit verbundenen Emotionen und Erlebnisse wach. Dies kann dazu führen, dass mir ein Foto gefällt, weil es mich unmittelbar in die damalige Situation zurückversetzt, während es auf andere möglicherweise unspektakulär wirkt.

      Manchmal bin ich jedoch überrascht, wenn ein beiläufig aufgenommenes Erinnerungsfoto bei anderen einen positiven Eindruck hinterlässt, obwohl ich das nicht erwartet hatte. Umgekehrt gelingt es mir nicht immer, ein Foto, in das ich viel Mühe investiert habe, auch für andere ansprechend zu gestalten.

      Deshalb bin ich auch sehr daran interessiert, wieviel Kontext es braucht, “um den Betrachter mit in diesen Augenblick zu nehmen”. Wie kann ich meine Begeisterung über ein schönes Motiv auch für andere mit aufs Bild bringen, damit mehr von meinen Erinnerungsfotos auch für andere interessant sind?

  • Liebe Jana,

    es freut mich außerordentlich, deine inspirierenden Inhalte und die starken Fotografien jetzt auch hier in der *Fotowissen-Welt zu finden, das ist eine große Bereicherung!

    Wahrscheinlich wird gerne unterschätzt, wie wichtig, aber auch wie wohltuend solche Themen und Gedanken sind, die deine Artikel ausmachen. Ich wünsche mir sehr, dass es einem Verständnis dazu hilft, dass wir alle nie mehr Verständnis für die Zusammenhänge der Fotografie aufbringen können, als an Verständnis generell für diese Zusammenhänge in uns angelegt ist.

    Es macht also Sinn, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, sich auf eigene Wahrnehmung, eigene Vorstellungen und Werte einzulassen, und das Resultat gewinnbringend in die Fotografie zu tragen.

    Auf deine weiteren Veröffentlichungen bin ich sehr gespannt,
    ich wünsche dir eine gute Resonanz und Wohlergehen.. ;-)

    Herzliche Grüße,
    Dirk

    • Lieber Dirk,
      deine Worte haben mich sehr berührt – ganz herzlichen Dank dafür. Es freut mich, dass du meine Texte nun auch hier bei fotowissen begleitest und in ihnen eine Bereicherung siehst.

      Dein Gedanke zur Verbindung zwischen innerem Verständnis und fotografischer Tiefe trifft für mich genau den Kern. Fotografie ist nicht nur Ausdruck des Äußeren, sondern immer auch Spiegel der inneren Gedanken und Gefühle – und je klarer wir uns mit uns selbst verbinden, desto authentischer kann das Bild werden. Es ist ermutigend, wenn solche Gedanken in Resonanz gehen.

  • Liebe Frau Mänz,

    eigentlich ist ja schon alles in den anderen Kommentaren gesagt: Sie haben einen sehr wertvollen Beitrag hier veröffentlicht und auch ich bin schon auf die beiden anderen Teile gespannt! Haben Sie recht herzlichen Dank!
    Wie das Gehirn fokussiert, habe ich heute selbst erfahren, als ich konzentriert eine Wanze auf einem Rhabarberblatt fotografieren wollte. Ich habe so versucht, die beste Position zu finden, um die Wanze für mich interessant in ihrer Umgebung abzubilden, dass ich völlig übersehen habe, dass der ganze Rhabarber voller Wanzen war, die teilweise viel besser als Motiv getaugt hätten.
    Ich denke oft, dass das Schöne direkt vor unseren Füßen liegt und wir glücklich sein können, wenn wir es bemerken und schätzen, bevor wir draufgetreten sind!
    Herzliche Grüße
    Frank Seeber

    • Lieber Herr Seeber,
      herzlichen Dank für Ihre wunderbaren Worte. Es freut mich sehr, dass Sie den Beitrag als wertvoll empfunden haben und sich auf die nächsten Teile freuen.

      Ihr Erlebnis mit der Wanze auf dem Rhabarberblatt hat mich beim Lesen schmunzeln lassen – genau solche Situationen zeigen auf sehr eindrückliche Weise, wie selektiv unser Blick sein kann. Ich habe letztens etwas ähnliches erlebt. Ich war so sehr auf die Kuhschelle fokussiert, dass ich auch erst später gesehen habe, dass eine Pflanze voller rostroter Wanzen war.

      Wenn wir uns fokussieren, kann es passieren, dass wir das Offensichtliche drumherum gar nicht mehr wahrnehmen. Und gleichzeitig liegt darin auch eine große Einladung: die Welt immer wieder neu zu entdecken, nicht nur mit den Augen, sondern mit einem offenen Bewusstsein.

      Ihr letzter Satz ist so schön wie wahr – manchmal müssen wir erst fast drauftreten, bevor wir das Besondere erkennen. Umso wertvoller sind diese Momente des Innehaltens und Hinschauens. Vielen Dank, dass Sie diesen hier geteilt haben.

  • Liebe Jana,
    (ich sage „du“ – und hoffe, es ist okay)

    Ein Beitrag, der wirklich gut tut und die/meine Seele berührt, der dazu auffordert und anregt, sich mit sich selbst zu beschäftigen und sich genau dafür Zeit zu nehmen. Danke!
    Wir sind alle so schnell geworden. Wir nehmen im Alltag kaum mehr wahr; wir glauben zu sehen und doch sind wir vielfach „blind“. Technik tut ihr Übriges.
    Wie gut tut da eine Stimme, die anklingen lässt, was tatsächlich wichtig ist. Nicht nur in der Fotografie. Auch im Leben.
    Freue mich auf die Fortsetzungen.

    Alles Liebe
    Werner

    • Lieber Werner,
      vielen herzlichen Dank für deine berührenden Worte – es freut mich sehr, dass der Beitrag dich erreicht und etwas in dir zum Klingen gebracht hat.

      Ja, wir sind oft so sehr im Außen, im Funktionieren – dass wir das Eigentliche leicht übersehen. Dabei liegt so viel in der stillen Wahrnehmung, in der bewussten Hinwendung zu dem, was uns umgibt und bewegt. Fotografie kann ein wunderbarer Weg sein, wieder bei sich selbst anzukommen – wenn man sie nicht nur als Technik versteht.

      Wie schön, dass du dich auf die weiteren Texte freust. Das gibt mir ganz viel Antrieb weiter zu machen.

  • Hallo Jana,

    Danke für den schönen Artikel. Ich möchte Dir aber, zumindest in Teilen, widersprechen oder das Ganze hinterfragen.

    Es sieht so aus als würdest Du die bewusste, achtsame Wahrnehmung, und die daraus resultierenden Fotos, nur an kleinen Dingen festmachen. Das wird auch an Deinen Beispielbildern deutlich, die ausschließlich Details, bzw. Makros zeigen.
    Ich fotografiere nur in der Natur und bin zumeist in Wäldern unterwegs. Ich glaube schon, dass ich ein Gespür für das Unscheinbare habe. Es müssen nicht immer die spektakulären Bilder sein, wie Du sagst. Natürlich neigt man dazu spektakuläre Szenen zu fotografieren. Ich tue es zumindest auch. Zumeist auch um anderen damit zu gefallen oder Bilder für meinen Kalender zu „produzieren“. Aber oftmals sehe ich auch größere Szenen, die meine Seele ansprechen. Das sind Bilder, die ich niemals bei einem Wettbewerb einreichen könnte, die auch viele andere Betrachter ratlos zurück lassen. Will sagen, aus meiner Sicht muss es nicht immer das unscheinbare Detail sein, es kann genauso gut das unscheinbare Ganze, das Alltägliche sein, was mich anspricht.

    Liebe Grüße
    Stefan

    • Lieber Stefan,

      vielen Dank für deinen Kommentar – ich schätze es sehr, dass du dir die Zeit genommen hast, so differenziert zu antworten und auch deine Perspektive einzubringen.

      Du hast absolut recht: Achtsame, bewusste Fotografie lässt sich nicht auf kleine Dinge oder Makros beschränken. Es kann genauso das „unscheinbare Ganze“ sein, das uns berührt – eine sanft geschwungene Waldlichtung, das Spiel des Lichts in einer offenen Landschaft, die stille Weite eines Himmels. Ich sehe darin gar keinen Widerspruch, sondern eher eine unterschiedliche Ausprägung desselben inneren Zugangs.

      Der Artikel ist aus einer sehr konkreten Erfahrung heraus entstanden. Ich war mit einer kleinen Fotogruppe auf den Magerrasenwiesen auf Rügen (einer meiner Lieblingsorte) unterwegs – es war ein strahlend schöner Sommertag, aber die Landschaft wirkte auf den ersten Blick eintönig. Einige Teilnehmer sagten: „Hier ist ja gar nichts. Was sollen wir hier fotografieren?“

      Genau das war der Moment, der mich nachdenklich gemacht hat. Wir haben uns schließlich mitten auf die unscheinbare Wiese gesetzt – keine spektakulären Berge, kein dramatisches Licht. Und plötzlich öffnete sich eine Welt: Millimetergroße Schnecken, vertrocknete Blüten, Lichtspiele auf den Halmen, flirrende Insekten. Aus dem vermeintlichen Nichts entstand etwas sehr Lebendiges. Niemand sagte mehr: „Hier ist ja nichts.“

      Das war für mich ein Schlüsselmoment. Nicht, weil ich nur noch kleine Dinge fotografieren möchte – sondern weil ich gemerkt habe, wie viel in der Wahrnehmung liegt. Ob Detail oder Weite, Klein oder Groß – entscheidend ist für mich die Tiefe der Beziehung, die wir zu dem entwickeln, was wir sehen.

      Deshalb: Danke für deinen Impuls. Ich sehe ihn nicht als Widerspruch, sondern als eine wertvolle Ergänzung. Es freut mich, dass du diesen Zugang für dich gefunden hast – und ich bin sicher, dass viele deiner „ratlos machenden“ Bilder genau das tragen, was wirklich berührt: Seele.

      Herzliche Grüße
      Jana

Peter Roskothen - Journalist für Fotografie, Fotograf, Fototrainer

Willkommen bei *fotowissen sagt Peter Roskothen im Namen aller Autoren.

Suche nach Kategorien

Beiträge letzte 30 Tage

Paypal Schenkung für *fotowissen

SD-Speicherkarte

Schnelle 64GB Speicherkarte
Bericht hierzu >>

SanDisk Extreme PRO 64 GB SDXC-Speicherkarte bis zu 300 MB/Sek, UHS-II, Class 10, U3
SanDisk Extreme PRO 64 GB SDXC-Speicherkarte bis zu 300 MB/Sek, UHS-II

Tipp: Diese SD-Karte ist für schnelle Kameras oder schnelles Auslesen am Rechner super.

Professionelle Bildbearbeitung ohne Mietkosten

DxO Bundle

Kameragurt und Handschlaufe zum Wechseln

Tipp: Zu oft war der Kameragurt im Weg und ich konnte ihn nicht mal schnell mit einer Handschlaufe ersetzen. Mit Peak Design kann ich prompt an allen meinen Kameras entweder eine Handschlaufe, oder einen zweiseitigen Kameragurt anbringen.

*fotowissen Autorinnen und Autoren

Die *fotowissen Autoren

Weltweiter deutscher Online Fotokurs

Individueller Online-Fotokurs für jeden, der gerne fotografiert:

Weltweiter deutscher Online Fotokurs Fotoschule Roskothen

Einfach informieren >>

Affiliate-Links, Werbung, Testberichte, Empfehlungen

Hinweis:
Diese Seite enthält externe Affiliate-Links und Werbung. Diese Links sind entweder mit einem Einkaufswagen-Symbol oder mit einem *-Symbol gekennzeichnet. Falls Sie sich entscheiden, ein Produkt über unsere Seite zu kaufen, erhalten wir eine kleine Provision, welche hilft, diese Webseite zu finanzieren. Aber: Wir nehmen niemals Geld für positive Bewertungen und äußern immer unsere eigene, kritische Meinung.
Erfahren Sie mehr …

Amtliches Stativ

Dieses Fotostativ ist groß, verhältnismäßig leicht und vor allem sehr preiswert:

*fotowissen Test K&F Stativ SA254T1

Stativ Testbericht

Auf dem Laufenden bleiben und wertvolle Fototipps erhalten:

Bleiben Sie auf dem Laufenden, indem Sie unseren wöchentlichen

Newsletter abonnieren >>