Erinnert ihr Euch? Auf die Frage, ob es auf den Äußern Hebriden auch eine Isle of North Uist (INU) gibt, hatte ich mit ja geantwortet. Da sind wir nun, auf dem Weg zur Isle of North Uist. Diesmal brauchen wir keine Fähre, sondern überqueren mehrere Dämme. Natürlich, wie sollte es anders sein … es regnet. Nein, es regnet nicht, es schüttet aus allen Kübeln. So langsam sind wir des Regens doch ein wenig überdrüssig! Nachdem gestern Abend noch die Sonne so schön schien, hatten wir doch die Hoffnung, es geht aufwärts. Doch ein Blick aus dem Fenster zeigt uns genau das Gegenteil. Es regnet! Es regnet, als wir frühstücken, es regnet, als wir das Auto beladen und es regnet, als wir uns auf den Weg machen. Grau, dunkel grau, ohne einzigen Sonnenstrahl, kein Licht am Horizont … alles grau. Nach und nach lassen wir einen Besichtigungspunkt nach dem nächsten ausfallen. Es macht einfach keinen Sinn, solange es in Strömen regnet.
Ok, eine Ausnahme haben wir gemacht, als wir uns verfahren haben. Da stehen wir plötzlich auf einem Hinterhof einer, ich vermute es zumindest, Fischfabrik. Hier liegen Jakobsmuscheln, solche Mengen habe ich noch nie gesehen. Hier sind sie augenscheinlich einfach ein Abfallprodukt. Das müssen wir fotografisch festhalten. Also schnell raus aus dem Auto und ein paar Fotos gemacht. Wie ihr sehen könnt, alles ist sofort nass! Es sind wirklich nur Schnappschüsse. Selbst die Schafe, die sonst eher stoisch dem Regen trotzen, quetschen sich schutzsuchend an einen Findling.
Inhaltsverzeichnis
Äußere Hebriden – Teil 4 – Isle of Grimsay
Langsam wird der Regen schwächer, so dass wir uns dazu entscheiden, unseren nächsten Besichtigungspunkt einfach mal in Angriff zu nehmen. Schließlich sind wir nicht aus Zucker und die Regenhülle für die Kamera möchte auch endlich mal eingeweiht werden.
Da stehen wir also, sowohl wir als auch unsere Kameras sind regensicher eingepackt und machen wir uns auf den Weg zur wohl ersten Universität Schottlands, des Teampall na Trianaid oder Trinity Temple. Im 13. Jahrhundert soll dieses Zentrum des Wissens gegründet worden sein. Auch der berühmte Philosoph Dun Scotus soll hier gelernt haben. Doch all dies konnte auch auf North Uist nicht der Reformation entgehen und so wurde der Tempel niedergebrannt und damit ging das Wissen verloren. Dennoch wurde im Tempel weitergelehrt, bis sie nach der Niederlage von Culloden immer bedeutungsloser wurde. Erste Gebäude stürzten ein und erst 2011 begann man mit der Restaurierung der Ruine.
Schon der Weg ist ein Erlebnis! Neben uns erstreckt sich ein Feld mit blühenden gelben Iris – wunderschön! Bald sehen wir auch schon die Ruine und haben von dort einen – leider recht regenvergangenen – Ausblick auf die vielen kleinen Inseln vor der Küste.
Leider gibt die Ruine nur einen kleinen Eindruck von der Wichtigkeit dieses Ortes, dennoch ist es ein schöner Spaziergang.
Schottland Äußere Hebriden – Teil 4 – Isle of North Uist (INU) – Teampall na Trianaid
Doch nun sind wir durchgefroren und nass und machen uns auf die Suche nach unserem B&B. Das ist auf den Western Isles, wie die Äußeren Hebriden ebenfalls genannt werden, gar nicht immer so einfach und so dauert auch unsere Suche doch einige Zeit. Das gibt uns aber immer wieder die Möglichkeit einen kurzen Stopp an kleinen Parkplätzen einzulegen. Tatsächlich wird es immer heller und heller und dann stellen wir fest, dass wir bereits zweimal am B&B vorbeigefahren sind. Wir stellen uns dem Wächter auf der Straße, der uns gnädig den Weg freigibt, auch ohne Wegzoll zu zahlen ;-)
Isle of North Uist
Unser B&B liegt irgendwo mitten im Nirgendwo. Wunderschön und herrlich still! Unser Gastgeber schickt uns erstmal zum nächsten Strand. Wir sind übrigens jetzt auf der Isle of Baleshare, die mit einem Damm mit North Uist verbunden ist. Die knapp 9km² große Insel hat einen wunderschönen Strand, den wir ausgiebig für einen sonnigen (!), dafür aber extrem windigen Spaziergang nutzen.
Kilometerlang zieht sich der Strand und wir sind allein, wenn man von den Schafen und Möwen absieht. Könnt ihr sehen wie der Sand glitzert? Sind die Farben des Meeres nicht beeindruckend? Einfach wunderschön! Davon, dass endlich mal wieder die Sonne scheint, möchte ich gar nicht reden ;-)
Unsere Idee, auf dem Weg zum Abendessen den Cairn (Steinhügel) Barpa Langais zu besuchen, klappt leider nicht. Wir haben uns mit der Fahrzeit etwas verschätzt und können daher nur ein Foto vom Parkplatz machen.
INU – Barpa Langais
Wir können es kaum glauben, aber nach dem Abendessen scheint immer noch die Sonne. Nun stellt sich uns die Frage, wollen wir zurück zum Barpa Langais oder doch lieber nochmals den Teampall na Trianaid besuchen? Wir entscheiden uns für den Teampall na Trianaid und im Sonnenlicht wirkt die Ruine und die Landschaft ganz anders.
INU – Teampall na Trianaid
Zwischen den Regenfotos und Sonnenfotos liegen sechs Stunden. Kann man kaum glauben, oder?
Den Rest des Abends genießen wir ganz entspannt in unserem B&B mit einer tollen Aussicht auf den Sonnenuntergang.
Isle of Baleshare
Ein neuer Morgen bricht an. Es ist noch ein wenig grau vor dem Fenster, aber trocken! Das lässt hoffen :-)
Heute haben wir den ganzen Tag Zeit, um uns die Isle of North Uist anzuschauen. Unser Weg führt uns über Lochmaddy, wo wir uns das Taigh Chearsabhagh Museum & Arts Centre (Link) anschauen, zur Isle of Berneray. Natürlich nicht, ohne nicht zwischendurch an schönen Stellen bzw. dort, wo die Möglichkeit besteht zu parken, anzuhalten. Dazu noch ein paar Worte. Viele der Straßen auf den Äußeren Hebriden sind Single Track Roads. D.h. beide Fahrtrichtungen teilen sich eine Spur und in entsprechenden Abständen gibt es Passing Places, Ausweichstellen. Diese sind nicht dafür gedacht, um dort zu parken. Auch auf den kleinen Inseln herrscht Verkehr und auch dort muss mal ein Krankenwagen oder Arzt im Notfall durch. Das Freihalten der Passing Places kann also überlebenswichtig sein. Daher, bitte nicht parken! Die Einheimischen werden es danken!
Isle of North Uist
Die Isle of Berneray ist gerade mal etwas über 10km² groß, aber bietet dafür einen wunderschönen Strand. Unser eigentliches Highlight ist jedoch ein kleiner Parkplatz, von man die Seehunde in der Bucht beobachten kann und somit relativ nah herankommt. Dieser heißt auch lustiger Weise, Seal Viewing Point Parking. Hier scheint der Name Programm zu sein!
Natürlich haben wir auch nicht die bekannteste Wetterstation Schottlands ausgelassen, den Forecasting Stone am Berneray Shop & Bistro :-)
INU – Isle of Berneray
Über den Damm geht es wieder zurück auf die Isle of North Uist und wir machen einen Halt am Dun an Sticir. Der erste Broch (eisenzeitlicher Turm) entstand um ca 500 v. Chr. Natürlich wurde er im Laufe der Zeit häufiger umgebaut. Heute ist es nur noch eine schwer zu erkennende Ruine. Zugang erhält man bei Niedrigwasser über einen Damm. Wir würden uns derzeit jedoch nasse Füße holen!
INU – Dun an Sticir
Wir folgen der Straße, vorbei an Blackhouses, dem traditionellen Haustyp auf den Hebriden, durch die Rush-Hour, erreichen wir den Scolpaig Tower.
Auf einer kleinen Insel mitten in einem See steht dieser georgianische Turm – ohne Sinn und Zweck. Nun, das stimmt nicht ganz. Während der Highland Clearances (Vertreibung der Bauern in den Highlands, um das Land für die Schafszucht nutzen zu können) herrschte mal wieder eine Hungerwelle, auch auf North Uist. Alexander MacLeaod, Mediziner und Verwalter eines Gutes auf der Insel, ließ den Turm errichten, um den Menschen Arbeit zu geben.
Isle of North Uist
Auf unserem weiteren Weg über North Uist stoßen wir auf eine Überraschung. Remote Radar Head Benbecula steht auf einem Schild. Das hört sich interessant an und so folgen wir der engen Straße den Berg hinauf. Da wir unsicher sind, ob wir die Radar Anlage fotografieren dürfen oder nicht, lassen wir es einfach bleiben. Im Gegensatz zu der Aussicht ist sie eh eher nichtssagend ;-)
INU – Remote Radar Head Benbecula
Unser nächster Stopp ist das Balranaid Nature Reserve. Eine nette kleine Ausstellung befindet sich in dem von Walknochen bewachten Gebäude. Der Strand und die Machair locken, aber irgendwie ist uns nicht nach einem langen Spaziergang. Wir bräuchten eher ein wenig Verpflegung, daher fahren wir weiter und geraten in die nächste Rush-Hour.
INU- Balranaid Nature Reserve
Doch wir erreichen unser Ziel, die Langass Lodge, schon bald. Auf dem Gelände befindet sich der Steinkreis Pobull Fhinn und wir möchten niemanden verärgern, indem wir hier einfach parken und potenziellen Gästen den Parkplatz wegnehmen. Außerdem kommt uns die Pause gerade recht und ein Blick in die Speisekarte lässt uns umplanen. Von einer kleinen Pause wechseln wir direkt zum Abendessen. Die Wartezeit verbringen wir – bei Regen – in der gemütlichen Bar und genießen danach ein sehr gutes Abendessen. Fisch gestärkt können wir im Anschluss bei Sonnenschein (!) nun den Spaziergang zum Pobull Fhinn auf uns nehmen. Das Wetter zeigt sich wirklich von seiner schottischen Seite, Regen und Sonnenschein wechseln sich ab und von einem auf den anderen Augenblick, verändert sich dadurch die Lanfschaft komplett.
INU – Pobull Fhinn
Leider ist der Steinkreis ein wenig zugewuchert, aber schön ist der Flecken dennoch!
Auf dem Rückweg aber, ereilt uns nach einem fast komplett trockenen Tag das Schicksal. Das Schicksal in Form eines Regenbogens! Zum Glück haben wir die Möglichkeit anzuhalten und Fotos zu machen. Die Farben sind einfach unglaublich und die Ecke einfach perfekt mit dem Häuschen, das in den letzten Sonnenstrahlen geradezu leuchtet. Atemberaubend!
Isle of North Uist
So schnell, wie der Regenbogen aufgetaucht ist, so schnell ist er auch wieder verschwunden. Immer wieder zeigt sich ein kleines Stückchen und dann ist er wieder verschwunden. So halten wir auf dem Weg ins B&B noch einige Male, aber so toll wird er einfach nicht mehr.
Den restlichen Abend genießen wir in unserem B&B, wo wir morgen schon wieder unsere Zelte abbrechen müssen. Es geht dann weiter mit der Fähre zur Isle of Lewis and Harris und wir sind sehr gespannt, denn für viele ist dies der schönste Teil der Äußeren Hebriden. Ich werde berichten, ob es dort wirklich so viel schöner ist!
Die ersten Teile meiner Serie zu den Äußeren Hebriden, der Isle of Barra, findet ihr hier und über die Isle of Eriskay hier und über die Isle of South Uist hier.
Noch ein paar Worte in eigener Sache: Bitte tut mir den Gefallen und schaut Euch die Bilder in groß an. Ein Klick auf das Bild öffnet die Galerie. Nicht, dass meine Bilder so toll wären, aber es würde der tollen Landschaft Schottlands und der Western Isles, wie die Äußeren Hebriden auch genannt werden, nicht gerecht werden, wenn man sie nur in der kleinen Vorschau sehen würde! Danke!
Übrigens: Mehr Berichte über Schottland werden auch unter dem Artikel noch angezeigt. Wer also Lust hat, darf dort gerne ein wenig stöbern! Viel Spaß!
Wie immer würde ich mich über Kommentare, Anregungen und/oder Kritik sehr freuen. Danke!
© Britta Dicken schreibt zum Thema: Schottland/Äußere Hebriden – Teil 4 – Isle of North Uist
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Liebe Britta,
stimmt du hast Recht. Man sollte sich die Bilder in Großvormat ansehen. Verstehe Deine Liebe zu Schottland. Bin mit Motorrad vier mal durch die Highlands und auf die Inseln gefahren. Einmal sogar mit Fahrrad, aber da war ich noch jünger.
LG Georg
Lustig, dass Du das erwähnst, lieber Georg. Ich glaube, ich habe es bisher noch gar nicht erwähnt. Auf den Äußeren Hebriden waren sehr viele Fahrradfahrer unterwegs, meist mit Zelt und schwer bepackt. Ist mir in Schottland sonst eher selten aufgefallen, dass die schiere Menge auf den Inseln schon sehr interessant war.
Schottland ist mein Herzensland, so dass es auch dieses Jahr wieder für einen kleinen Abstecher dorthin geht. Die Highlands sind sicherlich ein Highlight, vor allem landschaftlich, aber ich mag auch die Borders sehr gerne. Ich glaube, wenn das Fotomaterial es hergibt, kommt irgendwann auch über die Border-Abbeys ein Artikel.
LG
Britta
Hallo Britta,
deine interessanten Fotoberichte sind wie ein Zeichen. Wir haben schon einiges gelesen und auf Karten markiert, aber deine sehr stimmungsvollen Fotos machen die Vorfreude auf das Gelesene perfekt. Wir sind im Juni auf Lewis, Harris mit Abstecher nach Uist, Eriskay und St. Kilda; fahren dann über Skye zurück. Ich würde mich als anspruchsvollen Amatuerfotograf beschreiben. Wir freuen uns sehr auf die wilde rauhe Natur, das Licht und die Menschen. Wir durften schon einige tolle Gegenden in Schottland kennenlernen – erstmals wird uns unser Border Terrier begleiten, der sich in ’seiner Heimat‘ sicher sehr wohl fühlen wird.
Viele Grüße Roland
Lieben Dank, Roland!
Mein Neid wird Euch begleiten, ebenso wie die guten Wünsche für besseres Wetter und ich drücke Euch ganz fest die Daumen, das Euer Tripp nach St. Kilda klappt ;-) Selbst ich konnte beim schreiben das Jammern über den Regen kaum noch selber lesen.
Wenn ihr noch ein schöne Flecken zum Fotografieren braucht, auch auf Skye, schaut mal nach diesem Buch:
https://www.fotowissen.eu/photographing-scotland-buchrezension/
Eines der bestens, das ich je über Schottland gelesen habe. Für den ambitionierten Fotografen unverzichtbar!
Ansonsten habe ich schon einige Berichte, ebenfalls auch über Skye und das ein oder andere das auf dem Weg liegt, geschrieben. Wenn Du in der Suchleiste Schottland eingibst, dürfte einiges zu finden sein und mehr ist in Arbeit! Die Isle of Lewis and Harris kommt als nächstes, daran arbeite ich noch.
Die Schotten sind Hundenarren und Euer Kleiner wird sich bestimmt in seiner Hundeheimat sehr wohl fühlen!
Berichte doch nach Deiner Reise mal – gerne mit ein paar Fotos – wie es bei Euch war!
LG
Britta
Ich empfehle einen Abstecher nach northon, dort findet man das Croft 36, ein kleines Häuschen, in dem Suppe, brot, Pasteten und curries verkauft werden.bitte abgezähltes Geld mitbringen oder großzügig spenden, die Kasse besteht aus einer kleinen Holzkiste.
Hallo Dagmar,
ich befürchte, Dein Kommentar ist unter dem falschen Beitrag gelandet. Northon gehört zur Isle of Harris. Aber dennoch lieben Dank für den Hinweis.
Bis nach Northon sind wir leider nicht gekommen. Basiert das Croft auf Honesty Box Basis? Die haben wir auf den Äußeren Hebriden sehr häufig gefunden.
LG
Britta
Liebe Britta,
ich bin beeindruckt von den Bildern. Die Vielzahl der Inseln kann einen schon verwirren. Vielen Dank für Deinen langen und bilderreichen Bericht.
LG Bernhard
Hallo Bernhard,
ja, die Anzahl der Inseln – und ich erwähne ja nur die Größeren – kann wirklich verwirren. Ein Blick auf eine Karte hilft da sehr. Ich hatte bei der Planung auch immer eine Karte neben mir liegen, damit ich mich nicht verplane ;-)
Aber keine Bange, es kommt „nur“ noch eine große Insel. Dann bin ich mit meiner Reihe über die Äußeren Hebriden leider auch schon am Ende angekommen. Und weil die Isle of Lewis and Harris so groß ist, gibt es darüber gleich zwei Teile.
LG
Britta