Ich hatte Euch ja bereits von unserer Tour zu den Äußeren Hebriden erzählt. Die kleine Inselkette im Atlantik die zu Schottland gehört. Vom Festland sind wir mit der Fähre zur Isle of Barra gefahren. Nun steht an die nächste Fährfahrt an. Diesmal von der Isle of Barra zur Isle of Eriskay. Leider regnet es schon seit dem vorherigen Tag, so dass die Welt um uns herum im Grau versinkt. Dementsprechend ist die Überfahrt kalt und nass und es gibt, außer ein paar Seehunden, leider nicht viel zu sehen.
Inhaltsverzeichnis
Fähre von Barra nach Eriskay
Wir legen auf der Isle of Eriskay an. Eine der kleinesten der bewohnten Inseln der Äußeren Hebriden mit gerade mal 7 km². Direkt neben uns liegt der Coilleag a’Phrionnsa oder Prince’s Beach, zu Deutsch: Strand des Prinzen. Normalerweise ein wunderschöner Anblick, wenn wenigstens ein Hauch von Sonne zu sehen wäre. So bliebt uns nur ein kurzer Blick auf diesen bedeutsamen Strand. Was macht den Strand so bedeutsam? Der Name sagt es schon, denn 1745 landete Bonnie Prince Charlie hier und betrat erstmals schottischen Boden. Dies gipfelte im 2. Jakobitenaufstand, der knapp ein Jahr später sein trauriges Ende in der Schlacht von Culloden fand.
Äußere Hebriden – Teil 2 – Isle of Eriskay – Coilleag a’Phrionnsa
Bevor wir jedoch, im strömenden Regen, die Isle of Eriskay weiter erkunden, kehren wir erstmal im Am Politician, dem einzigen Pub/Restaurant der Insel, ein. Das ist die erste Besonderheit des Pubs. Die zweite Besonderheit sind zwei Flaschen, die dekorativ auf der Theke stehen und die wir auch fotografieren dürfen. Flaschen? Nicht irgendwelche Flaschen, sondern Whisky-Flaschen. Diese sind in Schottland, dem Land des Single Malt Whiskys nun auch nichts Besonderes, doch diese stammen von der SS Politician. Das Dampf-Frachtschiff lieg am 05.02.1941 vor der Insel auf Grund. Natürlich hat sich diese Neuigkeit wie ein Lauffeuer über die Insel verbreitet und die Bewohner haben die Ladung, nennen wir es mal, gesichert. Da der Whisky in Kriegszeiten rationiert war, wie viele andere Güter, waren die unverzollten Flaschen sozusagen ein Geschenk des Meeres. Natürlich waren die Zollbehörden davon wenig begeistert und schickten einen Zollbeamten nach Eriskay, der der „Bergung“ Einhalt gebieten sollte und natürlich auch die Reste des Whiskys sicherstellen sollte. Die Bevölkerung war davon wenig begeistert und sehr erfinderisch, was die Verstecke der Flaschen anging. Schließlich wussten sich die Zollbeamten nicht mehr anders zu helfen und sprengten das Wrack in die Luft. Doch auch heute noch tauchen immer mal wieder Flaschen auf. Entweder waren sie besonders gut versteckt oder sie werden an Land gespült.
Isle of Eriskay – Am Politician
Wir nutzen die Gelegenheit die Flaschen zu fotografieren und einen Tisch zu reservieren, bevor wir wieder in den strömenden Regen hinausgehen und uns die Insel ein wenig weiter anzuschauen. Es macht übrigens durchaus Sinn, sich frühzeitig um einen Platz zum Abendessen zu bemühen. Das Am Politician ist nämlich leider die einzige Gelegenheit auf der Isle of Eriskay! Alternativ bliebe ansonsten nur noch der Weg zur nächsten Insel oder ein Sandwich aus dem winzigen Supermarkt der Insel.
Die Isle of Eriskay mit knapp 150 Bewohnern ist deutlich rauer als die Isle of Barra. Doch selbst hier, im grauen Licht des Regentages, leuchtet das Meer in einem wunderschönen Türkiston. Wer glaubt bei solchen Bildern schon, dass wir in Schottland sind. Ach, ich vergaß, die Regenwolken. Natürlich sind wir in Schottland :-)
Isle of Eriskay – Aussicht
Neben dem Am Politician gibt es nur noch eine weitere Sehenswürdigkeit, die St Michael’s Church. Die 1903 erbaute Kirche steht ganz im Zeichen des Meeres, so wird der Altar durch einen Schiffrumpf getragen. Außergewöhnlich ist auch die Kirchengloche, vor dem Gebäude, die die Aufschrift „SMS Derfflinger“ trägt. Die SMS Derfflinger gehörte zu den Schiffen die sich in Scapa Flow/Orkney selbst versenkten. Ein Teil der Schiffe wurde später geborgen, so auch die SMS Derfflinger und so kam eine ihrer Glocken auf einen Schrottplatz. Dort wurde sie vom Pfarrer für die Kirche erworben.
(An dieser Stelle übrigens vielen Dank von Stephan Goldmann von myhighlands.de, der neben einem ausgezeichneten Reiseführer zu den Äußeren Hebriden auch eine tolle Website über Schottland betreibt. Ohne ihn wäre ich an der unpassenden Aufschrift der Glocke wahrscheinlich verzweifelt.)
Wenn ich übrigens von nur noch einer weiteren Sehenswürdigkeit spreche, dann sind damit Bauwerke gemeint. Die Isle of Eriskay ist ansonsten eine große Sehenswürdigkeit. Die Landschaft ist einfach traumhaft.
St Michael’s Church
Die St Michael’s Church liegt auf einem Hügel, so dass wir einen sehr nassen Rundumblick erhalten. Sonne ist nicht in Sicht, dafür wird der Regen dichter und dichter und beschließen spontan den Aufstieg zum Beinn Sciathan, dem mit 185 Meter höchsten Berg der Insel, doch lieber ausfallen zu lassen. Zudem können wir noch nicht einmal seinen Gipfel sehen. Alternativ nutzen wir den Damm zur Nachbarinsel Isle of South Uist und besuchen das Kildonan Museum. Davon werde ich dann berichten, wenn ich über die Isle of South Uist berichte.
Bald ist es dann auch schon Zeit zum Am Politician zum Abendessen zu gehen. Da unser B&B nicht weit entfernt liegt und es tatsächlich fast aufgehört hat zu regnen, lassen wir das Auto stehen und machen einen Spaziergang.
Man mag es nicht glauben, aber tatsächlich kommt auf dem Rückweg die Sonne hinter den Wolken hervor. Trocken und kaum noch Wind verführen uns auf dem Rückweg, jede kleine Bucht auf dem Weg mitzunehmen und die Sonne zu genießen. Wer weiß, wie lange das gute Wetter Anfang Juni (!) auf den Äußeren Hebriden anhält?
Abendspaziergang
Tatsächlich ist es so, wie wir es uns schon gedacht haben. Gerade, als wir zum – wirklich späten – Sonnenuntergang nochmals mit dem Stativ nach draußen wollen, da holt er uns wieder ein, der Regen. So macht es keinen Spaß! Und leider sieht es am nächsten Morgen auch nicht besser aus.
Schade, uns hat die Isle of Eriskay gut gefallen, doch es geht nun weiter auf die nächste Insel, die durch den Eriskay Causeway verbunden ist, die Isle of South Uist.
Isle of Eriskay – Causeway zu Isle of South Uist
Wir halten extra nochmals am Causeway, dem Damm, der die beiden Inseln verbindet. Doch von den Ottern, vor denen „gewarnt“ wird, sehen wir leider nichts. Hätte nicht gedacht, dass sie so wasserscheu sind ;-)
Im nächsten Teil werde ich Euch von der Isle of South Uist berichten und ob wir tatsächlich nochmals die Sonne zu sehen bekommen. Meinen Bericht zur Isle of Barra, dem ersten Teil meiner Serie über die Äußeren Hebriden in Schottland, findet ihr übrigens hier.
Noch ein paar Worte in eigener Sache: Bitte tut mir den Gefallen und schaut Euch die Bilder in groß an. Ein Klick auf das Bild öffnet die Galerie. Nicht, dass meine Bilder so toll wären, aber es würde der tollen Landschaft Schottlands und der Western Isles, wie die Äußeren Hebriden auch genannt werden, nicht gerecht werden, wenn man sie nur in der kleinen Vorschau sehen würde! Danke!
Übrigens: Mehr Berichte über Schottland werden auch unter dem Artikel noch angezeigt. Wer also Lust hat, darf dort gerne ein wenig stöbern! Viel Spaß!
Wie immer würde ich mich über Kommentare, Anregungen und/oder Kritik sehr freuen. Danke!
© Britta Dicken schreibt zum Thema: Schottland/Äußere Hebriden – Teil 2 – Isle of Eriskay
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Einmalig, klasse!
Ich finde ja, dass die gesamte britische/schottische Landschaft erst so richtig gut rüberkommt, wenn das Wetter so ist, wie es nunmal meistens ist. Bild 15 + 40, beides der Friedhof, sprechen mich deutlich an. Hoffe, dass das kein schräges Karma bedeutet… ;-)
By the way: Kennst du die Fotos/website/Youtube-Kanal des englischen Fotogtrafen James R. Burns? Einer meiner Lieblinge, bei Interesse einfach mal schauen gehen…lohnt!
Dir einen feinen Restsonntag, herzlich grüßend, Dirk
Hallo Dirk,
nein, kein schlechtes oder schräges Karma. Ich mag die Friedhöfe auch, je älter, desto besser und davon gibt es in Schottland jede Menge!
Ich muss sagen, wir haben einfach Pech gehabt mit dem Wetter. Wären wir zwei Wochen früher gefahren, hätten wir die ganze Zeit strahlenden Sonnenschein gehabt. Aber das ist Schottland und das Risiko geht man ein. Ich finde es insofern schade, weil häufig die Farben des Meeres so matt wirken. Im Sonnenlicht sind sie einfach umwerfend. Demnach werden die Fotos der Realität nicht wirklich gerecht.
Ja, aber ihn war ich auch schon einmal gestolpert, allerdings kannte ich bisher seinen Youtube-Kanal noch nicht. Danke für den Tipp!
Dir auch noch einen schönen Sonntag!
LG
Britta
Liebe Britta,
wunderschöne Bilder aus einer Ecke von Europa, wohin es mich wohl nie verschlagen wird. Deshalb vielen Dank für das Zeigen der Bilder.
LG Bernhard
Sehr gerne, Bernhard. Aber ich halte es da wie James Bond … Sag niemals nie!
LG
Britta