Pro und Contra FotoWissen Stativ Urlaubsfotografie und Reisefotografie

Pro und Contra Stativ in der Fotografie

Dirk Trampedach und Peter Roskothen schreiben Pro und Contra Stativ. Zwei Meinungen zur Stativ-Nutzung:

Stativ Pro und Contra - Zwei Fotografen diskutieren

Es existieren die unterschiedlichsten Stative für Fotografen. Einbeinstative, Produktstative (Säulenstative), Ministative und die bekannten Dreibeinstative. Wir reden heute meist über das Dreibeinstativ. Viele Artikel zum Thema Stativ finden Sie auf *fotowissen. Ein Link ist unten am Ende angegeben:

Pro und Contra Stativ für Fotografen

Pro Stativ

Dirk TrampedachDie Meinung von Dirk Trampedach

 

Grundsätzliches zum Stativ

Meiner Auffassung nach ist das Verwenden eines Stativs in ganz vielen Anwendungsfällen sicherlich eine Glaubenssache. Die einen mögen es, und die anderen eben nicht. Man muß es also nicht zwingend nutzen, auch wenn man könnte. Wahrscheinlich mag auch die Mentalität, oder die eigene Philosophie eine Rolle spielen, die dazu führt, Fotografie vom Stativ aus zu bevorzugen. Für mich ist das Stativ allerdings nicht nur ein nützliches Werkzeug, sondern auch der Garant dafür, mir bei der Auswahl meiner Standorte noch etwas mehr Gedanken zu machen, als ich das sowieso tue. Mit Stativ nehme ich mir unweigerlich mehr Zeit, denn die braucht es dazu. Ich benutze sicher nicht permanent ein Stativ, aber schon deutlich öfter, als es vielleicht streng genommen nötig wäre. Das Prozedere ist Teil von allem. Alleine beim Aufklappen des Dreibeins stelle ich fest, dass ich unabgelenkter werde, mich schon aus der Restwelt verabschiede, und zu konzentrieren beginne. Das hat etwas Rituelles.

Anwendungen Stativ

Ein Sta­tiv macht völlig unabhängig von allen denkbaren Lichtverhältnissen. Und rein rational betrachtet, macht Fotografieren vom Stativ immer dann Sinn, wenn man ein Genre bedient, oder Umstände vorfindet, oder mit Methoden belichtet, in denen es ohne Stativ nun mal eben nicht geht. Als Beispiele dafür möchte ich nennen: Aufwändige Landschaftsfotografie, Fotografie bei Nacht, Langzeitbelichtung, oder diese auch unter zusätzlicher Verwendung diverser Filter. Wer gegebenenfalls einmal bei nicht ganz so guten Bedingungen mit aufgestecktem Verlaufsfilter und einer gewünscht längeren Belichtung ohne Stativ versucht hat, den gewählten Bildausschnitt exakt zu fixieren, den Filter auf Linie zu halten, und nicht alles zu verwackeln, wird wissen, was ich meine. Der Bildstabilisator scheidet da als gute Alternative eher aus. Benutzt man noch einen Neutraldichtefilter, ist das Stativ absolut unumgänglich. In der Möglichkeit, vom Stativ aus mit meistens viel niedrigeren ISO-Werten fotografieren zu können, liegt außerdem der Garant für eine wesentlich höhere Bildqualität. Ein weiterer sinnvoller Anwendungsfall ist die Panoramafotografie. Das dafür nötige Schwenken geht vom vorher top ausgerichteten Stativ aus deutlich einfacher und verbindlicher. Und selbst bei der Makro-Fotografie, wo teilweise nur wenige Millimeter an Bewegung für Unschärfe sorgen, kann ein perfekt ausgerichtetes Stativ goldwert sein.

Auswahl

Ein billiges, minderwertiges Stativ ist im überwiegenden Fall schlechter, als keins! Die heutigen Stative im Preissegment ab etwa 150,- bieten mittlerweile allerdings eine Qualität, die dem Großteil aller gemäßigten Einsätze genügt. Von daher ist das Verhältnis Preis/Leistung auch ein Argument dafür, doch über eine Anschaffung samt vorteilhaftem Nutzen nachzudenken. Ein paar sehr hilfreiche Beiträge dazu hast du ja auch hier auf *fotowissen im Angebot!

Kreativität

Mit einem Stativ zu fotografieren, kann motivierend wirken. Es steigert den eigenen Anspruch, und damit auch die eigenen Möglichkeiten, ein Foto kontrollierter, unzufälliger, und vielleicht auch perfekter hinzubekommen. Durch das eher lang­sa­me Arbei­ten mit dem Sta­tiv wird die Fotografie ent­schleu­ni­gt. Das bringt mit sich, genau­er hin­zu­se­hen und aus­zu­wäh­len. Kurzum, das Fotografieren selbst wird selektiver. Weiterhin lässt sich ein einmal eingestelltes Motiv vom Stativ aus zigmal exakt gleich fotografieren. Zwei Anwendungsbeispiele: Wenn man mit verschiedenen Filmsimulationen dasselbe Foto machen möchte, oder aber mit diversen Blendenwerten den exakt gleichen Bildausschnitt mit völlig unterschiedlichen Schärfebereichen darstellen will.

Praxis

In einem ausgewählten Landschaftsbereich unterwegs, auf der Suche nach Motiven und Standorten, macht das Stativ (in kleinem Radius) beweglicher. Tatsache! Denn es ist wesentlich praktischer, die Kamera am Stativ montiert zu lassen, und das dann geschultert zu tragen, als die Kamera ohne Stativ entweder permanent in der Hand zu schleppen, oder je nach Rucksack oder Tasche, dauernd aus- und einzupacken. Als vorteilhaft empfinde ich auch die Möglichkeit, einen Objektivwechsel vorzunehmen, während die Kamera am Stativ ist. Man schwenkt den Body nach unten, damit nichts ins Innere fallen kann, und entnimmt mit der einen Hand das eine, und montiert mit der anderen Hand das andere Objektiv. Das geht blitzschnell, und ist sicher. Ein Stativ unterstützt auch die Geduld! Ist einmal alles aufgebaut und eingerichtet, aber Sonnenstand, Wolken oder sonstwas sind noch nicht optimal, dann läßt man es stehen und wartet halt. Und es ist auch einfach nur bequem, an einem langen Fototag spontan die Hände frei zu haben, Stativ Stativ sein lassen zu können, und mit einer Tasse Kaffee in der Hand einfach mal nichts zu machen, ohne erst vorher alles ablegen und einpacken zu müssen.

Fazit Pro Stativ / Motivation

Von ein paar speziellen Bereichen abgesehen (z.B. Street, Portrait, Sport…) gibt es meines Empfindens nach eher Argumente für, statt gegen ein Stativ. Und wer in Themenbereichen fotografiert, in denen ausschließlich ein Stativ bessere Fotos garantiert, der sollte es auch nutzen! Ob man darüber hinaus ein potentieller Stativ-Typ ist, für den der Umgang einfach “nur” bereichernd ist, das läßt sich leicht herausfinden. Stative kann man sich leihen, probiert es mal aus!

Contra Stativ

Fotograf Fototrainer Peter RoskothenDie Meinung von Peter Roskothen

 

Vorab / Prolog

Ich möchte voraus schicken, dass ich (Peter) nicht wirklich gegen die Nutzung eines Stativs bin. Ich nutze mehrere Stative regelmäßig und fotografiere mehr vom Stativ, als aus der Hand. Das hat Vorteile und Nachteile, die wir hier gegenüber stellen wollen. Daher nehme ich kurz die Rolle ein, gegen das Stativ zu sein. Nur zu diesem Zweck des Pro und Contra:

Schnelles Reagieren ohne Stativ

Ein Stativ erlaubt mir als Fotograf nicht so schnell zu reagieren. Das bedeutet, ich kann Motive verpassen, die mich sehr spontan ansprechen. Auf einer Hochzeit oder einer anderen Fotoreportage verbietet sich daher das Stativ, sehen wir mal von den gestellten Aufnahmen und vielleicht den elenden Gruppenfotos ab.

Freiere Perspektiven

Ich kann ohne Stativ viel freier durch den Sucher schauen und verschiedenen Blickwinkel einnehmen. Das können die meisten Fotografen mit einem Stativ nicht. Viel zu oft habe ich gesehen, dass Fotografen das Sativ immer auf derselben Höhe mit sich herumschleppen. Das liegt auch daran, dass es viel Aufwand ist, ein Dreibeinstativ von der Augenhöhe auf Kniehöhe oder Froschperspektive zu montieren. Diesen Aufwand scheuen die meisten Fotografen.

Gewicht unterwegs

Auch das Schleppen des Stativs ist vielen Fotografinnen (die ich in dem Begriff “Fotograf” immer einschließe) und Fotografen zu wider. Jeder möchte gerne so leicht und mobil wie möglich fotografisch unterwegs sein. Dazu gehört bei vielen Fotoausflügen kein Stativ.

Höhere ISO

Gegen das Stativ spricht auch die immer besser werdende Bildqualität bei höherer ISO. Manche Bilder wie Stillleben, Landschaftsfotos, Naturfotos ließen sich zwar mit niedriger ISO vom Stativ fotografieren, aber was spricht gegen 800 ISO? Was spricht heute gegen 1.600 ISO? Nur für Poster oder große Ausstellungen sind doch die niedrigen ISO wirklich von Nöten. Für Objekte die sich vor der Kamera bewegen ist sowieso eine Verschlusszeit von 1/200s, 1/500s oder kürzer nötig. Da benötige ich – mit Ausnahme von schweren Objektiven bei Sport, Action, Wildlife – kein Stativ. Diese Aufnahmen kann ich besser aus der Hand belichten.

Viele Digitalkameras haben heute einen Stabilisator im Objektiv (IS) oder im Body der Kamera (IBIS). Diese erlauben uns lange Verschlusszeiten aus der Hand zu nutzen. Damit entfällt bei ein bisschen Licht die Notwendigkeit eines Stativs.

Fazit Contra Stativ

In jedem Falle kann ich ein Motiv ohne Stativ besser erkunden und aus allen möglichen Perspektiven fotografieren. Das ist mit Stativ eine stundenlange Aufgabe und ob dann das Licht noch dasselbe ist? Auch die Schlepperei kann einem das Stativ vergällen. Für mich ist ein Stativ vor allem bei Makroaufnahmen, Produktaufnahmen, Architekturaufnahmen (gerade Linien mit Wasserwaage) von Nutzen.

 


Epilog von Peter Roskothen Pro Stativ:

Ich leite selbst bei der Smartphone-Fotografie in meinen Fotokursen zu der Nutzung eines Stativs an. Das Stativ macht die Auswahl des Standpunktes und Bildausschnittes viel bewusster, wie Dirk in seinem Artikel schon anmerkt. Die Achtsamkeit des Fotografen steigt ungemein. Damit steigt gleichzeitig die Aufmerksamkeit für gerade Aufnahmen. Für Mittelformatkameras war und ist (Ausnahme GFX 100) ein Stativ eine grundlegende Voraussetzung, da sie oft längere Verschlusszeiten nutzen und die hohe Auflösung ein Stativ erforderlich macht. Auch andere Kameras belichten vom Stativ die schärfere Aufnahme, als aus der Hand. Vergleichen Sie mal zwei Bilder in ähnlichem Ausschnitt (siehe unten), welche Sie vom Stativ und aus der Hand gemacht haben.  Sie werden sehen, dass das Foto vom Stativ in 90% der Fälle das schärfere ist. Das Thema Fokus-Stacking / Fokus-Bracketing ist gar nicht ohne Stativ möglich. Diese Fotos werden am schärfsten, weil Sie die schärfste Blende im Objektiv verwenden können. Ich sage also in den meisten Fällen (Ausnahme sind Reportagen, Straßenfotografie):

Ein klares Ja zur Nutzung des Stativs

Vergleich Foto aus der Hand (links) – Foto vom Stativ (rechts)

Fotografiert aus der Hand ohne Bildstabilisator und ohne StativVom Stativ fotografiert - schärfer als aus der Hand

Die gleichen Bilder in der Vergrößerung (Ausschnitt):

Fotografiert aus der Hand ohne Bildstabilisator und ohne StativVom Stativ fotografiert - schärfer als aus der Hand

Links: Fotografiert aus der Hand ohne Bildstabilisator und ohne Stativ – Rechts: Vom Stativ fotografiert – schärfer als aus der Hand

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© Dirk Trampedach und Peter Roskothen – Pro und Contra Stativ

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Geschrieben von:

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Dirk und Peter

Dirk Trampedach - Eine Geschichte, ein Bild, eine Stimmung. Erlebnisse, Schreiben und Fotografieren, das hängt für mich unmittelbar zusammen. Große Bereiche, denen ich mich widme, sind Reise, Natur, Landschaften, sowie Stories um klassische Automobile und deren Besitzer. Wer Zeit und Interesse hat, bisschen mehr über mich zu erfahren, ist herzlich eingeladen: www.dt-classics.de
Peter Roskothen - Ich bin Profi-Fotograf, Fototrainer ganz besonderer Fotokurse sowie Fachjournalist für Fotografie. Ich schreibe auf *fotowissen für Fotoamateure und ambitionierte Fotografen. Die Fotografie ist meine Passion. Ich liebe alle Fotogenre und fotografiere genauso begeistert, wie ich Fotokurse gebe.

5 Kommentare

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  • Ein Stativ gehört zur Grundaussüstung!
    Für normale Landschaftsaufnahmen ohne Graufilter, Belichtungsreihe oder Fokusstacking braucht man sicherlich kein Stativ ansonsten schon. Sucht man aber eine dynamische Perspektive kann ein Stativ hilfreich sein, aber nur in Verbindung mit einem Klappdisplay. Wenn die Kamera ziemlich weit unten ist, braucht man sich nicht ins feuchte Gras oder auf den matschigen Boden zu legen. Ich mache das dann so, dass ich mit dem Klappdisplay das Motiv anvisiere und gerade ausrichte und mit der App am Handy die Fokuspunkte auswähle oder verschiedene Belichtungen steuere.
    Ich kann das Stativ ins Wasser stellen oder auf einem Felsen auf dem ich mich nicht lange aufhalten will und mit dem Fernauslöser oder besser der app fotografieren. Auch in einem Wald kann es trotz guten Wetters, so dunkel sein, dass der Einsatz eines Statives unumgänglich ist.
    Es gibt einfach zuviele Situationen in denen man es benötigt.
    Natürlich versuche ich immer ohne Stativ zu fotografieren aber die Situationen in denen man eines braucht kommen häufiger als man denkt. Peter hat zwar recht, dass man bis ISO 1600 ohne grössere Rauschprobleme fotografieren kann aber der Dynamikumfang geht doch arg in den Keller. JPG Fotografen werden das nicht so sehr merken wie diejenigen, die RAW fotografieren. Ich mache z.B. keine Landschaften über ISO 400 aus diesem Grunde. Das Argument des Erkundens eines Motives finde ich nicht zielführend, ich erkunde Motive zunächst ohne das Stativ. Habe ich eine interessante Perspektive gefunden und das Licht stimmt, entscheide ich, ob das Stativ ran muss oder nicht. In der digitalen Fotografie kosten Probeaufnahmen nichts. :)
    Es kommt aber auch darauf an wofür man die Bilder verwenden will, sind sie eher dokumentarischer Natur kann man mit der ISO hoch und freihändig fotografieren, die Qualität reicht fürs Internet und die Zeitung dicke aus, anders sieht es bei künstlerischen, kreativen Bildern aus, die ich nachher noch in Photoshop aufwendig weiterbearbeiten will.
    So gesehen kann man eigentlich garnicht Pro oder Contra Stativ sein. Ein Stativ gehört zu jeder Fotoausrüstung dazu und sollte fast immer mitgeführt werden.

  • Im Zweifel eher mit Stativ!

    Man mag mich für einen Pedanten halten, aber mich hat noch kein Verwacklungsschutz in einer Kamera und oder einem Objektiv restlos überzeugt einem Stativ ebenbürtig zu sein – das grundsätzlich aus technischer Sicht insbesondere Schärfe und somit Auflösung betreffend.

    Ein viel wichtigerer Punkt indes ist die bewusste Achtsamkeit für den Bildaufbau unter Verwendung eines Stativs, wollte man wirklich fotografieren, statt “nur” zu knipsen.
    Den “rechten” Standort bzw. Blickwinkel grob mit der Kamera in der Hand ausgewählt, für jene, denen das fotografische Sehen noch nicht ins Blut übergegangen ist und dann das Stativ entsprechend einstellen, ist zwar etwas aufwendiger als sofort loszuschießen, dafür aber sind die Ergebnisse schärfe-/auflösungstechnisch überzeugender. Mit Übung und einem guten Stativ, hier meine ich in erster Linie dessen Bedienbarkeit/Flexibilität inklusive der Wechselplatte, sollte der Aufwand sich nach einiger Zeit relativieren.

    Ausnahmen sind Reportagen und lebendige Straßenszenen.
    Selbst für einen Großteil meiner Studio-“Charakter”-Portraitaufnahmen nutze ich nach wie vor noch immer lieber die Handauslösung, da ich noch kein schwebendes Galgenstativ gefunden habe, dass meinen Ansprüchen genügt. Solange das der Fall ist, werde ich auch weiterhin das Blitzlicht dem Dauerlicht vorziehen.

    Das sage ich, der ich der Bildaussage grundsätzlich einen wesentlich höheren Stellenwert einräume, als dem handwerklichen Know How.
    Wünsche allzeit Gut Licht
    .

  • Ein weiterer Aspekt, der gelegentlich für ein Stativ spriechen mag:
    Per App kann vom Smartphone aus — cave: Auslöseverzögerung — die Kamera erschütterungsfrei ausgelöst werden.
    Oder ein Auslösekabel verwenden, die Möglichkeiten sind je nach Kamerasystem unterschiedlich.

  • meine Ansichten und Erfahrungen zur Frage “Stativ – ja oder nein?” :

    —> “Kommt drauf an”

    Ich fotografiere seit Jahrzehnten, hauptsächlich Landschaft, aber auch Stills, Makro und Porträt, wenig bis gar nicht “Street” .
    Man möge mir verzeihen, wenn ich dem Verständnis zuliebe ezunächst inen historischen Kontext herstelle…

    In den alten Analogzeiten war ein Stativ bei Landschaft/Still unabwendbar, wollte man hochauflösende UND scharfe Bilder. Das brachte insofern etwas, wenn man auch hochauflösende Filme benutzte, wie Kodachrome 25 (ja, nur 25 ISO – heute unvorstellbar, aber damals extrem feinkörnig) oder gar Kodak technical Pan (da waren 25 ISO durch Neofin Doku bereits “gepusht”, aber der Film bot sagenhafte 1000 Linien/mm, war ursprünglich für Luftaufklärung entwickelt worden) oder den sensationellen Kodak Ektar 25…

    Das brachte aber nur etwas, wenn man auch die besten auf dem Markt verfügbare Objektive verwendete – heutzutage bei hochauflösenden Kameras ebenfalls limitierend, was die reine Auflösung anbelangt. Dafür kann man heutzutage problemlos bis mindestens 800 ISO gehen… das sind volle 5 Blenden, was die Belichtungszeit drastisch verkürzt, auch bereits ohne IBIS.

    Nun zum Thema:

    Wer wie ich die Freude hatte, eine Weile in der windigen Bretagne zu leben, benötigte noch bis vor wenigen Jahren dort auch bei ISO 800 mit einer 5D III für Landschaft an der Küste zumeist noch ein SEHR STABILES Stativ – und zwar wegen des oft genug starken und sehr böigen Windes. Und Aufnahmen im wunderbaren Licht der Bretagne machen erst richtig Freude, wenn durch kräftigen Wind oben ständig neue Wolken- und Lichtformationen und unten wildes Meer zu sehen sind… ich schaffte mir damals als “endgültige Lösung” das stabile und sehr teure Gitzo 54xx (Kohlefaser, daher recht leicht) an, ersetzt meinen Arca Monoball aus den 80ern durch einen leichten, tollen Arca p1 Monoball. So war das durchaus gut tragbar und extrem stabil, bei extremem Wind hat man noch den Fotorucksack mit der damals schwere DSLR-Ausrüstung an das Stativ gehängt… Der ARCA p1 wird total unterschätzt, er hält bombenfest und ist in seiner Gewichtsklasse m.E.n. unerreicht gut und flexibel, mein Tip an Interessenten.

    Wer extrem hochwertige Objektive an hochauflösenden Kameras nicht nur nutzen will, sondern auch davon maximal profitieren will, der kommt bei statischen Motiven nicht an einem Stativ vorbei. Die diversen Schnelladapter stellen in wenigen Sekunden eine bombenfeste Verbindung zwischen Kamera/Objektiv und Stativkopf her.

    Trotzdem gibt es gerade bei manchen Landschaftsaufnahmen oder auch einmal anderen Motiven ganz kurze Momente, wo das Licht oder andere Motivbestandteile nur wenige Sekunden existieren, bspw. ein Sonnendurchbruch durch Wolkendecke, bevor man das Stativ aufgebaut hat. Da ist man heutzutage mit IBIS, OIS und Co selbstverständlich in einer besseren Situation – aber bei den meisten Aufnahmen geben Stativaufnahmen bessere (im Sinne von SCHÄRFERE) Bilder.

    Damals habe ich mir auch das “dickste” Kohlefaser-Einbeinstativ von Gitzo gekauft und den genialen flexiblen , deutlich stabilisierenden Fuß eines Monostat-Einbeins daran gebastelt. Monostat war damals DAS Einbeinstativ schlechthin für alle Pressefotografen, hatte jedoch den schritt hin zu Kohlelager verschlafen und verkaufte am Ende nur noch die Drehfüße zu einem Apothekenpreis….

    Ein Einbeinstativ war zumindest damals das beste aus zwei Welten, wenn man eine gewisse Stabilität wollte, aber trotzdem rasch auf spontane Situationen reagieren können wollte. Es gibt sehr effiziente Tricks, mit denen man ein hohes Einbeinstativ so am Körper halten kann, daß man selbst mit seinen eigenen 2 Beinen mit dem Einbeinstativ recht stabile Positionen auch für kritische Belichtungszeiten erreichen kann.

    Allerdings glaube ich, daß heutzutage OIS und IBIS sogar einem gut gehaltenen Einbeinstativ mindestens ebenbürtig sind, daher sind Einbeinstative heutzutage in so einem Fall einfach “out”, denn man kann bekanntlich (bis jetzt) nicht beides kombinieren.

    Bliebe das Dreibein-Stativ… hier kann man ausserhalb von Situationen mit starkem Wind durchaus mit den heutigen, leichteren Systemkameras wie dem Fujifilm x-System “downgraden”, was die absolute Stabilität im Vergleich zu den sauschweren KB-DSLR Systemen mit ihren schweren Objektiven anbelangt. Der besagte p1 Kopf wiegt nur um 300g, das Kohlenfaserstativ darf 1-2 Stabilitätsklassen geringer sein. Damit ist man heutzutage in einem Bereich wie zuvor mit dem maximal stabilen Einbeinstativ.

    Daher ist ein modernes Stativ mit einem kleinen, aber hochwertigen Stativ eigentlich nicht mehr ein gewichtsrelevantes Problem:
    In meinen kleinsten Lowe Slingshot, der nur so groß ist wie einen mittelgroße Damenhandtasche passen 2 XE-Gehäuse, sowie mindestens 4 Fujiobjektive, dazu noch wahlweise diverses Zubehör wie 3 Ersatzbatterien, externer Blitz Etc.
    Trotzdem ist er total leicht – da kann man bei Landschaftsaufnahmen noch problemlos ein 2-2,5 kg schweres Stativ mit Kopf in der Hand halten oder über die Schulter hängen.

    wer meine Ausführungen nicht glaubt, der möge einfach mal selber testen, indem er Landschaftsaufnahmen sowohl mit einem GUTEN Stativ als auch aus der Hand macht… danach dürfte der Fall klar sein – zumindest bei sehr hohen Ansprüchen und sehr hohen Auflösungen.

    Trotzdem schreitet die Technik immer weiter – also wird die Grenze der Notwendigkeit eines Stativs rein von der technischen Bildqualität her weiter in die Ferne geschoben, aber sie besteht noch.

    Wer wirklich kontemplative Landschaftsfotografie betreiben möchte und auch gerne mal länger an einem Motiv verweilt, bis Licht, Wolken und/oder Sonstiges “jetzt wirklich passen”, der kommt im Grunde an einem Stativ nicht vorbei: Alles ist eingestellt, man muss nur noch entspannt den Fernauslöser oder behelfsweise den Selbstauslöser bedienen. Gilt natürlich nicht für Diejenigen, welche sich lieber stundenlang mittels Photoshop ihre Bilder zusammen komponieren, anstatt vor Ort echte, authentische Landschaftsfotografie zu betreiben…

    Allen gutes Licht
    DWL

  • Ein möglicherweise interessanter Hinweis für den Einen oder Anderen:

    Laut eines Vertreters von Fuji Deutschland ist bei der X-T4 bedingt durch die verdoppelte Abtastfrequenz und schnellere Reaktion des IBIS keine Verschlechterung der Bildqualität mehr beim Betrieb am Stativ zu befürchten. Trotzdem kann man die IBIS ja weiterhin im Menue abschalten.

Journalist, Fotograf, Fototrainer Peter Roskothen

Willkommen bei *fotowissen sagt Peter Roskothen im Namen aller Autoren.

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