Alle zwei Jahre wird ein riesiger Hype um die Photokina gemacht. Aber wirkliche Innovationen sucht man im Jahr 2010 vergeblich.
Inhaltsverzeichnis
Photokina 2010 ohne große Innovationen
Die ganz großen Innovationen sind vorbei und es wäre Zeit sich von Seiten der Hersteller um die kleinen Verbesserungen zu kümmern. Und die gibt es, aber man muß genau hinsehen. Neu sind Systemkameras, die kein Spiegelreflexsystem haben, sondern einen realtiv großen Sensor, Wechselobjektive und eine Livebild im Display und optional einen elektronischen Sucher zum Aufstecken auf den Blitzschuh. Somit sieht man auf dem Display oder im Sucher das Bild des jeweiligen Objektives. Der Sucher und das Livebild sind gewöhnungsbedürftig.
Auch 3D ist ein Hype in der Fotografie der in Wirklichkeit nicht neu ist, sondern nur wieder digital belebt wird.
Mehr Megapixel gefällig?
Canon entwickelt mit weiter wachsenden Auflösungszahlen beim neuen SLR(Spiegelreflex)-Modell 60D (18 Megapixel). Für Canon gilt scheinbar immer noch die Devise: je mehr Megapixel desto besser. Das stimmt leider nicht in Bezug auf das Rauschen dieser dichten Pixel auf dem Sensor! Die neue 60D SLR ist ein Plastikgehäuse und es fehlen die aus dieser Baureihe gewohnten Bedienelemente. Zudem ist das Finetuning der Schärfe für Objektive den Planern zum Opfer gefallen. Neu ist nur das Klappdisplay und der hohe Preis (etwa 1.250,- mit Standardobjektiv). Sollte die 60D vielleicht besser 600D heißen? Für rauscharme Reportage steht jetzt nur noch die sehr teure und viel zu schwere 1D-Baureihe zur Verfügung. Was fehlt ist eine leichte, rauscharme und schnelle 12 Megapixel-Kamera im Vollformat. Bei Canon versteht man immer noch nicht, daß eine Reportagekamera in 6 Stunden etwa ein- bis zweitausendmal angehoben wird und dann leicht Tonnen Gewicht für den Fotografen zu bewältigen sind. Dadurch entstehen Berufskrankheiten! Unverständlich in dem Zusammenhang ist für mich, daß Batterien oder Akkus im Blitz sein müssen (hohes Gewicht), auch wenn ein externes Batteriefach angeschlossen wird.
Somit ist Canon in diesem Jahr höchstens für Amateure interessant (auch neue Bridge-/Kompaktkameras) und vielleicht wegen neuer Objektive auch für Profis. Das 8-15mm Weitwinkel ist im Bereich vor 15mm am Rand dunkel und bildet bei 8mm ein Fischauge auf Vollformatkameras. Es ist daher eher nicht für Objektfotografie, sondern für Effektfotografie interessant. Immerhin: die neue Bridgekamera G12 wurde, wie auch schon die Vorgängerin G11, wurde im Vergleich zur älteren G10 in der Auflösung reduziert auf 10 Megapixel. Hier versucht man das Rauschverhalten zu verbessern. Testberichte über die G11 waren deutlich positiv. Leider waren auch beim Vorgänger die hohen ISO-Bereiche nicht sehr gut gelöst (wenig Saturation und Detail). Dieses Problem haben aber alle Kameras mit relativ kleinem Sensor bei hohen ISO-Werten.
Nikon 700D
Nikon stellt keinen Nachfolger der bereits legendären 700D vor. Die 700D ist so populär im ambitionierten Amateurlager und Profilager ist, daß man die Kamera mit dem fabelhaften Rauschverahlten kaum toppen kann. Beim Gelben Riesen findet man hingegen die D7000 und D3100 für Amateure und diverse kleinere Kameras. Leider sind auch die neuen Spiegelreflex mit höheren Megapixeln (16MP/14MP) versehen, so daß man ein Wettrennen der Marktführer vermuten würde. Als Profi fragt man sich unweigerlich: wer braucht als Amateur so viel Pixel? Was für ein Quatsch vor allem auch in Hinsicht auf die Weiterbearbeitung und die nötigen hohen Rechnerleistungen!
Adobe nicht vertreten
Sucht man die fotografisch logische Weiterbearbeitungssoftware von Adobe so wird man vom Konzern leider ausgebremst. Adobe nimmt nicht selber teil. Also kann man sich weder Photoshop CS5, noch Lightroom 3 auf der Photokina ansehen. Wie schlecht für Adobe und die Kunden!
Apple iMac
Auffällig auf der Messe: jeder zweite Stand setzt einen 27 Zoll iMac von Apple ein. Schicke und brilliante Rechner helfen Software vorzuführen und Fotos zu zeigen. Weiter auffällig: mehr Besucher sind bei den Hardwareprodukten zu finden als bei den ausgestellten Fotos. Es gibt auf der Photokina wunderbare Fotos und Ausstellungen, aber leider dreht sich der Mensch mehr um Technik und weniger um die Inhalte. Das ist meiner Meinung nach eines der größten Mankos im Zeitalter der Digitalfotografie. Alle reden über die Kameratechnik und nur wenige über Bildgestaltung. Als ob die Kamera das Foto macht.
Fotoausstellung
Eine der schönsten Fotoausstellungen findet sich bei Olympus, die auf der Messe ihre neue “Pen” vorstellt. Diese kleine kompakte Systemkamera mit Digitalsucheroption und Wechselobjektiven ist für die Straße gedacht, zum schnellen und einfachen Mitnehmen und zum überlegten Fotografieren. Die “Pen” wurde verschiedenen Fotografen von Olympus zur Verfügung gestellt und herausgekommen sind tolle Farb- wie Monochromfotos. Besonders beeindruckt haben mich die schwarz-weiss-Aufnahmen von Horst Binder. Aber auch die anderen sind absolut sehenswert und herausstechend.
EIZO und NEC
Von Eizo und NEC (auch andere Hersteller) gibt es neue interessante hardwarekalibrierbare Monitore zwischen 22 und 30 Zoll. Profifotografen und Designer/Agenturen haben ihren Spaß an den exakten Farbverläufen, die jetzt möglich sind und durch die Kalibrierung auch verbindliche Ergebnisse zeigt. Was hilft das Arbeiten an billigen Monitoren, wenn hinterher alle RAWs falsch entwickelt wurden? Eine Kalibrierungssoftware & -Hardware ist also in jedem Falle nötig für ambitionierte Fotografen, besser auch ein hochwertiger Monitor. Bei NEC fehlte es wohl am Stand an einem USB-Kabel, weshalb der 27 Zoll Monitor deutlich zu rot zeichnete. Das war bei EIZO alles eine Stufe professioneller und vertrauenserweckender gelöst. Zielgruppe ist bei beiden Unternehmen eindeutig der Profifotograf oder -designer/-layouter.
Erstaunlich ist die Investitionsfreudigkeit mancher Männer in Kameras oder Objektive, bei gleichzeitiger illegaler Nutzung von Software, die nicht lizenziert wurde. Das passiert sogar im Profibereich und ist für mich dort noch unverständlicher. Adobe Lightroom ist für nur EUR 300,- zu erhalten und selbst das scheint vielen Menschen nicht die Investition wert zu sein. Wir reden hier von Urheberrechtsverletzungen, die gerade für Fotografen so wichtig sein sollten, wird doch großer Wert darauf gelegt, daß das eigene Foto eben nicht ohne die entsprechenden Rechte genutzt wird. Dazu habe ich auf der Photokina zu wenig Anstoß oder Erklärung gefunden.
Tip: Genau hinsehen sollte man bei den Fotoausstellungen in vielen Hallen. Darunter sind Naturfotos oder auch Straßenaufnahmen vom Allerfeinsten. Zu erwähnen ist der Besuch in Halle 1 oder der Fotowettbewerb in Halle 5.1 und weitere Kleinode in vielen anderen Nischen.
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Ich bedanke mich bei Peter Roskothen für das dicke Lob im 6. Absatz.